Gründer der Woche: Mammut 3D - mehr Drucker-Power!

Gründer der Woche 32/18


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Denkt man an ein Mammut, fallen einem Attribute, wie massiv, gewaltig und stark ein. Diese Assoziationen sind von den Gründern von Mammut 3D durchaus gewollt – denn ihr 3D-Druckkopf soll mal große und besonders bruchfeste Bauteile drucken. Mehr dazu erfahren wir von dem Gründer-Trio Katja Schlichting, Michael Heel und Dennis Herrmann.

Was genau macht euer Start-up Mammut 3D?

Katja: Man muss sich das so vorstellen: Wenn man malt, würde man intuitiv für verschiedene Aufgaben unterschiedliche Stifte verwenden. Wenn man die präzisen, äußeren Linien malt, nimmt man feinere Stifte. Will man aber das innere Volumen grob und schnell auffüllen, benutzt man einen dicken Stift. Dieses Verfahren haben wir auf den 3D-Druck übertragen und einen einmaligen Druckkopf mit einem besonderen Mechanismus entwickelt und deutschlandweit zum Patent angemeldet.

Wie funktioniert euer Druckkopf und wer hatte die Idee dazu?

Katja: Unser Druckkopf kann zwischen feinen und groben Aufgaben wechseln und spart somit bei einem 3D-Druck bis zu 76 Prozent der Druckzeit ein. Durch die Verwendung von Granulat sinken die Materialkosten um bis zu 95 Prozent gegenüber von Filament. Die Idee hatte Michael und er hat dann zunächst gemeinsam mit einem Patentanwalt recherchiert, ob es auf dem Markt bereits eine derartige Technologie gibt. Und festgestellt, dass es diese noch nicht gibt.

Michael: Ich hatte zuvor in einem anderen Start-up mitgearbeitet und mich dort intensiv mit dem Thema 3D-Druck beschäftigt. Dabei fiel mir auf, dass man das Verfahren beschleunigen und verbessern könnte.

Was bedeutet euer Name?

Michael: Mammut steht für uns für stabil, groß und stark – so wie die Bauteile, die später mit unserem Drucker gedruckt werden sollen.

Woher kennt ihr euch?

Michael: Wir kennen uns alle seit dem Bachelor-Studium, also seit sechs Jahren. Wir haben zunächst Optoelektronik und Lasertechnik studiert und schreiben gerade unsere Master-Thesis: Katja und ich in Business Development & Start up-Management und Dennis in Photonics.

Dennis: Michael kam auf uns beide zu und hat von seiner Idee erzählt und gefragt, ob wir nicht mitmachen möchten.

Michael: Ich wollte meine Idee unbedingt mit Leuten umsetzen, die die Technik hinter meinem Vorhaben verstehen und wo ich es mir auch zwischenmenschlich gut vorstellen konnte.

Katja: Ja, die Chemie stimmt einfach zwischen uns. Seit März 2018 arbeiten wir in Vollzeit an unserer Gründung, wobei jeder ganz klar sein eigenes Aufgabengebiet hat.

Wie finanziert ihr die Startphase?

Katja: Bisher komplett aus privaten Mitteln. Wir bewerben uns gerade für das EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Sehr hilfreich ist, dass wir die Räume des Innovationszentrums an der Hochschule Aalen "INNO-Z" nutzen dürfen und, dass die Hochschule Aalen uns darüber hinaus mit technischer Beratung, Maschinen und Infrastruktur unterstützt.

Michael: Der Prototyp, an dem wir zurzeit arbeiten, wird allerdings circa 120.000 Euro kosten und die EXIST-Förderung nur etwa ein Viertel der Kosten abdecken. Deshalb bereiten wir jetzt schon die Seed-Förderung vor und sind im Gespräch mit potenziellen Investoren.


Was waren bisher die größten Hürden im Gründungsprozess?

Dennis: Den Schritt hinaus aus der Komfortzone habe ich als am schwierigsten empfunden. Wir hatten alle drei schon feste Jobs und haben uns einen Stichtag gesetzt, an dem wir gleichzeitig gekündigt haben. Das durchzuziehen, war schon eine Herausforderung.

Katja: Für mich war es am schwersten, die technische Idee auszuformulieren und sie schriftlich zu fixieren.

Michael: Ich fand es schwer, zu definieren, wo die Reise hingehen soll. Letztlich haben wir beschlossen, die Messlatte ziemlich hochzulegen. Wenn wir das alles schon starten, dann machen wir es gleich richtig.

Wo soll die unternehmerische Reise denn hingehen?

Katja: Wenn alles wie geplant läuft, werden wir schon im kommenden Jahr mehr Leute brauchen. Im Jahr 2020 soll die Markteinführung mit Pilotkunden starten.

Dennis: Wir sind aber für langsames Wachstum und flache Hierarchien. Die beizubehalten wird eine Herausforderung sein – dessen sind wir uns im Klaren.

War Gründen für euch schon immer eine Option?

Michael: Für mich ursprünglich nicht. Ich wollte eigentlich studieren und danach einen gut bezahlten Job haben. Während des Master-Studiums dachte ich aber immer wieder darüber nach, es doch mit der Selbständigkeit zu versuchen. Mit aufkommen der Idee entschied ich mich doch für das Gründen. Zudem ist der Zeitpunkt ideal und letztendlich habe ich nichts zu verlieren Die guten Strukturen an der Hochschule Aalen, wie beispielsweise der kostenlose Zugang zum Shared-Desk-Bereich im INNO-Z, oder auch die Angebote der Gründungsinitiative stAArt-UP!de, sind für Gründungswillige super hilfreich.

Katja: Ich habe schon in ganz jungen Jahren darüber nachgedacht, mich selbstständig zu machen. Während des Studiums habe ich immer wieder in einem großen Konzern gearbeitet und die Strukturen als sehr einschränkend empfunden. Das hat mich in meinem Vorhaben noch mehr bestärkt.

Dennis: Für mich war es schon immer klar, dass ich für niemanden sonst arbeiten will, außer für mich selbst. Ich habe dauernd tausend Ideen und ich sehe überall in meiner Umgebung Bedarf an neuen oder besseren Produkten.

Was ratet ihr anderen, die über eine Gründung nachdenken?

Michael: Während des Studiums ist es der beste Zeitpunkt überhaupt, um es einfach zu versuchen. Man hat noch wenig Kosten … Dennis: … keine Verantwortung für eine Familie … Katja: … und daher nix zu verlieren. Nur Erfahrung und Bildung zu gewinnen!

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Das Interview führte Andrea Heidel



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NewSpace-Start-up TALOS und Max-Planck-Gesellschaft starten Wildlife-Tracking aus dem Weltraum

Das Münchner Start-up TALOS baut mit ICARUS 2.0 eine Flotte von mind. fünf Cube-Satelliten auf, um Tierbewegungen zu tracken; die Max-Planck-Gesellschaft erhält Zugriff auf Technologie und gesammelte Daten.

TALOS, das 2022 gegründete Münchner NewSpace-Start-up und Pionier in den Bereichen Wildlife-Tracking und IoT-Lösungen, hat einen vierjährigen Kooperationsvertrag mit der Max-Planck-Gesellschaft unterzeichnet, um ICARUS 2.0 zu starten: Die Partnerschaft definiert die nächste Generation der satellitengestützten Tierbeobachtung und erschließt so neue Möglichkeiten für globale Wissenschaft und Naturschutz. Das ursprüngliche ICARUS-System, das von der Internationalen Raumstation (ISS) aus betrieben wurde, hatte die Max-Planck-Gesellschaft zusammen mit der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos entwickelt. Als Folge des Ukraine-Krieges wurden jedoch alle bilateralen Forschungsprojekte mit Russland gestoppt, einschließlich ICARUS.

Nun wird ICARUS 2.0 aufgebaut, mit einem eigenen unabhängigen Flotte von mindestens fünf Cube-Satelliten im nahen Erdorbit (Low-Earth-Orbit, LEO). Das fortschrittliche System erlaubt eine hochpräzise Verfolgung von Tieren mit GPS-Genauigkeit. Es wird Forschern mindestens einmal täglich Updates zu Tierstandorten liefern. Sobald alle fünf Satelliten in Betrieb sind, sind bis zu fünf Updates pro Tag möglich. Zusätzlich zu den Standortdaten werden die an den Tieren befestigten fünf Gramm schweren Sender auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Druck und Beschleunigung messen und damit einen umfassenden Datensatz zur Unterstützung verschiedener Forschungsziele liefern.

Professor Martin Wikelski, Direktor am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie: „Unsere Zusammenarbeit setzt die Erfolgsgeschichte von ICARUS fort und ermöglicht es uns, bisher unbekannte Dimensionen im Tierverhalten und der globalen Biodiversität zu erforschen. ICARUS 2.0 wird ein entscheidendes Instrument zur Bewältigung von Umweltproblemen, Klimawandel, Naturschutz und der Verfolgung zoonotischer Krankheiten wie SARS, Vogelgrippe und dem West-Nil-Virus sein. Durch den Einsatz von Raumfahrt-Technologien sowie die Zusammenarbeit mit innovativen NewSpace-Start-ups profitiert die ICARUS-Initiative von schnelleren Entwicklungszyklen und breiteren Einsatzmöglichkeiten. So erweitern wir Reichweite und Wirkung der globalen wissenschaftlichen Forschung und Naturschutzbemühungen.“

Gregor Langer, CEO von TALOS, über die Partnerschaft: „ICARUS 2.0 ist ein Quantensprung für Wildlife-Tracking und Umweltwissenschaft. Gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft ermöglichen wir Wissenschaftlern weltweit, bisher undenkbare Einblicke in die Ökosysteme unseres Planeten und in die Bewegungen von Tieren zu gewinnen. Dank der zunehmenden Erschwinglichkeit von Raumfahrt-Technologien und Satelliten-Starts werden NewSpace-Start-ups wie TALOS zum Schlüssel beim Vorantreiben wissenschaftlicher Forschung. So unterstützen wir Forschungseinrichtungen weltweit, ganz konkrete Lösungen für unser Leben auf der Erde zu liefern.

ICARUS 2.0 plant, die Cube-Satelliten-Konstellation in mehreren Phasen zu starten. Der erste Satellit soll bereits im Herbst 2025 mit SpaceX 15 starten. Für den darauffolgenden Start wird aktuell die Nutzlast gebaut. Die Produktion des ersten Satelliten wird als Teil der SpaceX Transporter 16-Mission beginnen und soll bis Frühjahr 2026 fertiggestellt sei. Die vollständige Konstellation von fünf Satelliten soll bis Ende 2026 betriebsbereit sein.

Gründer*in der Woche: eCovery – digitale Innovation gegen Rückenschmerzen

Das 2019 gegründete Leipziger Start-up eCovery hat einen Meilenstein erreicht: seine Therapie-App für den unteren Rücken wurde nun nach knapp fünf Jahren Entwicklung offiziell als „App auf Rezept“ zugelassen.

Rückenschmerzen sind in ganz Europa weit verbreitet, weit über die Hälfte der Deutschen hat jährlich damit zu kämpfen*. Die Gründe sind vielfältig, die Behandlungsmöglichkeiten begrenzt. Das neue Jahr startet nun mit einer guten Nachricht für alle Menschen in der Gesetzlichen Krankenversicherung: Die „eCovery Therapie-App bei Schmerzen im unteren Rücken“ des Leipziger Start-ups eCovery wurde in das Verzeichnis für Digitale Gesundheitsanwendungen aufgenommen (PZN 19746707) und kann von allen Ärzt*innen in Deutschland auf Rezept verschrieben werden. Mit diesem wichtigen Meilenstein schreibt das Start-up seine eigene Geschichte in der digitalen Gesundheitsversorgung fort.

Die App bietet ein individuell angepasstes, 12-wöchiges Trainingsprogramm für Menschen mit Problemen an der Lendenwirbelsäule und ist ab sofort Teil des Verzeichnisses für Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA). „Wir bieten Patient*innen mit unteren Rückenschmerzen eine wirksame und jederzeit verfügbare Therapie,“ erklärt Dr. Alexander Georgi, Orthopäde und Mitgründer von eCovery. Laut Aussage des Start-ups haben bundesweit seit Einführung der „DiGAs“ keine 40 Unternehmen diese Zulassung erhalten.

Von Leipzig in die ganze Republik

Die Idee hinter eCovery entstand aus der Vision, Menschen mit chronischen Rückenschmerzen eine einfache, digitale Lösung zu bieten. „Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit – mehr als die Hälfte der Deutschen ist jährlich davon betroffen. Doch die bisherigen Therapiemöglichkeiten sind oft begrenzt,“ erklärt Marcus Rehwald. Mit ihrer App schafft eCovery eine barrierefreie Alternative, die auf individuellen Bedürfnissen basiert. Die Entwicklung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Krankenkassen, Ärzt*innen und der Universitätsmedizin Leipzig.

Die App passt sich dem Gesundheitszustand der Nutzer*innen an, dokumentiert Fortschritte und führt ein digitales Schmerztagebuch. Als zertifiziertes Medizinprodukt der Klasse I (MDR) erfüllt sie höchste Sicherheitsstandards. Nutzer*innen können die Anwendung auf Rezept von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin erhalten. Alternativ ermöglicht die Kooperation mit „Teleclinic“ auch eine rein digitale Ausstellung des Rezepts

Ein Vorreiter in der digitalen Gesundheitslandschaft

Als „App auf Rezept“ profitiert die eCovery Therapie-App von den hohen Standards der deutschen DiGA-Richtlinien. Diese erfordern nicht nur medizinische Wirksamkeit, sondern auch eine reibungslose Integration in das deutsche Gesundheitssystem, darunter die elektronische Patientenakte (ePA). Dank einer ISO-Zertifizierung (13485 und 27001) gewährleistet eCovery eine sichere Verarbeitung von Patient*innen- und Gesundheitsdaten.

Die Zulassung durch das BfArM bestätigt nicht nur die medizinische Relevanz, sondern auch die Effektivität der App. Studien zeigen, dass die digitalen Übungen zu einer signifikanten Verbesserung von Funktions- und Schmerzwerten führen können – teilweise überlegen zu herkömmlichen Therapien.

Von der Idee zur Innovation

Die Erfolgsgeschichte von eCovery begann 2019, als das Start-up gegründet wurde. Von Beginn an setzte das Unternehmen auf eine enge Zusammenarbeit mit Partnern des Gesundheitssystems. „Unser Ziel war es, eine Anwendung zu schaffen, die nicht nur medizinisch wirksam, sondern auch anwenderfreundlich ist,“ so Marcus Rehwald. Mit einem erfahrenen Team aus Entwickler*innen, Mediziner*innen und Gesundheitsökonom*innen entstand die App, die nun zur Entlastung des Gesundheitssystems beiträgt.

Zukunftsvision: Digitale Gesundheit für alle

Mit der Zulassung als DiGA ist für eCovery ein wichtiger Meilenstein erreicht, doch das Start-up denkt weiter. Ziel ist es, das Angebot auf andere Bereiche der digitalen Gesundheitsversorgung auszuweiten. Langfristig will das Unternehmen seine Position als führender Anbieter im Bereich der digitalen Gesundheitsanwendungen im erweiterten Sinne festigen - und Krankenkassen noch stärker als bisher einbinden.

Die neue eCovery Therapie-App ist für Android und iOS verfügbar und verspricht, die Zukunft der Rückentherapie neu zu definieren. „Wir glauben an die Kraft der digitalen Innovation, um die Gesundheitsversorgung für alle Menschen zugänglicher und effektiver zu machen,“ fasst Marcus Rehwald zusammen.

vialytics: 8 Mio. Euro für intelligente Straßenmanagementsysteme

2018 gründeten Patrick Glaser, Achim Hoth und Danilo Jovicic-Albrecht ihr SaaS-Start-up vialytics und verfolgen seitdem mit ihren 100 Mitarbeitenden einen ambitionierten Wachstumskurs. Nächste Meilensteine sind das Erreichen der Gewinnzone und organisches Wachstum.

Vialytics, das international führende SaaS-Start-up für intelligente Straßenmanagementsysteme, sichert sich eine weitere Finanzierungsrunde. Insgesamt 8 Millionen Euro werden aufgelegt, mit Acton Capital als Lead Investor und weiterer Unterstützung der Bestandsinvestoren EnBW New Ventures, Statkraft Ventures und Scania Growth Capital.

Vialytics-CEO Patrick Glaser erklärt: „Es ist großartig, dass wir Acton Capital als neuen, starken Investor an unserer Seite haben. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit. Unser Ziel ist es, bis ins Jahr 2030 jeden Aspekt des ganzheitlichen Infrastrukturmanagements in einem System anzubieten und über 400.000 Straßenkilometer weltweit mit vialytics abzudecken. Diese Distanz entspricht ungefähr der Entfernung von der Erde zum Mond. Wir befinden uns auf einem vielversprechenden Weg.“

Mit vialytics können kommunale Straßen- und Tiefbauämter Straßenzustände und -inventar einfach und effizient per Smartphone-App im Vorbeifahren erfassen. Im Web-System werden dann alle notwendigen Maßnahmen zur Erhaltung und Unterhaltung der Straßen und Wege erfasst und geplant. „Vialytics bietet eine innovative Lösung, die fortschrittliche Bilderkennungsfunktionen mit moderner Software in einer ganzheitlichen Plattform für das Management von Straßeninfrastruktur vereint. Das Team hat bewiesen, dass es Kommunen in ganz Europa und den USA einen greifbaren Mehrwert bietet. Wir freuen uns darauf, vialytics auf dem weiteren Wachstumskurs zu unterstützen“, sagt Dominik Alvermann, Managing Partner bei Acton Capital. „Es gibt ein enormes Potenzial, den öffentlichen Sektor durch den Einsatz von guter Software und cleverer KI effizienter zu machen. Genau hier setzt vialytics an.“

Nach dem erfolgreichen Markteintritt in die USA im vergangenen Jahr will CEO Patrick Glaser mit seinen 100 Mitarbeitenden jetzt mit den neuen Mitteln die finanzielle Basis des Unternehmens stärken. Im nächsten Schritt soll vialytics in die stabile Gewinnzone gebracht werden und organisch wachsen. Das Kernprodukt der automatischen Straßenzustandserfassung werde stetig weiterentwickelt. Neue Funktionen, wie eine intelligente Haushaltsplanung oder die Erweiterung zur automatischen Schadensanalyse von Verkehrszeichen, sind jüngst implementiert worden.

Mithilfe der Smartphone-App werden komplexe Zustandsdaten generiert, die die integrierte künstliche Intelligenz (KI) auf Beschädigungen auswertet. Aus den Ergebnissen lassen sich im browserbasierten Web-System alle weiteren Abläufe zum Erhalt und Unterhalt der Infrastruktur planen und umsetzen. Statt Kommunikations-Wirrwarr mit Medienbrüchen bewegen sich alle beteiligten Ämter nun auf einer einzigen Plattform, mit der die erfassten Daten immer aktuell und in transparenten Prozessschritten verarbeitet werden.

Laut Angaben des Start-ups halten über 500 Kommunen in sieben Ländern ihre Straßen mit dem vialytics System instand. „Jede Bürgerin und jeder Bürger möchte in lebenswerten Städten und Gemeinden wohnen. Unser Straßenmanagementsystem hilft, Straßen effizienter zu verwalten und das meiste aus dem kommunalen Haushalt herauszuholen", erklärt Patrick Glaser. „Es gibt aktuell keine Software, die den kommunalen Anforderungen gerechter wird.“

Zero-Waste-Start-up Wisefood wird von LEEF übernommen

Der Palmblatt-Spezialist LEEF aus Berlin/Potsdam übernimmt als führender Anbieter von umweltfreundlichem Geschirr und Take-Away-Verpackungen aus Palmenblättern das Start-up Wisefood.

Wisefood – 2017 von Philipp Silbernagel, Maximilian Lembke und Patricia Titz gegründet – wurde u.a. bekannt durch die TV-Show „Die Höhle der Löwen“, bei der die Gründer*innen 2018 auftraten. Das Unternehmen aus Garching bei München produziert nachhaltige Einwegverpackungen und ist besonders für die seine essbaren Trinkhalme bekannt, mit denen Millionen von Konsument*innen erreicht werden konnten. Mittlerweile produziert Wisefood auch essbare Becher, Essstäbchen und Rührstäbe. Die Produkte wurden bereits bei namhaften Einzelhändlern – unter anderem ALDI und EDEKA – sowie im Großhandel bei METRO und TRANSGOURMET platziert.

+++ Hier gibt’s die Wisefood-Gründungsstory zum Nachlesen. +++

Wisefood erwirtschaftet einen siebenstelligen Jahresumsatz und konnte schon zwei Jahre nach Gründung einen sechsstelligen Gewinn verzeichnen. Die Unternehmensbewertung bei der letzten Finanzierungsrunde im Jahr 2021 lag bei über fünf Millionen Euro. Neben namhaften Großkund*innen aus den Bereichen der Systemgastronomie und Einzelhandel hat Wisefood ein stark wachsendes E-Commerce Geschäft aufgebaut und agiert für Kund*innen aus dem HoReCa-Segment als digitaler Großhändler. Für die Zukunft sind die europaweite Expansion und weitere Sortimentserweiterungen geplant.

„Mit LEEF arbeiten wir bereits seit mehreren Jahren im Bereich Palmblatt-Produkte erfolgreich zusammen. Die Zusammenarbeit hat immer große Freude bereitet und umso glücklicher sind wir, in LEEF den passenden Käufer gefunden zu haben,“ sagt Philipp Silbernagel, Mitgründer und CEO von Wisefood.

„Wir freuen uns, Wisefood in der LEEF-Gruppe willkommen zu heißen. Die Kaufbereitschaft für nachhaltige To-Go-Verpackungen ist bei Gastronomen und Kunden hoch. Durch die Übernahme können wir mit LEEF neue Absatzkanäle in Handel und E-Commerce schneller erschließen und gewinnen eine zweite starke Marke hinzu", sagt Claudio Fritz-Vietta, Geschäftsführer der LEEF Holding.

Jens Christoph, zweiter Geschäftsführer der LEEF Holding, ergänzt: „Die Übernahme eröffnet uns neue Möglichkeiten zur gemeinsamen Entwicklung umweltfreundlicher Lösungen, die nicht nur unsere Kunden, begeistern, sondern auch Klima und Umwelt schützen. Durch die Übernahme werden wir den Gesamtumsatz der LEEF Gruppe in diesem Jahr signifikant steigern und unsere eigene Wachstumsstory in den nächsten Jahren erfolgreich fortsetzen. Wir planen die Verschmelzung der beiden operativen Unternehmen 2025, um die Synergieeffekte vollständig heben zu können. Parallel dazu starten wir eine weitere Finanzierungsrunde.“

Knowledge Hero und Blockbrain: Stuttgarter KI-Start-ups ziehen an einem Strang

Das 2019 gegründete Stuttgarter Start-up Knowledge Hero, das die weltweit einzige Lernlösung für PLU-Nummern im Supermarkt entwickelt hat, gibt die Kooperation mit dem ebenfalls aus Stuttgart stammenden, 2022 gegründeten KI-Start-up Blockbrain bekannt.

Durch die Partnerschaft mit Blockbrain, das 2022 von Mattias Protzmann, Antonius Gress und Nam Hai Ngo gegründet wurde, möchte Knowledge Hero nachhaltige, KI-gestützte Mehrwerte sowohl im Kund*innensupport als auch in den eigenen Lernanwendungen schaffen.

Ziel der Kooperation ist es, Innovation und Effizienz durch umfassende KI-gestützte Lösungen voranzutreiben. Knowledge Hero will damit sowohl die Customer Experience der Lernenden, als auch die Datenauswertung für die Kund*innen (Supermarktketten) verbessern, sodass komplexe Daten effektiv analysiert und in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden können. Insbesondere die statistische Analyse von großen Datenmengen soll um flexible dynamische Auswertungsmöglichkeiten erweitert bzw. erst ermöglicht werden.

Darüber hinaus soll ein digitaler Zwilling des eigenen Unternehmens geschaffen werden, der historisches Wissen und Prozesse zentral erfasst und mit bestehenden Tools kompatibel ist, um fragmentierte KI-Lösungen im Arbeitsalltag zu ersetzen.

“Der Fokus liegt weiterhin nicht darauf, sämtliche Probleme mit KI-Tools zu lösen, sondern darauf, Mitarbeitende mittlerer und großer Unternehmen mit unseren Anwendungen zu befähigen, nachhaltig zu lernen. Der Mensch bleibt also stets im Mittelpunkt unserer Lösungen”, sagt Florian Sailer, CEO von Knowledge Hero.Durch die Kooperation mit Blockbrain haben wir einen potenten Partner an unserer Seite, der uns bei der Umsetzung unserer KI-gestützten Prozesse unterstützt. Wir müssen nicht jedes Rad selbst neu erfinden und sehen hier vor allem auch in der sicheren Datenhaltung und der Erfahrung in der Verarbeitung großer Datenmengen durch KI-Systeme einen unschätzbaren Mehrwert für uns als Firma sowie für unsere Produkte.”

Antonius Gress, Co-Founder von Blockbrain, ergänzt: "Mit Knowledge Hero demonstrieren wir die Kraft von KI im Wissensmanagement. Unsere Knowledge Bots in easyPLU® stärken die Wettbewerbsfähigkeit im Einzelhandel und setzen neue Standards für effektives Lernen."

NAO: WealthTech-Start-up erhält 3,4 Mio. Euro in Seed-Finanzierungsrunde

Das 2022 von Robin Binder, Philipp Nowakowski und Amel Hasanovic gegründete NAO ist eine App-basierte Co-Investment-Plattform für Alternative Investments. Das frische Kapital stammt von verschiedenen Family Offices, Privatinvestoren sowie Bestandsinvestoren, unter anderem von FinTech-Urgestein Jakob Schreyer vom VC ZEITGEIST X Ventures, und soll der Weiterentwicklung der Plattform sowie der Expansion dienen.

NAO, 2022 in Berlin gegründet, ist eine neuartige Co-Investment-Plattform – das "Family Office für die Hosentasche". Die Mission des Gründerteams um Robin Binder, Philipp Nowakowski und Amel Hasanovic ist es, die Geldanlage zu liberalisieren und Menschen beim langfristigen Vermögensaufbau zu unterstützen. In der NAO-App finden Anleger*innen Anlagemöglichkeiten, die bislang nur einer kleinen Finanzelite zugänglich waren. NAO kooperiert mit renommierten Banken und Assetmanager*innen wie der Baader Bank, Chartered Investments, FERI, UniCredit, UBS und Vontobel.

NAO-Mitgründer und CEO Robin Binder erklärt: „Jeder sollte so einfach in alternative Anlageklassen wie Private Equity investieren können wie in Aktien oder ETFs. Daher haben wir den ersten Broker für Private und Alternative Investments entwickelt. Das Vertrauen unserer Investoren hilft uns, unsere Vision wahr werden zu lassen. Mit der Finanzspritze wollen wir noch mehr Top-Assetmanager als Partner gewinnen, unsere Kundenbasis international ausbauen und mit unserer Technologie einen bisher illiquiden Markt liquide machen.“

„Alternative Investments sind das Brot-und-Butter-Geschäft erfolgreicher Investoren. NAOs Ansatz, Private-Market-Investments mit der Funktionalität und User Experience führender Neobroker zu kombinieren, ist eine geniale und überfällige Idee. Ich bin überzeugt, dass NAO mit seinem ‘digital-first’-Ansatz ein völlig neues Potenzial in der Generation der ‘finanziellen Selbstentscheider’ entfaltet“, erläutert Investor und FinTech-Urgestein Jakob Schreyer (orderbird) vom VC ZEITGEIST X Ventures. „Der bisherige Track Record des NAO-Teams ist wirklich beeindruckend. Ich bin stolz, diese Pionierarbeit seit der ersten Stunde mit ZEITGEIST X zu unterstützen und freue mich auf die nächsten Meilensteine.“

Ausbau der Plattform um neue Produkte und Europa-Expansion

Das auf Private- und Alternative-Market-Investments spezialisierte Berliner Unternehmen ist seit Mitte 2023 am deutschen Markt aktiv und seit August 2024 in Österreich. Mittlerweile nutzen laut Angaben des Start-ups mehrere tausend Kund*innen die Investment-App von NAO und legen im Schnitt zirka 10.000 Euro an. Das frische Kapital soll der Weiterentwicklung der Plattform, Vertiefung des Produktangebots und dem weiteren Kund*innenwachstum dienen. Auch die Expansion in weitere europäische Märkte steht auf der Roadmap.

Planet A Foods schließt 30 Mio. USD Series-B- Finanzierungsrunde ab

Das B2B-FoodTech-Start-up Planet A Foods, Vorreiter für nachhaltige Lebensmittelzutaten, will mit dem neuen Kapital seine internationale Expansion beschleunigen, um seine Marktführerschaft zu festigen.

Planet A Foods hat heute den Abschluss einer Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 30 Millionen USD bekanntgegeben. Die Mittel werden verwendet, um die Führungsposition von Planet A Foods in der nachhaltigen Lebensmittelindustrie weiter auszubauen, die internationale Expansion zu beschleunigen und Produktionskapazitäten national und international zu skalieren.

Gegründet 2021 von den Geschwistern Dr. Sara Marquart und Dr. Maximilian Marquart, definiert Planet A Foods die Zukunft der Schokolade neu. Mit ChoViva, der weltweit führenden kakaofreien Schokoladenalternative, bietet das Unternehmen eine klimafreundliche Lösung: Hergestellt aus Sonnenblumenkernen, überzeugt ChoViva mit dem Geschmack und der Textur, die Verbraucher*innen von Schokolade kennen – ganz ohne Kakao. Diese Innovation spart ungefähr 80 % der CO-Emissionen im Vergleich zur herkömmlichen Schokoladenproduktion ein und trägt aktiv zur Bekämpfung des Klimawandels bei.

Dr. Sara Marquart, CTO und Mitgründerin, kommentiert: „Bei Planet A Foods glauben wir, dass die Zukunft der Ernährung nachhaltig, ethisch und skalierbar sein muss. ChoViva ermöglicht es Herstellern, 100 % kakaofreie Produkte zu kreieren, Abhängigkeiten von anfälligen Lieferketten zu reduzieren und einen greifbaren Einfluss auf die Umwelt zu haben. Diese Series-B-Runde erlaubt es uns, unsere Position als führender Partner für nachhaltige Schokoladeninnovation zu stärken.“

Die Finanzierungsrunde wurde von Burda Principal Investments und Zintinus angeführt, mit Beteiligung von World Fund, Bayern Kapital, Cherry Ventures, Tengelmann Ventures, AgriFoodTech Venture Alliance und Omnes Capital.

Dr. Maximilian Marquart, CEO und Mitgründer, erklärt: „Diese Series-B-Runde markiert einen bedeutenden Meilenstein für uns. Mit 30 Millionen Dollar frischem Kapital und einem marktführenden Produkt ist Planet A Foods kein Startup mehr – wir sind auf dem Weg, ein führender Player im Markt zu werden. Unsere Mission bleibt unverändert: Nachhaltige Lebensmittelzutaten bereitzustellen, die unabhängig von Preisschwankungen und begrenzten Ressourcen wie Kakao hergestellt werden können. Diese Finanzierung wird es uns ermöglichen, neue Märkte zu erschließen, die Produktion zu steigern und unsere Partner in großem Maßstab zu beliefern.“

Planet A Foods hat seinen Hauptsitz in Planegg bei München und produziert in Pilsen, Tschechien.

Start-up-Guide: Uni Hohenheim veröffentlicht Handbuch für Gründer*innen

Das Open-Access-Buch „Mastering Your Entrepreneurial Journey“ bietet wissenschaftsbasierte Methoden und Praxisbeispiele für alle Schritte der Gründungsreise – in Buchform oder als kostenloser Download.

Von der ersten Business-Idee bis zum Umgang mit Rückschlägen

Das Buch „Mastering Your Entrepreneurial Journey“ bietet Gründungsinteressierten das nötige Handwerkszeug für den Weg zum eigenen Start-up. Anhand echter Beispiele und Gründungsgeschichten vermittelt das Team des InnoGreenhouse der Universität Hohenheim in Stuttgart darin wissenschaftsbasierte Instrumente für alle Schritte der Gründungsreise. Das InnoGreenhouse unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Kuckertz und Prof. Dr. Bernd Ebersberger unterstützt Studierende und Forschende der Universität Hohenheim seit vier Jahren bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen. In dem Guide teilen die Expert*innen erstmals ihr Fakten- und Methodenwissen aus Gründungsforschung und -förderung in Buchform.

„Evidenzbasiert, aber nicht trocken-akademisch“, so beschreibt Prof. Kuckertz den Stil des neuen Buchs „Mastering Your Entrepreneurial Journey“. Die Idee für das Buch sei aus der jahrelangen Arbeit mit Start-ups und Gründungsinteressierten entstanden, so Prof. Dr. Kuckertz „Zu unseren Beratungen im InnoGreenhouse kommen Gründungsinteressierte aus allen Disziplinen der Uni Hohenheim zusammen. Das sind hochkompetente Menschen. Doch vor allem Natur- und Agrarwissenschaftler*innen fehlt häufig das wirtschaftliche Know-how, um innovativen Ideen erfolgreich umzusetzen.“

Dieses Problem lösen er und sein Team: „Ursprünglich wollten wir eine Art Starter-Paket mit nützlicher Literatur zusammenstellen. Dann haben wir aber schnell gemerkt: Das können wir selbst noch besser.“

Fakten- und Methodenwissen in Kombination mit echten Gründungsstorys

Das Ergebnis: „Ein Guide für die Anfangsphase des Gründens, der einerseits auf harter Evidenz und Fakten basiert, andererseits aber auch nützliche Strategien und Anekdoten aus der Gründungsszene bietet“, so Prof. Ebersberger. Jedes der Kapitel gebe Einblick in erfolgreiche oder weniger erfolgreiche Gründungsgeschichten. Die jeweiligen Anekdoten seien mit einzelnen Methoden und Tipps zum Gründen verknüpft: „Wir erklären zum Beispiel anhand einer studentischen Idee für eine Dating-App, warum es wichtig ist, nicht zu schnell in die Umsetzung zu springen – und wie man testet, ob ein Produkt auf dem Markt überhaupt eine Chance hat“, so Prof. Ebersberger.

Handwerkszeug für jeden Step der Gründungsreise

„Durch die langjährige Arbeit mit Start-ups an der Uni Hohenheim wissen wir, welche typischen Fehler Gründende in der Anfangsphase machen. Zum Beispiel hören wir im InnoGreenhouse immer wieder von Studierenden, dass sie gründen möchten, um reich zu werden. Beim Gründen geht es aber vor allem darum, ein relevantes Problem zu lösen. Das ist vielen gar nicht bewusst“, führt Prof. Ebersberger aus.

Hier setzt das Open-Access-Buch an: Vom Entwickeln einer Gründungsmentalität bis zum Aufbau eines eigenen Netzwerks – jedes der zehn Kapitel widmet sich einem Schritt auf der Gründungsreise.

Rückschläge als wertvolle Chance nutzen

Wer bereits im Gründungsprozess fortgeschritten sei, könne ebenfalls von der Lektüre profitieren. Denn nicht immer verlaufe alles nach Plan: „Auch für den Umgang mit Rückschlägen bietet unser Buch Taktiken und Konzepte“, sagt Prof. Kuckertz. „Solche Phasen können nämlich auch Chancen bieten.“ Auch hierzu gebe das Buch Einblick in außergewöhnliche Start-Up-Geschichten: „Wir haben z.B. einmal ein Start-up unterstützt, das spezielle Technologien für Banken entwickeln wollte.“ Dieses Projekt war jedoch zu herausfordernd.

Durch Zufall seien die beiden Gründer dann auf ungelöste technische Probleme bei der Abrechnung von Mieterstrom aufmerksam geworden: „Heute unterstützen sie mit ihrem Start-up metergrid Vermieter*innen, die ihren selbst erzeugten Solarstrom an Mietende weitergeben möchten. Dabei profitieren sie von den Kenntnissen, die sie sich durch ihre erste Start-up-Idee angeeignet haben.“

Er selbst würde ein Start-up deshalb nie als ‚gescheitert‘ bezeichnen: „Gründer*innen lernen immer etwas dazu.“

Tipp zum Weiterlesen und Durchstarten:

Mastering Your Entrepreneurial Journey. From Vision to Venture. Von Andreas Kuckertz, Thomas Leicht, Maximilian Scheu, Indra da Silva Wagner, Bernd Ebersberger. Springer-Verlag Cham, 2024, Softcover, 140 Seiten, 53,49 Euro, ISBN 978-3-031-71063-6

oder als kostenfreier Download: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-031-71064-3.pdf

Gründer*in der Woche: Box Inc – der Marktplatz für Kartons

Box Inc ist ein 2019 gegründeter digitaler B2B-Marktplatz zur Beschaffung von Verpackungen aus Wellpappe. Die Plattform macht es Unternehmen einfacher, erneuerbare und kunststofffreie Verpackungen zu kaufen. Mehr dazu im Interview mit Mikael Fristedt Westre, dem schwedischen Gründer und CEO von Box Inc.

Wann und wie bist du auf die Idee zu Box Inc gekommen?

Die Idee entstand zusammen mit einem kleinen Team im Jahr 2018. Ich bin bereits seit mehreren Jahren in der Verpackungsindustrie tätig und kenne sowohl Kund*innen als auch Verpackungslieferant*innen. Ein wichtiges Learning aus dieser Zeit war, dass die Kund*innen nach Möglichkeiten suchten, die Effizienz ihrer gesamten Geschäftsprozesse zu steigern und die Digitalisierung als Mittel zur Erreichung dieses Ziels zu nutzen. Ein zweites Learning war, dass Wellpappeverpackungen insgesamt ein Produkt mit geringem Aufwand sind. Betrachtet man andere Branchen, so brach der Beschaffungsprozess für ähnliche Produkte bereits mit den traditionellen Kaufprozessen. Wenn wir den Beschaffungsprozess für Verpackungen aus Wellpappe digitalisieren könnten, würde dies eine Win-Win-Win-Situation bedeuten: Die Kund*innen profitieren von einem einfachen Beschaffungsprozess, die Lieferant*innen können ihr Geschäft mit einem neuen Verkaufskanal ausbauen und Box Inc wird zu einem attraktiven Plattformgeschäft. So haben wir uns dazu entschlossen, Box Inc zu gründen.

Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum Go-live deiner digitalen B2B-Plattform?

Vor der Gründung haben wir eine entsprechende Marktanalyse durchgeführt und mit Käufer*innen und Händler*innen gesprochen, um uns ihre Einschätzung und ihr Feedback zu der Idee einzuholen. Dabei ist uns klar geworden, dass Deutschland aufgrund der Vielzahl an Lieferant*innen großes Potenzial bietet. Außerdem ist der deutsche Markt sehr divers und hat zusätzlich viele mittelständische Unternehmen, die Verpackung benötigen, aber nicht die Ressourcen haben, lange danach zu suchen und Händler*innen zu vergleichen. Das Thema E-Commerce rückt in deutschen Unternehmen immer mehr in den Fokus, auch im Zuge der Pandemie.

Die Expertise aus der Verpackungsindustrie war natürlich auch sehr hilfreich und mit Stora Enso als Mutterkonzern haben wir ein entsprechendes Partnernetzwerk an der Hand, das den Start unserer Plattform auch erleichterte.

Was ist das Besondere an deinem Angebot – wie unterscheidet sich Box Inc von anderen Anbieter*innen von Verpackungslösungen?

Viele Unternehmen haben weder die Zeit noch die Expertise, die richtige Verpackung und den richtigen Lieferant*innen zu finden. Mit Box Inc vereinfachen wir diesen Prozess, in dem auf der Plattform jeder einzelne Schritt – vom Design der Kartons bis hin zu Angeboten von Zulieferern und sogar dem Bestellvorgang – integriert ist. Infolgedessen sparen Unternehmen sowohl Zeit als auch Geld, und wählen gleichzeitig eine nachhaltige Verpackung von verifizierten Lieferant*innen. Das ist der Unterschied zu anderen Anbieter*innen, denn wir decken auf unserer Plattform den gesamten Prozess ab: Vom Anbieter*innenvergleich bis zur Bestellung des gewünschten Produkts.

Wer sind eure Kund*innen?

Der Großteil unserer Kund*innen sind kleine und mittlere Unternehmen. Ihr Produktportfolio ändert sich in regelmäßigen Abständen, sodass sie mit relativ kleinen Verpackungsserien arbeiten müssen. Trotzdem möchten sie, dass ihre Verpackungen für den Zweck geeignet sind und das richtige Design, die richtige Qualität und die richtigen Abmessungen haben. Box Inc macht ihnen das Leben sehr viel einfacher, indem es ihnen ermöglicht, auf derselben Plattform Anfragen für Verpackungen zu stellen, Angebote zu vergleichen und zu bestellen.

Eine weitere Besonderheit von Box Inc ist, dass ihr vollkommen remote agiert, ohne festes Büro und international aus vier Ländern heraus. War das von Anfang an dein Konzept und was sind deine Tipps für andere Start-ups, die ähnliche Strukturen planen?

Genau, unser Team arbeitet vollkommen remote aus Finnland, Schweden, Tschechien und Deutschland heraus. Das ist für uns in der gegenwärtigen Situation natürlich von Vorteil. Die Pandemie hat Unternehmen in allen Branchen dazu gezwungen, die Digitalisierung zu beschleunigen und das hat sich positiv auf Box Inc ausgewirkt. Wir sehen ein starkes Interesse von deutschen Verpackungsanbieter*innen sowie einen Boom im E-Commerce-Sektor.

Natürlich ist es eine Herausforderung, in einem neuen Markt die entsprechende Expertise mitzubringen und es war nicht von Anfang das Konzept, das Team remote aufzustellen. Das hat sich im Gründungsprozess dann so ergeben, weil das Team in verschiedenen Ländern sitzt und wir am Anfang kein gemeinsames Büro brauchten. Stattdessen haben wir alles digital koordiniert und aufgesetzt.

Am allerwichtigsten bei einem Remote-Konzept ist die Kommunikation. Das kann ich nur jedem anderen Start-up mitgeben: Legt Wert auf die kleinen alltäglichen Interaktionen und trefft euch regelmäßig als ganzes Team, auch wenn es nur online ist. Und: Vergesst nicht, Erfolge zu feiern, auch wenn sie noch so klein sind!

Als ersten Markt außerhalb Schwedens habt ihr Deutschland für euer Produkt gewählt – wie läuft das Business hierzulande? Gibt es große Unterschiede zu Schweden oder anderen Märkten?

Das ist richtig. Wir sind zuerst in Deutschland gestartet, weil es hier den größten Verpackungsmarkt in Europa gibt. Deutschland ist ein sehr vielfältiger Markt in Bezug auf Branchen, Unternehmen und Verpackungslieferant*innen. Viel mehr als in den nordischen Ländern, wo die Märkte kleiner und relativ konzentriert sind. Das bedeutet, dass es für Box Inc offensichtlich viel mehr Potenzial auf dem deutschen Markt gibt.

Was sind deine weiteren unternehmerischen Pläne?

Wir wollen in den nächsten Jahren unser Produkt sowie unseren Kund*innenstamm weiter ausbauen. Langfristiges Ziel ist, dass Box Inc in den wichtigsten Ländern auf dem europäischen Markt etabliert ist. Derzeit liegt unser ganzer Fokus darauf, unseren Kund*innen ein herausragendes Serviceerlebnis zu bieten und die Verpackungsbeschaffung so einfach wie möglich zu machen.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?

Gründerinnen und Gründern möchte ich gleich drei Tipps an die Hand geben. Erstens: Macht es zur Gewohnheit, aus allem, was ihr tut, Minimum Viable Products (MVPs), also eine erste minimal funktionsfähige Iteration eines Produkts zu schaffen. Diese Denkweise beschleunigt das Testen, das Scheitern und letztendlich den Erfolg.

Zweitens: Bleibt flexibel, denn es wird immer wieder Situationen geben, die schnelles Umdenken erfordern. Zuletzt hat uns das die Corona-Krise ganz deutlich gezeigt.

Und drittens: Ein großartiges Team ist entscheidend für den Unternehmenserfolg. Deshalb: Holt euch die besten Leute ins Boot und baut euer Team divers auf.

Hier geht's zur Website: https://boxinc.com/de

Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer*in der Woche: Emerging Artists Gallery - Kunstgalerie mal anders

Die Emerging Artists Gallery hat sich mit ihrem Online-Auftritt zum Ziel gesetzt, die Kunstbranche digital nach vorne zu bringen und aufstrebende und junge Talente zu fördern. Gelauncht wurde die Plattform am 1. April 2021 – mehr dazu im Interview mit der Gründerin Miriam Ernst.

Kunst online zu betrachten ist eine Sache – doch genauso wichtig ist es meines Erachtens, das Werk vor dem Kauf ansehen bzw. prüfen zu können, ob es überhaupt an dem dafür vorgesehenen Platz wirkt. Wie siehst du das?

Ich stimme dir zu. Ich bin ein absoluter Gefühlsmensch und liebe es, Dinge auf mich wirken zu lassen. Allerdings muss man auch den Kostenfaktor beachten. Daher ist unser Ansatz ein etwas anderer. Für Menschen, die ein Gemälde anfassen, und live erleben wollen, gibt es bereits unzählige Galerien - leider durch die aktuelle Krise fast alle geschlossen. Wir bilden ein absolutes Gegenstück dazu. Die Kosten für eine Online Galerie sind günstiger und unbekannte Künstler rufen andere Preise auf als bereits Bekannte. Daher geht es bei uns darum ein Stück zu finden, das man liebt und gleichzeitig erschwingbar ist. Über unseren Social First Ansatz versuchen wir die Bilder mit Videos und Beschreibungen der Künstler lebhaft zu machen. Also Emotionen auch online zu vermitteln, die das vor Ort erleben etwas ersetzen. Und wer am Ende wirklich danebengegriffen hat, kann ein Kunstwerk innerhalb von 14 Tagen auch ohne Gründe wieder zurückschicken.

Nu zu deiner Galerie: Wann und wie bist du auf die Idee zur Emerging Artists Gallery gekommen?

Ganz zu Beginn der Corona-Krise hatte auch ich in meiner Agentur kurzzeitig weniger zu tun, da alte Kunden aus Angst vor der Krise Projekte gestoppt oder pausiert haben. Somit hatte ich wieder mehr Zeit für mein privates Hobby, das Malen – und nein, ich bin keine Künstlerin, aber das Malen beruhigt mich und lässt mich abschalten und kreativ werden. Dabei ist mir genau das aufgefallen: Man kann online Prints ohne Ende kaufen, aber fast keine Kunst, vor allem keine Kunst von noch aufstrebenden Künstlern. Diese wiederrum haben Probleme Fuß zu fassen, vor allem in Zeiten von Corona. So kam die Idee, etwa ein Jahr später die Umsetzung.

Was waren dann die wichtigsten Steps bis zum Launch der Plattform?

Ich bin ein absoluter Stratege, also habe ich von Beginn an das große Ganze betrachtet: Was gibt es schon auf dem Markt, wie viel Konkurrenz besteht schon, wie kann ich mich von dieser abheben und etwas Einzigartiges schaffen? Nachdem das Konzept für die Galerie selbst finalisiert war – und ich liebe es nach wie vor – kam natürlich die Frage auf: Wie kommen wir an Künstler? Wie kommen wir an Käufer? Über eine Brainstorming Session nach der anderen ist dann das finale Konzept für alles entstanden:  Eine Galerie für aufstrebende Künstler mit einem genauso jungen, frischen und künstlerischen Design und einem Social First Ansatz.

Was ist das Besondere an deinem Ansatz und wie unterscheidet sich dein Angebot bzw. Konzept von anderen Kunstplattformen?

Online gibt es noch gar nicht so viel. Ein paar klassische Galerien haben eine Online Präsenz, aber keinen Online Shop und keinen digitalen Fokus. Meist ist das ein Muss der heutigen Zeit und daher eher schlecht als recht umgesetzt. Wir kommen aus dem digitalen Bereich und konzentrieren uns ausschließlich darauf. Wir atmen und lieben Social Media, arbeiten ausschließlich digital und verstehen unsere Zielgruppe von diesem Punkt perfekt. Unsere Zielgruppen sind aufstrebende Künstler, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere stehen auf der einen Seite, und junge Kunstliebhaber, die sich die meisten Kunstwerke einer Galerie nicht leisten würden, aber auch keine 1000-fachen Prints suchen auf der anderen Seite. Wir setzen somit in beiden Seiten in einen absoluten Nischen Markt.  Dadurch unterscheiden wir uns auch stark im Preis und können kostengünstiger Unikate anbieten. Wir stellen die Künstler persönlich in den Mittelpunkt, erzählen Geschichten über die Kunstwerke und versuchen Emotionen zu vermitteln.

Was wir langfristig geplant haben, wird uns nochmals in eine ganz andere Richtung katapultieren, wir wollen eine Plattform schaffen, die Kunstliebhaber und Künstler zusammenbringt und bei der alles rund um das Thema Kunst stattfindet. Von Workshops über Seminare und und und … zu viel verrate ich hier noch nicht (grinst).

Du hast mit drei jungen Künstlerinnen begonnen – wer sind diese und was sind deine generellen Kriterien bei der Auswahl der Künstler*innen bzw. Kunstwerke?

Wir sind mittlerweile bei vier und stetig am Wachsen ;)

Da haben wir Michèle Reby, die echte Momente in emotionalen und sehr kreativen Acryl Gemälden festhält. Maximilian Epplen, der seine Gemälde durch fließende Gedanken erstellt. Es geht ihm um die Verbundenheit mit seiner Umgebung, mit den Menschen und der Natur.

Phina Hansen, unsere Träumerin, ein absolutes Allroundtalent, denn neben Kunst macht sie auch Musik. Kräftige Farben und ein Traum Element finden sich in all ihren Akryl-Gemälden wieder.

Und zum Schluss Marita Speen. Sie schafft eigene Form und Farbwelten mit Sprühlack und Schablonen. Alle vier sind wirklich talentierte Künstler*innen.

Unsere Kriterien sind vielfältig geprägt: Unsere Künstler müssen zu den aufstrebenden Künstlern zählen, also entweder in einer Kunstuniversität eingeschrieben sein oder in keiner bekannten Galerie ausgestellt sein. Zum anderen verlangen wir zu jedem Kunstwerk ein Zertifikat, das belegt, dass es sich um ein Unikat handelt, mehrere Fotos sowie Videos, um unserem Social-First Ansatz gerecht zu werden. Am Ende entscheidet aber auch etwas das Gefühl, ob sich die Zusammenarbeit gut anfühlt und ob die Kunstwerke mit uns „sprechen“ .

Was sind deine weiteren unternehmerischen To Do's und Pläne?

Bezogen auf die Emerging Artists Gallery: Das Konzept weiter zu entwickeln, neue Künstler zu gewinnen, weitere Käufer finden. Neue Ideen umsetzen und die Plattform niemals stehen zu lassen. Vielleicht sogar die Möglichkeit, teurere Gemälde zu leihen.

Bezogen auf andere Bereiche: Meine Agentur weiterzuentwickeln und Onlinekurse anzubieten.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?

Erstens: Einfach machen, es ist viel einfacher als man denkt. Und zweitens: Die Kaltakquise: Man wird nicht erfolgreich über Nacht. Viele scheuen sich davor, auf gut Glück E-Mails zu verschicken oder das Telefon in die Hand zu nehmen, doch wer sich nicht vermarkten kann, die eigene Firma oder das Produkt nicht gut verkaufen kann, wird nicht erfolgreich werden.

Hier geht's zur Emerging Artists Gallery

Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer*in der Woche: NumberX - die appbasierte Bezahlkarte

Claudio Wilhelmer und Matthias Seiderer bereiten mit ihrem Wiener Fintech-Start-up NumberX den Start einer appbasierten Mastercard nach dem Open-Banking-Prinzip vor – mehr dazu im Interview mit Claudio.

Wann und wie seid ihr beiden auf die Idee zu eurem gemeinsamen Business gekommen?

Wir haben die NumberX International GmbH gemeinsam gegründet. Matthias habe ich vor einigen Jahren in der Wiener Start-up-Szene kennengelernt und wir haben uns auf Anhieb super verstanden. Schlussendlich hat sich herausgestellt, dass wir nicht nur beide aus Tirol sondern auch noch aus demselben Bezirk kommen und sogar in derselben Gemeinde Teile unserer Kindheit bzw. Jugend verbracht haben. Nur haben uns unsere Wege bereits in frühen Jahren in andere Richtungen geführt. Nachdem wir uns dann in Wien zufällig über den Weg gelaufen sind, haben wir uns immer wieder ausgetauscht, Ideen besprochen und ausgearbeitet und letztendlich mitten in der Pandemie NumberX gegründet.

Und was habt ihr zuvor schon auf die unternehmerischen Beine gestellt?

Ich war schon immer unternehmerisch versiert. Parallel zum Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck habe ich in einer sehr frühen Phase an der Mobile-Payment-Lösung Bluecode mitarbeiten dürfen. Das war mein Einstieg in die Fintech-Welt. Danach bin ich zu Red Bull nach Salzburg gewechselt, habe im Anschluss selber gegründet, war in London bzw. Berlin für die Neobank Revolut tätig, und schlussendlich habe ich mich als Berater im Fintech-Bereich selbstständig gemacht. Das habe ich nun einige Jahre gemacht und viel gelernt.

NumberX ist ein Ergebnis all dieser Erfahrungen. Hier liegt nun mein Fokus darauf, das große Ganze zu sehen und in die Umsetzung zu bringen, also mitunter die Themen Operations, Marketing, Brand, Legal und Compliance zu verantworten. Der Fokus von Matthias liegt ganz klar auf den Bereichen Produktentwicklung und -design, Technologie sowie Security. Matthias war zuvor sieben Jahre bei Caeroscene und wechselte dann zum Wiener KI-Technologieunternehmen Anyline – in der ersten Phase als Mobile Engineer, später im Produktmanagement und zuletzt im Management mit Sales- und Marketing-Verantwortung. Als Gründer ergänzen wir uns also optimal.

Was waren dann die wichtigsten Steps von der Idee bis zum bevorstehenden Launch eurer Bezahlkarte?

Über die letzten Jahre haben wir gesehen, was es braucht, um ein solches Projekt aufzubauen. Vieles von unserer Arbeit fußt sicherlich auf der Erfahrung der Vorjahre und nicht zuletzt auf unserem Netzwerk. Wir haben uns die möglichen Partner angeschaut, den technischen Aufwand, die Regulatorik dahinter – schlussendlich immer mit dem Ziel, unser Produkt sinnvoll umsetzen zu können. Dazu haben wir viele Gespräche mit potenziellen Nutzer*innen geführt, unseren Case Investoren vorgestellt und schließlich mit diesem ganzen Backing gegründet. Mittlerweile ist die Produktentwicklung weit vorangeschritten und das Unternehmen wie auch das Team wächst. Der Großteil der Arbeit liegt aber noch vor uns, es ist wirklich eine spannende Aufgabe.

Das Besondere an eurer Karte ist das Open-Banking-Prinzip. Inwieweit unterscheidet ihr euch damit von anderen Anbietern und wo liegen die Vorteile?

NumberX ist die Finanzplattform, die für Endkunden das bewährte Alte mit dem innovativen Neuen verbindet, also ganz konkret die traditionelle Bankenwelt mit neuen Finanztechnologien. Neobanken haben eine tolle Benchmark in Bezug auf UI/UX geschaffen, aber nicht jeder Kunde will dort sein Bankkonto führen. Das Vertrauen ist weiterhin bei den klassischen Hausbanken und da setzen wir an. Wir verstehen uns als Zusatzservice zum bestehenden Bankkonto, damit Nutzer*innen ganz einfach Zugang zu einer modernen, appbasierten Bezahlkarte und weiteren Finanzservices erhalten - wie man es eben von Neobanken kennt. Im Grunde sind wir eine digitale Geldtasche und machen uns dazu das Thema Open Banking zunutze, ganz nach dem Motto: „Bleib gerne bei deiner Hausbank, aber hol’ dir von NumberX das Upgrade für dein Girokonto.“

Wie habt ihr die Startphase und damit auch euch selbst bislang finanziert?

Anfangs haben wir NumberX aus eigener Tasche finanziert und damit die Idee zum Konzept entwickelt und Feedback eingeholt, speziell von möglichen Nutzer*innen aber auch von Partnern. Der Finanztechnologie-Bereich ist ja stark reguliert und man muss schon recht früh wissen, unter welchen Bedingungen man so ein Produkt überhaupt umsetzen kann. Da müssen einerseits die Partner mitspielen, man muss es finanzieren können und schlussendlich muss es der Markt auch brauchen. Wir haben die Gespräche mit Investoren früh begonnen, dann recht schnell eine erste Finanzierung erhalten und uns Schritt für Schritt nach vorne gearbeitet.

Was sind eure weiteren unternehmerischen To Do's bis zum fertigen Produkt? Wann wird eure Karte im Einsatz sein?

Unser Start verlief sehr gut, derzeit haben wir bereits eine vierstellige Zahl an Interessent*innen auf der Warteliste für unsere kostenlose Beta-Phase. Ab April starten wir mit unserer Beta und werden dann die Plattform Schritt für Schritt öffnen. Unsere nächsten Schritte sind ganz klar: Team weiter aufbauen, Produkt zur Marktreife bringen und dann mit stetiger Innovation skalieren. Für die jetzige Phase ist es wichtig, Feedback direkt von interessierten Nutzer*innen zu bekommen, damit das Produkt den Erwartungen des Marktes gerecht wird.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?

Ich denke, man muss Unternehmertum leben, also wirklich atmen. Man hat das Privileg, zu gestalten, aber muss sich auch der Verantwortung stellen, vor allem gegenüber Nutzer*innen, seinem Team und Investoren. Dieses Risikos muss man sich auch ganz bewusst sein, denn Gründen ist wirklich eine Herausforderung mit vielen Ups und Downs. Es gibt keine normalen Arbeitszeiten und man ist permanent am Nachdenken. Aber wenn man der richtige Typ dafür ist, dann empfindet man das als positiven Stress, der einem sehr viel Kraft gibt. Das muss man wissen und wollen. Fehler macht man aber immer, das ist normal und auch wichtig. Man muss daraus lernen und generell auch konsequent bleiben, an seine Idee glauben, aber gleichzeitig auch Kritik verstehen und daraus lernen.

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Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer der Woche: Clouberry – sinnstiftende Corporate Gifts

Die Clouberry-Gründerin Chalwa Heigl will mit ihrem jungen Unternehmen und ihren DigiGifts® den traditionellen Werbemittelmarkt digital erneuern. Wie, verrät uns Chalwa im Interview.

Wann und wie bist du auf die Idee zu Clouberry gekommen?

Auf dem Oktoberfest. Ein Unternehmen hatte ca. 1.000 Frauen, mich eingeschlossen, zu einem jährlichen Event eingeladen. Nach der Veranstaltung gab es eine große Give-away-Bag, die bis obenhin vollgepackt mit Produkten und Prospekten war. Ich ging damit vors Zelt und wartete auf eine Freundin. Währenddessen beobachtete ich, wie die Frauen beim Rausgehen 2 bis 3 Produkte herausnahmen und den Rest einfach vor den Zelten stehen ließen. Werbung, produziert für den Müll. Antiwerbung, dachte ich als Marketingfrau in diesem Moment und regte mich innerlich über die Ressourcenverschwendung auf und über so einiges mehr. Jedenfalls ließ mir das keine Ruhe und ich beschäftigte mich mit dem Werbemittelmarkt, der gefühlt vor 20 Jahren stehengeblieben ist.

Was waren die wichtigsten Schritte und ggf. auch Hürden von der Idee über die Entwicklung bis zum Launch von DigiGifts®?

Im März 2020 stand unser Shoplaunch an. Nachdem der Shop soweit stand und wir so richtig Fahrt aufnehmen wollten, stießen wir auf eine neue Hürde. Wir starteten zeitgleich mit der Pandemie und erhielten genau eins: keine einzige Shop-Bestellung. Das war echt ernüchternd. Aber Not macht erfinderisch und so wurde in dieser Zeit eine neue Idee geboren, nämlich das Tool DigiGifts. Hierbei handelt es sich um eine Lösung für Unternehmen, die ihre Marke trotz Home-Office und Digitalisierung erlebbar machen wollen. Mit DigiGifts kann trotz der physischen Distanz dennoch zeitgeisty eine persönliche Kunden- oder Mitarbeiterbindung gepflegt und Kunden gewonnen werden.

Wie hast du diese (Start-)Phase finanziert?

Über Eigenmittel und Kunden wie Mercedes-Benz, Naturstrom und Interhyp, für die ich nachhaltige Corporate Gift-Konzepte und -Ideen mit Storytelling entwickelt und realisiert habe.

Nun zu deinem digitalen Tool. Was genau ist DigiGifts und wie funktioniert es?

In Zeiten von Home-Office und digitalen Events erreichen Unternehmen nur noch schwer potenzielle und bestehende Kunden, Geschäftspartner und/oder Mitarbeiter. Und selbst wenn man die Privatadressen hat, kommt es nicht so gut an, ungefragt etwas zu versenden, ganz abgesehen von der DSGVO. DigiGifts ist ein Link, den man mit einer Mail verschickt, zum Beispiel zum Geburtstag, zu Weihnachten oder um die nächste virtuelle Veranstaltung etwas schmackhafter zu machen. Den Anlässen sind keine Grenzen gesetzt, selbst für Musterbestellungen oder zur individuellen Bestückung von Geschenkboxen eignet sich das Tool, das ein Lizenzmodell ist. Den Link integriert man in eine Mail. Klickt der Empfänger auf den Link, kommt dieser auf die Landingpage in der CI des Unternehmens. Nach dem Welcome, auf der nächsten Seite, folgen Produkte, die das Unternehmen vorab bei Clouberry bestellt und ggf. individualisiert hat. Der Empfänger des Geschenks wählt unter den begehrenswerten Produkten seinen Favoriten aus, gibt seine Adresse an und ab geht die Post. Da freut man sich wahrhaftig – auch im Home-Office!

Wie unterscheidest du dich von den Wettbewerbern?

Werbeartikel sind auch in der digitalen Welt sehr beliebt und werden regelmäßig verteilt. Dabei geben Unternehmen seit Jahren mehr als 3,5 Mrd. € pro Jahr dafür aus (wegen Corona 2020 ausnahmsweise nur 2,9 Mrd.). Und das nur in Deutschland (Quelle). Nach wie vor gehören zu den beliebtesten Werbegeschenken gebrandete Tassen, Kalender und Feuerzeuge. In Zeiten, in denen verantwortliches und soziales Handeln nicht mehr wegzudenken (und wegzudiskutieren) ist, ist das kaum zu glauben. Klassische Werbemittler agieren nach einer Preis-Mengen-Strategie – möglichst günstig einkaufen, zu möglichst hohen Stückzahlen. Herkunft: Unbekannt. Auf dem Produkt ist nur das Logo des Unternehmens angebracht. Das ist weder umweltfreundlich, noch zeitgemäß und genau hier differenzieren wir uns vom herkömmlichen Wettbewerb.

Nachhaltigkeit muss bei Clouberry nicht zwingend belegt werden durch Zertifizierungen wie GOTS, Bio, B-Corp usw., weil wir wissen, dass Start-ups sich diese oftmals am Anfang nicht leisten können, auch wenn sie alle Voraussetzungen erfüllen. Bei Clouberry geht es um Transparenz. Wir versprechen nicht mehr als die Marken selbst – und das wird erlebbar auf den Websites der Brands. (Hintergrund: Geht man nach Zertifizierungen, bleiben nur noch wenige neue und attraktive Marken übrig.)

Bei der Auswahl der Marken bzw. Produkte legen wir auf die nachfolgenden Kriterien Wert:
1.    Material/Bio/Faitrade
2.    Mission: Einen Beitrag für einen bessere Welt leisten
3.    Langlebigkeit

Seit März 2020 seid ihr online – wie macht ihr auf euch aufmerksam?

Bis 2021 habe ich nur mit bis zu zwei Werkstudenten und Freelancern das Geschäft vorangetrieben und zum Weihnachtsgeschäft Sales alles anderem vorangestellt. Seit Mitte Februar starten wir mit der aktiven Kommunikation bzw. dem Marketing nach dem Effectuation-Prinzip: Aus vorhandenen Mitteln den bestmöglichen Effekt zu erzielen.

Was sind deine weiteren unternehmerischen Vorhaben?

Aktuell ist Clouberry ein geschlossener Shop für Firmenkunden, die dort sinnstiftende Corporate Gifts mit Storytelling finden. Zukünftig wollen wir der Marktplatz für nachhaltige und innovative Produkte, von Start-ups weltweit, sein. Unser Ziel ist es, bis zum Ende des Jahres über ca. 700 Produkte im Shop zu verfügen. Darüber hinaus werden wir diese um zeitgeisty Eigenmarken und Services, wie Clouberry’s und DigiGifts ergänzen.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?

Love it or leave it. Eine Idee ist schnell entwickelt, jedoch sollte man den zeitlichen Aufwand nicht unterschätzen. Wer gründet, der sollte mit dem Herzen dabei sein. Auch der finanzielle Einsatz sollte nicht unterschätzt werden. Es braucht schon etwas Budget, um richtig durchstarten zu können.

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Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer der Woche: Shore – der digitale Booster für Dienstleister

Nikbin Rohany ist CEO des Münchner Software-Start-ups Shore, das sich – nicht erst seit Corona – der digitalen Transformation der Dienstleistungsbranche verschrieben hat. Mehr dazu im Interview mit Nikbin.

Wie ist es Shore in den vergangenen 24 Monaten ergangen? Als "Digitalisierer der Dienstleistungsbranche" hattest du bzw. hattet ihr mit Sicherheit mehr als genug zu tun. Außerdem habt ihr das Berliner Kassensystems Inventorum übernommen und eine millionenschwere Finanzierungsrunde eingefahren.

Unsere Hauptzielgruppe, die Friseur- und Beautysalons, mussten aufgrund der Corona-Pandemie nun innerhalb der letzten zwölf Monate zum zweiten Mal schließen. Das betrifft natürlich auch uns in gewisser Weise. Doch nur wenige Salons haben durch die  damit einhergehenden finanziellen Schwierigkeiten auf digitale Tools verzichtet. Ganz im Gegenteil: Wir konnte sogar beoachten, dass Salons vermehrt Anfragen gestellt haben. Das liegt zum einen daran, dass die Corona-Pandemie eine Art “Warnschuss” zur digitalen Transformation abgegeben hat und zum anderen auch daran, dass Salonbetreiber nun auch die Zeit hatten, um sich mit der Digitalisierung ihrer Prozesse zu beschäftigen – sofern noch nicht geschehen. Außerdem konnten wir im Juni letzten Jahres unser Geschäftsmodell um ein digitales Kassensystem erweitern. In diesem Zuge haben wir das Berliner Kassensystem-Start-up Inventorum übernommen und die Lösung erfolgreich in das Bestandssystem implementiert. Eine digitale Kasse wird immer wichtiger – nicht nur im Einzelhandel, sondern auch für Dienstleister. Nicht zuletzt deshalb, weil ab dem 31. März aufgrund der Kassensicherungsverordnung jede Kasse fiskalisiert sein muss. Man kann also sagen, dass die letzten zwei Jahre insgesamt sehr gut für Shore liefen.

Eure Daten zeigten, dass bereits vor Corona 52 Prozent aller Kunden Dienstleistungen online buchten – und das außerhalb der Öffnungszeiten. Der Trend wird sich nach Corona wohl fortsetzen. Was muss hier in welchen Branchen jetzt geschehen, um künftig am Markt bestehen zu können?

Die Digitalisierung ist längst Teil unserer Gesellschaft. Die meisten Unternehmen haben dies erkannt und bereits reagiert. Corona hat diesen Effekt noch einmal verstärkt und die mangelnde digitale Transformation ins Bewusstsein gerufen. Die Friseurbranche hinkt bisher hinterher, hat aber noch die Chance, aufzuholen. Heutige Kunden fordern digitale Kontaktpunkte, wie beispielsweise via Social Media oder Webseiten, sehr stark ein. Doch auch der Gesetzgeber reagiert auf die Digitalisierung: So müssen sich durch Kassensicherungsverordnung auch die Salons, die bisher kein elektronisches System hatten, nun mit der Digitalisierung auseinandersetzen. Aus diesen Gründen ist es unabdingbar, dass Salons ihre alltäglichen Prozesse digitalisieren – und wenn möglich Routineaufgaben automatisieren. Nur so ist es ihnen möglich, am Puls der Zeit und damit langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Und wem bietet Shore dazu welche Art von Lösungen an?

Wir bieten unseren Kunden eine innovative Software-as-a-Service-Lösung zur digitalen Termin- und Kundenverwaltung sowie ein digitales Kassensystem. Unsere Kunden  kommen aus dem Einzelhandel und Dienstleistungsbereich. Die Spannweite reicht vom Friseursalon über Kosmetikstudios bis hin zu Unternehmen im Bereich Gesundheit oder Coaching. Mittels der Software-Lösung können die Kleinstunternehmen ihre Prozesse nicht nur digitalisieren, sondern auch optimieren und damit wertvolle Zeit und Geld sparen. Gleichzeitig erhöht dies natürlich auch die Kundenzufriedenheit. Unsere Kunden können mit Shore unter anderem Online-Kalender mit Terminbuchungs- und Erinnerungs-Funktion nutzen. Außerdem sind Termin-Buchungen direkt über Google, Facebook und Instagram möglich. Das ist sehr wichtig mittlerweile. Mit inbegriffen ist auch eine Kundenmanagement-Software,ein Schichtplaner und diverse Marketing-Tools. So können beispielsweise individualisierte Newsletter oder Geburtstagsgrüße über unser System versandt werden. Zu guter Letzt bieten wir wie bereits angesprochen nun auch ein digitales Kassensystem. Den Kunden wird in diesem Zuge ein eigenes mobiles iPad-Kassensystem zur Verfügung gestellt.

Wie hebt ihr euch von anderen Lösungen ab? Kurzum: Was ist das Besondere an Shore?

Wir haben den Need im Markt frühzeitig erkannt und bieten eine umfassende Software-Lösung, die alles implementiert, was für unsere Kunden wichtig ist: Sei es Terminbuchungs- und Marketingfunktionen oder eben das digitale Kassensystem – und das alles aus einer Hand. So müssen die Unternehmen nicht verschiedene Systeme integrieren, sondern nutzen nur eines, das alles Relevante beinhaltet.

Was sind deine Pläne für bzw. mit Shore für das Jahr 2021?

Wir konnten im letzten Jahr ein starkes Wachstum erzielen und planen dieses auch 2021 fortzusetzen. Für uns steht dieses Jahr aber nochmal besonders im Zeichen der digitalen und zertifizierten Kasse, die nicht nur für Dienstleister, sondern auch für den Einzelhandel aufgrund der Kassensicherungsverordnung essentiell wird.

Und was ist darüber hinaus geplant?

Mobile Payment ist ein wichtiges Thema, das ebenso auf unserer Agenda steht. Zusätzlich dazu werden wir weitere Marketing-Funktionalitäten zur Verfügung stellen, so dass wir unsere Kunden bei der Umsatzsteigerung auch weiterhin bestmöglich unterstützen können.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?

Aus eigener Erfahrung ist es sicherlich wichtig, ein komplementär aufgestelltes Gründungsteam zu bilden. Idealerweise ist man auch nicht alleine, sondern gründet zusammen mit ein oder zwei weiteren Leuten, die sich in ihren Fähigkeiten ergänzen. Genauso essentiell ist es, die Ausgaben im Blick zu behalten, um so etwaigen finanziellen Schwierigkeiten vorzubeugen. Einer der wichtigsten Dinge in meinen Augen: Gründer und Gründerinnen sollten von Anfang an Prozesse aufsetzen und Tools implementieren, die auch einer Skalierung standhalten. So spart man sich letztlich nicht nur wertvolle Zeit und Geld, sondern auch Nerven.

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Das Interview führte Hans Luthardt