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GameChanger des Monats: hey circle - die Müllrevolution im E-Commerce
GameChanger November/23
Doris Diebold, die CEO und Gründerin von hey circle, zeigt mit ihren Mehrweg-Versandverpackungen, dass auch der E-Commerce mit deutlich weniger Müll und CO₂-Emissionen auskommen kann. Mehr dazu im Interview mit Doris.

Wann und wie bist du auf die Idee zu hey circle gekommen? Und was treibt dich im Sinne eines GameChangers an?
Ich hatte einen spannenden Job im Management, aber ich hatte das starke Bedürfnis, einen positiven Impact auf meine Umwelt zu schaffen. Als Mutter bestelle ich viel online und fühle mich immer sehr unwohl, wenn ich Karton um Karton entsorgen muss. Hast du gewusst, dass durch den Einsatz von Einweg-Verpackungen im Versandhandel 50 Kilogramm Abfall – pro Sekunde – entstehen?! 2021 habe ich mich ein letztes Mal gefragt, warum es mir in so vielen Lebensbereichen leichtfällt, Abfall zu reduzieren, nur nicht beim Onlineshoppen. Ich wartete nicht länger, dass sich das Problem von selbst löst, sondern kündigte meinen Job und entwickelte selbst die Lösung für das Abfallproblem.
Mit dem hey circle Mehrweg-Versandsystem bietest du seit 2022 eine nachhaltige Alternative für den Einzelhandel und für Verbraucher*innen. Wie funktioniert das System und an wen adressierst du dein Angebot?
Mit wiederverwendbaren Verpackungen lässt sich nicht nur Abfall, sondern auch CO2-Emissionen einsparen. Wir vermieten die robusten, leichten und faltbaren hey circle Versandboxen und Versandtaschen als Alternative zu Einwegkarton oder Mailerbag. Onlinehändler und Unternehmen verschicken damit ihre Waren über die bekannten Paket- und Kurierdienste an ihre Kund*innen und Partner. Egal ob mit oder ohne Retoure, die Verpackung wird anschließend an den Absender zurückgeschickt. Für effiziente Leer-Retouren und die Lagerhaltung verfügen die Verpackungen über eine patentierte Falttechnik. Das Rücksende-Etikett wird spurlos abgelöst und die Boxen oder Taschen gegebenenfalls gereinigt, dann sind sie schon bereit für den nächsten Einsatz. Dabei spart die hey circle Box bereits nach zehn Umläufen CO2 gegenüber dem Einweg-Karton ein.
Das hey circle System kann nur dann wirklich rund laufen, wenn die Verpackungen auch wieder beim Händler bzw. der Händlerin landen. Ist hier der Knackpunkt des Konzepts zu sehen, weil es ggf. zu aufwändig oder zeitintensiv ist, die Verpackungen zurückzusenden?
Schauen wir uns einfach mal die verschiedenen Verwendungsszenarien an: Viele Branchen haben ohnehin bereits eine hohe Retourenquote oder bedienen geschlossene Kreisläufe. Im Fashion-Bereich wird jede zweite Bestellung zurückgeschickt! Immer mehr Verbraucher*innen und Unternehmen entscheiden sich außerdem für Rental- und Repair-Dienste. Und Geschäftskund*innen? Erhalten regelmäßig Lieferungen, Muster, Auswahlbestellungen und wollen auf den Abfallbergen nicht sitzen bleiben.
Vielen Paketdienstleistern kann man ein Paket gleich mitgeben, oder die nächste Abgabestation befindet sich in der Nähe. Die Beschaffungskosten selbst spielen keine Rolle: die Miete einer hey circle Box ist vergleichbar mit dem Kaufpreis eines Einweg-Kartons, ebenso die Kosten für den Versand zum Kunden. Und vergiss nicht: Selbst jemand, der keine Ware zurücksendet, muss die Verpackung in irgendeiner Form wieder „wegschaffen“.
Das ist „nur“ die praktische Seite. Denn sowohl Endkund*innen als auch Unternehmen wollen etwas gegen schädliche Umweltauswirkungen tun. Im B2C-Webshop bieten wir den Verbraucher*innen die Wahl: Einweg oder Mehrweg? Wer sich für die wiederverwendbare Verpackung entscheidet, weiß, dass diese im Umlauf bleiben muss, um nachhaltig zu sein.
Gibt es vergleichbare Lösungen am Markt? Wenn ja, wie unterscheidet sich hey circle davon?
Hey circle differenziert sich von anderen Playern im Markt zum einen über die Boxen und Taschen: Wir decken mit aktuell acht verschiedenen Größen die häufigsten Anforderungen im Markt ab, so dass sich für jedes Produkt die passende Lösung findet. Die Boxen und Taschen sind leicht und faltbar, so dass sie sich einfach lagern, befüllen, transportieren und zurücksenden lassen. Zugleich sind sie so robust, dass sie Bestellungen sicher transportieren und rund 50 Umläufe mitmachen. Parallel entwickeln wir schon weitere Optionen, wie zum Beispiel die XXL-Box für Intralogistik und die extra große Food-Box.
Die andere Hälfte des hey circle Angebots macht unsere IT-Lösung mit dem starken Pfandsystem aus. Wir arbeiten mit einem nachgelagerten Pfand, das nur fällig wird, wenn die Mehrweg-Verpackungen nicht innerhalb einer Frist zurückgesendet werden – das ist psychologisch wirksamer, insbesondere in Verbindung mit einem hohen Pfand. Onlinehändler können die IT-Lösung mit einem Klick in ihr Shop-System integrieren. Sie bietet Lagerhaltung Tracking & Tracing von Taschen und Boxen, Rücksende-Erinnerung und Rechnungsstellung.
Du warst vor kurzem Teil der TV-Investment-Show Die Höhle der Löwen. Wie hast du es geschafft, in die Sendung zu kommen und welche Eindrücke hast du dabei gesammelt?
Wir hatten das seltene Glück, dass wir von der Produktionsfirma eingeladen wurden, statt uns zu bewerben. Wir freuen uns immer noch sehr, dass wir diese Gelegenheit bekommen haben. Alle Menschen vor Ort waren sehr professionell und haben uns stark in unserer nachhaltigen Mission bestärkt. Im Fernsehen bekommt man nur einen kleinen Ausschnitt zu sehen, aber wir haben uns ganz viel von dem positiven Feedback gemerkt, das die Investorinnen und Investoren uns gegeben haben.
Trotz einiger interessierter Investor*innen hat es mit einem Deal in der Sendung nicht geklappt. Was waren die ausschlaggebenden Gründe?
Wir waren zum Zeitpunkt des Castings schon weiter als einige andere Start-ups, die bei Die Höhle der Löwen auftreten. und wussten um den Wert und das Potenzial von hey circle – schließlich hatten wir bereits zuvor Investorengespräche geführt. Das Angebot entsprach dem nicht, auch wenn wir Janna Ensthaler weiterhin sehr schätzen.
Der No-Deal hält dich natürlich nicht davon ab, weiter mit vollem Herzblut an hey circle zu arbeiten. Was sind deine nächsten unternehmerischen Vorhaben bzw. To-Do’s?
Die Aufzeichnung der Sendung fand im Januar statt, die Ausstrahlung Mitte Oktober. In dieser Zeit haben wir an unserem Portfolio, an unserer IT-Lösung, an Logistik-Partnern und Kunden gearbeitet. Natürlich sind nach der Sendung weitere Unternehmen auf uns zugekommen, wir sind immer noch mit dem „Abarbeiten“ beschäftigt. Glücklicherweise ist auch das Team gewachsen, zu zehnt packen wir die Mission Mehrweg-Versand aktuell an. Außerdem sind wir derzeit in der Seed-Finanzierungsrunde, die wir noch im Winter schließen werden.
Und last but not least: Was möchtest du als Gründerin und GameChanger anderen Gründer*innen und Start-ups aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?
Glaubt an eure Idee und wartet nicht darauf, dass euer Produkt zu 100 Prozent ausgereift ist, bevor ihr mit Partnern und Investoren sprecht. Innovation ist ein Work in Progress. Vernetzung hilft bei der Weiterentwicklung des Angebots und gibt positive Energie. Der Wettbewerb ist auch aktiv, deshalb muss die eigene Lösung sich stark abheben – das ist uns mit hey circle gelungen.
Hier geht’s zu hey circle
Das Interview führte Hans Luthardt
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Gründer*in der Woche: Darmwunder – Darm trifft Psyche
Wie sich die ehemalige Polizistin Jana Müller mit dem Tabuthema Verdauungsbeschwerden im E-Health-Bereich erfolgreich selbständig gemacht hat.

Jana Müller sitzt an ihrem Schreibtisch und führt eine Online-Coaching-Session durch. Dabei spricht sie über Themen, die für viele mit Scham behaftet sind: Blähungen, Verstopfung, Durchfall. Ihre Zuhörer*innen: Menschen mit Reizdarm und anderen, teils „unerklärlichen“ Verdauungsbeschwerden. Vor fünf Jahren war sie noch eine von ihnen. Ihr Alltag war stark eingeschränkt, verschriebene Behandlungen schlugen nicht an. „Mir wurde bereits als junger Mensch die Hoffnung genommen, wieder gesund zu werden“, erinnert sich Jana. Die Zeit voller Ängste geht ihr heute noch nah.
Zwölf bis fünfzehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter Reizdarmsymptomen, Betroffene müssen laut Aussage vieler Ärzt*innen „einfach damit leben“. Warum ist das so? Die Ursache des Problems sieht Jana in unserem Gesundheitssystem: „Die meisten Ärzt*innen behandeln nur die Symptome, die in ihr Fachgebiet fallen. Der komplexe menschliche Körper wird dabei selten ganzheitlich betrachtet.“
Heute ist Jana wieder vollständig genesen. Den Weg dorthin und das Wissen über den menschlichen Körper hat sie sich in verschiedenen Aus- und Weiterbildungen selbst erarbeitet. Eine Selbständigkeit war zunächst nicht geplant. Der Bedarf an einer Wissensvermittlung in diesem Bereich und die Lücke im Gesundheitssystem, die nach wie vor nicht gedeckt ist, haben Jana zum Umdenken bewogen: Sie gründete ihr Start-up Darmwunder und setzt sich seitdem – basierend auf den drei Bereichen Nervensystem, Emotion und Ernährung – intensiv mit den Betroffenen auseinander.
Von der Polizistin zur Gründerin
Vor ihrer Gründung war Jana Polizistin. Während ihrer kompletten Ausbildung war sie sich sicher, ihren Traumberuf gefunden zu haben. Doch dann begannen die geschilderten gesundheitlichen Probleme. Anfangs führte sie diese auf eine nicht auskurierte Grippe und einen stressigen Umzug zurück. Auch der Eintritt in den Schichtdienst verlangte ihr körperlich einiges ab. Als junger, bis dahin gesunder Mensch bekam sie Verdauungsprobleme, die sie stark einschränkten und chronisch wurden. Zusätzlich traten Hautprobleme, Schwindel, starkes Kälteempfinden und Schlaflosigkeit auf.
Für Jana begann ein Marathon an ärztlichen Sprechstundenbesuchen. Bei jedem Arzt bzw. jeder Ärztin bekam sie eine andere Diagnose ausgestellt, die verschriebenen Medikamente und Behandlungen schlugen allerdings nicht an. Ihr wurde immer häufiger nahegelegt, dass sie lernen müsse, ihre Beschwerden zu akzeptieren. „Damit müssen Sie jetzt leben! Dieser Satz hat mich zutiefst erschrocken und treibt mich immer noch an“, sagt Jana.
Schon während dieser Zeit fragte sie sich kritisch, warum ihr immer wieder einzelne Diagnosen ausgestellt wurden, die ihr nicht halfen. Eine Möglichkeit, dass ihre Beschwerden von den Ärzt*innen in einen ganzheitlichen Zusammenhang gebracht werden, gab es schlichtweg nicht. „Die ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Körpers kann unser aktuelles Gesundheitssystem nicht abdecken“, weiß Jana heute. Die Gründe hierfür liegen in der limitierten Zeit, die Ärzt*innen pro Patient*in aufbringen können, und in der einseitigen Betrachtung, die auf das spezifische Fachgebiet beschränkt ist.
Eine große Vision und kein Plan B
Dem Rat der Ärzt*innen, die Beschwerden zu akzeptieren, folgte Jana nicht. Neben ihrer Arbeit als Polizistin absolvierte sie eine Ausbildung zur zertifizierten Ernährungs- und Gesundheitsberaterin, eine Coaching-Ausbildung und verschiedene Fortbildungen zum komplexen Thema Nervensystem. Mit ihrem Wissen stellte sie sodann nicht nur ihre Ernährung um, sondern grub nach den tieferliegenden Ursachen für ihre Beschwerden.
Spontan meldete sie sich während dieser Zeit bei Instagram an und teilte dort ihr Wissen und ihren eigenen Heilungsprozess. Das Feedback und die Nachfrage nach Informationen waren enorm. Deshalb entschloss sich Jana, 1:1-Coachings neben ihrer Tätigkeit im öffentlichen Dienst anzubieten. 2023 kündigte sie und gründete Darmwunder. Mit ihrem Online-Coaching-Programm schließt sie seitdem eine Lücke, die sich für all diejenigen auftut, die bei Reizdarm und weiteren „unerklärlichen“ Symptomen eine ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Körpers benötigen.
„Ich habe eine große Vision und keinen Plan B“, so Jana – zwei Umstände, die sie als Gründerin immer wieder antreiben. Ob es eine große Hürde war, aus dem vermeintlich sicheren öffentlichen Dienst in die Selbständigkeit zu gehen? „Der Schritt war nicht einfach“, so Jana. Sie kommt aus einer Familie voller Polizist*innen, niemand in ihrem Umfeld ist selbständig. Mit dem Schritt in die Selbständigkeit schloss sich für Jana zugleich auch ein Kreis. Denn während ihrer gesundheitlichen Genesung wurde ihr klar, dass der Beruf der Polizistin einfach nicht der richtige für sie ist.
Gesundheits-Coaching mit hohen Ansprüchen
Bei chronischen Verdauungsbeschwerden spielen die Psyche und die ganzheitliche Betrachtung des Körpers eine entscheidende Rolle. Stress, Angst und Wut aktivieren unser Nervensystem dauerhaft. „Mit dem richtigen Wissen muss sich kein Mensch mit chronischen Verdauungsbeschwerden abfinden“, ist Jana zutiefst überzeugt.
Die Frage, die für sie lange Zeit im Raum stand, war: „Wie schaffe ich es, möglichst vielen Betroffenen einen Zugang zu den richtigen Informationen zu geben?“ Durch die gesammelten Erfahrungen der 1:1-Coachings entstand die Idee zu ihrem Online-Coaching-Programm im Gesundheitsbereich. Grundlage dafür ist die sogenannte Darmwunder-Erfolgsformel, die die Bereiche Nervensystem, Emotion und Ernährung betrachtet.
„Menschen, die unter chronischen Verdauungsproblemen leiden, drehen meistens nur an der Stellschraube Ernährung. Das ist aber zu kurz gedacht“, erklärt Jana. Darmwunder setzt den Fokus gezielt auf den ganzheitlichen Ansatz und unterscheidet sich so von vielen Coaching-Angeboten auf dem Markt.
Die qualitativen Ansprüche an das eigene Online-Coaching-Programm sind von Jana sehr hoch gesetzt. Aus diesem Grund arbeitet sie nicht allein, sondern hat sich Expertinnen in ihr Team geholt, um verschiedene Bereiche abzudecken. Schwarze Schafe im Coaching-Bereich gibt es immer wieder, vor allem wenn es um das Thema Gesundheit geht. „Wer im Gesundheits-Coaching ein Heilversprechen gibt, ist absolut unseriös“, stellt Jana klar. Selbstverständlich kann auch sie keine „Heilung“ versprechen, bzw. distanziert sich ganz klar von solchen Versprechungen. Zudem ersetzt das Darmwunder-Programm keine Therapie und stellt keine Diagnosen. Es ergänzt die ärztliche Betreuung, indem es ein tiefgreifendes Wissen über den Zusammenhang zwischen Körper und Psyche vermittelt und passende Werkzeuge für Veränderungen des eigenen Lebens aufzeigt.
Damit können sich die Teilnehmer*innen eigenverantwortlich und selbstwirksam helfen. Ganz bewusst haben sich Jana und ihr zehnköpfiges Team für ein Online-Programm entschieden. Denn es setzt genau dort an, wo die klassische Schulmedizin nicht mehr greift, und ist für alle nutzbar, unabhängig vom jeweiligen Wohnort.
Die Sprache des eigenen Körpers wieder erlernen
Das Online-Coaching ist für Jana erst der Anfang. Eine Erweiterung der Produktpalette ist bereits geplant. Betroffenen soll damit die Möglichkeit eines niederschwelligen Einstiegs in das Thema geschaffen werden. Zudem soll es ein Angebot zur Prävention geben. „Die Sprache des eigenen Körpers können wir alle wieder erlernen. Es ist aber noch viel Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft vonnöten, damit ein breites Bewusstsein für die enge Verbindung zwischen Psyche und Körper entsteht“, ist die ambitionierte Gründerin überzeugt.
4 Mio. Euro für Münchner BioTech-Start-up AATec Medical
Das 2022 gegründete BioTech-Start-up AATec Medical entwickelt eine Produktplattform basierend auf rekombinantem Alpha-1-Antitrypsin (AAT) zur Bekämpfung von Atemwegserkrankungen.

Jetzt hat sich das von einem erfahrenen interdisziplinären Team mit langjähriger Erfahrung in der klinischen Forschung, biopharmazeutischen Entwicklung und Produktindustrialisierung gegründete Start-up AATec im Rahmen einer Pre-Series-A-Finanzierungsrunde 4 Mio. Euro gesichert. Zu den Investor*innen gehören die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) sowie Privatinvestor*innen, Industrieexpert*innen und Single Family Offices.
Mit dem Erlös wird die Weiterentwicklung von ATL-105, dem Hauptkandidaten von AATec im Bereich chronisch-entzündlicher und infektiöser Atemwegserkrankungen vorangetrieben. ATL-105 wird zunächst für die Behandlung von nicht-zystischer Fibrose-Bronchiektasie (NCFB) entwickelt, einer chronisch entzündlichen Atemwegserkrankung, für die es momentan keine gezielten Therapien gibt. Die derzeitige Behandlung von NCFB beschränkt sich auf eine symptomatische Therapie mit Antibiotika, Makroliden und physiotherapeutische Maßnahmen. Die im Rahmen der Finanzierungsrunde eingeworbenen Mittel werden für Entwicklungsaktivitäten für die Vorbereitung der Zulassung klinischer Studien verwendet, um ATL-105 für den Eintritt in die klinische Entwicklung bis 2026 zu positionieren.
Dr. Rüdiger Jankowsky, Mitbegründer und CEO von AATec, kommentierte: „Diese Finanzierung ist ein wichtiger Schritt, um ATL-105 für klinische Studien vorzubereiten. Die nicht-zystische Fibrose-Bronchiektasie beeinträchtigt die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten erheblich und die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Wir sind überzeugt, dass ATL-105 das Potenzial hat, Millionen von Patienten weltweit einen bedeutenden therapeutischen Fortschritt zu bieten. Allein in westlichen Ländern leiden mehr als 3 Millionen Patienten an NCFB. Mit unserem innovativen Protein-Inhalationsansatz bringen wir ATL-105 direkt in die Lunge, den zentralen Ort des Krankheitsgeschehens. So lässt sich die Wirksamkeit maximieren und das Risiko systemischer Nebenwirkungen minimieren. Die Unterstützung durch SPRIND validiert unseren innovativen Ansatz und unterstreicht das transformative Potenzial unserer Technologie.“
Sigrid Koeth, Innovationsmanagerin bei SPRIND, ergänzt: „Bei SPRIND suchen wir nach Ideen, die das Potenzial haben, Dinge grundlegend zum Besseren zu verändern. Wir sind überzeugt, dass der Ansatz von AATec Medical mit rekombinantem Alpha-1-Antitrypsin großes Potenzial für ein breites Spektrum an Atemwegserkrankungen und Infektionen bietet. Solche Innovationen können entscheidend zur öffentlichen Gesundheit beitragen und die Widerstandsfähigkeit unserer Gesundheitssysteme stärken.“
Der Hauptkandidat von AATec Medical, ATL-105, basiert auf rekombinantem Alpha-1-Antitrypsin (AAT), einem humanen Serinprotease-Inhibitor mit immunmodulatorischen, entzündungshemmenden und breitbandigen anti-infektiven Eigenschaften. Robuste präklinische Daten belegen das ausgezeichnete Sicherheitsprofil sowie das breite therapeutische Potenzial von ATL-105, das durch die gezielte Adressierung zentraler pathologischer Prozesse bei entzündlichen Lungenerkrankungen erreicht wird.
MedTech-Start-up REMATIQ erhält 5,4 Mio. Euro Seed-Finanzierung
Das 2023 von David Boutellier und Florian Scherer gegründete REMATIQ ist die erste KI-native Plattform für automatisierte Product Compliance in der Medizintechnik.

Das Berliner Start-up REMATIQ unterstützt Medizintechnik-Unternehmen dabei, den Aufwand regulatorischer Bürokratie zu reduzieren. Die Plattform nutzt künstliche Intelligenz, um Compliance-Prozesse bei der Entwicklung von Medizintechnik-Produkten radikal zu vereinfachen. Sie übersetzt komplexe Regularien wie FDA- und MDR-Richtlinien in klare, anwendbare Anforderungen und integriert sie direkt in bestehende Unternehmensprozesse. Das spart Unternehmen bis zu 90 Prozent der Zeit, die sonst für regulatorische Dokumentation und Abstimmungen nötig wäre – und gibt Ingenieur*innen die Freiheit, sich auf lebensverändernde Innovationen zu konzentrieren.
Finanzierung zur Skalierung und technologischen Weiterentwicklung
Jetzt hat REMATIQ in einer Seed-Finanzierungsrunde 5,4 Millionen Euro eingesammelt. Die Runde wird angeführt von Project A Ventures mit Beteiligung von Amino Collective und HelloWorld sowie ergänzt durch renommierte Business Angels wie SaaS-Gründer Boris Lokschin (Spryker Systems) sowie Branchenveteran Timo Fleßner.
Das frische Kapital soll vor allem in die KI-Technologie investiert, das Entwicklerteam stark ausgebaut und die internationale Expansion in Europa und den USA vorangetrieben werden.
„Regulatorische Anforderungen sollten Innovation nicht bremsen, sondern beschleunigen. Mit REMATIQ machen wir Compliance von einer Hürde zu einem Wettbewerbsvorteil. Unser Ziel: lebensrettende Medizintechnik – vom Pflaster bis zum CT-Scan – schneller zu Patient*innen bringen. Wir sind unseren Investoren dankbar, dass sie an diese Vision glauben und uns dabei unterstützen, die Branche nachhaltig zu verändern“, sagt David Boutellier, Co-Founder & CEO von REMATIQ.
Anton Waitz, General Partner bei Project A, ergänzt: „REMATIQ trifft genau den Nerv der Branche. Während regulatorische Hürden viele Unternehmen ausbremsen, bietet REMATIQ eine Lösung, die Effizienz drastisch steigert, ohne Kompromisse bei Qualität und Sicherheit einzugehen. Das Team hat uns mit seiner tiefen Branchenkenntnis und Technologievision überzeugt – wir freuen uns sehr, sie auf dieser Reise zu begleiten.“
10-Mio.-Euro-Fonds für Tech-Start-ups gestartet
Das Start-up-Innovationszentrum BRYCK aus Essen, der Gründerfonds Ruhr und die RAG-Stiftung starten gemeinsam einen 10-Mio.-Euro-Fonds für Deutschlands Tech-Zukunft.

BRYCK, das von der RAG-Stiftung initiierte Gründungs- und Innovationszentrum mit Sitz im Ruhrgebiet, verfolgt die Mission, eines der führenden Gründungszentren in Europa zu werden. Seit seiner Gründung 2022 hat BRYCK mit seinen Programmen das Wachstum von über 100 Start-ups aus 20 Ländern durch einen schnelleren Zugang zu Kapital, Markt und Talenten beschleunigt. Das Gründungszentrum konzentriert sich gezielt auf B2B-Tech-Start-ups, die einen Beitrag zur Lösung großer globaler Herausforderungen wie der Energiewende, der Dekarbonisierung der Industrie und einem zukunftsfähigen Gesundheitswesen leisten.
Mit einem durch die RAG-Stiftung finanzierten 10-Millionen-Euro-Fonds wollen BRYCK und der Venture-Capital-Investor Gründerfonds Ruhr gezielt B2B-Tech- und insbesondere DeepTech-Start-ups in Deutschland unterstützen. Das Kapital fließt künftig in frühphasige Unternehmen, die erfolgreich ein BRYCK-Programm durchlaufen haben und wegweisende Technologien entwickeln, welche das Potenzial haben, Industrien langfristig zu transformieren. Der Fonds ist ein weiterer Meilenstein im Aufbau der BRYCK Startup Alliance und für deren Bewerbung im Leuchtturmwettbewerb Startup Factories der Bundesregierung.
Ziel des neuen Fonds ist es, jährlich in zehn bis 20 vielversprechende Start-ups mit jeweils bis zu 300.000 Euro zu investieren, um ihre Entwicklung in Richtung Marktreife zu beschleunigen und ihre innovativen Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln. Verantwortet wird der GF BRYCK Ventures Fonds vom Gründerfonds Ruhr unter der Leitung von Ann-Christin Kortenbrede und Jan Gräfe.
Bernd Tönjes, Vortandsvorsitzender der RAG-Stiftung: „Mit der Finanzierung des GF BRYCK Ventures Fonds versprechen wir uns als RAG-Stiftung perspektivisch interessante Investmentmöglichkeiten in junge vielversprechende Tech-Unternehmen. Gemeinsam mit dem durch uns initiierten Gründungszentrum BRYCK und dem Gründerfonds Ruhr setzen wir damit ein starkes Signal für innovative Technologie- Start-ups in Deutschland und positionieren das Ruhrgebiet als Modellregion für industrielle Transformation.“
Kapital für forschungsintensive Technologien und wissenschaftliche Ausgründungen
Ein Investitionsschwerpunkt des Fonds werden Ausgründungen aus den drei Universitäten im Ruhrgebiet sein (Ruhr-Universität Bochum, TU Dortmund, Universität Duisburg-Essen), die forschungsintensive Technologien entwickeln, sogenannte DeepTech-Start-ups. Diese haben aufgrund langer Forschungs- und Entwicklungszyklen einen höheren Kapitalbedarf als weniger technologiegetriebene Start-ups. Für viele Investor*innen sind sie in frühen Phasen daher häufig unattraktiv. In Deutschland sind nur elf Prozent der Start-ups im DeepTech-Bereich aktiv, lediglich zwei Prozent des globalen DeepTech-Fundings fließen laut Startup Verband in deutsche Start-ups und nur drei der 100 weltweit am höchsten finanzierten DeepTech-Start-ups haben ihren Sitz in Deutschland. Gleichzeitig haben gerade diese jungen Tech-Unternehmen ein enormes Potenzial, ganze Industrien zu transformieren und langfristig erfolgreich zu sein.
„DeepTech-Innovationen brauchen Wachstumskapital, um sich zu entfalten. Mit dem GF BRYCK Ventures Fonds, unserem internationalen Investoren-Netzwerk, sowie der Kombination aus Wissenschaft, Wirtschaft und unserer Start-up-Kompetenz bieten wir Gründer*innen die bestmöglichen Voraussetzungen, um alle Phasen der Unternehmensgründung erfolgreich zu durchlaufen – von Pre-Seed bis Later Stage", erklärt Tobias Grün, Mitglied der Geschäftsleitung von BRYCK.
Kapital aus dem neu aufgelegten Fonds zu erhalten, wird für die DeepTech-Start-ups ein entscheidender Baustein in ihrer Startphase sein. Hieran kann sich ein Seed Investment durch den 2024 aufgelegten Gründerfonds Ruhr II anschließen – die Investitionskette kann sich im Idealfall also nahtlos fortsetzen. Der Gründerfonds Ruhr II umfasst aktuell ein Fondsvolumen von 31 Mio. Euro und soll bis Ende 2025 noch auf 50 Mio. Euro anwachsen. Für anschließende Wachstumsinvestitionen ab der Series A stellen sowohl der Gründerfonds Ruhr als auch BRYCK zusätzlich ein großes Netzwerk an Investor*innen zur Verfügung, welches den Start-ups bei Anschlussfinanzierungen bis zur Later Stage zur Seite steht.
„Das Ruhrgebiet hat mit seinen sehr guten Universitäten, Hochschulen und vielen weiteren Forschungs- und Entwicklungszentren exzellente Möglichkeiten, um der Treiber für Innovation und Transformation in Deutschland zu sein. Der GF BRYCK Ventures Fonds setzt gezielt dort an, wo Kapital fehlt, und unterstützt junge Tech-Start-ups mit hohem Potenzial und enger Anbindung an die regionale Forschungslandschaft", sagt Ann-Christin Kortenbrede, Managing Partner des Gründerfonds Ruhr.
Hochschule Koblenz: Starthilfe von der Idee bis zur Gründung
Wir stellen die Hochschule Koblenz als wichtigen Akteur des rheinland-pfälzischen Innovations- und Gründungsökosystems vor und präsentieren Start-ups, die mithilfe der Koblenzer Gründungsförderung erfolgreich durchgestartet sind.

Koblenz ist eine lebendige Großstadt und ein bedeutender Wirtschaftsstandort im Norden von Rheinland-Pfalz. Die Stadt zeichnet sich durch eine enge Verzahnung von Hochschule und Wirtschaft aus, die gemeinsam Innovationen und Gründungen in der Region fördern. Der Hochschule Koblenz kommt dabei hohe Bedeutung im Bereich des Transfers durch hochschulnahe Gründungen und Projekte mit etablierten Unternehmen zu. Die Stadt unterstützt dies durch eine moderne Wirtschaftsförderung und Infrastruktur wie beispielsweise dem TechnologieZentrum Koblenz.
Seit 1999 unterstützt die Hochschule Koblenz Existenzgründungen und legte mit der Gründung des Kooperationsnetzes für Existenzgründungen aus Koblenzer Hochschulen (KoNet) den Grundstein für ihre heutige Gründungsförderung. Das Netzwerk war darauf ausgerichtet, Gründer*innen zu fördern und zu vernetzen.
Drei Jahre später wurde eine Stiftungsprofessur für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge geschaffen, um Gründer*innen und Nachfolger*innen sowohl wissenschaftlich als auch praktisch zu unterstützen und das unternehmerische Potenzial in der Region zu stärken. Heute bietet die Hochschule ein umfassendes Ökosystem für Gründungsinteressierte – von der Idee bis hin zur Unternehmensgründung.
Im Jahr 2008 beteiligte sich die Hochschule Koblenz als Partnerin im Koblenzer Netzwerk für Open Entrepreneurship Engineering (KOpEE) im Rahmen von EXIST III, einem Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums. Dieses Projekt förderte die Innovationskultur und half dabei, Gründungspotenziale zu erschließen und Ideen erfolgreich in Unternehmen zu übertragen.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die Initiierung des Ideenwettbewerbs Rheinland-Pfalz im Jahr 2009. Heute ist der von der Hochschule Koblenz gegründete Wettbewerb ein zentraler Baustein des rheinland-pfälzischen Innovations- und Gründungsökosystems. Er unterstützt kreative Köpfe, macht innovative Ideen sichtbar und entwickelt diese bis zu einer Gründung weiter. Der Ideenwettbewerb wird vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und von Unternehmen gefördert sowie von Partner*innen unterstützt.

2011 wurde das Gründungsbüro der Hochschule Koblenz gegründet, das als zentrale Anlaufstelle für Beratung, Qualifizierung und Vernetzung steht. Mit den 2022 an den Standorten Koblenz und Remagen eröffneten und vom Bundesministerium für Bildung geförderten StartUpLabs, bietet die Hochschule zudem wichtige Hotspots für Studierende, die an der Gründung ihres eigenen Unternehmens interessiert sind.
Raphael Dupierry, Leiter des Referats Gründungsförderung der Hochschule Koblenz, erklärt: „Unsere Kreativräume, die StartUpLabs, bieten den Gründer*innen und Gründungsinteressierten einen einzigartigen Raum für Kreativität und Innovation. Hier können Ideen nicht nur gedacht, sondern auch konkret umgesetzt werden – sei es durch Prototyping, den Austausch mit Gleichgesinnten oder mit der Unterstützung durch unser Team. Wir möchten die Menschen dazu ermutigen, ihre Visionen zu verwirklichen und mit unserer Hilfe den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Die Angebote des Gründungsbüros knüpfen dabei an die Aktivitäten des StartUpLabs an und unterstützen mit vielfältigen Qualifizierungs-, Vernetzungs- und Beratungsangeboten auf dem Weg in die Selbständigkeit.“
Darüber hinaus konnte im Jahr 2023 die Förderung von Start-up-Gründerinnen im Rahmen von EXIST-Women, einem Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums, weiter ausgebaut werden. Das Programm konzentriert sich speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmerinnen und unterstützt sie bei der Umsetzung ihrer Ideen sowie beim Wachstum ihrer Start-ups.
Der kurze zeitliche Abriss verdeutlicht: Mit ihrer konsequenten Förderung trägt die Hochschule Koblenz maßgeblich dazu bei, die Region als Innovations- und Gründungsstandort zu stärken sowie Gründer*innen den Weg zu erfolgreichen Unternehmen zu ebnen.
Im Folgenden stellen wir vier Start-ups vor, die von Absolvent*innen der Hochschule Koblenz gegründet wurden und auch mithilfe des Gründungsbüros erfolgreich durchgestartet sind.
Female Founders Monitor 2025
Die aktuelle Studie des Startup-Verband und der Bertelsmann Stiftung zeigt einmal mehr, wie groß der Gendergap im Start-up-Ökosystem nach wie vor ist – und warum bzw. wo wir ansetzen müssen, um mehr Frauen fürs Gründen zu gewinnen.

Drei zentrale Erkenntnisse des Female Founders Monitor 2025
- Gründen beginnt im Kopf: Nur 43 Prozent der Gründerinnen fassen den Entschluss zur Gründung bereits in Jugend oder Studium – bei Männern sind es rund zwei Drittel.
- Vereinbarkeit bleibt Schlüsselthema: 81 Prozent der Gründerinnen und 60 Prozent der Gründer sehen strukturelle Hürden bei der Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum als größten Hebel für mehr Diversität.
- Investitionen in Gründerinnen steigen – aber die Schieflage bleibt: Seit 2017 hat sich das investierte Wagniskapital in Start-ups mit mindestens einer Gründerin vervierfacht. Dennoch fließen weiterhin 91 Prozent des Kapitals an rein männliche Teams.
Die Kernergebnisse im Überblick
1. Erstmals sinkt der Gründerinnenanteil im deutschen Startup-Ökosystem: Nachdem der Wert in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gestiegen ist, liegt er aktuell bei 18,8 Prozent. Die Zurückhaltung im privaten Konsum trifft besonders Business-to-Consumer-Geschäftsmodelle (B2C), indenen Frauen stärker vertreten sind.
2. Der Gendergap zeichnet sich schon im Studium ab: Während 60 Prozent der Studentinnen größeren Wert auf Arbeitsplatzsicherheit legen, sind dies unter Männern nur 32 Prozent. So können sich 40 Prozent der Studenten vorstellen, ein Unternehmen zu gründen oder in einem Startup zu arbeiten – unter Frauen nur 21 Prozent.
3. Frauen entdecken das Unternehmertum später: 65 Prozent der Startup-Gründer haben bereits in der Jugend oder im Studium das Karriereziel Unternehmertum für sich entdeckt – bei den Gründerinnen 43 Prozent. Gesellschaftliche Prägungen und Rollenvorstellungen beeinflussen berufliche Entscheidungen also bereits früh.
4. Gründer sehen Gendergap seltener als Problem: 87 Prozent der Gründerinnen sehen die Ungleichheit im Startup-Ökosystem als Problem, jedoch nur jeder zweite Gründer. Wenn Gründer aber in Mixed Teams arbeiten und mindestens eine Mitgründerin haben, steigt das Problembewusstsein auf 64 Prozent.
5. Bei Investments gibt es einen positiven Trend: Die Zahl der Venture-Capital-Finanzierungen (VC) für Start-ups mit mindestens einer Gründerin hat sich seit 2017 fast verdoppelt – das investierte Kapital fast vervierfacht. Dennoch fließen immer noch 91 Prozent des Kapitals in reine Männerteams.
6. Vereinbarkeit und Vorbilder sind die wichtigsten Hebel: Sowohl Frauen (81 Prozent) als auch Männer (60 Prozent) im Startup-Ökosystem sehen die Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum als entscheidenden Faktor für den Abbau des Gendergaps – darüber hinaus wird die Bedeutung von Role Models betont.
Mehr Gründerinnen, mehr Innovationskraft
„Die Stärkung von Frauen im Start-up-Bereich ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern am Ende auch eine kluge strategische und politische Entscheidung. Wer sie trifft und die richtigen Maßnahmen ergreift, sorgt dafür, dass wir unser volles wirtschaftliches Potenzial ausschöpfen. Wir müssen Barrieren abbauen, die Frauen zurückhalten und ihnen die gleichen Chancen bieten – nur so können wir Innovationen in Deutschland auf das nächste Level heben“, kommentiert Zoé Fabian-Frey, General Partner Noteus und Vorstand Startup-Verband.
TUM mit Rekord bei Ausgründungen
An der Technischen Universität München (TUM) sind 2024 erstmals mehr als 100 Start-ups gegründet worden; auch bei den EXIST-Gründungsstipendien stand die TUM 2024 an der Spitze.

DeepTech-Lösungen für drängende Probleme, interdisziplinäre Teams, maßgeschneiderte Förderung und ein starkes Netzwerk: Mit diesen Erfolgsfaktoren hat die TUM eines der führenden Entrepreneurship-Ökosystems Europas entwickelt. 103 Start-ups haben Forschende, Studierende und Absolvent*innen der TUM im Jahr 2024 gegründet – ein Rekord. Im selben Jahr wurden von UnternehmerTUM und den TUM Venture Labs mehr als 1.100 Start-up-Teams unterstützt.
EXIST-Spitzenreiter
Auch bei den EXIST-Gründungsstipendien stand die TUM 2024 an der Spitze. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert mit diesen Stipendien Ausgründungen von Hochschulen, wenn diese die Teams bei der Unternehmensgründung unterstützen. Im vergangenen Jahr gingen mehr als 30 Stipendien an die TUM – mit Abstand die größte Zahl. Seit Beginn des Förderprogramms im Jahr 2007 konnte die TUM mit ihren Ausgründungen mehr als 250 Stipendien einwerben und ist damit die erfolgreichste deutsche Hochschule.
Unicorn-Schmiede
Die Start-ups schreiben rasante Erfolgsgeschichten. 21 Unicorns, also Unternehmen, die ohne Börsengang eine Unternehmenswert von einer Milliarde Dollar erreichen, wurden von Forschenden und Absolventinnen und Absolventen der TUM gegründet. Darunter ist mit Celonis auch das erste deutsche Decacorn, also ein Start-up mit einer 10-Milliarden-Bewertung.
„Zeichen für Innovationsstandort Deutschland“
„Mehr als 100 Ausgründungen in einem Jahr: Das ist ein Meilenstein nicht nur für die TUM, sondern in der derzeit schwierigen wirtschaftlichen und geopolitischen Lage auch ein wichtiges Zeichen für die Zukunftsfähigkeit des Innovationsstandorts Deutschland“, sagt TUM-Präsident Prof. Thomas F. Hofmann. „Die Grundlage für diesen Erfolg ist die unternehmerische Haltung, zu der wir unsere Universitätsgemeinschaft seit vielen Jahren ermutigen.“
Eine große Stärke der Gründungsförderung an der TUM ist, dass sie äußerst spezifisch zugeschnitten ist. Auf zwölf bedeutenden Themenfeldern, von Quantentechnologien über Healthcare bis zu Luft- und Raumfahrt, bieten die TUM Venture Labs auf ihrem jeweiligen Gebiet eine unmittelbare Anbindung an die Spitzenforschung, technische Infrastruktur, Expertise für den jeweiligen Markt und Kontakte in die Branche. Die Programme von TUM, UnternehmerTUM und TUM Venture Labs sind passgenau für die unterschiedlichen Phasen der Gründung, Voraussetzungen der Teams und Gründungspersönlichkeiten ausgerichtet. Dazu tragen auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Entrepreneurship Research Institute bei. In die vielversprechendsten Start-ups investiert UnternehmerTUM mit einem eigenen Venture Capital Fonds.
experial: DeepTech-Start-up sichert sich 2 Mio.-Euro-Finanzierung
Das 2022 von Dr. Tobias Klinke und Nader Fadl gegründete Start-up mit Sitz in Köln und Wuppertal ermöglicht es Unternehmen, mithilfe von Digital Twins Markttests, Kampagnenanalysen und Produktfeedback in Echtzeit durchzuführen.

Das DeepTech-Start-up experial hat eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 2 Millionen Euro abgeschlossen, angeführt von Capnamic. Unterstützt wurde die Runde zudem von xdeck und Angel-Investoren, darunter Professor Bernd Schmitt von der Columbia University.
KI macht Marktforschung schneller und präziser
Dr. Tobias Klinke, Mitgründer und Geschäftsführer von experial, erklärt: „Unsere Vision ist es, datengetriebene Konsumentenforschung für jedes Unternehmen zugänglich zu machen. Statt teurer und zeitaufwendiger Umfragen liefern unsere KI-gestützten digitalen Zwillinge schnelle, präzise und skalierbare Marktanalysen.”
Gegründet wurde experial von Dr. Tobias Klinke und Nader Fadl, die beide ihren wissenschaftlichen Hintergrund an der Bergischen Universität Wuppertal haben. Ihre Machine-Learning-gestützte Technologie simuliert Konsumentenverhalten, demografische Muster und Kaufentscheidungen, ohne personenbezogene Daten zu verwenden. Unternehmen können so Markttests, Kampagnenanalysen und Produktfeedback in Echtzeit durchführen.
Marktforschung in Minuten statt Wochen
Klassische Befragungen sind fehleranfällig – Teilnehmende geben ungenaue Antworten oder sind wenig motiviert. Experial eliminiert diese Verzerrungen mit simulationsbasierten Zielgruppenanalysen, die laut dem Start-up bis zu 100-mal günstiger als herkömmliche Methoden sind. Während klassische Studien Wochen dauern, liefert experial belastbare Erkenntnisse in Echtzeit. So können Unternehmen ihre täglichen Entscheidungen eng an den Bedürfnissen und Vorlieben der Kund*innen ausrichten, was langfristig die Rentabilität erhöht.
Expansion und Weiterentwicklung der Technologie
Mit der neuen Finanzierung konnte experial bereits sein Team erweitern und mit Dr. Nils Rethmeier einen neuen Co-Founder und CTO gewinnen. Nun folgt der nächste Schritt: die Weiterentwicklung der Plattform mit spezialisierten Marktforschungs-Agents, die qualitative Datenanalysen durchführen, Interviews führen und Surveys erstellen. Zudem wird die Twin-Technologie optimiert – mit einem Validitätsscore zur Bewertung synthetischer Aussagen und der Fähigkeit, visuelle Stimuli wie Social-Media-Inhalte oder Werbeanzeigen zu analysieren. So erhalten Unternehmen noch präzisere Marktanalysen.
Olaf Jacobi, Managing Partner bei Capnamic, kommentiert: „Experial zeigt eindrucksvoll, wie künstliche Intelligenz die Marktforschung revolutionieren kann. Die Technologie hat das Potenzial, eine völlig neue Ära datengetriebener Entscheidungsprozesse einzuleiten. Wir freuen uns, das Team auf diesem Weg zu begleiten.“
2,1 Mio.-Euro-Seed-Finanzierung für KI-Start-up amberSearch
Das 2021 von den RWTH-Aachen-Absolventen Bastian Maiworm, Igli Manaj und Philipp Reißel gegründete Tech-Start-up bietet KI-gestützte Suchlösungen und FirmenGPT-Lösungen für KMU an.

Mit dem frischen Kapital – die Finanzierungsrunde wurde von Ventech, einem europäischen Risikokapitalgeber mit Wurzeln in Deutschland sowie von Business Angels ermöglicht – will amberSearch sein Kernprodukt – eine eigenständige KI-Lösung bestehend aus Suchmaschine und FirmenGPT – weiterentwickeln, die es Mitarbeitenden ermöglicht, internes Wissen schnell zu finden, aufzubereiten und produktiv zu nutzen. Das Start-up entwickelt zudem einen unternehmenseigenen KI-Assistenten, der Prozesse vereinfacht, Daten effizient verwaltet und damit die Basis für eine umfassende KI-gestützte Automatisierung schafft.
KI-Nutzung im Mittelstand vorantreiben
AmberSearch bringt rund fünf Jahre Erfahrung im Bereich künstlicher Intelligenz mit. Nach Angaben des Unternehmens nutzen mittlerweile mehr als 200 mittelständische Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz die KI-Lösung von AmberSearch, die unabhängig von externen Anbietenden oder fremdbetriebenen KI-Modellen arbeitet. Sie verbindet dabei verschiedene KI-Anwendungen, die ein Unternehmen nutzt und sorgt so für einen nahtlosen Datenaustausch, nicht nur mit US-amerikanischen Softwaresystemen, sondern auch mit europäischen. Somit können Firmen ihre Daten unternehmensweit ohne Einschränkungen einsehen, aufbereiten und nutzen. Zudem verbindet amberSearch On-Premise- und Cloud-Systeme, was besonders für Unternehmen mit hybriden IT-Strukturen von Vorteil ist, um Prozesse plattformunabhängig zu optimieren.
Philipp Reißel, Mitgründer und CEO von amberSearch: „Unsere Mission ist es, Künstliche Intelligenz im Mittelstand voranzutreiben und nutzbar zu machen – besonders in traditionellen Branchen wie dem verarbeitenden Gewerbe. Dort gibt es riesige Datenmengen, aber die Einführung von KI ist oft schwierig. Unternehmen kämpfen mit komplexer Technik, knappen Ressourcen und Datenschutzbedenken. AmberSearch bietet diesen Unternehmen eine einfach bedien- und integrierbare Lösung, welche kaum IT-Kenntnisse erfordert und somit die Einstiegshürden für KI-Anwendungen deutlich senkt.“
Automatisierte Workflows durch KI-Agenten
Mit der neuen Finanzierung will amberSearch über klassische Suchfunktionen hinauswachsen und zur zentralen KI-Plattform für mittelständische Unternehmen werden. Ziel ist, die KI-gestützte Automatisierung als KI-Assistenz auszubauen, indem KI-Agenten Zugang zu Unternehmenswissen ermöglicht wird.
Bastian Maiworm, Mitgründer und CRO von amberSearch, sagt: „Für ein Unternehmen sind KI-Agenten nur dann wirklich nützlich, wenn sie auf das interne Wissen eines Unternehmens zugreifen und Prozesse in Gang setzen können. Dafür braucht es Schnittstellen, die genau das ermöglichen – das bietet amberSearch. Unser Ziel ist es, Unternehmen zu helfen, ihre Prozesse zu automatisieren und KI nahtlos in ihre bestehende Umgebung zu integrieren. Am Ende geht es darum, Betriebe effizienter und wettbewerbsfähiger zu machen.“
Nicolas Barthalon, Investor bei Ventech, fügt hinzu: „In nur wenigen Monaten hat amberSearch bereits seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, KI in großem Maßstab zu implementieren und geschickt durch das komplexe Geflecht an Unternehmensdaten zu navigieren, um unstrukturierte Prozesse und das Fachwissen der Mitarbeiter nutzbar zu machen. Dies hat zu einer beeindruckenden Akzeptanz und Nutzung innerhalb von Organisationen geführt und amberSearch im Zentrum der Arbeitsabläufe von KMUs positioniert. Wir sind begeistert, mit diesem erstklassigen Team zusammenzuarbeiten und die globalen Ressourcen von Ventech zu nutzen, um das rasante Wachstum des Unternehmens zu unterstützen.“
LMU-Spin-off RNhale erhält 2,5 Mio.-EU-Förderung
RNhale hat sich einen hochdotierten Grant des Europäischen Innovationsrates (EIC) gesichert. Das 2023 gegründete Münchner Start-up will einen neuen Ansatz zur Behandlung von Asthma praxisreif machen.

Der Firmenname bereits beschreibt das angestrebte Produkt in kürzester Form: RNhale - sogenannte RNA-Therapeutika zum Einatmen. Jetzt bekommt das 2023 gegründete Münchner Start-up einen sogenannten Transition Grant des European Innovation Council (EIC) in Höhe von 2,5 Millionen Euro, um ein solches neuartiges Medikament gegen Asthma an die Praxis heranzuführen.
RNhale ist eine Ausgründung der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU): Die Pharmazeutin Olivia Merkel, Inhaberin des Lehrstuhls für Drug Delivery, hat mit ihrem Team das nötige Know-how über lange Jahre erarbeitet. Sie forscht an neuartigen Nano-Transportsystemen, mit denen Medikamente gezielt an ihren Wirkort im menschlichen Körper gebracht werden können. Ihr besonderer Fokus liegt auf dem therapeutischen Einsatz kurzer RNA-Abschnitte, die an der Krankheitsentstehung beteiligte Gene in bestimmten Zelltypen stilllegen können.
Auf dieser Basis entwickelten Olivia Merkel und ihr Team Ansätze für neue Asthma-Therapien, unter anderem gefördert mit einem millionenschweren Starting Grant des Europäischen Forschungsrat (ERC). Die Forscherinnen und Forscher packten spezifische sogenannte siRNA in Nano-Carrier, die sich mittels Sprühtrocknung stabilisieren lassen und zu einem atemgängigen Trockenpulver verarbeiten lassen.
Um für ein solches Präparat die Probe aufs Exempel machen zu können, erhielt Olivia Merkel einen Proof of Concept Grant des ERC. Nach einer weiteren Förderung aus dem Knowledge Transfer Fund der LMU schlug 2023 auch die Geburtsstunde des Spin-offs RNhale, bei dem Olivia Merkel als Scientific Advisor firmiert. Zum Gründungsteam gehören einige ihrer LMU-Mitarbeitenden wie CEO Benjamin Winkeljann.
Nächster logischer Baustein der Förderung aus Brüssel
Der neue Grant des EIC ist in dieser Förderkette aus Brüssel der nächste logische Baustein: RNhale will damit die Technologie für die Prüfung in klinischen Studien bereit machen und die Geschäftsentwicklung für den Marktrelease vorantreiben. Dazu gehört eine Vorbereitung der nötigen präklinischen Studien. Als erste Anwendung plant das Unternehmen ein Präparat, mit dem sich die bei allergischem Asthma auftretende Expression des Zytokins TSLP in den Atemwegen reduzieren lässt. Mit diesen Arbeiten hofft RNhale, am Ende nicht nur ein hochwirksames Therapeutikum gegen Asthma auf den Markt bringen zu können, sondern auch eine Plattform zu schaffen, die sich auch für Entwicklungen zur Behandlung anderer Atemwegserkrankungen nutzen lässt.
Kaiko Systems sichert sich 6 Mio.-Euro-Finanzierung
Die 2020 von Eddy del Valle und Fabian Fussek in Berlin gegründete, KI-gestützte maritime Operations Platform Kaiko Systems sichert sich eine 6 Mio.-Euro-Finanzierung zur Steigerung der Sicherheit und Effizienz in der globalen Seeschifffahrt.

Die jüngsten geopolitischen Spannungen und Lieferkettenstörungen haben Schwachstellen in der maritimen Logistik offengelegt und machen Echtzeit-Betriebsintelligenz sowie vorausschauende Wartung unverzichtbar. Das 2020 von Eddy del Valle und Fabian Fussek gegründete Kaiko Systems bietet KI-gestützte Frontline-Intelligence-Lösungen für die Schifffahrt und andere Schwerindustrie-Branchen. Durch die Kombination von mobiler Datenerfassung, prädiktiver Analytik und intelligenter Automatisierung ermöglicht das Unternehmen Betreiber*inne, die Sicherheit zu erhöhen sowie die Einhaltung von Vorschriften und die Wartung zu optimieren.
Jetzt hat Kaiko Systems eine Serie-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 6 Mio. Euro abgeschlossen. Die Runde wurde von Hi inov und Flashpoint Venture Growth angeführt, mit fortgesetzter Unterstützung durch Motion Ventures. Damit steigt das Gesamtinvestment auf 9 Mio. Euro. Die neue Finanzierungsrunde soll die Expansion von Kaiko Systems in neue, insbesondere asiatische Märkte beschleunigen den Ausbau seiner KI-gestützten Produktfunktionen inkl. der Erweiterung auf Branchen wie Offshore-Windkraft und Infrastrukturwartung ermöglichen. Damit will das Unternehmen seine Rolle als Treiber für mehr Sicherheit, Compliance und Effizienz in anlagenintensiven Industrien stärken – ein entscheidender Faktor angesichts zunehmender geopolitischer Unsicherheiten und Lieferkettenstörungen.
„Die Seeschifffahrt steht unter enormem Modernisierungsdruck inmitten globaler Unsicherheiten und operativer Herausforderungen“, sagte Fabian Fussek, Co-Founder & CEO von Kaiko Systems. „Diese Finanzierungsrunde ermöglicht es uns, unsere KI-gesteuerten Fähigkeiten zu verbessern, in neue Regionen zu expandieren und technische Teams mit den Werkzeugen auszustatten, um sicherer und effizienter zu arbeiten.“
Start-up-Insights zum Cyber Resilience Act
Neben Konzernen wie Microsoft und Siemens ist auch das Start-up Stackable Mitglied der Expert*innengruppe zum Cyber Resilience Act (CRA). Mitgründer Lars Francke war jetzt zur ersten Sitzung bei der EU-Kommission. Hier seine Insights.

Nach intensiven Verhandlungen ist der Cyber Resilience Act (CRA) in Kraft getreten. Unternehmen haben nun bis Dezember 2027 Zeit, die Anforderungen dieser EU-Verordnung zur Stärkung der Cybersicherheit umzusetzen. Doch was bedeutet der CRA konkret? Warum war er anfangs so umstritten? Und wie sollten Unternehmen nun vorgehen?
Die europäische Gesetzgebung mag oft schwerfällig erscheinen, doch in puncto Cybersicherheit zeigt sich die EU erstaunlich entschlossen. Bereits 2019 wurde der Cybersecurity Act verabschiedet, wenig später folgte die Sicherheitsrichtlinie NIS2. Nun markiert der CRA einen weiteren Meilenstein im Schutz digitaler Infrastrukturen. In einer Zeit, in der Cyberangriffe zunehmen, ist dies ein notwendiger Schritt.
Während Europa vorangeht, zeigen sich anderswo Rückschritte: In den USA wurde das unter der Biden-Regierung geschaffene ‚Cyber Safety Review Board‘ als eine der ersten Amtshandlungen der Trump-Administration wieder aufgelöst. Umso wichtiger, dass die EU hier mit einem klaren Regelwerk voranschreitet – auch wenn der Weg dorthin nicht ohne Hürden war. Vor allem das Thema Open Source führte im Vorfeld zu hitzigen Diskussionen zwischen Politik, Wirtschaft und Verbänden.
Die Zukunft der Cybersicherheit aktiv mitgestalten
Für uns bei Stackable war Open Source von Anfang an ein zentrales Thema – nicht erst seit den Debatten um den CRA. Daher war es uns ein Anliegen, an der Ausgestaltung der Verordnung mitzuwirken. Dass wir als vergleichsweise kleines Unternehmen tatsächlich in die Expertengruppe zum CRA aufgenommen wurden, war eine Überraschung. Ich erinnere mich noch genau an den Tag im Jahr 2024, als die Bestätigungsmail eintraf: „Wir fahren nach Brüssel!“, rief ich damals dem Team zu.
Die erste Sitzung des CRA-Komitees fand nun im Februar 2025 statt. Persönlich in Brüssel anwesend zu sein und mit den Big Playern wie Microsoft, Cisco oder Siemens an einem Tisch zu sitzen, war schon beeindruckend. Direkt mit anderen Expert*innen zusammenzuarbeiten, ist eine einzigartige Gelegenheit, die Zukunft der Cybersicherheit aktiv mitzugestalten. Diese Erfahrungen haben mir wertvolle Einblicke in die Mechanismen der EU-Gesetzgebung und die Bedeutung von Open Source in diesem Kontext vermittelt. Und auch, welche Arbeit noch vor uns liegt.
Ein zentraler Diskussionspunkt während der Entwicklung des CRA war die Einbeziehung von Open-Source-Software. Ursprünglich hätte der Entwurf dazu geführt, dass Open-Source-Entwickler*innen und Stiftungen denselben Verpflichtungen ausgesetzt wären wie kommerzielle Softwareanbieter. Diese Regelung hätte potenziell das Open-Source-Ökosystem in Europa gefährdet, da viele Entwickler*innen sich gezwungen gesehen hätten, ihre Software nicht mehr auf dem europäischen Markt anzubieten.
In der finalen Version des CRA wurde eine differenzierte Lösung gefunden: Die Unterscheidung zwischen kommerzieller und nicht-kommerzieller Nutzung wurde geschärft, und mit der Einführung des Begriffs „Open Source Steward“ erhalten nicht-kommerzielle Projekte eine regulatorische Sonderstellung mit reduzierten Verpflichtungen. Dies trägt dazu bei, dass Open Source weiterhin eine tragende Rolle in der europäischen Digitalwirtschaft spielen kann. Und muss. In der Expert*innengruppe gehören Open Source und welche Pflichten die Herstellenden in der gesamten Lieferkette haben, auch weiterhin zu den Kernthemen.
Das beschäftigt die Expert*innengruppe
Es gibt noch ungelöste Probleme, denen wir uns in der Expert*innengruppe stellen – etwa die internationale Abstimmung. Während Europa mit dem CRA einen ambitionierten Weg geht, sind in anderen Teilen der Welt vergleichbare Regulierungen noch nicht auf demselben Niveau. Dies könnte dazu führen, dass europäische Unternehmen im globalen Wettbewerb benachteiligt werden, während außereuropäische Anbietende weniger strenge Sicherheitsauflagen erfüllen müssen. Eine enge Zusammenarbeit mit anderen Wirtschaftsräumen bleibt für uns in der Expert*innengruppe daher enorm wichtig.
Eine längere Diskussion gab es auch beim Thema Risikobewertung. Ich selbst hatte damit bisher nur wenige Berührungspunkte in meiner beruflichen Laufbahn. Und aus Gesprächen mit anderen Unternehmer*innen konnte ich heraushören, dass es vielen Start-ups und kleineren Unternehmen auch so geht. Welche Szenarien und Leitlinien zu berücksichtigen sind, ist vielerorts nicht klar. Manche Teilnehmenden der Expert*innengruppe sprachen sich für minimale Vorgaben aus, um das Thema nicht zu kompliziert zu gestalten. Andere sprachen sich für Anleitungen von der Kommission aus, damit Unternehmen einen Fahrplan an der Hand haben. Letztere Variante dürfte vor allem für kleine Unternehmen hilfreich sein. Doch auch jetzt sollten sich alle Markteilnehmer*innen bereits damit auseinandersetzen. Die Zeit drängt.
Berichtspflicht ab 2026, Übergangsfrist bis Dezember 2027
Unternehmen haben eine Übergangsfrist bis Dezember 2027, um sich auf die neuen regulatorischen Anforderungen einzustellen. Ab September 2026 greift sogar schon die Berichtspflicht, etwa bei Vorfällen oder Schwachstellen – viel Zeit bleibt also nicht. Vor allem, weil die Umstellung eine sorgfältige Analyse der eigenen Prozesse und Systeme erfordert. Wer bisher keine systematische Dokumentation seiner Softwareentwicklungs- und Sicherheitspraktiken vorgenommen hat, muss damit beginnen, eine lückenlose Nachweisführung zu etablieren. Es gilt, detailliert zu erfassen, welche Softwarekomponenten und Drittanbieter-Lösungen im Einsatz sind und welche Sicherheitsmaßnahmen implementiert wurden.
Ein funktionierendes Schwachstellenmanagement ist essenziell. Unternehmen müssen in der Lage sein, Bedrohungen frühzeitig zu identifizieren und angemessen darauf zu reagieren. Dazu gehört auch eine umfassende Transparenz über die gesamte Software-Lieferkette hinweg. Woher stammen genutzte Code-Komponenten? Welche potenziellen Risiken bergen sie? Nur wer diese Fragen klar beantworten kann, wird langfristig regulatorische Sicherheit gewährleisten können.
Die Umsetzung darf nicht aufgeschoben werden. Eine schrittweise Integration der neuen Vorgaben sollte sofort angegangen werden, um Nachholbedarf kurz vor der Frist zu vermeiden und Compliance-Prozesse nachhaltig zu verankern.
Ein Lackmustest für die Regulierung
Der CRA setzt einen wichtigen Meilenstein in der europäischen Cybersicherheitsstrategie. Entscheidend wird sein, ob die Umsetzung in der Praxis effizient gestaltet wird oder ob sie Unternehmen mit bürokratischen Hürden überlastet. Wer sich frühzeitig mit den neuen Anforderungen auseinandersetzt, kann einen Wettbewerbsvorteil erzielen, indem er Cybersicherheit als integralen Bestandteil seiner digitalen Strategie etabliert.
Für Open Source wurde eine tragfähige Lösung gefunden, doch das regulatorische Umfeld bleibt herausfordernd. Es ist essenziell, den Dialog zwischen Industrie, Regulierungsbehörden und der Open-Source-Community weiterzuführen, um praktikable Lösungen zu entwickeln.
Cybersicherheit ist kein statisches Ziel, sondern eine fortwährende Herausforderung – der CRA ist ein erster, notwendiger Schritt, doch seine Wirksamkeit wird von der konsequenten und durchdachten Umsetzung abhängen. Der regulatorische Rahmen steht, jetzt liegt es an der Wirtschaft und der Politik, diesen mit Augenmaß und Weitsicht mit Leben zu füllen.
Der Autor Lars Francke ist Co-Founder der 2020 von ihm und Sönke Liebau gegründeten Stackable GmbH. Das Unternehmen entwickelt eine modulare Open-Source-Datenplattform, die die gängigsten Data Apps bündelt.
NAO: WealthTech-Start-up erweitert Seed-Finanzierung auf 4,5 Mio. Euro
Das 2022 von Robin Binder, Philipp Nowakowski und Amel Hasanovic in Berlin gegründete WealthTech-Start-up NAO ist eine neuartige Co-Investment-Plattform für private und alternative Investments.

NAO ist eine neuartige Co-Investment-Plattform. Die Mission des Gründerteams um Robin Binder, Philipp Nowakowski und Amel Hasanovic ist es, die Geldanlage zu liberalisieren und Menschen beim langfristigen Vermögensaufbau zu unterstützen. In der NAO-App finden Anleger*innen ausgewählte Anlagemöglichkeiten, die bislang nur einer kleinen Finanzelite zugänglich waren.
Second Closing
Jetzt hat sich NAO durch ein Second Closing seiner Seed-Finanzierungsrunde zusätzliches Kapital in Höhe von über einer Million Euro gesichert. Damit wächst die gesamte Seed-Finanzierung auf 4,5 Millionen Euro an. Beteiligt an der zweiten Runde ist unter anderem Seriengründer Jens Hilgers, Founding General Partner BITKRAFT Ventures. Gleichzeitig erweitert das Berliner FinTech sein Advisory-Board mit Karl Alomar vom renommierten US-VC M13 als neues Mitglied, einem international anerkannten Strategen und Investor.
Starkes Interesse bestätigt NAOs Vision
Die Beteiligung weiterer Investoren soll NAO auf dem Weg zur führenden Plattform für Private und Alternative Investments in Europa stärken. Mit seiner innovativen Co-Investment-Plattform ermöglicht es NAO, Anlagen in alternative Anlageklassen ab 1.000 Euro.
„Das Second Closing unserer Seed-Runde unterstützt uns bei der strategischen Weiterentwicklung und Expansion von NAO“, erklärt Robin Binder, Gründer und CEO von NAO. „Wir sehen uns als klare Vorreiter eines Trends, der jetzt auch von großen Playern am Markt aufgegriffen wird. Das Vertrauen weiterer Investoren bestätigt den Erfolg unseres Geschäftsmodells und unsere Vision.“
„Neue Generationen von Anlegern verwalten ihr Vermögen zunehmend komplett eigenverantwortlich und suchen aktiv Zugang zu Anlageklassen jenseits der Public Markets. Robin und sein Team haben mit NAO ein exzellentes Produkt entwickelt, welches diesen Trend bedient“, betont der Seriengründer Jens Hilgers, Founding General Partner BITKRAFT Ventures. „Der Erfolg von NAO liegt in Ease-of-Use, Transparenz und Vertrauen. Ich bin überzeugt, dass NAO diese Qualitäten abbildet und mit seinem Ansatz alternativen Assets eine neue Prägung geben wird.“
Karl Alomar erläutert sein Engagement als neues Advisory-Board-Mitglied: „NAO reagiert auf die Notwendigkeit, den Zugang zu einzigartigen Investmentmöglichkeiten zu demokratisieren, und hat mit seiner Plattform einen beeindruckenden Product-Market-Fit bewiesen. Das Produkt hat ein großes Potenzial, da es international wächst und die Nutzerinnen und Nutzer nach Möglichkeiten suchen, von genau diesem Zugang zu profitieren.“
„Die Expertise eines weltweit erfolgreichen Gründers und Investors, der nun an der Spitze eines global führenden VCs steht, hilft uns dabei, unser Geschäftsmodell nachhaltiger und effizienter zu skalieren“, so Binder weiter.
Erfolgreicher Start und Expansion
Das auf Private- und Alternative-Market-Investments spezialisierte Berliner Unternehmen ist seit Mitte 2023 am deutschen Markt aktiv und seit August 2024 in Österreich. Nach Angaben des Start-ups nutzen aktuell mehrere tausend Kund*innen die Investment-App und legen im Schnitt zirka 10.000 Euro an. Für 2025 stehen die weitere Expansion und Wachstum in den bestehenden Märkten im Fokus.