Gründer der Woche: Sharemagazines – Lesezirkel digital

Gründer der Woche 33/16


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Das Oldenburger Start-up Sharemagazines bietet einen digitalen Lesezirkel an, mit dem man über ein Handy oder Tablet Magazine oder Tageszeitungen lesen kann. Über die Herausforderungen eines Location-based-media-Anbieters sprechen wir mit dem Co-Gründer Jan van Ahrens.

Wie sind Sie und Ihre Mitstreiter Oliver Krause, Gunnar Sieweke, Emrah Gencer und Artur Malek auf Ihre Geschäftsidee gekommen?

Die Idee zu Sharemagazines kam einem der Gründungsmitglieder im Gespräch mit seinem Vater. Die Diskussion führte zur Frage, ob Zeitschriften und Magazine nicht eigentlich eine ziemliche Papierverschwendung seien, da sie privat oftmals nur einmal gelesen würden, und ob es nicht Möglichkeiten gäbe, eine ökonomische Weitergabe kurzlebiger Printmedien an andere interessierte Leser zu organisieren, die den Mehrwert von Zeitschriften erhöhen könnte. Später auf einer längeren Reise kam dann beim Frühstück die zündende Idee – ein digitaler Lesezirkel.

Was genau ist Sharemagazines?

Wir ermöglichen als Location-Based-Media Anbieter das Lesen von Tageszeitungen und Magazinen auf iOS- oder Android-Geräten in den Räumlichkeiten unserer Vertragspartner. Wir bieten mittlerweile mehr als 150 verschiedene Tageszeitungen oder Magazine (u.a. Business Punk, Stern, Capital) an. Derzeit gibt es über 100 Locations deutschlandweit, die den Sharemagazines-Service anbieten. Dazu gehören Restaurants, Arztpraxen, Kliniken, Hotels oder Friseursalons. Die Einrichtung funktioniert per GPS, WLAN oder Beacon-Technologie. Der Preis beträgt für Restaurants, Praxen oder Salons 39,90 Euro pro Monat. Für Kliniken oder Hotels fertigen wir zugeschnittene Angebote an.

Wann haben Sie gegründet und was waren die wichtigsten Steps in der Startphase?

Wir haben die Sharemagazines GmbH 2014 gegründet. Ein wichtiger Aspekt der Gründung war der Gewinn des Gründerpreises der Universität Oldenburg. Das hat der Idee und vor allem den Beteiligten einen enormen Schub verpasst. Wir waren schlagartig in der Region bekannt und konnten ein gutes Netzwerk aufbauen.

Und wie finanzieren Sie sich?

Zu Beginn haben wir uns selber finanziert durch die Hilfe von Familie und Freunden. Mit dem ersten Prototypen konnten wir schließlich drei Business Angels für unsere Idee gewinnen.

Sie sitzen in einem Gründerzentrum in Oldenburg. Welche Vorteile haben sich dadurch ergeben?

Wir haben natürlich fern der großen Start-up-Welt gegründet – also nicht in Berlin, Hamburg oder München. Hier in Oldenburg gibt es aber eine beachtliche Green-IT Bewegung, die sich besonders im Technologie und Gründerzentrum in Oldenburg (TGO) tummelt. Hier durften wir auch direkt zur Gründung ein Büro beziehen. Neben interessanten Seminaren zu diversen Themen gibt es vor allem zahlreiche Hilfestellungen für Gründer. Dazu gehört die Telefonzentrale, die Postzentrale und ein kleines, sehr engagiertes Team, das sich immer um das Wohlbefinden der Gründer kümmert.
Ganz aktuell haben wir aber auch noch ein Büro in Hamburg eröffnet, das uns mehr Nähe zu großen Verlagen und Zugriff auf hunderte Gastronomien ermöglicht.

Nun wieder zu Ihrem Service. Gibt es vergleichbare Produkte bzw. Systeme?

Zu unseren deutschlandweiten Konkurrenten gehören aktuell Tabcircle und Boheme. Mediaspot bietet einen ähnlichen Service, aber auf Berlin begrenzt. Aktuell arbeitet auch der Verband Deutscher Lesezirkel an einer App. Indirekt konkurrierend sind natürlich Anbieter wie Readly oder Blendle. Bei diesen Lösungen zahlt aber der Leser und nicht die Location.

Ich könnte mir vorstellen, dass die Verhandlungen mit den Verlagen nicht ganz einfach waren. Wie haben Sie es geschafft, die großen Verlage ins Portfolio zu bekommen?

Das war tatsächlich die größte Herausforderung und der Beginn gestaltete sich dabei auch wirklich schwer. Man steht ja in gewisser Weise in Konkurrenz zur verlagsinternen Digitalstrategie und die Sorge sich selbst zu kannibalisieren war groß. Die Sorge wich aber immer dann schlagartig, wenn wir die Chance hatten, das Produkt persönlich vorzustellen. Auch hier gilt die alte Regel, dass das persönliche Vis-a-vis enorm wichtig ist. Auch die App wurde eigentlich immer positiv angenommen und überzeugte die Verlage.

Welche Auswirkung hat das Wegfallen der sog. Störerhaftung für ein Business-Prinzip wie Sharemagazines?

Der Wegfall hat uns einen enormen Schub verpasst. Durch die Neuregelung können gewerbliche Betreiber von WLAN-Hotspots nicht mehr für Rechtsverletzungen von Nutzern haftbar gemacht werden. Das war bisher ein enormer Bremsfaktor für den gewerblichen Ausbau des WLN-Netzes in Deutschland. Jetzt da diese Hürde übersprungen ist, werden viele mögliche Kunden nachrüsten und sich dann auf die Suche nach passenden Angeboten machen, das WLAN umfassend zu nutzen.

Was sind Ihre nächsten unternehmerischen Schritte?

Wir verbessern unsere App natürlich stetig weiter und basteln an neuen Ideen. Zudem haben wir ein neues Feature hinzugefügt, mit dem ein Betreiber einer Location eigene Inhalte hinzufügen kann, wie bspw. Werbeflyer, neue Speisekarten oder sonstige Infos. Zudem sind wir derzeit in Verhandlungen mit Bahn-Betreibern und Fernbus-Anbietern, um sharemagazines auch in mobilen Locations verfügbar zu machen.
Ganz aktuell arbeiten wir auch an der Möglichkeit, die lesbaren Publikationen auch außerhalb der Locations zugänglich zu machen. Sprich ich kann das Magazin, das ich innerhalb eines Restaurants oder Praxis gelesen hab auch gleich kaufen.

Zu guter Letzt - Was raten Sie anderen Gründern aus eigener Erfahrung?

Stetig „netzwerken“ – wer umtriebig ist, Tagungen oder Messen besucht, der wird immer wieder auf interessante Personen treffen, die einem weiterhelfen, den richtigen Blick auf das eigene Unternehmen zu haben. Wir hatten auf diversen Meetings das Glück, Menschen zu treffen, die uns tolle Denkanstöße gaben.

Hier geht’s zu Sharemagazines

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Die EY Startup Academy geht in ihre 7. Runde – jetzt bewerben

Die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (EY) hat sich mit seinem Motto Building a better working world unter anderem der Förderung des Fortschritts verschrieben. Die EY Startup Academy stellt in diesem Rahmen einen weiteren Schritt zur Fortentwicklung unternehmerischer Innovation durch Startups dar.

Ab dem 14. September 2023 startet wieder das 6-wöchige Programm. Mehr Infos zur EY Startup Academy erhaltet ihr hier: How far can you go? - EY Startup

Gut zu wissen: Die EY Startup Academy freut sich in dieser Runde speziell auf Bewerbungen von Start-ups aus den Bereichen Embeded Finance, ESG&Sustainable Finnace, Web3&Digital Assets.

Hier geht’s zur Bewerbung


Mehr Infos gefällig? Hier gibt's das Wichtigste auf einen Blick!

Was ist die EY Startup Academy?

  • Die EY Startup Academy ist ein 6-wöchiges Programm, bei dem ausgewählte Startups die einmalige Chance bekommen, ihr Geschäftsmodell und dessen Hauptkomponenten durch strukturierte Hilfe und Beratung von EY-Experten verbessern zu können.
  • Das Programm läuft von Mitte September bis Mitte November 2023. Die Teilnahme ist kostenfrei.
  • Das Programm richtet sich an Tech Startups, welche die Alpha-Phase durchlaufen haben, bereits ein Minimum Viable Product oder einen Proof of Concept vorweisen können und innerhalb der nächsten 12 Monate eine Finanzierung anstreben. In diesem Jahr werden erstmalig drei Schwerpunktbereiche vertreten sein: Embedded Finance Solution, Web3 & Digital Assets und Sustainable Finance / ESG FinTechs.
  • Die EY Startup Academy besteht aus einer Reihe von Workshops und Training-Events, die von EY in Frankfurt angeboten werden. Zusätzlich werden Fireside Chats mit Investor*innen und ausgewählten Corporates sowie Founders Chats mit bereits erfolgreichen Gründer*innen zum Erfahrungsaustausch durchgeführt. Insgesamt finden im Rahmen des Programms über 30 Veranstaltungen statt.
  • EY veranstaltet die Startup Academy zusammen mit Austrian Angels Investors Association, BERLIN-CHEMIE AG, BlackWood Capital Partners, Business Angels FrankfurtRheinMain, C3 Management, Campus Founders, CTG Consulting, Deutsche Bahn Digital Ventures, Dieter von Holtzbrinck Ventures (DvH Ventures), GE Healthcare, HIGHEST, High-Tech Gründerfonds (HTGF), IBM, neosfer, neoteq ventures, seed + speed Ventures, SixThirty Ventures, Sparkassen Innovation Hub, SpeedInvest, StartingUp, STATION, TechQuartier, UPSTART und W&W-Gruppe.
  • Die EY Startup Academy ist Ausdruck des EY-Engagements, das Startup Ökosystem und die Gründer*innen bei ihrer Reise „from Idea to Exit“ zu unterstützen. Mit diesem Programm hilft EY Startups bei schwierigen Fragestellungen rund um Steuern, Audit und Finanzierung/Bewertung. Wir hinterfragen mit der Brille des Investors Business Plan, Skalierungsfähigkeit von Organisation und IT, sowie rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen mit dem Ziel, dass Startups sich auf ihre Kernaktivitäten fokussieren und ihre Investor Readiness schnellstmöglich erreichen können. Die EY Startup Academy trägt damit zum nachhaltigen Wachstum des Ökosystems für Startups in Europa bei – das ist die gelungene Interpretation von Building a better working world.

Was ist der Mehrwert für euch als Teilnehmer*innen der EY Startup Academy?

  • Langfristige, honorarfreie Begleitung durch EY in strategischen und operativen Fragestellungen auch in späteren Stufen der Unternehmensentwicklung
  • Zugang zum EY Ökosystem für Startups: Academy Alumni Club, Entrepreneur of the Year, Zugang zu globalen und regionalen EY Events
  • Konzentrierter Wissenstransfer in Bereichen, die für Startups von zentraler Bedeutung sind
  • Zahlreiche Möglichkeiten zur Vernetzung mit Investor*innen, Corporates, erfolgreichen Gründer*innen und anderen Startups
  • Kostenfreier Zugang zum TechQuartier mit jeweils zwei Arbeitsplätzen für die Dauer des Programms
  • Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro und das EY Startup Academy Siegel, mit dem ihr werben könnt
  • Bühne, um eure Bekanntheit zu steigern
  • Exklusiver Zugriff auf proprietäre EY Tools, die den Innovationszyklus ganzheitlich abdecken und ständig weiterentwickelt werden auf Basis des weltweiten EY Ökosystems von Startups und Entrepreneur*innen. EY Growth Navigator hilft Strategien und Wachstumspläne zu evaluieren und entwickeln, EY VentureBuilder hilft markt-orientierte Produkt-Roadmaps ganzheitlicher zu entwickeln und umzusetzen, EY Finance Navigator hilft Finanzpläne entwickeln und Geschäftsmodelle zu modellieren.

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Proxima Fusion: Münchner Start-up sichert sich 7 Mio. für Hochleistungsstellarator

Proxima Fusion, ein Start-up, das Fusionskraftwerke auf der Grundlage des Stellarator-Konzepts entwickelt, hat sein Pre-Seed-Fundraising in Höhe von 7 Millionen Euro abgeschlossen. Den Lead übernahmen die Beteiligungsgesellschaften Plural und UVC Partners, dazu kommen High-Tech Gründerfonds (HTGF) und die Wilbe Group.

Proxima Fusion ist das erste Spin-out aus dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP): Das Start-up wurde von ehemaligen Wissenschaftlern und Ingenieuren aus dem Max-Planck-IPP, dem MIT und Google-X gegründet. Ziel der Gruppe ist es, in den kommenden Jahren einen neuen Hochleistungsstellarator zu entwickeln. Proxima Fusion plant, dass das erste Fusionskraftwerk auf Basis eines Stellarators in den 2030er Jahren entsteht.

Fusionskraftwerk auf Basis eines Stellarators

Auch Sterne erzeugen Energie durch Fusion. Die am besten erforschte Methode, Fusion auf der Erde zu ermöglichen, ist das Einschließen hochenergetischer, ionisierter Materie, sogenanntes Plasma, in Magnetfeldern. Große Maschinen wie Tokamaks und Stellaratoren nutzen dazu einen donutförmigen, magnetischen “Käfig”. Dazu verwenden Stellaratoren eine Vielzahl komplexer Elektromagneten außerhalb des Plasmas, während Tokamaks einfache, externe Elektromagneten mit einem großen Strom innerhalb des Plasmas kombinieren.

Dadurch ist das Design eines Tokamaks zwar einfacher, aber der große Strom führt zu Schwierigkeiten bei der Stabilitätskontrolle des Plasmas, die beim Stellarator nicht auftreten. Moderne Anlagen mit magnetischem Einschluss können bereits routinemäßig Plasmen mit mehr als 100 Millionen Grad erreichen – das ist in etwa zehnmal so heiß wie das Zentrum unserer Sonne. Die Chance, die Fusion als sichere, saubere und höchst effiziente Energiequelle zu nutzen, motiviert die akademische Forschung seit vielen Jahrzehnten.

Die Arbeiten von Proxima Fusion bauen auf dem Wendelstein 7-X (W7-X) des IPP’s auf, dem mit Abstand fortschrittlichsten Stellarator der Welt. Das Design von Stellaratoren ist zwar deutlich komplexer als von Tokamaks, aber sie bieten entscheidende Vorteile für ein Fusionskraftwerk: Sie können mit weniger operativem Aufwand im stationären Zustand betrieben werden und bieten eine attraktive Lösung für die Bewältigung der Wärmebelastung der Materialoberflächen.

Die ersten Stellaratoren waren noch mit großen Nachteilen behaftet: u.a. schlechter Plasmaeinschluss bei hohen Temperaturen, hohe Verluste an Fusionsprodukten und schwer einhaltbare Konstruktionstoleranzen.

Viele dieser Probleme konnten in den letzten Jahren jedoch gelöst werden: "Die experimentellen Fortschritte von W7-X und die jüngsten Fortschritte bei der Modellierung von Stellaratoren haben das Bild radikal verändert", erklärt Francesco Sciortino, Mitbegründer und CEO von Proxima Fusion. "Stellaratoren können inzwischen die Hauptprobleme von Tokamaks überwinden und signifikant weiterentwickelt werden, wodurch die Stabilität des Plasmas verbessert und stationäre Spitzenleistungen erreicht werden."

Die Leistung von Fusionsanlagen wurde in der Vergangenheit mit dem "Tripelprodukt" aus Dichte, Temperatur und Einschlusszeit quantifiziert. Seit der Inbetriebnahme im Jahr 2015 hat W7-X schnell zu den fortschrittlichsten Tokamaks aufgeholt, die bisher zusammengenommen weitaus mehr Mittel erhalten haben. Allerdings sagt das Tripelprodukt wenig über die technische und wirtschaftliche Tragfähigkeit eines Fusionskonzepts als Grundlage für ein Kraftwerk aus.

W7-X kann auch hier überzeugen: Sein im Februar 2023 erzielter Rekord beim Energieumsatz, d.h. der gesamten Heizleistung multipliziert mit der Dauer des Experiments, ist nur der jüngste Beweis dafür, dass Stellaratoren wie W7-X in einer Reihe wichtiger Aspekte überlegen sind.

Stellaratortechnologie in Deutschland Weltspitze

Jorrit Lion, Mitbegründer und Experte für die Modellierung von Stellarator-Kraftwerken, sagt: "Die deutsche Regierung hat über Jahrzehnte mit visionären Investitionen die Stellaratortechnologie in Deutschland bis zur Weltspitze vorangebracht. Auf dem dadurch geschaffenen Know-how in Instituten und Unternehmen können wir nun als Startup aufbauen. Wir bündeln jetzt diese Expertise um Fusionsenergie aus Stellaratoren ans Netz zu bringen."

Martin Kubie, der nach einem Jahrzehnt Arbeit im Formel-1-Team von McLaren, bei Google-X und dessen Ausgründung Wing zu seinen Mitgründern dazugestoßen ist, ist sich der harten Arbeit bewusst, die vor dem Team liegt: "Die Fusion ist die Herausforderung unserer Zeit. Unsere Aufgabe wird es sein, sie zu einer kommerziellen Realität zu machen. In den nächsten 12 Monaten wird sich Proxima Fusion in Zusammenarbeit mit seinen akademischen und industriellen Partnern auf die Fertigstellung eines ersten Designs für ein Fusionskraftwerk konzentrieren."

GameChanger des Monats: Wombly – Kinderkleidung für individuelle Bedürfnisse

Die Gründerinnen Jana Walther, Lena Förster und Lina Phyllis Falkner sind mit Wombly angetreten, um sog. Adaptive Kinderkleidung – also individuell anpassbare Kleidung für Kinder mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen – schön, funktionell und sozial verträglich zu machen. Mehr dazu im Interview mit Lina, Lena und Jana.

Wir haben euch als GameChanger des Monats ausgewählt, weil ihr Kindern mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen zu bequemer und individuell anpassbarer Kleidung verhelfen wollt. Was treibt euch im Sinne eines Game Changers an?

Lina: Wir haben angefangen zu adaptiver Kinderkleidung zu recherchieren und waren davon echt angefasst. Diese Ungerechtigkeit hat uns erschüttert – warum kümmert es niemanden, dass es für Kinder mit Beeinträchtigung keine Kleidung gibt? Gleichzeitig haben wir uns geschämt, dass uns das vorher auch nicht klar war.
Wir haben alle drei mit den bekannten negativen Aspekten der Modebranche gehadert. Auf einmal bot sich die unverhoffte Chance, einen wirklichen Mehrwert mit Kleidung zu erschaffen.

Lena: Abgesehen davon bewegt uns das oft recht emotionale Feedback der Eltern. Wir bieten trotz allem ein kommerzielles Produkt an. Dass Eltern dafür dann noch dankbar sind, zeigt, wie groß der Bedarf ist. Uns motiviert das extrem, dass Menschen sich so freuen über etwas, das wir erdacht und entwickelt haben.

Jana: Das beides treibt uns an, jeden Tag.

Wann und wie seid ihr auf die Idee zu Wombly gekommen?

Lena: Meine Schwester hatte ein 27.-Woche-Frühchen geboren und meine Mutter versuchte, Kleidung für die Kleine zu finden und war ratlos, weil es kaum etwas Praktisches zu kaufen gab. Sie war diejenige, die zu mir sagte: warum macht ihr nicht Kleidung für Frühgeborene? Ich erzählte Lina davon und wir begannen, zu recherchieren.

Lina: Ich erzählte dann natürlich meinem Umfeld von der Idee. Meine Schwägerin arbeitet als Kinderkrankenschwester in der mobilen Nachsorge und kümmert sich um Kinder, die nach längeren stationären Aufenthalten wieder zuhause und noch auf medizinische Versorgung angewiesen sind. Sie schlug buchstäblich die Hände über dem Kopf zusammen, als sie von der Idee hörte: „Macht doch bitte auch was für größere Kinder mit Bedarf!“ Das war Anfang 2021. Seitdem arbeiten wir an dem Projekt.

Was waren dann die wichtigsten Meilensteine von der Gründung von Wombly bis zur Entwicklung eurer innovativen Kleidungsstücke?

Lena: Als wir letztes Frühjahr ein Crowdfunding über Startnext starteten, traten wir zum ersten Mal mit dem Konzept und den ersten Produkten an die Öffentlichkeit. Das war ein wichtiger Schritt für unsere Motivation, so viele begeisterte Reaktionen, erste Käufe und Pressebeiträge zu erleben nach einem Jahr Arbeit im Stillen, ohne Feedback, ohne proof of concept.

Lina: Kurz darauf wurden wir über die HU Berlin in das Berlin Startup Stipendium Future Health aufgenommen. Das war nicht nur ein weiterer Mutmacher, sondern ermöglichte auch durch die vom Stipendium zur Verfügung gestellten Gehälter erstmals, dass wir unsere Jobs aufgeben und uns vollständig dem Unternehmen widmen konnten.

Jana: Schließlich fanden wir im Sommer auf schicksalhaftem Wege einen Angel Investor, der auch als Business Head bei uns mit einstieg. Dann konnten wir die GmbH gründen, ein Büro beziehen und Mitarbeitende einstellen.

Nun zu Wombly. Was ist das Besondere an eurer Kleidung und wie hebt ihr euch von den großen Playern in der Modebranche ab, die ja seit kurzem auch partiell Adaptive Kinderkleidung anbieten?

Lina: Unsere Kleidung ist aus dem Wunsch entstanden, wirklich Abhilfe im Alltag zu schaffen für Kinder, die auf medizinische Versorgung angewiesen sind – und für ihre Eltern. Wir funktionieren also Bottom-Up: Wir sprechen mit Eltern oder Pfleger*innen, sehen uns ein Bedürfnis an und entwickeln ein Kleidungsstück dazu, statt aus Socialwashing-Gründen irgendein Teil mit ins Sortiment zu nehmen, das irgendwo pro forma ein Stück Klett hat.

Jana: Wir investieren sehr viel Zeit, Geld und Womanpower in den Produktentwicklungsbereich. Heutzutage werden Kleidungsstücke mit minimalem Aufwand in Rekordzeit schnittechnisch entwickelt, damit sie so günstig wie möglich im Einkauf sind. Bei uns ist das Gegenteil der Fall: am Anfang steht der Bedarf, dann entwickeln wir einen Papierschnitt, durchlaufen verschiedene Inhouse-Musterungsschritte, dann Anproben, dann wieder Musterung. Die Teile sind wirklich sorgfältig durchdacht, wir fügen nicht nur einem bestehenden Produkt einen adaptiven Anschein hinzu.

DR. VIVIEN KARL: Female Health Start-up sammelt 1,5 Mio. Euro ein

Das Female Health Start-up DR. VIVIEN KARL DR. VIVIEN KARL wurde 2021 aus dem Bedürfnis nach einer exzellenten Lösung bei Intimtrockenheit geboren.

DR. VIVIEN KARL wurde 2021 von der Apothekerin Dr. Vivien Karl und Marketeer Julia Huhnholz gegründet und richtet sich mit ihrem ersten Produkt, einer Creme für Feuchtigkeitspflege gegen Intimtrockenheit. Die gemeinsame Mission der beiden Gründerinnen: Frauen über Intimpflege aufzuklären, das intime Wohlbefinden von Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen zu stärken und Themen rund um Intimgesundheit zu enttabuisieren. Ihre Vision: Die Nummer Eins Marke für Intimpflegeprodukte zu werden, der Frauen, Ärzt*innen und Apotheker*innen vertrauen, weil sie für gesunde Natürlichkeit und Ästhetik steht. Dafür launchte das Female Health Start-up im September 2022 sein erstes Produkt: Die Intimcreme 01.

Jetzt konnte das Start-up im Rahmen einer Pre-Seed-Finanzierung 1,5 Millionen Euro einsammeln. Neben Bestandsinvestoren wie den Angel Club better ventures konnte das Start-up Dieter von Holtzbrinck Ventures (DvH Ventures) als neuen Lead Investor sowie Tina Müller, ehemals CEO von Douglas, als neuen Angel und Mitglied des Beirats gewinnen. Mirko Caspar von Mister Spex ist ebenfalls als neuer Investor an Bord. Mit dem Geld möchte das Female Health Start-up die Distributionskanäle und das Team weiter ausbauen und erste klinische Studien durchführen.

„Mit dem erfolgreichen Abschluss der Finanzierungsrunde können wir nicht nur den Fokus auf den Ausbau unserer Distributionskanäle, die Erweiterung der Produktpaletten oder klinische Studien legen, sondern haben mit den gewonnen Angels und DvH eine unbezahlbare Expertise an Bord, sagt Dr. Vivien Karl. „Mit diesem Schritt kommen wir unserer Vision, die Go-to Brand für Intimpflege zu werden, einen deutlichen Schritt näher. Wir möchten mit unserer Arbeit und unserem Produkt Intimpflege gesellschaftsfähig machen und dafür hätten wir uns keine besseren Partner*innen wünschen können”, ergänzt Co- Gründerin und Managing Director Julia Huhnholz.

„Wir freuen uns sehr, dass wir erneut in DR. VIVIEN KARL investieren. Female Health ist leider immer noch ein Thema, das von zu vielen Investor*innen vernachlässigt wird – und das obwohl das Marktpotenzial der Female Health Themen, die Dr. VIVIEN KARL angeht, in Europa und den USA auf über EUR 420 Mrd. geschätzt wird. Wir sind uns sicher, dass DR. VIVIEN KARL in wenigen Jahren nicht nur vielen Frauen zu besserer Gesundheit verholfen haben, sondern auch als Marke ein feststehender Begriff für weibliche Gesundheit sein wird”, so Tina Dreimann, Gründerin und Geschäftsführerin von better ventures.

„DR. VIVIEN KARL ist nicht nur das erste Intimpflege-Start-up, in das DvH Ventures investiert, sondern auch eines der ersten Intimpflege-Startups überhaupt, das sich eines so wichtigen gesellschaftlichen Anliegens annimmt. Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit den beiden Gründerinnen daran zu arbeiten, das intime Wohlbefinden von Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen zu stärken und Themen rund um die Intimgesundheit zu enttabuisieren“, sagt Duc Quyen Tran, Partner bei Dieter von Holtzbrinck Ventures.

„Ich beurteile neue Business Konzepte danach, ob sie für Kund:innen von hoher Relevanz sind und sich vom Wettbewerb differenzieren. DR. VIVIEN KARL hat klar erkannt, dass der Markt der Intimpflege, vor allem getrieben durch die menopausale Hauttrockenheit, mit einer guten Lösung neu aufgerollt werden kann und durch die demographische Entwicklung immer größer wird. Eine Doktorbrand im Intimpflegebereich mit hervorragend wirksamer Rezeptur und einem Premium Design spricht völlig neue Zielgruppen an und wird aus meiner Sicht sehr schnell ein Bestseller werden“, sagt Tina Müller.

Gründer*in der Woche: CrewLinQ - mehr Work-Life-Balance in der Pflege

Die CrewLinQ GmbH wurde 2021 in Brandenburg von Constanze Büchner und Dr. Torsten Fiegler mit dem Ziel gegründet, bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege zu realisieren. Mehr dazu im Interview mit Co-Founderin und CEO Constanze.

Wann und wie bist du zusammen mit deinem Mitgründer Torsten auf die Idee zu CrewLinQ gekommen?
Ich habe einige Freunde und Familienmitglieder aus der Medizin und der Pflege und habe teilweise hautnah die Problematik des Pflegenotstands miterlebt. Nachdem ich den Burnout einer Freundin aus der Pflege mitbekommen hatte, entstand 2021 die Idee von CrewLinQ. Obwohl ich selbst ursprünglich aus einer völlig anderen Branche komme, gründete ich kurze Zeit später CrewLinQ. Mit Torsten als Co-Founder und Co-CEO habe ich seit Beginn des Jahres einen in Finanzen und Start-ups sehr erfahrenen und avisierten Kollegen an der Seite, mit dem wir CrewLinQ nun zum Wachsen bringen können.

Was waren dann die wichtigsten Steps von der Gründung von CrewLinQ, über die Software-Entwicklung bis hin zur fertigen Lösung?
Toll war, dass wir von Anfang an eine Klinik mit an Bord hatten, die als POC-Kunde und friendly customer wichtigen Input lieferte und sowohl für das Vertrauen von weiteren Kunden als auch für die Investoren-Suche immer hilfreich war. Wichtig war hier natürlich der erste Productlaunch. Daraufhin setzten wir unsere Seed-Finanzierungsrunde erfolgreich um und haben seitdem Brandenburg Kapital sowie einige strategisch wichtige Angels an unserer Seite. Vor ein paar Wochen konnten wir außerdem eine komplett neue Produktlinie herausbringen, die unsere Zielgruppe sowie unseren Markt deutlich erweitert.

Wie habt ihr die Produktentwicklung und damit auch euch selbst bislang finanziert?
Die ersten Monate war CrewLinQ gebootstrappt, nach einigen Monaten hatten wir einen ersten Business Angel in unserer Gesellschafterrunde, bis dann die besagte Finanzierungsrunde folgte.

Nun zu CrewLinQ. Was ist das Besondere an eurer Software und wie unterscheidet ihr euch von anderen Personalmanagement-Lösungen in der Gesundheits- und Pflegewirtschaft?
Man muss dazu wissen, dass in der Krankenhaus- und Pflegebranche sehr wenig digitalisiert ist. Da läuft noch viel per Telefon und man will es kaum glauben: per Fax. Unser Produkt setzt da an, wo eine gewöhnliche Dienstplanungssoftware an ihre Grenzen gerät: wir gehen auf die Nischenprobleme in der Pflegebranche ein, insbesondere auf das Ausfallmanagement für ein selbstbestimmtes, kurzfristiges Einspringen in Dienste – ein Prozess, der aktuell in den meisten Kliniken noch per Telefon abläuft. D.h. ein Dienstplanender telefoniert stundenlang, um Ersatz zu finden und Mitarbeiter*innen werden in ihrer Freizeit am Telefon massiv unter Druck gesetzt, dass sie doch bitte eine Schicht übernehmen. Bei uns funktioniert das mit ein paar Klicks per App. Auch gibt es bei uns das Add-on Poolmanagement für flexible Springerpools oder die Möglichkeit, extern bei Personaldienstleistern Dienste zu buchen – das wird vielerorts noch mit Fax erledigt. Wichtig ist, dass wir CrewLinQ wie ein Baukastensystem aufgebaut haben und sich jeder Kunde sein Produkt individuell zusammenstellen kann.

Wer sind eure Kund*innen bzw. wo kommt eure Software-Lösung zum Einsatz?
Antwort: Kund*innen sind allgemein Krankenhäuser, Pflegeheime und Personaldienstleister, der Fokus liegt hierbei immer auf der Pflege. Aktuell haben wir Kund*innen in Berlin, Potsdam, München und im Ruhrpott.

Was sind eure weiteren unternehmerischen To-do's und Vorhaben?
Wir bauen unser Team gerade stabil auf, damit wir weiter wachsen und neue Kunden gewinnen können. Im Sommer 2024 wollen wir unsere nächste Finanzierungsrunde auf die Beine stellen.

Nun noch etwas aus dem Nähkästchen geplaudert. Du hast ja nicht nur dein erstes Start-up gegründet und erfolgreich ans Laufen gebracht, sondern bist parallel dazu auch erstmals Mutter geworden. Wie hast du diese beiden ganz besonderen "Start-Projekte" erlebt bzw. auf einen für dich guten Nenner gebracht? Und welche Tipps hast du für andere Pregnant Founders?
Tatsächlich war unsere Finanzierungsrunde 10 Tage vor meinem Entbindungstermin. Unser Notar hatte vorher noch gescherzt, dass er auch ins Krankenhaus kommen könnte, wenn es vom Timing her knapp werden würde. Letztlich hat es aber doch noch in seinen Räumlichkeiten stattfinden können. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, die ersten 6 bis 8 Wochen einfach mal „nichts“ zu machen und alle um mich herum ausführlich gebrieft. Aber bereits nach drei Wochen war ich dann mit meiner Tochter das erste Mal für ein paar Stündchen im Büro. Ab Woche 5 arbeitete ich wieder voll. Natürlich habe ich immer noch oft Augenringe und muss meine „Deepwork-Phasen“ auf abends verlegen, aber ich sage immer: eigentlich habe ich zwei Babys …CrewLinQ und meine Tochter. Möglich ist das ganze nur, wenn man ein Netzwerk um sich herum aufbaut, das einen unterstützt. Glücklicherweise kann sich mein Mann auch immer mal flexibel seine Arbeit einteilen und ich habe einfach ein großartiges Team, das für meine Tochter schon wie eine zweite Familie ist. Hier ist immer mal wer da, der sie mal ein Stündchen übernehmen kann, wenn ich einen wichtigen Termin habe. Ansonsten ist sie auch einfach bei fast allen Terminen dabei. Mein Tipp: Baut euch ein Netzwerk auf und gewöhnt euch und euer Kind von vornerein daran, auch mal von jemand anderes getragen zu werden. Und das Wichtigste: Babys sind in vielen Fällen keine Hürde, sondern meistens ein Icebreaker und eine Bereicherung.

Und last but not least: Was rätst du darüber hinaus anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?
Bleibt euch selbst treu, traut euch selbst mehr zu! Und solltet ihr „noch alleine sein“, holt euch eine*n Gründungspartner*in ins Team, denn gemeinsam sind Herausforderungen noch halb so groß.

Hier geht's zu CrewLinQ

Das Interview führte Hans Luthardt

In der Krise zeigt sich: Frauen führen anders

Eine Umfrage zeigt die Unterschiede im Führungsstil weiblicher und männlicher Kleinunternehmer in der anhaltenden Inflationskrise.

Führungsqualität und die Kraft, als Führungskraft zu handeln, sind ausschlaggebend für den Erfolg jedes Unternehmens. Beides wird gebraucht, um Geschäftsbeziehungen aufzubauen, um Kund*innen zufriedenzustellen und um mit Mitarbeitende zu binden. Das gilt nicht nur, aber gerade in einer Krise. Mit den steigenden Preisen für Strom und Wärme sind auch viele Kleinunternehmen vermehrt in den Fokus der Medien geraten; sei es die Bäckerei, die ihre Öfen nicht mehr betreiben kann oder das Fitness-Center, das seine Räume nicht mehr beheizt bekommt. Die Lowell Gruppe hat sich gerade mit den Kleinunternehmen nun etwas genauer befasst und wollte wissen, ob Chefinnen und Chefs unterschiedlich mit Krisen umgehen.

Vorab ist es wichtig zu beachten, dass Führungsstile nicht nur vom Geschlecht beeinflusst werden; Menschen aller Geschlechter können viele verschiedene Führungsstile entwickeln, die von mehr Faktoren geprägt sind als dem Geschlecht. 250 Kleinunternehmer*innen zu ihrer Situation befragt und wie sich die steigenden Kosten auf ihr Unternehmen bzw. ihr Personal auswirken.

Die Kommunikation macht den Unterschied

Studien in der Vergangenheit haben gezeigt, dass sich die Kommunikation von Chefinnen und Chefs deutlich unterscheidet. Während den Frauen gern nachgesagt wird, sie kommunizierten kooperativer, empathischer und fürsorglicher, wird Männern zugeschrieben, sie kommunizierten durchsetzungsstark, wettbewerbsorientiert und zielgerichtet. Mit Konsequenzen für die Problemlösungsansätze. Demnach sorgen sich Männer (26 %) vor allem darum, Personal entlassen zu müssen. Demgegenüber ist ein fast ebenso großer Teil der Frauen eher mit der Überlegung befasst, sich selbst kein Gehalt auszuzahlen, bevor sie über Entlassungen nachdenken.

Unabhängig vom Geschlecht ist aber auch die Sorge groß, schlimmstenfalls Insolvenz anmelden zu müssen (11 %). Während Männer zur Problemlösung kaum über den Verkauf des Unternehmens nachdenken, sind immerhin 6 % der Frauen auch mit diesem Gedanken beschäftigt.

Unterschiede zeigen sich auch bei der Frage nach Beratung durch Fachleute. Männer scheinen sich noch lieber auf sich selbst zu verlassen als Frauen. Nur 8 % von ihnen denken über eine externe Beratung nach, im Gegensatz zu immerhin 19 % bei den Frauen.

Folgen für das Privatleben und die Gesundheit

Schwierige Entscheidungen treffen zu müssen, erzeugt großen psychologischen Druck, der sich wiederum auf die Lebensumstände und die Gesundheit auswirken kann. Etwa ein Viertel der Befragten gab zum Beispiel an, in schwierigen Zeiten kaum mehr Zeit für Familie und Freunde zu finden. Das gilt für Frauen (23 %), wie für Männer (25 %).

Mit Blick auf die Zukunft gilt die größte Sorge der Kleinunternehmer*innen den immer noch sehr hohen Kosten. Für 44 % der Frauen steht diese Angst im Fokus, bei den Männern waren es durchaus vergleichbare 38 %.

Die Umfrage weist aus, dass unabhängig von der Frage des Geschlechts, Kleinunternehmer*innen vor allem auf die Entwicklung der Kosten schauen. Banken und Steuerberatende können hier helfen, passende Strategien zu entwickeln, um nötigenfalls passende Überbrückungen zu finden. Während staatliche Hilfen aktuell eher sachbezogen und auf Investitionen gezielt sind, gilt das Hauptaugenmerk der Unternehmer*innen, ihre Kund*innen auch in der Krise zu binden.

Hier gibt's alle Umfrageergebnisse

Nia Health: Berliner Health-Tech Start-up erhält 3,5 Mio. Euro-Finanzierung

Das 2019 gegründete Berliner Start-up betreibt führende Dermatologie-Apps, darunter “Nia”, die am häufigsten heruntergeladene App für Menschen mit Neurodermitis.

Nia Health, ein Spin-off der Berliner Universitätsmedizin Charité, bietet digitale Lösungen für die Behandlung und Unterstützung von Betroffenen mit chronischen Hauterkrankungen. Zu seinen Produkten gehören digitale Therapeutika wie die führende Neurodermitis-App Nia, Technologien zum Monitoring von Patient*innen und zur Durchführung klinischer Studien.

In einer Seed-Runde hat das Start-up nun 3,5 Millionen Euro erhalten. Lead-Investor ist der High-Tech Gründerfonds. Beteiligt waren adesso ventures, Ventura BioMed Investors, der Fund von Pharma-Branchengröße Dr. Kurt Schwarz, sowie weitere Investor*innen.

Auf Expansionskurs in Richtung US-Markt

Das frische Kapital wird zum einen in die Expansion fließen: Geplant sind der Ausbau des Marktanteils im deutschsprachigen Raum, der Launch in weiteren EU-Ländern in den nächsten 24 Monaten, sowie die Vorbereitung auf den US-Markteintritt.

Zum anderen wird die Finanzierung zur Weiterentwicklung der innovativen, KI-basierten Technologie eingesetzt, die Machine Vision, Natural Language Processing und Teledermatologie integriert. Die Technologie des Unternehmens wird derzeit in insgesamt fünf klinischen Studien, unter anderem an der Charité Universitätsmedizin Berlin zur Untersuchung der therapiebegleitenden Wirksamkeit der Nia App, angewendet - mit Erfolg: "Die in der randomisierten, kontrollierten Studie eingesetzte Lösung von Nia Health zeigt positive Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patient*innen," betont Prof. Margitta Worm, Allergologin und Immunologin an der Charité.

“Die Seed-Finanzierung erlaubt uns einen massiven Ausbau unsere KI- und Entwicklungskapazitäten um die individuellen Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten mit chronischen Hauterkrankungen bestmöglich zu adressieren”, sagt Oliver Welter, Mitgründer und CTO von Nia Health. “Darüber hinaus profitieren wir von der sektorübergreifenden Expertise unseres starken Konsortiums aus Investoren. Mit Ventura BioMed Investors haben wir einen Partner mit langjähriger Erfahrung im Pharma-Bereich an Bord, während wir parallel auf adessos Kompetenz zur Skalierung unserer IT-Landschaft zurückgreifen können.”

Zukunftsträchtige Expertise im Bereich Real World Evidence

Zukunftsträchtig ist vor allem die Expertise von Nia Health im Bereich Real World Evidence. Im Unterschied zu klinischen Studien zeigen die Daten, wie Therapien tatsächlich genutzt werden. Pharmafirmen und andere Anbieter therapeutischer Leistungen können anhand dieser Daten die Versorgung maßgeblich verbessern. Die wachsende Bedeutung von Real World Evidence zeigt sich in den Zahlen von Nia Health: Allein im vergangenen Jahr konnte das Start-up - nach eigenen Angaben - seinen Umsatz im Vergleich zu 2021 mehr als verdoppeln. Zu seinen Partnern zählen Sanofi, Pfizer, LEO Pharma sowie große gesetzliche Krankenkassen wie die Kaufmännische Krankenkasse KKH oder die AOK PLUS.

"Wir verfolgen die Entwicklung von Nia Health bereits seit der Gründung. Uns hat das kapitaleffiziente Wachstum des Ventures der letzten Jahre überzeugt. Im Markt für Real-World-Evidenzen sehen wir massives Potenzial – vor allem in der Dermatologie, wo Nia Health eine akute Versorgungslücke adressiert", sagt Niels Sharman, Investment-Manager beim High-Tech Gründerfonds. Andreas Jenne, CEO Ventura BioMed Investors fügt hinzu: "Die Gründer von Nia Health haben mich von Anfang an begeistert. Sie haben es verstanden, früh mit den Kassen und der Industrie zu kooperieren und somit signifikante Umsätze zu erzielen."

Fünf Jahre DSGVO – vom Säbelzahntiger zum Bettvorleger?

Ein Kommentar von Datenschutzexperte Achim Barth zu fünf Jahren Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

In den ersten fünf Monaten im Jahr 2018 hätte man meinen können, dass die Geschäftswelt kurz vor dem Untergang steht. Auslöser der Panik: die Datenschutz-Grundverordnung. Es herrschte große Angst vor Abmahnwellen, vor Bußgeldern in Millionenhöhe und blinder Aktionismus im Mittelstand – alles wegen des 25. Mai 2018, an dem die DSGVO in Kraft trat. Und was ist passiert? – Nichts!

Die Abmahnwelle blieb aus – was von vornherein klar war, denn Datenschutz ist kein Wettbewerbsrecht. Die Angst vor Abmahnungen war vor allem das Schreckgespenst vieler Anwaltskanzleien. Bußgelder? Das erste größere Bußgeld wegen eines DSGVO-Verstoßes ließ lange auf sich warten. Das Dating-Portal „Knuddels“ musste 20.000 Euro Bußgeld bezahlen, weil es Passwörter seiner Kunden nicht verschlüsselte. Die richtig hohen Bußgelder in Millionenhöhe werden nicht in Deutschland verhängt, sondern vor allem in Frankreich, Luxemburg und neuerdings auch in Irland. Einzige Ausnahme in Deutschland war „H&M“ mit 35 Millionen Euro Bußgeld wegen unzulässiger Mitarbeiterbefragung.

Viel Wind aus der falschen Richtung

Aber es ist doch etwas passiert. Der Unmut der Unternehmen bezüglich des Datenschutzes wuchs stetig. Nicht wegen der Bußgelder, sondern wegen des völlig unnötigen Aktionismus vor dem offiziellen Inkrafttreten. Unwissende oder überängstliche Geschäftsführer, oft gestresst von übereifrigen Datenschutzbeauftragten, Beratern und vor allem von einem Informationswirrwarr im Internet, verpulverten Unsummen an Geld, um Prozesse zu ändern, Betroffene zu informieren oder IT-Systeme anzupassen – oft für Dinge, die die DSGVO gar nicht fordert. Noch heute muss der Datenschutz herhalten, wenn bestimmte Dinge nicht mehr funktionieren. Ganz nach dem Motto: „Aus Datenschutzgründen können wir das nicht nachvollziehen/ eintragen/ dokumentieren.“ Oft werden die (schlechten) Prozesse im Betrieb gar nicht mehr hinterfragt, die man 2018 ungerechtfertigterweise für die DSGVO eingeführt hat.

Und die staatlichen Aufsichtsbehörden? Die haben erst einmal zwei Jahre die Zeit der „Beratung“ ausgerufen, personell aufgestockt und die Verantwortlichen, also Unternehmer, Inhaber, Geschäftsführer beraten und informiert. Anschließend wurde die Phase der „Kontrolle“ aufgerufen. Dann kam Corona. Die Mitarbeiter der Aufsichtsbehörden agierten im Homeoffice und waren erst mal mit sich selbst, der „pandemischen Datenverarbeitung“ und diversen Corona-Warn-Apps beschäftigt. Manch eine Aufsichtsbehörde fühlte sich dazu aufgerufen, vor Videokonferenzsystemen zu warnen. Und Schulen sollten doch bitte schön nicht mit Teams den Onlineunterricht gestalten, sondern mit europäischen Anbietern.

Oder doch nur ein laues Lüftchen?

Wirklich unangenehm wurde es für die Verantwortlichen in der Privatwirtschaft in den letzten fünf Jahren aber nicht. Es sei denn, ein Betroffener hat sich zum Beispiel wegen einer Videoüberwachung beschwert. Dann rückt die Aufsichtsbehörde mit der Kavallerie an: Wie kann ein Verantwortlicher es wagen, mit einer Videoaufzeichnung Diebstahlprävention betreiben oder Vandalismus verhindern zu wollen? Da gibt es doch viel mildere Mittel wie Wachpersonal.

Wo die Aufsichtsbehörde jedoch genauer hinschauen sollte, da passierte leider nichts: Zum Beispiel bei den DAX-Konzernen, die fleißig auf den Webseiten tracken oder US-Dienste einsetzen. Oder bei den vielen, vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die sich überhaupt nicht um Datenschutz kümmern und das Spiel spielen: „Ich rühre mich erst, wenn die Behörde mir offizielle Papiere schickt.“

Fazit: Die DSGVO soll Daten schützen – und nicht für politische Zwecke missbraucht werden

Die DSGVO ist eine smarte Sache. Sie will einerseits personenbezogene Daten schützen und andererseits freien Datenverkehr in der EU ermöglichen – nicht mehr und nicht weniger. Die Aufsichtsbehörden sollten deren Einhaltung und Ziel im Blick behalten – nicht mehr und nicht weniger. Es wäre fatal, wenn die Firmen, die sich verantwortungsbewusst um ihren Datenschutz kümmern, am Ende benachteiligt sind, nur weil sich Wettbewerber einen Teufel darum scheren und Informations- und Kostenvorteile genießen – ohne dass eine höhere Distanz diesem Gebaren Einhalt gebietet.

Für 2023 haben sich die Aufsichtsbehörden Besserung auf die Fahne geschrieben: Sie wollen die Arbeit der Datenschutzbeauftragten genauer prüfen. Als Betroffener finde ich das richtig und wichtig.

Schließlich wollen am Ende doch alle Beteiligten weder einen Säbelzahntiger noch einen Bettvorleger als DSGVO. Vielmehr brauchen wir ein Gesetz, das praxisorientiert dafür sorgt, dass personen­bezogene Daten geschützt sind und nur zu den Zwecken verarbeitet werden, zu denen sie einem Verantwortlichen zur Verfügung stehen.

Die DSGVO sollte nicht für politische Zwecke missbraucht werden. Und niemand sollte große Tech-Firmen auf Kosten kleinerer Unternehmen in eine bestimmte Richtung lenken, wie es aktuell die EU mit Microsoft versucht. Wenn die EU möchte, dass europäische Firmen für die Datenverarbeitung europäische Anbieter wählt, dann müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass europäische Produkte entwickelt werden, die in Qualität und Leistung den US-Pendants entsprechen. Leider ist das, wenn überhaupt, nur mittel- bis langfristig umsetzbar.

Der Autor Achim Barth ist Experte rund um den Schutz personenbezogener Daten. Der mehrfach zertifizierte Datenschutzbeauftragte begleitet mit seinem Unternehmen Barth Datenschutz Verantwortliche und Unternehmen bei der praktikablen Umsetzung des Datenschutzes und des Hinweisgebergesetzes.

Foodwater: DHDL-Start-up geht noch vor Ausstrahlung offline

Das passiert wahrlich nicht alle Tage: Ein Start-up, das bei “Die Höhle der Löwen” sein Produkt vorstellt, gibt es zum Zeitpunkt der Ausstrahlung schon nicht mehr. Das Speyerer Start-up Foodwater stellte flüssige Gemüsebrühe aus natürlichen, regionalen Inhaltsstoffen her.

Gemüsebrühe hat viele praktische Anwendungsmöglichkeiten: In erster Linie kommt sie mit Vorliebe im Suppentopf zum Einsatz, um die Flüssignahrung schmackhafter zu machen. Genauso gut würzt sie andere Gerichte, wie etwa diverse Reisgerichte oder Braten. Auch als kleiner Energiebooster nach durchzechten Nächten eignet sich Gemüsebrühe durchaus. Man kann sie also genauso gut trinken wie zum Kochen verwenden.

Gemüsebrühe ohne Zusätze

In herkömmlichen Suppenwürfeln sind aber oft Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel oder andere künstliche Zusatzstoffe beigemengt. Ein deutsches Startup hatte sich zum Vorhaben gemacht, eine Gemüsebrühe frei von jeglicher Chemie herzustellen. Foodwater soll alle gesunden Inhaltsstoffe von purem Gemüse enthalten und vielfältig verwendbar sein. Es kann kalt oder heiß zubereitet und direkt getrunken werden sowie auch als Basis für Suppen, Saucen oder Salatdressings verwendet werden.

Vom Feld in den Topf und zurück

Bei den Inhaltsstoffen sowie bei der Verpackung wollte der Gründer Lars Hähling aus Speyer ganz auf Nachhaltigkeit setzen. Das Gemüse stammt von regionalen Gemüsebauern und -bäuerinnen und das Produkt wird in 0,33 Liter Mehrweg-Pfandflaschen abgefüllt. Den entstandenen Gemüseabfall kann man anschließend zu einem Dünger kompostieren, "streng nach unserer Devise: vom Feld in den Topf und vom Topf zurück in das Feld", so Lars Hähling.

Brühgemüse "to go"

Als begeisterter Hobby-Koch kochte Lars Hähling oft Gemüsebrühe für seine Freund*innen und füllte diese in Flaschen für sie zum Mitnehmen ab. Dadurch fiel ihm auf, dass es gar keine flüssige Gemüsebrühe zu kaufen gibt, nur welche in Pulverform. So entstand die Idee zu Foodwater.

Die flüssige Brühe soll eine natürliche Alternative zur Fertigbrühe sein, "ohne lästige Zusatzstoffe". Zudem soll sie noch vegan und glutenfrei sein. Unter den 13 verwendeten Gemüsesorten befinden sich Lauch, Sellerie, Karotten, Pastinaken und Petersilienwurzel. Damit seien die fünf empfohlenen Portionen Obst und Gemüse am Tag "ein Klacks", so Hähling.

Foodwater-Projekt beendet

Oder, besser gesagt: Sie wären ein Klacks. Wenn es "Foodwater" noch gäbe. Der Unternehmenswebsite ist zu entnehmen, dass sich der Gründer aufgrund des Einflusses der aktuellen wirtschaftlichen Lage "schweren Herzens" dazu entschlossen hat, das "Foodwater-Projekt zu beenden". Das alles passierte vor der Ausstrahlung der neuen "Die Höhle der Löwen"-Folge am 8.5., in der Lars Hähling sein Produkt noch den Investor*innen vorstellt.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass ein Start-up bei "Die Höhle der Löwen" vor Ausstrahlung der Folge zusperren musste. Tinus, dessen Pitch Mitte April auf Sendung ging, hatte bereits davor Insolvenz angemeldet.

Am Montag, den 8.5., sind neben Foodwater auch diese Start-ups bei "Die Höhle der Löwen" im Rennen: Bearcover, eSelly, Headwave, ModulFix.

Millionen-Invest für Chemnitzer Hightech-Start-up Pinpoint

Der TGFS Technologiegründerfonds Sachsen investiert einen siebenstelligen Betrag in die Pinpoint GmbH. Das von Daniel Froß, Dr. Thomas Graichen und Dr. Marko Rößler gegründete Chemnitzer Start-up entwickelt auf Basis der Ultra-Breitband-Technologie hochgenaue Ortungssysteme für Personen in Innenräumen.

Pinpoint, eine Ausgründung der TU Chemnitz, ist Spezialist für Ultrabreitband- und hochgenaue Ortungstechnologien zur Anwendung in Innenräumen. Die von Pinpoint entwickelte Positioning Platform stellt eine skalierbare, private und zuverlässige Lösung für Infrastrukturen mit hohem Personenaufkommen und/oder Sicherheitsbedürfnis dar. Das Team um die Gründer Daniel Froß, Dr. Thomas Graichen und Dr. Marko Rößler hat seine Expertise zuletzt u. a. auf der embedded world in Nürnberg und der CES in Las Vegas präsentiert. Mit dem neu gewonnenen Kapital forciert Pinpoint nun den weiteren Unternehmensaufbau und Markteintritt.

Das Funktionsprinzip der Technologie von Pinpoint ist dabei vergleichbar zu dem der globalen Navigationssatellitensysteme (GPS, Galileo, GLONASS). Anders als diese ist Pinpoints UWB-basiertes System jedoch für die Anwendung in Innenräumen konzipiert. Dem Anwendenden ermöglicht es erstmals die eigene Positionsbestimmung auf dem Smartphone – mit einer Genauigkeit im Dezimeterbereich. Innerhalb von Gebäuden und komplexen Infrastrukturen kann sich der Anwendende so navigieren oder auch mit Services Dritter interagieren. Die persönlichen und positionsbezogenen Daten bleiben dabei auf dem Endgerät des Anwendenden, d.h. seine Position wird zunächst nicht von einem Dritten getrackt.

„Unsere Positioning Platform folgt dem Ansatz Privacy by Design“, erklärt Dr. Thomas Graichen. „Der Anwender entscheidet selbst, ob, wann und wem er seine Position freigeben möchte. Somit kann er zum einen von der sogenannten ‚Untracked Navigation‘ und zum anderen durch das aktive Teilen seines Standorts von Diensten wie Location-based Access Control oder Delivery to Phone profitieren.“

Der Ansatz von Pinpoint unterscheidet sich bereits im Kern von den bisher im Markt verfügbaren Technologien. „Bislang wurde eine Ortung entweder durch spezielle Hardware oder durch zusätzliche Cloud- und Gateway-Lösungen realisiert“, erläutert Dr. Marko Rößler und fügt hinzu, „Pinpoint ermöglicht dies mit ihrer Technologie auf Standardhardware, rein in Software, dezentral in einem drahtlosen Mesh-Netzwerk. Das reduziert nicht zuletzt die Gesamtkosten um bis zu 70% gegenüber den aktuell verfügbaren Ortungstechnologien.“

Als Mitglied des FiRa Consortiums (globales UWB Standardisierungsgremium) arbeitet Pinpoint bereits mit namhaften Industrieunternehmen daran, die Technologie nun in die Anwendung zu bringen.

„Das Smartphone ist im letzten Jahrzehnt zum Kern-Device geworden, um mit verschiedenen Infrastrukturen zu interagieren. Innerhalb von Gebäuden ist es aber nach wie vor weitestgehend blind und somit nur eingeschränkt fähig, Aktivitäten auf Basis der gesicherten eigenen und genauen Position durchzuführen“, kommentiert Sören Schuster, Geschäftsführer des TGFS. „Pinpoint bietet mit seiner Positioning Platform dafür nun eine einsatzbereite Lösung. Das Team verfügt über eine beeindruckende Expertise im Bereich Innenraum-Navigation. Wir freuen uns sehr auf die weitere Zusammenarbeit und Entwicklung.“

Insolvenzen in Deutschland: aktuelle Zahlen und Fakten

Besonders stark betroffen im ersten Quartal 2023 war das Gastronomiegewerbe, aber auch Bau- und Immobilienunternehmen - hier die Fakten aus der aktuellen Studie von Dun & Bradstreet.

Im ersten Quartal 2023 haben in Deutschland 2.691 Firmen Insolvenz angemeldet. Das sind 24 Prozent mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres (2.175). Besonders stark betroffen waren Betriebe aus dem Gastronomiegewerbe, aber auch Bau- und Immobilienunternehmen verzeichneten einen überproportionalen Anstieg von Geschäftsschließungen.

Gleichwohl blieb die Gesamtzahl der Insolvenzen im Betrachtungszeitraum unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Es ist daher eher von einem Normalisierungsprozess zu sprechen als von einer Pleitewelle. Zu dieser Einschätzung kommt eine aktuelle Studie von Dun & Bradstreet, in der die Zahl der Neugründungen in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) detailliert beleuchtet wird.

Auslaufende Unterstützungsprogramme, schwieriges Umfeld, Kostenexplosion

Dass zum Jahresauftakt die Zahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahresquartal um fast ein Viertel nach oben geschnellt ist, hat mehrere Gründe. Vor einem Jahr gab es zum Beispiel noch vielfältige staatliche Unterstützungsprogramme. Nachdem diese ausgelaufen sind, sahen sich viele Firmen offensichtlich nicht mehr in der Lage, ihren Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Abgesehen davon dürfte auch das aus Unternehmenssicht schwieriger gewordene Umfeld für die deutliche Steigerung der Firmenschließungen verantwortlich sein.

Ein rapider Anstieg der Energie- und Produktionskosten, eine restriktivere Kreditvergabe durch die Banken sowie eine signifikant teurer gewordene Refinanzierung von Anlage- und Umlaufvermögen hat bei vielen Betrieben zu Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung geführt. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass die Zahl der Insolvenzen im ersten Quartal des laufenden Jahres nicht höher ausgefallen ist als in den entsprechenden Perioden der Vor-Lockdown-Jahre 2018 und 2019 mit jeweils rund 3.000 Firmenaufgaben.

Stimmungsabkühlung im deutschen Bau- und Immobiliensektor

Was auf branchenspezifischer Sicht auffällt, ist, dass sich die signifikante Stimmungsabkühlung im deutschen Bau- und Immobiliensektor auch in der Zahl der Insolvenzen in diesen Bereichen widerspiegelt. So legte die Zahl der Firmenpleiten im Baugewerbe um rund 30 Prozent zu. Bei Immobilienbetrieben erhöhte sich die Zahl der Konkurse sogar um rund 34 Prozent. Diese Zuwächse werden noch übertroffen vom Gastronomiesektor, wo die Zahl der Insolvenzen im ersten Quartal 2023 um fast 57 Prozent nach oben schoss. Zu diesem starken Anstieg dürfte vor allem das Auslaufen von öffentlichen Corona-Hilfen verantwortlich sein.

Sachsen verzeichnet den höchsten Zuwachs an Insolvenzen

Regional betrachtet, verzeichnete Sachsen mit einem Plus 72,4 Prozent den höchsten Zuwachs an Insolvenzen, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 66,2 Prozent und Baden-Württemberg mit 52,9 Prozent. Die einzigen Bundesländer, in denen eine Abnahme an Firmenaufgaben regierstiert wurde, sind Brandenburg (-17,1 Prozent) und Hessen (4,1 Prozent). Unter dem Bundeschnitt blieben auch die beiden bevölkerungsreichsten Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Bayern, die zwar – absolut betrachtet – in den ersten drei Monaten die höchste Zahl an Konkursen aufwiesen (NRW: 478 Fälle; Bayern: 327 Fälle), dabei aber eine unterdurchschnittliche Dynamik verzeichneten (NRW: plus 19,3 Prozent; Bayern: 20,5 Prozent).

Die vollständige Studie ist hier verfügbar.

Tech-Start-up GovRadar sichert sich 1 Mio. Euro Seed-Finanzierung

Das 2020 von Sascha Soyk und Daniel Faber in München gegründete Start-up nutzt das Kapital zum Ausbau seiner europäische Beschaffungsplattform für den öffentlichen Sektor.

GovRadar vereinfacht und beschleunigt die Erstellung von Ausschreibungsunterlagen sowie das Einholen von Angeboten für öffentliche Auftraggeber. Die KI-gestützte Software-as-a-Service-Lösung ermöglicht das Erstellen von Ausschreibungsunterlagen mit wenigen Klicks, ohne dass Mitarbeitende aus Behörden oder Kommunen diese in monatelangen, komplexen Prozessen manuell erstellen müssen. Prozesse werden dort automatisiert, wo es sinnvoll ist, um Kapazitäten für komplexere Themen freizusetzen – insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Personalengpässe im öffentlichen Beschaffungswesen. Die GovRadar-Lösung stellt außerdem sicher, dass Leistungsbeschreibungen rechtskonform, klar und eindeutig beschrieben sind, so dass potenzielle Lieferanten passgenaue Angebote abgeben können.

Im Handling wie ein Online-Shop

Im Handling funktioniert die Plattform für die rund 70 Kund*innen – darunter das Bundesministerium des Innern, Universitäten, kommunale Einrichtungen und staatliche IT-Dienstleister*innen – wie ein Online-Shop: Mitarbeitende öffentlicher Auftraggeber können die zu beschaffenden Güter mit sehr genauen Filtereinstellungen und Leistungsmerkmalen definieren. Das Tool ist in der Lage, anhand der Filtereinstellungen live anzuzeigen, wie viele Angebote für eine Ausschreibung zu erwarten sind. Hinter der Plattform steht eine umfangreiche Produktdatenbank, die vergaberechtskonform und produktneutral im Sinne des Gleichbehandlungsgrundsatzes im öffentlichen Sektor arbeitet. Aktuell abgedeckte Bereiche fokussieren sich auf die Beschaffung von IT, Kraftfahrzeugen und Möbeln. Mit der Bundeswehr und anderen Behörden spricht man über Anwendungsmöglichkeiten für den Bereich Verteidigung und Sicherheit. Die Produktpalette wird ständig erweitert.

Kapital soll Ausbau von der SaaS-Lösung zur europäischen Beschaffungslösung vorantreiben

Mit dem Kapital aus der Seed-Runde wollen die Co-Founder Sascha Soyk als CEO und Daniel Faber als CTO ihre Plattform inhaltlich ausbauen, um weitere Auftraggeber mit neuen Warengruppen zu gewinnen und Anbietern den Zugang zum öffentlichen Sektor weiter zu erleichtern.

Sascha Soyk, Co-Founder und CEO von GovRadar: „In der EU fallen jährlich 34 Milliarden Euro Kosten an in Beschaffungsprozessen im öffentlichen Sektor. Darin ist noch kein einziges beschafftes Gut enthalten. Die Automatisierung dieser Prozesse birgt also ein großes Optimierungspotenzial für das öffentliche Beschaffungswesen – sowohl auf Auftraggeber-, als auch auf Anbieterseite.“

Dr. Markus Hölzl, Business Angel im BayStartUP Investorennetzwerk: „Das Team von GovRadar hat bislang alle Erwartungen übertroffen. Es hat gezeigt, wie man das öffentliche Beschaffungswesen effizienter und schneller gestalten kann und dies in Aufträge umsetzt. Die Zusammenarbeit mit den Gründern ist hervorragend, und das Team entwickelt sich in allen Bereichen sehr gut. Deshalb habe ich nach der Pre-Seed-Runde auch in der gerade abgeschlossenen Seed-Runde mitfinanziert.“

Prof. Wolfgang Reitzle, Aufsichtsratsvorsitzender Continental AG & Serieninvestor: „Die GovRadar-Gründer haben mir das Thema unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine vorgestellt. Neben dem dringenden Erfordernis, die Verteidigungsbeschaffung grundlegend zu verbessern, sehe ich den Bedarf für die Plattform auch in vielen anderen Bereichen – schauen wir allein auf die Gesundheitsämter während der Corona-Krise! Wir haben hinsichtlich Digitalisierung im öffentlichen Sektor noch so viel Nachholbedarf. In GovRadar sehe ich einen wesentlichen Hebel dazu und sehr großes Potenzial.“

Vom SaaS-Modell zum breit aufgestellten Player im europäischen öffentlichen Sektor

Die Plattform soll sich von einem SaaS-Modell zu einem breit aufgestellten Player im europäischen öffentlichen Sektor weiterentwickeln, der auch Anbieter und Beschaffer vernetzt und eine einfache Angebotsabgabe ermöglicht. Insbesondere kleinere Anbieter ohne personalstarken Public Sector Vertrieb und langjährige Expertise wären so in der Lage, adäquate und wettbewerbsfähige Angebote bei öffentlichen Ausschreibungen abzugeben. Die Lösung adressiert alle öffentlichen Akteure, die an das Vergaberecht gebunden sind und Steuergelder ausgeben, sowie perspektivisch alle Lieferanten.

Was bewegt Deutschlands Kleinunternehmer*innen?

Eine Studie deckt die aktuellen Sorgen und Nöte von kleinen Unternehmen auf und zeigt, welche Maßnahmen Kleinunternehmer*innen ergreifen, um ihr Geschäft am Laufen zu halten.

2023 ist in vielerlei Hinsicht ein spannendes Jahr für Firmen aller Art, besonders auch im Hinblick auf die steigende Inflation. Google-Suchanfragen nach „Zuschüsse für kleine Unternehmen“, die in den letzten zwölf Monaten um 100 Prozent gestiegen sind, zeigen, dass vor allem Kleinunternehmer*innen sich mit diesem Thema auseinandersetzen.

Die Lowell Gruppe hat nun eine Umfrage veröffentlicht, in der Kleinunternehmer*innen zu ihrer aktuellen finanziellen Situation und Zukunftserwartungen befragt wurden. Die Umfrage wurde im März 2023 durchgeführt. Es wurden 250 Kleinunternehmer*innen befragt, die mindestens einen stationären Geschäftssitz in Deutschland haben.

70 Prozent der Kleinunternehmer*innen sorgen sich um ihr Insolvenzrisiko

Die Ergebnisse sind besorgniserregend: 70 Prozent der Geschäftsinhaber*innen setzen sich konkret mit dem Thema Insolvenz auseinander und fast jeder Zehnte gibt an, das Risiko einer Insolvenz sei tatsächlich sehr hoch.

Woher kommt die Sorge um Insolvenz?

Nach der Hauptursache für die Angst vor einer Zahlungsunfähigkeit muss man nicht lange suchen. Viele Kleinunternehmer*innen (45 %) sehen keine Möglichkeit, die gestiegenen Kosten durch die Inflation anderweitig zu kompensieren. Ein Drittel (33 %) hat vor allem die steigenden Strom- und Gaskosten als Kern allen Übels identifiziert. Aber auch der Personalmangel und die steigenden Personalkosten sieht immerhin ein knappes Viertel der Befragten (24 %) als schwerwiegendes Problem und Ursache einer drohenden Insolvenz.

Da die steigenden Kosten auch auf die Konsumbereitschaft der Kund*innen drücken, ist eine Weitergabe der Kosten an den Verbrauchenden für diese Unternehmen keine Option. Jedes fünfte befragte Unternehmen spürt eine deutliche Konsumzurückhaltung und sogar den Verzicht auf bestimmtes Einkaufsverhalten in den vergangenen 12 Monaten.

Welche Schritte unternehmen Kleinunternehmer*innen, um das Geschäft am Laufen zu halten?

Dennoch bleibt vielen Kleinunternehmen (32 %) keine andere Wahl, als die Preise zu erhöhen und zu riskieren, weitere Kund*innen zu verlieren. Diejenigen, die diesen Weg nicht gehen, bemühen sich vor allem um Einsparungen. Ein Viertel der Befragten (24 %) gab an, Kosten sparen zu wollen, etwa durch den Wechsel zu kostengünstigeren Rohstoffen oder Dienstleister*innen.

Wie sieht die Zukunft der Kleinunternehmer*innen aus?

Für die Zukunft geht die Hälfte der Unternehmer*innen (48 %) davon aus, trotz aller Bemühungen um Kosteneinsparungen, die Preise für ihre Waren und Dienstleistungen erhöhen zu müssen. Fast ebenso viele sorgen sich dabei, dass sie in diesem Zuge Umsatz (42 %) und Kund*innen (40 %) verlieren werden. Ein Drittel (33 %) fürchtet ihre Kund*innen dauerhaft an die konkurrierenden Großunternehmen zu verlieren. In der Folge droht eine Entlassungswelle, denn immerhin fast ein Viertel der Betriebe (23 %) geht davon aus, dass sie auf Mitarbeitende bei dieser Entwicklung verzichten müssen. Wie begründet diese Sorge ist, zeigen nicht zuletzt die Sanierungspläne wie die eines bekannten Kaufhauses. Wenn auch die Ursache dafür nicht allein in der Inflation zu suchen ist, ist die Kaufzurückhaltung und der Wechsel zu günstigen E-Commerce-Anbieter*innen ein wesentlicher Bestandteil der Krise.

Krise, Kostenexplosion und drohender Jobverlust belasten beide, Unternehmer*innen und Mitarbeitende. Einem großen Teil der Unternehmer*innen (40 %) ist das sehr bewusst und die Zahlen der deutschen Krankenkassen belegen die Zunahme Stress bedingter psychischer Erkrankungen. Zu den Stressoren gehören in Krisenzeiten auch Aspekte wie die Sorge um steigende Schulden und drohende Notlagen.

Die Umfrage zeigt deutlich, dass besonders Kleinunternehmer*innen sich nach Pandemie und dann eine rasante Inflation bedrohlichen Herausforderungen stellen müssen. Umso wichtiger ist es daher, sich mit allen denkbaren Lösungswegen auseinanderzusetzen, bevor eine Insolvenz unausweichlich wird. Auch die Bindung der Kund*innen gehört zu diesem Katalog der Möglichkeiten. Nie war es wichtiger, den eigenen Kund*innen zu erklären, warum es gut und richtig ist, dem Unternehmen und seinen Angeboten treu zu bleiben.

Johan Agerman, Geschäftsführer der Lowell Gruppe in der DACH-Region, kommentiert die Umfrageergebnisse: „Es ist abzusehen, dass die Inflation die Kosten auch in den kommenden Jahren weiter antreiben werden. Unternehmen sind daher gut beraten, auch über die Professionalisierung ihres Forderungsmanagements nachzudenken, um offene Posten schneller zu realisieren. Für Konsumenten andererseits ist es sicher sinnvoll, die eigenen Ausgaben gründlich zu planen.“

Hier findest du alle Ergebnisse der Studie