Geschäftsideen Sportzubehör: Handtuch mit Magnetschlaufe

Handtuch für Fitnesssportler


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2015 haben wir Florian Goecke und Lennart Rieper mit ihrer Marke Slfmade vorgestellt – mittlerweile sind sie mit ihrem Sporthandtuch Towell richtig gut unterwegs. Nicht zuletzt haben sie mit ihrer Geschäftsidee in der TV-Show "Die Höhle der Löwen" überzeugt. Ein Highlight des Towell: die magnetische Aufhängerschlaufe.

Das Handtuch Towell hat einen magnetischen Aufhänger, über den das Handtuch überall dort aufgehängt werden kann, wo es Metall, aber keinen Haken gibt. Dank der Magnetschlaufe lässt sich das Handtuch auch als modisches Accessoires verwenden – um den Hals gebunden.

Im Handtuch befindet sich zudem eine kleine Tasche mit Reißverschluss – so kann man seine Wertsachen verstauen und beim Fitnesstraining immer dabei haben. Dank einer zweiten Schlaufe lässt sich das Handtuch außerdem an einer Leine trocknen, ohne dass dazu Wäscheklammern benötigt werden. Eine sportlich-praktische Geschäftsidee!

Ajambow: Start der ganzheitlichen Fitness-Innovation

Das 2024 von Susan Schmidt und Simon Werner gegründete Start-up Ajambow will in der Fitnessbranche mit Nachhaltigkeit, Innovation und Gesundheit klare Akzente setzen.

Die neueste Gruppenfitness- und Gesundheitsinnovation im Bereich der Fitness-Start-ups wird auf der diesjährigen FIBO FIBO, der weltweit größten Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit in Köln vorgestellt: Ajambow® ist mehr als nur ein Trainingsgerät – es ist ein neues, ganzheitliches Konzept basierend auf fundierten sportwissenschaftlichen Prinzipien „made in Germany“. Durch die Nutzung von Wasser in Verbindung mit speziell entwickelten Bewegungsabläufen und afrikanischer Musik entsteht ein einzigartiges Trainingserlebnis, das nicht nur Spaß in den Fitnessbereich bringt, sondern auch bedeutende Gesundheitswirkungen auslösen kann.

Susan Schmidt und Simon Werner haben die Ajambow GmbH Anfang 2024 nach jahrelanger Entwicklungsphase zusammen gegründet. Das Konzept vereint Nachhaltigkeit, Innovation und Gesundheit. Der Name ist eine Kombination aus dem Wort „Ajambo“, welches in der afrikanischen Stammessprache Swahili „Wiedergeburt“ bedeutet und dem englischen Wort „Bow“ (Bogen).

Der Clou: Visuell, akustisch und haptisch trainieren

Die Idee ist ebenso einfach wie genial: Vor dem Workout wird das aus dem umweltfreundlichen, weil biologisch-basierten Kunststoff Arboblend hergestellte Trainingsgerät mit Wasser befüllt. Durch die variable Wassermenge im Bogen kann die Intensität der Übungen individuell angepasst werden. Indem das Wasser unterschiedliche Querschnitte in verschiedenen Geschwindigkeiten durchläuft, erzeugt es Vibrationen. In Kombination mit den harmonischen, rhythmischen Bewegungen, unterstützt durch die afrikanische Musik, werden Fitness- und Gesundheitsziele mit viel Spaß erreicht.

Susan Schmidt, Diplom-Sportlehrerin und Entwicklerin der Ajambow-Übungen, betont: „Viele Frauen, sportaverse und auch adipöse Menschen haben Angst vor herkömmlichen Trainingsgeräten. Mit Ajambow können sie ohne diese Ängste trainieren und gleichzeitig positive Auswirkungen auf gesundheitliche Defizite erzielen.“

Premiere auf der Fitness-Wellness-Leitmesse FIBO

Erste Ajambow-Gruppenkurse werden in der Region Sachsen / Sachsen-Anhalt angeboten. Weitere sollen demnächst folgen. „Wir haben schon zahlreiche Gespräche mit Studio-Betreibern geführt und Probestunden abgehalten. Das Feedback ist beeindruckend und bestärkt unseren Traum, dass Ajambow in naher Zukunft in ganz Deutschland angeboten werden wird. Die wird ihren Beitrag dazu leisten“, so CEO Simon Werner.

Kreislaufwirtschaft im Aufwind

Vom Trendsetter zum Treiber des Wandels: Kreislaufwirtschaft ist zu einem essenziellen Bestandteil von Geschäftsmodellen in der europäischen Start-up-Szene geworden.

Europa gilt schon lange als Vorreiter im Bereich des nachhaltigen Unternehmertums. Insbesondere die Idee der Kreislaufwirtschaft hat sich früh auf dem Kontinent etabliert und seit über einem Jahrzehnt unterstützen Unternehmen und Risikokapitalgeber*innen europäische Start-ups bei der Entwicklung neuer Konzepte und Ideen in diesem Bereich. Zudem fördern renommierte Auszeichnungen wie der Green Alley Award vielversprechende Start-ups sowohl finanziell als auch operativ.

Vor dem Hintergrund des wachsenden Drucks, auf nachhaltigere Prozesse umzusteigen und Europas Zielsetzung im Rahmen des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, wird die Rolle dieser Start-ups immer wichtiger, Unternehmen müssen genau untersuchen, wie sich die Kreislaufwirtschaft mit zunehmender Größe verändert und Maßnahmen ergreifen, um ihren Betrieb mit vorher nicht dagewesenen Technologien und Ansätzen zu optimieren.

Die europäische Industrie auf dem Weg in die Zirkularität

Der Trend ist klar: Die europäische Industrie bewegt sich in Richtung Kreislaufwirtschaft, und es ist ein klarer Wandel zu nachhaltigeren Praktiken erkennbar. In den letzten 20 Jahren ist der gesamte Materialverbrauch in der EU um 9,4 Prozent gesunken, während der Anteil der gewonnenen Ressourcen aus recycelten Abfällen um fast 50 Prozent gestiegen ist. Allein diese Zahlen sind ein Hinweis darauf, dass Europa ein enormes Potenzial in Sachen Kreislaufwirtschaft entfalten kann. Dabei ist jedoch vor allem die Zusammenarbeit mit Start-ups von besonderer Bedeutung, um den maximalen Impact zu erzielen.

Um ein besseres Verständnis für den aktuellen Stand der Kreislaufwirtschaft in Europa zu gewinnen, lohnt es sich, einen genauen Blick auf die vielfältigen Start-ups zu werfen, die Förderungen von Kreislaufwirtschaftsorganisationen beziehen möchten. Im vergangenen Jahr reichten zahlreiche Start-ups ihre Bewerbungen für den Green Alley Award ein. Dabei verfolgten 40 Prozent das Ziel, die Produktion von Abfall zu reduzieren, während 33 Prozent nach Lösungen für die digitale Kreislaufwirtschaft suchten und 27 Prozent ihren Fokus auf Recycling legten. Von entscheidender Bedeutung ist es auch, die Geschäftsmodelle dieser Start-ups zu erfassen: 50 Prozent bieten Produkte an, 28 Prozent stellen Dienstleistungen bereit und 22 Prozent agieren als Technologieanbieter. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich diese Zahlen im Zuge des Wachstums und der Entwicklung der Märkte verändern werden.

Im vergangenen Jahr gewann beispielsweise S.LAB aus der Ukraine, das mit seiner speziellen Technologie aus landwirtschaftlichen Abfällen und Hanf eine biobasierte, kompostierbare Alternative zu Polystyrol (Styropor) anbietet. 2022 erhielt Voltfang aus dem Batteriesektor den Green Alley Award. Voltfang aus Aachen bietet ein grüne Speicherlösung an, die gebrauchte Batterien aus Elektroautos verwendet. Mit seiner Technologie kann das Voltfang-System beispielsweise überschüssige Energie aus Solarmodulen speichern und saubere Energie für Unternehmen und Privathaushalte bereitstellen. 2021 wurde Traceless Materials aus dem Bereich Alternativen zu Einwegplastik zum Sieger gekürt. Das Hamburger Start-up bietet eine biobasierte, kompostierbare Alternative zu Einwegplastik. Mit ihrer speziellen Technologie werden Reststoffe aus der Agrarindustrie in eine nachhaltige Alternative zu Folien- oder Hartplastikverpackungen oder Kunststoffbeschichtungen umgewandelt.

Potenziale der Kreislaufwirtschaft

Eine spannende Frage im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft betrifft die Entstehung neuer Geschäftsmodelle und die Rolle, die Regulierungen dabei spielen. Durch strengere Gesetze und Vorschriften, wie beispielsweise die europä­ischen CO2-Richtlinie, müssen Unternehmen innovative Lösungen entwickeln, um den Anforderungen zu entsprechen. Von diesen Innovationen und Entwicklungen profitieren nicht nur einzelne Unternehmen, sondern ganze Branchen und Sektoren.

Zudem können weitere Potenziale der Kreislaufwirtschaft durch digitale Lösungen gefördert werden. Mit einer effizienteren Nutzung ihrer Daten können Unternehmen digitale Produkte entwickeln und implementieren, um ihre Zirkularität zu optimieren. Die Etablierung von digitalen Ansätzen wird insbesondere traditionelle Sektoren maßgeblich positiv beeinflussen und weiterentwickeln.

Es gibt weiterhin erhebliches Potenzial zur Verbesserung bestehender Modelle, insbesondere was die Optimierung von Recyclingprozessen betrifft. In Europa gibt es deutliche Unterschiede im Recyclingniveau. Agile Start-ups im Bereich der Kreislaufwirtschaft können maßgeschneiderte Lösungen entwickeln, die den Anforderungen neuer Vorschriften entsprechen und gleichzeitig den Bedürfnissen von Unternehmen gerecht werden. Solche Initiativen ermöglichen eine längere Nutzung wertvoller Materialien, wodurch Abfall reduziert und die Kosten für den Erwerb neuer Rohstoffe gesenkt werden können.

Start-ups als Treiber des Wandels

Der potenzielle wirtschaftliche Nutzen für Europa, der durch eine Umstellung auf Kreislaufwirtschaft erzielt werden könnte, ist erheblich. Nach Schätzungen von McKinsey könnte die Implementierung von Kreislaufwirtschaftsstrategien bis 2030 einen Nettonutzen von 1,8 Billionen Euro generieren. Durch ökologische und soziale Vorteile könnte dieser Wert sogar noch weiter gesteigert werden. Dieses enorme Potenzial verdeutlicht, dass Start-ups im Bereich der Kreislaufwirtschaft einen erheblichen Mehrwert schaffen können. Zudem werden sie eine bedeutende Rolle dabei spielen, etablierte Unternehmen auf einen kreislauforientierteren wirtschaftlichen Kurs auszurichten.

In den letzten zehn Jahren hat sich deutlich gezeigt, dass die Kreislaufwirtschaft zu einem essenziellen Bestandteil von Geschäftsmodellen in der europäischen Start-up-Szene geworden ist. Diese auf Kreislaufwirtschaft spezialisierten Start-ups werden eine maßgebliche Rolle beim verantwortungsbewussten Wachstum zentraler Industrien in Europa spielen und Unternehmen aus verschiedenen Sektoren bei der Integration von Kreislaufpraktiken in ihre Geschäftsmodelle unterstützen. Die zunehmende Bedeutung der Kreislaufwirtschaft in Europa verleiht dem Kontinent nicht nur eine solide Grundlage für die kommenden Jahrzehnte, sondern beschleunigt auch weltweit die Bewegung hin zu mehr Nachhaltigkeit.

Der Autor Jan Patrick Schulz ist CEO der Landbell Group und Initiator des Green Alley Awards, Europas erstem Start-up-Preis für Kreislaufwirtschaft.

David Reger: Mr. Robotics

Wie David Reger, Tech-Visionär und Gründer von NEURA Robotics, mithilfe von KI und seinem wegweisenden Plattformansatz eine neue Ära der Robotik einläutet.

In Science-Fiction-Filmen haben Roboter häufig sehr humane Eigenschaften – sie können die Menschen verstehen, mit ihnen interagieren, Probleme erkennen und ihnen helfen, komplexe Aufgaben zu bewältigen. Robotik zählt zwar zu den Spitzentechnologien, doch zu einem echten, interaktiven Umgang mit Menschen waren Roboter bislang nicht in der Lage. Dazu fehlten ihnen insbesondere die kognitiven Fähigkeiten und zuverlässige Sicherheitsmechanismen, die nötig sind, um Menschen vor möglichen Schäden im Umgang mit den leistungsstarken Maschinen zu bewahren. So findet man die technischen Helfer bis heute überwiegend in industriellen Umgebungen, integriert in große Fertigungsanlagen mit hohen Sicherheitsvorkehrungen. Von autonomem Handeln und einem selbständigen Umgang mit Menschen waren Roboter bis vor Kurzem weit entfernt.

NEURA Robotics, ein Start-up aus Metzingen in Baden-Württemberg, ist angetreten, um das zu ändern – und hat dieses Ziel durch wegweisende Innovationen innerhalb weniger Jahre erreicht. „Seit Jahrzehnten werden die Sensoren, mit ­denen Roboter ihre Umgebung wahrnehmen, rund um den Roboter herum platziert“, erklärt Gründer und CEO David Reger, „wir dagegen integrieren diese Sensoren direkt in unsere Produkte.“ Diese Neuerung eröffnet eine grundlegend neue Herangehensweise an das Design von kollaborativen Robotern und ganz neue Funktionalitäten.

Mit ihrem Start-up haben David und sein Team zahlreiche Wettbewerber*innen, darunter führende Roboterhersteller*innen, milliardenschwere Technologiekonzerne und auch Tesla-Gründer Elon Musk auf wichtigen Feldern überholt. Man könne die Bedeutung vielleicht mit der Einführung des Smartphones vergleichen, sagt David. Mit dem iPhone seien erstmals Technologien wie ein Touchscreen, bestimmte Sensoren und individuelle Apps in einem nutzer*innenfreundlichen Gerät integriert worden. So entstand eine Plattform, die eine technologische Revolution ausgelöst hat.

Roboter bekommen eigenes Gehirn

Als junger Erwachsener arbeitete David für einige Zeit als Sozialarbeiter in San Francisco. Nach der Rückkehr startete er seine Karriere in der Schweiz als Gründer und Leiter mehrerer Hightech-Unternehmen in der Automations- und Robotikbranche. An seiner Arbeit störte ihn zunehmend, dass man Roboter und ihre Peripherie für jeden Einsatz, auch wenn sich nur Kleinigkeiten wie z.B. Lichtverhältnisse oder ein Bauteil geändert hatten, immer wieder neu programmieren und mitunter sogar neu entwickeln musste. „In solchen Projekten vergehen schnell Wochen und Monate, und für Unternehmen sind das immense Kosten“, so David. Zusätzlich benötige man jedes Mal Spezialist*innen, um die neuen Roboter in ihren jeweiligen Arbeitskontext einzubinden.

Darum begann er, die Sensoren, die normalerweise um das System herum platziert werden, in den Roboter zu integrieren. „Der Roboter bekommt sozusagen ein eigenes Gehirn“, sagt David. Robotik ist für ihn nicht nur eine technologische Disziplin, sondern ein Schlüssel zur Lösung der großen Probleme der Menschheit. Die traditionelle Art, Roboter zu denken und zu bauen, sei begrenzt und mittlerweile ausgereizt, so David. „Wir wollten nicht einfach nur einen weiteren Roboter bauen; wir wollten eine neue Art von Intelligenz erschaffen, die mit uns wächst.“ Die direkte Integration der Sensoren verändert grundlegend, wie Roboter ihre Umgebung erfassen und darauf reagieren. „Wir ermöglichen eine viel natürlichere und effizientere Interaktion mit der Umwelt“, so David. „Unsere Roboter können sehen, hören und haben einen Tastsinn, und dadurch erhalten wir bisher unerreichte Flexibilität und Anwendungsmöglichkeiten.“

Durch diese neue Wahrnehmungstiefe können die Geräte von NEURA Robotics komplexe Aufgaben mit einer bisher nicht dagewesenen Präzision und Flexibilität bewältigen. „Dass unsere Roboter Aufgaben nicht nur ausführen, sondern sie auch verstehen und dabei lernen, unterscheidet uns von allem, was bisher auf dem Markt ist“, sagt David. In den Innovationen sieht er nicht nur einen technischen Fortschritt, sondern einen grundlegenden Paradigmenwechsel, der die Entwicklung intelligenter autonomer Systeme massiv beschleunigen wird.

Kommunikation per Gestik und Sprache

Eine der größten Hürden für David und sein Team war die Integration von Sensoren in eine kompakte Form, die in das Robotersystem eingebettet werden kann. „Die größte technische Herausforderung bestand darin, das Gleichgewicht zwischen Leistungsfähigkeit und der Größe der Sensoren zu finden“, sagt David. Nach hunderten Iterationen und Tests gelang es schließlich, ein robustes System zu entwickeln, das nun in allen Produkten von NEURA Robotics eingesetzt wird. Die Roboter finden Anwendung in einer Vielzahl von Bereichen, von der Fertigungsindustrie bis hin zur Gesundheitsversorgung. In Produktionsumgebungen zum Beispiel erhöhen sie die Effizienz und Präzision, in der Medizin können sie unter anderem bei chirurgischen Eingriffen assistieren und im Pflegebereich das häufig stark belastete Personal unterstützen.

Unter den Produkten, die bereits im industriellen Einsatz von NEURA Robotics sind, ist MAiRA, ein Roboterassistent mit integrierten Sensoren und umfassender künstlicher Intelligenz. Diese ermöglicht eine besonders einfache, intuitive Bedienung durch den Menschen und unzählige Interaktionsmöglichkeiten. „Wir können MAiRA per Gesten- oder Spracheingabe komplexe Aufgaben stellen. Der Roboter findet selbständig den optimalen Lösungsweg und erledigt die Arbeit“, so David. Die Einsatzfelder reichen vom Sortieren von Produkten über das Packen von Kisten und die präzise Montage sensibler Bauteile und bis hin zu industriellen Schweißarbeiten. „Dazu haben wir die besten Schweißer der Welt eingeladen, und sie haben es dem System beigebracht“, sagt David. Der Mensch muss dem Roboter nur noch zeigen, wo geschweißt werden muss, und nicht mehr wie. So werden Konstruktionsvorgänge dramatisch beschleunigt und die Umsetzungsqualität erhöht. Diese und unzählige weitere solcher Fähigkeiten sind als App mit nur einem Klick auf allen NEURA-Robotern weltweit erhältlich.

Sichere Erkennung von Menschen

Je nach Einsatzbereich haben die Roboter unterschiedliche Größen und Skills. MAV ist ein flaches, autonom fahrendes Robotik-Fahrzeug, das speziell für die Intralogistik entwickelt wurde. LARA wiederum ist ein besonders leichter und agiler Industrieroboter. Der intelligente persönliche Assistent MiPA ist insbesondere für Dienste am Menschen ausgelegt. Dabei kommt eine weitere zentrale Innovation von David ins Spiel: eine berührungslose Technologie zur Erkennung von Menschen. Dadurch kann MiPA sicher mit Menschen interagieren und dabei repetitive, anstrengende und anspruchsvolle Aufgaben übernehmen.

„Die große Herausforderung für einen Roboterhersteller ist, die Charakteristika des Menschen absolut sicher von allen anderen Objekten auf der Welt zu unterscheiden“, sagt David, „und das haben wir mit einem besonderen Sensor als erster und bislang einziger Hersteller gelöst.“ Damit könnte NEURA Robotics einen gigantischen Markt erschließen, denn bis heute gibt es keinen marktfähigen Roboter, der sicher genug ist, um ihn beispielsweise mit Kindern allein zu lassen. Diese Schlüsseltechnologien sollen nun im großen Stil vermarktet werden. Den Sensor zu entwickeln, sei das eine, sagt David, die nächste große Aufgabe ist die millionenfache industrielle Herstellung: „Die Technik haben wir entwickelt, und jetzt wollen wir weltweit skalieren.“

Aufträge im Wert von mehr als 500 Mio. Euro

Um die Produkte in großer Zahl in den Markt bringen zu können und so ihren aktuellen technologischen Vorsprung in Wachstum zu übersetzen, nutzen David und sein Team alle verfügbaren Kanäle. Sie kooperieren insbesondere auch mit den großen Roboterherstellern dieser Welt. „Diese Unternehmen verstehen Robotik, sie haben Vertriebsstrukturen und ein entsprechendes Serviceangebot“, sagt David. „Das müssen wir nicht extra aufbauen, sondern können uns auf die Entwicklung und die Produktion konzentrieren.“ Die Strategie scheint aufzugehen, für viele Hersteller ist es sinnvoller, die Produkte von NEURA Robotics einzusetzen, als eigene zu bauen.

Im Order Book stehen aktuell Aufträge im Wert von mehr als einer halben Milliarde Euro. David sieht NEURA Robotics weniger als Produkthersteller, sondern vielmehr als Plattform, die sich kontinuierlich weiterentwickelt. Dieser Ansatz ermögliche es zum Beispiel, verschiedene Varianten von MiPA für unterschiedliche Umgebungen bereitzustellen, von der Industrie bis zum Handel, vom Gesundheitswesen bis zum Privathaushalt. Was den Einsatz von Robotern im privaten und öffentlichen Raum betreffe, sei speziell Deutschland noch sehr konservativ, sagt David, doch mit zunehmender Sicherheit und den ersten Erfolgsgeschichten steige auch die Akzeptanz der technischen Helfer: „Bald werden wir Roboter in allen Lebensbereichen haben“, so David.

Multidisziplinäres Team, ambitionierte Ziele

2019 stellte David das Kernteam aus 12 Personen zusammen, allesamt hochqualifizierte Expert*innen für Bereiche wie Robotik, Sensorik, Softwareentwicklung und Unternehmertum. Diese multidisziplinäre Zusammensetzung ermöglicht es, komplexe Herausforderungen anzugehen und innovative Lösungen zu entwickeln. „Wir machen nur Dinge, die wir ganz genau verstehen“, sagt David, und betont dabei besonders die Bedeutung von Teamarbeit, um die ambitionierten Ziele zu erreichen. Nur wenn alle Teammitglieder ihre einzigartigen Fähigkeiten und Perspektiven einbrächten, würde sich die gemeinsame Vision verwirklichen lassen. Seitdem ist das Team stetig gewachsen, viele weitere hochkarätige Köpfe sind dazugestoßen.

Dies ist ein Ausschnitt aus einem Beitrag aus der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins: Mehr dazu liest du in der StartingUp - Heft 01/24 - ab sofort erhältlich – jederzeit online bestellbar - auch als ePaper - über unseren Bestellservice

10 coole Coworking-Campingplätze

Zehn europäische Camping- und Coworking-Initiativen, die sich mit ihren pfiffigen Angeboten für digitale Nomaden klar abheben.

Einem kürzlich erschienenen Artikel im Guardian zufolge wird die Zahl der digitalen Nomaden in diesem Jahr weltweit 40 Millionen überschreiten und bis 2030 sogar auf rund 60 Millionen ansteigen. Nimmt man noch die Zahl der Menschen hinzu, die regelmäßig einen Arbeitsurlaub machen, die Angestellten, die ihren Arbeitsort frei wählen können (z.B. Spotify), und ein Heer von Unternehmer*innen, Freiberufler*innen und IT-Spezialist*innen, die rund um die Uhr online sind, könnte diese Zahl leicht auf 70 oder sogar 80 Millionen ansteigen. Covid hat Campingplätze in ganz Europa dazu gebracht, zu erkennen, dass ihr Produkt wahrscheinlich der beste Remote-Arbeitsplatz für diese digitale Gemeinschaft ist. Zu den Einrichtungen der Campingplätze gehören bereits Restaurants, Bars, Schwimmbäder, Fahrradverleih, Wi-Fi und Wäscheservice, die beim gleichzeitigen Arbeiten und Unterwegssein sehr nützlich sind. Wenn man dann noch die Sicherheit und das Gemeinschaftsgefühl in die Gleichung einbezieht, könnten Campingplätze die nächsten Cowork-Champions sein.

Träumst du von einem Arbeitsaufenthalt in der französischen Landschaft, einer Kombination aus Arbeit und Sightseeing bei einem Städtetrip nach Antwerpen oder einer Wanderung in einem österreichischen Nationalpark nach einer Brainstorming-Sitzung? Hier sind zehn Camping- und Co-Working-Initiativen, die genau dazu einladen – zusammengestellt von JetCamp, der Such- und Buchungsplattform für europäische Campingplätze und Ferienparks.

1. Camping Domaine de la Faurie in Séniergues (FR)

Das französische Unternehmen Cowoliday hat ein Coworking-Konzept entwickelt, das von einer Gruppe französischer Campingplätze übernommen wurde, darunter Camping Domaine de la Faurie in Séniergues (Frankreich). Dieser Cowork-Campingplatz im Herzen der französischen Region Lot liegt inmitten von 27 Hektar geschützter Natur auf einem Hügel. Der abgelegene Arbeitsbereich bietet 14 Innenarbeitsplätze mit 27-Inch-Bildschirmen, ein Whiteboard für Präsentationen, einen Besprechungstisch, Akustiksessel, ergonomische Schreibtischstühle und großartiges Wi-Fi. Egal, ob du einen Stellplatz für dein Wohnmobil oder ein Mobilheim für deine Familie buchst, die Campingplätze bieten 2-Stunden-, ½-Tages- und Tagespakete an.

2. Campingplatz Stel in Roda de Berà (ES)

Das Stel Camping & Bungalow Resort in Roda de Berà in der Provinz Tarragona (Spanien) ist einer der ersten spanischen Campingplätze, der den Trend zur Fernarbeit erkannt hat. Während sich die Kinder im Sioux-Indianer-Camp vergnügen, können die Eltern im brandneuen Coworking-Bereich arbeiten. Der Coworking-Bereich ist ein angenehmer Gemeinschaftsraum, gut beleuchtet und mit den notwendigen technischen Voraussetzungen ausgestattet, um Kreativität und Produktivität zu fördern. Er befindet sich im Herzen des Campingplatzes, direkt neben dem Einkaufsbereich.

3. Emma Wanderer in Hieflau (AT)

Emma Wanderer ist ein Start-up, das vor kurzem seinen ersten Remote Work Campus für Camper in der Stadt Hieflau (Obersteiermark, Österreich) eröffnet hat. Der Campus befindet sich auf einem ehemaligen Fußballplatz direkt am Eingang des Nationalparks Steirisches Gesäuse. Der Campus verfügt über 30 Parkplätze und 50 kleine Häuser, die sich auf rund 18.000 Quadratmeter verteilen. Mittendrin befindet sich eine Coworking-Infrastruktur, die eine Lounge, Konferenzräume, 66 Arbeitsplätze und Einzelbüros umfasst. Nach einer Wanderung im Nationalpark wartet das sogenannte Club Office auf einen Drink, Essen und gute Gespräche.

4. InselCamp Fehmarn in Fehmarn (DE)
SpaceX-Fans können jetzt ins
InselCamp Fehmarn (Schleswig-Holstein) kommen, einen der Komfort- oder Premium-Stellplätze mieten und Satelliten-Internet von Elon Musk genießen, wenn sie einen der Arbeitsplätze in der Beachbox mieten. Die Co-Working Box verfügt über eine induktive Ladestation für kabelloses Aufladen, Sitzsäcke und ein Sonnensegel (für schönes Wetter) und ist rund um die Uhr zugänglich (mit einem Passwortcode). Da die Box auch privat gemietet werden kann, ist sie ein großartiger Ort für Geschäftsbesprechungen, Brainstorming-Sitzungen oder dein jährliches Business-Surf-Incentive.

5. City Camping Antwerp in Antwerpen (BE)
Jeden Sommer findet auf dem City Camping Antwerpen in Antwerpen (Belgien) ein echtes Co-Working-Festival namens
Kamping Kantoor statt. Die Idee ist so einfach wie unterhaltsam: Man richtet einen Campingplatz als Co-Working Space ein und stellt ein Programm zusammen, das Arbeit, Networking und Spaß miteinander verbindet. Unternehmen werden dazu angeregt, ihre Mitarbeitenden nach draußen zu bringen, und digitale Nomaden finden dort Inspiration, Networking oder einen Moment der Entspannung. Die Begegnung mit einem/einer interessanten Gesprächspartner*in in angenehmer Atmosphäre ist bei dieser einzigartigen Veranstaltung fast garantiert. Tagestickets kosten ab 55 € und beinhalten 1 Tag Coworking, Mittagessen, Zugang zu allen Co-Working-Einrichtungen und die Teilnahme an den Networking- und Inspirations-Sessions.

6. Camping Plitvice neben dem Nationalpark Plitvicer Seen (HR)

Mit dem Nationalpark Plitvicer Seen (Unesco) vor der Haustür ist Camping Plitvice in Smoljanac (Kroatien) ideal für einen digital-nomadischen Lebensstil. Die Gäste können die Berglandschaft und das mediterrane Klima genießen, während sie im Fitnessraum unter freiem Himmel trainieren, ihre Freestyle-Runden im Außenpool drehen und im Coworking Space im geräumigen Konferenzsaal mit 45 Plätzen arbeiten. Genieße High-Speed-Internet, Spitzengastronomie im Restaurant und Elektrofahrräder, mit denen du die die reiche Flora und Fauna in den umliegenden Wäldern erkunden kannst

7. Såndgøld Alpine Glamping in Sand in Taufers (IT)

Såndgøld ist ein völlig neues alpines Campingerlebnis, eingebettet zwischen hoch aufragenden Bergen im Herzen Südtirols. Während der Naturschwimmteich in den Sommermonaten zum Entspannen einlädt, ist das 3.500 m2 große Spa-Center eine große Bereicherung nach einem Tag auf den Pisten der Skiworld AhrntalIntelligentes Arbeiten, kreatives Denken und Entspannung sind bei Såndgøld nahtlos miteinander verbunden. Im obersten Stockwerk von Greenhouse gibt es mehrere Co-Working-Spaces mit ausreichenden Stromanschlüssen und High-Speed-Internet. Hier wird hervorragender italienischer Espresso serviert und der Co-Working Space bietet einen unschlagbaren Blick auf die Berge.

8. Kantoor Karavaan in Amsterdam und Ommen (NL)

Kantoor Karavaan ist kein richtiger Campingplatz, sondern eher ein verstreut liegender Campingplatz. Kantoor Karavaan vermietet drei kleine Coworker-Oldtimer-Wohnwagen an angesagten Orten in der Nähe von Amsterdam und Ommen. Einer davon ist ein einzigartiges Studio auf Rädern und befindet sich auf De Ceuvel, einer kreativen und nachhaltigen Brutstätte in Amsterdam-Noord. Wer einen tollen Ort für die Aufnahme eines Podcasts sucht oder einfach nur an einer neuen Idee arbeiten möchte, wird die ruhige Umgebung mit Blick auf das Wasser des Johan van Hasseltkanaal lieben. Weitere Karavaan-Standorte sind MijnStadstuin in Amsterdam-West und Landgoed Eerde in Ommen.

9. TCS Camping Interlaken in Interlaken (CH)

TCS Camping Interlaken liegt zwischen dem Brienzer- und dem Thunersee (Schweiz) und ist die erste Adresse für digitale Nomaden, die das Berner Oberland mit seinen herrlichen Bergen Eiger, Mönch und Jungfrau entdecken. Der Campingplatz bietet Stellplätze und kleine 2p-Molo-Hütten, während die Riverlodge des Campingplatzes 1- bis 4-Bett-Zimmer, eine voll ausgestattete Gemeinschaftsküche, einen Aufenthaltsraum mit Tischtennisplatte und eine schöne überdachte Terrasse bietet. Die Riverlodge bietet unbegrenzten Internetzugang und Stehtische für kleine Treffen oder Versammlungen. Die Gemeinschaftsküche ist gut ausgestattet und kann von den Gästen während ihres Aufenthalts kostenlos genutzt werden. Der Campingplatz vermietet Mountainbikes, Citybikes und zwei E-Bikes für eine Fahrt in die Stadt. Wenn du etwas weiter fahren möchten, kannst du auch einen vollelektrischen BMW i3 für nur 75 CHF pro Tag mieten.

10. Wowo Campsite in Uckfield (UK)
Campingplatz
Wowo in East Sussex (England) ist ein Campingplatz und Glampingplatz. Die Geodome und Lotus Belle Zelte sind ein wahrer Genuss und knisternde Lagerfeuer sind ihre Spezialität. Wie toll ist das denn? Kürzlich wurde der 2. Stock der Empfangsscheune zu einem gemeinsamen Arbeitsbereich umgebaut. Die Nutzung des Coworking Space ist für die Gäste kostenlos, lediglich für die Nutzung des (schnellen) WiFi wird eine Gebühr erhoben. Der ruhige Raum verfügt über eine kleine Küchenzeile für einen Tee oder Kaffee und hinter jedem Schreibtisch befinden sich Steckdosen. Der Raum im Dachgeschoss kann in den Sommermonaten sehr heiß werden, sodass die Klimaanlage von Urlaubern oder digitalen Nomaden, die den Raum nutzen, sehr geschätzt wird.

Mixto: Per Gesetzeslücke zum Start-up-Erfolg

Läutet das von Felix Ruden gegründete Start-up Mixto mit seinem wegweisenden Konzept das baldige Ende des Schwarzmarkt-Booms für die Shisha-Branche ein?

Der Juli 2022 war ein schwarzer Monat für die so hoch florierende Shisha-Tabakbranche. Die Regierung erließ ein Gesetz, nachdem nur mehr maximal 25 Gramm Inhalt pro Packung erlaubt waren – zu stark erhöhten Preisen. Während der Markt sich nach dem Paukenschlag auszudünnen und der Schwarzmarkt zu florieren begann, schlug die Geburtsstunde eines Start-ups, mit dem sich nun alles ändern könnte.

Dank einer simplen Idee verbucht das Start-up Mixto das nach eigenen Angaben stärkste Umsatzplus ihres noch jungen Daseins und macht 2023 über 850.000 Euro Umsatz, nur im B2C-Geschäft, die Belieferung der B2B-Kund*innen beträgt laut Mixto noch einmal doppelt so viel.

Ist bald Schluss mit dem Schwarzmarktboom in der Shisha-Branche?

Dem von Felix Ruden gegründeten Start-up gelingt damit ein innovatives Konzept, das zugleich ein baldiges Ende des Schwarzmarkt-Booms einläuten könnte: der 2-Komponenten-Shisha-Tabak. Dabei wird der trockene Tabak – weiterhin in größeren Abfüllmengen legal verkaufbar – einfach erst bei der/dem Kund*in mit Glycerin angerührt.

„Wir haben das schon vor Jahren so ein bisschen kommen sehen“, sagt Felix. „Zwar konnten wir nicht mit der Gesetzesänderung, so wie sie letztendlich beschlossen wurde, rechnen, aber uns war klar, dass Reglementierungen und Teuerungen kommen werden. Wir hatten fest damit gerechnet, dass die Steuern extrem angehoben werden. Daher haben wir bereits 2017 begonnen, mit Märkten zu experimentieren, auf denen Tabak bereits sehr hoch besteuert war, wie beispielsweise Griechenland.“

Die Idee, kleinere, leichtere Abfüllmengen zu verkaufen, indem man beim Verkauf auf das schwere, Volumen bringende Glycerin verzichtet, ist geboren. Eine jahrelange Testreihe beginnt, in der man mit dem nachträglichen Zusammenmischen von aromatisiertem Tabak und Glycerin experimentiert. „Es hat sehr lange gedauert, bis wir einen Weg gefunden hatten, sodass der Tabak das Glycerin sofort aufnimmt, ein ideal feuchter Shisha-Tabak entsteht und der Geschmack dabei voll erhalten bleibt“, so Felix. „Das Mischverhältnis musste ein anderes sein. Weil wir aber unseren vollmundigen Geschmack behalten wollten, bedeutete dass, das wir ganze Rezepturen neu kreieren mussten.“

Ende 2021 ist man dann soweit und kann das fertig umgebaute Produkt zum Zoll schicken, um eine offizielle Einordnung zu bekommen. Bis dahin ahnt das vorausdenkende Unternehmen bereits, welche Tragweite ein Regierungsbeschluss für die Branche bald haben würde.

Als das Urteil im Juli 2022 schließlich nicht nur eine Erhöhung der Steuern, sondern zudem noch eine Mengenbegrenzung auf 25 Gramm, also quasi eine einfache Portionsgröße, mit sich bringt, ist man bei Mixto bereits gerüstet. Die offizielle Einordnung vom Zoll ist da und damit die Bestätigung, dass die ausgedachte Gesetzeslücke tatsächlich funktioniert, doch die Abverkaufsfrist für die 200 Gramm-Dosen wird von der Regierung noch einmal bis Juni 2023 verlängert.

Geduld ist gefragt

Das Start-up muss sich in Geduld üben. „Wir haben natürlich bis ganz zuletzt gewartet, um mit unserer Neuheit auf den Markt zu gehen“, so Felix. Am Tag des Produktreleases sorgt selbige dann für ein wahres Beben: Aufgrund des hohen Andrangs bricht immer wieder der Server zusammen. Nach nur vier Stunden ist, so der Gründer, das Sortiment komplett ausverkauft. Und auch der Restock ist immer sofort vergriffen.

Weil Mixto anfangs der einzige Anbieter war, der den Tabak in entsprechenden Größen anbieten konnte, gewann das Start-up alleine im letzten Jahr eine enorme Menge Stammkund*innen dazu. Diese lassen das Start-up nun positiv in die Zukunft blicken. „Wir beobachten den Markt natürlich“, sagt Felix. „Aber von den Anbietern, die nachgezogen haben, ist noch keiner von der Produktentwicklung so weit wie wir. Das macht sich in Geschmack und Anwendung bemerkbar.“

Die vielleicht beste Nachricht: Für den Schwarzmarkt dürfte die von Mixto geschaffene Gesetzeslücke dennoch so gut wie ein Aus bedeuten.

Start-up-Report: SexTech

Zögerliche Investor*innen, Tabus, Werbeverbote und mehr: Auf Gründer*innen, die sich im Bereich SexTech und Sexual Education selbständig machen wollen, warten zahlreiche Hürden, aber auch viele Chancen.

Entweder wir haben Sex oder wir denken an Sex. Trotzdem ist es noch immer ein Tabu“, erzählt Mariia Plotkina. Die gebürtige Russin hat in Amsterdam das Start-up Quinky gegründet, das gamifizierte Sex-Aufklärung für Jugendliche und junge Erwachsene anbietet. Gemeinsam mit ihrem Team und einem Co-Founder aus dem Libanon hat sie vor Kurzem eine App auf dem europäischen Markt gelauncht und blickt, trotz aller Euphorie und Zuversicht, nicht ohne Sorgen in die Zukunft: „Ich glaube, es wird verrückt“, sagt sie.

Denn wenn es um das Thema Sex geht, sind die Richtlinien der App-Stores sehr streng. Dass ein Teammitglied von Quinky bereits Erfahrung mit dem Launch einer Sex-App habe, mache es aber einfacher: „Freunde von mir brachten bereits ähnliche Apps in die Stores und wurden oft gelöscht“, berichtet Plotkina vom Frust der SexTech-Gründenden.

Stellt sich die Frage: Für fast alles gibt es mittlerweile Apps, erstaunlich wenige aber für den Bereich der menschlichen Sexualität. Gibt es dafür schlichtweg keinen Bedarf?

Nachhilfe auf Porno-Plattformen

„Mit 18 waren meine einzige Informationsquelle Pornos. Das ist nicht die beste Art, etwas über Sex zu lernen“, erzählt Mariia Plotkina. Rückblickend bezeichnet sie ihre Erfahrungen von damals als „traumatisch“. „Die Sexualbildung einer ganzen Generation basiert auf Pornos, sie sind aber Masturbationsmaterial. Was fehlt sind Expert*innen, die erklären, was genau passiert und das in Kontext setzen“, meint Mariah Freya.

Die frühere Sozialarbeiterin aus München gründete 2018 Beducated, eine Art Netflix für Sexual Education. Die Plattform richtet sich an Menschen im Alter zwischen 25 und 35, also an jene jenseits der Zielgruppe von Quinky. „Es gibt Themen, die werden überhaupt nicht besprochen, weil sie für die Institution Schule zu heikel sind“, sagt Mariah Freya. Selbstbefriedigung etwa habe immer noch wenig Raum: „Es ist dann entweder den Eltern überlassen, auch über Lust zu sprechen, oder Menschen müssen die Einzelheiten selber herausfinden“ – oft seien daher Pornos die einzige Informationsquelle.

Wachsender Markt, zögerliche Investor*innen

Nach Schätzungen des Consultingunternehmens Acumen soll der Sexual Wellness Market bis 2030 einen Marktwert von 121,6 Mrd. US-Dollar erreichen – und damit fast dreimal so groß werden, wie der Markt für Haustiergesundheit, der bis 2030 43,4 Mrd. US-Dollar schwer sein soll.

Bei den Investments hapert es aber. Investor*innen agieren zögerlich, wenn es um SexTech geht. Oft sind es gar nicht die Venture Capitals (VC) selbst, die ein Problem damit haben, sondern die Limited Partners (LP). Das sind jene Personen, die den VCs ihr Geld geben. Sogenannte Vice Clauses, also Ausschlussklauseln, verhindern Investments in Waffen, Tabak – und auch in Sex. Eigentlich stand bei diesen Klauseln zunächst vor allem die Pornoindustrie im Zentrum, mit der die Investor*innen nicht in Verbindung gebracht werden wollen. Mittlerweile stehen jedoch viele Produkte unter Generalverdacht, die mit Sex zu tun haben.

Relationship Wellness statt Sex?

Sind die Geldgeber einfach zu prüde? „Ich glaube, sie wollen ihr Image nicht mit etwas Schmutzigem in Kontakt bringen“, meint Freya. Außerdem hätten viele Angst um ihr Image und vor schlechter Presse, vermutet sie. Auch Mariia Plotkina beklagt, dass SexTech in der Start-up-Community stark unterrepräsentiert ist. Sogar in den liberalen Niederlanden, wo sie ihr Start-up gründete. „Wenn man das Wort Sex nicht verwendet und stattdessen über Relationship Wellness spricht, sind alle zufrieden“, konstatiert sie. Sie weiß, dass es wichtig ist, ihr Produkt bei den Investor*innen richtig darzustellen. „Wir zeigen keine Pornos, wir sind ein Bildungstool. Ich hoffe, das hilft uns“, meint sie im Hinblick auf den App-Launch Beducated geht bewusst einen anderen Weg und setzt explizit auch auf Nacktheit: „Für uns ist das super wichtig. Da wollen wir uns auch nicht einschüchtern lassen“, meint Mariah Freya.

Sie findet es bei gewissen Lektionen sinnvoll, Sexualität auch visuell zu vermitteln: „Uns ist wichtig, dass wir echte Körperteile zeigen, wenn jemand was zum Thema Blowjob oder Cunnilingus lernen möchte“, erklärt sie. Auch wenn viele Investor*innen deshalb nicht in Beducated investieren würden, wie sie glaubt.

Sexual Health is Part of Human Health

Obwohl viele VCs bei SexTech zögern, geht es auch anders. Als europäische Ausnahme wird immer wieder der kleine VC Calm/Storm aus Wien genannt, der einen Fokus auf Health­Tech hat und in Europa und den USA aktiv ist. „Man sieht zum Beispiel, dass Jugendliche weniger über sexuelle Gesundheit wissen, als man annimmt. Es gibt sehr viel Fehlinformation. Online ist zwar viel da, aber oft nicht die richtigen Ressourcen“, meint die Investment Managerin Carina Roth von Calm/Storm. An den steigenden Zahlen an Geschlechtskrankheiten sehe man, dass es nicht genug richtige Informationen gebe, meint sie. Gegen diesen Missstand will der VC aktiv etwas unternehmen: „Wir finden es wichtig, dass die Gesellschaft und vor allem Jugendliche Access zu richtiger Information haben und dann qualifizierte Entscheidungen treffen“, meint Roth. Deshalb scheuen sie SexTech-Investments nicht. „Wir sagen: sexual health is part of human health“, so die Investment Managerin.

Allerdings müssten in späterer Folge auch die großen VCs nachziehen. Nacktheit und explizite Inhalte seien für Calm/Storm jedoch kein Grund, nicht in Start-ups zu investieren – solange Gesundheitsaspekte im Vordergrund stehen. Carina Roth ist auf der Suche nach neuen, innovativen Lösungen im Bereich Sexual Health. Ausschlaggebend für ihre Tätigkeit bei Calm/Storm sei das Investment-Portfolio gewesen. „Ich habe mich in das Portfolio verliebt, weil sie Dinge machen, die sich andere Leute nicht angreifen trauen – gewagter und mutiger“, erklärt sie.

SexTech stehe noch ganz am Anfang. Der Innovationszy­klus beginne erst, noch gebe es nicht viele Start-ups in diesem Bereich. Der Zyklus sehe so aus: Nach der Gründung eines Start-ups steigen erste Investor*innen ein, erst nach fünf bis sieben Jahren erfolgen dann die ersten Exits. Damit sei in Europa erst in ein paar Jahren zu rechnen.

Sexual Health muss sich erst beweisen

„Wir haben beim Thema Sexual Health in Europa noch nicht die großen Erfolgsgeschichten“, sagt Roth. Würde es die erst mal geben, hätte es eine große Wirkung auf die Branche. Denn Investor*innen benötigen Erfolgsbeispiele. Dann würden andere folgen, ist Roth überzeugt: „Die ersten Gründer*innen haben eine wirklich harte Zeit, weil sie erst beweisen müssen, dass es einen Markt gibt, dass die Konsument*innen sich das wünschen.“

Roth kann die Zurückhaltung der anderen VCs nachvollziehen. Viele seien vorsichtig, weil sie institutionelle Investor*innen an Bord hätten. Das Zögern sei auch der Unschärfe der Kategorie SexTech geschuldet. „Das ist schade. Wenn man den Begriff einmal richtig definieren würde, was hineinspielt und was nicht, könnte jeder in coole und wichtige Dinge investieren“, meint sie.

„Prinzipiell können wir das Problem am Markt nicht allein lösen“, so Roth. Calm/Storm sei ein Micro-VC, ein Fund mit weniger als 50 Mio. Euro gemanagten Assets. Ihr Geschäftsmodell funktioniere nur, wenn sie als „Super early-stage“-Investor in Start-ups investieren und andere VCs später mit einsteigen. „Man hat das bei FemTech gesehen. Vor fünf Jahren ist da noch viel weniger investiert worden. Innovationszyklen, wie sie FinTech und Market Places erlebt haben, passieren jetzt auch im Bereich Digital Health und dessen Subkategorien. Das könne man etwa an den finanziellen Mitteln sehen, die derzeit in diesen Bereich fließen“, so Roth.

Noch gibt es nicht viele VCs, die im Bereich Sexual Health investiert sind. Calm/Storm gilt deshalb als europäische Ausnahme. Allerdings sei der VC auch nicht allein in diesem Bereich aktiv, wie Roth erklärt. In den USA gibt es z.B. Amboy Street Ventures in Los Angeles. Der VC hat sich auf den Bereich Sexual Health spezialisiert und nennt es Sexual Health and Women’s Health. Er investiert in Start-ups, die Technologien entwickeln, welche „den Bedürfnissen unserer progressiven Gesellschaft in Bezug auf sexuelle Gesundheit und Frauengesundheit gerecht werden“.

Gründer*innen müssen richtig kommunizieren

Noch immer sei der Bereich der sexuellen Gesundheit ein Tabu, nach und nach werde dieses aber vermindert, glaubt die Investment Managerin. „So war es bereits mit Mental Health: Früher hat jeder nur auf die körperliche Gesundheit geschaut. Dann ist das Bewusstsein angekommen, dass Mental Health genauso wichtig ist – und das sehen wir derzeit langsam, aber doch auch mit Sexual Health. Es passiert schrittweise und dauert, aber es geht in die richtige Richtung“, erklärt sie. „Auf den Gründer*innen lastet natürlich immenser Druck, weil sie zeigen wollen, dass es ein wichtiges Thema ist, mit dem man Geld verdienen kann“, so Roth.

Trotz der aktuellen Lage gibt es viele Chancen für Gründer*innen im Bereich Sexual Health, vor allem wenn Gesundheitsaspekte im Vordergrund stehen. Auch das Thema Sicherheit im Bereich Sexualität hält Roth für ein wichtiges Zukunftsthema: „Gerade bei Sexual Safety fühlen sich fast alle Leute angesprochen.“

Wichtig sei allerdings, dass die Gründer*innen richtig kommunizieren, gerade weil das Thema so sensibel ist. Start-ups wie LVNDR Health haben dies besonders erfolgreich getan. Das 2021 gegründete Start-up aus Großbritannien bietet sichere und inklusive Dienstleistungen im Bereich sexuelle Gesundheit für die LGBTQIA+ Community. „Wenn man sich mit diesen Personen austauscht, positive und negative Use Cases ansieht, kann man lernen, wie richtig kommuniziert wird“, so Roth.

Politischer Gegenwind

Allerdings müssen sich Gründer*innen im Bereich Sexual Health auch auf Gegenwind einstellen, denn das Thema der sexuellen Gesundheit wird stark politisiert. Das zeigen Länder wie Polen und die USA. „Da stehen die Gründer*innen, die sich hinstellen und ihre Meinungen kundtun, auch im Kreuzfeuer “, erzählt Roth.

Auf die Marktchancen wirke sich das allerdings weniger aus, meint Roth. Eher im Gegenteil: Wöchentlich würden Digital Health Start-ups derzeit Anpassungslösungen und Produkte auf den Markt bringen. „Man sieht: Wenn gesetzliche Änderungen passieren und Menschen Rechte weggenommen werden, gibt es viel Innovation aufseiten der Konsument*innen“, so die Investment Managerin. Denn zunächst seien die Start-up-Gründer*innen oft selbst Konsument*innen, die Lösungen für Probleme entwickeln, vor denen sie plötzlich stehen.

Die Gründerin von Leda Health, einem Start-up aus ihrem Portfolio, hat ein Rape-Kit auf den Markt gebracht. Ein Set zur Selbsthilfe, um die eigene Vergewaltigung mittels DNA-Swap zu dokumentieren und somit Beweise zu sichern. Dafür musste die Gründerin viel Kritik einstecken, und viele zweifeln an ihrem Produkt – etwa, ob das Kit vor Gericht überhaupt als Beweismittel anerkannt wird. Mittlerweile sind Universitäten die größten Kundinnen, weil viele sexuelle Übergriffe auf dem Uni-Campus passieren. „Neue Studierende bekommen das Rape-Kit für die Unterkunft im Studentenheim zur Verfügung gestellt. Falls etwas passiert, ist es schon da“, erläutert Roth.

Pitches über Sex

Bei den Pitches bei Calm/Storm werde darauf geachtet, dass den Themen mit der notwendigen Sensibilität begegnet werde, sagt Roth. „Ich kann mir gut vorstellen, dass das Pitchen unangenehm ist, wenn man Investor*innen gegenüber hat, die noch nie in Sexual Health investiert haben. Wahrscheinlich auch für die Investor*innen.“ Bei ihnen werde das Thema Sex jedoch nicht anders behandelt, als wenn über ein FinTech gesprochen werde. „Gründer*innen erzählen, dass sie ein Produkt bauen, weil sie selbst Opfer von sexuellem Missbrauch wurden“, erzählt die Investment Managerin. Daher sei das Thema oft auch für die Betroffenen selbst heikel zu pitchen.

Auch wenn Sexual Health ein neues und mitunter schwieriges Tätigkeitsfeld für Start-ups sei – ein Zukunftsmarkt ist es jedenfalls, ist Roth überzeugt. Denn das Thema betreffe fast jeden Menschen auf der Welt. „Wir bemerken auch im Emerging Market ein großes Interesse“, erzählt sie. Neue Plattformen würden derzeit überall auf der Welt entstehen und auf großen Anklang stoßen. Sie habe sich unlängst eine Plattform angeschaut, die Sexual-Health-Information für Frauen aus dem Mittleren Osten bereitstellt. Das Thema ist dort ein großes Tabu. „Sie haben eigentlich nur in ihrem Land in arabischer Sprache gelauncht. Auf einmal haben sie aber User*innen aus der ganzen Welt, die Arabisch sprechen“, erzählt Roth. Deshalb sei alles, was Menschen dabei helfe, qualifiziertere und bessere Entscheidungen zu treffen, eine gute Zukunftsvision.

Pionierarbeit im Bereich SexTech

Ein Grund, warum viele Investor*innen zögern, könnten die schlechten Bewertungen von Investments im Bereich SexTech sein. Abgrenzungen fehlen, und alles, was mit Sex zu tun hat, fällt einfach unter Pornografie. Laut einer Analyse der UBS Group aus dem Jahr 2019 ist es nach ESG-Kriterien weniger schlimm, in fossile Energien oder in Waffen zu investieren als in sogenanntes Adult Entertainment.

Fakt ist: Das Thema steht noch ganz am Anfang und Gründer*innen wie Plotkina und Freya leisten Pionierarbeit. Kürzlich launchte Beducated einen KI-Sexcoach, der die Inhalte von Beducated analysiert. Menschen, die mehr über das Thema Sexualität lernen wollen, können sich damit gratis informieren. Plotkina steht mit Quinky noch am Anfang. Ob sie mit ihrer App Erfolg haben wird, wird sich erst zeigen. Den Bedarf dafür gebe es aber auf jeden Fall. „Wenn man mit dem Sex nicht zufrieden ist, wirkt sich das auf die geistige Gesundheit und andere Bereiche des Lebens aus“, meint Plotkina.

Sowohl Freya als auch Plotkina sind viel in der Welt herumgekommen. Freyas Fazit dazu lautet: „Es gibt keinen Ort auf der Welt, an dem Sex kein Tabu ist.“ Plotkinas Teammitglieder kommen aus der ganzen Welt. Viele teilen die Erfahrung, dass sie in ihrer eigenen Sexualität eingeschränkt wurden. In ihrem Heimatland Russland war Plotkina lange Zeit als Lehrerin aktiv und bemerkte, wie die Sexualität zunehmend unter Druck geriet – bis heute. Grundsätzlich sieht sie in Europa vergleichsweise gute Voraussetzungen für SexTech.

Plotkina wünscht sich, dass wir die Tabus bezüglich SexTech zunehmend abbauen können und dem Thema offener begegnet wird. „Ich hoffe, dass SexTech Teil jeder Tech-Konferenz sein wird und man nicht nur eine Dating-App in einer schattigen Ecke findet, sondern dass es auch jede Menge Start-ups gibt, die einem dabei helfen, sein Sexualleben zu verbessern. Denn wir Menschen können im Allgemeinen nicht produktiv arbeiten, wenn wir sexuell nicht zufrieden sind“, so Plotkina abschließend.

me energy: Start-up schafft mobile Elektromobilität an Tankstellen

Das 2019 von Inès Adler und Alexander Sohl gegründete Start-up me energy hilft Tankstellen, denen die Zeit zum Ausbau einer Ladeinfrastruktur fehlt, mobile und stromnetzunabhängige Schnellladestationen zu installieren.

Die begrenzten Netzkapazitäten sorgen besonders bei Tankstellen für großes Interesse an alternativen Ladelösungen. Aktuell befindet sich das Brandenburger Start-up me energy, der erste Hersteller und Betreiber von stromnetzunabhängigen Schnellladestationen, in der Pilotierungsphase mit einer mittelständischen Tankstellenmarke. Ziel ist es, an ausgewählten Standorten eine Schnellladeinfrastruktur zu etablieren, die unabhängig von den Limitierungen und Ausbaukosten des Stromnetzes ist.

Ökologische und flächendeckende Alternative zu konventionellen Ladestationen

Me energy produziert seit 2019 netzautarke mobile Schnellladestationen. Das Start-up aus Brandenburg hat den Rapid Charger 150 entwickelt, eine CO2-neutrale Schnellladestation, die keinen Anschluss an das Stromnetz benötigt, da der Strom im Rapid Charger selbst generiert wird. Damit bietet me energy die ökologische und flächendeckende Alternative zu konventionellen Ladestationen. Derzeit beschäftigt me energy rund 34 Mitarbeiter*innen und hat im Bereich der Energieumsetzung in Ladestationen elf Patente zur Anmeldung gebracht.

Stromnetzunabhängige Schnellladestationen eröffnen Tankstellenbetreibern die Möglichkeit, ihre Ladekapazität flexibel anzupassen. „Das ist von großem Vorteil, da die Bedarfsszenarien für Ladepunkte in den nächsten Jahren stark variieren können und herkömmliche, netzgebundene Infrastrukturen oft starr und unflexibel sind“, sagt Alexander Sohl, der Geschäftsführer und Mitgründer von me energy. Ein zentraler Nutzen ergibt sich auch aus dem flexiblen Betriebsmodell, das von einer reinen Bereitstellung der Hardware, bis hin zur kompletten Zahlungsabwicklung ein Rundum-sorglos-Paket bietet.

Elektromobilität an Tankstellen: Herausforderungen und Chancen

Tankstellenbetreiber stehen beim Auf- und Ausbau von geeigneter Ladeinfrastruktur vor vielen Herausforderungen. Sei es begrenzte Stromnetzkapazität an einzelnen Standorten, hohe Baukosten, lange Planungs- und Genehmigungsphasen oder schlicht der Wunsch, Ladestationen flexibel handhaben zu wollen. Unsere Lösung adressiert diese Probleme gezielt, indem sie das schnelle Laden überall dort ermöglicht, wo es netzgebunden, technisch, wirtschaftlich oder grundsätzlich nicht möglich ist“, sagt Christian Schwenkenbecher, Vertriebsleiter bei me energy. „Deshalb ist es unser erklärtes Ziel, die Ladeinfrastruktur so einfach und komfortabel zu machen, wie es die Menschen in den letzten Jahrzehnten mit ihren Verbrennerfahrzeugen erlebt haben. Viele Pächter und Betreiber von Tankstellen haben uns wissen lassen, dass es wichtig ist, dass Ladestationen nahtlos in bestehende Bezahlsysteme integrierbar sind und gleichzeitig die veränderten Anforderungen der Elektromobilität einfließen“, ergänzt er.

Chance für mittelständische und individuell geführte Tankstellen

Während große Energiehandelsunternehmen wie Aral, Total und Shell bereits umfassend in die Elektromobilität investieren, stehen viele mittelständische Marken und individuell geführte Tankstellen noch vor Bedenken und Hindernissen, die ihre Anpassung erschweren. Der Wechsel von Verbrennungsmotoren zu Elektrofahrzeugen bringt viele Probleme mit sich, denn die Betriebe haben ein etabliertes Geschäftsmodell, das nicht über Nacht umgestellt werden kann. Schwenkenbecher warnt jedoch davor, den anstehenden Hochlauf der Elektromobilität zu unterschätzen: „Die massive Reduktion fossiler Treibhausgasemissionen durch politische Vorgaben verändert unsere Mobilität – weg von Benzin und Diesel als Antriebsenergie, hin zu schnellem, grünem Ladestrom. Das führt dazu, dass sich insbesondere für Tankstellenbetreiber hier neue Chancen und Geschäftsfelder eröffnen. Mittelfristig ist die Weiterentwicklung des ‚Tankstellenbetriebs‘ eine Notwendigkeit und auch ein bekannter Prozess. Schließlich wurde Benzin in den Anfangsjahren der Motorisierung in Apotheken verkauft, bevor sich Tankstellen in vielen Stufen zu dem entwickelt haben, wie wir sie heute kennen.

Besonders für individuell geführte Tankstellen ist das eine schwierige Situation, sie müssen sich anpassen, um weiterhin relevant und attraktiv zu bleiben. Es geht nicht nur darum, Ladestationen für Elektrofahrzeuge zu installieren, es müssen auch neue Strukturen geschaffen werden, die dem veränderten Mobilitätsverhalten entsprechen. So stehen etwa erweiterte Dienstleistungen in Vordergrund, um längere Aufenthalte zu ermöglichen, sei es durch gemütliche Rastplätze, Cafés oder andere Annehmlichkeiten, die den Kunden einen Zeitvertreib während des Aufladens ihres Fahrzeugs bieten.

Vorgabe für 2027: Ein Schnellladepunkt pro Tankstelle

Die politische Agenda macht Druck. Bundeskanzler Olaf Scholz hat klare Vorgaben gemacht, dass bis Ende 2027 an jeder Tankstelle mindestens ein Schnellladepunkt verfügbar sein soll. Für kleinere Tankstellen, die nicht in lange Planungsphasen für den Stromnetzausbau investieren können oder wollen, bietet der Rapid Charger von me energy eine attraktive Alternative. Die stromnetzunabhängige Ladestation in der Größe eines Pkw-Stellplatzes mit zwei Schnellladepunkten kann direkt nach der Anlieferung in Betrieb genommen werden und ist eine flexible Lösung für Tankstellen, die schnell handeln müssen. Zudem kann sie nicht nur gekauft, sondern auch geleast werden, was die Investitionskosten für Betreiber auf ein Minimum reduziert. So soll die Elektromobilität zugänglicher gemacht und die dauerhafte Verfügbarkeit von Schnellladestrom für Unternehmen sichergestellt werden.

FEVANA: Hack your Cycle

Wie Charlotte Irlen und Anton Irlen mit ihrem Start-up FEVANA das bislang wenig beachtete Thema zyklusgerechte Nahrungsergänzung erfolgreich in die Öffentlichkeit tragen.

Business School in Sankt Gallen, Master-Stipendium in Harvard, Einstieg bei Boston Consulting Group: Der Lebenslauf von Charlotte Irlen zeigt eine Karriere auf der Überholspur. Während ihrer Arbeit in der Unternehmensberatung gab es immer wieder Phasen, in denen sie voller Selbstvertrauen Konzernchefs über deren Optimierungspotenzial unterrichtete. Allerdings auch solche, in denen ihr, wie aus heiterem Himmel, Kritik von einem Vorgesetzten direkt ins Mark ging.

Als sie einen dieser Momente einer befreundeten Gynäkologin schilderte, empfahl diese, persönliche Höhen und Tiefen zu tracken und mit dem Zyklus abzugleichen. Nach vier Monaten wusste Charlotte, dass es einen klaren Rhythmus gibt, den sie gezielt für sich nutzen kann. So bemerkte sie beispielsweise, dass sie immer zur selben Zykluszeit Streit mit ihrem Freund hat.

Charlotte begann, sich intensiv damit zu beschäftigen, wie sie ihren Zyklus unterstützen kann, um Stimmungstiefs entgegenzuwirken und konstant leistungsfähig zu sein. „Nachdem ich einige Monate meinen Zyklus und alle Erlebnisse innerhalb dieser Zeit getrackt hatte, war es schon fast gruselig, sich die entstehenden Muster anzusehen. Der große Streit mit meinem Freund, von dem ich davor dachte, dass er einfach so zirka monatlich vorkommt, fiel wie durch Geisterhand immer auf meinen 19. Zyklustag – und das fünf Monate in Folge … Es war schnell klar, dass das kein Zufall sein konnte“, so Charlotte.

Dem Zyklus auf der Spur

Mittels einer intensiven Recherche nach einer natürlichen Lösung für diese Hormonschwankungen fand sie heraus, welche Vitamine und Mineralstoffe ihr dabei helfen, ihren Zyklus positiv zu beeinflussen. Charlotte stellte ihre Ernährung um und mixte sich die passenden Mineralstoffe selbst zusammen. Mit Erfolg: Bereits nach wenigen Wochen merkte sie nicht nur, wie ihr Hormonhaushalt langsam ins Gleichgewicht kam, sondern nahm auch erste positive körperliche und psychische Veränderungen wahr.

Außerdem suchte sie das Gespräch mit Frauenärzt*innen und Lebensmittelwissenschaftler*innen, um noch tiefer in die Thematik einzusteigen. Die gute Nachricht: Hormone können über natürliche Mineralstoffe, Vitamine und Pflanzenextrakte reguliert werden. Jedoch sind das Timing und die genaue Dosierung entscheidend, um Verbesserungen zu erzielen. „Ich war sehr überrascht, dass es dafür noch kein Kombi-Produkt auf dem Markt gibt, sondern häufig nur Vitamin C oder Eisen separat verschrieben werden. Auch die Dosierungen reichen in den meisten Produkten gerade mal aus, um den Mindestbedarf zu decken. Therapeutische Wirkungen sind aber erst bei größeren Mengen möglich“, erklärt Charlotte. Diese wichtige Erkenntnis war letztlich auch der Startschuss für ihr Female­Health-Start-up FEVANA.

Tausche Traumjob gegen Start-up

Im Januar 2022 erhielt Charlotte in Zürich Besuch von ihrem Bruder Anton. Zu diesem Zeitpunkt ähnelte ihre Küche einer Apotheke, in der sie verschiedene Rezepturen für den FEVANA­Prototyp ausprobierte. „Bei Charlotte sah es wirklich aus wie in den Tiefen eines Pharmalabors. Überall standen Schachteln und Fläschchen mit den verschiedensten Vitaminen und Extrakten. Sie hat mit Sicherheit mehrere hundert Rezepturen durchprobiert“, erinnert sich Anton lachend.

Anton war von der Idee, ein natürliches Nahrungsergänzungsmittel zu entwickeln, das genau auf die vier Phasen des weiblichen Zyklus angepasst ist, sofort überzeugt. Der Finance-Student überlegte, wie man Charlottes Küchenlaboraktivitäten professionalisieren könnte. „Ich habe davor noch nie über das Thema Frauengesundheit nachgedacht. In dem Moment realisierte ich, dass das anscheinend ein sehr großes Problem ist, das immerhin die Hälfte der Menschheit betrifft und entweder gar nicht oder mit der Pille, einem Arzneimittel aus den 60ern, therapiert wird“, sagt Anton. Er pitchte die Idee von zyklusgerechter Nahrungsergänzung spontan in einem Gründerkurs – seine Professorin war begeistert und sah hierfür ein großes und stark wachsendes Marktpotenzial.

Daraufhin entschloss sich Anton, statt weiter eine Karriere im Investment Banking zu verfolgen, Charlotte davon zu überzeugen, ihren Job zu kündigen und gemeinsam mit ihm ein Start-up zu gründen. Da seine Schwester anfangs noch zögerte, bewarb sich Anton für ein Gründerstipendium, das es den beiden ermöglichen sollte, zwölf Monate Vollzeit an der Idee zu arbeiten. Als kurz darauf die Zusage kam, waren beide bereit, ins kalte Wasser zu springen. Sie gründeten zusammen, denn Hand aufs Herz: Einen ehrlicheren Sparringspartner auf Augenhöhe als den eigenen Bruder oder die eigene Schwester kann es wohl kaum geben.

Der Sprung ins kalte Wasser

Die beiden arbeiteten intensiv mit Lebensmittelwissenschaftler*innen, um die Rezeptur für die vier FEVANA-Produkte zu perfektionieren. Die Voraussetzung: keine chemischen Zusätze. Alle Inhaltsstoffe müssen auf rein natürlicher Basis miteinander funktionieren. Nach schier unzähligen Versuchen im Labor stand nach neun Monaten die finale Rezeptur für die Produkte release, renew, revive und reboost – für jede der vier Zyklusphasen eins. Insgesamt stecken 40 Inhaltsstoffe in jedem einzelnen Pulver.

„Uns war es auch wichtig, ein Produkt zu entwickeln, das ohne Tabletten auskommt, da diese immer den Anschein erwecken, eine Krankheit zu behandeln. Wir wollten es schaffen, ein Pulver zu entwickeln, das jede Frau ganz easy und vor allem individuell in ihren Alltag integrieren kann. Sodass man es zum Frühstück ganz einfach in Wasser auflösen, die Sportlerin es aber auch nach dem Training in ihren Eiweißshake mixen kann. Es war klar, dass wir sehr viel Zeit, Geld und vor allem hochkarätige Expertise in die Entwicklung einer solch komplexen Rezeptur stecken werden müssen“, so Anton.

Aufgrund der umfangreichen Rezeptur und der vielen hochwertigen Inhaltsstoffen war es jedoch sehr schwierig, eine(n) passende(n) Lohnhersteller*in für die Produktion zu finden. Nach reihenweise gescheiterten Anfragen an über 40 Hersteller*innen erhielten die beiden letztendlich eine einzige Zusage.

Mit der daraus resultierenden Zusammenarbeit sind die beiden bis heute sehr glücklich. „Die von uns entwickelte Rezeptur war derart kompliziert, dass es wirklich schwierig war, einen Hersteller zu finden, der in der Lage ist, unsere Produkte unter unseren hohen Anforderungen zu produzieren. Kompromisse bezüglich der Produktqualität und -komplexität kamen für uns nicht infrage. Es sollte ja wirken. An diesem Punkt wurde uns dann auch klar, wieso es diese Art von Produkt noch nicht gibt und sämtliche Zyklusprodukte sich auf ein paar wenige Wirkstoffe begrenzen, die nicht spezifisch an die Phasen angepasst sind. Es ist schlicht zu teuer und zu aufwändig, solche Produkte herzustellen“, so Charlotte.

Große Visionen in Sachen Frauengesundheit

Neben der intensiven Marktrecherche, der Produktentwicklung und den Tests mit 130 Probandinnen starteten die Geschwister mit den ersten Pitches. Die Feedbacks des Publikums und von Investor*innen waren überwältigend. „Das Interesse war riesengroß, es kam sofort ein Investor aus dem Medizinbereich auf uns zu und sicherte sich schon früh Anteile. Das war für uns natürlich ideal, um das Unternehmen mit Kapital zu versorgen und die Produkt- und Markenentwicklung schnell voranzutreiben“, berichtet Anton. Mit dem Investor hat es neben dem fachlichen Know-how auch auf menschlicher Ebene super gepasst. „Das Bauchgefühl war von Anfang an gut und hat uns bis heute nicht getäuscht“, so Anton.

Mit FEVANA möchten Charlotte, Anton und ihr mittlerweile siebenköpfiges Team eine neue Marke für Frauengesundheit etablieren. Dafür sind bereits weitere Produkte speziell für Frauen in der Menopause, Schwangere und Stillende sowie eine Health-App in Planung. Die beiden haben damit vor allem ein Ziel vor Augen: „90 Prozent aller Frauen haben hormonbedingte Symptome. FEVANAs Mission sind null Prozent“, bringt es die hochambitionierte Gründerin Charlotte abschließend auf den Punkt.

Kai Hesselmann: Founder wird Angel

Immer wieder gibt es erfolgreiche Gründer*innen, die "die Seite wechseln" und selbst zu Angel Investor*innen werden. Einer von ihnen ist Kai Hesselmann, Mitgründer von DealCircle. Über seine Motivation, sein Selbstverständnis und seine Ziele als Angel Investor sprechen wir mit Kai im Interview.

Die Zahl der Angel Investments in deutsche Start-ups ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Viertel gesunken. Wie blickst du auf Q3 und Q4 in der Start-up- und Techbranche?

Im ersten Halbjahr hat es einen starken Rückgang bei Angel Deals gegeben, weil viele Investor*innen im vergangenen Jahr einen Dämpfer erfahren haben. Viele Investments haben sich aufgrund der hohen Bewertungen in den Jahren 2021/22 nicht gut entwickelt. Daher sind Investor*innen in diesem Jahr zurückhaltender. Hinzukommt ein hoher Zinsanstieg, wodurch gute Investment-Alternativen entstehen, beispielsweise sind Anleihen mit fünf bis Prozent Rendite-Chance wieder attraktiver geworden.

Aber auch die globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten und eine Sättigung in einigen Marktsegmenten spielen sicherlich eine Rolle, weshalb die Zahl der Angel Investments im ersten Halbjahr rückläufig waren. Für das zweite Halbjahr 2023 hoffe ich auf eine Auflockerung. Auch wenn die globalen und geopoli­tischen Unsicherheiten anhalten, könnte sich eine gewisse Stabilisierung abzeichnen. Unter anderem, weil sich die Investor*innen an die neuen Marktbedingungen angepasst haben und Start-ups auf Grundlage geringerer Bewertungen Kapital einwerben. Dennoch könnte auch das zweite Halbjahr unter dem Vorjahreszeitraum liegen.

Was motiviert dich vor diesem Hintergrund, gerade jetzt in Start-ups zu investieren?

Hart gesagt, sind die Konditionen heute attraktiver als noch vor zwei Jahren, und aus Investor*innensicht ist das Risikoprofil zudem deutlich entspannter. Start-ups müssen in einem wesentlich herausfordernderen Marktumfeld Kapital aufnehmen, der Kostendruck ist derzeit höher und der Wettbewerb als Angel geringer. Ein zusätzlicher Punkt: Im letzten Dreivierteljahr sind durch den KI-Hype viele neue Technologiemöglichkeiten für Start-ups entstanden, die jetzt bei den Geschäftsmodellen Einzug halten. Aus meiner Sicht bietet sich daher ein spannendes Umfeld, ein Unternehmen zu gründen, während für Investor*innen das Risiko geringer ist.

Gibt es Branchen oder Themen, die du als Investor derzeit besonders spannend findest?

Bedingt durch unsere M&A-Technologielösung DealCircle natürlich alles, was im M&A-Bereich stattfindet. Hier bestehen noch viele Chancen, weil die Branche sehr konservativ und noch wenig technologisch erschlossen ist. Langsam entstehen immer mehr Geschäftsmodelle, die sich genau damit beschäftigen und versuchen, M&A-Prozesse effizienter zu machen. Nachdem ich mich im letzten Jahr eher mit E-Commerce-­nahen Themen beschäftigt habe, schaue ich derzeit eher auf M&A-nahe Geschäftsmodelle, die vielleicht auch komplementär zu meinem Unternehmen sind.

Welche Kriterien müssen Start-ups erfüllen, damit du investierst?

Der Proof of Concept muss insofern gegeben sein, als erste Kund*innen gewonnen sein müssen. Außerdem müssen die Unternehmen erste Umsätze von zahlenden Kund*innen erzielt haben. Prinzipiell können sich die Start-ups in einer frühen Phase befinden, also auch Pre Seed-Phasen mit einer Bewertung von ein bis zwei Millionen Euro. Geschäftsmodell und Teams sind mir zudem wichtig. Aber auch, ob die Möglichkeit besteht, durch KI im Operativen effizienter zu werden. Also: Wie skalierbar ist das Geschäftsmodell durch den Einsatz von Technologie? Zudem schaue ich, ob sich Kund*innendaten sammeln lassen, um das Geschäft noch effektiver betreiben zu können. Auch das Vorhandensein von Netzwerkeffekten, im Sinne von „je mehr Nutzer*innen, desto besser wird das Tool für alle“, sind für mich ein entscheidendes Investmentkriterium.

Welche Rolle spielen dabei die Faktoren Nachhaltigkeit und Diversität?

Aktuell leider noch zu wenig. Sowohl Nachhaltigkeit als auch Diversität sollten in meinen Investmententscheidungen eine größere Rolle spielen – beides Punkte, auf die ich 2024 definitiv versuchen werde, einen stärkeren Fokus zu legen.

In welche Start-ups hast du bereits investiert?

Revisit aus Aachen, eine Art Customer-Loyalty-Programm für ­lokale Geschäfte. In Hyre aus Berlin, eine Plattform für Softwareunternehmen, um Sales-Talente zu finden, sowie Shopstory, eine KI-basierte Software aus Wien, um das Marketing von Onlineshops zu automatisieren. Mit weiteren Gründer*innen stehe ich aktuell im Austausch. Aber ich freue mich immer über neue spannende Geschäftsideen aus dem M&A-Bereich.

Welche Learnings nimmst du aus Sicht des Founders mit in die neue Herausforderung?

In einer frühen Phase sollten Gründer*innen nicht zu stark an der ursprünglichen Idee ihres Geschäftsmodells festhalten, sondern nah am Markt sein und flexibel bleiben. Hilfreich ist, mit Kund*innen zu sprechen und sich Feedback von Investor*innen einzuholen. Sich schnell anzupassen und lernbereit zu sein, zählen für mich zu den zentralen Learnings. Wichtig ist auch, Durchhaltevermögen zu besitzen, beharrlich zu bleiben und sich von Rückschlägen nicht zu stark demotivieren zu lassen.

In welchen Branchen siehst du das meiste M&A-Potenzial?

Im Start-up-Bereich sicherlich bei Software und Technologie, weil es für Corporates interessant ist, die entsprechenden ­Lösungen aus Bereichen wie Cloud Computing, KI oder Cybersecurity von kleinen Start-ups zu integrieren. Gleiches gilt für den FinTech-Sektor, in dem sich große Banken junge Unternehmen bzw. ihre Lösungen einkaufen, und für Konsum­güter, den Einzelhandel und den E-Commerce. Hier sieht man immer wieder D2C-Marken, etwa aus dem Fashion-Bereich, die für traditionelle Modehersteller*innen interessant sind.

Welche Tipps hast du für Start-ups auf Investor*­innensuche aus eigener Erfahrung?

Sowohl eine realistische Einschätzung der Bewertungshöhe als auch des finanzierbaren Betrags ist aus meiner Sicht entscheidend, vor allem bei Start-ups, die noch keinen Umsatz generieren. Im aktuellen Marktumfeld ist es beispielsweise schwierig, zwei Millionen Euro einsammeln zu wollen bei einer Bewertung von zehn Millionen Euro ohne nennenswerte Umsätze. Daher sollten sich Gründer*innen fragen: Wie viel Kapital brauchen wir zu welchem Zeitpunkt? Was machen wir mit dem Investment? Welche Bewertung ist realistisch? Neben einer klaren Liquiditätsplanung sollten Start-ups mit ausreichend Vorlauf ins Fundraising gehen – nicht erst dann, wenn es kritisch wird.

Digitale Identitäten: IT-Sicherheitslage, KI und NFC prägen 2024

Fünf große Herausforderungen und Chancen, mit denen Anbieter*innen digitaler Dienste in Deutschland im nächsten Jahr konfrontiert sein werden.

Die weltweite IT-Sicherheitslage und künstliche Intelligenz à la ChatGPT haben in den letzten zwölf Monaten die Schlagzeilen bestimmt. Wenig deutet aktuell darauf hin, dass sich dies im nächsten Jahr ändert. Auf digitale Identitäten und Dienstleistungen hat dies ebenfalls Auswirkungen. Wir werden einen Blick auf fünf Herausforderungen und Chancen, mit denen digitale Dienste in Deutschland im nächsten Jahr konfrontiert sein werden.

IT-Trend 1. Der Siegeszug der generativen KI

Vor allem in der Form von ChatGPT haben generative KI und Large Language Models (LLMs) 2023 einen großen Marktauftritt hingelegt. Beobachter gehen davon aus, dass der Einsatz von generativer KI einfacher sowie kostengünstiger wird und in den nächsten Jahren durch eine Kombination unterschiedlicher Anwendungsfälle einen wirtschaftlichen Mehrwert in Billionenhöhe generieren kann. Auf der anderen Seite werden KI-Entwicklungen zwangsläufig einige negative Auswirkungen auf die Cybersicherheit haben. Die Anfänge sind bereits zu beobachten: Social-Engineering-Angriffe werden einfacher und schneller, da (Cyber-)Kriminelle kein tiefes technisches Know-how mehr benötigen, um sie auszuführen. Auch die Fälschung von Bildern physischer Dokumente dürfte einfacher werden als je zuvor. Um diese KI-gestützten Fortschritte zu bekämpfen, müssen Unternehmen im nächsten Jahr verstärkt selbst KI einsetzen – vor allem im Zusammenspiel aus Mensch und KI –, um böswilligen Akteuren einen Schritt voraus zu sein.

IT-Trend 2. Angespannte IT-Sicherheitslage

Nicht nur wegen der KI-Entwicklungen hat sich die IT-Sicherheitslage im vergangenen Jahr verschärft, das hatte zuletzt erst der BSI Lagebericht zur IT-Sicherheit in Deutschland 2023 gezeigt. Viele Akteure, vor allem in der Finanz- und Fintech-Branche, werden ob der angespannten Lage verstärkt nach Lösungen zur Verhinderung von Onlinebetrug suchen und dabei immer häufiger auf mehrschichtige Tools und Technologien setzen. Dazu zählt auch das Hinzufügen sogenannter Risikosignale bei Identitätsprüfungen: Diese Signale können verhaltensbiometrische Daten wie Tippmuster oder Mausbewegungen einbeziehen, um Betrug zu erkennen. Zudem können sie historische Transaktionen mit Nutzern in Form von Gerätesignalen in die Betrugsbekämpfung einfließen lassen und Betrügern so das Leben erschweren.

IT-Trend 3. NFC-Technologie im Aufwind

Angesichts der angespannten IT-Sicherheitslage wird im Bereich der Identifikation auch die Anwendung der Near Field Communication (NFC) Technologie im kommenden Jahr einen Zuwachs verzeichnen. Die Betrugsprävention ist bei NFC besonders hoch, da der im Personalausweis integrierte Chip äußerst fälschungssicher ist. Auf dem Chip sind die Personendaten, sowie das biometrische Lichtbild gespeichert. So können die originalen Daten validiert werden, auch wenn das Ausweisdokument äußerlich verfälscht wurde. Aufgrund verschiedener politischer Entscheidungen wie dem Onlinezugangsgesetz (OZG) oder der Einführung der BundID in zusätzlichen Bundesländern wird es auch im kommenden Jahr einen weiteren Nutzeranstieg der eID-Funktion in Deutschland geben. Positive Entwicklungen waren auf Bundesebene laut BMI bereits in diesem Jahr zu erkennen. Die höhere Verbreitungsrate von NFC-fähigen Smartphones trägt dazu bei, so wie die Möglichkeit, die NFC-Technologie mit einer Vor-Ort-Identifizierung, beispielsweise in einer Tankstelle, zu kombinieren.

IT-Trend 4. Step-up-Verifikation

Neben der ersten Interaktion zwischen Kunde und Organisation oder Institution wird auch die weitere Customer Journey in Hinblick auf Sicherheit immer wichtiger. Eine sichere und schnelle Benutzerkontenwiederherstellung ist ein zentraler Baustein, um Kriminelle von unerlaubten Kontoübernahmen abzuhalten. Beispielsweise ist die Änderung der Telefonnummer oder der E-Mail-Adresse kurz nach einer Kontoeröffnung ein starkes Indiz für Account-Takeover oder sogenannte Money Mules, also Personen, die ihre Zugangsdaten Kriminellen freiwillig zur Verfügung stellen, weil sie leichtes Geld verdienen wollen. Auch ungewöhnlich hohe Transaktionen können ein Warnsignal sein. Dem kann man entgegenwirken, indem der Nutzer seine Identität via Step-up-Verifikation nochmals bestätigen muss. So kann das notwendige Level an Sicherheit gewährt werden.

IT-Trend 5. eIDAS 2.0: Der große Schritt in die digitale Dekade

Auch in der Gesetzgebung wird sich im kommenden Jahr einiges ändern. Auf EU-Ebene lautet das Schlagwort „eIDAS 2.0“. Ziel der EU ist es, ein europaweites Ökosystem für digitale Identität zu schaffen. Die erneuerte Verordnung muss im Trilog zwischen der EU-Kommission, dem EU-Rat und dem EU-Parlament vereinbart werden. 2024 wird also hoffentlich das Jahr, in dem die Verordnung, die Durchführungsbestimmungen und die zugehörigen Normen endlich verabschiedet werden. Auch Deutschland ist mit dem BMI-Konsultationsprozess über die Entwicklung einer eIDAS 2.0-konformen Infrastruktur für eine deutsche Wallet im Sommer 2023 gestartet. Im nächsten Jahr soll die Entwicklungsphase und der Architekturprozess beginnen, was essenziell für die weitere Akzeptanz sein wird. Die Identity Wallets, wie sie unter anderem auf EU-Ebene diskutiert werden, kommen bisher laut Digital Identity Index 2023 erst bei einem Prozent der deutschen Bevölkerung zum Einsatz. Gleichzeitig plant die EU aber, dass 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger bis 2030 eine digitale Identität in der Form eines Wallets benutzen. Große Veränderungen in den digitalen Infrastrukturen – auf allen Seiten – sind somit für 2024 vorprogrammiert.

Der Autor Philipp Angermann ist Director Financial Services DACH bei IDnow, der Plattform zur Identitätdprüfung.

Geschäftsideen Mobilität: Fahrräder leasen

Ulrich Prediger vermittelt mit seiner Firma Leaserad GmbH Leasingverträge für Fahrräder und bietet dabei unter dem Namen "Jobrad" eine Fullservice-Dienstleistung für Unternehmen an, die ihren Angestellten Fahrräder zur Verfügung stellen wollen.

Das Leistungsspektrum von Leaserad reicht von der Beschaffung der fabrikneuen Fahrräder aus deutscher Produktion, Vorbereitung und Vermittlung der Leasingverträge, Bereitstellung und Einrichtung vor Ort, bis hin zur Reparatur und der regelmäßigen Wartung. Der Vorteil dieser Geschäftsidee für die Kunden ist, dass sie für einen Fixbetrag pro Monat alles aus einer Hand erhalten.

Mittlerweile arbeitet Leaserad mit seinem Angebot namens "Jobrad" mit mehr als 1700 Jobrad-Fachhandelspartnern sowie mit über 600 Jobrad-Arbeitgebern zusammen, die Ihren Mitarbeitern ein "Jobrad" anbieten.

­Mehr als eine Mitfahrplattform

Die Benzinpreise und sonstigen Kfz-Kosten steigen immer weiter. So ist es nicht verwunderlich, dass Mitfahrzentralen an Beliebtheit gewinnen. Flinc geht jetzt noch einen Schritt weiter als diese, indem es ein Social Mobility Network anbietet.

Die Idee dahinter ist, dass man bei Freunden, bzw. Freunden von Freunden eher mitfährt als bei Fremden. Zudem kann flinc mit dem iPhone genutzt werden, und noch während der Fahrt können Mitfahrer organisiert werden.

So funktioniert’s: flinc analysiert Fahrtrouten in Echtzeit und bringt Autofahrer und potentielle Mitfahrer schnell und vollautomatisch zusammen. Umständliche Abstimmungsprozesse und das Vereinbaren von Treffpunkten entfallen. Die Personalisierung im Netzwerk schafft die notwendige Vertrauensbasis für Fahrer und Mitfahrer, die über den jeweils anderen informiert sind und sich nach der Fahrt auch gegenseitig bewerten können.

www.flinc.org

 

Geschäftsideen Autopflege: Premiumprodukte für edles Blech

Viele Männer pflegen ihr Auto besser als sich selbst. Und genau davon will das Mannheimer Start-up Carrus Cultus GmbH mit seiner jungen Marke "Herrenfahrt" profitieren. Eine „herrliche“ Geschäftsidee!

Vision der Gründer Andreas Werner und Sebastian Steininger ist es, eine Pflegemarke für wertvolle und besondere Automobile zu entwickeln, die den Geist der großen Automobilkultur und deren Pionierzeit in die Gegenwart transportiert.

Namensgeber ist der Herrenfahrer, ein Autobesitzer früherer Zeit, der seinen Wagen selbst wartete und steuerte. Der Begriff Herrenfahrer wurde für Kutscher und Motorradfahrer schon im 19. Jahrhundert benutzt, verbreitete sich jedoch erst mit der Serienfertigung kleiner Automobile in den 1920er Jahren.

Als erstes Produkt im Rahmen der Geschäftsidee wurde 2014 gemeinsam mit einem Oldtimer-Experten ein hochwertiges Pflegewachs entwickelt. Mittlerweile umfasst die Produktpalette Shampoo, Reinigungsknete, Politur, Wachs, Finishspray, Sprühversiegelung sowie Mikrofasertücher und Reinigungs-Puks.