Aktuelle Events
PropTech Report
PropTech transformiert die klassische, noch weitgehend analoge Immobilienbranche ins digitale Zeitalter. Wie und wo Start-ups in dem boomenden Markt erfolgreich als Digitalisierer mitmischen.

PropTech, kurz für Property Technology, ist weltweit am Boomen, weil es traditionelle Immobilienunternehmen schlichtweg versäumt haben, in innovative Technologien zu investieren. Das machen sich insbesondere Start-ups zu Nutze und schöpfen als sog. PropTechs aus diesen Versäumnissen neue, zukunftsweisende Geschäftsideen.
Was ist PropTech?
Ziel der PropTechs ist die Effizienzsteigerung in der Immobilienwirtschaft. Die Unternehmen nutzen vielfältige technische Mittel von Big Data über künstliche Intelligenz und Blockchain bis hin zu Augmented und Virtual Reality, um effektive Anwendungen für die Zukunft der Branche zu finden. Die Produkte der PropTechs richten sich hierbei an Geschäftskunden, private Konsumenten oder sind für beide Gruppen geeignet.
Im engeren Sinne sind alle Unternehmen, die sich in der Wertschöpfungskette der Immobilienwirtschaft befinden und innovative Lösungen mit technischen Ansätzen anbieten, als PropTech zu verstehen. Das sind Makler- und Verwaltungsdienstleistungen, Bauplanung und -finanzierung, aber auch Instandhaltung und Dokumentenmanagement, sofern sie Softwareelemente nutzen. Einige Smart-Home-Angebote fallen hingegen heraus, dreht sich ihr Produkt etwa um die Bedienung von Haushaltsgeräte, beispielsweise Smart-TV, Kühlschrank oder Waschmaschine.
Der PropTech-Markt
Die Anzahl jener Unternehmen, die unter die Bezeichnung PropTech fallen, ist aufgrund des aktuellen Booms gigantisch, wenn auch auf einigen Tätigkeitsfeldern rückläufig. Im September 2018 zählte die Übersicht von proptech.de 300 Unternehmen. In der Aprilausgabe waren es noch 289, wobei Konsolidierungen vor allem in den Bereichen „Vermietung und Verkauf“, „Finanzierung“ und „Smart Home“ auftraten. Weiterhin wächst die Anzahl jener PropTechs, die sich mit Bauprojekten und Immobilienverwaltung beschäftigen. Mehr als die Hälfte der PropTechs in der DACH-Region haben ihren Sitz in den vier großen PropTech-Hubs. Der Hauptsitz der Branche ist Berlin mit 92 Unternehmen. Auf Platz zwei liegt – mit deutlichem Abstand und 28 PropTechs – München. Hamburg folgt auf Platz drei mit 20 Anbietern. Frankfurt am Main liegt dicht dahinter mit weiteren 16 der insgesamt 289 Unternehmen.
Hohe Investitionen weltweit
Der Boom spiegelt sich auch in den hohen Investitionen in PropTech wider. Eine Studie der comdirect-Bank gibt an, dass in den ersten neun Monaten 2018 mehr als 62 Mio. Euro Venture Capital dahin geflossen sind. Allerdings in deutlich weniger Finanzierungsrunden als noch im Vorjahr. Es erhielten also weniger Unternehmen mehr Geld. Allerdings wurden hier nur 183 PropTechs gezählt, die als Teil der FinTechs deklariert wurden. Es ist davon auszugehen, dass viele finanzferne PropTechs aus der proptech.de-Zählung nicht berücksichtigt wurden. Die Investitionen in PropTech liegen also wahrscheinlich höher.
International betrachtet ist ein Gesamtinvestitionsvolumen von 62 Mio. Euro im Jahr noch vergleichsweise gering. Nach Auswertungen von Statista sind die Chinesen in diesem Segment beim Finanzierungsvolumen Weltspitze. Die beiden PropTechs mit dem höchsten Investment-Kapital sind chinesisch: Fangdd und Aiwujiwu. Beide Unternehmen betreiben Immobilienportale für Vermietung und Verkauf in A-Lagen Chinas. Und auch das drittplatzierte Unternehmen, PropertyGuru, ist ein asiatisches Immobilienportal, allerdings in Singapur. In Summe haben allein diese drei Unternehmen zwischen 2011 und 2016 ein Investitionsvolumen von mehr als 800 Mio. Dollar überschritten.
An welchen Punkten der Wertschöpfung setzt PropTech an?
Heute steckt hinter PropTech mehr, als nur Immobilienplattformen. International haben Unternehmen wie Redfin, auction.com oder Purplebricks die Makelei digital revolutioniert. Besonders in Deutschland herrscht spätestens seit den Minus-Zinsen Mitte 2018 ein erhöhtes Interesse an Crowd-Investing und Immobilienfinanzierung. Bei Pitch-Wettbewerben wie „Smart up the City“ ist siegerseitig ein Fokus auf Immobilienbewirtschaftung und „Predictive Maintenance“ zu erkennen. Das Ausrollen von Sensortechnik und Smart-Home lässt zudem den Traum von der digitalen Gebäudesteuerung wahr werden.
Und, wie Doozer und vergleichbare Unternehmen zeigen, ist auch das Management von Sanierungen und Modernisierungen Grundlage für erfolgreiche PropTech-Gründungen.
Das 2014 in Berlin gegründete Start-up Doozer half der LEG Immobilien AG, die deutschlandweit rund 170.000 Wohnungen bewirtschaftet, bei der Instandhaltung und Modernisierung der Objekte. Durch diese Zusammenarbeit konnte die LEG bei gleichbleibender Mitarbeiterzahl die doppelte Menge an Wohnungsinstandhaltungen durchführen und die Leerstandszeiten entsprechend reduzieren.
Veränderungen sind der Motor
PropTechs zielten immer auf Veränderungen in der Immobilienwirtschaft. Im Fokus stehen jedoch nicht die technischen Mittel, die dazu von Nöten sind. Künstliche Intelligenz, Big Data und Blockchain sind für die jungen Immobilienunternehmen vor allem Mittel zum Zweck. Die Anwendungen dienen den Zielen der Unternehmen. Potenziell könnten sogar unterschiedliche Technologien angewandt werden, um dasselbe Ziel zu verfolgen. Oder es kann zum kombinierten Einsatz informationstechnologischer Neuheiten kommen. Trotz individueller Versuche zur Problemlösung: Schaut man sich die Zielsetzung von PropTechs an, sind viele Gemeinsamkeiten zu erkennen.
Im Folgenden stellen wir wichtige Bereiche vor, in denen sich ProTechs erfolgreich unternehmerisch bewegen.
PropTech-Bereich Instandhaltung
Eines der Probleme, die eine ganze Reihe von PropTechs lösen möchten, liegt in der Instandhaltung von Immobilien. Denn häufig werden Schäden erst dann entdeckt, wenn es zu spät ist. Ein undichtes Dach muss erst lecken, ein Fahrstuhl erst einmal stecken bleiben, damit dringend nötige Reparaturen angegangen werden. Solche Schäden sind kostspielig. Mithilfe ausgeklügelter Sensorik und moderner Messtechnik legen PropTechs gigantische Datenbanken an, um Schäden in Zukunft zu erkennen, bevor sie auftreten. Mit Auswertung von Big Data sollen typische Muster zur rechtszeitigen Schadensbeseitigung gefunden werden.
Lift Technology, 2017 gegründet, ist eines der Unternehmen, die an „Predicitve Maintenance“, präventiver Instandhaltung, arbeiten. Dazu wird die Sensor-Box namens Lift Guardian, deren Funktionalität auch darüber hinausgeht, auf dem Aufzug schnittstellenfrei angebracht. Sie prüft den Aufzug permanent auf Anomalien, wie z.B. ruckeln und unbündiges Halten, sowie Personeneinschlüsse. Diese Daten werden über Algorithmen und künstliche Intelligenz analysiert, aufbereitet und in Echtzeit über ein Software-Dashboard gemeldet und dokumentiert. Durch den Lift Guardian werden Ausfallzeiten und Kosten reduziert, während sich die Mieterzufriedenheit erhöht. Die Sensor-Box funktioniert unabhängig vom Hersteller und den verbauten Aufzugskomponenten.
PropTech-Bereich Gebäudesteuerung
Ein weiteres Ziel der PropTech-Branche ist die Digitalisierung der Gebäudesteuerung. Unter Schlagworten wie Smart Home, Smart Living und Gebäudeautomation werden Anwendungen zusammengefasst, die sich in der einen oder anderen Weise damit befassen, Funktionen in und um eine Immobilie zu steuern und zu überwachen. Für verschiedene Geräte und Funktionen haben gleich mehreren Hersteller Internet-of- Things-Anwendungen entwickelt, die auf einer Vielzahl von Standards beruhen. PropTechs suchen hier nicht nur nach dem funktionstüchtigsten Standard mit dem breitesten Anwendungsfeld. Die Herausforderung der Branche besteht auch darin, die Systemintegration all dieser Funktionen in einem Interface zu ermöglichen.
Reos, kurz für „Real Estate Operating System“, vernetzt beispielsweise Mieter, Vermieter und das Gebäude in einem System. Es setzt sich aus einem Verwalterportal, einem White- Label Mieterportal inklusive Mieterapp und der IoT-Gebäudesteuerung samt eigenem Gateway zusammen. Das Gateway von REOS verbindet die IoT-Anwendung durch neu entwickelte Schnittstellen mit der Softwareanwendung. Digitale Messzähler, Störmeldeanlagen, Rauchmelder, Schließanlagen und vieles mehr, werden in Echtzeit ausgelesen und gesteuert. Der Einsatz von Reos senkt die Betriebs- und Verwaltungskosten für Objekte, Mietvertragsabschlüsse kommen digital zustande und Besichtigungen, Schlüsselübergaben, Paketzustellungen, Schadensmanagement sowie die Verbrauchsablesung sind aus der Ferne möglich.
PropTech-Bereich Networking & Zentralisierung
Immobilien sind, wie es der Name andeutet, immobil, also unbeweglich. Ein Grund dafür, dass viele Services an den bzw. um die Objekte herum nur vor Ort verfügbar sind. Einige PropTechs arbeiten daran, deutschlandweite Services weitestgehend zentral per Networking zu steuern. Denn Zentralisierung von Kompetenzen, die im Feld nicht gebraucht werden, steigert die Effizienz der Unternehmen deutlich. Ein Gedanke, der ökonomisch betrachtet nicht neu ist, dessen Konsequenz aber durch steigende Bandbreiten noch einmal verschärft wird. Da Informationen in beliebigen Medien und Formaten übertragbar sind, sind jenseits der Unternehmenszentralen häufig nur sehr kleine Teams notwendig. Handwerker, Immobilienmakler und Gutachter können jede Aufgabe abseits der praktischen Anforderungen vor Ort über eine gemeinsame, zentrale Stelle abwickeln.
Casavi vernetzt als Kommunikations- und Service-Plattform für die digitale Immobilienverwaltung alle Akteure, die an der Nutzung und Verwaltung von Immobilien beteiligt sind. So entsteht ein zentraler Informations- und Kommunikations-Hub für Immobilienverwalter, Eigentümer, Mieter und Dienstleister. Letztere können sich elektronisch in das Vorgangsmanagement von casavi integrieren und Aufträge nahtlos weitergeben. Antworten und Dokumente werden wieder in das System eingespielt. So gestalten sich Prozesse und Kommunikation für Verwalter effizienter, aber auch Dienstleister können durch die Anbindung Aufträge besser bearbeiten. Vorrangiges Ziel ist es, Aufwände und Kosten zu reduzieren, die Kundenzufriedenheit zu verbessern sowie optimierte Organisationsstrukturen zu schaffen.
PropTech-Bereich Crowdinvesting
Das sog. Betongold gilt als sichere Anlageklasse, allerdings ist es in der traditionellen Immobilienwirtschaft nur mit hohem Eigenkapital erhältlich. Dies sorgt für den Ausschluss von Sparern mit wenigen Mitteln. Immobilienfonds ermöglichen zwar den Zusammenschluss mehrerer Personen zur Finanzierung großer Investments, aber auch Fonds haben hohe Zugangsbeschränkungen. Besonders zur Verbindung von Risikostreuung und Immobilienanlagen, ist daher in der klassischen Immobilienwirtschaft hohes Eigenkapital notwendig. Durch PropTechs, die sich mit Crowdinvesting auseinandersetzen, wird diese Zugangsbarriere deutlich gesenkt.
Exporo bietet Anlegern über eine digitale Plattform Immobilieninvestments bereits zu geringen Beträgen an. Investoren können so schon mit niedrigem Kapital ein breitgestreutes Portfolio aufbauen. Das Unternehmen bietet dazu zwei Produktkategorien: Einerseits können festverzinste Anteile an Bauprojekten erworben werden, andererseits ist die Beteiligung an Bestandsimmobilien möglich. Vierteljährlich wird der Mietüberschuss aus dieser Anlageklasse an die Anleger ausgezahlt.
PropTech-Bereich Markttransparenz und Angebotsübersicht
Eine der wohl relevantesten Entwicklungen für Konsumenten im World Wide Web sind Preisvergleiche. Ob bei Krediten, Möbeln, Handys und vielem mehr: Die Verkaufsangebote in Onlineshops und dem stationären Handel sind schlicht unübersichtlich. Dieses Problem existiert auch in der Immobilienwirtschaft. Die Lösungen, die im Handel schon für Übersichtlichkeit gesorgt haben, können auch hier eingesetzt werden. Dementsprechend sorgen PropTechs für die einfache Vergleichbarkeit des Angebots. Klassische Beispiele sind Immobilienplattformen. Sie geben Übersicht zu Kaufangeboten und Mietimmobilien in verschiedenen Ausführungen: möbliert, in Kurz- oder Langzeit, oder für einzelne Zimmer. Die Prinzipien Transparenz und Übersichtlichkeit finden aber auch an anderen Stellen der Immobilienwirtschaft Anwendung.
Das bereits erwähnte Berliner Unternehmen Doozer betreibt eine Online-Softwareplattform, die Sanierung und Modernisierung im Innenausbaubereich von Wohnungen für Wohnungsunternehmen zeit- und kostenminimal möglich macht. Auf der Plattform können professionell vorbereitete und mit Festpreisen hinterlegte Modernisierungspakete mit wenigen Klicks in Auftrag gegeben werden. Detaillierte Anpassungen in Materialien, Mengen und Ausführung sind über das sehr umfassende Leistungsverzeichnis jederzeit möglich. Zu den Kunden des Unternehmens zählen kleine, mittlere und große Bestandshalter, private Wohnungsvermieter, Wohnungsunternehmen, Immobilienverwalter, Asset-Management-Gesellschaften, Genossenschaften und Kommunen. Insgesamt verwaltet Doozer aktuell die Sanierungs- und Modernisierungsaufträge von mehreren hunderttausend Wohneinheiten.
PropTech-Bereich Dokumentenmanagement
Über alle Schritte der Wertschöpfung hinweg, bedeutet Immobilienwirtschaft riesigen, bürokratischen Aufwand. Neben den gesetzlichen Regelungen führen auch die vielen Schnittstellen dazu, dass Dokumente in dutzenden Kombinationen und Zusammenstellungen an unterschiedlichsten Stellen verlangt sind. Die Branche benötigt für diese Arbeiten Assistenzen, die alle Dokumente mit den jeweils benötigten Informationen für die jeweiligen Stellen zusammentragen. PropTechs haben das Einsparpotenzial an dieser Stelle längst erkannt. Statt auf jeder Position, an jedem Punkt der Wertschöpfungskette eine erneute Sammlung der Daten durchzuführen, kann die Verteilung auch zentral und automatisiert abgewickelt werden.
Architrave bietet hierzu digitale Datenräume mit einer zentralen Plattform für Management und Steuerung sämtlicher Daten, Dokumente und Prozesse. Durch den Einsatz von Zukunftstechnologien wie Machine Learning und künstlicher Intelligenz ist Architrave im Begriff, eine automatisierte Datenplattform für alle anfallenden Prozesse der Immobilienwirtschaft zu schaffen. Aktuell verwaltet das Unternehmen auf seiner Plattform 3400 Immobilien im Wert von 60 Mrd. Euro und beschäftigt rund 70 Mitarbeiter an drei Standorten.
PropTech ist die Zukunft
Die Immobilienwirtschaft ist ein gigantisches Feld mit etablierten Playern, die noch sehr analog aufgestellt sind. PropTech bzw. PropTech-Start-ups ändern dies, denn die digitale Revolution macht auch vor Gebäuden und Grundstücken keinen Halt. Auf vielen Feldern werden bereits neue, digitale
Lösungen installiert. Die jungen Unternehmen verschlanken Prozesse, beschleunigen sie und gestalten sie mit ihren Innovationen effizienter.
Der Autor Nikolai Roth ist Gründer und Geschäftsführer der Maklaro GmbH und bloggt seit 2016 über die PropTech-Szene auf www.proptech.de
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:
Mushlabs: Myzel für alle(s)
Die Gründer*innen des Hamburger BioTech-Start-ups Mushlabs – Mazen Rizk, Cathy Preißer und Thibault Godard – haben eine bahnbrechende Technologie entwickelt, die als Alternative für tierische Proteine dienen und ein nachhaltiges sowie faires Lebensmittelsystem ermöglichen soll.

Die Erzeugung von Lebensmitteln nach konventionellen Methoden stößt zunehmend an ihre Grenzen. Das Klima befindet sich im Wandel, extreme Wetterlagen nehmen zu. Dürren, Überflutungen und Wirbelstürme gefährden Ackerbau und Ernten. Durch langjährige Überbewirtschaftung und den massiven Einsatz von Düngemitteln sind viele Böden geschädigt. Gleichzeitig brauchen Nutzpflanzen und die industrielle Tierhaltung große Mengen Trinkwasser, das weltweit zunehmend knapp wird. Die Landwirtschaft in ihrer aktuellen Form lässt sich nicht immer weiter auf Effizienz trimmen. Immer größere Monokulturen und Pestizideinsatz führen vielerorts zu einem Rückgang der natürlichen Artenvielfalt. Das wiederum schwächt das gesamte Ökosystem und verringert die Möglichkeiten zur Nahrungsmittelproduktion. Long story short: Die Menschheit benötigt dringend Alternativen.
Nährstoffreich, geschmackvoll, umweltschonend
Einen besonders spannenden Ansatz entwickelte das Team des Hamburger Start-ups Mushlabs. „Wir züchten Pilze, um besonders nährstoffreiche und gut schmeckende Lebensmittel zu produzieren“, sagt Cathy Preißer, Co-Founderin und Leiterin der Produktentwicklung. Als Rohstoff für nachhaltige Lebensmittel nutzt Mushlabs nicht die allseits bekannten, typischen Fruchtkörper des Pilzes, sondern das Myzel, das fadenartige, weitläufige Wurzelwerk. Daraus können Cathy und ihr Team nachhaltige Lebensmittel herstellen, die Fleischesser*innen und Vegetarier*innen gleichermaßen ansprechen. „Wir glauben an ein Lebensmittelsystem, das alle Menschen ernähren kann und gleichzeitig unseren Planeten bewahrt“, so Cathy. Um diese Vision zu realisieren, will Mushlabs das bislang ungenutzte Potenzial von Pilzen ausschöpfen. „Pilze sind ein ganz eigenständiges Königreich, welches die Reiche der Tiere und der Pflanzen in der Natur schon immer miteinander verbindet“, so Cathy, „und mit ihrem Einsatz wollen wir auch in der Nahrungsmittelproduktion den natürlichen Kreislauf wiederherstellen“.
Neue Wege in der Produktion
Bei der Produktion betritt Mushlabs komplettes Neuland. „Das Myzel züchten wir in Fermentationstanks“, sagt Cathy, „als Nährmittel verwenden wir mit Nährstoffen angereichertes Wasser und Nebenströme aus der Lebensmittelwirtschaft“. Bereits im Anbau sorgt Mushlabs dafür, dass wertvolle Ressourcen bestmöglich genutzt werden. Die Pilze wachsen schnell, je nach Art wird das Wurzelwerk nach einigen Tagen geerntet. Je nach gewünschtem Endprodukt wird das Myzel unterschiedlich fermentiert, sodass bereits das Rohmaterial die jeweils optimalen Eigenschaften mitbringt. Dadurch lassen sich die Rezepturen der Endprodukte schlank halten und auf das Nötigste reduzieren. „Aktuell konzentrieren wir uns hauptsächlich auf Fleischalternativen“, so Cathy, „doch grundsätzlich sind auch andere und eigenständige, ganz neue Produkte möglich“.
Anders als der Name nahelegen könnte, entwickelt Mushlabs keine neuen Pilzarten, sondern nutzt die tausenden essbaren Pilzsorten, die es in der Natur bereits gibt. „Die Unterschiede hinsichtlich Textur, Aromaprofil, Substanz und Geschmack sind enorm“, sagt Cathy, „und diese Eigenschaften nutzen wir, um die bestmöglichen Produkte herzustellen“. Die ökologische Bilanz des Herstellungsprozesses kann sich sehen lassen. „Da wir vertikal in Tanks produzieren, brauchen wir sehr wenig Fläche, und im Vergleich mit Produkten wie Soja, der auf Feldern angebaut wird, wächst unser Myzel viel schneller und verbraucht auch viel weniger Wasser“, so Cathy. Abgesehen davon kann Mushlabs das ganze Jahr über konstant produzieren, unabhängig vom Klima und von Wetterverhältnissen.

Erste Schritte im Labor
Die Idee, Myzel zur Lebensmittelproduktion zu nutzen, hatte der Gründer und heutige CEO von Mushlabs, Mazen Rizk, vor etwa fünf Jahren. Im Rahmen seiner Promotion hatte Mazen die Zusammenhänge von Gesundheit und Darmbakterien in der Viehzucht erforscht. Er hatte sich intensiv mit Pilzen und deren Nährstoffproduktion beschäftigt und erkannte das Potenzial für die Herstellung nachhaltiger Nahrungsmittel. Als angehender BioTech-Gründer hatte er Glück, dass er in Hamburg schnell mit der Entwicklung beginnen konnte. „Laborflächen zu finden, ist ein typischer Engpass für BioTech-Start-ups“, so Cathy. Doch der Promotionsvater von Mazen, ein Professor der TUHH, war von der Gründungsidee begeistert und gab Mazen Zugang zum Labor.
Ein Jahr nach der Gründung holte Mazen den Forscher und Prozessspezialisten Thibault Godard hinzu, der den Fermentations- und Produktionsprozess aufsetzte. Ein weiteres Jahr später war Mushlabs auf acht Mitarbeitende gewachsen. Zu diesem Zeitpunkt stieß Cathy zum Kernteam und nahm die Produktentwicklung in die Hand. Die ersten Investoren, der auf Food Start-ups spezialisierte Berliner VC-Fonds Atlantic Food Labs sowie Redalpine, ein Frühphaseninvestor aus Zürich, sind bis heute an Bord. In der Series A im Jahr 2020 stießen unter anderem VisVires New Protein aus Singapur und Happiness Capital aus Hong Kong dazu. Im Juni 2022 investierte auch der EIC, das Accelerator-Programm der Europäischen Union, das speziell Tech-Start-ups fördert, die gesellschaftliche Herausforderungen adressieren.
Vom Rohstoff bis zum Endprodukt
Mushlabs entwickelt nicht nur den eigenen Rohstoff, sondern stellt auch die kompletten Endprodukte her. Cathy und ihr Team gestalten Marken und Warenpräsentation und sorgen für die Vermarktung im Handel. „Wir arbeiten an der Schnittstelle zwischen Zutat und finalem Produkt“, so Cathy, die bei der Produktentwicklung stets den Endverbrauchenden im Blick hat. Myzel ist ein sehr gesundes Lebensmittel mit ausgeglichenem Protein- und Ballaststoffgehalt sowie vielen Mineralien und Vitaminen. Darum bestehen die Produkte von Mushlabs hauptsächlich aus den Pilzwurzeln; je nach gewünschtem Endergebnis wird lediglich eine Handvoll weiterer natürlicher Produkte wie etwa Würzkomponenten hinzugefügt. Die Produkte testet das Team selbst, unterstützt durch sensorisch besonders geschulte Personen und Rückmeldungen von Endkund*innen und Menschen aus der Community. Diese werden z.B. zu Veranstaltungen eingeladen, auf denen sie Produkte verkosten und bewerten können. Die Produkte möchte Cathy im Einzelnen noch nicht nennen, denn aktuell wartet Mushlabs noch auf die EU-Zulassung als Lebensmittelhersteller. „So viel können wir aber verraten: Unsere ersten Produkte sind zwar fleischähnlich, aromatisch aber komplett eigenständig“, so Cathy. „Das Myzel hat ein sehr angenehmes Aroma, und dieses steht bei unseren Produkten auch im Vordergrund.“ So habe Mushlabs bereits Menschen, die normalerweise gar keine Pilze mögen, überzeugen können. „Und auch preislich sind wir absolut konkurrenzfähig und können leicht mit den bisherigen Fleischalternativen auf dem Markt mithalten“, sagt Cathy.
Report: Food Delivery Services
Der lukrative Markt rund um Online Food Delivery ist in großer Bewegung. Während sich im Bereich der Essenslieferung die Kräfte massiv bündeln, gehen Lebensmittellieferdienste im sogenannten Quick Commerce aktuell noch große Risiken ein. Ein Überblick.

Während der Corona-Pandemie florierte das Food-Delivery-Geschäft mehr denn je. Laut einer Bitkom-Studie ließen sich die Deutschen nie zuvor so viel Essen liefern wie während der Ausgangsbeschränkungen. Vom Mehrverzehr profitierten auch die Start-ups dieser Branchen: Während des ersten Lockdowns konnten Online-Lebensmittellieferanten ein Umsatzplus von 52,9 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 verzeichnen, so das EY Startup-Barometer Deutschland 2022. Kein Wunder also, dass Food Delivery Services scheinbar wie Pilze aus dem Boden sprossen, und Radfahrer mit großen, quadratisch-praktischen Lieferrucksäcken fast zu einer Selbstverständlichkeit im Stadtbild wurden.
Auch Investor*innen wurden in dieser Zeit auf den Trend aufmerksam: 2021 floss mehr als jeder zweite im E-Commerce investierte Euro in das Subsegment Food, das einen Marktanteil von 56 Prozent innehatte. Diesem Segment wurden 2021 auch die mit Abstand meisten Finanzierungsrunden gewährt. Insgesamt wurden in 53 Finanzierungsrunden satte 2.084 Mio. Euro in das Start-up-Subsegment Food investiert.
Heute, zwei Jahre später, ist die damalige Euphorie insbesondere durch die Auswirkungen der hohen Inflation einer langsam eintretenden Ernüchterung gewichen – die ersten Food-Delivery-Start-ups meldeten Insolvenz an.
Auf und ab: Food Delivery im Wandel
Wahrscheinlich hat es jeder schon mal getan. Ob im Familienkreis, allein oder zur Mittagspause im Büro: Eine ofenfrische Pizza ist schnell bestellt und geliefert. Bereits 1997 entstand mit pizza.de einer der ersten deutschen Restaurantlieferdienste. Der Service ist also nicht neu, dennoch gab es in diesem Bereich zwischen 2017 und 2022 einen starken Zuwachs an Nutzenden und an Umsatz. Während 2017 rund 11,6 Mio. Menschen Restaurantlieferdienste nutzten und damit einen Umsatz von 1.362,1 Mio. Euro generierten, haben sich die Nutzendenzahlen im Jahr 2022 mit 19,3 Mio. fast verdoppelt und einen Umsatzanstieg auf 2.581,6 Mio. Euro bewirkt. Bis 2024 soll das weitere Wachstum allerdings etwas stagnieren. Bei zirka 21 Mio. erwarteten Nutzenden beträgt der Plan-Umsatz laut Statista etwa 2.855,2 Mio. Euro.
Laut Handelsverband Deutschland (HDE) bezifferte sich der Umsatz des deutschen Einzelhandels im Jahr 2022 auf 204 Mrd. Euro, wobei der Online-Anteil gerade einmal 2,4 Prozent beträgt und somit enormes Wachstumspotenzial birgt.
Nicht nur in Bezug auf Nutzenden- und Umsatzzahlen kam in den letzten Jahren Bewegung in den Markt. Seit 2021 konsolidierte sich dieser durch Übernahmen immer weiter. So wurden die deutschen Start-ups Lieferheld, Pizza.de, Foodora und foodpanda erst von Delivery Hero (Delivery Hero wurde 2011 gegründet, zählt heute als Scale-up und ist im DAX gelistet) gekauft und kurze Zeit später, mit Ausnahme von Foodpanda, im Jahr 2018 vom niederländischen Restaurantlieferdienst Lieferando übernommen. Interessanterweise hat Delivery Hero den deutschen Markt inzwischen vollständig hinter sich gelassen. Der steigende Wettbewerb, insbesondere mit den internationalen Unternehmen Uber Eats und Wolt (Wolt wurde Ende 2021 durch den Lieferdienstgiganten DoorDash aus den USA übernommen), führte zu geringen Margen und einem Mangel an Fahrern für den Lieferservice.
Auch Deliveroo operierte nur bis 2019 in Deutschland. Ein Grund für diese schwache Besetzung könnte die insgesamt sehr niedrige technologische Durchdringung in Deutschland sein. Dennoch ist Deutschland aufgrund seiner Größe nach wie vor ein attraktiver Markt und wird oft als erste Station für eine Expansion in Europa gewählt.
Der einzige deutsche Wettbewerber am Markt ist derzeit
Discoeat – allerdings auch nur indirekt, da die eigentliche Lieferung der Speisen von Drittanbietern wie Wolt durchgeführt wird. Doch nicht für alle Lebensmittellieferanten lohnt sich der Markteintritt, denn der millionenschwere Markt birgt trotz hoher Wachstumspotenziale auch Risiken. Das 2015 gegründete Start-up Getnow verkündete 2021 eine Pausierung seiner sämtlichen Services. Als Grund für das Aus am deutschen Markt wurden fehlende Skalierungsmöglichkeiten genannt. Über die Jahre hatte das Start-up immer wieder mit Problemen zu kämpfen. Zuletzt 2020, als es aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten Insolvenz anmelden musste. Auch das Berliner Start-up Alpakas, das sich auf Zero-Waste und wiederverwendbare Transportbehälter spezialisiert hat und stolze fünf Millionen Euro über verschiedene Investoren einsammeln konnte, meldete im Jahr 2023 Insolvenz an. Dass starke Investoren keine Erfolgsgarantie sind, musste auch Yababa, dessen Lieferangebot sich auf türkische und arabische Lebensmittel beschränkt hat, feststellen: Das Start-up schlitterte nach einer erfolgreichen Finanzierungsrunde über 15 Mio. Euro ebenfalls in die Insolvenz.

Essen und Trinken rund um die Uhr: Lebensmittellieferdienste verändern unseren Alltag
Food Delivery umfasst neben Restaurantlieferdiensten und Lebensmittellieferdiensten auch die Zustellung von Getränken und Kochboxen. Genutzt werden diese Angebote insbesondere von jüngeren Generationen: Mehr als 50 Prozent der Nutzenden von Apps zur Bestellung von Mahlzeiten sind zwischen 25 und 44 Jahre alt.
Dienste, die sich hauptsächlich auf die Lieferung von unzubereitetem Essen und Getränken fokussieren, haben in den vergangenen Jahren eine ähnliche Nutzenden- und Umsatzentwicklung erlebt wie die ihnen verwandten Restaurantlieferdienste. In 2017 nutzten 2,1 Mio. Menschen Lebensmittellieferangebote und generierten dabei einen Umsatz von 136,7 Mio. Euro. Bis 2022 haben sich auch hier die Nutzendenzahlen mehr als verdoppelt und einen Umsatzsprung auf 350,5 Mio. Euro mit sich gebracht.
Mit den steigenden Nutzendenzahlen ist auch die Anzahl an Start-ups, die Lebensmittellieferungen adressieren, am deutschen Markt gestiegen. Die Anbietenden übertrumpfen einander mit möglichst kurzen Lieferzeiten und großen Produktpaletten. Das Scale-up Bringmeister arbeitet beispielsweise mit Supermarktketten wie EDEKA zusammen. Andere Start-ups, wie etwa Flink oder Gorillas, setzen gegenwärtig noch auf eigene kleine Lagerstätten in den jeweiligen Städten und liefern ihre Bestellungen per Fahrradkurier aus, um die Lieferung innerhalb weniger Minuten abwickeln zu können. Andere Marktteilnehmer mit ähnlichen Business Models sind beispielsweise Getfaster.io oder Food.de.
Als größte Herausforderungen für die Lieferung von Lebensmitteln sehen Brancheninsider*innen neben logistischen Problemen insbesondere die Vielzahl an deutschen Hygienevorschriften und die teilweise kurzen Ablaufdaten der Produkte. Ohne technologische Unterstützung sei es kaum möglich, ein holistisches Sortiment mit stets verfügbaren Produkten und pünktlichen Lieferzeiten zu gewährleisten.
Für Lebensmittellieferdienste haben sich einige Nischenangebote gebildet. Start-ups wie obergudt, die ihren Fuhrpark teilweise auf elektrische Autos umgestellt haben, spezialisieren sich beispielsweise auf die Zustellung regionaler Produkte. Eine weitere Nische wird durch Getränkelieferanten wie das 2016 gegründete Start-up Flaschenpost (heute Teil der Dr. Oetker-Unternehmensgruppe) oder MyWasser aus Bielefeld bedient.
dripoff: Vom Klobürsten-Smalltalk zur Gründung
Wie zwei Fitness-Kolleg*innen aus Düren dripoff, ein Start-up für WC-Hygiene, gründeten.

Dieses Start-up bricht Tabus, aber vor allem die oft unangenehm auszusprechende Thematik des täglichen Toilettengangs. Ob dripoff aus Düren das große (oder kleine) Geschäft wird?
Das Problem: Klobürsten
Im Fitnessstudio kamen Agnes Bings und Jan Dülken im Smalltalk zu der Erkenntnis, dass sich Klobürstenhalterungen sehr schlecht reinigen ließen. Nicht nur müsse man Halterungen der WC-Bürste frühzeitig entsorgen und ersetzen, sie sind bei mangelnder Pflege auch Herd von Bakterien und schlechten Gerüchen.
Die Lösung: Anti-Nässe-Pads
Bings und Dülken wollen dies ändern – und zwar mit einem Anti-Nässe-Pad, das sich in der Innenseite von Klobürstenhalterungen platzieren lässt. Ihre Innovation soll das Tropfwasser der WC-Bürste zuverlässig aufnehmen und einschließen. Unansehnliche und unhygienische Pfützenbildung im Bürstenhalter wird damit vermieden – und leichter zu reinigen sei er auch.

Frische bis zu einer Woche
Erhältlich ist die Innovation aus Düren in Nordrhein-Westfalen in 10er-, 30er- oder 50er-Sets. Bis zu sieben Tage lang soll das Pad im WC-Accessoire Frische garantieren, bis es gewechselt werden muss. Bei praller Füllung schon davor, heißt es auf der Unternehmenswebsite. Mindestens soll das dripoff-Pad aber drei bis fünf Tage Frische und Trockenheit im Bürstenhalter garantieren.
Dripoff sammelt nicht nur Wasser, sondern gibt auch einen dezenten Zitrus-Duft ab, erklären die Gründer*innen. Entsorgt wird die Innovation am besten im Restmüll. Etwaiges Runterspülen in der Toilette würde zu Rohrverstopfungen führen, so die Gründer*innen.
Erhältlich ist die Pad-Innovation im unternehmenseigenen Online-Shop – auch als B2B-Lösung für besonders saubere und tabufreie Offices. In Der Höhle der Löwen suchen die beiden Gründer*innen jetzt nach Investor*innen.
Mehr zu dripoff gibt es kommenden Montag in Der Höhle der Löwen um 20.15 Uhr auf VOX. Außerdem mit dabei sind Bello Eis, Millis Zaubertücher, FreeMOM und Klangio.
weinladen.de: Wein ohne Dresscode
Wie aus Stephanie Dörings Leidenschaft für den Rebensaft ein erfolgreiches, modernes Weinhandelskonzept entstanden ist.

Seit ihrem ersten Job hat Stephanie Döring keine Bewerbung mehr geschrieben. „Für mich gab es nur den Weg nach vorn: Ich habe immer hart gearbeitet und das hat sich ausgezahlt. Aber ich hatte auch Menschen um mich herum, die mir weitergeholfen haben. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Mit 17 Jahren begann sie ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau in ihrer Heimatstadt Münster. Eigentlich wollte Stephanie Hoteldirektorin werden, aber ihr Chef machte sie auf ihren besonderen Draht zu Wein aufmerksam und förderte ihr Talent.
Hamburg, London, Kapstadt
Nach der Ausbildung vermittelte der Ausbildungschef Stephanie in ein Hamburger Fünf-Sterne-Hotel, in dem damals auch Mastersommelier Hendrik Thoma tätig war. Sie eignete sich viel Wissen über Wein von ihm an und bildete sich mit zusätzlichen Ausbildungen weiter. 2003 zog sie nach London, um für den britischen Gastronomen und Fernsehkoch Gordon Ramsay zu arbeiten. Über sieben Jahre reiste sie um die Welt, eröffnete ein Restaurant nach dem anderen mit ihm und trug als Head Sommelière die Verantwortung für ein 25-köpfiges Team. „Es war eine großartige Zeit, aber der Anspruch war extrem hoch. Alles musste perfekt sein, denn die Augen der Presse waren jederzeit auf uns gerichtet.“
2010 blieb Stephanie für ein Jahr auf einem Weingut in Südafrika. Sie hatte schon zuvor Praktika auf Weingütern absolviert und bei Weinlesen geholfen, wollte aber einmal den ganzen Zyklus der Produktion miterleben. Ende des Jahres machte ihr ein großer deutscher Weinkonzern ein Angebot: Stephanie sollte eine Weinmarke aufbauen, die mit jüngeren Weingütern zusammenarbeitet und sich an eine jüngere Zielgruppe als bislang in der Weinbranche üblich richten sollte. 2010 kehrte sie für diese Herausforderung nach Hamburg zurück.
Neue Ansätze testen
Die Arbeit war genau das Richtige für Stephanie: „Die neue Marke war die Versuchsplattform für den Konzern. Ich hatte viele Freiheiten und konnte viel ausprobieren.“ Als eine der ersten Weinmarken kommunizierten sie verstärkt über Videos und Social Media, um die Zielgruppe zu erreichen. Das reichte jedoch nicht. „Das Problem war, dass es Wein an jeder Ecke gab und viele der Onlineshops sich mit dem Kampf um den günstigen Preis selbst kannibalisierten“, so Stephanie.
Neben der Online-Kommunikation experimentierte Stephanie mit neuen Ansätzen, wie Weinproben in Coworking-Spaces oder bei Start-ups. Im Winter 2012 eröffnete sie für sechs Monate einen Pop-up-Store in einer Eisdiele in Hamburg – der erste modernere, buntere und offenere Weinladen in der Stadt. Das Konzept ging auf und machte klar, dass das junge Unternehmen einen stationären Anlaufpunkt brauchte. So eröffnete 2014 der erste Laden auf St. Pauli. 2018 folgt ein zweiter in Köln.
Parallel gab es intern einige personelle Wechsel im Mutterunternehmen und damit änderte sich auch die Ausrichtung. Die Idee der Weinläden sollte zu einem deutschlandweiten Konzept weiterentwickelt werden. Anfangs gefiel Stephanie die Vorstellung und sie erstellte erste Businesspläne. „Aber dann habe ich mich entfremdet. Wein ist People Business und jeder Weinladen hängt von vielen Faktoren ab. Man kann nicht in jede Stadt das Gefühl von St. Pauli bringen.“
Ein überraschendes Angebot
Statt Weinläden in ganz Deutschland zu eröffnen, bekam Stephanie Ende 2018 das Angebot, die Marke zu kaufen. „Das war ein Schock, denn ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nie darüber nachgedacht, mich selbständig zu machen.“ Dennoch entschied sie sich spontan dafür. Sie besprach die Finanzierung mit ihrer Bank und startete im Januar 2019 mit dem Onlineshop weinladen.de und den beiden Läden in Hamburg und Köln in die Selbständigkeit.
Unter dem Motto „Wein ohne Dresscode“ führt Stephanie seitdem das von ihr in der Anstellung entwickelte Konzept als eigenes Unternehmen weiter. Sie arbeitet vor allem mit jungen und nachhaltigen Weingütern zusammen, und auch die Läden sehen nicht aus wie ein klassischer, holzvertäfelter Weinladen. Damit spricht sie einerseits eine jüngere Zielgruppe an, andererseits aber auch Menschen jeden Alters, die den modernen Ansatz schätzen. „Trotz allem ist die Weinbranche immer noch traditioneller und langsamer, nicht vergleichbar zum Beispiel mit der sich schnell verändernden Craft-Beer-Bewegung. Der Respekt vor dem Getränk und dem Handwerk spielen eine große Rolle. Das finde ich schön.“
Die Angst nehmen
In den stationären Weinläden können sich Kund*innen beraten lassen und Wein kaufen, aber auch einfach auf ein Glas vorbeischauen oder eine Veranstaltung organisieren. „Das Wichtigste ist mir, die Angst vor dem Wein zu nehmen. Man kann bei uns alles probieren, wir beraten ohne Fremdwörter und versuchen allen Kund*innen individuell das zu geben, was sie brauchen. Wer in den Weinladen kommt, soll sich wohlfühlen.“
Das Konzept kommt an: Im Jahr 2020 eröffnet eine Hotelgruppe auf Rügen eine Franchisefiliale. Hier ist Stephanie ausschließlich beratend tätig und beliefert den Laden. Zudem berät sie auch andere Unternehmen aus der Gastronomie und Hotellerie, erstellt individuelle Weinkonzepte, schreibt Weinkarten und schult Mitarbeitende. „Wir sind mittlerweile sehr vielseitig aufgestellt, das gibt Sicherheit. Aber auch wenn ich jetzt Unternehmerin und Weinhändlerin bin, bin ich vor allem Sommelière. So habe ich angefangen und so würde ich mich auch immer noch bezeichnen.“
Das erste Jahr
Stephanie behält nicht nur das Konzept des Weinladens bei, sondern nimmt auch alle Angestellten mit in die Selbständigkeit. Das ist nicht selbstverständlich, denn sie wechseln von einem großen Konzern in ein kleines Unternehmen. „Ich fand es großartig, dass alle mitgekommen sind, ohne das zu hinterfragen.“ Die größte Herausforderung zum Start war es, ein eigenes Lager zu finden, es zu füllen und die gesamte Logistik hinter dem Weinhandel zu organisieren.
Mittlerweile gibt es ein professionelles Warenwirtschaftssystem, aber anfangs herrschte im Lager großes Durcheinander: Paletten wurden einfach abgestellt und irgendwie die Bestellungen abgearbeitet. „Rückblickend war es gesund, dass ich etwas naiv gestartet habe: Ich hatte nie Angst, sondern habe einfach immer gemacht.“ Auch wenn Stephanie sich heute als vorsichtiger und nachdenklicher bezeichnet, ist es immer noch nicht ihr Stil, vorab große Pläne anzulegen oder alles bis ins letzte Detail durchzurechnen. „Ich glaube, in der Selbständigkeit ist es am wichtigsten, zu machen und auszuprobieren.“
Weinhandel und Online-Tastings
Stephanie ist froh, dass sie dieses erste Jahr hatte, um einigermaßen in der Selbständigkeit anzukommen, bevor im Frühjahr 2020 die Corona-Pandemie begann. Vor Corona waren die stationären Läden der Haupttreiber des Unternehmens, da die Leute gern vor Ort tranken und feierten und der Verkauf im Laden höhere Margen mit sich brachte. Den Onlineshop gab es zwar, doch er lief mehr nebenbei. Im April 2020 legten Stephanie und ihr Team ein paar Nachtschichten ein, um den Onlineshop zu verbessern und Online-Tastings zu konzipieren. „Wir mussten unser Onlineangebot schnell groß machen und das hat zum Glück gut funktioniert. Die Weinbars waren lange zu, aber die Leute haben immer noch gern Wein getrunken und der Weinhandel lief weiter.“
Ein Kollateralschaden der Pandemie war jedoch die Schließung des Weinladens in Köln. Der damals noch vom Mutterunternehmen gegründete Laden mit Weinbar hatte ohnehin von Anfang an Schwierigkeiten, ein eigenes Profil zu entwickeln. „Das Konzept und der Spirit von Machen und Ausprobieren ist in der Selbständigkeit am wichtigsten. St. Pauli lässt sich nicht so einfach auf eine andere Stadt übertragen. Wir konnten an diesem Standort keine Authentizität entwickeln.“
Die Fokussierung während der Pandemie auf die digitalen Tastings lohnte sich dagegen. Diese möchte Stephanie auch in Zukunft beibehalten, um weiterhin breit aufgestellt zu sein. „Der Hype flaut etwas ab und die Leute haben weniger Lust, ständig vor dem Rechner zu sitzen. Aber immer mehr Unternehmen arbeiten auf unterschiedliche Städte verteilt und es wird ganz normal sein, sich online für Veranstaltungen zu treffen, anstatt immer zu reisen.“

Fokus auf die eigenen Stärken
Auf solche Trends zu achten und das eigene Unternehmen zukunftssicher aufzustellen, gehört zur Selbständigkeit dazu. Stephanie trug schon als Angestellte immer viel Verantwortung und arbeitete in vielen Aspekten wie eine Selbständige. „Ich habe einfach immer gern gearbeitet, oft auch an freien Tagen, wenn es sein musste. Aber in der Selbständigkeit ist es doch noch mal anders.“ Das beginnt bei Kleinigkeiten im Alltag: Gibt eine Maschine den Geist auf, kann Stephanie das nicht mehr einfach melden. Sie muss sich selbst um Ersatz kümmern und die dazugehörige Rechnung bezahlen. Hinzu kommen laufende Kosten und Themen wie Steuern und Personal, mit denen Angestellte kaum zu tun haben.
Zudem sind Selbständige für viel mehr unterschiedliche Bereiche verantwortlich. Entscheidend ist es aus Stephanies Sicht, sich auf die eigenen Stärken zu fokussieren und sich für die Dinge, die man nicht gut kann, Hilfe zu holen. „Ich bin gut darin, Menschen für Wein zu begeistern, aber meine Zahlen gebe ich lieber an meinen externen Controller ab.“ Das gilt auch für Aufgaben, die sie interessant findet und vielleicht selbst machen könnte, aber deutlich länger brauchen würde als Profis. Gern gibt Stephanie Aufträge an Bekannte im eigenen Netzwerk ab. So kümmert sich eine Freundin aus der PR-Branche um Journalist*innenanfragen und ein Freund schreibt regelmäßig Texte für das Unternehmen.
Gerade im Freundeskreis ist es wichtig, so Stephanie, alles genau zu besprechen und fair zusammenzuarbeiten. „Vielleicht ist die Rechnung nicht so hoch wie bei einer Agentur, aber die Arbeit muss trotzdem gut bezahlt werden. Ein Netzwerk funktioniert nur, wenn es Geben und Nehmen gibt und du wertschätzt, was die andere Person für dich macht.“
Zusammen groß werden
Der Netzwerkgedanke bezieht sich für Stephanie nicht nur auf die Möglichkeit, Dienstleistungen auszulagern. Es laufen bereits einige Kooperationen mit unterschiedlichen Unternehmen; ein Bereich, den Stephanie in Zukunft weiter ausbauen möchte. Beispielsweise stehen ihre Weinregale in Agenturen und Firmen, sodass die Mitarbeitenden sich nach der Arbeit eine Flasche mitnehmen oder sich gemütlich zusammensetzen können. „Wir haben so viele Ideen, und mit Wein kann man fast jeden Menschen erreichen. In der Gastronomie, aber auch außerhalb gibt es zahlreiche Marken und Firmen, mit denen wir kooperieren und gemeinschaftlich wachsen können.“
Dafür ist ein großes Netzwerk nötig und es erfordert gerade am Anfang viel Arbeit, Zeit und Offenheit, sich dieses aufzubauen. Auch Stephanie hat nicht immer Lust, sich nach einer vollen Woche im Laden noch mit Leuten zu treffen. „Aber am Ende mache ich es trotzdem. Das gehört dazu.“ Ihr Tipp ist es, beim Netzwerken nicht direkt ganz oben anzufangen und sich nur mit den Großen zusammentun zu wollen. Stattdessen sollte man Partner*innen finden, mit denen man gemeinsam wachsen und sich gegenseitig unterstützen kann.
Arbeit und Freizeit
Trotz aller Anstrengung, und auch wenn die Arbeitswoche gerade sieben Tage hat, freut Stephanie sich jeden Tag auf die Arbeit. Die Zeit rauscht so vorbei und sie genießt es, jeden Tag zu lernen und vor neuen Aufgaben zu stehen. Einen festen Alltag hat sie nicht. Zu Beginn der Woche gibt es viel zu organisieren, da die Bestellungen aus der Gastronomie reinkommen. Sie trifft sich für Besprechungen mit ihrem Team, kümmert sich um den Einkauf und arbeitet an Weinkarten und Konzepten für Kund*innen aus Gastronomie und Hotellerie. Abends ist sie Gastgeberin bei Online-Tastings oder anderen Veranstaltungen und zwischendurch versucht sie, alle anderen Aufgaben so gut wie möglich abzuarbeiten.
Stephanies Telefon ist nie abgeschaltet und auch sonntags liest sie ihre E-Mails. „Wenn ich Lust habe, beantworte ich sie auch. Wenn nicht, dann nicht. Aktuell stresst es mich nicht, so viel zu arbeiten.“ Dennoch ist es nicht ihr Plan, dieses Pensum für immer zu halten. „Es sind ja erst vier Jahre. Am Anfang muss man vieles selbst machen und verstehen, wie es funktioniert. Dann kann man Verantwortung abgeben.“
Zukünftig möchte Stephanie gern weniger im Alltagsgeschäft arbeiten, dafür mehr Repräsentantin des Unternehmens sein. „Das ist das Ziel. Und vielleicht auch irgendwann eine Fünf-Tage-Woche.“ Schon jetzt achtet sie darauf, sich ausreichend Zeit für Sport und persönliche Freizeit zu nehmen. „Das habe ich eine Zeit lang komplett vergessen, aber das ist wichtig.“ Auch wenn sie manchmal das Gefühl hat, eine Aufgabe noch beenden zu können, entscheidet sie sich dagegen. Für sie ist das ein großer Vorteil an der Selbständigkeit. „Du bist immer involviert, aber du entscheidest selbst, wann du eine Aufgabe auch mal liegen lässt.“
Hoher Anspruch
Dass sie ihre Arbeit gern macht, bedeutet nicht, dass Stephanie jeden Tag nur gute Laune versprüht. Das hängt vor allem mit ihrem hohen eigenen Anspruch zusammen, den sie auch an ihre 19 Mitarbeitenden stellt. Es ärgert sie, wenn Dinge nicht perfekt umgesetzt werden: Gläser müssen lupenrein sein, Wein muss die richtige Temperatur haben und im Lager muss alles an seinem Platz stehen. Das sind Grundvoraussetzungen, die alle im Team kennen.
Zu Beginn der Selbständigkeit fragte sich Stephanie, ob sie über solche Punkte hinwegsehen sollte. Mittlerweile ist sie zu dem klaren Entschluss gekommen, das nicht zu tun. „Wenn wir uns über Rabatte vermarkten würden, wäre es vielleicht etwas anderes. Aber wir sind im Premiumbereich unterwegs und da muss die Dienstleistung perfekt sein.“ Am Ende sind es auch ihre genaue Art und der Perfektionismus, die den Weinladen zu dem machen, was er ist.
Das richtige Maß finden
Trotz des hohen Anspruchs an ihre Mitarbeitenden ist Stephanie daran gelegen, das richtige Maß zu finden. „Ich bin sicherlich nicht die perfekte Chefin. Manchmal merke ich im Nachhinein selbst, dass ich zu nervig war.“ Ebenso hat sie gelernt, es zu akzeptieren, dass nicht jede(r) Angestellte(r) gleichermaßen über jeden Bereich Bescheid wissen will – und muss. Grundwissen erwartet sie trotzdem. „Aber ich versuche nicht mehr, dem ganzen Team jede Information aufzudrücken. Sie machen alle einen wahnsinnig guten Job, aber niemand wird sich je so für dein Unternehmen interessieren und einsetzen, wie du selbst.“
Stephanie, was bedeutet Erfolg für dich?
„Erfolg ist für mich nicht monetär. Natürlich ist es wichtig und ein gutes Gefühl, alle Rechnungen bezahlen zu können. Aber echter Erfolg ist viel mehr, dass es dem Team gut geht, unsere Gäste sich wohlfühlen und die Winzer*innen gern mit uns zusammenarbeiten. Dass wir insgesamt positiv wahrgenommen werden!“
Tanas Consulting: Die Verbindung zwischen Unternehmen und Künstlicher Intelligenz
Wie Tanas Consulting KI in den Geschäftsalltag integriert und Unternehmen transformiert.

In den letzten Jahren hat der Bereich der Künstlichen Intelligenz beachtliche Fortschritte gemacht und ist in vielen Facetten des Alltags – ob Bildung, Arbeit oder Freizeit – präsent geworden. Inmitten dieses technologischen Wandels steht Tanas Consulting, ein Pionierunternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, Unternehmen die vielfältigen Möglichkeiten der KI näherzubringen.
Als Verbindung zwischen ambitionierten Firmen und den neuesten Entwicklungen in der KI bietet Tanas Consulting nicht nur Expertise, sondern auch praxisnahe Lösungen. Mit der wachsenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für den Unternehmensalltag wird das Engagement von Tanas Consulting immer unverzichtbarer, um Firmen dabei zu helfen, in dieser neuen Ära der Technologie optimal zu agieren.
Patrick Geiger: Der Kopf hinter Tanas Consulting
Patrick Geiger, der Gründer von Tanas Consulting, ließ sich auf seinem Werdegang maßgeblich durch seine Leidenschaft für Automatisierung leiten. Mit einem Ingenieurabschluss als solide Basis begann seine Reise in die Welt der Prozessoptimierung durch Programmierung. Doch es war die Faszination für die aufkommenden GPT-Technologien, die ihm einen besonderen Stellenwert in der Branche sicherte.
Bereits während der Anfangsphase von GPT-2 entwickelte er ein innovatives Tool zum Generieren von Artikeln. Als dann GPT-3 eingeführt wurde, folgte eine Flut von Entwicklungen, die verschiedene Aspekte der Automatisierung abdeckten. Seine Expertise zog bald die Aufmerksamkeit von Kollegen und Netzwerkpartnern auf sich, die seine Unterstützung bei der Implementierung dieser neuen Technologien suchten.
Dieser wachsende Bedarf und sein stetiges Engagement führten schließlich zur Unternehmensgründung und zum Grundstein der KI-Community bei TANAS Consulting. Seine Vision: Die Macht der KI zu nutzen, um Unternehmen in ihre beste Zukunft zu führen.

Tanas Consulting: GPT-Modelle richtig verstehen
Tanas Consulting setzt auf eine transparente und aufgeklärte Betrachtung der GPT-Modelle. Diese fortschrittlichen Sprachmodelle sind zweifellos beeindruckend, dennoch müssen Nutzer verstehen, dass sie nicht wie menschliche Intelligenzen denken oder handeln. Sie produzieren erstaunlich exakte Antworten und können komplexe Sprachmuster simulieren. Aber ihre Funktionsweise basiert auf einem tiefen Verständnis von Texten und nicht auf echtem Bewusstsein oder Verstand.
Dabei haben die künstlichen Intelligenzen sowohl Grenzen als auch beeindruckende Möglichkeiten. Tanas Consulting zielt darauf ab, die Stärken dieser Modelle optimal zu nutzen und gleichzeitig ihre Einschränkungen zu berücksichtigen. Der Schlüssel liegt darin, das Potenzial dieser Technologie zu erkennen, während man realistische Erwartungen daran setzt und sie in einem richtigen Rahmen verwendet.
Klare Ziele: Das will Tanas Consulting
Hinter Tanas Consulting steht ein Team von Fachleuten, die ihre Passion und Expertise im Bereich der Automatisierung und der GPT-Technologie vereinen. Jedes Mitglied bringt einzigartige Fähigkeiten und Kenntnisse mit, was das Unternehmen zu einer starken Kraft in der Branche macht. Gemeinsam verfolgen sie klare Ziele: Die Effizienz von Unternehmen durch den Einsatz fortschrittlicher Technologien zu steigern, menschliche Fehler zu minimieren und so die Produktivität nachhaltig zu erhöhen.
Die Skalierbarkeit von Prozessen steht dabei ebenso im Fokus. Ein zentrales Element ihrer Strategie ist der Einsatz von Automatisierungstechniken, insbesondere solchen, die auf GPT-Modellen basieren. Mit diesem Ansatz ermöglicht Tanas Consulting Unternehmen, sich an die Spitze des technologischen Wandels zu setzen und von den vielen Vorteilen, die Künstliche Intelligenz bietet, zu profitieren.
Tanas Consulting hat es sich zur Aufgabe gemacht, das komplexe Feld der GPT-Technologie zugänglicher und verständlicher zu gestalten. Ein zentrales Element ihres Angebots ist die AI-Akademie, eine Plattform, die Bildung und Gemeinschaft miteinander verknüpft. Innerhalb dieser Akademie findet sich der Kurs Tanas Text Mastery. Dieser Kurs dient als Einstiegspunkt und vermittelt sowohl die Grundlagen von ChatGPT als auch fortgeschrittene Techniken, die eine effiziente Interaktion mit dem Modell ermöglichen.
Für einen breiteren Einstieg in die Welt der KI wird der Kurs Tanas AI Mastery angeboten. Derzeit wird auch an einem Kurs zur Bilderstellung mit KI gearbeitet.
Doch die Reise endet hier nicht. Ein speziell konzipierter Kurs legt den Fokus auf das "Prompt Design", eine Kunst für sich. Hier lernen die Teilnehmer, wie man effektive Befehle für Sprachmodelle wie ChatGPT formuliert. Dieses Wissen ermöglicht es, präzise und relevante Antworten von den Modellen zu erhalten und somit die Möglichkeiten der Technologie optimal auszuschöpfen.
Immer auf dem Laufenden durch regelmäßigen Austausch
Einen besonderen Mehrwert stellt die begleitende Community dar. Über eine aktive Discord-Community bietet Tanas Consulting einen Raum für den Austausch, die Vernetzung und kontinuierliche Weiterbildung. Hier können Fragen gestellt, Erfahrungen geteilt und neue Entwicklungen diskutiert werden. Ergänzt wird dieses Angebot durch wöchentliche Livestreams, in denen tiefer in bestimmte Themen eingetaucht wird und aktuelle Fragen der Community adressiert werden.
Übergreifend bietet Tanas Consulting mit seiner AI-Akademie und der engagierten Community ein Komplettpaket, das darauf abzielt, das volle Potenzial der GPT-Technologie zu erschließen und für jeden zugänglich zu machen.
KI: Vielseitige Anwendungsmöglichkeiten für Unternehmen
Die Integration von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen öffnet die Tür zu einer Vielzahl von Vorteilen und Anwendungen. In erster Linie kann KI dazu beitragen, betriebliche Prozesse zu optimieren. Durch die Automatisierung von Routinetätigkeiten können Mitarbeiter sich komplexeren und individuelleren Aufgaben widmen, was die allgemeine Effizienz steigert und gleichzeitig Kosten senkt.
Ebenfalls ein bedeutender Anwendungsbereich ist die Datenanalyse. Mit KI-Systemen können riesige Mengen an Daten in kürzester Zeit analysiert werden, um Muster zu erkennen, Vorhersagen zu treffen oder Geschäftsentscheidungen zu unterstützen. Dies ermöglicht es Unternehmen, Markttrends schneller zu erkennen, den Kundenbedarf besser zu verstehen und maßgeschneiderte Angebote zu erstellen.
Kundenservice ist ein weiteres Feld, in dem KI glänzt. Chatbots und virtuelle Assistenten können Kundenanfragen rund um die Uhr beantworten, wodurch die Kundenzufriedenheit gesteigert und der Serviceprozess optimiert wird. Darüber hinaus ermöglicht die KI personalisierte Marketingstrategien, indem sie das Verhalten und die Präferenzen der Kunden analysiert und zielgerichtete Angebote erstellt.
Außerdem bietet KI auch im Bereich Forschung und Entwicklung unschätzbare Vorteile. Sie kann bei der Entwicklung neuer Produkte helfen, indem sie Simulationen durchführt oder innovative Lösungen für bestehende Herausforderungen vorschlägt.
Es wird deutlich: KI transformiert bereits jetzt die Geschäftswelt, indem sie Unternehmen ermöglicht, agiler, effizienter und kundenorientierter zu agieren. Sie bietet nicht nur Lösungen für aktuelle Herausforderungen, sondern öffnet auch neue Wege für Innovation und Wachstum.
Das ABC der KI: Wie Tanas Consulting Unternehmen den Weg weist
Tanas Consulting ist ein Vorreiter im Bereich Künstliche Intelligenz, der den Weg in eine Ära der Automatisierung und Optimierung weist. Durch das engagierte Team, die fundierte Expertise und die innovative Herangehensweise hat sich Tanas Consulting als vertrauenswürdiger Partner für Unternehmen etabliert, die den Sprung in die Zukunft der Technologie wagen wollen.
Mit einer klaren Vision und dem unermüdlichen Streben nach Exzellenz zeigt Tanas Consulting, dass die Grenzen dessen, was möglich ist, ständig erweitert werden können. In einer Welt, in der Technologie und Fortschritt Hand in Hand gehen, steht Tanas Consulting an vorderster Front und lädt alle ein, gemeinsam in eine vielversprechende Zukunft zu blicken.
Akoua: Ratinger Start-up verwertet Cashew-Apfel-Abfälle
Das Start-up Akoua verarbeitet den bislang ungenutzten Cashew-Apfel-Abfall aus Westafrika zu vitaminreichem Saft und bringt ihn nach Europa.

Die Bedeutung von Lebensmittel und die Reduktion von deren Verschwendung nimmt ständig zu. Viele Unternehmen sind bestrebt, Lebensmittel, die sonst auf dem Müll landen, anderweitig zu verwenden. Genau das hat sich auch Simon Debade, Gründer des Start-ups Akoua, auf die Fahne geschrieben. Der studierte Informatiker hat sich nach zehn Jahren als Software-Test-Manager von der Tech-Szene gelöst und sich den Cashew-Nüssen und -äpfeln gewidmet.
Der Grund: In einer 150-Gramm-Dose Cashew-Kerne sind laut dem Akoua-Gründer ungefähr 90 bis 100 verarbeitete Kerne enthalten. Nur wenigen Konsument*innen sei es bewusst, dass an jedem einzelnen Cashew-Kern ein Obst hängt, das ungefähr gleich groß ist wie ein Apfel. “Während 100 Prozent der Cashew-Kerne exportiert werden, werden nur ein Prozent der Cashew-Äpfel verarbeitet. Der Rest wird entsorgt”, erklärt der Gründer. Mit seinem Start-up verfolgt Debade daher das Ziel, die Lebensmittelindustrie durch die Verwertung der bisher ungenutzten Cashew-Äpfel zu revolutionieren.
Akoua nutzt Cashew-Äpfel, die in Westafrika ansonsten im Müll landen
Folglich dreht sich in Debades Welt alles um Cashew-Äpfel, die in seiner Heimat Benin in Westafrika – einer der weltweit größten Cashew-Produzenten – bislang ein Abfallprodukt bei der Ernte von Cashew-Kernen darstellen. Cashew-Äpfel sind in Europa als frisches Obst kaum bekannt, da sie nur schlecht gelagert werden können und schnell am Ernteziel verarbeitet werden müssen. Schon die kleinste Druckstelle führe dazu, dass die Frucht schnell faul und somit für den Export ungeeignet werde.
In den meisten Fällen landen die Cashew-Äpfel im Müll, weil am Ernteort die Infrastruktur für die Verarbeitung fehle. “Das ist nicht nur eine große Verschwendung, sondern für die Bauern auch ein großer finanzieller Verlust. Das wollte ich auch im Sinne der Nachhaltigkeit verändern”, so der Gründer.
Cashew-Äpfel als Vitamin-C-Bomben
Aus diesem Grund arbeitet Debade daran, mit Partner*innen in Benin die Verarbeitungsmöglichkeiten vor Ort zu erhöhen, damit die Cashew-Äpfel nicht im Rohzustand, sondern in Form von Endprodukten als Saft, Marmelade oder Likör exportiert werden können. “Mit unseren Partnern machen wir den vor Ort aus dem Cashew-Apfel gewonnenen Saft haltbar, importieren ihn nach Europa und geben ihm damit den Mehrwert, den er aufgrund seiner Inhaltsstoffe verdient”, erklärt der Founder.
Mit seinem Start-up sorgt der Gründer nicht nur für eine nachhaltige Cashew-Ernte, sondern auch dafür, dass Bäuer*innen, die bisher nur wenig Geld mit den Cashew-Kernen verdient haben, rund 30 Prozent mehr Gewinn erzielen. “Sie bekommen mehr Geld für ein Produkt, welches schon vorhanden ist, aber bisher kaum bis gar nicht verwertet wurde”, so Debade. Zudem seien Cashew-Äpfel wahre Vitamin-C-Bomben, da sie im Vergleich zu Orangen 5-mal mehr Vitamin-C enthalten.
Verantwortung übernehmen - nachhaltige Lösungen finden
Die Idee zu Akoua kam dem Gründer eines Tages, als seine Tochter, deren afrikanischer Name “Akoua” den Unternehmensnamen inspirierte, Debade darauf aufmerksam machte, dass er süchtig nach Cashewkernen sei. Daraufhin recherchierte der Informatiker, wie er mehr aus Cashew-Äpfeln machen könnte.
Kurz darauf lernte er seine in Benin ansässige Geschäftspartnerin Thérèse Shalom kennen. Beide hatten die Vision, den Geschmack der unberührten Natur und somit das erfrischende Cashew-Apfel-Getränk, das nach herkömmlichen Apfelsaft schmecken soll, mit der Welt zu teilen. “Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und nachhaltige Lösungen zu finden”, so Debade.
Mehr dazu am Montag beim Auftakt der neuen Staffel von Die Höhle der Löwen: Ebenfalls mit dabei: Brizza, Futurised, Mitmalfilm und DR. VIVIAN KARL.
Niostem: Hightech für die Haare
Das Kölner Start-up Mane Biotech packt das Thema Haarausfall bei der Wurzel.

Haarausfall ist ein Problem, das im Schnitt 80 Prozent aller Männer im Laufe ihres Lebens betrifft. Auch bei Frauen ist das Phänomen keine Seltenheit, jedoch leiden diese im Vergleich zu Männern unter einer Vielzahl von Subvarianten, was das Problem bzw. dessen Lösung zusätzlich verkompliziert.
Mittel und Methoden, den Haarausfall zu stoppen oder gar Haarwuchs zu reaktivieren, gibt es zuhauf. Zu einer Vielzahl von Medikamenten und Shampoos sowie zur Möglichkeit von Transplantationen gesellt sich nun eine innovative Methode. Das junge Kölner Start-up Mane Biotech hat unter der Marke niostem eine womöglich bahnbrechende Lösung gefunden, um dieses Problem zumindest für Männer endlich zu lösen. Dabei setzt das Start-up rund um den Zellbiologen Dr. Carlos A. Chacón-Martínez und Co-Founder Emil Aliev, der zuvor im Bereich Merger & Acquisitions bei Capitalmind tätig war, auf einen smarten Hightech-Helm namens niostem.
Bioelektrische Stimulation statt Chemikalien
Dr. Carlos Chacón vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns hat sich der Erforschung von Haarfollikel-Stammzellen gewidmet und dabei das Potenzial für Haut- und Haarregeneration entdeckt. Die Forschungsergebnisse einer Pilotstudie des Wissenschaftlers sind vielversprechend und weisen die positiven Wirkungen auf den Haarwuchs bei den Probanden nach.
Anders als bei Medikamenten gegen Haarausfall wird bei der niostem-Methode nicht das Testosteron im Körper unterdrückt, sondern bioelektrische Stimulation dazu verwendet, um die Haarstammzellen zu reaktivieren und dadurch den Haarausfall zu stoppen sowie Haarwachstum zu starten. „Unsere Technologie nutzt schwache elektrische Impulse zur Stimulation, die zur Verjüngung der Haarstammzellen beitragen“, so Mitgründer Emil Aliev. „Regeneration der Zellen bietet den großen Vorteil, auf natürliche Art und Weise Haarwachstum anzuregen,“ ergänzt der gebürtige Kolumbianer Dr. Chacón-Martínez.
Für diesen Zweck wird ein Wearable in Form eines Hightech-Helms verwendet, der laut niostem in einer sechsmonatigen Pilotstudie gezeigt hat, dass der Haarausfall bei 95,4 Prozent der Testpersonen nach drei Monaten und bei 100 Prozent der Probanden nach sechs Monaten gestoppt werden konnte. Weitere Ergebnisse der Pilotstudie: Die Haardichte hat bei den Testpersonen innerhalb eines halben Jahres um durchschnittlich 19,3 Prozent zugenommen; das bedeutet letztlich 19 Prozent mehr Haare in nur sechs Monaten. „Wie bei einem stehen gebliebenen Motor reaktivieren wir die Funktionalität der Stammzelle mit einem Elektroimpuls. Danach übernimmt der Körper“, bringt es Mitgründer Emil Aliev auf den Punkt.
Regelmäßige Anwendung führt zum Erfolg
Niostem ist einfach zu benutzen und erfordert 30 Minuten täglich, um messbare Erfolge zu erzielen. Die begleitende App hilft den Nutzern dabei, den Helm richtig zu positionieren; integrierte Sensoren geben Live-Feedback. Außerdem werden die im Laufe der Zeit erreichten Fortschritte angezeigt. „Niostem hat das Potenzial, das Leben von Millionen von Menschen positiv zu verändern“, ist sich Emil Aliev sicher.
Unterstützung fand das Start-up durch die Forschungszulage der deutschen Bundesregierung. Knapp 200.000 Euro Förderung konnten mit dem Förderspezialisten INNOMAGIC für die Entwicklung des Geräts gesichert werden, was einen entscheidenden Anschub für das junge Unternehmen bedeutete.
Über die Crowdfunding-Plattform Indiegogo haben die Kölner nun den ersten Verkauf gestartet. In nur sieben Minuten hat das Start-up das anvisierte Ziel von 50.000 Euro übertroffen. Die erste Charge des tragbaren Geräts ist bereits vergriffen. Zum Marktstart soll das Wearable dann regulär 1230 Euro kosten. Damit ist niostem definitiv kein Schnäppchen. Jedoch bietet es eine 180-tägige Geld-Zurück-Garantie an, sollte Mann keine entsprechenden Ergebnisse erzielen.
Optocycle: Tübinger Start-up vereinfacht Bauschutt-Recycling mithilfe von KI
Das 2022 von Max-Frederick Gerken und Lars Wolff gegründete Start-up OPTOCYCLE entwickelt KI-basierte Systeme zur optischen Klassifizierung von Bauschutt und Baumischabfällen und wird dabei durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt.

Werden Gebäude abgerissen oder etwa Straßen aufgerissen, bleiben sogenannte mineralische Bauabfälle zurück – laut dem Umweltbundesamt waren es 2020 mehr als 220 Millionen Tonnen allein in Deutschland. Das Start-up Optocycle aus Tübingen entwickelt mit Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein System, das per Kameras und künstlicher Intelligenz Bauabfälle klassifiziert. So sollen die unterschiedlichen Bestandteile des Bauschutts besser voneinander getrennt und dadurch effektiver wiederverwertet werden können.
Potenzial stofflicher Wiederverwertung von Bauschutt mehr ausschöpfen
Beton, Ziegel, Keramik, Kunststoff und Metall: Bauschutt besteht aus vielen verschiedenen Materialien, sogenannten Stoff-Fraktionen. Deren Herstellung kostet Ressourcen sowie Energie und verursacht erhebliche klimaschädliche Treibhausgase (THG). „Allein auf die Zementproduktion – ein wichtiger Bestandteil von Beton – entfallen derzeit etwa acht Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen“, sagt Franz-Peter Heidenreich, der Leiter des DBU-Referats Wasser, Boden und Infrastruktur. Wichtig sei daher, dass nach einem Gebäudeabriss so viele Bauabfälle wie möglich hochwertig recycelt werden.
Das Problem: Der Bauschutt wird meistens per Lastwagen zu Entsorgungsbetrieben transportiert und dort ohne digitale Hilfsmittel klassifiziert. „Ein automatisches Sortieren der Bauabfälle nach recycelbaren und schadstoffarmen Materialien könnte Kosten einsparen, wäre präziser und ganz im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft“, sagt Heidenreich. Bauschutt werde jedoch derzeit zu einem großen Teil niederwertig für den Straßen- und Deponiebau sowie zum Verfüllen von stillgelegten Tagebauen verwendet. „Dabei ließe sich das Potenzial zum Einsparen von Rohstoffen und Treibhausgas-Emissionen durch ein Wieder- und Weiterverwerten im Hochbau viel mehr ausschöpfen“, so der DBU-Fachexperte. Bestimmte Bauschutt-Bestandteile könnten nach seinen Worten beispielsweise zu Recyclingbeton oder Dämmstoffen verarbeitet werden.
Bauschutt-Recycling vereinfachen
Damit in Zukunft mehr Abbruchmaterial wieder zu hochwertigen Produkten verarbeitet werden kann, entwickelt Optocycle ein System, das automatisch unterschiedliche Stoff-Fraktionen erkennt. „Zuerst nehmen Kameras Bilder des Bauschutts auf, zum Beispiel von einer Lastwagen-Ladung oder einem Förderband“, erklärt Mitgründer und CEO Max-Frederick Gerken. „Die von uns entwickelte Software bestimmt dann durch optische Auswertung der Bilder mittels künstlicher Intelligenz die stoffliche Zusammensetzung des Materials.“ Abbruchunternehmen, Entsorgungsbetriebe oder Rohstoffproduzenten könnten das System entweder kaufen oder mieten und in üblichen Fahrzeugwaagen montieren.
Pilotanlage des Erkennungssystems im Betrieb
In der Nähe von Stuttgart im Betrieb von Walter Feeß, der als Wegbereiter für Recycling-Beton gilt, ist die Einfahrtswaage bereits mit einer Optocycle-Pilotanlage ausgestattet und unterstützt die Mitarbeitenden bei der Sortierung und Analyse verschiedener Stoff-Fraktionen. „Durch genaue Aussagen über die Zusammensetzung von Bauschutt ermöglicht unsere Technologie eine optimale Nutzung von Abbruchmaterial“, sagt Optocycle-CEO Gerken. Durch eine solche umfassende Kreislaufwirtschaft werden nach seinen Worten Ressourcen effizienter genutzt sowie der Verbrauch von Rohstoffen und Abfall reduziert. DBU-Fachexperte Heidenreich: „Zudem könnte das Vorhaben durch die im August in Kraft getretene Ersatzbaustoffverordnung für Entsorgungsfirmen interessant werden, zum Beispiel bei Annahme- und Qualitätskontrollen.“ Es sei geplant, das Erkennungssystem auf die Analyse von Bio- und Papierabfällen zu übertragen. Die DBU fördert das junge Unternehmen mit etwa 109.000 Euro.
score4impact: Werteorientiertes Wirtschaften in den Fokus gerückt
Durch wertorientiertes Wirtschaften Lösungen für die wachsenden globalen Herausforderungen finden und konkrete Hilfe vor Ort leisten – das will die neu gegründete Score 4 Impact gGmbH leisten.

@ Magnus Wiedemann
ESG-Reporting wird ab 2025 für viele Unternehmen in Deutschland Pflicht, und diese regulatorische Entwicklung stellt einige Unternehmen vor eine große Herausforderung: Wie können sie ihr Engagement vor allem rund um Soziales Engagement tatsächlich messen? Dabei unterstützt sie ab sofort score4impact.
Die gemeinnützige GmbH, im Juli 2023 von den drei Unternehmerinnen Ana-Cristina Grohnert, Tatjana Kiel und Nina Paul gegründet, bietet eine Plattform, die Unternehmen und Hilfsprojekte zusammenbringen will – und dabei Hilfsangebote und konkrete Bedarfe an Krisenherden matcht – zunächst in Deutschland und der Ukraine und mit späterer Ausweitung auf weitere Regionen. Quasi eine Partnervermittlung auf wirtschaftlicher und gemeinnütziger Basis.
Wirtschaft neu denken
„Wir wollen Wirtschaft neu denken. Unternehmerisches Handeln hat bislang allein den Profit in den Vordergrund gestellt“, sagt Ana-Cristina Grohnert. „Jetzt brauchen wir werteorientiertes Wirtschaften.“ Grohnert ist Co-Founderin der Berlin Advisory Group, saß bis 2019 bei der Allianz im Vorstand, war Managing Partnerin bei Ernst & Young und Vorstandsvorsitzende der Charta der Vielfalt.
In der heutigen Zeit mit ihren multiplen Krisen könne und müsse die Wirtschaft mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen als in der Vergangenheit. Sprich: Helfen und umsetzen! Nachhaltig, professionell und messbar. „Die Zeiten, als Unternehmen Gutes nur getan haben, um darüber reden zu können, sind vorbei“, sagt Tatjana Kiel. Sie ist Geschäftsführerin von Klitschko Ventures, einem Hamburger Consulting-Unternehmen und der Hilfsorganisation #WeAreAllUkrainians gGmbH.
Geschäftsführerin der neuen Score 4 Impact gGmbH ist die Marketing- und CSR-Expertin Nina Paul. Sie sagt: „Viele Unternehmen haben ohne standardisierten Prozess geschaut, wie sie sich engagieren, wohin sie Geld spenden können und was konkret mit ihrem Geld genau umgesetzt werden soll. Zukünftig hilft score4impact dabei, wirklich relevante Projekte zu finden, die nicht nur Symptome behandeln, sondern Lösungen für echte Ursachen finden.“
Unternehmerisches Denken auf die Nachhaltigkeitsstrategie und Gemeinnützigkeit ausweiten – mit Zahlen, Daten, Fakten
Ein wichtiger Baustein ist bei score4impact das Reporting. „So wird der Social Impact gemäß der ESG-Regularien und der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung messbar“, sagt Tatjana Kiel. Das heißt: Wenn sich Unternehmen heute gesellschaftlich engagieren, wird dies gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) im Geschäftsbericht zukünftig genauso wichtig wie die Umsatzzahlen. Wie bei der Finanzberichterstattung braucht es auch bei diesen Projekten eindeutige Kennzahlen. Die Datenqualität darf nicht den finanziellen Kennzahlen hinterherhinken. Letztlich müssten ESG-Ziele ein prägender Teil der Unternehmenssteuerung werden. Denn das Thema soziale Verantwortung werde immer wichtiger – über Kapital-, Absatz- und Arbeitsmärkte hinweg.
Wer als Unternehmen nur noch auf Profit aus sei, wirke auf heutige Stakeholder aus der Zeit gefallen. „Um zukunftsfähig zu sein, müssen sich Unternehmen vielmehr als Teil eines Ökosystems verstehen. Nur wenn es dem gesamten System gut geht, kann das einzelne Unternehmen langfristig erfolgreich sein. Die ESG-Transformation ist deshalb eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Wertorientiertes Wirtschaften und Ökonomie müssen Hand in Hand gehen“, sagt Ana-Cristina Grohnert.
Der Wert eines Unternehmens spiegelt sich zunehmend in den außerbilanziellen immateriellen Vermögenswerten und Werttreibern wider, die mit wirtschaftlichem und sozialem Wohlstand verbunden sind, wie das World Economic Forum in einem White Paper 2020 postulierte.
Fördermitglieder als Fundament
Getragen wird die gemeinnützige Initiative score4impact von Fördermitgliedern. Als erster Premium-Partner ist das Unternehmen dm-drogerie markt an Bord. „Klimabewusstes und ressourcenschonendes Handeln stehen im Fokus unseres Engagements im Bereich ökologischer Zukunftsfähigkeit“, sagt dm-Geschäftsführerin Kerstin Erbe. „Mit der Hilfe von score4impact wollen wir auch unser langjähriges soziales Engagement weiterentwickeln und auf eine noch professionellere Basis stellen. Und dabei helfen, dass auch andere Unternehmen sich entscheiden, diesen Weg einzuschlagen.“
Die Beiträge der Fördermitglieder finanzieren die Geschäftsstelle in Hamburg. Spendengelder hingegen fließen zu 100 Prozent in die Projekte.
PackEx: Perfekt verschachtelt
Das Wormser Verpackungs-Start-up PackEx setzt auf nachhaltige Kleinauflagen in Serienqualität.

PackEx wurde 2019 als Innovationsprojekt der Faller Packaging in Worms am Rhein gegründet, um eine ressourcenschonende und vor allem auch vollständig digitale Produktion von Faltschachteln zu ermöglichen. Das Start-up hat sich auf die Fertigung von Kleinserien bereits ab der ersten Auflage spezialisiert. Besonders in der Produktion von kleineren Auflagen ist die herkömmliche Fertigung bis dato nicht sehr nachhaltig aufgestellt und nimmt oftmals eine hohe Verschnittrate in Kauf. Obwohl immer mehr Hersteller auf Umverpackungen für ihre Produkte verzichten, um Abfall zu reduzieren, gibt es einige Branchen, in denen sie im Rahmen der Verpackungspflicht obligatorisch sind, um den Inhalt vor Beschädigungen zu schützen oder hygienische Standards einzuhalten. Gerade für diese Unternehmen ist eine nachhaltige Lösung unabdingbar.
„Unsere Kunden kommen aus den unterschiedlichsten Branchen, besonders aus den Bereichen Healthcare, Kosmetik, Pharma, Food und Elektronik sowie Werbung. Sie sind aktiv auf der Suche nach Anbietern, die ihnen dabei helfen, ihren ökologischen Fußabdruck zu optimieren und dabei die Wirtschaftlichkeit zu erhalten“, so Julian Erhard, Co-Founder und CEO von PackEx.
Den ökologischen Fußabdruck optimieren
„Als Tochter der Faller Packaging kennen wir natürlich die Pain Points und Hürden, die sich aus der traditionellen Herstellung ergeben: Die Systeme, mit denen gearbeitet wird, machen die Produktion von kleineren Serien unwirtschaftlich, weshalb die Kunden dazu gezwungen sind, mehr zu bestellen als sie eigentlich benötigen. Die Überschussware muss anschließend eingelagert werden, wodurch erneut Kosten entstehen. Um einen vermeintlich inhärent unwirtschaftlichen Prozess wirtschaftlich zu machen, haben wir diverse Patente und eigene Maschinen entwickelt, auf die wir sehr stolz sind.
In unserem Werk in Worms arbeiten wir beispielsweise mit einem Hochleistungslaser, der das herkömmliche Stanzwerkzeug ersetzt“, erläutert Erhard. Durch den Einsatz neuester Technologien, dank automatisierter Produktionsverfahren sowie der Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen und emissionsarmem Versand der Ware, spart PackEx bei Vollauslastung der Produktion bis zu 87 Prozent Rohmaterial, rund 1400 Tonnen CO2 und 1500 Tonnen Abfall pro Jahr ein und wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen des Umweltinnovationsprogramms mit rund 1,6 Mio. Euro gefördert.

Disruptor der Verpackungsindustrie
Als Disruptor der Verpackungsindustrie schafft das Start-up durch digitalisierte Prozesse vor allem drei Dinge, die für die Branche bisher einzigartig sind: vollständige Individualisierung der Umverpackungen ohne auf Standardgrößen oder Formate zurückgreifen zu müssen, eine kurze Time-to-Market durch Express-Produktion und die Herstellung von Kleinstauflagen in Serienqualität – für alle Unternehmen, die schnell und flexibel auf Änderungen im Markt reagieren oder ein neues Produkt auf dem Markt testen möchten. Gerade in Zeiten der Pandemie ist das ein wichtiger Faktor, da sich die Nachfrage nach Produkten rasant ändern kann und eine zeitkritische Auslieferung der Ware nicht an langwierigen Produktionsprozessen für die bürokratisch notwendigen Umverpackungen scheitern sollte.
Für 2021 hat sich der CEO fest vorgenommen, dem Themenfeld Nachhaltigkeit in der Verpackung zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen – auf Unternehmens- und auf Endkundenseite. Hierfür sei es besonders wichtig, das Thema noch stärker ins Bewusstsein der Konsumenten zu rücken. „Unser Ziel ist es, uns fest im Verpackungsmarkt zu etablieren und als die nachhaltige Alternative für Produktverpackungen zusammen mit unseren Kunden aus allen Branchen zu wachsen“, so Julian Erhard abschließend.
Kreislaufwirtschaft: Zwischen verschärften Vorschriften und neuen Marktchancen
Die globale Kreislaufwirtschaft tut sich schwer. Und das, obwohl sie sich längst von einer Nischenidee hin zum Trendthema entwickelt hat. Wir beleuchten die Probleme und Herausforderungen der Circular Economy und zeigen die Chancen für Start-ups in diesem spannenden Umfeld auf.

Die weltweite Kreislaufwirtschaft ist rückläufig. Zu diesem Ergebnis kam Anfang 2023 der Circularity Gap Report, der seit 2018 in regelmäßigen Abständen die wichtigsten globalen Kennzahlen für Kreislaufwirtschaft liefert. Der Report zeigt, dass derzeit nur 7,2 Prozent der jährlich aus der Erde entnommenen neuen Materialien wiederverwendet oder ordnungsgemäß recycelt werden. Im Jahr 2019 betrug der Wert noch 9,1 Prozent.
Das Ergebnis ist durchaus überraschend, da sich Kreislaufwirtschaft in den letzten Jahren von einer Nischenidee hin zu einem Trendthema entwickelt hat. Harald Friedl, führender Experte für Kreislaufwirtschaft, erläutert die Gründe dafür wie folgt: „Global verbrauchen wir immer mehr Ressourcen, zugleich gewinnt aber das Thema Kreislaufwirtschaft in den letzten Jahren viel mehr an Öffentlichkeit und Breite.“ Harald Friedl, der 2018 den Circularity Gap Report mitbegründet hat und seit über zehn Jahren Regierungen und Unternehmen weltweit im Übergang von einer linearen zu einer kreislauffähigen Wirtschaft berät, verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Regulatorik und den EU-Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft. Dieser umfasst rund 30 Maßnahmen und steht im Einklang mit dem European Green Deal, der Europa zu einem grünen Vorreiter-Standort machen soll. Erst im November 2022 schlug die Kommission neue EU-weite Vorschriften für Verpackung vor. Nach den neuen Vorschriften sollen alle Verpackungen auf dem EU-Markt bis 2030 wiederverwendbar oder recycelbar sein. Zudem soll auch der bisherige Geltungsbereich der Ökodesign-Richtlinie erweitert werden, um die Reparierbarkeit von Produkten und deren Lebensdauer zu verbessern.
Neben EU-weiten Regelungen wird zudem auch auf internationaler Ebene verhandelt. Erst Anfang Juni ist in Paris die zweite von fünf zwischenstaatlichen Verhandlungsrunden für ein UNO-Plastikabkommen zu Ende gegangen. So wurde im Rahmen der UN-Konferenz erstmalig über eine mögliche Plastikobergrenze diskutiert, die weitreichende Folgen für die Plastikindustrie und künftige Investitionsentscheidungen hätte. Insgesamt sind fünf Verhandlungsabrunden für das Abkommen angesetzt, wobei Ende 2024 ein erster Entwurf vorliegen soll und 2025 das Abkommen beschlossen werden könnte. Ob eine derartige Obergrenze eingeführt wird, steht jedoch noch zur Disposition und wird Teil weiterer Verhandlungsrunden sein. So stehen Staaten wie die USA, China oder die Golfstaaten einem strengen Abkommen kritisch gegenüber.

Business Coalition for a Global Plastics Treaty
Mittlerweile hat aber auch die Wirtschaft die Dringlichkeit des Themas erkannt, wobei 2022 die sogenannte Business Coalition for a Global Plastics Treaty gegründet wurde. Dabei handelt es sich um eine weltweite Koalition aus Unternehmen, NGOs und Finanzinstituten, die sich dazu verpflichten, ein derartiges UN-Plastikabkommen zu unterstützen. Zudem verfolgen die Teilnehmenden laut Eigendefinition die Vision, dass „Kunststoff dank Kreislaufwirtschaft künftig nicht mehr zu Abfall wird“.
Teil der Koalition ist beispielsweise die österreichische Greiner AG, die im Bereich Kunststoff- und Schaumstofflösungen zu den Weltmarktführern gehört. Unter anderem zählt das Unternehmen mit seiner Sparte Greiner Packaging zu den weltweit führenden Herstellern von Joghurtbechern und produziert für das Münchner Start-up Air up die bekannten Trinkflaschen für die sogenannte Geruchslimonande. Die Greiner AG hat sich dabei zum Ziel gesetzt, bis 2030 ein „umfassend zirkuläres Unternehmen“ zu werden. Dabei setzt das Unternehmen unter anderem auf Innovationen, die sich durch ein neues Produktdesign auszeichnen. Eine noch recht junge Entwicklung ist beispielsweise ein sich selbsttrennender KartonKunststoff-Becher, der sich durch eine besonders hohe Recyclingfähigkeit auszeichnet.
German AI Startup Landscape 2023
Das gemeinnützige appliedAI Institute for Europe veröffentlicht die sechste jährliche KI-Startup-Landscape - hier die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick.

Der Hype um künstliche Intelligenz (KI) spiegelt sich im erhöhten Gründungsfieber wider: Die Zahl der in Deutschland ansässigen KI-Start-ups hat massiv zugenommen. Insgesamt 508 KI-Start-ups sind in der diesjährigen German AI Startup Landscape des appliedAI Institute for Europe gelistet – ein Wachstum von 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Neben dem deutlichen Wachstumsschub ist auch die hohe Überlebensrate der KI-Start-ups ein positives Zeichen für den deutschen Markt. Von 304 Jungunternehmen im Jahr 2022 bleiben 262 in der Landschaft bestehen, 246 wurden neu hinzugefügt. Das Ausscheiden von circa 15 Prozent der Start-ups hatte diverse Gründe, beispielsweise durch eine Übernahme (28 %) oder der Verlust des Start-up-Status durch die Überschreitung der 10-Jahre-Altersgrenze (24 %). Zudem verlagerten 10 Prozent entweder ihr Produkt oder das Unternehmen in ein anderes Land, etwa in die USA. Einen möglichen Grund dafür sieht Dr. Andreas Liebl, Gründer und Geschäftsführer des appliedAI Institute for Europe, in den negativen Auswirkungen der zukünftigen strengen europäischen regulatorischen Anforderungen: „Noch haben wir in Deutschland eine Vielzahl an KI-Start-ups, doch die Regulatorik durch den EU AI Act wird dazu führen, dass besonders betroffene Start-ups in Länder abwandern, in denen weniger reguliert wird.“ Der EU AI Act ist das erste KI-Gesetz der EU-Kommission im Rahmen der EU-Digitalstrategie. Der Gesetzesentwurf enthält bestimmte Vorschriften für die Verwendung von KI in der Forschung und Wirtschaft in der Europäischen Union.
Starke Gründungsstandorte, hohe Investments
Die Städte Berlin und München sind mit 165 bzw. 99 (Großraum München: 108) KI-Start-ups weiterhin die Neugründungszentren der deutschen KI-Start-up-Szene. An beiden Standorten sind damit zusammen 52 Prozent der deutschen KI-Start-ups ansässig. Trotz dieses weiterhin hohen Anteils schrumpft die Bedeutung der beiden Städte Jahr für Jahr. So betrug der Anteil 2021 noch 64 Prozent, ein Jahr später sank er bereits auf 57 Prozent. Andere Städte, wie Hamburg, Darmstadt, Karlsruhe und Köln, bringen 2023 wiederum mehr Gründungen hervor als noch 2022. Auch auf Länderebene dominiert erneut Berlin mit 32,5 Prozent die KI-Landschaft deutlich, gefolgt von Bayern (24,6 %), Nordrhein-Westfalen (10,2 %) und Baden-Württemberg (9,6 %).
Für die Landscape werden die aufgeführten Start-ups nicht nur standortspezifisch, sondern auch hinsichtlich der erhaltenen finanziellen Mittel analysiert. Etwa die Hälfte der aufgeführten Unternehmen hat einen erheblichen Finanzierungsbetrag erhalten: 81 KI-Start-ups erhielten mehr als 10 Millionen USD. 119 KI-Start-ups bekamen eine Finanzspritze zwischen 1 und 10 Millionen USD. Generell nimmt die Höhe der erhaltenen Finanzmittel im Laufe der Zeit bezogen auf das Gründungsjahr zu, da sich ältere Start-ups bereits erfolgreich auf dem Markt etabliert haben und erfolglose Start-ups in der Regel liquidiert werden.
Um die führenden KI-Start-ups hervorzuheben, hat das appliedAI Institute for Europe erstmals auch eine Liste mit 20 besonders hervorzuhebenden KI-Neugründungen in die Landscape integriert. Hierzu wählte eine Jury bestehend aus Techunternehmen und Wagniskapitalgebern die vielversprechendsten KI-Start-ups in Deutschland für 2023 aus.
Starke Branchen, starke Bereiche für KI-Start-ups
Bei mehr als 95 Prozent aller untersuchten Unternehmen handelt es sich um B2B-KI-Start-ups. Das Gesundheits- und Sozialwesen, das Verarbeitende Gewerbe sowie Transport, Mobilität und Lagerung sind die industriellen Schlüsselsektoren für deutsche KI-Start-ups. Vor allem in den Unternehmensfunktionen Produktion, Forschung & Entwicklung, Betrieb, Marketing sowie Kundenservice & Support sind sie besonders aktiv.
Hinsichtlich der zugrunde liegenden Technologien sind deutsche KI-Start-ups besonders stark in den Bereichen Computer Vision (28 %) und Natural Language Processing (25,3 %). Lediglich 5,8 Prozent der untersuchten KI-Jungunternehmen sind vorwiegend im Bereich Robotik tätig – ein Zweig, der für die deutsche Industrie historisch gesehen allerdings sehr wichtig ist. Der Aufbau von Frameworks und Infrastrukturen, aus dem typischerweise ein hoher Umsatz generiert werden kann, wird von deutschen KI-Start-ups nur in wenigen Fällen verfolgt.
KI-Start-up-Landscape: Die zentrale Datenbank für das KI-Ökosystem
„Gemeinsam mit unseren Partnern möchten wir ein Ökosystem schaffen, in dem KI-Start-ups sich entfalten können und KI zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt wird“, so Dr. Andreas Liebl. „Dabei steht die Förderung von vertrauenswürdigen Partnerschaften im Vordergrund. Die Landscape dient als zentrale Datenbank mit hochwertigen und extern validierten KI-Start-ups, die sowohl Unternehmen sowie staatlichen Institutionen als auch den Start-ups selbst die Chance gibt, neue Partnerschaften aufzubauen.“
Für die Aufnahme in die German AI Startup Landscape können sich KI-Start-ups jährlich beim appliedAI Institute for Europe bewerben. Darüber hinaus werden Nominierungen der Kontributoren NVIDIA, Intel und zwölf Venture Capital Unternehmen (Cherry Ventures, Earlybird Capital, UVC Partners, Yttrium, Lakestar, High-Tech Founder Funds, eCAPITAL, La Famiglia, Asgard, Burda Principal Investments, HV Capital, und Born2Grow) entgegengenommen. Alle eingegangenen Bewerbungen werden anschließend hinsichtlich bestimmter Kriterien, wie Daten, KI-Methoden und Skalierbarkeit, bewertet und geclustert. In einem letzten Schritt werden die Evaluationen und Bewertungen der Kontributoren vom appliedAI Institute for Europe zusammengefasst und analysiert. Daraus ergibt sich die umfangreichste Datenbank für den KI-Standort Deutschland.
Mehr Infos zur Studie gibt's hier
KI-Trends 2023
Die nachhaltige Nutzbarkeit von Informationen steht im Zentrum der Trends rund um die Nutzung von künstlicher Intelligenz.

Angesichts der aktuellen Herausforderungen wie Inflation gibt es kaum ein Thema, welches für Unternehmen in den letzten Monaten mehr an Bedeutung gewonnen hat als der Bereich Nachhaltigkeit. Dabei geht es nicht nur darum, die ökologische, ökonomische und soziale Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft sicherzustellen und zu optimieren, vielmehr geht es auch um einen nachhaltigeren und bewussteren Umgang mit Daten, Information und Wissen. Nur so können Unternehmen effektiver wirtschaften, innovieren und arbeiten. Im Folgenden haben wir die fünf wichtigsten Trends im Bereich kKünstliche Intelligenz für das Jahr 2023 zusammengefasst.
KI-Trend 1: Fachbereiche werden wertvolle Impulse liefern
Die Relevanz von Fachabteilungen hat seit der Corona-Krise deutlich zugenommen. So sehen 83 Prozent der befragten Unternehmen einer aktuellen Lünendonk-Studie zufolge, einzelne Business Units als Treiber für die digitale Transformation, welche immer stärker entlang der Wertschöpfungskette stattfindet. Moderne Fachabteilungen benötigen zunehmend individuelle Lösungen für ihre speziellen Anwendungsfälle im Geschäftsalltag, wie etwa im Angebotsmanagement oder der Kundenbetreuung, um ihren Beitrag für das Business optimal leisten zu können. Dies ist nachhaltig umsetzbar, wenn die IT mit in die Fachbereiche einbezogen wird und die Fachabteilungen digitalisiert werden.
KI-Trend 2: Die Bedeutung von Explainable AI und Adaptive AI nimmt zu
Viele Unternehmen erkennen die Vorteile von Artificial Intelligence (AI) an, wie eine aktuelle Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zeigt. Zehn Prozent der befragten Betriebe wollen 2023 in die Technologie investieren. Als ein möglicher Bremser für den Einsatz nennen 49 Prozent die Sorge über die mangelnde Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse. Genau hier setzt „Explainable AI“ an. So sorgt die Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen von AI-Anwendungen für mehr Vertrauen in die Systeme und Akzeptanz auf der User-Seite. Gleichzeitig rückt der konkrete Nutzen von AI in den Vordergrund (Adaptive AI). AI-Modelle werden in Zukunft viel stärker als bisher in spezifischen Use Cases Anwendung finden, um die Performance ihrer intelligenten Systeme gegenüber den Mitbewerber*innen zu steigern. Wichtig ist dabei, dass die AI-Systeme sich selbstständig an sich verändernde Situationen und Rahmenbedingungen anpassen, um nachhaltig zu arbeiten.
KI-Trend 3: Intelligent Document Processing wird zu Intelligent Information Processing
Die intelligente Dokumentenverarbeitung der nächsten Generation fokussiert sich noch stärker als bisher auf die in den Dokumenten verfügbaren Informationen – seien es Personennamen oder Auftragsnummern in Texten. Die entsprechenden Lösungen nutzen KI, Deep beziehungsweise Machine Learning, Natural Language Processing (NLP) und andere Methoden, um aus unstrukturierten Quellen wie schriftliche Dokumente oder Bildern mithilfe automatisierter Workflows gewünschte Informationen zu extrahieren, zu kategorisieren und den betroffenen Abteilungen zuzuordnen.
KI-Trend 4: Sentiment Analysis zur Relevanzbewertung von Informationen
Die Sentiment Analysis zielt darauf ab, die Flut an unstrukturierten Daten effizient und nachhaltig in den Griff zu bekommen. Dabei liegt der Fokus auf dem Ton und der Stimmung einer Information. Es geht darum, die Relevanz von Mitteilungen oder Statements mithilfe von KI, Machine Learning & Co. automatisiert zu priorisieren. Anwendungsbereiche sind beispielsweise Ticketing-Systeme, Online-Reviews, Brand Monitoring und Mergers and Acquisitions (M&A), wo das aktuelle Image von möglichen Übernahmekandidaten geprüft werden soll.
KI-Trend 5: Die Zukunft der Unternehmen ist nachhaltiges Arbeiten
Laut „Top Strategic Technology Trends 2023“ von Gartner bilden nachhaltige Technologien ein Framework von Lösungen, um Energie- und Materialeffizienz von IT-Diensten zu erhöhen, was zu einer Nachhaltigkeit des Unternehmens verhilft und dazu führen kann, die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens zu erreichen. Investitionen in nachhaltige Technologien haben auch das Potenzial, die betriebliche Widerstandsfähigkeit sowie die finanzielle Leistung zu verbessern und gleichzeitig neue Wachstumsmöglichkeiten zu eröffnen. Gartner prognostiziert, dass bis 2050 50 Prozent der Leistungskennzahlen der CIOs an die Nachhaltigkeit der IT-Organisation gebunden seien werden.
Fazit
Alles in allem geht es 2023 vor allem um eine noch effizientere Verarbeitung von Informationen und ihre langfristige Nutzbarkeit. Moderne Insight Engines, die eine Vielzahl an Datenquellen unter einem Dach vereinen, Informationen verdichten sowie punktgenau für den jeweiligen Anwendungsfall maßgeschneidert abliefern, unterstützen Unternehmen dabei, effizienter, erfolgreicher und nachhaltiger zu agieren. Die vollständige Version der Trends 2023 findest du hier zum Download.
Der Autor Daniel Fallmann ist Gründer und Geschäftsführer der Mindbreeze GmbH
KI-Start-up-Report
Der (Start-up-)Hype um die KI-Technologie ist ungebrochen. Wir zeigen, wie breit gefächert sowohl die Anwendungsgebiete als auch die Geschäftsmodelle von KI sind.

Einmal im Jahr veröffentlicht Deutschlands führende Initiative für künstliche Intelligenz (KI), appliedAI, ihr Update der „KI-Start-up-Landkarte“. AppliedAI ist eine Initiative der UnternehmerTUM. Sie dient Unternehmen jeder Größenordnung, Start-ups, öffentlichen Einrichtungen und Wissenschaftlern als gemeinnützige, neutrale Plattform, um die Anwendung neuester Methoden und Technologien im Bereich KI zu beschleunigen. AppliedAI ist mit derzeit 52 Partnern aus Wissenschaft und Industrie, öffentlichem Sektor und ausgewählten Start-ups die größte Initiative ihrer Art in Europa.
Die aktuellen Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Hype um die Technologie weiter anhält. Hier die wichtigsten Fakten und Zahlen im Überblick: Deutschen KI-Start-ups geht es gut. Insgesamt gibt es in Deutschland 247 junge Unternehmen, die KI in signifikantem Umfang einsetzen. Verglichen mit den Ergebnissen aus dem Vorjahr entspricht dies einer Zunahme von 15 Prozent. 54 Start-ups kamen seitdem hinzu; entweder weil sie neu gegründet wurden oder weil sie inzwischen die Kriterien für die Aufnahme in die Landkarte erfüllen.
Nur wenig Start-ups aus dem Vorjahr – insgesamt 21 Unternehmen – sind nicht mehr Teil der diesjährigen Landkarte; entweder weil sie nicht mehr aktiv sind oder weil sie inzwischen einen anderen Technologiefokus haben. „Die Überlebensrate der inkludierten Start-ups liegt bei 90 Prozent“, sagt Dr. Andreas Liebl, Managing Director von appliedAI. „Das ist ein großartiger Wert und zeigt, dass sich Start-ups mit KI-Fokus auch in Deutschland positiv entwickeln. Da Start-ups die Innovationsfähigkeit von Ländern widerspiegeln, ist es wichtig, ihre Entwicklung in Deutschland genau zu verfolgen.“
KI-Start-ups scheitern seltener
In Sachen Finanzierung legen die Start-ups ebenfalls zu. Während sie sich im Vorjahr insgesamt 1,2 Mrd. Euro sichern konnten, sind es dieses Mal bereits 2,2 Mrd. Euro. Dies entspricht einem durchschnittlichen Plus von 24 Prozent. Auch hinsichtlich der Mitarbeiterzahl setzt sich der Skalierungstrend fort: Bereits 23 KI-Start-ups beschäftigen über 100 Mitarbeiter, im Vorjahr traf dies auf nur neun Start-ups zu. Der Münchner Process-Mining-Vorreiter Celonis kann aktuell als einziges deutsches Start-up auf mehr als 500 Mitarbeiter zählen. „Diese Zahlen belegen, dass deutsche KI-Start-ups zunehmend ‚erwachsen‘ werden und sich am Markt etablieren. Sie erhalten mehr Kapital, beschäftigen mehr Mitarbeiter und scheitern – verglichen mit anderen Start-ups – seltener“, so Dr. Liebl.
Branchentrends setzen sich fort
Wie im Vorjahr sind die meisten KI-Start-ups der Fertigung, dem Transport und der Mobilität sowie dem Gesundheitswesen zuzuordnen und haben einen B2B-Fokus. Besonders die Fertigung legt im Vergleich zum Vorjahr zu. Schlusslichter sind die Logistik- und die Pharmabranche (Letztere erhielt in der Corona-Krise wichtige Wachstumsimpulse), während der Handel und das Finanzwesen im Mittelfeld stagnieren. Nur wenige deutsche KI-Start-ups beschäftigen sich mit Deep-Tech-Themen wie IT und Cybersecurity. „Dies könnte an einer gewissen Skepsis deutscher Unternehmen liegen, die es scheinbar vermeiden, in strategisch sensiblen Angelegenheiten mit Start-ups zusammenzuarbeiten, und hier große, etablierte Unternehmen bevorzugen“, so Dr. Liebl. Vergleicht man die Zahlen im Bereich Deep-Tech mit den USA oder Israel, so zeigt sich, dass hier durchaus Aufholbedarf besteht. Die meisten Start-ups sind hierzulande weiterhin den Unternehmensbereichen Marketing und Customer Service zuzuordnen.
Regionales Gefälle bleibt bestehen
Weiterhin sind rund zwei Drittel aller deutschen KI-Start-ups in Berlin und München ansässig. Spitzenreiter bleibt Berlin mit 95 Start-ups, München kommt auf 61 Unternehmen. Deutlich hinterher hinken auf Platz drei und vier Hamburg mit 14 und Karlsruhe mit neun Start-ups. Alle anderen Städte bleiben im einstelligen Bereich. In Sachen Finanzierung bietet München aufgrund seiner Wirtschaftskraft weiterhin ein ideales Ökosystem für Start-ups: 27 Mio. Euro erhielten Start-ups in der diesjährigen Untersuchung dort im Schnitt. In Berlin waren es nur 9 Mio. Euro.
KI-Start-ups in allen Branchen aktiv
Wie breit gefächert sowohl die Anwendungsgebiete als auch die Geschäftsmodelle von KI sind, zeigen die folgenden acht Start-ups. Sie nutzen KI im Straßenverkehr, berechnen Preiselastizität, wollen den Kundenservice revolutionieren oder analysieren digitales Produktdesign. Auch intelligente Kameras und Bewässerungssysteme zeigen, wie wenig sich KI von Branchengrenzen einengen lässt, und das bei bemerkenswert hoher Praxisorientierung.

7Learnings
Felix Hoffmann, Eiko van Hettinga und Martin Nowak, die Gründer des 2019 in Berlin aus der Taufe gehobenen Start-ups 7Learnings, setzen mit ihrem Geschäftsmodell auf die Tatsache, dass der Onlinehandel immer komplexer wird. „Jeder Händler steht heute in direkter Konkurrenz mit den anderen Händlern und jeder Akteur spürt jedwede Veränderung in der Marktumgebung“, so van Hettinga. Zudem seien auch Kunden preisbewusster und anspruchsvoller geworden. Damit E-Commercler mit dieser Dynamik besser umgehen können, zapft 7Learnings eine Vielzahl von Datenquellen an: unter anderem solche von vergangenen Käufen, Kosten, Preisverhalten in bestimmten Jahreszeiten bzw. Zeitfenstern sowie Wettbewerbs- oder auch Wetterdaten. Auf dieser Basis erstellt die KI schließlich eine Gewinn-, Umsatz- und Absatzvorhersage pro Produkt und Preispunkt.
Die Vorhersage werde durch neuronale Netze möglich, so der Co-Founder. Diese identifizieren punktgenau Absatz- und Elastizitätstreiber. Danach kommt die Software für Dynamic Pricing zum Einsatz. „Der Händler legt fest, welchen Umsatz er erreichen will“, hält van Hettinga fest. Von diesen Parametern ausgehend werde das optimale Preisszenario erstellt. „Daraus errechnet sich die Preiselastizität“, so van Hettinga. Entscheidender Faktor sei dabei die Preisbereitschaft der Kunden. „Es kommt immer wieder vor, dass Profitpotenzial nicht genutzt wird, weil den Kunden voreilig Discount gegeben wird“, erläutert der Co-Founder. „Letztlich geht es dabei aber auch um die Frage der Unternehmensstrategie: Wie stelle ich mich als Unternehmen auf, welche Discounts gebe ich und wie kann ich als Unternehmen wachsen?“