beeskin: das Bienenwachswachstuch des Anstoßes


44 likes

Wie sich das 2018 von Tina und Christian Sauer gegründete beeskin, Europas führender Hersteller von Bienenwachstüchern, gegen die mächtige Plastiklobby zur Wehr setzt.

Im Jahr 2018 ist Tina Sauer mit beeskin an den Start gegangen. Mit nachhaltigen Bienenwachstüchern hat sie eine Alternative zum Verpacken von Lebensmitteln geschaffen, die Plastikfolie (vor allem) in privaten Haushalten überflüssig machen soll. Christian Sauer, Tinas Mann und Mitgründer, der zuvor ein IT-Start-up erfolgreich auf die Beine gestellt hatte, entwickelte die Maschinen zur Herstellung der Bienenwachstücher. Die Nachfrage nach den Produkten steigt seit der Gründung kontinuierlich, das Produktionsteam in Berlin Zehlendorf wird größer und die Zeichen stehen weiter auf Wachstum. Soweit die positiven Aspekte der beeskin-Story.

Denn immer wieder gibt es auch Störfeuer, wie zuletzt in Form einer Anzeige beim Landeskriminalamt Berlin. „Bei der Anzeige geht es um den Geruch von natürlichem Bienenwachs, der auf das eingepackte Lebensmittel übergehen könnte. Bienenwachs ist ein Lebensmittel und der Geruchsübergang wohl kein Vergehen, welches in irgendeiner Weise mit staatlichen Sanktionen einhergehen sollte“, erläutern die Sauers. „Wir können es uns nur so erklären, dass hier Einfluss von großen Playern ausgeübt wurde, denen selbst unser kleines Unternehmen ein Dorn im Auge ist. Schließlich stellen wir mit unserem Produkt in Frage, ob Plastikfolie im Haushalt notwendig und sinnvoll ist.“ Dazu später mehr.

Ein Beitrag zur Lösung des Plastikproblems

Die Bilder riesiger Plastikmüllinseln in den Ozeanen und von in Plastik verhedderten verendeten Tieren schockieren. Nicht weniger alarmierend sind Zahlen, nach denen jeder Mensch Plastik in der Größe einer Kreditkarte in sich trägt. Immer wieder gibt es Untersuchungen, die Plastik in Zusammenhang mit Krebserkrankungen bringen. Dies war auch der Gründungsauslöser für Tinas Gründung: „Ich habe drei Großeltern an Krebs verloren. Als meine Kinder zur Welt kamen, habe ich gesunde und umweltfreundliche Produkte gesucht und nicht immer gefunden. Also habe ich zusammen mit meinem Mann in unserer Küche getüftelt und ausprobiert, recherchiert und nochmals nachgeforscht, bis alles gepasst hat“, schildert die heute 40-Jährige.

Ergebnis des Tüftelns ist das ebenso smarte wie natürliche Produkt beeskin: Die nachhaltige Verpackungsalternative besteht aus Bienenwachs, GOTS-zertifizierter Bio-Baumwolle, Harz sowie Bio-Jojobaöl. Die Tücher sparen jede Menge Einweg-Plastikfolie und halten Lebensmittel länger frisch. Und auch die Nutzung ist kinderleicht: Das Bienenwachstuch wird einfach um Lebensmittel gewickelt oder über Schüsseln, Gläsern oder Behälter gelegt und leicht angedrückt. Durch die Handwärme haftet das Wachs an weichen Oberflächen sowie an sich selbst, im Kühlschrank wird es hart wie ein Deckel, es kann sogar eingefroren werden. Um das Produkt zu reinigen, genügt eine Wäsche unter kaltem bis lauwarmem Wasser mit etwas Biospülmittel. Die beeskin-Tücher sind durchweg nachhaltig und können garantiert ein Jahr wiederverwendet werden. Am Ende ihrer Lebensdauer können sie kompostiert oder als ungiftiger Feueranzünder verwendet werden.

Die Resonanz ist überwältigend, berichtet Tina: „Wir treffen den Nerv der Zeit. So viele Menschen sind geschockt von den Bildern von Lebensmitteln, die auf dem Müll landen, und den Plastikmüllmengen in Ozeanen, mitten in der Natur oder in unseren Städten. Sie suchen nach Alternativen und sind begeistert von unseren beeskins“, freut sich die Unternehmerin. „Uns erreichen und bestätigen auch persönliche Erlebnisse wie vom Picknick ganz ohne Müll oder den Brombeeren, die nicht wie üblich nach einem Tag verschimmelt waren.“

Das Wachstuch des Anstoßes

Den Eindruck der Nutzer*innen bestätigt nun eine Studie des unabhängigen Untersuchungs- und Forschungslaboratoriums UBF Altlandsberg. Das Gründungs-Duo hatte sie selbst in Auftrag gegeben: „Es ist uns wichtig, dass unser Wissen und unsere Erfahrung um die positiven Eigenschaften von beeskin von unabhängigen Expert*innen geprüft werden“, so Tina.

In der Studie wurde die Entwicklung von Bakterienkulturen auf Verpackungsmaterialien getestet. Dabei schnitten Plastikverpackungen besonders schlecht ab: Das zwar steril produzierte Plastik ist nach der Studie des UBF ein guter Nährboden für Bakterien. Für die Studie wurden Bakterienkulturen auf Plastikfolien und Bienenwachstüchern angelegt und die Proben für eine Woche bei sechs Grad Celsius gelagert. Die Auswertung ergab, dass das Bakterienwachstum auf den beeskin-Bienenwachstüchern im Vergleich zu Frischhaltefolie im Schnitt um 75 Prozent reduziert ist. Die Forschenden führen das vermehrte Bakterienwachstum bei Plastikfolie auf die durch das Plastik eingeschlossene Feuchtigkeit zurück, die einen idealen Nährboden für Bakterien bildet. Die Bienenwachs­tücher dagegen „atmen“ und lassen überschüssige Feuchtigkeit natürlich entweichen.

„Wir waren selbst von der Eindeutigkeit zugunsten unserer Bienenwachstücher überrascht“, so Christian. „Für uns erklärt sich daraus aber auch, warum die Plastikindustrie solch einen erbitterten Kampf gegen uns Mini-Anbieter führt. Hier geht es offenbar nicht nur darum, ein massiv umweltschädigendes Produkt um jeden Preis am Markt zu halten, sondern auch darum, ein Produkt als vermeintlich besser darzustellen als es letztlich ist.“

Die Plastiklobby setzt auf Bürokratie

Christian schildert, wie sie als Start-up die mächtige Plastiklobby kennenlernten, übrigens ein Wirtschaftszweig mit einem Umsatz von knapp 85 Milliarden Euro im Jahr 2021: „Mit einer Anhörung im Strafverfahren vom LKA Berlin. Strafrechtlichen Ermittlungen ausgesetzt zu sein, hatten wir uns bei Gründung der Firma nicht vorstellen können. Das LKA ist im Land Berlin zuständig für alle Vergehen, die Lebensmittel betreffen. Als Spezialgebiet sind diese ,Strafsachen‘ polizeilich genauso hoch aufgehängt wie Mord, Drogendelikte oder Sexualverbrechen. Glücklicherweise gab es eine kompetente Oberamtsanwältin, die das Verfahren übernommen und bezüglich des Vorwurfs von Straftaten mangels Tatverdachts eingestellt hat.“

Auch wenn es in diesem konkreten Fall – abgesehen von Stress und Kosten – für beeskin gut ausgegangen ist, bringen die Unternehmer*innen die dahinter befindlichen Mechanismen in Rage: „Es ist total paradox. Uns wurde vorgeworfen, dass wir ein natürliches Produkt verwenden. Dazu bemüht man eine EU-Verordnung, die besagt, dass Materialien oder Gegenstände, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln unmittelbar oder mittelbar in Berührung zu kommen, keine Bestandteile abgeben dürfen, die geeignet sind, die menschliche Gesundheit zu gefährden oder eine unvertretbare Veränderung der Zusammensetzung von Lebensmitteln oder eine Beeinträchtigung ihrer organoleptischen Eigenschaften herbeizuführen“, zitiert Tina, und ergänzt: „Im Gegensatz zu Plastik sind unsere Produkte ja eben nicht gesundheitsschädlich. So bestätigte das Bundesamt für Risikobewertung, dass aus einer Risikoperspektive eine leicht abweichende Sensorik eines Bienenwachstuchs keine toxischen Folgen für das eingepackte Lebensmittel hat. Deshalb strapaziert man den Aspekt organo­leptische Eigenschaften, also Geruch und Geschmack. Und welch Überraschung, Bienenwachstücher riechen genau danach, nach Bienenwachs. Dass dies offenbar wichtiger ist als der Aspekt Gesundheitsgefährdung macht mich schlichtweg fassungslos.“

Zwischenzeitlich dachten die Sauers tatsächlich daran, die Segel zu streichen und ihre Firma zu schließen. Doch das Feed­back ihrer Kund*innen und Handelspartner*innen bestärkt sie immer wieder aufs Neue darin, ihren Weg unbeirrt weiterzugehen und mit ihrem Produkt die Welt ein klein wenig besser, sprich plastikfreier zu machen.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Finizio – die Zukunft der Toilette

Mit Finizio veredelt Gründer Florian Augustin menschliche Ausscheidungen zu fruchtbarer Erde – hygienisch, geruchsneutral und effizient.

Wie sieht die Toilette der Zukunft aus? Eine mögliche Antwort darauf bietet Finizio-Gründer Florian Augustin. Der 31-Jährige stellt seine innovativen Trockentoiletten vor, die weder Chemie noch Abwasseranschluss benötigen. Stattdessen produzieren die nachhaltigen "Örtchen" einen Recyclingdünger aus den gesammelten Ausscheidungen. "Wir Deutschen spülen jedes Jahr über eine Milliarde Kubikmeter Wasser die Toilette hinunter. Das entspricht dem Volumen von 400.000 Olympia-Schwimmbecken. Gleichzeitig beinhalten unsere Ausscheidungen alle Nährstoffe, die die Landwirtschaft benötigt, um ihre Felder zu düngen. Die Herstellung künstlicher Düngemittel dagegen verbraucht absurde Mengen an Energie", erklärt der Gründer. Hinzu kommt, dass in den Klärwerken die Nährstoffe nicht recycelt, sondern mit noch mehr Energieaufwand vernichtet werden. Das möchte Florian Augustin ändern.

Die Finizio Trockentoiletten benötigen kein Wasser und keinen Kanalisationsanschluss. Der Clou: Aus den Ausscheidungen wird ein wasser- und nährstoffspeichernder Humusdünger produziert, "der so ziemlich für alle großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie Klimawandel, Energie- und Wasserknappheit eine handfeste Lösung bietet". Der Bestseller ist aktuell die Festival-Toilette – die Kabinen sind falt- und stapelbar, sodass in einem LKW bis zu 200 Stück zum Festivalgelände transportiert werden können.

In Eberswalde befindet sich die Recyclinganlage, dort werden die Feststoffe in einem qualitätsgesicherten Verfahren behandelt, so dass in wenigen Wochen ein hochwertiger Humusdünger entsteht. "Der ist absolut geruchsfrei und hygienisch unbedenklich und kann künstlichen Dünger auf dem Acker ersetzen", so der studierte Forstwirt. Neben der Festival-Toilette entwickelt das Unternehmen auch barrierefreie öffentliche Toiletten, die von immer mehr Kommunen genutzt werden.

Finizios neueste und wichtigste Entwicklung sieht der Gründer aber in der Rohrpost-Toilette: "Damit wollen wir es auch in die privaten Haushalte und in Mehr-Etagen-Wohnungen schaffen. Das Geniale ist, dass sie höheren Komfort und Hygiene im Vergleich zum Wasserklosett bietet, aber keinerlei Abwasser produziert, sondern die Humuswerke der Zukunft mit Rohstoffen versorgt." Um Finizio zu skalieren, benötigt Florian Augustin 500.000 Euro und bietet acht Prozent der Firmenanteile. Ob ihm dieser Deal gelingt, kannst du am 29. April 24 in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ auf Vox sehen.

MIND VACATIONS: Tee-Meditationen für mehr Achtsamkeit

Die MIND VACATIONS Gründer*innen Beixi Jia und Julian Stodt möchten dir mithilfe der alten asiatischen Tee-Meditation zu innerer Ruhe und Gelassenheit verhelfen.

Beixi Jia und Julian Stodt möchten uns mit MIND VACATIONS auf eine ganz besondere Reise schicken. "Es gibt viele Menschen, die überfordert sind von den wachsenden Herausforderungen unserer Zeit", so Julian Stodt. "Über 4,5 Millionen Krankheitstage verzeichnete Deutschland schon allein wegen Burnout allein im letzten Jahr."

Daher gewinnt Mentale Gesundheit immer mehr an Bedeutung. Eine Form der Entspannung können Achtsamkeits-Meditationen sein, doch viele Neulinge sind von den Meditationsübungen überfordert. Das Gründer-Duo von MIND VACATIONS möchte nun sowohl Neueinsteiger*innen als auch Kenner*innen gleichermaßen in die Welt der Tee-Meditationen einführen. Dazu inspiriert wurden sie von ihren chinesischen Eltern und Großeltern, denn schon seit Kindesbeinen sind beide tief mit der Tradition des Teetrinkens verwurzelt.

Die MIND VACATIONS BOX enthält eine Meditationstasse und zehn Bio-Tee-Sachets. In der begleitenden App haben die Gründer selbstentwickelte Gedankenreisen und Teemeditationen integriert, die das Gefühl entstehen lassen, als sei man im Urlaub auf einer Plantage, mitten in der Natur. "Diesen Effekt erzielen wir durch die harmonische Kombination aus dem Duft des Tees, der Wärme der Tasse und den Klängen aus der App", erklärt Beixi Jia.

Um mit ihrem Unternehmen weiter wachsen zu können, benötigen sie 80.000 Euro und bieten im Gegenzug 20 Prozent der Firmenanteile. Diesen Deal möchten die Gründer*innen am 29. April 24 in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ perfekt machen – ob es gelingt, bleibt abzuwarten.

Reisemarketing-Trends: "Picture perfect" war gestern

Eine aktuelle VisualGPS-Studie von Getty Images zeigt, worauf jüngere Generationen achten und mit welchen Strategien Traveller-Start-ups und -Marken ihr Interesse wecken können.

Die Reisebranche befindet sich im Wandel, auch im Marketing. Spontane, natürliche Motive bestimmen die visuellen Trends, weniger perfekt inszenierte Reisefotos. Diese Verschiebung wird vor allem durch Social Media und die Beliebtheit von „Foto-Dumps“ vorangetrieben - unbearbeitete, ungestellte Reisefotos, die mit wenig Aufwand die Authentizität von Reiseerlebnissen einfangen.

Vorbei sind die Zeiten von "Picture perfect!" - die Generation Z bevorzugt Authentizität, zugängliche Inhalte und Emotionen. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der VisualGPS-Studie von Getty Images:

Identifikation & Connections

  • 75 % der europäischen Verbrauchenden bevorzugen Bilder von entspannten und erschwinglichen Reisen gegenüber luxuriösen Reisen.
  • 6 von 10 europäischen Verbrauchenden bevorzugen Reisebilder, die realistisch aussehen und den Fotos ähneln, die sie oder ihre Freund*innen/Familie machen würden.
  • 58 % der Deutschen suchen nicht nach inspirierenden Reisebildern, sondern bevorzugen Bilder und Videos von Reisezielen, mit denen sie sich identifizieren können. Verbrauchende interessieren sich eher für Visuals, die Familie, Freunde und soziale Interaktionen zeigen.
  • Fast jede(r) Dritte der GenZ gibt an, dass Social-Media-Beiträge seiner/ihrer Kontakte und Angehörigen Einfluss auf sein/ihre Reisewünsche und Entscheidungen haben.

Ki & Vertrauen

Auch Bildmanipulation und Deep Fakes sind ein Thema: 68 % der Deutschen geben an, dass es für sie schwierig ist, zu erkennen, ob ein Bild echt ist. Marken sollten berücksichtigen, wie sich das auf die Stimmung der Verbrauchenden und vor allem das Markenvertrauen auswirkt.

Authentisches Storytelling in Zeiten von KI

Auf die Frage, welche Art von Storytelling ihnen helfen würde, Vertrauen zu Marken aufzubauen, stimmen 97 % der Deutschen zu, dass „authentische“ visuelle Elemente von entscheidender Bedeutung sind. Sie definieren authentisch als „echt/das Echte“, gefolgt von „wahr/wahrhaftig“

Selfies & Videos die beliebtesten Formate

In Deutschland werden in zwanglosen Reisebildern meist Kamera-Selfies gezeigt, wodurch eine informellere und freundschaftlichere Verbindung zum/zur Betrachtenden entsteht. Befragte gaben außerdem an, dass wenn ein KI-generiertes Video eine reale Szene oder ein reales Objekt genau wiedergibt, es als authentisch wahrgenommen wird.

Im Reise- und Tourismusmarketing sollte dieser Wandel von Verbrauchendenpräferenzen bei der Entwicklung ihrer Kommunikationsstrategien berücksichtigt werden, um ihre und/oder neue Zielgruppen effektiv anzusprechen.

Matthias Steiner: Olympiasieger gründet Low-Carb-Start-up

Matthias Steiner, Olympiasieger im Gewichtheben, und seine Frau Inge, ehemalige TV-Moderatorin, entwickeln und vertreiben mit ihrem Start-up Steiner’s Low-Carb-Produkte. Am 15. April will das Paar in der Höhle der Löwen Firmenanteile für 300.000 Euro anbieten.

Matthias Steiner ist ein österreichisch-deutscher Olympiasieger im Gewichtheben. Nach seiner Einbürgerung in Deutschland im Jahr 2008 wurde er im Superschwergewicht über 105 Kilogramm im selben Jahr Olympiasieger und Europameister sowie 2010 Weltmeister.

Seine Frau Inge Steiner war 20 Jahre lang TV-Moderatorin (RTL, N24, Sat.1), bis sie sich entschied, sich ganz ihrer Leidenschaft, der bewussten Ernährung, zu widmen. Zunächst schrieb sie den Beststeller “Das STEINER Prinzip: Vom Schwergewicht zum Wohlfühl-Ich” über den “Abnehmweg” ihres Gatten. Heute ist sie mit Herzblut Unternehmerin und gilt als das Mastermind des Low-Carb-Start-ups Steiner´s mit Sitz in Sulz im österreicheichen Weinviertel.

“Ich wollte ich wieder in einen normalen Körper zurück”

Das Paar hat Low-Carb-Produkte entwickelt, die dem Ex-Sportprofi beim Abnehmen geholfen haben. Zuzeiten seiner sportlichen Karriere brachte Matthias Steiner knapp 150 Kilo Körpergewicht auf die Waage. “Als ich 2013 meine Sport-Karriere beendete, wollte ich wieder in einen normalen Körper zurück”, blickt er heute zurück. “Allerdings ohne Diäten, ohne sich quälen zu müssen. Denn ich war und bin immer noch ein Genussmensch.”

Doch ohne die geliebten Kohlenhydrate war das schwerer als gedacht. Gemeinsam mit einem befreundeten Bäckermeister experimentierte er in Heidelberg an verschiedenen Rezepturen für gesündere Brote, Brötchen und Nudeln. Nach mehrjähriger Entwicklungszeit entstand die Marke Steiner´s. “Das sind schmackhafte Low-Carb-Produkte, die nur Spuren an Kohlehydraten enthalten, dafür viele Ballaststoffe, gute Fette und natürlich auch Eiweiß, das wir für den Aufbau und Erhalt unserer Muskulatur benötigen”, erklärt der 41-Jährige.

“Ich war unser erstes Versuchskaninchen“

Seine Frau Inge ergänzt: “Mit unseren Produkten sind wir so breit aufgestellt, dass man problemlos durch den ganzen Tag kommt.” Im Sortiment gibt es Palatschinken, Nudeln, Kuchen sowie verschiedene Brote und Brötchen: “Ich war unser erstes Versuchskaninchen. 45 Kilo habe ich ohne Diäten und ohne mich quälen zu müssen abgenommen. Und bis heute halte ich mithilfe der Produkte mein Gewicht problemlos”, sagt Steiner.

Das Gründer*innen-Paar ist am 15. April zu Gast in der TV-Show die Höhle der Löwen und bietet für 300.000 Euro zehn Prozent ihrer Firmenanteile an.

Casablanca.AI: Ein Blick, der den Unterschied macht

Mit ihrer selbst entwickelten KI ermöglicht das 2020 gegründete Start-up Casablanca.AI authentische Videocalls. Dabei wird rein softwarebasiert in Echtzeit realer Augenkontakt in digitalen Meetings erzeugt und so ein natürliches sowie direktes Gesprächserlebnis hergestellt.

„Beim ersten Augenkontakt hat’s sofort gefunkt.“ Dieser Ausspruch könnte ebenso aus einer Hollywood-Romanze stammen wie auch aus einem Verkaufs- oder Bewerbungsgespräch. Denn der Blickkontakt verkörpert einen der mächtigsten und entscheidendsten Bestandteile der nonverbalen Kommunikation. Der Austausch von Blicken aktiviert das neuronale Belohnungssystem, was wiederum für Glücksgefühle sorgt und motiviert. Bereits vor über 20 Jahren ging das aus einer Studie (Reward value of attractiveness and gaze) hervor.

Ohne Augenkontakt kein echtes Vertrauen

„Hier kommen wir wiederum sehr schnell zum Thema Vertrauen. Ohne Augenkontakt fehlt hierfür die wichtigste Grundlage, wirkliche Nähe kommt nicht zustande“, sagt Carsten Kraus, Gründer und CEO der Casablanca.AI GmbH. „Wenn wir darüber nachdenken, ergibt sich schnell ein großes Problem: Viele Gespräche, insbesondere im geschäftlichen Kontext, laufen heute auf digitalem Wege in Videokonferenzen ab. Direkter Augenkontakt besteht hier nie, ohne dass die Mimik des Gesprächspartners aus dem Sichtfeld verschwindet.“ Das Pforzheimer KI-Start-up Casablanca hat das Problem erkannt und schafft Abhilfe.

Videocalls auf neuem Level

Innerhalb eines Videocalls gibt es für die Gesprächsteilnehmende genau zwei Optionen: den Blick in die Kameralinse und den auf den Bildschirm. Bei ersterem besteht keine Möglichkeit, den Gesichtsausdruck des Gegenübers zu sehen. Dagegen führt die zweite Alternative dazu, dass sich die Augenpaare nicht treffen. „Erfahrungsgemäß schwanken User*innen und variieren innerhalb eines Calls immer wieder. Sie stehen sozusagen vor der Wahl, welche Option sich zum jeweiligen Zeitpunkt eher eignet. Damit geht dem Gespräch viel Qualität ab“, erläutert Kraus, der mit seinem Unternehmen eine „virtuelle Kamera“ mit lokaler KI entwickelt. Diese greift in Echtzeit das Bild der physischen Webcam ab und richtet den Blick sowie den Gesichtswinkel der aufgezeichneten Person aus. „Nicht erst seit der Corona-Pandemie liegen Videokonferenzen absolut im Trend. Insbesondere in der Geschäftswelt hat sich diese Technik als unverzichtbar herauskristallisiert, spart viel Zeit und damit Kosten. Die Schwierigkeit bestand aber bisher darin, in diesen Gesprächen das notwendige Vertrauen aufzubauen, beispielsweise für einen erfolgreichen Verkaufsabschluss“, so Kraus. „Das möchten wir ändern und die Kommunikation per Video auf ein neues Level heben, sozusagen auf das eines analogen Gesprächs.“

Natürlichkeit und Authentizität zählen

Blicke machen die Basis sozialer Interaktion aus. Sie tragen zur Interpretation von nonverbalen Signalen bei. Eine dementsprechend große Rolle nehmen sie in der Geschäftswelt etwa für Verkäufer*innen, Berater*innen oder Personalverantwortliche ein. „Vertrauen hat auf ihr Handeln große Auswirkungen, mangelt es daran, sinken die Erfolgsaussichten zum Beispiel im Verkaufsgespräch. Auch der zunehmend digitale Bewerbungsprozess hat nach wie vor die Hürde des fehlenden Augenkontakts und damit auch der mangelnden Nähe zu überspringen“, zeigt Kraus die Relevanz auf. „Gelingt dies aber, entsteht eine persönliche Beziehung und das Gespräch geht über die Übermittlung von Informationen hinaus – und das bei beliebiger physischer Distanz. Dabei kommt es immer auch auf die Natürlichkeit und Authentizität des Videocalls an.“ Damit dies bestmöglich funktioniert, richtet Casablanca nicht nur die Augen entsprechend aus, sondern dreht den gesamten Kopf in die passende Position. So lässt sich auch in digitalen Meetings sagen: „Beim ersten Augenkontakt hat’s sofort gefunkt.“

Mehr von Casablanca gibt's am Montag, den 08. April 2024. Dann pitcht das Start-up in der neuen Staffel der TV-Show Die Höhle der Löwen – um 20.15 Uhr auf VOX.

Gründer*in der Woche: Rex und der PetTech-Boom

Unsere Gründer*in der Woche: Das 2021 von Jonathan Loesing und Julian Lechner gegründete PetTech-Start-up Rex digitalisiert lokale Tierarztpraxen mithilfe modernster Technologie, innovativen Ideen und hippem Style.

Die Digitalisierung hat nun auch die Tierwelt erreicht, der sogenannte PetTech-Boom ist in aller Munde. Diese Branche umfasst Technologien, Dienstleistungen und Produkte für Haustiere. Zahlen belegen den Hype: Hierzulande besitzt knapp die Hälfte der Bevölkerung mindestens einen tierischen Gefährten – der Großteil davon Katzen (15,2 Millionen) und Hunde (10,6 Millionen). „Dabei achten Besitzer zunehmend auf die Qualität der Tierversorgung. Der Haustiermarkt humanisiert sich sozusagen und möchte mehr Leistung“, so Jonathan Loesing, Mitgründer und CEO von Rex.

Das 2021 gegründete tiermedizinische Start-up aus Berlin weiß um die Bedeutung der Vierbeiner für ihre Besitzer*innen. Gemeinsam mit Julian Lechner rief Jonathan die „Tierarztpraxis für Millennials“, die alle Prozesse des tierärztlichen Betriebs digitalisieren und mit einem optimierten Besucher*innenerlebnis kombinieren will, ins Leben. Das Konzept: Rex betreibt einerseits eigene, moderne, technologiegestützte Tierarztpraxen. Andererseits bietet das Start-up auch eine digitale Plattform für Haustierbesitzer*innen für Tierarzttermine, Telemedizin sowie eine elektronische Patient*innenakte (ePa).

Nach einem starken Wachstum seit Start mit Standorten in Berlin Friedenau und Neukölln, wurde nun die dritte Rex-­Praxis in Friedrichshain eröffnet. „Besonders hier ist der ­Bedarf an Veterinären groß“, weiß Jonathan. 2021 erhielt der Bezirk laut Senatsverwaltung den größten Zuwachs an Haustieren mit 13,1 Prozent. Auch das Profil von Herrchen und Frauchen wandelt sich in der Hauptstadt: Deutlich mehr junge Menschen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren werden zu Vierbeiner-Eltern. Auf diese zunehmend junge und internationale Zielgruppe ist Rex ausgerichtet: „Alle Mitarbeitenden sprechen Englisch, Termine können online per Klick gebucht werden und Ergebnisse liegen direkt nach der Untersuchung vor“, führt der CEO seine Erfolgsstrategie aus.

Wie sich Timing und Insourcing auszahlen

Das Krisenjahr 2021 forderte Gründer*innen heraus. Sie mussten um die Gunst der wenig risikofreudigen Investor*innen kämpfen. Von diesen erschwerten Bedingungen zeigten sich die Berliner unbetroffen: Eine starke Investitionsspritze von fünf Millionen Euro ermöglichte dem Jungunternehmen einen großen Sprung nach vorn. Bereits kurz nach der Eröffnung der ersten Praxis in Friedenau eroberte eine zweite Tierarztpraxis den Hunde-Kiez Neukölln. „Wir haben von Anfang an viel in die Entwicklung unserer eigenen Technik investiert“, erklärt Jonathan.

Der 30-Jährige ist kein Tierarzt, sondern Unternehmer. Als CEO von Rex hat er mit diversen Geschäftsbereichen zu tun: „Wir arbeiten an vielen Fronten gleichzeitig. Einerseits erwerben und entwickeln wir Gewerbeimmobilien. Andererseits bauen wir an unserer eigenen Software, stärken eine Consumer-Marke und legen viel Wert auf unser Leistungsversprechen als Arbeitgeber.“

Zudem bietet das Start-up ein weitreichendes Service­angebot, welches von Impfungen, Kastrationen über Tumorbehandlungen bis hin zu Zahnoperationen reicht. Eine Besonderheit sind die hauseigenen Labore, die diagnostische Ergebnisse unmittelbar und vor Ort ermöglichen. Im Gegensatz zur Herangehensweise vieler anderer Start-ups wird also nicht ausgelagert. Liegt darin das Erfolgs­geheimnis von Rex oder vielmehr im guten Timing? Beides, sagt Jonathan: „Wir haben zu Beginn ein möglichst wasserdichtes Geschäftsmodell entwickelt.“ Auch schien der Zeitpunkt der Gründung perfekt: „Während und nach der Pandemie stieg die Zahl der Haustierbesitzer in Berlin. Das liegt unter anderem daran, dass nun flexibler gearbeitet wird als zuvor. Dadurch passen Haustiere viel besser in den schnelllebigen Stadtalltag“, so Jonathan.

Von „Doga“ bis „Dog Perignon“

Berlin hat Veterinär*innenmangel. Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.  warnt sogar vor einer möglichen Unterversorgung von Vierbeinern in der Hauptstadt. Gleichzeitig steigt die Zahl an Haustieren kontinuierlich. Besonders der Bezirk Friedrichshain verzeichnete im Jahr 2022 diesbezüglich den stärksten Zuwachs. Dazu ist ein weiterer Trend zu erkennen: Tierbesitzer*innen werden immer jünger – und anspruchsvoller. Für diejenigen zwischen 25 und 45 Jahren sind tierische Gefährten wie Familienmitglieder. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Verpflegung und Unterhaltung ihrer Vierbeiner. Ob Wintermäntel für den Altwettermops, „Dog Perignon“ oder „Doga“ (Yogastunden für Stadthunde) – nie waren sich Mensch und Tier näher.

Den Erwartungen dieser zunehmend jungen und interna­tionalen Generation an Tierhalter*innen kommt Rex nun entgegen. Zusätzlich zur modernen medizinischen Versorgung vor Ort bietet die digitale Infrastruktur des Start-ups unter anderem Online-Terminbuchungen, Video-Calls mit Arzthelfenden und automatische Datenspeicherung. Wartezeiten und bürokratischer Aufwand entfallen gänzlich. Zusätzlich sollen die Hunde- und Katzeneltern vernetzt werden.

ePa und App als Gamechanger

Damit hören Jonathans Pläne noch lange nicht auf: „Berlin ist als tierliebe Hauptstadt ein sehr guter Anfangspunkt für Rex. Langfristig wollen wir aber hervorragende und flexible medizinische Behandlung für Haustiere in ganz Deutschland möglich machen“, berichtet der Mitgründer. Zusätzlich zur geografischen Expansion in andere Städte arbeitet das Unternehmen an seiner neuen App, die die Nutzung der Dienste für Kund*innen noch einfacher und mobiler gestalten soll. „Wir haben die ePa eingeführt – eine echte Revolu­tion für den Markt“, so der PetTech-Visionär. Damit wird es Kund*innen ermöglicht, medizinische Befunde, Diagnostik-Ergebnisse und vieles mehr von vergangenen „Rex-Terminen“ einfach online einzusehen.

„Wenn man beispielsweise umzieht, hat die nächste Rex Tierarztpraxis sofort Zugriff auf die medizinische Historie der letzten Örtlichkeit“, so Jonathan weiter. Das Sammeln und die Analyse von Daten über eine gewisse Zeit haben enormes Potenzial: Veterinär*innen können damit von einer behandelnden in eine prädiktive Diagnostik übergehen. „So könnten Krankheiten verhindert werden, bevor sie überhaupt entstehen“, erläutert der CEO weiter. „Das Leben mit Haustier in der Großstadt hätte somit positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Tierbesitzenden sowie die Gesundheit der liebsten Vierbeiner.“

KI-Personas: Markenbotschafter*innen im digitalen Raum

Bisher sind viele KI-Services generisch und primär als Informationslieferant*innen geläufig.  Das ändert sich mit Humanized AI. Hyperrealistische KI-Avatare mit Gesicht und „Charakter“ sind Potenzialträger*innen für Unternehmen. Sie können ein Weg sein, Wachstum anzustoßen, indem sie die Markenidentifikation ihrer Zielgruppe stärken. Ein Ausblick von Simon Graff, Gründer und CEO der Emerging-Tech-Beratung FOR REAL?!.

Schon die virtuelle Influencerin Lil Miquela, die auf ihrem Social-Media-Kanal die Massen begeistert und neben zig Millionen Followern auch millionenschwere Werbedeals vorweist, zeigt, wie wirkungsvoll virtuelle Persönlichkeiten Brand Stories im digitalen Raum verlängern und die Markenliebe beflügeln. Im Sommer 2023 verhalf ein spanisches KI-Model dem virtuellen Influencertum zu neuen Sphären. Aitana demonstriert einmal mehr die Relevanz von und Faszination für Humanized AI. Die aktuellen Trendentwicklungen bilden Tech-Giganten wie Meta genauso ab wie die Nischenplattform Character.AI, auf der User*innen selbst Chatbots mit eigener Persönlichkeit oder an Prominente angelehnt kreieren. Chatbots mit Charakter, Buddys zum Plaudern sind die virtuellen Influencer 2.0. Personal Bots bergen das Potenzial, als digitale Markenbotschafter*innen das Engagement in Apps oder Onlineshops zu erhöhen und befeuern den Status als Innovationsunternehmen.

Testimonials

Meta kündigte im vergangenen Herbst an, KI-Avatare basierend auf prominenten Persönlichkeiten wie Kendall Jenner oder Snoop Dogg in Instagram, WhatsApp und Messenger zu integrieren. Sie sollen dort Rede und Antwort stehen und persönliche Nähe zu den Stars suggerieren. Und auch OpenAI preschte letzten November nach vorne und stellte GPTs vor, mit denen User*innen ohne Vorkenntnisse eigene KI-Avatare per Texteingabe zum Leben erwecken. Der europäische Markt zeigt sich der Entwicklung gegenüber bislang noch verhalten. Doch schon in absehbarer Zeit wird jede(r) die eigene Personal Brand beziehungsweise sich selbst via KI skalieren können. Perspektivisch erleichtern vermenschlichte KI-Avatare den Kund*innenservice, erweitern das Dienstleistungsangebot und schaffen Nähe zur virtuellen Person und damit zur Marke.

Unternehmen, die bis dato die Integration eines virtuellen Influencer als Teil der Markenstrategie planten, mussten einen kosten- und zeitintensiven Arbeitsaufwand einberechnen. Mehrköpfige, interdisziplinäre Redaktionsteams, verantwortlich für das kontinuierliche Storytelling, waren keine Seltenheit. Hier verlangen KI-Avatare zwar nach einer stabilen Datenbasis und intensiven KI-Trainings.  Auf Langstrecke binden die Assistent*innen potenziell weniger Kapital bei vergleichbaren Ergebnissen.

Potenzialträchtige Use Cases

Social Feeds, Apps und Webauftritte unterliegen einem Wandel hin zu natürlicherer Interaktion und Gamification. Chatbots sind im Alltag der Verbraucher*innen angekommen, weitestgehend akzeptiert und werden durch generative KI auf ein neues Interaktionsniveau gehoben. Sinnvoll eingesetzt, zahlen Personal Bots bzw. KI-basierte Testimonials mit Wiedererkennungswert auf die Markenliebe und Engagement Rate ein. Sie übernehmen einfach zu automatisierende Aufgaben oder vermitteln als Brand-Experte informativen Educational Content.

Personal Bots als Markenbotschafter*innen

Wo Kooperationen mit echten Menschen zu aufwendig oder kostenintensiv wären, da unterstützen KI-Avatare. Auf Zielgruppe und Unternehmens-DNA eingeschworen, menschenähnlich und inspirierend, so sieht eine gelungene Digital Brand Voice aus. Vorab muss klar sein, dass sich solche Assistent*innen ausschließlich für transparentes und authentisches Brand Story Telling eignen. Klassisches Empfehlungsmarketing straft die Community ab.

Personal Bots als Expert*innen und Trainer

Bereits jetzt beginnen Unternehmen damit, das interne Know-how zu bündeln und es via KI zu jeder Zeit auf Anfrage und zu Trainingszwecken abrufbar zu machen. Firmen ermöglichen ihren Mitarbeitenden damit, unabhängig von Ort und Zeit auf dieses Wissen zuzugreifen. Nach außen generieren Personal Bots in dieser Rolle relevante und komplexe Inhalte, die die Zielgruppe weiterbilden und informieren. Denkbar ist, dass perspektivisch Unternehmenspersönlichkeiten dem Bot ihr Gesicht, ihren Charakter und sogar ihre Geschichte leihen.

Personal Bots im Kund*innenservice

KI-Assistent*innen entlasten Mitarbeitende, indem sie repetitive Aufgaben zuverlässig und schnell, bei gleichbleibend hoher Qualität erledigen. Das steigert die Kund*innenzufriedenheit. Kund*innenservice wird nicht nur skalierbar, sondern nahezu allwissend. Gleichzeitig stellt ein menschenähnlicher Avatar mit Persönlichkeit gegenüber dem „einfachen“ Chatbot die deutlich charmantere Lösung dar.

Vorsicht, Stolpersteine!

Aktuelle KI-Modelle, und damit auch KI-Personas, sind fehleranfällig. Stellen Unternehmen einen Personal Bot auf ihrer Website zur Verfügung, tun sie deshalb gut daran, den KI-Assistent*innen vorab auf Herz und Nieren zu prüfen. Inhaltliche Leitplanken minimieren das Manipulationsrisiko durch Dritte. So versprach der manipulierte Chatbot eines Chevrolet Händlers in den USA, Kund*innen Autos für nur einen Dollar zu verkaufen — neben weiteren inhaltlichen Entgleisungen, bis hin zu Fake News. Unternehmen stehen außerdem in der Verantwortung, User*innen gegenüber transparent zu sein, trotz oder gerade wegen zunehmender Humanisierung von KI-Services. Indem sie für eine ausreichende Kenntlichmachung des KI-Avatars sorgen, schließen sie Akzeptanzlücken und steuern Erwartungshaltungen.

Ausblick

Schon in naher Zukunft sprechen wir ganz natürlich mit humanisierten KI-Personas, die unser Leben begleiten. Gesichter und Persönlichkeit machen KI-Assistenz greifbar und nahezu menschlich, Akzeptanz und Verbreitung steigen. Die Weichen für diesen Trend sind gestellt, der Zugang einfach, Potenziale gegeben. Kurzum – auch deutsche Unternehmen kommen nicht umhin, sich Gedanken darüber zu machen, wie KI-Personas in ihrem Unternehmen, für ihre Marke und ihre Kund*innen künftig eine Rolle spielen werden.

Der Autor Simon Graff ist Gründer und Geschäftsführer der Emerging-Tech-Beratung FOR REAL?!. mit Sitz in Hamburg; Das Start-up unterstützt und berät Unternehmen und Brands, die den digitalen Ausbau auf dem Gebiet der aufstrebenden Technologien sowie der virtuellen Produkte, Ideen und Narrative kommunikativ anstreben.

Filu: PetTech-Start-up schafft Wohlfühl-Tierarztpraxen

Wie das Münchner PetTech-Start-up filu eine bessere flächendeckende tiermedizinische Versorgung und bessere Arbeitsbedingungen in der Veterinärmedizin schafft.

Das 2022 von der Veterinärmedizinerin Dr. med. vet. Anna Magdalena Naderer (CVO) und den Technologie-Ökonomen Justus Richard Buchen (COO) und Christian Uwe Köhler (CEO) gegründete Start-up filu will ein innovatives Tierarztpraxiskonzept in Deutschland etablieren, das die Veterinärmedizin auf ein neues Level hebt, indem es moderne Tiermedizin mit Wohlfühl-Design verbindet und den Praxisalltag digitalisiert. Neben einer digitalen Patient*innenakte und bequemer online Terminbuchung hat das Start-up eine eigene Tech-Plattform entwickelt, die den Verwaltungsaufwand in der Praxis reduziert, wodurch sich die Tiermediziner*innen voll auf die Tiere fokussieren können.

Missstände ändern und Kliniksterben entgegentreten

Hintergrund ist: Die Entwicklung der Tierarztpraxen und -kliniken hält mit der steigenden Anzahl an Haustieren, wie Hunden, Katzen oder Meerschweinchen, nicht mit. Immer weniger Tierärzt*innen wollen das Risiko einer eigenen Praxis tragen und sich dem hohen Arbeitspensum und Stress aussetzen, weshalb viele von ihnen in andere Branchen abwandern. Die Belastung ist hoch und die Entlohnung schlecht.

„Die Lage ist teilweise dramatisch. Immer mehr Tierärzt*innen wandern in andere Bereiche ab, weshalb sich die tiermedizinische Versorgung in vielen Städten verschlechtert. Zeitgleich werden Tierhalter:innen immer anspruchsvoller. Viele von ihnen sehen in ihren Haustieren ein Familienmitglied, um das sie sich liebevoll kümmern und dessen Gesundheit ihnen wichtig ist. Mit filu bieten wir moderne Tiermedizin auf höchstem Niveau. Wir digitalisieren den Praxisalltag, wodurch wir die Versorgung verbessern und den Verwaltungsaufwand reduzieren. Bei filu sollen sich alle wohlfühlen – auch die Tierärzt*innen. Sie finden ideale Bedingungen vor, wie Work-Life-Balance und angemessene Entlohnung“, sagt Dr. med. vet. Anna Magdalena Naderer, Chief Veterinary Officer und Co-Gründerin von filu. Anna hat selbst erlebt, wie belastend der Alltag in herkömmlichen Praxen ist, weshalb sie in die Pharmaindustrie wechselte. Jetzt erfüllt sie sich mit ihrem Start-up ihren Traum von einer modernen Wohlfühl-Tierarztpraxis, die Tiermediziner*innen ihr verdientes Arbeitsumfeld bietet.

Die Münchner Gründer*innen wollen diese Missstände ändern und dem Kliniksterben entgegentreten. Hierfür plant das Start-up in allen Städten Deutschlands Tierarztpraxen mit Notfallversorgung zu eröffnen. Die erste Praxis öffnete bereits 2023 in München (Theresienwiese) ihre Türen. Nun folgt die zweite im Stadtteil Schwabing. Bereits im Frühjahr werden Eröffnungen in weiteren deutschen Städten folgen.

Die neue Generation von Tierarztpraxis

Ohne lange Wartezeiten kann bequem ein Termin online gebucht werden. Anstatt Zettelwirtschaft gibt es eine digitale Patient*innenakte für die Tiere. Das versetzt Tierärzt*innen in die Lage, bisherige Untersuchungsergebnisse oder Medikationen einzusehen, um die Tiere individuell zu versorgen. Besonders wichtig ist das bei Notfällen. Hier hilft das filu-Team aus qualifizierten Tierarzthelfer*innen und approbierten Verterinärmediziner*innen ebenso, wie beispielsweise bei zahnmedizinischen Problemen. Filu deckt das gesamte Spektrum der Haustiermedizin ab. Die Ausstattung ist modern und umfasst einen OP, Röntgen und Labortechnik. Trotz modernster Technologie bietet die Praxis Mensch und Tier eine echte Wohlfühlatmosphäre, beispielsweise durch die freundliche Praxisgestaltung und Leckerli-Corner. Dank seinem New-Work-Konzept zeigt sich das junge Unternehmen auch als attraktiver Arbeitgeber. Unter anderem bietet das Start-up flexible Arbeitszeiten, attraktive Belohnung, Fitness-Gutscheine und viele Gestaltungsmöglichkeiten.

Start-up-Report: SexTech

Zögerliche Investor*innen, Tabus, Werbeverbote und mehr: Auf Gründer*innen, die sich im Bereich SexTech und Sexual Education selbständig machen wollen, warten zahlreiche Hürden, aber auch viele Chancen.

Entweder wir haben Sex oder wir denken an Sex. Trotzdem ist es noch immer ein Tabu“, erzählt Mariia Plotkina. Die gebürtige Russin hat in Amsterdam das Start-up Quinky gegründet, das gamifizierte Sex-Aufklärung für Jugendliche und junge Erwachsene anbietet. Gemeinsam mit ihrem Team und einem Co-Founder aus dem Libanon hat sie vor Kurzem eine App auf dem europäischen Markt gelauncht und blickt, trotz aller Euphorie und Zuversicht, nicht ohne Sorgen in die Zukunft: „Ich glaube, es wird verrückt“, sagt sie.

Denn wenn es um das Thema Sex geht, sind die Richtlinien der App-Stores sehr streng. Dass ein Teammitglied von Quinky bereits Erfahrung mit dem Launch einer Sex-App habe, mache es aber einfacher: „Freunde von mir brachten bereits ähnliche Apps in die Stores und wurden oft gelöscht“, berichtet Plotkina vom Frust der SexTech-Gründenden.

Stellt sich die Frage: Für fast alles gibt es mittlerweile Apps, erstaunlich wenige aber für den Bereich der menschlichen Sexualität. Gibt es dafür schlichtweg keinen Bedarf?

Nachhilfe auf Porno-Plattformen

„Mit 18 waren meine einzige Informationsquelle Pornos. Das ist nicht die beste Art, etwas über Sex zu lernen“, erzählt Mariia Plotkina. Rückblickend bezeichnet sie ihre Erfahrungen von damals als „traumatisch“. „Die Sexualbildung einer ganzen Generation basiert auf Pornos, sie sind aber Masturbationsmaterial. Was fehlt sind Expert*innen, die erklären, was genau passiert und das in Kontext setzen“, meint Mariah Freya.

Die frühere Sozialarbeiterin aus München gründete 2018 Beducated, eine Art Netflix für Sexual Education. Die Plattform richtet sich an Menschen im Alter zwischen 25 und 35, also an jene jenseits der Zielgruppe von Quinky. „Es gibt Themen, die werden überhaupt nicht besprochen, weil sie für die Institution Schule zu heikel sind“, sagt Mariah Freya. Selbstbefriedigung etwa habe immer noch wenig Raum: „Es ist dann entweder den Eltern überlassen, auch über Lust zu sprechen, oder Menschen müssen die Einzelheiten selber herausfinden“ – oft seien daher Pornos die einzige Informationsquelle.

Wachsender Markt, zögerliche Investor*innen

Nach Schätzungen des Consultingunternehmens Acumen soll der Sexual Wellness Market bis 2030 einen Marktwert von 121,6 Mrd. US-Dollar erreichen – und damit fast dreimal so groß werden, wie der Markt für Haustiergesundheit, der bis 2030 43,4 Mrd. US-Dollar schwer sein soll.

Bei den Investments hapert es aber. Investor*innen agieren zögerlich, wenn es um SexTech geht. Oft sind es gar nicht die Venture Capitals (VC) selbst, die ein Problem damit haben, sondern die Limited Partners (LP). Das sind jene Personen, die den VCs ihr Geld geben. Sogenannte Vice Clauses, also Ausschlussklauseln, verhindern Investments in Waffen, Tabak – und auch in Sex. Eigentlich stand bei diesen Klauseln zunächst vor allem die Pornoindustrie im Zentrum, mit der die Investor*innen nicht in Verbindung gebracht werden wollen. Mittlerweile stehen jedoch viele Produkte unter Generalverdacht, die mit Sex zu tun haben.

Relationship Wellness statt Sex?

Sind die Geldgeber einfach zu prüde? „Ich glaube, sie wollen ihr Image nicht mit etwas Schmutzigem in Kontakt bringen“, meint Freya. Außerdem hätten viele Angst um ihr Image und vor schlechter Presse, vermutet sie. Auch Mariia Plotkina beklagt, dass SexTech in der Start-up-Community stark unterrepräsentiert ist. Sogar in den liberalen Niederlanden, wo sie ihr Start-up gründete. „Wenn man das Wort Sex nicht verwendet und stattdessen über Relationship Wellness spricht, sind alle zufrieden“, konstatiert sie. Sie weiß, dass es wichtig ist, ihr Produkt bei den Investor*innen richtig darzustellen. „Wir zeigen keine Pornos, wir sind ein Bildungstool. Ich hoffe, das hilft uns“, meint sie im Hinblick auf den App-Launch Beducated geht bewusst einen anderen Weg und setzt explizit auch auf Nacktheit: „Für uns ist das super wichtig. Da wollen wir uns auch nicht einschüchtern lassen“, meint Mariah Freya.

Sie findet es bei gewissen Lektionen sinnvoll, Sexualität auch visuell zu vermitteln: „Uns ist wichtig, dass wir echte Körperteile zeigen, wenn jemand was zum Thema Blowjob oder Cunnilingus lernen möchte“, erklärt sie. Auch wenn viele Investor*innen deshalb nicht in Beducated investieren würden, wie sie glaubt.

Sexual Health is Part of Human Health

Obwohl viele VCs bei SexTech zögern, geht es auch anders. Als europäische Ausnahme wird immer wieder der kleine VC Calm/Storm aus Wien genannt, der einen Fokus auf Health­Tech hat und in Europa und den USA aktiv ist. „Man sieht zum Beispiel, dass Jugendliche weniger über sexuelle Gesundheit wissen, als man annimmt. Es gibt sehr viel Fehlinformation. Online ist zwar viel da, aber oft nicht die richtigen Ressourcen“, meint die Investment Managerin Carina Roth von Calm/Storm. An den steigenden Zahlen an Geschlechtskrankheiten sehe man, dass es nicht genug richtige Informationen gebe, meint sie. Gegen diesen Missstand will der VC aktiv etwas unternehmen: „Wir finden es wichtig, dass die Gesellschaft und vor allem Jugendliche Access zu richtiger Information haben und dann qualifizierte Entscheidungen treffen“, meint Roth. Deshalb scheuen sie SexTech-Investments nicht. „Wir sagen: sexual health is part of human health“, so die Investment Managerin.

Allerdings müssten in späterer Folge auch die großen VCs nachziehen. Nacktheit und explizite Inhalte seien für Calm/Storm jedoch kein Grund, nicht in Start-ups zu investieren – solange Gesundheitsaspekte im Vordergrund stehen. Carina Roth ist auf der Suche nach neuen, innovativen Lösungen im Bereich Sexual Health. Ausschlaggebend für ihre Tätigkeit bei Calm/Storm sei das Investment-Portfolio gewesen. „Ich habe mich in das Portfolio verliebt, weil sie Dinge machen, die sich andere Leute nicht angreifen trauen – gewagter und mutiger“, erklärt sie.

SexTech stehe noch ganz am Anfang. Der Innovationszy­klus beginne erst, noch gebe es nicht viele Start-ups in diesem Bereich. Der Zyklus sehe so aus: Nach der Gründung eines Start-ups steigen erste Investor*innen ein, erst nach fünf bis sieben Jahren erfolgen dann die ersten Exits. Damit sei in Europa erst in ein paar Jahren zu rechnen.

Sexual Health muss sich erst beweisen

„Wir haben beim Thema Sexual Health in Europa noch nicht die großen Erfolgsgeschichten“, sagt Roth. Würde es die erst mal geben, hätte es eine große Wirkung auf die Branche. Denn Investor*innen benötigen Erfolgsbeispiele. Dann würden andere folgen, ist Roth überzeugt: „Die ersten Gründer*innen haben eine wirklich harte Zeit, weil sie erst beweisen müssen, dass es einen Markt gibt, dass die Konsument*innen sich das wünschen.“

Roth kann die Zurückhaltung der anderen VCs nachvollziehen. Viele seien vorsichtig, weil sie institutionelle Investor*innen an Bord hätten. Das Zögern sei auch der Unschärfe der Kategorie SexTech geschuldet. „Das ist schade. Wenn man den Begriff einmal richtig definieren würde, was hineinspielt und was nicht, könnte jeder in coole und wichtige Dinge investieren“, meint sie.

„Prinzipiell können wir das Problem am Markt nicht allein lösen“, so Roth. Calm/Storm sei ein Micro-VC, ein Fund mit weniger als 50 Mio. Euro gemanagten Assets. Ihr Geschäftsmodell funktioniere nur, wenn sie als „Super early-stage“-Investor in Start-ups investieren und andere VCs später mit einsteigen. „Man hat das bei FemTech gesehen. Vor fünf Jahren ist da noch viel weniger investiert worden. Innovationszyklen, wie sie FinTech und Market Places erlebt haben, passieren jetzt auch im Bereich Digital Health und dessen Subkategorien. Das könne man etwa an den finanziellen Mitteln sehen, die derzeit in diesen Bereich fließen“, so Roth.

Noch gibt es nicht viele VCs, die im Bereich Sexual Health investiert sind. Calm/Storm gilt deshalb als europäische Ausnahme. Allerdings sei der VC auch nicht allein in diesem Bereich aktiv, wie Roth erklärt. In den USA gibt es z.B. Amboy Street Ventures in Los Angeles. Der VC hat sich auf den Bereich Sexual Health spezialisiert und nennt es Sexual Health and Women’s Health. Er investiert in Start-ups, die Technologien entwickeln, welche „den Bedürfnissen unserer progressiven Gesellschaft in Bezug auf sexuelle Gesundheit und Frauengesundheit gerecht werden“.

Gründer*innen müssen richtig kommunizieren

Noch immer sei der Bereich der sexuellen Gesundheit ein Tabu, nach und nach werde dieses aber vermindert, glaubt die Investment Managerin. „So war es bereits mit Mental Health: Früher hat jeder nur auf die körperliche Gesundheit geschaut. Dann ist das Bewusstsein angekommen, dass Mental Health genauso wichtig ist – und das sehen wir derzeit langsam, aber doch auch mit Sexual Health. Es passiert schrittweise und dauert, aber es geht in die richtige Richtung“, erklärt sie. „Auf den Gründer*innen lastet natürlich immenser Druck, weil sie zeigen wollen, dass es ein wichtiges Thema ist, mit dem man Geld verdienen kann“, so Roth.

Trotz der aktuellen Lage gibt es viele Chancen für Gründer*innen im Bereich Sexual Health, vor allem wenn Gesundheitsaspekte im Vordergrund stehen. Auch das Thema Sicherheit im Bereich Sexualität hält Roth für ein wichtiges Zukunftsthema: „Gerade bei Sexual Safety fühlen sich fast alle Leute angesprochen.“

Wichtig sei allerdings, dass die Gründer*innen richtig kommunizieren, gerade weil das Thema so sensibel ist. Start-ups wie LVNDR Health haben dies besonders erfolgreich getan. Das 2021 gegründete Start-up aus Großbritannien bietet sichere und inklusive Dienstleistungen im Bereich sexuelle Gesundheit für die LGBTQIA+ Community. „Wenn man sich mit diesen Personen austauscht, positive und negative Use Cases ansieht, kann man lernen, wie richtig kommuniziert wird“, so Roth.

Politischer Gegenwind

Allerdings müssen sich Gründer*innen im Bereich Sexual Health auch auf Gegenwind einstellen, denn das Thema der sexuellen Gesundheit wird stark politisiert. Das zeigen Länder wie Polen und die USA. „Da stehen die Gründer*innen, die sich hinstellen und ihre Meinungen kundtun, auch im Kreuzfeuer “, erzählt Roth.

Auf die Marktchancen wirke sich das allerdings weniger aus, meint Roth. Eher im Gegenteil: Wöchentlich würden Digital Health Start-ups derzeit Anpassungslösungen und Produkte auf den Markt bringen. „Man sieht: Wenn gesetzliche Änderungen passieren und Menschen Rechte weggenommen werden, gibt es viel Innovation aufseiten der Konsument*innen“, so die Investment Managerin. Denn zunächst seien die Start-up-Gründer*innen oft selbst Konsument*innen, die Lösungen für Probleme entwickeln, vor denen sie plötzlich stehen.

Die Gründerin von Leda Health, einem Start-up aus ihrem Portfolio, hat ein Rape-Kit auf den Markt gebracht. Ein Set zur Selbsthilfe, um die eigene Vergewaltigung mittels DNA-Swap zu dokumentieren und somit Beweise zu sichern. Dafür musste die Gründerin viel Kritik einstecken, und viele zweifeln an ihrem Produkt – etwa, ob das Kit vor Gericht überhaupt als Beweismittel anerkannt wird. Mittlerweile sind Universitäten die größten Kundinnen, weil viele sexuelle Übergriffe auf dem Uni-Campus passieren. „Neue Studierende bekommen das Rape-Kit für die Unterkunft im Studentenheim zur Verfügung gestellt. Falls etwas passiert, ist es schon da“, erläutert Roth.

Pitches über Sex

Bei den Pitches bei Calm/Storm werde darauf geachtet, dass den Themen mit der notwendigen Sensibilität begegnet werde, sagt Roth. „Ich kann mir gut vorstellen, dass das Pitchen unangenehm ist, wenn man Investor*innen gegenüber hat, die noch nie in Sexual Health investiert haben. Wahrscheinlich auch für die Investor*innen.“ Bei ihnen werde das Thema Sex jedoch nicht anders behandelt, als wenn über ein FinTech gesprochen werde. „Gründer*innen erzählen, dass sie ein Produkt bauen, weil sie selbst Opfer von sexuellem Missbrauch wurden“, erzählt die Investment Managerin. Daher sei das Thema oft auch für die Betroffenen selbst heikel zu pitchen.

Auch wenn Sexual Health ein neues und mitunter schwieriges Tätigkeitsfeld für Start-ups sei – ein Zukunftsmarkt ist es jedenfalls, ist Roth überzeugt. Denn das Thema betreffe fast jeden Menschen auf der Welt. „Wir bemerken auch im Emerging Market ein großes Interesse“, erzählt sie. Neue Plattformen würden derzeit überall auf der Welt entstehen und auf großen Anklang stoßen. Sie habe sich unlängst eine Plattform angeschaut, die Sexual-Health-Information für Frauen aus dem Mittleren Osten bereitstellt. Das Thema ist dort ein großes Tabu. „Sie haben eigentlich nur in ihrem Land in arabischer Sprache gelauncht. Auf einmal haben sie aber User*innen aus der ganzen Welt, die Arabisch sprechen“, erzählt Roth. Deshalb sei alles, was Menschen dabei helfe, qualifiziertere und bessere Entscheidungen zu treffen, eine gute Zukunftsvision.

Pionierarbeit im Bereich SexTech

Ein Grund, warum viele Investor*innen zögern, könnten die schlechten Bewertungen von Investments im Bereich SexTech sein. Abgrenzungen fehlen, und alles, was mit Sex zu tun hat, fällt einfach unter Pornografie. Laut einer Analyse der UBS Group aus dem Jahr 2019 ist es nach ESG-Kriterien weniger schlimm, in fossile Energien oder in Waffen zu investieren als in sogenanntes Adult Entertainment.

Fakt ist: Das Thema steht noch ganz am Anfang und Gründer*innen wie Plotkina und Freya leisten Pionierarbeit. Kürzlich launchte Beducated einen KI-Sexcoach, der die Inhalte von Beducated analysiert. Menschen, die mehr über das Thema Sexualität lernen wollen, können sich damit gratis informieren. Plotkina steht mit Quinky noch am Anfang. Ob sie mit ihrer App Erfolg haben wird, wird sich erst zeigen. Den Bedarf dafür gebe es aber auf jeden Fall. „Wenn man mit dem Sex nicht zufrieden ist, wirkt sich das auf die geistige Gesundheit und andere Bereiche des Lebens aus“, meint Plotkina.

Sowohl Freya als auch Plotkina sind viel in der Welt herumgekommen. Freyas Fazit dazu lautet: „Es gibt keinen Ort auf der Welt, an dem Sex kein Tabu ist.“ Plotkinas Teammitglieder kommen aus der ganzen Welt. Viele teilen die Erfahrung, dass sie in ihrer eigenen Sexualität eingeschränkt wurden. In ihrem Heimatland Russland war Plotkina lange Zeit als Lehrerin aktiv und bemerkte, wie die Sexualität zunehmend unter Druck geriet – bis heute. Grundsätzlich sieht sie in Europa vergleichsweise gute Voraussetzungen für SexTech.

Plotkina wünscht sich, dass wir die Tabus bezüglich SexTech zunehmend abbauen können und dem Thema offener begegnet wird. „Ich hoffe, dass SexTech Teil jeder Tech-Konferenz sein wird und man nicht nur eine Dating-App in einer schattigen Ecke findet, sondern dass es auch jede Menge Start-ups gibt, die einem dabei helfen, sein Sexualleben zu verbessern. Denn wir Menschen können im Allgemeinen nicht produktiv arbeiten, wenn wir sexuell nicht zufrieden sind“, so Plotkina abschließend.

me energy: Start-up schafft mobile Elektromobilität an Tankstellen

Das 2019 von Inès Adler und Alexander Sohl gegründete Start-up me energy hilft Tankstellen, denen die Zeit zum Ausbau einer Ladeinfrastruktur fehlt, mobile und stromnetzunabhängige Schnellladestationen zu installieren.

Die begrenzten Netzkapazitäten sorgen besonders bei Tankstellen für großes Interesse an alternativen Ladelösungen. Aktuell befindet sich das Brandenburger Start-up me energy, der erste Hersteller und Betreiber von stromnetzunabhängigen Schnellladestationen, in der Pilotierungsphase mit einer mittelständischen Tankstellenmarke. Ziel ist es, an ausgewählten Standorten eine Schnellladeinfrastruktur zu etablieren, die unabhängig von den Limitierungen und Ausbaukosten des Stromnetzes ist.

Ökologische und flächendeckende Alternative zu konventionellen Ladestationen

Me energy produziert seit 2019 netzautarke mobile Schnellladestationen. Das Start-up aus Brandenburg hat den Rapid Charger 150 entwickelt, eine CO2-neutrale Schnellladestation, die keinen Anschluss an das Stromnetz benötigt, da der Strom im Rapid Charger selbst generiert wird. Damit bietet me energy die ökologische und flächendeckende Alternative zu konventionellen Ladestationen. Derzeit beschäftigt me energy rund 34 Mitarbeiter*innen und hat im Bereich der Energieumsetzung in Ladestationen elf Patente zur Anmeldung gebracht.

Stromnetzunabhängige Schnellladestationen eröffnen Tankstellenbetreibern die Möglichkeit, ihre Ladekapazität flexibel anzupassen. „Das ist von großem Vorteil, da die Bedarfsszenarien für Ladepunkte in den nächsten Jahren stark variieren können und herkömmliche, netzgebundene Infrastrukturen oft starr und unflexibel sind“, sagt Alexander Sohl, der Geschäftsführer und Mitgründer von me energy. Ein zentraler Nutzen ergibt sich auch aus dem flexiblen Betriebsmodell, das von einer reinen Bereitstellung der Hardware, bis hin zur kompletten Zahlungsabwicklung ein Rundum-sorglos-Paket bietet.

Elektromobilität an Tankstellen: Herausforderungen und Chancen

Tankstellenbetreiber stehen beim Auf- und Ausbau von geeigneter Ladeinfrastruktur vor vielen Herausforderungen. Sei es begrenzte Stromnetzkapazität an einzelnen Standorten, hohe Baukosten, lange Planungs- und Genehmigungsphasen oder schlicht der Wunsch, Ladestationen flexibel handhaben zu wollen. Unsere Lösung adressiert diese Probleme gezielt, indem sie das schnelle Laden überall dort ermöglicht, wo es netzgebunden, technisch, wirtschaftlich oder grundsätzlich nicht möglich ist“, sagt Christian Schwenkenbecher, Vertriebsleiter bei me energy. „Deshalb ist es unser erklärtes Ziel, die Ladeinfrastruktur so einfach und komfortabel zu machen, wie es die Menschen in den letzten Jahrzehnten mit ihren Verbrennerfahrzeugen erlebt haben. Viele Pächter und Betreiber von Tankstellen haben uns wissen lassen, dass es wichtig ist, dass Ladestationen nahtlos in bestehende Bezahlsysteme integrierbar sind und gleichzeitig die veränderten Anforderungen der Elektromobilität einfließen“, ergänzt er.

Chance für mittelständische und individuell geführte Tankstellen

Während große Energiehandelsunternehmen wie Aral, Total und Shell bereits umfassend in die Elektromobilität investieren, stehen viele mittelständische Marken und individuell geführte Tankstellen noch vor Bedenken und Hindernissen, die ihre Anpassung erschweren. Der Wechsel von Verbrennungsmotoren zu Elektrofahrzeugen bringt viele Probleme mit sich, denn die Betriebe haben ein etabliertes Geschäftsmodell, das nicht über Nacht umgestellt werden kann. Schwenkenbecher warnt jedoch davor, den anstehenden Hochlauf der Elektromobilität zu unterschätzen: „Die massive Reduktion fossiler Treibhausgasemissionen durch politische Vorgaben verändert unsere Mobilität – weg von Benzin und Diesel als Antriebsenergie, hin zu schnellem, grünem Ladestrom. Das führt dazu, dass sich insbesondere für Tankstellenbetreiber hier neue Chancen und Geschäftsfelder eröffnen. Mittelfristig ist die Weiterentwicklung des ‚Tankstellenbetriebs‘ eine Notwendigkeit und auch ein bekannter Prozess. Schließlich wurde Benzin in den Anfangsjahren der Motorisierung in Apotheken verkauft, bevor sich Tankstellen in vielen Stufen zu dem entwickelt haben, wie wir sie heute kennen.

Besonders für individuell geführte Tankstellen ist das eine schwierige Situation, sie müssen sich anpassen, um weiterhin relevant und attraktiv zu bleiben. Es geht nicht nur darum, Ladestationen für Elektrofahrzeuge zu installieren, es müssen auch neue Strukturen geschaffen werden, die dem veränderten Mobilitätsverhalten entsprechen. So stehen etwa erweiterte Dienstleistungen in Vordergrund, um längere Aufenthalte zu ermöglichen, sei es durch gemütliche Rastplätze, Cafés oder andere Annehmlichkeiten, die den Kunden einen Zeitvertreib während des Aufladens ihres Fahrzeugs bieten.

Vorgabe für 2027: Ein Schnellladepunkt pro Tankstelle

Die politische Agenda macht Druck. Bundeskanzler Olaf Scholz hat klare Vorgaben gemacht, dass bis Ende 2027 an jeder Tankstelle mindestens ein Schnellladepunkt verfügbar sein soll. Für kleinere Tankstellen, die nicht in lange Planungsphasen für den Stromnetzausbau investieren können oder wollen, bietet der Rapid Charger von me energy eine attraktive Alternative. Die stromnetzunabhängige Ladestation in der Größe eines Pkw-Stellplatzes mit zwei Schnellladepunkten kann direkt nach der Anlieferung in Betrieb genommen werden und ist eine flexible Lösung für Tankstellen, die schnell handeln müssen. Zudem kann sie nicht nur gekauft, sondern auch geleast werden, was die Investitionskosten für Betreiber auf ein Minimum reduziert. So soll die Elektromobilität zugänglicher gemacht und die dauerhafte Verfügbarkeit von Schnellladestrom für Unternehmen sichergestellt werden.

ScrapBees: Die Schrottbienen

Mit seinem Schrotthandel 2.0 ermöglicht das 2020 gegründete Start-up ScrapBees aus Neuss eine einfache Entsorgung von Altmetall, sodass wertvolle Rohstoffe wieder zurück in den Recycling-Kreislauf geführt werden können.

Überall, wo Gebäude errichtet, das Stromnetz ausgebaut und Fahrzeuge hergestellt werden, braucht es metallische Rohstoffe. Ob Eisen, Kupfer, Nickel oder Zink – der Bedarf ist riesig und wird weiter steigen. Doch die Ressourcen sind endlich und der Abbau, die Aufbereitung sowie die Verarbeitung der Metalle mit hohen CO2-Emissionen verbunden. Eine Lösung für dieses Dilemma hält die ScrapBees GmbH aus Neuss bereit: Als smarte und nachhaltige Alternative zum traditionellen Schrotthandel setzt das Start-up auf ein digitales Geschäftsmodell, das dazu beiträgt, Altmetall effizient recyceln und wertvolle Rohstoffe in den Recycling-Kreislauf zurückführen zu können.

Urban Mining und digitaler Schrotthandel

„Die aktuelle Energiekrise und der zunehmende Rohstoffmangel erfordern, dass sämtliche Ressourcen gesichert werden müssen“, sagt Florian Kriependorf. Er hat ScrapBees – in Deutschland bekannt unter der Marke SchrottBienen – im Jahr 2020 gemeinsam mit Sebastian Kopsan und Thilo Hamm gegründet. Der Kerngedanke des Geschäfts ist das Urban Mining, also der „Abbau“ ungenutzter Rohstoffe, die in unzähligen Kellern, auf Baustellen oder in Produktionshallen zu finden sind. „Dank unseres digitalen Ansatzes gelingt es uns, auch kleinere Mengen Altmetall effizient einzusammeln und dem Recycling zuzuführen. Unser System sorgt außerdem dafür, dass der passende Abnehmer automatisiert gefunden wird und die Fahrtrouten laufend optimiert werden“, ergänzt Co-Gründer Sebastian, der als Softwareentwickler für die IT verantwortlich ist.

Das Konzept hinter dem Schrotthandel 2.0 ist einfach: Kund*innen können ihr Altmetall bequem online anmelden und von den SchrottBienen abholen lassen. Das Material wird vor Ort analysiert, gewogen, digital erfasst und somit Teil eines virtuellen Schrottplatzes. Für wertvolle Materialien erhält der/die Kund*in zeitnah eine digitale Gutschrift. Die Metalle wiederum gehen feinsäuberlich getrennt und sortiert zu einem/einer professionellen Abnehmer*in. Mitgründer Thilo betont, dass man für die Abholung und den Transport zum Schrotthandel eine eigene LKW-Flotte mit festangestellten Fahrer*innen unterhält: „Wir sind die erste Meile, sprich, wir holen alles selbst ab und können dadurch eine hohe Verlässlichkeit und Qualität garantieren.“

Wie die wirtschaftliche Entwicklung des Start-ups zeigt, geht das Konzept nicht nur auf, sondern findet auch großen Anklang: Bereits ein Jahr nach dem operativen Start erzielte ScrapBees mit knapp 50 Mitarbeitenden einen Umsatz von etwa einer Million Euro und hat mittlerweile mehr als 8000 Kund*innen. „Der zentrale Erfolgsmesser ist für uns das Gesamtgewicht des eingesammelten Metalls“, ergänzt Florian. „Im vergangenen Jahr haben wir bereits 2000 Tonnen Altmetall eingesammelt. Dieses Jahr wollen wir 3000 Tonnen schaffen und liegen zum Halbjahr genau im Wachstumsziel.“

Convenience als Erfolgsfaktor

Nachhaltigkeit durch Wiederverwertung – dies fängt schon mit dem Kronkorken an, wie Thilo Hamm gern veranschaulicht: „Ein einzelner Verschluss ist nichts wert und landet in der Regel im Müll. Wenn ich aber Tausende Kronkorken sammle und einschmelze, habe ich einen Rohstoff, und das wiederum bedeutet, dass ich weniger Primärrohstoffe von der Erde abbauen muss.“ Gleiches gelte für ausgediente Gegenstände im Haushalt oder Abfälle, die bei Renovierungen anfallen, seien es alte Vorhangstangen, Jalousien oder Leitungsrohre. „Die Rohre bestehen oft aus Kupfer, also einem besonders hochwertigen Rohstoff, der sehr wichtig für die Wirtschaft ist und durch unseren Service wieder dem Kreislauf zugeführt werden kann“, so Thilo.

Apropos Service: Wer die SchrottBienen online bucht, erhält innerhalb von 48 Stunden einen Termin und kann sich darauf verlassen, dass die Abholung pünktlich erfolgt. Hierzu erhalten die Kund*innen eine halbe Stunde vor Ankunft der Entsorger*innen eine SMS. „Das Erlebnis des Recyclings ist bei uns ein anderes, denn man muss nicht extra zum Wertstoffhof fahren, sondern kann den Schrott einfach und bequem daheim abholen lassen. Heutzutage spielt dieser Convenience­Aspekt eine wichtige Rolle für viele Verbraucher*innen, deshalb werden On-Demand-Lösungen wie die unsere immer beliebter“, erklärt Florian.

Starker Partner für die Wärmewende

Die unkomplizierten Prozesse der SchrottBienen wissen auch immer mehr Geschäftskunden zu schätzen. Deshalb hat das Start-up den B2B-Bereich zuletzt stark ausgebaut und arbeitet hier mit einem großen Heizungshersteller sowie über 250 weiteren Partner*innen zusammen. Schließlich steht das Fachhandwerk angesichts der Wärmewende vor der Herausforderung, in den kommenden Jahren mindestens 14 Millionen veraltete Heizungsanlagen durch energieeffiziente Alternativen zu ersetzen. Neben technischem Know-how sind dafür logistische Prozesse und natürlich ausreichend personelle Kapazitäten nötig.

Genau hier kommen die ScrapBees ins Spiel: Die fleißigen Bienen befördern auf der Baustelle alte Heizungsanlagen mit geeignetem Equipment ans Tageslicht und entsorgen diese fachgerecht. Auch neue Anlagen tragen sie mit hinein und übernehmen obendrein die Beseitigung des Verpackungsmülls. Auf diese Weise werden die ohnehin rar gesäten Fachkräfte vor Ort enorm entlastet und können sich verstärkt auf die Installation und Inbetriebnahme der neuen Heizsysteme konzentrieren. „Viele Handwerksbetriebe haben gefüllte Auftragsbücher und schätzen die effektive Entlastung ihrer Fachkräfte auf den Baustellen durch die SchrottBienen“, bringt es Thilo auf den Punkt.

Auf dem Weg zu Green Steel

Neben dem Fachhandwerk steht auch die Stahlindustrie vor gewaltigen Herausforderungen, denn sie zählt zu den größten Klimaschädigern des Planeten. Sieben bis zehn Prozent aller CO2-Ausstöße gehen zurück auf die energieintensive Produktion in den gigantischen Feueröfen. Kein Wunder also, dass das Thema Recycling bei den Stahlproduzenten weiter an Bedeutung gewinnt, zumal die Herstellung von Stahl aus 100 Prozent recyceltem Altmetall verglichen mit anderen Verfahren etwa zwei Drittel weniger CO2 erzeugt.

Unterstützung kommt auch hier von den SchrottBienen, denn sie sorgen dafür, dass jener Metallschrott gesammelt und gesichert wird, von dem ein Großteil sonst als Sperrmüll verbrannt worden wäre. „Für das Kreislaufsystem ist es wichtig, dass auch Mengen zwischen 50 und 500 Kilogramm wieder zurückgeführt werden. Denn die Wiederverwertung von Metallschrott spart nicht nur Primärrohstoffe, sondern verringert schließlich auch CO2-Emissionen – und das ist ja eines der Kern­elemente zur Erzeugung von ‚Green Steel‘“, sagt Thilo.

Zukunftstrend Wiederverwertung

Ob Privat- oder Geschäftskunden – die Dienste der SchrottBienen sind mittlerweile in den Metropolregionen Frankfurt am Main, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Stuttgart verfügbar. Im Laufe des Jahres soll Berlin hinzukommen. Auf die Frage nach dem Rezept für den Erfolg des Start-ups verweist Florian gern auf die kombinierte Expertise des Gründerteams: „Mit einem Ingenieur, einem Softwareentwickler und einem Rechtsanwalt ergänzen wir uns fachlich sehr gut und verfügen außerdem über langjährige Erfahrung in der Recyclingbranche. Wir drei sind quasi Überzeugungstäter, und das Witzige dabei ist: Wenn man bei uns arbeitet, sieht man tatsächlich irgendwann überall nur noch Schrott und Rohstoffe.“

Der Trend, Rohstoffe wieder in den Kreislauf zurückzuführen – da sind sich die Gründer sicher –, ist global auf dem Vormarsch. Entsprechend groß sind deshalb ihre Pläne. „Über Ozeane hinweg kann es ebenfalls spannend sein, aktiv zu werden“, verrät Florian, und ergänzt: „Unternehmen müssen und wollen zunehmend Produkte aus recyceltem Material herstellen. Deshalb glauben wir, dass hier noch viel Potenzial vorhanden ist.“ Die SchrottBienen aus Neuss könnten also in Zukunft ihren „Nektar“ Schrott auch jenseits der deutschen Grenzen sammeln und wertvolle Ressourcen wieder dem Kreislauf zuführen.

IT-Trends 2024

Das sind die fünf entscheidenden Trends und Marktentwicklungen, die sich auf unterschiedliche Weise 2024 auf den IT-Markt auswirken werden.

PAC ein europäisches Marktanalyse- und Beratungsunternehmen für die IT-Branche, veröffentlicht zum Jahreswechsel seine wichtigsten Prognosen für das neue Jahr. Diese zeigen die entscheidenden Trends und Marktentwicklungen auf, die sich auf unterschiedliche Weise auf den IT-Markt auswirken werden.

Fünf zentrale Trends sind es, die nach den Erkenntnissen der Analyst*innen im Jahr 2024 und darüber hinaus für Unternehmen überdurchschnittliches Wachstum, Effizienzsteigerung und mehr Nachhaltigkeit bringen werden – und wie zu erwarten war, haben viele mittelbar oder unmittelbar etwas mit dem Themenfeld der künstlichen Intelligenz (KIU) zu tun.

Trend 1. FinOps für GenAI: Verwaltung von Cloud-Kosten im KI-Zeitalter wird für Unternehmen zur Herausforderung.

Das Jahr 2023 markierte einen Wendepunkt für KI-Services, insbesondere resultierend aus der wachsenden Bedeutung von Generative AI (GenAI). stehen nun vor einem neuen FinOps-Wendepunkt, da GenAI hohe Rechen- und Datenverarbeitungskapazitäten erfordert, die nur durch Cloud-Dienste erschwinglich realisiert werden können. PAC sieht GenAI als das, was die Tech-Industrie eine „Killer-Applikation“ nennt, da es sich um eine Innovation handelt, deren Anwendungsfall sowohl das private als auch das berufliche Leben von Menschen weltweit verändert und beeinflusst. Gleichzeitig sehen die Analysten aber auch ein erhebliches Risiko für Unternehmen, dass die Nachfrage nach solchen Diensten zu unerwarteten Kostensteigerungen führt – in einer Größenordnung und Geschwindigkeit, die weitaus gravierender ist als die anfänglichen Kostenprobleme bei der Ausbreitung der Cloud. Unternehmen müssen daher die Cloud-Service-Kosten für KI in allen Geschäftsbereichen durch FinOps effektiv verwalten und eine Kultur der finanziellen Transparenz und Verantwortlichkeit schaffen.

Trend 2. MLSecOps: Effektives Sicherheitsmanagement wird in einer von „Multi-Hops“ geprägten KI-Landschaft zum Muss.

Mit der Zunahme der KI-Nutzung steigt auch die Notwendigkeit, Sicherheitspraktiken an ML-bezogene Workflows anzupassen. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, KI in einer Vielzahl von IT-Lösungen zur Unterstützung von Geschäftsmodellen zu etablieren – und Unternehmen, die ihre Cybersicherheitsstrategie nicht parallel zu ihrer KI-Strategie anpassen, gehen hohe Risiken ein. MLSecOps-Rahmenwerke werden daher für die Absicherung von KI-Lösungen und -Diensten zunehmend einen höheren Stellenwert bekommen. Eine besondere Herausforderung aufgrund der in vielen Unternehmen zu beobachtenden breiten Palette an KI-Services, ist dabei die sogenannte „Multi-Hop-KI“. Darunter versteht man die Verkettung mehrerer KI-Lösungen oder -Dienste und ihrer Datensätze zu einer integrierten Pipeline oder Lieferkette, wobei bei jedem Hop eine andere, oft cloudbasierte KI-Lösung oder ein anderer Dienst genutzt wird. Diese KI-Nutzung wird Lösungen und Dienste von einer Vielzahl von IT-Anbietern umfassen. Zwischen den einzelnen „Hops“ wird es keine menschliche Interaktion geben, sodass der Mensch nur den anfänglichen Input liefert und dann den Multi-Hop-Output erhält. PAC hält dies für einen revolutionären Schritt, aber auch ein Risiko bei der Nutzung von KI. Dem Mehrwert von KI für Unternehmen steht das Potenzial für neue Formen von Sicherheitsverletzungen gegenüber. Denn Daten sind aus Sicht der Cybersicherheit das wertvollste Gut, das sich böswillige Akteure aneignen können – und da sie das Herzstück aller KI sind, ist dies ein Bereich, mit dem sich CxOs in den kommenden Jahren intensiv befassen müssen.

Trend 3. Umgang mit der KI-Inzucht: Wie die Anwendung von verantwortungsvoller und erklärbarer KI für Validität sorgt.

Ein zunehmend relevantes Problem im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz ist die sogenannte „KI-Inzucht". Dieses Phänomen tritt auf, wenn KI-Systeme überwiegend von anderen KI-generierten Inhalten lernen, was zu einer Verzerrung und Entfremdung von der menschlichen Perspektive führen kann. Während etwa die aktuellen Versionen des ChatGPT-Modells auf einer relativ sauberen Bandbreite von überwiegend menschengenerierten Datenpunkten trainiert wurden, könnten zukünftige KI-Modelle immer mehr Daten generieren (und von ihnen lernen), die sich über viele Verarbeitungsiterationen hinweg von der Relevanz für menschliche Perspektiven unterscheiden. Diese Entwicklung, besonders sichtbar im Bereich der generativen KI (GenAI), könnte die Langzeitwirksamkeit von KI-Lösungen beeinträchtigen. Verantwortungsvolle und erklärbare KI-Tools und Frameworks können indes als geeignete Instrumente zur Bewältigung dieses Problems angesehen werden.

Trend 4. Hyper-Personalisierung: Digitale Assistenten schaffen mithilfe von GenAI eine individuelle Kundenansprache.

Seit Jahren streben Unternehmen im B2C- oder D2C-Geschäft danach, digitale Einkaufserlebnisse ähnlich einem persönlichen Einkaufsberater mit möglichst präziser Personalisierung zu bieten. Generative KI eröffnet Chancen Hyper-Personalisierung zu erreichen, die darauf abzielt, eine möglichst enge und langfristige Beziehung zum/zur Kund*in zu entwickeln, die das Engagement und die Loyalität erhöht und Cross- und Upselling-Möglichkeiten eröffnet. In der Vergangenheit waren die Kosten für einen Einkaufsberater, der den Kund*innen so passgenau beraten konnte, angesichts der unzureichenden Datenlage zu hoch und die Skalierbarkeit nicht gegeben. Auch waren vor GenAI die Chatbot-Style-Schnittstellen nicht ausgeklügelt genug, um Kaufberatungen oder Steuerungen ähnlich einem traditionellen persönlichen Einkaufsberater zu bieten. PAC prognostiziert, dass ab 2024 die Integration von GenAI in digitale Erlebnisse auf Mitarbeitendengeräten zur Unterstützung persönlicher Interaktionen und durch ähnliche Erlebnisse direkt auf den Geräten der Kund*innen vermehrt erfolgen wird. Dadurch wird GenAI den Zugang zu digitalen Assistentendiensten im Stil eines persönlichen Einkaufsberaters für die Verbraucher demokratisieren, den Kaufzyklus von Unternehmen vereinfachen und neue Umsatzmöglichkeiten schaffen.

Trend 5. Neue ESG-Regulierung: Die CSRD verschärft die Anforderungen an Unternehmen für eine nachhaltige IT-Landschaft.

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) regelt ab 2024 EU-weit die Umweltberichterstattung und forciert damit die internationalen ESG-Bestrebungen. Die Experten von PAC sehen das Inkrafttreten der CSRD als Beschleuniger des Wandels hin zu mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen. Waren diese in der Vergangenheit an Nachhaltigkeit vor allem deshalb interessiert, weil ihre Kund*innen danach fragten und es die Gelegenheit bot, Umsätze zu steigern, besteht nun eine Verpflichtung mit rechtlichen, rufschädigenden und kommerziellen Komponenten. Unternehmen werden vermehrt nach Partner*innen suchen, die ihnen helfen, die richtigen Softwarelösungen und Prozesse zu implementieren, um Daten im Zusammenhang mit ESG effizient zu verfolgen, zu sammeln und zu analysieren. Gleichzeitig wird die Vergleichbarkeit der Berichte die Unternehmen dazu drängen, zu zeigen, dass sie mindestens so nachhaltig ausgerichtet sind wie ihre direkten Mitbewerber*innen. Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit wird Unternehmen zudem weiter zu einer Cloud-First-Strategie ermuntern. Neben der Möglichkeit, einzelne Workloads mit vertretbarem Aufwand und Betriebskosten in die Cloud zu migrieren, werden Organisationen zunehmend fragen, wie nachhaltig verschiedene Cloud-Angebote sind. Bei der Auswahl eines Cloud-Anbieters wird Nachhaltigkeit neben der Verfügbarkeit von Dienstleisterressourcen und angemessenen Funktionen in der PaaS-Umgebung ein Schlüsselfaktor sein. Zudem werden auch die Cloud-Anbieter Effizienzparameter für Interessent*innen bereitstellen, um die Nachhaltigkeit der Angebote zu belegen.

Stepan Timoshin: Der Sneaker-Millionär

Schon während der Schulzeit erkannte Stepan Timoshin das Potenzial limitierter Sneaker als Investitionsmöglichkeit und machte dann mit 17 Jahren sein Hobby zum Beruf. Inzwischen hat der 22-Jährige mit VADITIM ein Millionenvermögen aufgebaut und investiert derzeit in sein zweites Modelabel.

Stepan, ein Musterschüler? Fehlanzeige. Stepan Timoshins Vater kürzte ihm aufgrund schlechter Noten sein Taschengeld. Streng blieb er und stellte seinem Sohn ein Ultimatum: Er dürfe nur mit Taschengeld rechnen, wenn er mindestens einen Durchschnitt von 2,0 im Zeugnis erreicht. Für den damals 14-Jährigen brach eine Welt zusammen, doch im Rückblick ist Stepan Timoshin seinem Vater für diese harte Haltung dankbar. Dadurch habe er auf gewisse Weise einen unternehmerischen Geist entwickelt. Stepan Timoshin suchte nach anderen Wegen, um Geld zu verdienen, er arbeitete während der Ferien 20 Stunden pro Woche in einem Hotel, sparte und konnte so sein erstes Stammkapital von 440 Euro auf seinem Bankkonto ansammeln. Noch heute ist er stolz darauf, die Kontoauszüge aus dieser Zeit aufbewahrt zu haben.

Durch Zufall erfuhr Stepan Timoshin über Social Media von der Praxis des Resellings. Ein YouTuber, der die neuesten und beliebtesten Sneaker-Modelle präsentierte, erzählte in einem Video, wie er mit dem Wiederverkauf von einem einzigen Schuhpaar 500 Dollar Profit erzielte. Stepan Timoshin war beeindruckt und begann, sich mit Sneaker-Preisen auseinanderzusetzen. „Heutzutage kann man die trendigen Produkte leicht online finden. Es gibt unzählige Apps und Plattformen, die einen innerhalb von Sekunden über die Marktpreise informieren. Damals war die Recherche noch nicht so einfach“, sagt Timoshin. Er wagte den ersten Versuch und kaufte ein limitiertes Paar Schuhe als Investmentmöglichkeit, das er über eBay-Kleinanzeigen verkaufen wollte. Es war ein Risiko für den jungen Mann, der sein ganzes Vertrauen auf eine YouTube-Quelle setzte. „Es hätte ja sein können, dass der Influencer einfach nur Werbung macht und ich dann mit einem Produkt dastehe, das niemand kaufen möchte.“ Stepan Timoshin schloss den Verkauf erfolgreich mit Gewinn ab.

Die Yeezy-Ära

Zwischen 2015 und 2016 stieß Stepan Timoshin auf die Sneaker-Marke Yeezy, die durch die Zusammenarbeit von Adidas und dem Musikkünstler Kanye West entstanden war. Die Yeezy-Modelle entwickelten sich schnell von einem modischen Statement zu den begehrtesten Sneakern auf dem Markt. Für Timoshin bedeutete dies den perfekten Einstieg in die Welt der Investitionen. Er begann, sich verstärkt mit limitierten Sneakers zu beschäftigen und entwickelte ein Gespür dafür, wie die Nachfrage und der Warenkauf funktionierten. „Besonders am Anfang hatte Adidas die Auflage krass limitiert. Ich war oft bei einer Art Verlosung am Start, um die Schuhe überhaupt kaufen zu können, ein exklusives Verkaufssystem, man musste seine Tricks herausfinden, um an mehrere Paare ranzukommen“, so Stepan Timoshin. Er hatte Glück: Durch den Wiederverkauf einiger Yeezys verdiente er innerhalb einer Nacht das Fünffache des Originalpreises.

In dieser Phase verkaufte er die Schuhe vor Ort, sogar vor den Sneaker-Läden. Es war ihm besonders wichtig, die Kund*innen zu finden und das Geld sofort in der Hand zu haben. Stepan Timoshin legte fleißig Einnahmen beiseite und schuf sich ein Startkapital für sein Business. Dannn wollte er auf eigene Faust agieren und bot den Läden mehr Geld für die Schuhe an. „Ich bekam die Schuhe durch die Hintertür“, gesteht Timoshin. Er reservierte große Mengen an Sneaker-Modellen, kaufte immer alles auf und gewann dadurch das Vertrauen der Händler*innen. Doch dann rief eines Tages die Berliner Sparkasse bei ihm an. Aufgrund seines auffälligen Umsatzes der letzten anderthalb Jahre wurde ihm Steuerhinterziehung vorgeworfen. Stepan Timoshin musste den Betrag nachzahlen.

Trotz dieses Rückschlags gründete er eine Firma – aus rechtlichen Gründen musste sein Vater vor der Volljährigkeit des Sohnes noch die Geschäftsführung übernehmen –, um auf keinen Fall den Anschluss an den Sneaker-Markt zu verlieren.

VADITIM, Partnerschaftsverträge, Online-Shop und Flagship-Store

Ein paar Jahre später wurde VADITIM ins Leben gerufen. Neben dem Online-Shop entschied sich Stepan Timoshin auch für die Eröffnung eines physischen Ladens, der bis heute einen wichtigen Bestandteil seines Geschäfts darstellt. „Der Laden trägt zwar nicht viel zum Umsatz bei, ist aber eine schöne Abwechslung zum E-Commerce“, betont Stepan Timoshin.  Er ist für ihn ein Statement: „Die Leute können im Laden die Schuhe selbst anprobieren, sie vergleichen – das hat etwas Besonderes, und das ist mir wichtig.“

Zudem schloss Stepan Timoshin Partnerschaften mit anderen Social-Media-Influencer*innen und begann, auch Social-Media-Videos über VADITIM zu drehen. Bis heute betrachtet Stepan das Thema Reselling als den Startpunkt, um seine Leidenschaft für Projekte zu entfachen. Nach der Positionierung von VADITIM stiegen die Umsätze schnell an – wie er selbst sagt, war dies der Wendepunkt, an dem er sich „als Geschäftsmann neu erfinden“ konnte.

Dann kam Corona

Die erste unternehmerische Krise traf Stepan Timoshin kurz vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie im März 2020. Zu dieser Zeit hatte er einen Franchise-Vertrag für die Eröffnung von sechs weiteren Geschäften in ganz Europa unterzeichnet. Doch genau an seinem Geburtstag wurde ihm mitgeteilt, dass der Deal geplatzt war. Zusätzlich musste er aufgrund des Lockdowns seinen Laden schließen, VADITIM erlebte einen massiven Umsatzrückgang – von Hunderten Bestellungen pro Woche auf keine Bestellung pro Tag. Existenzängste plagten Stepan Timoshin, und auch der Wert der eingehenden Bestellungen sank monatelang drastisch. Stepan Timoshin musste schnell handeln. „Vor Corona war unser Sortiment anders ausgerichtet, mit hochpreisigen Artikeln, aber wir mussten uns anpassen und neue Zielgruppen mit verschiedenen Budgets ansprechen“, erzählt Timoshin. Er bot nun auch günstigere Schuhmodelle, Kleidung und Accessoires an. Mit großem Einsatz erholte sich sein Geschäft allmählich. Neue Geschäftspartner*innen standen wieder vor der Tür, und Stepan investierte erneut. Zudem gründete er sein eigenes Modelabel namens ELEVATE.

Vlogs sind entscheidend

Heute konzentriert sich Stepan Timoshin darauf, einen direkten Kontakt zu seinen Kund*innen herzustellen. „Es macht mich sehr glücklich, wenn ich sehe, dass Leute auf Instagram Fotos von meinen Marken posten. Mein Ziel ist es, ein verbessertes Kundenerlebnis zu bieten. Neulich habe ich in einem Livestream-Video über das Thema Dankeschön-Karten gesprochen, es ging dabei um optimale Formulierung und Gestaltung“, so Stepan Timoshin.

Als Gesicht der Marke ist es für Stepan Timoshin wichtig, direkt und offen aufzutreten. Er möchte während seiner Streams ansprechbar sein und sich so transparent wie möglich zeigen. „So bin ich meiner Community einfach näher“, sagt er. Seine Strategie besteht darin, bestehende Kund*innen mit Neuigkeiten zu unterhalten und natürlich auch neue Kund*innen zu gewinnen. Er ist überzeugt, dass eine kontinuierliche Präsenz in den sozialen Medien eine stärkere Verbindung zu seiner Kundschaft aufbauen kann, was letztendlich zu einem Wachstum des Geschäfts führt. Dazu gehören unterhaltsame Videos wie YouTube-Vlogs und Instagram-Content. „Wenn ich zum Beispiel eine Instagram-Story poste und sie 60.000 Menschen sehen, selbst wenn nur ein Prozent davon etwas kauft, ist das bereits ein Erfolg für mich. Denn Traffic bedeutet Kund*innen, und das ist entscheidend für mein Geschäft“, betont Stepan Timoshin. Die Kunden*innen sollen nicht nur einmal kaufen, sondern im besten Fall zu Fans seiner Marken werden.

Die Tools der KI identifizieren

Stepan Timoshin rät angehenden Gründer*innen, frühzeitig in Unternehmenseinrichtung zu investieren, insbesondere im Bereich E-Commerce, da sich dies seiner Meinung nach definitiv auszahlt. Seit Ende 2022 investiert er beträchtliche Summen in die SEO-Optimierung seiner Online-Plattformen und in Werbekampagnen, unter anderem auf Google Ads, TikTok Ads und Meta Ads. Darüber hinaus legt er großen Wert auf die Weiterbildung seiner Mitarbeitenden, die intensiv mit künstlicher Intelligenz für die Content-Erstellung arbeiten. „Das ermöglicht ihnen ein effizienteres Arbeiten“, erläutert Stepan Timoshin.

Dank des erfolgreichen Umsatzwachstums im DACH-Raum strebt Stepan Timoshin eine Expansion in ganz Europa an. Dabei konzentriert er sich weiterhin auf die Implementierung seines E-Commerce-Geschäfts. „Ich bin überzeugt, dass die Zukunft im Omnichannel liegt“, betont er. Diese Geschäftsstrategie bietet den Kund*innen ein reibungsloses und angenehmes Einkaufserlebnis, ohne Barrieren beim Wechsel zwischen den Kanälen. Kund*innen können online Artikel kaufen und diese anschließend in der Filiale abholen. Dort könnten Mitarbeitende zusätzliche Artikel vorschlagen, um den Online-Kauf zu ergänzen und den durchschnittlichen Bestellwert zu steigern.

Stepan Timoshin empfiehlt zudem, stets einen Plan B und C parat zu haben sowie parallel zur Gründung eines Start-ups in Weiterbildung zu investieren. „Ein Abschluss ist eine Art Lebensversicherung, man weiß nie, was passieren kann“, so Timoshin. Ein gut ausgearbeiteter Businessplan ist seiner Meinung nach unerlässlich. Man sollte sich nicht vom Geld blenden lassen und immer einen klaren Kopf behalten, um Fokus und Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Dies helfe auch, Fehler zu vermeiden. Heutiger Erfolg sei nur ein Schritt in der Geschäftskarriere, morgen könne alles anders aussehen. Wertschätzung für den Prozess und ein Überblick über die Nebenkosten seien ebenso wichtig.

In naher Zukunft plant Stepan Timoshin die Eröffnung eines zweiten VADITIM-Ladens und möchte ELEVATE als namhafte Bekleidungsmarke etablieren.