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Gründer der Woche: Panista - mehr Genuss trotz Unverträglichkeiten
Gründer der Woche 29/18
Die Granny's eFood GmbH wurde 2017 mit dem Anspruch gegründet, die Qualität und Vielfalt der Backwaren für Menschen mit der Autoimmunkrankheit Zöliakie und anderen Unverträglichkeiten deutlich zu steigern. Erste Produkte der Marke Panista sind seit Februar 2018 zu haben. Mehr dazu im Interview mit dem Geschäftsführer Daniel Vetterkind.
Wann und wie sind Sie auf Ihre Idee zu den frischen "Frei-von-Backwaren" gekommen? Eigene leidvolle Erfahrung mit Unverträglichkeiten?
Zum einen gibt es in meinem Bekanntenkreis Menschen, die an Unverträglichkeiten leiden. Und es tut mir immer leid, wenn unsere Bekannten ihr weiches und weniger appetitlich aussehendes Brot oder Brötchen aus einer aufgerissenen Plastiktüte rausholen, während ich mein frisches und saftiges Brot vom Bäcker essen kann. Zum anderen ich bin über einen Freund auf das Thema glutenfrei im Speziellen gestoßen. Er ist Lebensmitteltechnologe und hat mir aus seiner Forschung von leidvollen Erfahrungen mit glutenfreien Backwaren berichtet. Ich habe mir dann selbst einmal glutenfreie Backwaren aus dem Supermarktregal gekauft. Für meinen Geschmack hatte das nichts mit Brot zu tun. Und satt wurde ich davon auch nicht.
So habe ich eine Umfrage unter 400 Menschen gestartet, die an der Autoimmunkrankheit Zöliakie erkrankt sind oder an Unverträglichkeiten leiden weil ich wissen wollte, ob wirklich ein Bedarf da ist oder ob das Wunschdenken ist, damit ich mir meinen Traum vom eigenen Startup erfüllen kann. Und das Ergebnis dieser kleinen Marktforschung hat meinen Verdacht bestätigt – es gibt bei vielen Produkten in Bezug auf die Qualität deutlich Luft nach oben.
Insbesondere glutenfreie Backwaren gibt es ja mittlerweile fast in jedem gutsortierten Supermarkt oder online zu kaufen. Ketzerisch gefragt: Braucht es da wirklich noch einen weiteren Hersteller bzw. Anbieter?
Eine absolut faire Frage. Genau das haben wir uns zu Beginn auch gefragt. Aber kurz gesagt: ja, braucht es. Wir haben in den letzten Monaten mehrere Gespräche mit Business Angels und Kapitelgebern geführt. Mit fast allen Angels haben wir Blindverkostungen durchgeführt. Zum Beispiel ein vergleichbares Brot von zwei Wettbewerbern gegen eines unserer Brote. In jedem Gespräch mit dem gleichen Ergebnis: Unser Brot ging als klarer Sieger hervor. Dasselbe mache ich, wenn ich im Außendienst versuche B2B Kunden zu gewinnen. Unsere Produkte schmecken fast alle wie konventionelle Backwaren vom Bäcker um die Ecke.
Es gibt praktisch keinen größeren Hersteller, der frische Backwaren in diesem Umfang und in dieser Qualität liefern kann – das können wir selbstbewusst sagen, da wir bereits mehr als 900 positive Kundenmeinungen gesammelt haben die uns bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und es melden sich nicht selten Kunden bei uns, die sagen, dass Sie noch nie so schmackhafte und gute Frei-von-Produkte gegessen haben. Zudem haben wir Gründer den Vorteil, dass wir glutenhaltige Backwaren essen können und den direkten Vergleich haben.
Was unterscheidet Sie somit vom Wettbewerb? Die Rezepte, die Herstellung oder der Geschmack?
Zunächst ist es wichtig, dass wir den Wettbewerb klar benennen. Wir müssen uns mit anderen Frischbrotherstellern vergleichen. Und in Bezug darauf unterscheiden wir uns in Bezug auf den Geschmack und das Aussehen der Produkte. Viele unserer Backwaren schmecken wie normale Backwaren. Das hängt natürlich auch mit den Rezepten zusammen. Wir verzichten zum Beispiel auf den Geschmacksträger Mais, mit dem fast alle unserer Wettbewerber arbeiten.
Weiterhin bieten wir mit unseren Mehl- und Backmischungen die Möglichkeit, jedes Rezept einfach und ohne Rezeptveränderung nachzubacken. Das klingt für uns gesunde Menschen jetzt nicht nach Rocket Science. Glutenfreies Backen ist aber nicht so einfach. Da das Klebereiweiß Gluten fehlt, das in Weizenmehl enthalten ist, muss ich normalerweise andere Zutaten in anderem Mischverhältnis einsetzen. Mit unseren Mischungen kann man zu Hause z.B. ein Rezept von Chefkoch.de nehmen und die im Rezet angegebenen 500 g Weizenmehl durch unser Mehl ersetzen und man erhält das gleiche Ergebnis wie mit Weizenmehl. Das ist Convenience, die nur wenige Hersteller bieten können.
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Welche Zutaten werden in Ihrer Backstube verwendet, woher stammen sie und wie werden die Produkte hergestellt?
Wir arbeiten unter anderem mit Reismehl, Reiskleie und Kartoffelstärke und aber auch mit selteneren Mehlen wie z.B. Teff- oder Hanfmehl. Unsere Zutaten stammen alle von ausgesuchten und von uns regelmäßig kontrollierten Zulieferern aus Deutschland, einige Zutaten auch aus der Region Baden-Württemberg, wo wir unseren Standort haben. Der Herstellungsprozess ist ähnlich zur Produktion konventioneller Backwaren – mit einigen Ausnahmen im Backprozess. Der Rest ist Betriebsgeheimnis.
Ihre Backwaren kommen offensichtlich gut an – vor Kurzem haben Sie den "Free From Food Award 2018" für Ihr Brot nach Vollkornart gewonnen - Glückwunsch! Ist das eine Art von Ritterschlag in der Branche?
Vielen Dank! Das freut uns auch sehr und bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Free From Award ist schon eine bedeutende Auszeichnung für uns, zumal die Jury nicht nur aus renommierten Experten, sondern auch aus Betroffenen besteht. Somit ist die Jury auch gleichzeitig die Zielgruppe, was nicht immer in Jurys dieser Art gegeben ist. Und was kann uns hier Besseres passieren, als wenn Ernährungsexperten, Zöliakie-kranke und Free-From-Experten uns bestätigen, dass unser Produkt zu den besten Produkten zählt, die es zu kaufen gibt. Long story short: für uns ist es ein Ritterschlag, ja.
Wie machen Sie auf sich und Ihr junges Business aufmerksam?
Hier gibt es vor allem drei wichtige Channels, auf die wir uns fokussieren. Prio 1 hat für uns das Online-Marketing. Bei einem so speziellen Thema müssen Sie vor allem in einschlägigen Foren und auf speziellen Blogs und Seiten mit relevantem Content präsent sein. Hier zählt oft auch der persönliche Kontakt zu Seitenbetreibern, um Reputation aufzubauen. Das ist zäh und dauert lange, bringt aber auch einen Sales Push. Aber natürlich schalten wir auch klassisch AdWords-Werbung um Reichweite aufzubauen, gerade da man ja am Anfang im organischen Suchergebnis bei Google zu entscheidenden Keywords noch nicht gerankt ist.
Weiterhin spielt die PR-Arbeit eine entscheidende Rolle. Da stehen wir aber ebenfalls noch ganz am Anfang. Wir holen nun in den kommenden Monaten passende Medien und Fachzeitschriften ins Boot und versuchen diese von unserem Thema zu begeistern. Da braucht es an vielen Stellen schon Überzeugungsarbeit, da man oft erstmal mit der Aussage konfrontiert wird: Glutenfrei, Frei-von? Ich muss das ja nicht essen, interessiert mich also nicht. Das ist teilweise schon erschreckend, welche Meinungen es dazu gibt.
Last but not least ist der persönliche Kontakt zu unserer Zielgruppe wichtig. Deshalb gehen wir auf Messen – soweit es unser Budget zulässt.
Was sagen Sie Mitmenschen, die ohne jegliche Unverträglichkeiten gezielt glutenfreie Backwaren bzw. Lebensmittel kaufen - leben sie damit besonders gesund oder vielleicht doch nur teurer?
Zunächst einmal ist es bereits mehrfach bewiesen, dass es nicht gesünder ist glutenfrei zu essen wenn man sich nicht glutenfrei ernähren muss. Vielfach ist die glutenfreie Ernährung sogar kalorienreicher und diese Backwaren haben mehr Kohlenhydrate. Aber auch daran arbeiten wir zum Beispiel – mehr kann ich an dieser Stelle noch nicht verraten. Klar ist aber auch, dass viele Menschen grade die in den letzten Jahren verbreitete gezüchtete Weizensorten nicht mehr vertragen und Probleme mit der Verdauung bekommen.
Und klar ist auch, dass viele Menschen nicht wissen, dass sie eine Unverträglichkeit haben. Sie wissen nur, dass sie nach dem Frühstück ein kleines Magengrummeln haben, mehr nicht. Ich halte diesbezüglich aber auch nichts von Panikmache. Es schadet jedoch nicht, diesbezüglich einmal zu sensibilisieren. Wenn man Verdauungsprobleme hat, kann das durchaus an einer Unverträglichkeit liegen. In jedem Fall sollte man erstmal einen Arzt aufsuchen, bevor man komplett seine Ernährung umstellt.
Und last but not least: Was raten Sie anderen Gründern aus eigener Erfahrung?
Das ist eine sehr allgemeine Frage, auf die ich endlos antworten könnte. Ich versuche einmal einen Punkt herauszugreifen, der auf den ersten Blick ziemlich abgedroschen klingt, aber grade im Food-Bereich extrem wichtig ist: Durchhaltevermögen. Von der Entwicklung von Lebensmitteln bis zum Weg in die Regale des Handels ist es ein extrem langer und zäher Weg. Man kämpft sich anfänglich mit kleinen Euro-Beträgen beim Umsatz nach vorne. Und es dauert Monate bis Jahre, bis sich erste Erfolge einstellen.
Wir haben im Juli 2017 gegründet und führen jetzt, ein Jahr später, erste Gespräche mit Einzelhändlern für ein Listing in deren Regale. Und wenn man einmal in ersten Regalen ist, fliegt man auch schnell wieder raus und man muss dafür sorgen, dass man wieder Listings erhält.
Wichtig ist dabei nicht aufzugeben und an sein Produkt zu glauben, auch wenn man Rückschläge erlebt. Oder wie Jack Ma, der Gründer von Alibaba es einmal plakativ ausgedrückt hat: If you don’t give up, you still have a chance.
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Das Interview führte Hans Luthardt
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Münchner Start-up embedded ocean sichert sich Mio.-Late-Seed-Extension-Runde
Das 2020 gegründete Start-up embedded ocean, bekannt durch seine Real-Time Edge Plattform Xentara, hat seine Late-Seed-Extension-Runde erfolgreich abgeschlossen und holt Unternehmer Alessandro Fracassi als neuen Investor an Bord.

Embedded ocean ist ein Münchner Softwareunternehmen, das mit der Edge-Control-Plattform Xentara einen elementaren Baustein für die datengetriebene Zukunft der Industrie liefert. Xentara macht Bestandanlagen „IoT-ready“, überführt die Industrieautomation ins Zeitalter von AI/ML und bildet einen echtzeitfähigen digitalen Zwilling für Simulation, Test und Validierung. So wird die nächste Stufe an Effizienz, Produktivität und Nachhaltigkeit erreicht und Manufacturing X Wirklichkeit.
Neben den Bestandsinvestoren Christoph Bergner und Volker Warzecha sowie Gründer Michael Maximilian Schwarz beteiligt sich erstmals der Unternehmer Alessandro Fracassi an der Finanzierungsrunde. Fracassi, der eine seit 2007 an der italienischen Börse notierte pan-europäische FinTech-Gruppe aufgebaut hat, bringt nicht nur Kapital, sondern auch wertvolle Expertise aus der Skalierung innovativer Softwareunternehmen mit.
Mit dem neuen Investment in Millionenhöhe will embedded ocean seinen Wachstumskurs konsequent fortsetzen. Die Mittel sollen insbesondere dazu genutzt werden, die Marktdurchdringung zu beschleunigen, strategische Partnerschaften zu vertiefen und die technologische Weiterentwicklung von Xentara voranzutreiben. Im Fokus steht dabei der Ausbau von Xentara als universelle Software-Schnittstelle zwischen künstlicher Intelligenz und realer Industrieautomation.
Xentara steht für “Verbindung von KI und realer Welt”
Alessandro Fracassi unterstreicht die strategische Bedeutung seines Investments: „Laut Jensen Huang von Nvidia wird das ultimative Niveau die physische KI sein. Die Welt braucht deswegen solch einen vielseitigen Software-Layer, der KI mit der realen Welt verbindet.“ Seine Beteiligung signalisiert die zunehmende Relevanz von Xentara für industrielle Anwendungen, die auf eine enge Integration von Echtzeit-Datenverarbeitung und KI setzen.
Mit der jetzigen Erweiterung der Late-Seed-Runde stellt das Unternehmen die Weichen für die nächste Wachstumsphase. "Die Unterstützung durch unsere Investoren ermöglicht es uns, die Revolution der Industrieautomation im Hinblick auf Software-Defined Manufacturing weiter voranzutreiben und Xentara als zentrale Edge Plattform für datengetriebene industrielle Echtzeitprozesse zu etablieren", erklärt Michael Maximilian Schwarz, Mitgründer und CEO von embedded ocean.
Gründer*in der Woche: Darmwunder – Darm trifft Psyche
Wie sich die ehemalige Polizistin Jana Müller mit dem Tabuthema Verdauungsbeschwerden im E-Health-Bereich erfolgreich selbständig gemacht hat.

Jana Müller sitzt an ihrem Schreibtisch und führt eine Online-Coaching-Session durch. Dabei spricht sie über Themen, die für viele mit Scham behaftet sind: Blähungen, Verstopfung, Durchfall. Ihre Zuhörer*innen: Menschen mit Reizdarm und anderen, teils „unerklärlichen“ Verdauungsbeschwerden. Vor fünf Jahren war sie noch eine von ihnen. Ihr Alltag war stark eingeschränkt, verschriebene Behandlungen schlugen nicht an. „Mir wurde bereits als junger Mensch die Hoffnung genommen, wieder gesund zu werden“, erinnert sich Jana. Die Zeit voller Ängste geht ihr heute noch nah.
Zwölf bis fünfzehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter Reizdarmsymptomen, Betroffene müssen laut Aussage vieler Ärzt*innen „einfach damit leben“. Warum ist das so? Die Ursache des Problems sieht Jana in unserem Gesundheitssystem: „Die meisten Ärzt*innen behandeln nur die Symptome, die in ihr Fachgebiet fallen. Der komplexe menschliche Körper wird dabei selten ganzheitlich betrachtet.“
Heute ist Jana wieder vollständig genesen. Den Weg dorthin und das Wissen über den menschlichen Körper hat sie sich in verschiedenen Aus- und Weiterbildungen selbst erarbeitet. Eine Selbständigkeit war zunächst nicht geplant. Der Bedarf an einer Wissensvermittlung in diesem Bereich und die Lücke im Gesundheitssystem, die nach wie vor nicht gedeckt ist, haben Jana zum Umdenken bewogen: Sie gründete ihr Start-up Darmwunder und setzt sich seitdem – basierend auf den drei Bereichen Nervensystem, Emotion und Ernährung – intensiv mit den Betroffenen auseinander.
Von der Polizistin zur Gründerin
Vor ihrer Gründung war Jana Polizistin. Während ihrer kompletten Ausbildung war sie sich sicher, ihren Traumberuf gefunden zu haben. Doch dann begannen die geschilderten gesundheitlichen Probleme. Anfangs führte sie diese auf eine nicht auskurierte Grippe und einen stressigen Umzug zurück. Auch der Eintritt in den Schichtdienst verlangte ihr körperlich einiges ab. Als junger, bis dahin gesunder Mensch bekam sie Verdauungsprobleme, die sie stark einschränkten und chronisch wurden. Zusätzlich traten Hautprobleme, Schwindel, starkes Kälteempfinden und Schlaflosigkeit auf.
Für Jana begann ein Marathon an ärztlichen Sprechstundenbesuchen. Bei jedem Arzt bzw. jeder Ärztin bekam sie eine andere Diagnose ausgestellt, die verschriebenen Medikamente und Behandlungen schlugen allerdings nicht an. Ihr wurde immer häufiger nahegelegt, dass sie lernen müsse, ihre Beschwerden zu akzeptieren. „Damit müssen Sie jetzt leben! Dieser Satz hat mich zutiefst erschrocken und treibt mich immer noch an“, sagt Jana.
Schon während dieser Zeit fragte sie sich kritisch, warum ihr immer wieder einzelne Diagnosen ausgestellt wurden, die ihr nicht halfen. Eine Möglichkeit, dass ihre Beschwerden von den Ärzt*innen in einen ganzheitlichen Zusammenhang gebracht werden, gab es schlichtweg nicht. „Die ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Körpers kann unser aktuelles Gesundheitssystem nicht abdecken“, weiß Jana heute. Die Gründe hierfür liegen in der limitierten Zeit, die Ärzt*innen pro Patient*in aufbringen können, und in der einseitigen Betrachtung, die auf das spezifische Fachgebiet beschränkt ist.
Eine große Vision und kein Plan B
Dem Rat der Ärzt*innen, die Beschwerden zu akzeptieren, folgte Jana nicht. Neben ihrer Arbeit als Polizistin absolvierte sie eine Ausbildung zur zertifizierten Ernährungs- und Gesundheitsberaterin, eine Coaching-Ausbildung und verschiedene Fortbildungen zum komplexen Thema Nervensystem. Mit ihrem Wissen stellte sie sodann nicht nur ihre Ernährung um, sondern grub nach den tieferliegenden Ursachen für ihre Beschwerden.
Spontan meldete sie sich während dieser Zeit bei Instagram an und teilte dort ihr Wissen und ihren eigenen Heilungsprozess. Das Feedback und die Nachfrage nach Informationen waren enorm. Deshalb entschloss sich Jana, 1:1-Coachings neben ihrer Tätigkeit im öffentlichen Dienst anzubieten. 2023 kündigte sie und gründete Darmwunder. Mit ihrem Online-Coaching-Programm schließt sie seitdem eine Lücke, die sich für all diejenigen auftut, die bei Reizdarm und weiteren „unerklärlichen“ Symptomen eine ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Körpers benötigen.
„Ich habe eine große Vision und keinen Plan B“, so Jana – zwei Umstände, die sie als Gründerin immer wieder antreiben. Ob es eine große Hürde war, aus dem vermeintlich sicheren öffentlichen Dienst in die Selbständigkeit zu gehen? „Der Schritt war nicht einfach“, so Jana. Sie kommt aus einer Familie voller Polizist*innen, niemand in ihrem Umfeld ist selbständig. Mit dem Schritt in die Selbständigkeit schloss sich für Jana zugleich auch ein Kreis. Denn während ihrer gesundheitlichen Genesung wurde ihr klar, dass der Beruf der Polizistin einfach nicht der richtige für sie ist.
Gesundheits-Coaching mit hohen Ansprüchen
Bei chronischen Verdauungsbeschwerden spielen die Psyche und die ganzheitliche Betrachtung des Körpers eine entscheidende Rolle. Stress, Angst und Wut aktivieren unser Nervensystem dauerhaft. „Mit dem richtigen Wissen muss sich kein Mensch mit chronischen Verdauungsbeschwerden abfinden“, ist Jana zutiefst überzeugt.
Die Frage, die für sie lange Zeit im Raum stand, war: „Wie schaffe ich es, möglichst vielen Betroffenen einen Zugang zu den richtigen Informationen zu geben?“ Durch die gesammelten Erfahrungen der 1:1-Coachings entstand die Idee zu ihrem Online-Coaching-Programm im Gesundheitsbereich. Grundlage dafür ist die sogenannte Darmwunder-Erfolgsformel, die die Bereiche Nervensystem, Emotion und Ernährung betrachtet.
„Menschen, die unter chronischen Verdauungsproblemen leiden, drehen meistens nur an der Stellschraube Ernährung. Das ist aber zu kurz gedacht“, erklärt Jana. Darmwunder setzt den Fokus gezielt auf den ganzheitlichen Ansatz und unterscheidet sich so von vielen Coaching-Angeboten auf dem Markt.
Die qualitativen Ansprüche an das eigene Online-Coaching-Programm sind von Jana sehr hoch gesetzt. Aus diesem Grund arbeitet sie nicht allein, sondern hat sich Expertinnen in ihr Team geholt, um verschiedene Bereiche abzudecken. Schwarze Schafe im Coaching-Bereich gibt es immer wieder, vor allem wenn es um das Thema Gesundheit geht. „Wer im Gesundheits-Coaching ein Heilversprechen gibt, ist absolut unseriös“, stellt Jana klar. Selbstverständlich kann auch sie keine „Heilung“ versprechen, bzw. distanziert sich ganz klar von solchen Versprechungen. Zudem ersetzt das Darmwunder-Programm keine Therapie und stellt keine Diagnosen. Es ergänzt die ärztliche Betreuung, indem es ein tiefgreifendes Wissen über den Zusammenhang zwischen Körper und Psyche vermittelt und passende Werkzeuge für Veränderungen des eigenen Lebens aufzeigt.
Damit können sich die Teilnehmer*innen eigenverantwortlich und selbstwirksam helfen. Ganz bewusst haben sich Jana und ihr zehnköpfiges Team für ein Online-Programm entschieden. Denn es setzt genau dort an, wo die klassische Schulmedizin nicht mehr greift, und ist für alle nutzbar, unabhängig vom jeweiligen Wohnort.
Die Sprache des eigenen Körpers wieder erlernen
Das Online-Coaching ist für Jana erst der Anfang. Eine Erweiterung der Produktpalette ist bereits geplant. Betroffenen soll damit die Möglichkeit eines niederschwelligen Einstiegs in das Thema geschaffen werden. Zudem soll es ein Angebot zur Prävention geben. „Die Sprache des eigenen Körpers können wir alle wieder erlernen. Es ist aber noch viel Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft vonnöten, damit ein breites Bewusstsein für die enge Verbindung zwischen Psyche und Körper entsteht“, ist die ambitionierte Gründerin überzeugt.
Event-Start-up COPETRI vor Insolvenzeröffnung
COPETRI wurde 2021 von Ralf Hocke mit dem Ziel gegründet, Zukunftsfähigkeit von Mitarbeitenden, Teams und Organisationen durch Event-, Content-, Learning- und Networking-Angebote zu fördern

Die COPETRI GmbH hat einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Im Rahmen dessen wurde am 01.04.2025 die vorläufige Insolvenzverwaltung und ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Infolgedessen wurde nach eingehender Prüfung gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter entschieden, dass die für den 3. und 4. Juni in Mainz geplante COPETRI CONVENTION 2025 (COCON25) nicht stattfinden kann.
Das Frankfurter Start-up hat sich seit 2021 vergangenen Jahren mit Eventformaten wie der COPETRI CONVENTION, der DIGICON, den Frankfurt Future Talks, sowie digitalen Formaten wie Masterclasses und weiteren Content-Angeboten, eine engagierte Community aufgebaut.
Trotz eines erfolgreichen Markteintritts und großem Zuspruch aus dem Netzwerk, haben es die sich stetig wandelnden und zunehmend anspruchsvolleren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der letzten Jahre – von einer weltweiten Pandemie über geopolitische Krisen, einer hohen Inflation bis hin zur Zurückhaltung bei Investitionen – extrem erschwert, ein junges Unternehmen wie COPETRI langfristig tragfähig zu entwickeln.
„Die Entscheidung, den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen, gehört zu den schwersten in unserem unternehmerischen Wirken. Wir haben bis zuletzt für COPETRI gekämpft – für die Idee, für das, was wir gemeinsam aufgebaut haben. Was bleibt sind starke Impulse, eine lebendige Community und die Überzeugung, dass Zukunftsfähigkeit als Aufgabe aktueller ist denn je“, sagt Ralf Hocke, Gründer und CEO von COPETRI.
Vor der Gründung von COPETRI war Ralf Hocke CEO der spring Messe Management GmbH und hat dort die Zukunft Personal-Reihe mit der Leitmesse Zukunft Personal Europe in Köln und ihren Ablegern in Stuttgart, Hamburg und München, zu den führenden Events für das Personalmanagement und die Arbeitswelt in Europa ausgebaut. Zugleich war er Mitglied der Unternehmensleitung der Deutschen Messe AG.
Wie es mit der Idee von COPETRI weitergeht, wird nun geprüft.
MedTech-Start-up REMATIQ erhält 5,4 Mio. Euro Seed-Finanzierung
Das 2023 von David Boutellier und Florian Scherer gegründete REMATIQ ist die erste KI-native Plattform für automatisierte Product Compliance in der Medizintechnik.

Das Berliner Start-up REMATIQ unterstützt Medizintechnik-Unternehmen dabei, den Aufwand regulatorischer Bürokratie zu reduzieren. Die Plattform nutzt künstliche Intelligenz, um Compliance-Prozesse bei der Entwicklung von Medizintechnik-Produkten radikal zu vereinfachen. Sie übersetzt komplexe Regularien wie FDA- und MDR-Richtlinien in klare, anwendbare Anforderungen und integriert sie direkt in bestehende Unternehmensprozesse. Das spart Unternehmen bis zu 90 Prozent der Zeit, die sonst für regulatorische Dokumentation und Abstimmungen nötig wäre – und gibt Ingenieur*innen die Freiheit, sich auf lebensverändernde Innovationen zu konzentrieren.
Finanzierung zur Skalierung und technologischen Weiterentwicklung
Jetzt hat REMATIQ in einer Seed-Finanzierungsrunde 5,4 Millionen Euro eingesammelt. Die Runde wird angeführt von Project A Ventures mit Beteiligung von Amino Collective und HelloWorld sowie ergänzt durch renommierte Business Angels wie SaaS-Gründer Boris Lokschin (Spryker Systems) sowie Branchenveteran Timo Fleßner.
Das frische Kapital soll vor allem in die KI-Technologie investiert, das Entwicklerteam stark ausgebaut und die internationale Expansion in Europa und den USA vorangetrieben werden.
„Regulatorische Anforderungen sollten Innovation nicht bremsen, sondern beschleunigen. Mit REMATIQ machen wir Compliance von einer Hürde zu einem Wettbewerbsvorteil. Unser Ziel: lebensrettende Medizintechnik – vom Pflaster bis zum CT-Scan – schneller zu Patient*innen bringen. Wir sind unseren Investoren dankbar, dass sie an diese Vision glauben und uns dabei unterstützen, die Branche nachhaltig zu verändern“, sagt David Boutellier, Co-Founder & CEO von REMATIQ.
Anton Waitz, General Partner bei Project A, ergänzt: „REMATIQ trifft genau den Nerv der Branche. Während regulatorische Hürden viele Unternehmen ausbremsen, bietet REMATIQ eine Lösung, die Effizienz drastisch steigert, ohne Kompromisse bei Qualität und Sicherheit einzugehen. Das Team hat uns mit seiner tiefen Branchenkenntnis und Technologievision überzeugt – wir freuen uns sehr, sie auf dieser Reise zu begleiten.“
GameChanger des Monats: Eileen Liebig - dein Unternehmen, deine Regeln
Eileen Liebig ist Seriengründerin. „Gründen macht glücklich“ ist der Titel ihres Buchs und zugleich ihr Business-Motto. Doch Eileen weiß auch: Wachstum ist harte Arbeit. Hier ihre Lehren nach zwei Jahren Bootstrapping.

Ich darf mich kurz vorstellen: Ich habe die B2B-Wertschätzungsplattform clap gegründet, vier Kinder und keine Investor*innen. Und da sehe ich sie schon, die Stirn runzelnden Bedenkenträger*innen: Wie kann sie nur? Wie will sie das schaffen, gerade jetzt in diesem wirtschaftlichen Umfeld?
Es ist ja auch richtig: Die vergangenen zwei Jahre waren nicht immer leicht. Zwei Jahre, in denen ich mir monatlich 1200 Euro ausgezahlt habe. Selbst mein Azubi verdiente mehr. Und doch will ich keinen Tag davon missen, denn die Lernkurve war und ist extrem steil. Und es lohnt sich, darüber zu berichten, wie es ist, ohne fremde Geldgeber*innen ein Unternehmen wie clap hochzuziehen.
2023: Das Jahr der Produktentwicklung
Anfang 2023 ging clap an den Start. Clap versteht sich als „die Wertschätzungs-Lösung für Unternehmen“. Der Name ist dabei Programm – es geht wie beim Klatschen um die bewusst zur Schau gestellte Wertschätzung für eine bestimmte Person. Das kann eine Kund*in sein oder ein(e) langjährige(r) Mitarbeiter*in. Anlässe, Danke zu sagen und damit Wertschätzung zu zeigen, gibt es viele. Gerade gegenüber Kund*innen ist das wichtig. Dabei reichen die Formen der Wertschätzung heute weit über das hinaus, was früher auf Messen etwa bedruckte Kugelschreiber oder eigens gebrandete Kaffeetassen waren. Wir haben eine Plattform geschaffen, die den Prozess der Geschenkauswahl und -versendung automatisiert, personalisiert und effizienter gestaltet.
Wir möchten gerade größeren Unternehmen dabei helfen, den Geschenkprozess einerseits zu automatisieren und andererseits zugleich so persönlich wie möglich zu gestalten. Denn gute Geschenke sollten vor allem immer eines sein: möglichst individuell. Wertschätzung von der Stange wäre das genaue Gegenteil: unpersönlich, unaufrichtig, letztlich unwirksam. Gerade bei der Wertschätzung der eigenen Beschäftigten gibt es nach vielen Studien in Deutschland Luft nach oben. Das gilt im Besonderen für das Onboarding von Mitarbeiter*innen.
Stichwort Onboarding: Im ersten Jahr nach der Gründung kümmerten sich mein Co-Founder Konrad und ich ausschließlich um die Produktentwicklung. Das war sehr zäh und anstrengend: Ich agierte nicht in meinem Energiebereich, war schon in der Mitte des Jahres total ausgebrannt und hatte starke Erschöpfungserscheinungen.
Wenn mich jemand fragt „Was soll ich beruflich machen?“, dann frage ich nie zurück „Was macht dir Spaß?“, sondern „Was fällt dir leicht?“
Produktentwicklung ist definitiv nicht meine Stärke. Ich arbeite lieber strategisch. Hätten wir zu Beginn mehr Kapital gehabt, hätten wir noch mehr in Dienstleistungen investiert, statt alles selbst zu machen. Immerhin: Wir haben dabei viel gelernt – über das Business und über uns selbst, unsere Stärken und Schwächen. Das schadet ja nie.
2024: Das Jahr der Automatisierung
Zufrieden mit dem Produkt (aber noch lange nicht am Ziel) starteten wir ins zweite Jahr mit dem großen Thema Automatisierung. Unser Ziel hieß: Wir wollen mit clap Wertschätzung so persönlich wie möglich machen – und das möglichst automatisiert im Hintergrund. Also wurde fleißig programmiert. Wir wollten die Prozesse noch smarter machen, die Kund*innen selbst die Boxen zusammenstellen und versenden lassen, weil die Plattform genau dafür gemacht ist. Die Versandprozesse wurden so optimiert, dass eine Label-Erstellung nach Südafrika nur noch einen Klick benötigte statt zuvor 20 Minuten manueller Arbeit. Auch das Retourenmanagement gestalteten wir so smart, dass die Kommunikation inklusive Retourenerfassung nur wenige Sekunden benötigte.
Viele Details, viel Arbeit, die dann aber auch eines klar zeigten: Bei vielen Dingen gingen die Ansichten über die Zusammenarbeit zwischen Konrad und mir immer weiter auseinander. Während ich mich sehr auf das Thema Marketing und Vertrieb im Jahr 2025 freute, fühlte es sich für Konrad so an, als würde sich eine Tür schließen. Er wollte gern neue Projekte angehen, als Freelancer gebucht werden, einfach wieder eintauchen ins Programmieren. Ihm fehlte der Spaß, mir fehlte seine mitreißende Energie.
Im Herbst fiel die Entscheidung, dass wir ab 2025 beruflich getrennte Wege gehen. Seit 2025 bin ich alleinige Geschäftsführerin. Wir trennen uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Privat und geschäftlich bleiben wir füreinander da. Keine bösen Worte, keine negativen Gedanken. Darauf sind wir beide sehr stolz und ich ihm sehr, sehr dankbar.
2025: Das Jahr des Wachstums
Bereits im Oktober 2024 hatten wir eine SEO- und SEA-Agentur beauftragt, damit wir ab Januar 2025 besser sichtbar sind. Schon jetzt kommen erste große Kampagnenanfragen von Konzernen. Gleichzeitig muss unsere Website noch intuitiver werden.
Pustekuchen – es ist die Königsdisziplin. Daran scheitern viele Firmen. Fragen, die ich mir immer und immer wieder stelle, sind etwa die folgenden:
- Ist der Kunden*innen-Support stark genug?
- Funktioniert das Projektmanagement?
- Wie robust sind unsere internen Prozesse?
- Ist genügend Liquidität vorhanden, um in Vorleistung zu gehen?
- Sind Zahlungsmodalitäten klar geregelt?
Obwohl clap mein viertes Unternehmen ist (ich habe ja auch vier Kinder), ist jedes Start-up wie ein Kind – komplett anders, auch wenn die Eltern die gleichen sind.
Ich bin jetzt alleinige Geschäftsführerin und fühle mich gut dabei. Für mich ist das Führen als Solo-Person ein sehr schöner Zustand. Dennoch schließe ich weder Finanzierungsrunden noch eine erneute Partnerschaft aus. Mein Plan ist es, dass ich die Firma operativ in verantwortungsvolle Hände gebe, sobald die Zeit dafür reif ist. Ich möchte gern strategisch an clap teilhaben. Aktuell optimieren wir die UX der Homepage, danach erfolgt eine Optimierung der UX der Plattform, auf der man sich die Boxen zusammenstellt.
Eileens Tipps – von Gründerin zu Gründer*in
- Vereinbarkeit von Gründung und Familie: Struktur und Prioritäten sind essenziell. Meine Familie steht an erster Stelle, mein Business baue ich darum herum. Mein Mann und ich sind ein starkes Team – wir unterstützen uns gegenseitig und achten auf uns als Paar und Eltern. Das gibt unseren Kindern Stabilität. Dein Unternehmen wächst mit dir – lebe im Hier und Jetzt.
- Angst vor dem Scheitern: Jede Gründung ist ein Experiment. Fehler sind Lernstationen. Frage dich: „Was, wenn es funktioniert?“ Als mein Co-Founder ging, war ich traurig; doch jede Tür, die sich schließt, öffnet eine neue. Neuanfang ist oft ein zweiter Frühling.
- Gründen im Team vs. als Solist*in: Ein(e) Co-Founder*in kann helfen – oder einschränken. Setzt früh klare Erwartungen. Fühlt sich eine Partnerschaft nicht richtig an, kauf dir lieber die Skills ein und bleib Solopreneur*in. Du arbeitest täglich eng zusammen – das ist wie eine Ehe.
- Finanzierung: Bootstrapping gibt Freiheit, aber Kapital sichert Wachstum. Willst du schnell skalieren, prüfe Finanzierungsmöglichkeiten wie Vorverkäufe oder strategische Partner.
- Resilienz: Dein Business braucht dich langfristig. Finde Routinen, die dich mental und körperlich stärken. Bei mir: Krafttraining, Tanzen, Yoga, Lachen und Zeit mit der Familie. Was gibt dir Energie?
Learnings aus vier Gründungen
Starte lieber unperfekt als gar nicht; dein Business muss zu deinem Leben passen, nicht umgekehrt; Veränderungen gehören dazu – sei flexibel und wachse mit; lass dich nicht von äußeren Erwartungen steuern. Dein Unternehmen, deine Regeln!
Gründer*in der Woche: PeerMetering - Smart-Meter für alle
PeerMetering zeigt eindrucksvoll, wie ein kleines Start-up mit einer großen Idee die Energiewende in einem hochregulierten Markt aktiv mitgestalten kann.

Deutschland hinkt in puncto Digitalisierung seiner Stromnetze im europäischen Vergleich deutlich hinterher. Länder wie Schweden, Dänemark oder die Niederlande haben bereits eine Durchdringungsrate von mehr als 80 Prozent bei der Einführung intelligenter Messtechnik erreicht. In Deutschland stellt das Messstellenbetriebsgesetz hohe technische Anforderungen an intelligente Messsysteme, die mit erheblichen Kosten verbunden sind. Diese Investitionen – besonders für die Installation von Smart-Meter-Gateways – machen die Digitalisierung für viele Netzbetreiber bislang unwirtschaftlich.
Die Folge: Die Digitalisierung unseres Stromnetzes kommt nur schleppend voran, insbesondere bei kleinen Verbraucher*innen in Mehrparteienhäusern. Hier kommt das junge Osnabrücker Start-up peerMetering ins Spiel. Gegründet von Jan-Frederic Graen und Daniel Mentrup, hat das Start-up eine technologische Lösung entwickelt, die es ermöglicht, bis zu 30 Stromzähler über große Distanzen hinweg mit einem einzigen Smart-Meter-Gateway zu verbinden – eine echte Innovation.
Die Technologie basiert auf einem Sende- und Empfangsmodul, das die Zählerstände über eine OMS-konforme LPWAN-Funkstrecke überträgt. So können bauliche Hürden wie Betondecken und große Entfernungen von bis zu 200 Metern problemlos überwunden werden (siehe Grafik). Diese Lösung ermöglicht eine kosteneffiziente Digitalisierung von Mehrparteienhäusern, ohne dass für jede Wohneinheit ein separates Gateway erforderlich ist.

Eine Lösung zur rechten Zeit
Ein zentraler Baustein der Energiewende ist die Digitalisierung der Stromnetze. Seit 2025 gelten für Netzbetreiber verpflichtende Ausbauquoten, die bisher schwer zu erfüllen waren. Bisher lag der Fokus im Ausbau auf Messstellen mit einem hohen Energieverbrauch, beispielsweise bei Kund*innen mit einem E-Auto oder einer Wärmepumpe. „Wir brauchen eine Lösung, um alle Haushalte digital anzuschließen und dürfen die Mehrheit der Messpunkte nicht aus den Augen verlieren. Nur wenn wir Lösungen haben, die allen Verbrauchern einen Mehrwert bringen, haben wir eine Chance, unsere ehrgeizigen Ziele der Energiewende zu erreichen“, so Jan-Frederic Graen.
Mit den neuen Änderungen im Messstellenbetriebsgesetz wird der Einbau intelligenter Messsysteme wirtschaftlich attraktiver. Laut einem neuen Bundestagsbeschluss können optionale Einbaufälle auf die gesetzlich vorgeschriebene 20-Prozent-Roll-out-Quote angerechnet werden. Zudem wird die POG-Umlage für moderne Messeinrichtungen erhöht, was den Einbau in Haushalten mit geringem Verbrauch wirtschaftlich macht. „Das macht peerMetering zu einer attraktiven Lösung, um Mehrparteienhäuser schnell und kosteneffizient zu digitalisieren; ein entscheidender Schritt für Netzbetreiber, um die Energiewende voranzutreiben“, so CEO Graen.
Vom Hackathon zur Marktreife
Der Ursprung von peerMetering geht auf einen Hackathon im Jahr 2019 zurück. Damals suchten die Stadtwerke Osnabrück nach einer Lösung, um Stromzähler per LoRaWAN auszulesen. Jan-Frederic Graen und sein Team entwickelten ein Konzept für eine kostengünstige und skalierbare Digitalisierung von Messstellen. Diese erste Idee mündete in die Gründung von peerOS, einem Unternehmen, das sich auf die Digitalisierung von Zählern im unregulierten Bereich spezialisierte.
Die damalige Gesetzeslage erschwerte jedoch die Umsetzung, sodass sich peerOS nicht am Markt etablieren konnte. Erst 2023, nach einer Gesetzesänderung, wurde ein neuer Ansatz entwickelt – diesmal konform zu den regulatorischen Vorgaben. Gemeinsam mit den Stadtwerken Osnabrück, smartOPTIMO und dem SmartCityHouse Osnabrück startete Jan-Frederic Graen neu durch, gründete peerMetering, und absolvierte nach einer ausgiebigen Konzept- und Planungsphase einen wegweisenden Pilotversuch: 30 Stromzähler wurden erfolgreich über bis zu 200 Meter hinweg mit einem einzigen Gateway verbunden – ein Durchbruch für das Start-up.
Mit dem erfolgreichen Pilotprojekt auf dem Campus der Stadtwerke Osnabrück hat peerMetering gezeigt, dass ihre Innovation nicht nur technisch umsetzbar, sondern auch wirtschaftlich in der Praxis realisierbar ist. Während dieser Phase lernte Jan-Frederic Graen seinen Mitgründer Daniel Mentrup kennen. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Produktentwicklung und Softwarearchitektur ergänzt er seitdem das Gründerteam und hat als CTO die technische Leitung inne.
Erfolgreicher Markttest – jetzt geht’s los
Nach der erfolgreichen Testphase arbeitet peerMetering nun an der Zertifizierung seiner Lösung. Im Frühjahr 2025 sollen die PTB-Baumusterprüfung und CE-Zertifizierung abgeschlossen sein. „Diese Zertifizierungen sind ein entscheidender Schritt, um den Anforderungen des Messstellenbetriebsgesetzes gerecht zu werden“, so Mentrup. Parallel dazu wird die Lösung für weitere Zählertypen angepasst – aktuell ist sie bereits mit eBZ-, EasyMeter- und Steckzählern kompatibel. Um die Verbreitung der Technologie weiter voranzutreiben, bietet das Start-up Netzbetreibern Testkits an, mit denen sie die Lösung in ihrem eigenen Netz ausprobieren können.
Starke Netzwerke als Erfolgsfaktor
Der Erfolg von peerMetering basiert nicht nur auf der Technologie, sondern auch auf starken Partnerschaften. Neben den Stadtwerken Osnabrück und smartOPTIMO war auch das SmartCityHouse Osnabrück ein wichtiger Unterstützer. „Das SmartCityHouse hat uns von Beginn an begleitet, wertvolle Kontakte vermittelt und uns den Zugang zu strategisch wichtigen Partnern ermöglicht. Die Unterstützung hat uns entscheidend dabei geholfen, unsere Lösung schneller in die Praxis zu bringen“, ist sich Graen sicher. Solche Netzwerke sind für Start-ups unverzichtbar, insbesondere in einem hochregulierten Markt wie dem Energiesektor.
Die nächsten Meilensteine im Blick
Der aktuelle Fokus der Gründer liegt auf der Zertifizierung ihres Produkts. „Sobald die Zertifizierungsphase abgeschlossen ist, planen wir den deutschlandweiten Verkauf unseres Produktes“, so Graen. Parallel zur Zertifizierung bereitet peerMetering diverse Pilotaufbauten bei interessierten Stadtwerken vor.
Die Learnings der Gründer
- Nur wer den Markt versteht, kann ihn verändern: „Unsere Lösung ist kein Zufallsprodukt – wir haben uns tief in die Anforderungen des Marktes und die regulatorischen Rahmenbedingungen eingearbeitet und speziell auf diesen Anforderungen ein Produkt entwickelt“, so Graen.
- Starke Partnerschaften als Erfolgsfaktor: „Ohne die Zusammenarbeit mit Netzbetreibern und Technologiepartnern wäre die Entwicklung nicht möglich gewesen“, ergänzt Daniel Mentrup.
- Timing ist alles: „Mit der aktuellen Gesetzeslage und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen trifft peerMetering genau den richtigen Zeitpunkt für den Markteintritt“, so Graen abschließend.
Fünf Mio. Euro für Geodaten-Start-up Beagle Systems
Das 2019 gegründete Beagle Systems sammelt und analysiert Geodaten mithilfe eines Netzwerks von Langstreckendrohnen. Mit dem frischen Kapital wollen die Hamburger ihr Geschäftsgebiet in Europa vergrößern und das Team weiter ausbauen.

Das 2019 von Jerry Tang, Mitja Wittersheim und Oliver Lichtenstein in Hamburg gegründete Beagle Systems startete 2024 seinen regulären Betrieb mit der Erkennung von Bedrohungen in der Nähe von Erdgaspipelines und der Erfassung von Methanemissionen. Durch die Ausweitung auf weitere Bereiche avanciert Beagle zu einer Suchmaschine, die Zugang zu bisher nicht erfassten Informationen für genutzte und bebaute Flächen bietet.
In einer Seed-Finanzierungsrunde sichern sich die Hamburger jetzt 5 Millionen Euro. Die Venture-Capital-Fonds PT1 und AENU führen die Runde als Co-Leads neben den Bestandsinvestoren an. Das Ziel: Europas kritische Infrastruktur durch ein Netzwerk aus automatisierten Langstrecken-Drohnen und Ladestationen sicherer und effizienter zu machen.
In Zeiten globaler politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit, neuer Zölle und anhaltender Lieferkettenprobleme ist eine robuste europäische Energieinfrastruktur wichtiger denn je. Der Datenpionier kann dank umfassender Genehmigungen rund 80 Prozent des europäischen Luftraums mit seiner Technologie „Made in Europe“ abdecken. Das Unternehmen konnte in kurzer Zeit namhafte deutsche Kunden gewinnen. Das Unternehmen hat von europäischen Energieversorgern Aufträge im Wert von mehreren Millionen Euro für die Datenerfassung und -analyse erhalten.
Mit dem gewonnenen Kapital wird Beagle Systems sein Geschäftsgebiet in Europa vergrößern und das Team weiter ausbauen. Gleichzeitig fließt das Geld in die Entwicklung einer völlig neuen Drohnengeneration samt dazugehöriger Ladestations-Infrastruktur – ausgelegt speziell auf sichere und effiziente Einsätze in Städten und Ballungsräumen.
Der CEO und Mitgründer des Unternehmens, Oliver Lichtenstein, engagiert sich seit Langem für die sichere Integration unbemannter Flugsysteme: So war er bereits früh Mitglied im Drohnenbeirat des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Zudem ist er stellvertretender Vorstandsvorsitzender des UAV DACH, Europas größtem Branchenverband für Drohnen. Dort vertritt er Hersteller, Betreiber und weitere Akteure, um den sicheren und geregelten Einsatz von Drohnen im europäischen Luftraum voranzutreiben.
„Diese Finanzierungsrunde ist ein klares Signal, dass unsere Arbeit Früchte trägt und unsere Partner großes Vertrauen in uns haben“, erklärt Lichtenstein. „Das zusätzliche Kapital gibt uns die Möglichkeit, unsere Services weiterzuentwickeln, um die europäische Energieinfrastruktur resilienter zu machen. Dank des anhaltenden Engagements von PT1 und AENU können wir schneller expandieren, um der Nachfrage unserer Kunden gerecht zu werden und an der Spitze unserer Branche zu bleiben.“
PT1, ein Venture-Capital-Fonds, hat sich auf innovative Technologien in Bereichen wie Immobilien, Energie und Infrastruktur spezialisiert. Nikolas Samios, Managing Partner von PT1, fügt hinzu: „Wir glauben fest daran, dass Beagle Systems mit seiner Technologie einen wichtigen Beitrag dazu leisten wird, Geodaten jederzeit und flexibel verfügbar zu machen – und so die Überwachung kritischer Infrastruktur effizienter, sicherer und nachhaltiger gestaltet.“
AENU setzt auch auf Frühphasen-Start-ups im Bereich Climate Tech. Der Impact Fund investiert in junge Unternehmen, die Lösungen für die Klimakrise entwickeln. Melina Sanchez Montañes, Principal bei AENU, ergänzt: „Der Markt für autonome Drohnentechnologien im Energiesektor bietet enormes Potenzial – sei es beim Aufspüren von Methanlecks zur Senkung von Treibhausgasemissionen oder bei der Überwachung und Sicherung unseres Stromnetzes. Das Team von Beagle hat uns mit seinem netzwerkbasierten Ansatz überzeugt, weil sie so den Kunden echten Mehrwert auf besonders kosteneffiziente Weise bieten.“
Gründer*in der Woche: DeepEn - tiefe Blicke ins Gehirn
Tiefe Einblicke in das Gehirn und andere Organe – mit einer bislang unerreichten Auflösung bei minimaler Invasivität: Das ermöglicht das junge MedTech-Start-up DeepEn aus Jena.

Die DeepEn GmbH – 2024 von Sergey Turtaev, Tomáš Čižmár, Hana Čižmárová, Jiri Hofbrucker und Patrick Westermann als Spin-Off des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) in Jena gegründet – hat das weltweit dünnste Mikroskopie-Gerät entwickelt, das neue Chancen für die neurowissenschaftliche Forschung und die Medizin eröffnen soll.
Haardünne Endoskope als Booster für neue klinische Geräte
Mithilfe präziser holografischer Lichtsteuerung können optische Glasfasern mit dem Durchmesser eines menschlichen Haares als leistungsstarke Bildgebungsgeräte in tiefliegenden Körperregionen genutzt werden. Diese ultraminimal invasiven Instrumente sollen zunächst die neurowissenschaftliche und biomedizinische Forschung beschleunigen und insbesondere zum Verständnis von Alterungsprozessen, degenerativen Veränderungen und Neuroplastizität beitragen.
„Unsere fortschrittliche Bildgebungstechnologie soll Forschenden helfen, neue therapeutische Strategien für neuronale Störungen zu entwickeln“, erklärt DeepEn-CEO Sergey Turtaev. „Langfristig, sobald weitere technische Hürden überwunden sind, könnten diese haardünnen Endoskope eine neue Generation klinischer Geräte prägen.“
Basis für die Entwicklung ist die international führende Forschungsarbeit der Gruppe für Holographische Endoskopie unter der Leitung von Tomáš Čižmár am Leibniz-IPHT: In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Karls-Universität Prag, dem Institut für Wissenschaftliche Instrumente der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brno, dem Leibniz-Institut für Neurobiologie sowie dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg entwickelte das DeepEn-Team den Prototypen eines hochauflösenden holografischen Endoskops.

Multipler Geldsegen für ambitionierte Vorhaben
Für diesen Erfolg wurde das Start-up jetzt mit dem Leibniz-Gründungspreis 2025 ausgezeichnet. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird für Gründungsvorhaben aus Leibniz-Instituten in der Vorbereitungs- und Start-up-Phase vergeben, die sich durch besondere Leistungen bei der Entwicklung von innovativen und tragfähigen Geschäftsideen und beim Aufbau neuer Unternehmen auszeichnen. Das Preisgeld ist zweckgebunden für die Unterstützung der Vorhaben bei der Überprüfung und praktischen Umsetzung ihrer Unternehmenskonzepte.
Das Preisgeld plant das Team für die Vorbereitung der Markteinführung seines Mikroendoskops NeuroDeep® Ende 2025 zu verwenden. „Wir planen eine große Marketingkampagne sowie die Teilnahme an Messen in Europa, Asien und den USA“, sagt Mitgründerin Hana Čižmárová. „Dafür können wir das Preisgeld hervorragend einsetzen.“
Das Start-up wurde bereits über EXIST-Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Im Frühjahr 2025 schloss es zudem erfolgreich eine Seed-Investitionsrunde in Millionenhöhe ab. Und last but not least erhielt DeepEn für sein Projekt NEUROGATE – eine Kooperation des Start-ups mit europäischen Forschungsinstituten, im Januar dieses Jahres eine 2,5 Millionen-Euro-Förderung des „EIC Transition“-Programms von Horizon Europe.
mo:re: Hamburger Life-Science-Start-up sichert sich 2,3 Mio. Euro
Das 2020 gegründete mo:re entwickelt eine Laborplattform, die neue Standards in der tierversuchsfreien Medikamentenentwicklung setzt.

In der Wissenschaft herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass sog. Organoide einen bedeutenden Schritt auf dem Weg zu einer repräsentativeren Modellierung von Krankheiten darstellen. Der Weg zu einer schnelleren Zulassung von relevanteren Medikamenten führt über moderne Organoidmodelle. Dies wurde auch von FDA erkannt, der amerikanischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (Food and Drug Administration). In ihren neuen Richtlinien macht sie den Weg frei, Tierversuche durch relevante Organoidmodelle zu ersetzen. In diesem Bereich fehlen noch die Mittel für eine breite Anwendung von Organoiden mit höherem Durchsatz, um reproduzierbare Ergebnisse in einer standardisierten Umgebung zu erzielen.
Laborplattform ersetzt Tierversuche
Vor diesem Hintergrund hat das Life-Science-Start-up mo:re eine Laborplattform entwickelt, die Automatisierung und Software für die Planung, Durchführung und Analyse von Zellkulturstudien kombiniert. Die Plattform zielt darauf ab, die Zellkultur zu vereinfachen, Organoide als Standard-Labortechnik zugänglich zu machen und verifizierbare Ergebnisse zu liefern.
Die Plattform aus Laborroboter und Software ersetzt letztlich Tierversuche durch KI-gestützte Kultivierung von Krankheitsmodellen, an denen neue Wirkstoffe standardisiert und im Hochdurchsatz getestet werden können und setzt damit einen neuen Maßstab für Skalierbarkeit, Reproduzierbarkeit und Standardisierung von 3D-Zellkulturmodellen.
2,3-Mio.-Finanzierung zur Kommerzialisierung
Jetzt hat mo:re auf der SLAS 2025 in San Diego, der weltweit führenden Messe für Laborautomation, die Markteinführung seines ersten Produkts bekannt gegeben. Die Kommerzialisierung wird durch eine Seed-Finanzierung in Höhe von 2,3 Millionen Euro durch internationale Investoren unter Führung des HTGF unterstützt. Ebenfalls beteiligt sind der Innovationsstarter Fonds Hamburg (IFH), Gilson Inc., NEDGEX, Nidobirds Ventures sowie die Privatinvestoren R&R Medical und Martin Blüggel.
„Mit dieser Finanzierung wollen wir unsere Präsenz auf dem Markt etablieren und unser Team weiter ausbauen. Jetzt ist es an der Zeit, unsere Ressourcen auf die Entwicklung weiterer wissenschaftlicher Anwendungen zu konzentrieren, um das Potenzial unserer Plattform gemeinsam mit unseren Kunden und unserem internen Labor für Forschung und Entwicklung zu erschließen“, so Lukas Gaats, CEO bei mo:re.
„Das Team von mo:re ist auf dem besten Weg, seine Vision zu verwirklichen, Forschern weltweit einen einfachen Zugang zu einer standardisierten Methode zur Durchführung von 3D-Zellkulturen und reproduzierbaren Ergebnissen zu ermöglichen“, ergänzt Dr. Christian Kannemeier, Senior Investment Manager beim HTGF.
Verus Digital: 3D-Digitalisierungspionier erhält 750.000 Euro Pre-Seed-Finanzierung
Die Verus Digital GmbH, ein führender Anbieter auf dem Gebiet der autonomen 3D-Digitalisierung von Objekten, sichert sich ein Pre-Seed-Investment. Das Business-Angel-Netzwerk Gateway Ventures und die Fraunhofer Gesellschaft investieren 750.000 Euro in die weitere Entwicklung der Fraunhofer-Ausgründung.

Die 2023 von Matevz Domanjko, Reimar Tausch und Martin Schurig als Spin-off des Fraunhofer-Instituts für Grafische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt gegründete Verus Digital GmbH bietet mit CultArm3D die erste mobile All-in-One-Lösung für die 3D-Digitalisierung von Objekten, sowie passgenaue Digitalisierungsdienstleistungen, Beratung und Schulung für kund*innenorientierte Lösungen an.
Die 3D-Scanner von Verus Digital nutzen modernste Technologie, um Kund*innen weltweit smartes digitales Scannen und Modellieren von Objekten zu einem Bruchteil der Kosten und des Zeitaufwandes bisheriger Verfahren anzubieten. Das Unternehmen hat mit der Produktlinie CultArm3D eine autonome 3D-Scanstation erfolgreich eingeführt, die die Dokumentation und digitale Konservierung von Kunstobjekten und historischen Artefakten mit wissenschaftlicher Präzision ermöglicht.
Hierfür arbeitet Verus Digital mit internationalen Partnern wie Phase One, einem führenden Hersteller von digitalen High-End-Kamerasystemen, Universal Robots, einem international tätigen Hersteller von kollaborativen Leichtbaurobotern und weiteren namhaften Partnern in Industrie und Forschung zusammen.
Mit der Pre-Seed-Finanzierung von Gateway Ventures und der Fraunhofer-Gesellschaft will das junge Tech-Unternehmen seine führende Position im Bereich der smarten 3D-Digitalisierung in Museen sowie das neue Geschäftsfeld der 3D-Virtualisierung in der Forensik weiter ausbauen. Zudem sollen durch Weiterentwicklungen und strategische Partnerschaften die Marktposition ausgebaut und weitere Märkte erschlossen werden.
Mit Unterstützung von Fraunhofer Venture wurde im Rahmen des AHEAD-Programms das Geschäftsmodell für den Markteintritt ausgearbeitet. Direkt nach Gründung brachte Verus Digital CultArm3D auf den Markt – die ersten smarten und autonomen 3D Scanning Stationen für Visualisierungen von wissenschaftlicher Qualität.

Matevz Domanjko, CEO bei Verus Digital, erklärt zur erfolgreichen Finanzierungsrunde: „Unsere Technologie verändert bereits heute die Art und Weise, wie führende Institutionen historische Artefakte und forensische Beweise mit unübertroffener Präzision digitalisieren und analysieren. Mit einem voll ausgereiften Produkt und einer wachsenden Marktnachfrage sind wir für die weitere Skalierung unseres Geschäftsmodells hervorragend aufgestellt. Die Investition von Gateway Ventures und Fraunhofer Venture ermöglicht es uns, Innovationen zu beschleunigen, unser Produktangebot zu verbessern und noch schneller in Schlüsselmärkte zu expandieren.“
Markus Kainz, CEO Gateway Ventures, ergänzt: „Die profunde Technologie hinter Verus Digital bietet weltweit einen einzigartigen Vorsprung gegenüber ähnlichen Lösungen. Wir sind überzeugt, dass das Produkt bereit ist in vielen Ländern zum Einsatz zu kommen und freuen uns gemeinsam mit dem Team von Verus Digital und Fraunhofer Venture die nächsten Schritte zu gehen.“
Matthias Unbescheiden, Institutsleiter des Fraunhofer IGD, kommentiert: „Die Gründung der Verus Digital GmbH als Spin-off des Fraunhofer IGD ist ein herausragendes Beispiel für unsere Innovationskraft im Bereich der autonomen 3D-Digitalisierung. Mit der erfolgreichen Finanzierung und dem Engagement für präzise digitale Lösungen unterstützen wir nicht nur die Erhaltung unseres kulturellen Erbes, sondern eröffnen auch neue Anwendungsmöglichkeiten in der Forensik und darüber hinaus.“
LMU-Spin-off RNhale erhält 2,5 Mio.-EU-Förderung
RNhale hat sich einen hochdotierten Grant des Europäischen Innovationsrates (EIC) gesichert. Das 2023 gegründete Münchner Start-up will einen neuen Ansatz zur Behandlung von Asthma praxisreif machen.

Der Firmenname bereits beschreibt das angestrebte Produkt in kürzester Form: RNhale - sogenannte RNA-Therapeutika zum Einatmen. Jetzt bekommt das 2023 gegründete Münchner Start-up einen sogenannten Transition Grant des European Innovation Council (EIC) in Höhe von 2,5 Millionen Euro, um ein solches neuartiges Medikament gegen Asthma an die Praxis heranzuführen.
RNhale ist eine Ausgründung der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU): Die Pharmazeutin Olivia Merkel, Inhaberin des Lehrstuhls für Drug Delivery, hat mit ihrem Team das nötige Know-how über lange Jahre erarbeitet. Sie forscht an neuartigen Nano-Transportsystemen, mit denen Medikamente gezielt an ihren Wirkort im menschlichen Körper gebracht werden können. Ihr besonderer Fokus liegt auf dem therapeutischen Einsatz kurzer RNA-Abschnitte, die an der Krankheitsentstehung beteiligte Gene in bestimmten Zelltypen stilllegen können.
Auf dieser Basis entwickelten Olivia Merkel und ihr Team Ansätze für neue Asthma-Therapien, unter anderem gefördert mit einem millionenschweren Starting Grant des Europäischen Forschungsrat (ERC). Die Forscherinnen und Forscher packten spezifische sogenannte siRNA in Nano-Carrier, die sich mittels Sprühtrocknung stabilisieren lassen und zu einem atemgängigen Trockenpulver verarbeiten lassen.
Um für ein solches Präparat die Probe aufs Exempel machen zu können, erhielt Olivia Merkel einen Proof of Concept Grant des ERC. Nach einer weiteren Förderung aus dem Knowledge Transfer Fund der LMU schlug 2023 auch die Geburtsstunde des Spin-offs RNhale, bei dem Olivia Merkel als Scientific Advisor firmiert. Zum Gründungsteam gehören einige ihrer LMU-Mitarbeitenden wie CEO Benjamin Winkeljann.
Nächster logischer Baustein der Förderung aus Brüssel
Der neue Grant des EIC ist in dieser Förderkette aus Brüssel der nächste logische Baustein: RNhale will damit die Technologie für die Prüfung in klinischen Studien bereit machen und die Geschäftsentwicklung für den Marktrelease vorantreiben. Dazu gehört eine Vorbereitung der nötigen präklinischen Studien. Als erste Anwendung plant das Unternehmen ein Präparat, mit dem sich die bei allergischem Asthma auftretende Expression des Zytokins TSLP in den Atemwegen reduzieren lässt. Mit diesen Arbeiten hofft RNhale, am Ende nicht nur ein hochwirksames Therapeutikum gegen Asthma auf den Markt bringen zu können, sondern auch eine Plattform zu schaffen, die sich auch für Entwicklungen zur Behandlung anderer Atemwegserkrankungen nutzen lässt.
CleanTech C1 sichert sich 20 Mio. Euro zur Kommerzialisierung von grünem Menthol
Das 2022 gegründete Berliner CleanTech C1 Green Chemicals AG hat sich 20 Mio. Euro Kapital gesichert, um seine Katalysatortechnik für grünes Methanol zur Marktreife zu bringen. Der Baustart einer Demonstrationsanlage ist für 2025 geplant.

Mit grünem Methanol lassen sich drei Industrien in Richtung CO2-Neutralität transformieren: Schifffahrt, Luftfahrt und kohlenstoffbasierte Chemieproduktion. Gleichzeitig wird durch den Einsatz des zirkulären Rohstoffs die Abhängigkeit von ausländischen Ressourcen erheblich reduziert und die Resilienz der Branchen gestärkt.
C1 hat in Zusammenarbeit mit der CreativeQuantum GmbH und dem Leibniz-Institut für Katalyse e.V. (LIKAT) eine grundlegend neue, homogene Katalyse zur Herstellung von Methanol entwickelt und patentiert. Das C1 Verfahren ist wesentlich selektiver, produktiver und effizienter als die bisher im Einsatz befindliche heterogene Katalyse, welche auf ein Patent aus dem Jahr 1921 zurückgeht. Die Berliner entwickeln und skalieren dabei ausschließlich auf Grundlage von regenerativen Rohstoffen und erneuerbarer Energie. Von den ersten Schritten der Entwicklung eines Produktionsprozesses an werden alle Prozesse so konzipiert, dass ein geschlossener Kohlenstoffkreislauf möglich ist. Damit unterstützt C1 die Industrie auf ihrem Weg aus der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen wie Öl, Gas und Kohle.
15 Mio. Kapitalerhöhung und 5 Mio. Forschungszulage
15 Millionen Euro kommen aus einer Kapitalerhöhung durch renommierte Investoren, allen voran von denkapparat, dem Family Office der think-cell Gründer Markus Hannebauer und Arno Schödl. Mit dabei sind außerdem Planet A Ventures, Maersk Growth, SquareOne, Prof. Wolfgang Reitzle (vormals CEO von Linde) und Jim Hagemann Snabe (Aufsichtsratsvorsitzender Siemens). Die restlichen 5 Millionen Euro fließen C1 aus bewilligter Forschungszulage zu.
“Bei C1 kommt einfach alles zusammen: Spitzenforschung für ein ökologisch und kommerziell überaus relevantes Problem, pragmatische Gründer mit einer klaren Vision und ein Team mit beeindruckender technologischer und kommerzieller Kompetenz. Genau das Profil, das wir als unternehmerisch geprägte Investoren suchen. Es war sofort klar, dass wir in dieser Runde in den Lead gehen“, sagt Markus Hannebauer von denkapparat.
Next Step: Demonstrationsanlage
Das eingeworbene Kapital will C1 dazu nutzen, die weltweit erste Demonstrationsanlage für homogen katalysiertes Methanol zu errichten. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren. Der Startschuss für den Bau soll noch in diesem Jahr fallen.
Mit seinen ambitionierten Plänen konnte C1 in den vergangenen Monaten erfahrene Chemiker, Chemieingenieure, Verfahrenstechniker und Projektmanager von etablierten Unternehmen wie Linde, BASF, Clariant, Shell und Tesla abwerben. Das Berliner Unternehmen entwickelt sich damit zunehmend zum Talentmagneten mit zentraler Rolle in der Transformation der Chemieindustrie.
Start-up-Insights zum Cyber Resilience Act
Neben Konzernen wie Microsoft und Siemens ist auch das Start-up Stackable Mitglied der Expert*innengruppe zum Cyber Resilience Act (CRA). Mitgründer Lars Francke war jetzt zur ersten Sitzung bei der EU-Kommission. Hier seine Insights.

Nach intensiven Verhandlungen ist der Cyber Resilience Act (CRA) in Kraft getreten. Unternehmen haben nun bis Dezember 2027 Zeit, die Anforderungen dieser EU-Verordnung zur Stärkung der Cybersicherheit umzusetzen. Doch was bedeutet der CRA konkret? Warum war er anfangs so umstritten? Und wie sollten Unternehmen nun vorgehen?
Die europäische Gesetzgebung mag oft schwerfällig erscheinen, doch in puncto Cybersicherheit zeigt sich die EU erstaunlich entschlossen. Bereits 2019 wurde der Cybersecurity Act verabschiedet, wenig später folgte die Sicherheitsrichtlinie NIS2. Nun markiert der CRA einen weiteren Meilenstein im Schutz digitaler Infrastrukturen. In einer Zeit, in der Cyberangriffe zunehmen, ist dies ein notwendiger Schritt.
Während Europa vorangeht, zeigen sich anderswo Rückschritte: In den USA wurde das unter der Biden-Regierung geschaffene ‚Cyber Safety Review Board‘ als eine der ersten Amtshandlungen der Trump-Administration wieder aufgelöst. Umso wichtiger, dass die EU hier mit einem klaren Regelwerk voranschreitet – auch wenn der Weg dorthin nicht ohne Hürden war. Vor allem das Thema Open Source führte im Vorfeld zu hitzigen Diskussionen zwischen Politik, Wirtschaft und Verbänden.
Die Zukunft der Cybersicherheit aktiv mitgestalten
Für uns bei Stackable war Open Source von Anfang an ein zentrales Thema – nicht erst seit den Debatten um den CRA. Daher war es uns ein Anliegen, an der Ausgestaltung der Verordnung mitzuwirken. Dass wir als vergleichsweise kleines Unternehmen tatsächlich in die Expertengruppe zum CRA aufgenommen wurden, war eine Überraschung. Ich erinnere mich noch genau an den Tag im Jahr 2024, als die Bestätigungsmail eintraf: „Wir fahren nach Brüssel!“, rief ich damals dem Team zu.
Die erste Sitzung des CRA-Komitees fand nun im Februar 2025 statt. Persönlich in Brüssel anwesend zu sein und mit den Big Playern wie Microsoft, Cisco oder Siemens an einem Tisch zu sitzen, war schon beeindruckend. Direkt mit anderen Expert*innen zusammenzuarbeiten, ist eine einzigartige Gelegenheit, die Zukunft der Cybersicherheit aktiv mitzugestalten. Diese Erfahrungen haben mir wertvolle Einblicke in die Mechanismen der EU-Gesetzgebung und die Bedeutung von Open Source in diesem Kontext vermittelt. Und auch, welche Arbeit noch vor uns liegt.
Ein zentraler Diskussionspunkt während der Entwicklung des CRA war die Einbeziehung von Open-Source-Software. Ursprünglich hätte der Entwurf dazu geführt, dass Open-Source-Entwickler*innen und Stiftungen denselben Verpflichtungen ausgesetzt wären wie kommerzielle Softwareanbieter. Diese Regelung hätte potenziell das Open-Source-Ökosystem in Europa gefährdet, da viele Entwickler*innen sich gezwungen gesehen hätten, ihre Software nicht mehr auf dem europäischen Markt anzubieten.
In der finalen Version des CRA wurde eine differenzierte Lösung gefunden: Die Unterscheidung zwischen kommerzieller und nicht-kommerzieller Nutzung wurde geschärft, und mit der Einführung des Begriffs „Open Source Steward“ erhalten nicht-kommerzielle Projekte eine regulatorische Sonderstellung mit reduzierten Verpflichtungen. Dies trägt dazu bei, dass Open Source weiterhin eine tragende Rolle in der europäischen Digitalwirtschaft spielen kann. Und muss. In der Expert*innengruppe gehören Open Source und welche Pflichten die Herstellenden in der gesamten Lieferkette haben, auch weiterhin zu den Kernthemen.
Das beschäftigt die Expert*innengruppe
Es gibt noch ungelöste Probleme, denen wir uns in der Expert*innengruppe stellen – etwa die internationale Abstimmung. Während Europa mit dem CRA einen ambitionierten Weg geht, sind in anderen Teilen der Welt vergleichbare Regulierungen noch nicht auf demselben Niveau. Dies könnte dazu führen, dass europäische Unternehmen im globalen Wettbewerb benachteiligt werden, während außereuropäische Anbietende weniger strenge Sicherheitsauflagen erfüllen müssen. Eine enge Zusammenarbeit mit anderen Wirtschaftsräumen bleibt für uns in der Expert*innengruppe daher enorm wichtig.
Eine längere Diskussion gab es auch beim Thema Risikobewertung. Ich selbst hatte damit bisher nur wenige Berührungspunkte in meiner beruflichen Laufbahn. Und aus Gesprächen mit anderen Unternehmer*innen konnte ich heraushören, dass es vielen Start-ups und kleineren Unternehmen auch so geht. Welche Szenarien und Leitlinien zu berücksichtigen sind, ist vielerorts nicht klar. Manche Teilnehmenden der Expert*innengruppe sprachen sich für minimale Vorgaben aus, um das Thema nicht zu kompliziert zu gestalten. Andere sprachen sich für Anleitungen von der Kommission aus, damit Unternehmen einen Fahrplan an der Hand haben. Letztere Variante dürfte vor allem für kleine Unternehmen hilfreich sein. Doch auch jetzt sollten sich alle Markteilnehmer*innen bereits damit auseinandersetzen. Die Zeit drängt.
Berichtspflicht ab 2026, Übergangsfrist bis Dezember 2027
Unternehmen haben eine Übergangsfrist bis Dezember 2027, um sich auf die neuen regulatorischen Anforderungen einzustellen. Ab September 2026 greift sogar schon die Berichtspflicht, etwa bei Vorfällen oder Schwachstellen – viel Zeit bleibt also nicht. Vor allem, weil die Umstellung eine sorgfältige Analyse der eigenen Prozesse und Systeme erfordert. Wer bisher keine systematische Dokumentation seiner Softwareentwicklungs- und Sicherheitspraktiken vorgenommen hat, muss damit beginnen, eine lückenlose Nachweisführung zu etablieren. Es gilt, detailliert zu erfassen, welche Softwarekomponenten und Drittanbieter-Lösungen im Einsatz sind und welche Sicherheitsmaßnahmen implementiert wurden.
Ein funktionierendes Schwachstellenmanagement ist essenziell. Unternehmen müssen in der Lage sein, Bedrohungen frühzeitig zu identifizieren und angemessen darauf zu reagieren. Dazu gehört auch eine umfassende Transparenz über die gesamte Software-Lieferkette hinweg. Woher stammen genutzte Code-Komponenten? Welche potenziellen Risiken bergen sie? Nur wer diese Fragen klar beantworten kann, wird langfristig regulatorische Sicherheit gewährleisten können.
Die Umsetzung darf nicht aufgeschoben werden. Eine schrittweise Integration der neuen Vorgaben sollte sofort angegangen werden, um Nachholbedarf kurz vor der Frist zu vermeiden und Compliance-Prozesse nachhaltig zu verankern.
Ein Lackmustest für die Regulierung
Der CRA setzt einen wichtigen Meilenstein in der europäischen Cybersicherheitsstrategie. Entscheidend wird sein, ob die Umsetzung in der Praxis effizient gestaltet wird oder ob sie Unternehmen mit bürokratischen Hürden überlastet. Wer sich frühzeitig mit den neuen Anforderungen auseinandersetzt, kann einen Wettbewerbsvorteil erzielen, indem er Cybersicherheit als integralen Bestandteil seiner digitalen Strategie etabliert.
Für Open Source wurde eine tragfähige Lösung gefunden, doch das regulatorische Umfeld bleibt herausfordernd. Es ist essenziell, den Dialog zwischen Industrie, Regulierungsbehörden und der Open-Source-Community weiterzuführen, um praktikable Lösungen zu entwickeln.
Cybersicherheit ist kein statisches Ziel, sondern eine fortwährende Herausforderung – der CRA ist ein erster, notwendiger Schritt, doch seine Wirksamkeit wird von der konsequenten und durchdachten Umsetzung abhängen. Der regulatorische Rahmen steht, jetzt liegt es an der Wirtschaft und der Politik, diesen mit Augenmaß und Weitsicht mit Leben zu füllen.
Der Autor Lars Francke ist Co-Founder der 2020 von ihm und Sönke Liebau gegründeten Stackable GmbH. Das Unternehmen entwickelt eine modulare Open-Source-Datenplattform, die die gängigsten Data Apps bündelt.
Gründer*in der Woche: Viva la Faba – der weltweit erste Käse aus Bio-Fababohnen
Mit dem ersten pflanzlichen Käse der Welt auf Basis von Bio-Fababohnen wollen die Viva-la-Faba-Gründer*innen Jan Haberzettl und Ariana Alva Ferrari die Lebensmittelindustrie transformieren und gesunde Käsealternativen bieten.

Lebensmittelsysteme verursachen etwa 24 Prozent der globalen CO₂-Emissionen, wobei tierische Proteine eine zentrale Rolle spielen. Kuhmilchkäse gehört zu den Lebensmitteln mit dem höchsten CO₂-Fußabdruck. Viva la Faba – ein junges Food-Tech-Start-up mit Sitz in Stuttgart – entwickelt innovativen pflanzlichen Käse auf Basis von Hülsenfrüchten. Mit dem ersten pflanzlichen Käse der Welt auf Basis von Bio-Fababohnen (auch Acker- oder Saubohne genannt) will das Team rund um die Gründer*innen Jan Haberzettl und Ariana Alva Ferrari die Lebensmittelindustrie transformieren und Verbraucher*innen hochwertige, nachhaltige und gesündere Käsealternativen anbieten. „Unser Ziel ist es, klimafreundliche Ernährung für alle zugänglich zu machen. Der Käse aus Fababohnen zeigt, wie innovative Lebensmittel den CO₂-Fußabdruck reduzieren können und dabei auch noch köstlich schmecken,“ so Ariana.
Auf der Suche nach einem guten veganen Käse
Die Viva-la-Faba-Gründungsstory begann vor vier Jahren an der Uni Hohenheim – mitten in der Pandemie. Jan und Ariana waren damals noch Studierende, und auf der Suche nach einem guten veganen Käse. Bis eines Tages eine E-Mail von einem Professor in ihrem Posteingang landete, der Studierende für die Teilnahme an einem großen europäischen Wettbewerb suchte. "Kurz gesagt, ging es darum, ein revolutionäres Lebensmittelprodukt zu entwickeln, das einen großen positiven Einfluss auf die Welt hat", so Jan.
Zusammen mit Studierenden verschiedener Fachrichtungen wie Lebensmittelwissenschaften, Wirtschaft, Biologie, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit arbeiteten die beiden mehrere Monate in ihrer WG-Küche an dem ersten Prototypen. Sie entwickelten um die Wette – sogar gegen Teams aus Irland und Italien. Die ersten Ergebnisse waren ernüchternd – doch die beiden gaben nicht auf.
Zehn Monate später hatten sie ihr Ziel erreicht. Sie gewannen den ersten Preis mit ihrem pflanzlichen Käse. Sofort war den beiden klar, dass sie etwas ganz Besonderes in der Hand hatten. Also machten sie weiter, mit dem ambitionierten Ziel, die Welt mit dem besten pflanzlichen Käse zu versorgen.
Auf dieser unternehmerischen Reise wurde ein erstes echtes Labor bezogen, und die Entwicklung fortgesetzt. Doch Dinge, die im Labormaßstab geklappt hatten, funktionierten im Großen nicht. Letztendlich benötigten die Tüftler*innen ganze zwei Jahre Entwicklung, um den Code zu knacken und den ersten Käse der Welt aus Bio-Ackerbohnen zu finalisieren. "Dafür entwickelten wir einen einzigartigen Herstellungsprozess, welcher Tradition und Innovation vereint", so Jan.


Bester veganer Käse 2024
Mittlerweile sind die Produkte von Viva la Faba von PETA Deutschland als “bester veganer Käse 2024” ausgezeichnet worden. Darüber hinaus wurde das Start-up vor Kurzem mit dem Innovationspreis Bioökonomie des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Der Preis würdigt herausragende bioökonomische Innovationen, die einen bedeutenden Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft leisten. Die Auszeichnung unterstreicht zudem das Potenzial von Viva la Faba als eine klimafreundliche, ressourcenschonende und gleichzeitig geschmacklich überzeugende Alternative zu tierischem Käse – mit einem bis zu 90 Prozent geringeren CO₂-Fußabdruck als traditioneller Milchkäse.
Neue Maßstäbe in der Käseproduktion
Damit setzt Viva la Faba auch neue Maßstäbe in der Käseproduktion: Während viele pflanzliche Käsealternativen auf importierten Nüssen, Aromen und modifizierten Stärken basieren, nutzt Viva la Faba Rohstoffe der Bioökonomie, wie biologische Leguminosen und Pflanzenextrakte. Hülsenfrüchte sind nicht nur nachhaltiger im Anbau, sondern verbessern zudem die Bodenfruchtbarkeit, indem sie Stickstoff binden und Kohlenstoff speichern. „Unsere Innovation beweist, dass nachhaltige Bioökonomie längst keine Zukunftsvision mehr ist, sondern heute schon marktfähige Lösungen bietet“, sagt Mitgründer Jan.
Ein weiterer Meilenstein ist das von Viva la Faba initiierte und vom Land Baden-Württemberg geförderte Projekt LUMIKÄSE. Darin forscht das Start-up an Produkten mit einem besonders hohen Proteingehalt auf Basis regionaler Leguminosen aus Baden-Württemberg. Ziel ist es, durch innovative Verfahren nicht nur geschmacklich und ernährungsphysiologisch überzeugende Produkte zu schaffen, sondern auch regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen. „Wir zeigen, dass der Wandel zu einer klimafreundlichen Ernährungsweise nicht Verzicht bedeutet, sondern eine Bereicherung für Geschmack, Umwelt und Gesellschaft sein kann“, sagt Mitgründerin Ariana.
Marktstart im Einzelhandel und in der Gastro geplant
2025 soll die Käsealternative im deutschen Einzelhandel sowie in Gastronomiebetrieben eingeführt werden. Viva la Faba hat zudem erste strategische Partnerschaften mit Partnern aus der Lebensmittelindustrie geschlossen. „Unsere Vision ist es, pflanzlichen Käse aus Rohstoffen der Bioökonomie zu etablieren und mit Viva la Faba einen Beitrag zur Reduzierung der Klimaauswirkungen der Lebensmittelindustrie zu leisten“, so Isa Entenmann, Leiterin R&D bei Viva la Faba, abschließend.