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Adnymics: für jeden Online-Kunden maßgeschneiderte Werbebeilagen
Gründer der Woche, KW 44
Nachdem das Start-up Adnymics bereits im September für die "Target-Packaging"-Idee beim IKT-Gründerwettbewerb des Bundesministeriums für Wirtschaft & Energie geehrt und mit 6000 Euro ausgezeichnet worden ist, ging das System nun in den offenen Verkauf. Wir haben mit Adnymics-Gründer Dominik Romer gesprochen.
Hallo Dominik! Paketbeileger an sich sind ja nichts Neues – was ist an euren anders, welche Vorteile haben sie?
Herkömmliche Beileger haben bereits eindrucksvoll bewiesen, dass gedruckte Werbung vertrauensstärker ist als vergleichbare Online-Werbung. Der Unterschied zwischen klassischen Paketwerbemitteln und unseren liegt vor allem in der Individualisierbarkeit der Inhalte. Derzeit bekommen alle Kunden von Online-Shops einheitliche Flyer, die in großen Auflagen produziert wurden. Diese entsprechen meistens nicht den Interessen der Empfänger und wandern großteils ungesehen in den Müll. Mit Hilfe von Target Packaging bekommt jeder Paketempfänger seinen persönlichen Beileger mit individuellen Produktangeboten, die zu seinen Interessen passen. Ist unter den Produkten wieder etwas Passendes dabei, kann man bequem per QR-Code direkt aus dem Beileger bestellen. Der Vorteil dieses Systems ist, dass Online-Händler jedem Kunden Angebote liefern können, die auf ihn zugeschnitten sind, und das zielgerichteter als je zuvor. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Bestellung.
Ist das der Fall, hat der Besteller noch ein weiteres Produkt gefunden und der Online-Shop freut sich über den Wiederkauf. Zufriedener Kunde und zufriedener Online-Versandhändler, was will man mehr. *lacht*
Wie genau funktioniert euer "Target Packaging"?
Es ist im Prinzip ganz einfach: Ein Interessent besucht einen Online-Shop und stöbert in der Produktpalette. Sobald er eine Bestellung abschließt, wird der individualisierte Paketbeileger vollautomatisch auf unserer Digitaldruckmaschine in der Versandlogistik gedruckt und dem Paket mit den entsprechenden Waren beigepackt.
Um diesen Prozess zu ermöglichen, wird Target Packaging mit dem Online-Shop verbunden und nutzt das Surfverhalten der Seitenbesucher um zielgerichtete Produktvorschläge zu erstellen. Damit die Integration von Target Packaging für Online-Versandhändler so einfach wie möglich ist, bieten wir das Ganze als All-in-one-System an. Wir stellen Software und Druckmaschine und übernehmen auch Wartung und Service.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Ich bestelle selbst sehr viel online. Als ich zum zehnten Mal denselben Flyer aus dem Paket genommen habe, kam mir der hochwertige Werbeplatz verschwendet vor. Meine Erfahrung mit On- und Offlinewerbemitteln und das Potenzial von deren Verknüpfung hat letztendlich den nötigen Anstoß gegeben.
Wer hat das System entwickelt? Und ganz generell: Wer gehört zu eurem Gründerteam und hat welche Aufgaben?
Das System habe ich gemeinsam mit Florian Kaufmann und Dr. Markus Grimm entwickelt. Florian hat Anfang 2014 den ersten Prototypen von Target Packaging entwickelt. Markus ist seit April dabei. Beide verantworten nun die Produktentwicklung, ich kümmere mich hauptsächlich um den Vertrieb und die Unternehmensentwicklung.
Zum Team gehören außerdem noch Daniel Kirin und Cathrin Grolig. Cathrin verantwortet Finanzen und HR und Daniel ist zuständig für Marketing, Vertrieb und PR.
Wie habt ihr den Unternehmensstart finanziert?
Wir haben selbst Geld investiert und konnten Förderprogramme wie das EXIST-Gründerstipendium sowie das Strascheg Center for Entrepreneurship für das Konzept gewinnen. Zudem haben wir bereits in einer Pre-Seed-Phase ein sechsstelliges Angel-Investment abgeschlossen.
Wer sind eure Kunden?
Zu unseren Kunden zählen alle Online-Versandhändler und Fulfillment-Dienstleister mit mehr als 1000 Versendungen pro Monat. Zusätzlich bieten wir endkundenorientierten Werbetreibenden die Möglichkeit, zielgerichtet Printanzeigen zur Neukundengewinnung in unseren Beilegern zu platzieren.
Lassen sich bereits Aussagen zur Wirkung eurer Beileger machen?
Unsere Beileger sind schon seit einigen Monaten im Einsatz. Wir hatten eine sehr erfolgreiche Testphase mit "ambientedirect.com", einem großen Versandhaus für Einrichtung und Design. Dort konnten wir die Conversions signifikant steigern und nach der Testphase die Zusammenarbeit nun weiterführen.
Ein Beispiel unseres 12-seitigen Paketbeilegers kann man sich als Online-Blätterkatalog hier ansehen.
Über welche Kanäle macht ihr auf euch aufmerksam?
Meist suchen wir den direkten Kontakt zu Verantwortlichen in der Branche und sind oft auf Messen und Events unterwegs. Außerdem nutzen wir gerne Möglichkeiten, selbst auszustellen und unser Produkt live zu präsentieren.
Online kann man sich auf unserer Website adnymics.com oder über Social Media informieren.
Möchtest du noch etwas loswerden, wonach ich nicht gefragt haben?
Wenn jemand Lust hat uns an unserem spannenden Projekt zu unterstützen: Bewerbt euch gern - die Infos findet ihr auf unserer Homepage.
Gibt es grundsätzliche Tipps, die du anderen Gründern mit auf den Weg geben möchtest?
Team, Team, Team! Die Motivation und Flexibilität für eine erfolgreiche Gründung entsteht nur in einem harmonischen und interdisziplinären Team. Wir haben viel Energie in die Auswahl unseres Teams gesteckt und ich würde es jederzeit wieder so machen.
Außerdem ist es wichtig, eng mit den Kunden zusammenzuarbeiten – sie freuen sich, wenn sie um Rat gefragt werden! Durch die direkte Einbindung der Kundenmeinung in die Produktentwicklung entgeht man der Gefahr, unnötige Features zu entwickeln oder falsch zu priorisieren.
Dominik, vielen Dank!
Das Interview führte Fabian Otto
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nuuEnergy: Energie-Start-up sichert sich Millionenfinanzierung
Das 2023 von Tobias Klug und Julia Rafschneider gegründete nuuEnergy ist auf die Planung und Installation von Wärmepumpen spezialisiert.

Das Münchner Wärmepumpeninstallations- und Energie-Start-up nuuEnergy hat eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde in siebenstelliger Höhe abgeschlossen. Unter den Investoren sind der Business Angel Club better ventures mit Investoren wie Energieunternehmer Marco Vogt, der HTGF sowie EnjoyVenture, Vireo Ventures und Bynd.
Die Finanzierung soll genutzt werden, um die Gründung und Expansion regionaler Fachhandwerksbetriebe voranzutreiben und den Prozess von der individuellen Planung über Installation bis zur Wartung weiter zu digitalisieren.
Mangel an Beratung und Planung entgegenwirken
Unzuverlässige Installateure, komplexe Planung, undurchsichtige Kosten – viele Deutsche zögern noch beim Umstieg auf Wärmepumpen. Digitale Anbieter setzen meist auf aggressives Wachstum mit mehr Fokus auf Vertrieb als auf Installationsqualität. Dem traditionellen Handwerk hingegen fehlen oft schlicht die Kapazitäten für ausführliche Beratung und Planung.
Hier setzt nuuEnergy an: Das 2023 gegründete Unternehmen kombiniert die Effizienz digitaler Prozesse mit der Qualität und Kundennähe traditioneller Handwerksbetriebe.
„Unsere Kunden wünschen sich einen lokalen Ansprechpartner, der sie durch den gesamten Prozess begleitet – mit höchster Qualität bei Planung, Installation und Service. Genau das bieten wir mit unseren regionalen Betrieben und einer digitalisierten Planung“, sagt Tobias Klug, Mitgründer und CEO von nuuEnergy.
Der bessere Weg zur Wärmepumpe – lokal, digital, menschlich
NuuEnergy setzt auf eigene regionale Handwerksbetriebe, die fest in das Unternehmen integriert sind. Dadurch kombiniert nuuEnergy die Vorteile digitaler Prozesse – wie eine Software-basierte Planung und effiziente Förderabwicklung – mit der Expertise und Kundennähe des traditionellen Handwerks. Ein fester regionaler Ansprechpartner sorgt für einen reibungslosen Ablauf und stellt sicher, dass alle Schritte aufeinander abgestimmt sind.
„Wir sind die Antwort des deutschen Handwerks auf die großen digitalen Player, die nur den Verkauf im Blick haben, aber die Qualität hinten anstellen“, sagt Julia Rafschneider, Mitgründerin und CRO von nuuEnergy. „Unsere Handwerker sind keine Dienstleister, sie sind das Herzstück unseres Unternehmens. Sie sind die Experten, sie planen, installieren und machen exzellente Arbeit – wir liefern die Prozesse und die Technologie, um sie bestmöglich dabei zu unterstützen.“
Von der ersten Beratung bis zur fertigen Installation erfolgen alle Schritte aus einer Hand. Die präzise und individualisierte Planung durch spezialisierte Fachkräfte stellt sicher, dass jede Wärmepumpe optimal auf das jeweilige Gebäude abgestimmt ist. Die richtige Dimensionierung und hochqualitative Installation sorgen nicht nur für geringere Betriebskosten, sondern auch für eine längere Lebensdauer der Anlagen. Das Münchner Unternehmen hat bereits einen zweiten Betrieb in Hamburg erfolgreich etabliert, während ein dritter Standort in Planung ist.
Wachstumsmarkt mit enormem Potenzial
Die Nachfrage nach Wärmepumpen wächst rasant – trotz Marktdelle 2024. Nach einem Rekordjahr 2023 mit über 350.000 installierten Anlagen in Deutschland (plus 50 % gegenüber 2022) rechnet die Branche 2025 wieder mit steigenden Zahlen. Bis 2030 sollen laut Bundesverband Wärmepumpe (BWP) jährlich bis zu 500.000 Wärmepumpen verbaut werden, um die Klimaziele zu erreichen. Der Klimanutzen ist enorm: Der Umstieg auf Wärmepumpen kann den CO₂-Ausstoß von Gebäuden um bis zu 70 % reduzieren. Doch der Fachkräftemangel im Handwerk und ineffiziente Prozesse bremsen den Hochlauf. Hier setzt nuuEnergy mit seiner Infrastruktur an – für eine neue Generation der Wärmewende: lokal verankert, digital unterstützt und menschlich geführt.
Für better ventures ist das Investment ein wichtiger Schritt bei einem der zentralen Hebel der Energiewende. „Das deutsche Handwerk ist der Schlüssel zur erfolgreichen Wärmewende – doch der Fachkräftemangel und ineffiziente Prozesse bremsen den Ausbau aus. nuuEnergy kombiniert Digitalisierung mit exzellentem Handwerk und bietet eine Lösung, die es so im Markt noch nicht gibt, die aber dringend benötigt wird“, sagt Tina Dreimann, Gründerin und Geschäftsführerin von better ventures.
Der HTGF beobachtet den Wärmepumpen-Markt schon lange und hat sich bewusst für ein Investment in das Münchner Unternehmen entschieden: „Jedes Haus ist unterschiedlich und Sanierung skalierbar zu machen, ist eine Herausforderung. Wir sehen mit nuuEnergy die erste überzeugende Lösung, bei der Hand-in-Hand mit dem Handwerk ein Modell entsteht, mit dem Millionen Häuser auf die Wärmepumpe umsteigen können, ohne dass die Qualität auf der Strecke bleibt”, sagt Johannes Weber, Principal beim HTGF.
EU-Software-Tech-Ökosystem: Starkes Wachstum, kaum Skalierung
Die neue McKinsey-Studie „Europe’s moonshot moment: Fueling its tech ecosystem for scale“ zeigt: Europa steht am Wendepunkt: Das Software-Tech-Ökosystem ist in den letzten zehn Jahren stark gewachsen – doch echte globale Skalierung bleibt die Ausnahme.

Die Studie basiert auf quantitativen Daten sowie Interviews mit über 30 führenden europäischen Gründer*innen, Investor*innen und Expert*innen und zeigt auf, wo es hakt und welche strukturellen Veränderungen jetzt erforderlich wären.
Wachstum ja – Skalierung kaum
Die Zahl der Software-Start-ups in Europa hat sich verfünffacht, und es wurden über 425 Milliarden Dollar Venture-Funding mobilisiert. Doch Start-ups benötigen im Schnitt fünf Jahre länger als ihre US-Pendants, um 100 Millionen Euro ARR zu erreichen. Nur 3 Prozent schaffen es überhaupt, die Milliardenschwelle zu überschreiten – in den USA sind es 5 bis 10 Prozent.
Das Kapital ist da, aber falsch verteilt
Während Frühphasenfinanzierung zunehmend verfügbar ist, fehlt es an spätem Wagniskapital. Nur 11 Prozent des late-stage Software-Fundings stammen in Europa aus Venture-Capital-Quellen – in den USA sind es 89 Prozent. Europäische Pensionsfonds investieren lediglich 0,02 Prozent ihres Vermögens in VC, US-Fonds rund 2 Prozent.
Regulierung ist nicht das Hauptproblem – im Gegenteil
Gründer*innen sehen regulatorische Vorgaben selten als Haupthindernis. Vielmehr wird betont, wie einheitliche Rahmenbedingungen (z.B. EU-weit gültige Lizenzen oder ESOP-Reformen) Skalierung erleichtern können.
Was laut Studie jetzt zu tun ist
- Divers besetzte, wachstumsorientierte Boards aufbauen
- Equity-Modelle verbessern – für Gründerinnen, Mitarbeiterinnen und Investor*innen
- Produkte von Tag eins global skalierbar denken
- Universitäten durch neue Anreizstrukturen zu mehr Gründungsförderung bewegen
- Ein europaweites Visumsmodell für Tech-Talente schaffen („Super Visa“)
Gründer*in der Woche: Fusix Biotech – bekämpft Krebs durch Viren
Das 2022 als Ausgründung der Technischen Universität München (TUM) gestartete LifeScience-Start-up Fusix Biotech entwickelt virenbasierte Krebstherapien, die körpereigene Abwehrkräfte im Kampf gegen die Krankheit mobilisieren und eröffnet damit neue Wege beim Kampf gegen Krebs.

Auch Tumorzellen können von Krankheitserregern befallen werden. Tatsächlich sind sie sogar besonders anfällig – ein Nebeneffekt ihrer Fähigkeit, sich vor dem Immunsystem zu verbergen. Das machen sich Privatdozentin Dr. Jennifer Altomonte und ihr Gründungsteam von Fusix Biotech zunutze. Die Ausgründung der TUM entwickelt virenbasierte Krebstherapien, die körpereigene Abwehrkräfte im Kampf gegen die Krankheit mobilisieren.
Das sog. Fusix-Virus richtet in Tumorzellen gehörigen Schaden an – mit dem Ziel Krebs zu bekämpfen und Leben zu retten. Dafür lässt es die infizierte Tumorzelle große Mengen eines Proteins produzieren, das sich an ihrer Oberfläche anheftet. Dadurch wird der Befehl an die Nachbarzellen gesendet, mit der infizierten Zelle zu verschmelzen. Das tun sie prompt: erst eine, dann die nächste und immer weiter, bis das Gebilde regelrecht platzt. Durch den freigesetzten Zellinhalt wird das Immunsystem aktiviert. Immunzellen, die jetzt alarmiert werden, beseitigen zurückgebliebene Trümmer, attackieren intakte Krebszellen, die sich vorher vor dem Immunsystem tarnen konnten, und begrenzen die weitere Ausbreitung des Virus. Auf diese Weise könnten in Zukunft Tumore bekämpft werden, die auf andere Behandlungsansätze nicht ansprechen.
Jennifer Altomonte entwickelt in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des TUM-Universitätsklinikums virusvermittelte Immuntherapien. Den wissenschaftlichen Grundstein für Fusix hatte sie bereits 2016 gelegt. Damals forschte Jennifer Altomonte an der TUM an Möglichkeiten, Krebs durch Viren zu bekämpfen.
Kombination aus zwei Viren
„Krebs ist kein natürlicher Wirt für Viren – also war es unwahrscheinlich, in der Natur das perfekte therapeutische Virus zu finden. Deshalb haben wir eines konstruiert“, so Jennifer Altomonte. Ihr Ausgangsmaterial waren zwei Erreger, die Tiere befallen. Während der erste sich besonders schnell in bestimmtem Gewebe vermehrt, löst der zweite den charakteristischen Fusionsmechanismus aus. Jennifer Altomonte und ihr Team haben die vorteilhaften Eigenschaften beider Viren kombiniert und Sicherheitsrisiken für Patient*innen ausgeräumt.
In Zell- und Tierversuchen konnten die Forschenden zeigen, dass das therapeutische Virus sich ausschließlich in Tumorzellen vermehrt. Schon mit einer relativ geringen Dosis wurden die Krebszellen besonders effektiv zerstört. Das Verfahren ließ Jennifer Altomonte patentieren.
Lizensieren oder selbst gründen?
„An diesem Punkt musste ich mich entscheiden, ob ich die Technologie an ein bestehendes Unternehmen lizensiere oder selbst gründe“, so Jennifer Altomonte. Die Entscheidung fiel ihr leicht, nachdem sie sich mit Gründer*innen in ihrem Netzwerk ausgetauscht und an mehreren Entrepreneurship-Programmen teilgenommen hatte. „Am Ende war ich begeistert davon, meine Rolle als Wissenschaftlerin zu erweitern und etwas völlig Neues zu lernen.“
Das Startkapital bildeten ein EXIST-Forschungstransfer-Stipendium und der M4-Award für biomedizinische Projekte des bayerischen Wirtschaftsministeriums. Über die TUM hatte sie weiterhin Zugriff auf hochmoderne Forschungsinfrastruktur. Besonders wichtig waren für Altomonte die Mitgründer*innen, die sie ins Boot holte: Dr. Teresa Krabbe, die bereits als Doktorandin zu diesem Thema gearbeitet hatte, Prof. Markus Gerhard, Mikrobiologe an der TUM, der bereits Gründungserfahrung hatte, und Dr. Marian Wiegand, der umfassende Erfahrung in der Herstellung viraler Vektoren mitbrachte. Das Team wurde im TUM Venture Lab Healthcare gefördert.
Bereit für die klinische Phase
Seit der Gründung von Fusix Biotech im Jahr 2022 hat das Team die Entwicklung der Technologie weiter vorangebracht. Mittlerweile ist die präklinische Phase des Projekts nahezu abgeschlossen. In diesem soll mit Tier- und Zellmodellen verifiziert werden, dass der Ansatz funktioniert wie gedacht. Sobald die Finanzierung dafür gesichert ist, will das Team das Arzneimittel unter GMP-Bedingungen produzieren, also unter den streng kontrollierten pharmazeutischen Bedingungen, wie sie für Medikamente beim Menschen vorgeschrieben sind. Dann sollen erste Studien mit Patientinnen und Patienten zur Behandlung von Leberkrebs durchgeführt werden.
Am 17. Juni 2025 wird sich das Team auf der HLTH Europe, einer führenden Messe für Gesundheitsinnovationen, in Amsterdam präsentieren. Im Wettbewerb EIT Health Catapult konnte sich Fusix als eines von drei vielversprechenden europäischen LifeScience-Start-ups für die Endrunde qualifizieren, die in Amsterdam abgehalten wird. Den Sieger*innen winken Preisgeld und Unterstützung durch etablierte Unternehmen.
Berliner InsurTech Baobab Insurance sichert sich 12 Mio.-Euro-Finanzierung
Das 2021 von Vincenz Klemm und Anton Foth gegründete Baobab Insurance – ein Assekuradeur für digitale Risiken – hat eine Series-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 12 Mio. Euro abgeschlossen.

Baobab Insurance ist ein Assekuradeur für digitale Risiken. Das Produktportfolio umfasst eine Cyberversicherung, ein E-Crime-Produkt und eine IT-Haftpflichtpolice für IT-, Software-, Technologie- und Telekommunikationsunternehmen aus Deutschland und Österreich. Wesentlicher Bestandteil der Versicherungsleistung ist ein kontinuierliches KI-basiertes Monitoring der Cybersicherheit. Zusammen mit dem breitesten Partnernetzwerk im deutschen Markt bietet Baobab zudem risikorelevante Services wie Phishing-Simulationen und Awareness-Trainings.
Jetzt hat Baobab Insurance eine Series-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 12 Millionen Euro abgeschlossen. Lead-Investor ist Viola FinTech, Co-Lead ist eCAPITAL. Zudem beteiligt sind die Bestandsinvestoren Augmentum FinTech, Project A Ventures und Baobabs Beiratsmitglied Christof Mascher.
Mit der Finanzierung will Baobab vor allem die aktive und kostenfrei integrierte Risikoprävention für mittelständische Kund*innen stärken, die das Unternehmen als erster Cyberanbieter in Deutschland vor drei Jahren auf den Markt gebracht hat. Dank seines integrierten Ansatzes aus KI-basiertem Underwriting und Prävention konnte der Assekuradeur für digitale Risiken bei seinen Kunden bereits Schäden in Höhe von über 10 Mio. Euro verhindern – und das innerhalb weniger Jahre.
Darüber hinaus will Baobab das Produktangebot für Unternehmenskund*innen weiter verbreitern und verbessern. Zudem plant das Unternehmen seine Position in den bestehenden Märkten Deutschland und Österreich zu festigen und über die kommenden 12 Monate weitere EU-Märkte zu erschließen. Dazu wird das Team deutlich erweitert, vor allem in den Bereichen Incident Response und Cybersicherheit, Softwareentwicklung und Produkt, Maklermanagement und -unterstützung, Business Development, Underwriting sowie Schadenbearbeitung.
Vincenz Klemm, Mitgründer und Geschäftsführer Baobab Insurance: "Phishing, CEO Fraud und Ransomware sind zu einer realen Gefahr für europäische Unternehmen geworden – und durch KI verschärft sich die Bedrohungslage. Dank unserem KI-basierten Underwriting-Prozess und einem integrierten, aktiven und kostenfreien Risikomanagement, können wir ihnen jedoch Lösungen anbieten, die sie bestmöglich vor diesen dynamischen Risiken schützen. Das neue Kapital ermöglicht uns auch weiterhin, mehrere Millionen an Schäden bei unseren Kunden zu verhindern und ins europäische Ausland zu expandieren."
KI-gestütztes Monitoring und risikobasierte Preisgestaltung
Wesentlicher Bestandteil von Baobabs Versicherungsleistung ist ein kontinuierliches KI-basiertes Monitoring der Cybersicherheit. Damit bietet der digitale Assekuradeur Unternehmen aus Österreich und Deutschland mit bis zu 1 Milliarde Euro Umsatz einen schnellen, datengetriebenen Zugang zu Versicherungslösungen – von der Risikoanalyse über das Underwriting bis zum Portfoliomanagement.
Gründer*in der Woche: publuence - Plattform für High-Impact Advertorials
Serial Entrepreneur Cevahir Ejder hat publuence mit dem Ziel gestartet, den fragmentierten Markt für Advertorials zu standardisieren und Content-Kampagnen so einfach buchbar zu machen wie klassische Mediaformate.

Mit publuence geht eine Plattform an den Start, die einen oft unterschätzten Teil der Mediaplanung neu denkt: die Buchung und Auswertung von Advertorials. Was bisher meist mit viel manuellem Aufwand, verstreuten Ansprechpartner*innen und kaum vergleichbaren Ergebnissen verbunden war, soll nun deutlich einfacher und strukturierter werden. Ziel des Gründers Cevahir Ejder ist es, die Umsetzung von Content-Kampagnen so einfach und effizient wie die Buchung klassischer Display-Werbung zu gestalten.
Dazu stellt publuence führende Verlagsmarken auf einer zentralen Plattform für den Werbemarkt zur Verfügung. Lokale Tageszeitungen sollen dadurch wieder an Attraktivität gewinnen. Das Problem: Einzelne Titel sind zu klein, um in der Mediabranche Gewicht zu haben. Die Lösung: Im Verbund entsteht eine überzeugende Reichweite. Laut publuence zählen bereits über 250 Medienpartner*innen zum Netzwerk. Weitere Verlagsangebote befinden sich im Onboarding und sollen sukzessive auf der Plattform verfügbar gemacht werden.
„Ich hatte das Bedürfnis, wieder selbst gestalten zu können“
Cevahir Ejder ist in der Branche kein Unbekannter. 2011 gründete er rankseller, später Seeding Alliance, und leitete den führenden True-Native-Advertising-Vermarkter nach dem Verkauf viele Jahre unter dem Dach von Ströer. Der Schritt zurück ins Unternehmertum war kein Bruch mit der Vergangenheit, sondern ein bewusst gewählter Neuanfang.
„Ich hatte das Bedürfnis, wieder selbst gestalten zu können – mit Geschwindigkeit, Neugier und der Freiheit, Dinge anders zu machen. Genau das ermöglicht mir publuence“, sagt Cevahir Ejder. „Advertorials verdienen eine eigene Plattformlogik. Wir machen sie planbarer und messbarer, ohne ihren redaktionellen Wert zu verlieren.“

Unterstützung erhält das junge Start-up aus Langenfeld (Rheinland) von einem Investor mit langjähriger Digitalexpertise: Die Unternehmensgruppe Aschendorff steigt über ihre Beteiligungsholding Aschendorff Next ein. Die Verbindung zwischen Cevahir Ejder und dem Geschäftsführer von Aschendorff Next, Thorsten Falger, besteht seit über zehn Jahren. Bereits bei Cevahir Ejders erster Gründung war die Unternehmensgruppe Leadinvestor.
Zudem tritt der NEXT Investors Club, ein Business Angels Club mit Sitz in Münster, als Co-Investor auf. Die gesamte Investitionssumme liegt im mittleren sechsstelligen Bereich. Das sei, so Falger, ein „deutliches Signal für das Vertrauen in den Gründer und in die Relevanz von High-Impact Advertorials“.
Kölner LegalTech-Start-up JUPUS sichert sich 6,5 Mio.-Euro-Investment
Das 2022 von Gründer René Fergen und Jannis Gebauer gegründete Kölner LegalTech-Start-up JUPUS entwickelt das erste KI-Sekretariat speziell für Anwaltskanzleien.

JUPUS hat 6,5 Millionen Euro eingesammelt. Die Seed-Finanzierungsrunde wurde von Acton Capital und bestehenden Investoren wie dem High-Tech-Gründerfonds und Business Angels geführt. Mit dem frischen Kapital will JUPUS sein Produkt gezielt weiterentwickeln, den Marktanteil ausbauen und damit die Zukunft der juristischen Arbeit gestalten.
KI übernimmt den Anwaltsalltag
JUPUS bietet die erste vollautomatische KI-Lösung für Anwaltskanzleien, die nicht nur administrative Aufgaben automatisiert, sondern auch direkt mit Mandant*innen kommuniziert. Das KI-Sekretariat von JUPUS ist damit bislang einzigartig im Markt: Es ermöglicht Anwaltskanzleien, ihre Abläufe von der ersten Anrufannahme bis zum fertigen Schriftsatz vollständig durch künstliche Intelligenz abzuwickeln. Standardprozesse werden damit nicht nur digitalisiert, sondern komplett automatisiert. Laut Angaben des Start-ups setzten bereits hunderte Kanzleien in Deutschland die Lösung im Alltag ein. JUPUS begegnet damit der drängendsten Herausforderung der Branche: dem zunehmenden Fachkräftemangel.
Die Antwort auf das größte Problem der Branche
Dieser zunehmende Mangel an Rechtsanwaltsfachangestellten bringt Kanzleien an ihre Belastungsgrenzen. Verzögerte Reaktionszeiten, unzufriedene Mandant*innen und überforderte Teams sind die Folge. Die Kölner setzen genau hier an: Die KI übernimmt zeitintensive Aufgaben und entlastet das Kanzleipersonal spürbar. So können Kanzleien ihre knappen Ressourcen gezielter einsetzen, die Mandant*innenzufriedenheit erhöhen und bleiben trotz Fachkräftemangel handlungsfähig.
„Wir stehen am Beginn einer neuen Ära für den Rechtsmarkt“, sagt René Fergen, Gründer und CEO von JUPUS. „Künstliche Intelligenz wird die Art, wie juristische Arbeit organisiert und ausgeführt wird, grundlegend verändern – mit völlig neuen Möglichkeiten für Kanzleien. Mit JUPUS führen wir diesen Wandel an und ermöglichen es Kanzleien, ihre Arbeitsabläufe radikal zu vereinfachen und zu beschleunigen. Unser Ziel ist es, den steigenden Fachkräftemangel abzufedern und Kanzleiteams die Freiheit zu geben, sich wieder voll auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt: die Beratung ihrer Mandanten.“
Mandant*innenkommunikation, Mandatsvorbereitung und Schriftsatzerstellung erstmals vollständig in einer Plattform vereint
JUPUS automatisiert, wofür Kanzleien früher ganze Teams brauchten Im Gegensatz zu bisherigen Lösungen deckt JUPUS den gesamten Prozess der Kanzleiarbeit ab – vom ersten Mandant*innenkontakt bis zum fertigen Schriftsatz. Die KI-Software kommuniziert direkt mit Mandant*innen, übernimmt administrative Aufgaben, koordiniert Termine und erstellt erforderliche Dokumente. Damit ist JUPUS die erste juristische KI-Lösung, die Mandant*innenkommunikation, Mandatsvorbereitung und Schriftsatzerstellung vollständig in einer Plattform vereint – und so die Kanzleiarbeit grundlegend neu definiert.
Neue Finanzierung für den Ausbau der KI-Lösung in Kanzleien
Mit der neuen Finanzierung wird das Unternehmen seine KI-Software weiterentwickeln und den Marktanteil vergrößern. Investor Acton Capital ist überzeugt von der Vision und dem Potenzial: „Der Rechtsmarkt steht vor einem Umbruch und JUPUS ist ideal positioniert, um diesen Wandel anzuführen. Das Team hat eindrucksvoll bewiesen, wie sich juristische Prozesse durch den Einsatz von KI automatisieren lassen – mit massiven Effizienzsteigerungen für Kanzleien. Wir sehen in JUPUS das Potenzial, einen neuen Standard in der juristischen Arbeitswelt zu setzen. Wir freuen uns, das Team auf diesem Weg zu begleiten“, erklärt Fritz Oidtmann, Managing Partner bei Acton Capital.
Kryonik-Start-up Tomorrow.Bio sichert sich 5 Mio. Euro Seed-Finanzierung
Das 2020 von Dr. Emil Kendziorra und Fernando Azevedo Pinheiro gegründete Berliner Start-up Tomorrow.Bio ist Europas erstes Kryonik-Unternehmen und bietet Menschen die Möglichkeit, sich nach ihrem rechtlichen Tod bei extrem niedrigen Temperaturen langfristig konservieren zu lassen – mit der Hoffnung auf Wiederbelebung in der Zukunft, wenn die Medizin weit genug ist.

Was wäre, wenn medizinischer Fortschritt eines Tages tödliche Krankheiten wie Lungenkrebs heilen könnte – und Menschen eine zweite Chance auf Leben bekommen? Genau diese Vision verfolgt das Berliner Start-up Tomorrow.Bio, Europas erstes Kryonik-Unternehmen.
Die Idee: Menschen nach ihrem rechtlich festgestellten Tod in flüssigem Stickstoff bei –196 °C konservieren – so lange, bis Wissenschaft und Medizin sie möglicherweise wieder ins Leben zurückholen können.
Heute gibt Tomorrow.Bio den erfolgreichen First Close seiner Seed-Finanzierungsrunde über 5 Millionen Euro bekannt. Genutzt werden die Mittel für Investition in weitere Forschung und Entwicklung in die Kryokonservierung. Darüber hinaus expandiert Tomorrow.Bio in die USA und plant Standorte in New York, Kalifornien und Florida.
Angeführt wurde die Runde von der französischen Frühphasen-Venture-Capital-Firma Blast.Club sowie dem Hamburger Family Office Truventuro von Nils Regge. Zusätzlich beteiligten sich mehrere Business Angels, vermögende Privatinvestoren und bestehende Geldgeber.
Gegründet wurde Tomorrow.Bio 2020 von Dr. Emil Kendziorra und Fernando Azevedo Pinheiro. Kendziorra, ursprünglich Arzt und Krebsforscher, kehrte der akademischen Forschung den Rücken, weil ihm die Fortschritte zu langsam gingen. Beide Gründer haben zuvor bereits erfolgreiche Tech-Unternehmen aufgebaut und verkauft. Heute hat Tomorrow.Bio bereits 20 Menschen und 10 Haustiere kryokonserviert. Mehr als 800 weitere Personen haben Verträge abgeschlossen, mit einem Gesamtvolumen von über 150 Millionen Euro.
Das Verfahren der Kryokonservierung basiert auf dem raschen Herunterkühlen des Körpers auf Minusgrade, um biologische Prozesse zu stoppen. Tomorrow.Bio betreibt dafür eine eigene Flotte von Spezial-Ambulanzen, die in Berlin und Zürich stationiert sind und im Ernstfall sofort ausrücken. Vor Ort beginnen speziell ausgebildete Teams unmittelbar nach der Todesfeststellung mit Herz-Druck-Massage, Sauerstoffzufuhr und einem hochentwickelten Kühlprozess, um die Degradation zu verlangsamen. Parallel wird das Körperwasser durch eine sogenannte Kryoprotektant-Lösung ersetzt – eine Art medizinisches Frostschutzmittel, das die Bildung schädlicher Eiskristalle verhindert.
Mit dem geplanten Ausbau in die USA und neuen medizinischen Partnerteams an mindestens drei weiteren Standorten ist Tomorrow.Bio auf dem besten Weg, weltweit das erste Unternehmen zu werden, das lokale Kryonik-Teams für einen Sofortstart des Verfahrens anbietet.
„Wir freuen uns sehr, mit Blast.Club und Truventuro zwei Investoren gefunden zu haben, die unsere langfristige Mission teilen – nicht nur in Bezug auf unsere US-Expansion, sondern auch mit Blick auf unsere Forschung, mit der wir die Qualität unserer Verfahren weiter verbessern und unsere führende Position ausbauen wollen“, so Dr. Emil Kendziorra, Gründer und CEO von Tomorrow.Bio.
Die Lagerung der Patienten erfolgt in Zusammenarbeit mit der European Biostasis Foundation (EBF) in der Schweiz. In einem hochmodernen Industriebau werden die Körper in vakuumisolierten Edelstahltanks – sogenannten Dewars – aufbewahrt. Diese Tanks sind 3,2 Meter hoch, enthalten flüssigen Stickstoff und kommen ganz ohne Stromversorgung aus.
Nils Regge, Gründer von Truventuro, erklärt: „Tomorrow.Bio steht an der Spitze visionärer Longevity-Konzepte. Wir glauben fest an diese Art von Moonshot-Unternehmen, die nicht nur das Potenzial haben, das Leben deutlich zu verlängern, sondern auch wirtschaftlich enorme Chancen bieten.“
Auch Anthony Bourbon, Gründer und CEO von Blast.Club, zeigt sich überzeugt: „Tomorrow.Bio revolutioniert unser Verständnis von Leben und Tod. Das Unternehmen verfügt über das nötige technische Know-how, um Herausforderungen zu meistern und langfristig zu wachsen. Die ambitionierte, aber realistische Vision von Emil und Fernando könnte Tomorrow.Bio zum medizinischen Vorreiter der Zukunft machen.“
de:hub Report: Startup. Gründerin. Ostdeutsch.
Der aktuelle de:hub Report zeigt u.a.: Trotz struktureller Benachteiligung und massivem Rückstand beim Wagniskapital gründen Frauen in Ostdeutschland besonders erfolgreich.

Wie der neue de:hub Report „Startup. Gründerin. Ostdeutsch.“ im Auftrag der Digital Hub Initiative (eine Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie) zeigt, sind ostdeutsche Gründerinnen von einer doppelten Benachteiligung betroffen: der strukturellen Schwäche beim Zugang zu Venture Capital in Ostdeutschland und einem generellen Gender-Investment-Gap, durch den Frauen in der Vergabe von Star-tup-Investitionen benachteiligt sind.
Für den Report wurden zwischen März und April 2025 über 400 Gründerinnen und Expert*innen aus Ost- und Westdeutschland online befragt, relevante Daten ausgewertet sowie Workshops mit Vertreter*innen der ostdeutschen Startup-Community durchgeführt. Die Untersuchung wurde vom Institut für Innovation und Technik (iit) in der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz durchgeführt.
Frauen gründen seltener und bekommen weniger Kapital – vor allem in Ostdeutschland
Von den rund 1.700 Start-ups in Ostdeutschland sind nur 17,5 Prozent von Frauen gegründet – ein klarer Beleg für die anhaltende Unterrepräsentation weiblicher Gründerinnen. Während männlich geführte Teams 6,2 Mrd. Euro an Wagniskapital erhalten, fließen nur rund 43 Mio. Euro an reine Frauenteams sowie 834 Mio. Euro an gemischte Teams (EY Startup-Barometer 2025). Den strukturschwachen Osten trifft dieser Gender-Investment-Gap besonders hart: Hier kommt insgesamt nur ein Bruchteil des VC-Kapitals an.
Wachstum bleibt herausfordernd – Investor*innen und Netzwerke fehlen
Zudem fühlen sich 62 Prozent der Gründerinnen gegenüber männlichen Gründern benachteiligt, und für 83 Prozent ist der Zugang zu Angel-Investor*innen zusätzlich stark eingeschränkt. Infolgedessen finanzieren rund 63 Prozent der Unternehmerinnen ihre Start-ups überwiegend durch Eigenmittel („Bootstrapping“) und sind stark von Kapital aus ihrem persönlichen Netzwerk („Friends & Family“) abhängig. Tatsächlich ist Bootstrapping in Ostdeutschland die häufigste Finanzierungsform, während Venture Capital nur bei etwa 18 Prozent der Start-ups überhaupt zum Einsatz kommt.
Verantwortung für den Standort – mit Erfolg
Diese besonders von ostdeutschen Gründerinnen genutzte Finanzierungsform verleiht ihnen nicht nur größere unternehmerische Unabhängigkeit von Kapitalgeber*innen und Banken, sondern stärkt auch die Krisenresistenz ihrer Start-ups. In dieser Haltung ähneln sie den sogenannten Zebra-Start-ups – Unternehmen, die wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung verbinden. Neun von zehn Gründerinnen nennen in diesem Zusammenhang Sinnstiftung als einen zentralen Gründungsmotivator. Sie wollen nicht nur wirtschaftlich erfolgreich sein, sondern einen gesellschaftlichen Beitrag in der Region leisten.
Aktiver Beitrag zur wirtschaftlichen Resilienz Ostdeutschlands
Gerade in strukturschwachen Regionen entfalten solche Modelle besondere Kraft – sie schaffen Arbeitsplätze, fördern regionale Wertschöpfung und leisten einen aktiven Beitrag zur wirtschaftlichen Resilienz Ostdeutschlands. Viele Gründerinnen leisten damit Pionierarbeit in neuen Produkt- und Dienstleistungsbereichen, wie etwa GreenTech und HealthTech. Und der Erfolg gibt ihnen recht: Mit einer Erfolgsquote von 60 Prozent gehören ostdeutsche Gründerinnen zu den Best Performern in der Start-up-Szene.
Wachstum und Netzwerkeffekte lassen noch auf sich warten
So erfolgreich viele Gründungen verlaufen – beim Wachstum stoßen viele an strukturelle Grenzen. Es fehlen Investor*innen, Industriepartner*innen und der Zugang zu etablierten Business-Netzwerken.
Neben der Finanzierungslücke gibt es laut dem Report weiteren Entwicklungsspielraum. Dazu gehört unter anderem der direkte Zugang zu potenziellen Kund*innen: Nur 31 Prozent haben einen guten Zugang zu etablierten Wirtschaftsakteur*innen in ihrer Region. Besonders in strukturschwachen Gebieten fällt der Aufbau geschäftlicher Netzwerke schwer – was den Markteintritt und die Skalierung erschwert. Dabei liegt großes Potenzial darin, die Nähe zur etablierten Wirtschaft zu stärken; so können neue Innovationspartnerschaften entstehen – und damit auch neue Märkte.
Fehlende Abstimmung und unzureichende Kooperation zwischen den Bundesländern
Rund 50 Prozent der Gründerinnen beschreiben sich als in ihren regionalen Start-up-Ökosystemen gut vernetzt. Als Manko bewerten sie jedoch die fehlende Abstimmung und die unzureichende Kooperation zwischen den Bundesländern und ihren jeweiligen Start-up-Initiativen und Förderprogrammen. Dadurch wird in den einzelnen Ökosystemen die kritische Masse an Start-ups nicht erreicht, die notwendig ist, um beispielsweise private Investor*innen anzuziehen. Weiterhin führt die geringe Zahl an Start-ups in Ostdeutschland zu geringerer Sichtbarkeit erfolgreicher Start-ups; und da es weniger Erfolgsgeschichten gibt, fehlen Vorbilder, sodass Netzeffekte durch Nachahmung ausbleiben. Nicht zuletzt empfinden 80 Prozent der Gründerinnen das gesellschaftspolitische Klima als zunehmend schwierig für die Gewinnung internationaler Kapitalgeber*innen sowie Fachkräfte.
Den gesamten Report gibt‘s hier zum Download
koppla: 6 Mio-Euro-Finanzierung für Bau-Terminplanungstool
Terminplanung im Bau neu gedacht: Das Potsdamer Start-up koppla schließt Finanzierungsrunde in Höhe von sechs Millionen Euro ab, um weiter zu wachsen.

Koppla wurde 2020 von Lasse Steffen, Marco Trippler und Jerome Lange gegründet und hat sich auf die Entwicklung einer intuitiven, kollaborativen Terminplan-Software für die Bauindustrie spezialisiert. Die Plattform ermöglicht eine flexible Planung und Steuerung, Echtzeit-Kollaboration sowie eine mobile Integration direkt von der Baustelle, um Bauprojekte effizienter, kostengünstiger und nachhaltiger zu gestalten.
Jetzt haben die Potsdamer sechs Millionen Euro erhalten, um die Terminplanung im Bau auf ein neues Level zu heben. Die digitale Lösung hilft Generalunternehmen, Generalplanern und Architekten, ihre Terminpläne unter Kontrolle zu halten und Bauprojekte effizient zu steuern.
Dank der Finanzierung kann koppla die Produktentwicklung sowie Vertriebs- und Marketingaktivitäten beschleunigen und das Team vergrößern, um den wachsenden Anforderungen der Branche gerecht zu werden. Die Vision ist es, das Tool für noch mehr Unternehmen zugänglich zu machen und der gesamten Bauindustrie eine einfache und ganzheitliche Terminplanung zu ermöglichen.
Die Investition reiht sich in den Zeitgeist ein: Spezialistentools im Bau sind auf dem Vormarsch – neben koppla erhielten in den letzten Monaten auch zahlreiche weitere Start-ups Finanzierungen und bringen die notwendige Bewegung in den Bau.“Die Finanzierung bringt uns unserer Vision näher, eine einfache und ganzheitliche Terminplanungslösung für die Baubranche zu entwickeln“, so Marco Trippler, Geschäftsführer und Mitgründer von koppla. “Wir spüren eine starke Nachfrage nach Lösungen, die die Terminplanung und Steuerung von Bauprojekten vereinfachen und alte Tools ablösen. Mit den neuen Mitteln können wir unser Team weiter ausbauen und das Produkt voranbringen.”, ergänzt Mitgründer Lasse Steffen.
Die Finanzierungsrunde wird von der Venture-Capital-Gesellschaft Newion angeführt, die nicht nur Kapital, sondern auch strategische Expertise in der Skalierung von B2B-SaaS-Lösungen mitbringt. Neben Newion beteiligen sich auch Brandenburg Kapital und vier erfahrene Business Angels, die ihre umfassende Industrieexpertise in die Partnerschaft einbringen: Martin Rodeck, Thorsten Krauß, Ingo Holz und Andreas Beckmann sind allesamt Experten in der Bau- und Immobilienwirtschaft und verstehen die Herausforderungen und Chancen der Branche aus erster Hand.
“Herkömmliche Terminplanungstools lassen sich nicht in Echtzeit nutzen und begünstigen Silodenken. Das (Projekt-)Management trifft auf Basis veralteter und somit falscher Termininformationen kostenintensive Entscheidungen, z.B. über die Benennung oder eben Verschiebung von Übergabe- oder Eröffnungsterminen. Koppla räumt damit auf und bietet einen Terminplan, der leicht zu bedienen ist, sich in Echtzeit an die Bedingungen auf der Baustelle anpasst und alle beteiligten Unternehmen vernetzt – ein echter Mehrwert für jedes Projekt und für die gesamte Baubranche. Ich freue mich, das motivierte Koppla-Team auf dem Weg zu unterstützen”, so Martin Rodeck über seine Investition.
Auch die bestehenden Investoren Earlybird, Coparion und der von SAP-Gründer Hasso Plattner ins Leben gerufene HPI Seed Fund setzen weiterhin ihr Vertrauen in koppla und beteiligen sich erneut an der Finanzierungsrunde. Damit bestätigen sie nicht nur die Relevanz der Terminplan-Software, sondern auch das enorme Potenzial des Unternehmens: “Wir haben in koppla investiert, weil die Lösung zentrale Kundenprobleme adressiert. Die Baubranche steht unter einem enormen Modernisierungsdruck und ist reif für einen Wandel – koppla verfügt über ein tiefes Verständnis der Branche und hilft Unternehmen mit einer intuitiven, kollaborativen Lösung, die genau auf ihre Bedürfnisse angepasst ist”, so Leopold Lindner von Newion.
Seit der Gründung im Jahr 2020 hat koppla bereits über 100 namhafte Kund*innen, darunter Implenia, Max Bögl und Leonhard Weiss gewonnen. Die Software ist so konzipiert, dass sie einfach zu bedienen ist und Bauunternehmen in allen Projektphasen unterstützt – von der Planung bis zur Ausführung. Mit der aktuellen Finanzierung möchte koppla die Zahl der derzeit über 600 laufenden Projekte weiter steigern und die Vision verwirklichen, Terminplanung im Bau ganzheitlich in einem zentralen Tool abzubilden.
VivaTech veröffentlicht Ranking der Top 100 europäischen Start-ups
Viva Technology gibt dieses Jahr zum ersten Mal eine Liste der „Top 100 Rising European Start-ups for 2025“ heraus: Von den 100 Start-ups kommen 36 aus Deutschland, 22 aus Frankreich und 17 aus UK.

Mit dem Ranking stellt VivaTech – ein Katalysator für Innovation, der Start-ups, führende Technologieunternehmen, Großunternehmen und Investoren zusammenbringt –, die 100 vielversprechendsten jungen Unternehmen im europäischen Tech-Ökosystem vor.
Künstliche Intelligenz steht ganz oben
Unter den Top 100 Rising European Start-ups dieses Jahres finden sich Unternehmen aus 13 Ländern. Deutschland (36), Frankreich (22) und das Vereinigte Königreich (17) führen das Ranking zahlenmäßig an, das von der KI-Szene dominiert wird.
Fünfzehn der europäischen Start-ups haben sich auf KI-Agenten (Aily Labs, Cognigy, Parloa), KI-Modelle (Mistral, ElevenLabs, Synthesia) sowie auf Middleware & Tools (Lovable Labs, Smartness) spezialisiert. Sie stehen stellvertretend für eine neue Welle europäischer KI-Entwicklungen, die einen souveräneren Umgang mit der Technologie ermöglichen. Zudem sind sie praxisorientierter und für Unternehmen einfacher zugänglich.
François Bitouzet, Managing Director von Viva Technology, erklärt: „Die Top 100 der Rising European Start-ups spiegeln den Reifegrad des europäischen Tech-Ökosystems wider. KI steht mittlerweile im Zentrum aller Branchen und Bereiche – von Cybersicherheit, über Verteidigung bis hin zu Logistik und Supply Chain – und beweist Europas Fähigkeit zu technologischen und strategischen Innovationen mit langfristigen Visionen. Diese Dynamik bestätigt auch, dass Europa mehr als nur eine Wachstumsregion ist. Europa hat sich vielmehr zu einem echten Labor für technologischen und gesellschaftlichen Wandel entwickelt.“
Die größten Trends 2025
Sechs Trends bestimmen aktuell europäische Innovationen: FinTech sorgt weiterhin für Umwälzungen in der Finanzbranche. Dafür steht die wachsende Zahl von Banking-as-a-Service-Angeboten wie von Flatpay (Dänemark) und Capi Money (Vereinigtes Königreich), ergänzt durch Finanzmanagementlösungen wie Payflow (Spanien) und Pennylane (Frankreich).
Der Bereich Logistik und Supply Chain setzt für Risikosteuerung (Prewave - Österreich) und die Automatisierung von Einkauf und Lieferantenmanagement (Mercanis, Packmatic - Deutschland) auf KI.
Cybersecurity und DefenseTech bilden die Grundpfeiler der digitalen Souveränität mit Playern wie Filigran (Frankreich) und Helsing (Deutschland).
Im Bereich ClimateTech loten Start-ups trotz stagnierender ESG-Investitionen neue Wege für Gebäude-Energielösungen (1KOMMA5° - Deutschland), dezentralisierte Energienetze (UrbanChain - Großbritannien) und Dekarbonisierungslösungen (Treefera - Großbritannien) aus.
HealthTech und BioTech nehmen mit KI Fahrt auf, angeführt von Start-ups wie Causaly (Großbritannien) und Aqemia (Frankreich), die die medizinische Forschung vorantreiben.
Und die Kreativwirtschaft erfindet sich mit KI-gestützten Tools wie Photoroom (Frankreich) und Kittl (Deutschland) selbst neu, indem sie die Erstellung digitaler Inhalte für jeden zugänglich macht.
Zum Ranking
An der Erstellung des Top-100-Rankings haben fünf der weltweit größten Investmentfonds mitgewirkt: Accel, Eurazeo, HV Capital, Northzone und Partech. Um aufgenommen zu werden, mussten die Start-ups im Wesentlichen diese Kriterien erfüllen: Neben einem Hauptsitz in Europa hatten sie eine branchenverändernde Innovation vorzuweisen. Der jährlich wiederkehrende Umsatz (ARR) musste für 2024 5 Millionen Euro übersteigen, bei einem jährlichen Wachstum von mindestens 40 Prozent in den letzten drei Jahren.
Weitere Infos zu den TOP 100 Start-ups 2025 gibt's hier
Vertrauensverlust, Skepsis, Mangel an Selbstwirksamkeit
Repräsentative Studie "Projekt Zuversicht" veröffentlicht: Das sind die Ergebnisse und die Handlungsempfehlungen für Unternehmen, Medien und Politik.

Deutschland braucht mehr Zuversicht. Denn die aktuelle Lage ist geprägt von einem tiefen Vertrauensverlust in viele Institutionen der Gesellschaft – allen voran Politik und Medien. Dadurch fehlt es an positiven Gemeinschaftserfahrungen. Und dies führt zu einem Verlust an erlebter Selbstwirksamkeit und Zuversicht.
Das zeigt die tiefenpsychologisch fundierte und repräsentative Studie, die heute in Düsseldorf vorgestellt wurde. Darin beklagt die Mehrheit der Befragten einen Mangel an Selbstwirksamkeit und äußert sich skeptisch über die Zukunft. Gleichzeitig sehnen sich die Menschen nach mehr Gemeinschaft und gemeinschaftlich angegangenen Zielsetzungen. Die drei Initiatoren sehen in der Studie zugleich den Auftakt für ein „Projekt Zuversicht“, mit dem Medien, Wirtschaft und Politik die Menschen wieder für Aufbruch, Optimismus und gesellschaftlichen Zusammenhalt gewinnen. Erste Projekte in den drei Bereichen sind bereits angestoßen.
Ermöglicht wurde die Studie durch namhafte Verbände (GWA, Die Media-Agenturen, OWM, Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband), werbetreibende Unternehmen (Dr. Oetker, REWE) sowie Medienhäuser & Vermarkter (ARD MEDIA, Funke Medien Gruppe, Hubert Burda Media, Prisma Verlag, ProSiebenSat.1 Media, RMS Radio Marketing Service, RTL Deutschland und Weischer Media).
Die Kernergebnisse der Studie im Einzelnen
Status Quo
- Die Menschen in Deutschland sehen schwarz für ihr Land. Ihre mangelnde Zuversicht in der Gesamtperspektive ist eklatant. 78 Prozent stimmen der Aussage zu: „Wir fahren das Land vor die Wand, wenn wir weiter so machen wie bisher.“ 67 Prozent fühlen sich von System und Politik allein gelassen. Die wirtschaftliche und politische Gesamtlage wird schlecht beurteilt.
- Die schlecht eingestufte Gesamtlage und der Vertrauensverlust in die Institutionen der Gemeinschaft führen zu einem Rückzug in das persönliche familiäre Umfeld. Hier richten sich die Menschen möglichst gut ein. Ein Großteil der Interviewten (85%) gibt an, dass es ihnen und ihrer Familie im Prinzip gut geht. In der Folge kommt es zu einem eigentümlichen Phänomen: Gute persönliche Befindlichkeit geht einher mit Schwarzmalerei und fehlender Zuversicht für das Land.
- Die Ansichten der Gen Z in Bezug auf Deutschland sind ähnlich kritisch, jedoch stets etwas positiver als die der Älteren.
- Auf sich allein gestellt, verlieren die Mehrheit der Menschen das Gefühl von Selbstwirksamkeit. Nur 10 Prozent glauben, dass sie etwas bewirken können. 50 Prozent glauben es nicht.
- Menschen, die eine Form von sinnstiftender Gemeinschaft gefunden haben, sind glücklich darüber und können Zuversicht entwickeln. Sie berichten von Zusammenhalt im Heimatverein, in der Theatergruppe, im Ehrenamt und vielem mehr.
Wünsche nach Veränderung
- Über die Gemeinschaft können die Menschen eigene Wirksamkeit (zurück-)gewinnen. 82 Prozent wären zuversichtlicher, wenn sich die Gesellschaft gegen die großen Bedrohungen unserer Zeit vereinen würde.
- 77 Prozent wären zuversichtlicher, wenn sie zumindest im Kleinen etwas bewegen könnten. 65 Prozent wären tendenziell zuversichtlicher, wenn sie das Gefühl hätten, etwas Großes verändern zu können. Ebenso viele würden am liebsten mit anderen Menschen gemeinsam Projekte verwirklichen. Immerhin 45 Prozent würden gerne auch etwas politisch bewegen.
- Gemeinschaft kann am besten vor Ort aufgebaut und gesellschaftliche Spaltung so abgebaut werden. Hier zeigt sich die Relevanz regionaler Medien.
- Ernsthaftes gegenseitiges Zuhören wird als zentrale Maßnahme für mehr Zuversicht gesehen. Dafür müssen Räume geschaffen werden und die Menschen fürs Zuhören „geschult“ werden.
- Von Medien wird mehr Transparenz und weniger Panikmache gefordert. Zwei Drittel geben an, tendenziell zuversichtlicher zu sein, wenn die Medien nicht immer alles so negativ berichten würden. Die Medien sind den Menschen dabei durchaus wichtig: 84 Prozent geben an, dass Demokratie ohne unabhängige Medien nicht funktionieren würde.
Von der Studie ins Handeln: Eine Bewegung in Gang setzen
Konkrete Ableitungen aus der Studie teilen die Initiatoren mit relevanten Stakeholdern, beispielsweise die Empfehlung an die Medien, stärker einen „zuhörenden“, konstruktiven und lokal unterstützenden Journalismus zu realisieren, um vor Ort Menschen wieder wirksamer werden zu lassen. Aus den Kernergebnissen der Studie ergeht auch ein konkreter Arbeitsauftrag. Die Idee: Nachwuchskräfte und engagierte Vertreter und Vertreterinnen aus der Kreativwirtschaft, aus dem Bereich des Journalismus und der Politik erhalten die Aufgabe, in Formaten wie Hackathons oder Barcamps Konzepte zu entwickeln, die es schaffen, das von den Menschen herbeigesehnte Gemeinschafts- und Wirksamkeitsgefühl wieder entstehen zu lassen. Alle drei Arbeitsgruppen starten in einem einheitlichen Auftragsdesign. Die ausgearbeiteten Ideen fließen anschließend in eine Art Meta-Camp, in dem diese drei Gruppen zusammenkommen und diskutieren, wie die entwickelten Ansätze verzahnt werden können. Final soll ein Konzept entstehen, das Deutschland von der Basis her mit einem Angebot an jeden einzelnen wieder nach vorn bringen kann. Die Formate werden in den kommenden Wochen initiiert. Im zweiten Halbjahr sollen erste Ergebnisse präsentiert werden. Ebenfalls eingebunden werden sollen zudem Unternehmen: Sie können mit Initiativen in ihrer Kommunikation dazu beitragen, dass über mehr gemeinschaftliches Erleben und gemeinschaftliche Zielsetzungen mehr Zuversicht und Selbstwirksamkeit entstehen kann. Zugleich sollen Kräfte gebündelt werden durch das Vernetzen verschiedener bereits bestehender oder in Vorbereitung befindlicher Initiativen.
Studiendesign
Die tiefenpsychologische Untersuchung basiert auf 87 Tiefeninterviews, die die Marktforschungsagentur rheingold salon durchgeführt hat, 40 davon mit Medienkonsument*innen, 15 mit Jugendlichen aus Ost- und Westdeutschland. Auf Basis der Erkenntnisse aus diesen tiefenpsychologischen Interviews wurden in Kooperation mit dem Marktforschungsunternehmen Ominiquest im zweiten Schritt repräsentativ in einer Online-Befragung 1000 Menschen jeweils in Ost- und Westdeutschland befragt. Zudem wurden 20 Journalist*innen aus Ost und West und 12 Expert*innen aus Politik und Wirtschaft interviewt. Das Team der Forschenden rekrutiert sich aus Ost- und Westdeutschland und unterschiedlichen Altersgruppen. Ziel war es, möglichst viele Perspektiven zu integrieren.
Gründer*in der Woche: Kickbite – „Der Krieg hat uns geformt, aber nicht definiert“
Das Start-up Kickbite zeigt eindrucksvoll, dass es selbst unter den widrigsten Umständen möglich ist, ein Unternehmen erfolgreich zu gründen und aufzubauen.

Als 2021 die ersten Zeilen Code für Kickbite geschrieben wurden, konnte niemand ahnen, welche Stolperfallen auf das junge Start-up warten sollten: Pandemie, Inflation – und seit 2022 der Krieg in der Ukraine. Ein großer Teil des Teams arbeitet seitdem von Kiew aus – unter extremen Bedingungen, die den (Arbeits-)Alltag fast unmöglich machen: ständige Luftalarme, Stromausfälle von bis zu 16 Stunden am Tag, Evakuierungen ...
Die Geschichte der Marketing-Plattform Kickbite erzählt von außerordentlicher Resilienz, der Weiterentwicklung eines Produkts in schwierigsten Zeiten und von einem Team, das sich nicht unterkriegen lässt.
Plötzlich steht alles auf dem Spiel
Alles begann mit einem Prototypen. „Als ich Juan Garzon kennenlernte, hatte er eine einzigartige Technologie zusammengesetzt, die den Return on Investment von Marketing-Kanälen präzise messen konnte“, erinnert sich Mitgründer Vince Wagenknecht. „Die Datenqualität war bahnbrechend, aber das Design: eine Katastrophe.“ Erste Kund*innen – darunter bekannte Onlineshops wie Mammaly – testeten das Produkt und gaben wertvolles Feedback. Die Erkenntnis: Die Technologie war ein Gamechanger, aber eine komplette Überarbeitung war nötig, um den Markt langfristig zu überzeugen.
2022 stand das Team vor einem Schicksalsschlag: Der Krieg in der Ukraine war ausgebrochen. Die beiden technischen Mitgründer Denys und Volodymyr sowie vier weitere Ingenieure lebten in Kiew, das schnell zum Schauplatz heftiger Angriffe wurde. „Tage ohne Strom oder Internet, ständige Drohnen- und Raketenangriffe – und trotzdem hielten sie durch“, so Vince.
Fokus geben und Flexibilität erlauben: Wenn Arbeit Halt gibt
Für die in Berlin ansässigen Gründer Vince und Juan wurde nach anfänglichem Schock und emotionalem Druck schnell klar: Ihre beste Unterstützung für das ukrainische Team bestand darin, ihnen Fokus zu geben – Arbeit, die sie den Krieg um sie herum für ein paar Stunden vergessen lässt. Gleichzeitig bedeutete das für die Gründer eine klare Priorität: So schnell wie möglich finanzielle Sicherheit zu schaffen, um ihren Freunden und Kollegen in der Ukraine zumindest eine Sorge zu nehmen.
Doch wie geht man als Gründer mit der emotionalen Belastung eines Teams um, das täglich mit existenziellen Bedrohungen konfrontiert ist? Juan erinnert sich: „Zwei Wochen nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine haben Vince und ich entschieden, nicht mit jedem Teammitglied einzeln regelmäßig über den Krieg zu sprechen. Natürlich hatten wir immer ein offenes Ohr für unser Team, damit die Arbeit aber auch als Eskapismus funktionieren kann, dürfen Krieg, Ängste und Sorgen nicht zu viel Raum einnehmen.“
Auch für die Gründer war Abstand wichtig, ergänzt Vince: „So konnten wir weiterarbeiten, während sich das ukrainische Team gegenseitig unterstützte.“ Eine Strategie, die vom Team dankbar angenommen wurde – nicht zuletzt dank Volodymyr, der das Gründer-Duo über die Lage und deren Bedeutung für das Team informierte und konkrete Hinweise gab, wie geholfen werden kann. Und das taten Vince und Juan beispielsweise, indem sie ihnen Starlink-Systeme bereitstellten und Finanzierungen für Stromgeneratoren übernahmen.
Gleichzeitig war es für Vince und Juan essenziell, dem Team die Freiheit zu geben, individuell mit der Situation umzugehen. Jeder sollte sich ohne Druck oder Rechtfertigung zurückziehen können, wenn es nötig war – sei es für den Schutz der eigenen Familie oder um sich emotional zu sortieren. „Wir haben volle Flexibilität gegeben – wer eine Auszeit brauchte, musste nicht extra danach fragen“, erzählt Vince. Umgekehrt gab es aber auch Teammitglieder, die gerade in der Arbeit Halt suchten. Ein ukrainischer Entwickler arbeitete regelmäßig an sieben Tagen die Woche – so sehr, dass Vince und Juan ihn immer wieder ermunterten, sich Zeit zur Regeneration zu nehmen, so schwer es in seiner Situation auch war.

Radikale Maßnahmen im Kampf um Liquidität
Doch die äußeren Umstände waren nicht das einzige Hindernis. „Im Februar 2022 hatten wir noch Geld für zwei Monate auf der Bank“, sagt Vince. Erste Angel Investor*innen sprangen wegen des Kriegs ab, die Märkte waren verunsichert, die Liquidität gefährlich kurz.
Es folgte eine schwierige Zeit voller Rückschläge. Kund*innen kämpften mit massiven Budgetkürzungen, und der Umsatz brach ein. Gleichzeitig erfuhr das Team, dass ihr größter Konkurrent gerade eine große Finanzierungsrunde abgeschlossen hatte – ein Moment, den Juan als regelrechten Tsunami beschreibt. „In einer einzigen Woche verloren wir Investoren, zusätzlich einen wichtigen Kunden und mussten mit ansehen, wie unser Hauptkonkurrent Millionen einsammelte. In solchen Momenten macht es einen enormen Unterschied, ob man jemanden an seiner Seite hat, mit dem man alle Ängste und Sorgen offen teilen kann.“
Vince und Juan reagierten mit kompromisslosem Bootstrapping: „Gründergehälter aufs Minimum, alle unnötigen Ausgaben streichen – volle Priorität auf Sales.“ Sie erzählten ihre persönliche Geschichte, denn Angel Investoren investierten in dieser Phase vor allem in Menschen. Ein entscheidender Wendepunkt: Ein Investor brachte Kapital und zog mit seinem Netzwerk weitere Unterstützer an. „Investoren ziehen Investoren an – hast du die ersten, nutze sie als Multiplikatoren“, sagt Vince. „Unser Vertrauen hat sich bestätigt: Die Gründer haben immer wieder genau die Eigenschaften gezeigt, die wir bei jungen Unternehmern suchen – volles Engagement, Resilienz, unternehmerisches Denken und Ehrgeiz“, ergänzt Janic Frölicher, Founding Partner bei Backbone, aus Investorensicht.
Mit der Pre-Seed-Finanzierung war das Überleben gesichert und Kickbite konnte weiterwachsen. Der entscheidende Meilenstein folgte im September 2023: der Plattform-Launch. Das Feedback war überwältigend, Kickbite gewann große Deals gegen etablierte Konkurrenten – mit Marken wie Athletic Greens, Zwilling oder Ankerkraut. Das Ergebnis: 142 Prozent Umsatzwachstum, die Rückkehr zu vollen Gehältern und ein gewachsenes Team.
Daten als Brücke für bessere Entscheidungen
Kickbite stellt Marketingteams auf eine gemeinsame Datengrundlage. „Zu oft treffen Teams Entscheidungen auf Basis verzerrter Daten, die Werbeplattformen wie Google und Meta in die Hände spielen“, erklärt Vince. „Wir geben den Teams die Kontrolle zurück – mit einer Technologie, die ihnen verlässliche, unabhängige Daten liefert. Damit optimieren sie nicht nur ihre Budgets, sondern auch ihre Zusammenarbeit.“
Heute schreibt Kickbite schwarze Zahlen und skaliert sein Geschäft weiter. Mit einer Seed-Runde Anfang 2025 plant das Start-up, weitere Märkte zu erschließen und datengetriebenes Marketing neu zu definieren. „Der Krieg hat uns geformt, aber nicht definiert. Wir sind ein Team, das jede Herausforderung meistert. Und wir fangen gerade erst an“, bringt es Vince auf den Punkt.
Resilienz als Schlüssel
Vinces und Juans wichtigste Learnings:
- Fokus ist alles: Halte Meetings kurz und stelle sicher, dass das ganze Team das große Ganze versteht – besonders die Tech-Kolleg*innen, da es sie motiviert hält. Fokussiere auf das Kontrollierbare. Du kannst externe Krisen nicht ändern, aber dein Unternehmen so anpassen, dass es sie übersteht.
- Liquidität sichern: Erst Gründer*innengehälter kürzen, dann alle unnötigen Ausgaben. Fehlen Investor*innen, musst du doppelt so viel Energie in Sales stecken.
- Keine Zeit für Egos: In Krisen gibt es keine Zeit für interne Konflikte. Sag direkt, was Sache ist und beende unnötige Diskussionen bei deren Entstehung.
- Schnell aufstehen: Fehler passieren, Finanzierungen scheitern, Kund*innen springen ab – entscheidend ist, wie schnell du dich wieder fängst und weitergehst.
Mediform erhält 1,5 Mio. Euro für KI-basierte Telefonassistenz und bereitet Series A vor
Das 2022 gegründete E-Health-Start-up Mediform erhält weiteres Angel-Kapital in Höhe von 1,5 Mio. Euro – insgesamt sind nun mehr als 3 Mio. Euro in das Start-up investiert.

Die im Jahr 2022 gegründete Mediform hat seinen Sitz in Karlsruhe und ist ein Spin-off der Innoopract Informationssysteme GmbH mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Entwicklung von Lösungen für sichere Anwendungen im Gesundheitswesen und in der Finanzbranche. Der KI-basierte Sprachassistent MediVoice ist Teil der von Mediform entwickelten Digitalen Rezeption mit einer Online-Rezeption für die Praxiswebsite und einem optionalem Praxiskalender. Angeführt von CEO Jochen Krause und COO Daniel Kämmerer will Mediform neue Maßstäbe in der Automatisierung von Praxisabläufen setzen.
Jetzt hat sich das Start-up weiteres Wachstumskapital in Höhe von 1,5 Millionen Euro gesichert und bereitet als nächsten Schritt eine Series-A-Finanzierungsrunde vor, um die Skalierung seines KI-basierten Telefonassistenten im DACH-Raum weiter voranzutreiben. Das Ziel: Bis Ende 2025 soll MediVoice in mindestens 600 medizinischen Einrichtungen im Einsatz sein.
Das Unternehmen verzeichnet nach eigenen Angaben ein monatliches Kund*innenwachstum von rund 20 Prozent und hat in den vergangenen Monaten mehrere strategische Partnerschaften geschlossen. Mit dem geplanten Abschluss der Series-A-Finanzierungsrunde soll das Marktpotenzial im gesamten deutschsprachigen Raum konsequent genutzt werden. Die Integration in zahlreiche Kalender- und Praxisverwaltungssysteme ermöglicht dabei inzwischen rund 50.000 Praxen in Deutschland eine unmittelbare Nutzung der Lösung.
KI wird zum Standard in Arztpraxen
„Wir sehen in der autonomen Automatisierung der Telefonassistenz einen klaren Hebel zur Entlastung der Praxisteams“, sagt Jochen Krause, CEO von Mediform. „Im Markt spüren wir eine steigende Nachfrage und wachsen kontinuierlich – im letzten halben Jahr monatlich um 20 Prozent. Alle Zeichen stehen auf Wachstum mit weiteren Investoren.“
Für immer mehr Praxen ist der KI-basierte Telefonassistent keine Zukunftstechnologie mehr, sondern gelebte Realität. „Für die meisten gibt es keine Option zurück“, so Krause weiter. „Gerade in einer Branche, die stark auf Vertraulichkeit und Erreichbarkeit angewiesen ist, ist eine sichere und automatisierte Lösung wie MediVoice ein unverzichtbarer Fortschritt.“
Fokus auf Wachstum und Integration
Nach der erfolgreichen Einführungsphase im Jahr 2024 richtet Mediform den Fokus in diesem und nächsten Jahr gezielt auf die Skalierung. Im Mittelpunkt steht der gezielte Ausbau der Vertriebsstrukturen, um sowohl den wachsenden Markt im DACH-Raum effizient zu adressieren als auch neue Kundenpotenziale zu erschließen. Gleichzeitig investiert das Unternehmen in die Weiterentwicklung der Self-Service-Fähigkeiten: Praxen haben die Möglichkeit, MediVoice eigenständig und einfach an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen. Darüber hinaus werden interne Abläufe durch den verstärkten Einsatz KI-gestützter, automatisierter Prozesse optimiert – dies legt die Basis für eine nachhaltige und effiziente Skalierung im weiteren Unternehmenswachstum.