ChargeX: Pioniergeist für die Energiewende

Autor: Tobias Wagner
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Das Elektromobilitäts-Start-up ChargeX hat Aqueduct, die Mehrfachsteckdose für E-Autos, entwickelt und zeigt eindrucksvoll, dass die Kapitalakquise in der aktuellen Krisenzeit zwar schwieriger geworden, aber nicht unmöglich ist.

Wie das Jahr 2020 für Start-ups läuft? Überraschend anders. Als Gründer des E-Mobility Start-ups ChargeX hat sich innerhalb weniger Monate unser Tagesgeschäft auf links gedreht: Meetings werden digital abgehalten, Messen wurden abgesagt und unser Bürohund ist von den Masken ganz verwirrt. Auch auf die Finanzierung von Start-ups hat die Krise Veränderungen gebracht. Als Gründerteam sind wir neue Wege gegangen und haben unsere erste Crowdinvestment Kampagne gestartet. Eine Veränderung mit Erfolg?

Fundraising ist schwieriger geworden, aber nicht unmöglich

Während jeder schon mal von Crowdfunding-Plattformen wie Indiegogo oder Kickstarter gehört hat, ist die Unterform Crowdinvesting eher in der Immobilienbranche beheimatet. Die Besonderheit steckt schon im Namen: Während klassische Finanzierungen wenige große Investoren haben wie z.B. Banken oder VCs, basiert das Crowdinvesting auf vielen kleinen Privatanlegern. Bis 2019 haben so über 400 Mio. Euro den Weg von der Crowd zu Projekten in Deutschland gefunden. 

Als frühphasiges Unternehmen ist ChargeX noch auf externe Kapitalgeber angewiesen, weil wir ambitionierte Wachstumsziele verfolgen. In der aktuellen Krise ist die Kapitalakquise zwar schwieriger geworden, aber nicht unmöglich. Während kleinere Investmentfonds sich vorerst auf ihre Bestandsinvestments fokussieren, investieren größere Risikokapitalgeber (VCs) weiter in Unternehmen. Parallel gibt es auf Landesebene mehrere Fördermöglichkeiten, die speziell auf die Unterstützung von kleineren Unternehmen ausgelegt sind.

Man könnte meinen: Läuft, oder? Als nachhaltiges Unternehmen mit einer Vision im Einklang der Energiewende waren wir aber stets offen für alternative Finanzierungsformen. Immerhin ermöglicht unsere Ladelösung für Elektroautos eine große gesellschaftliche Veränderung – warum also die Menschen nicht daran teilhaben lassen?

Gerade für nachhaltige Unternehmen gibt es dafür einige Anlaufstellen, wie etwa GREEN ROCKET, die GLS Crowd oder WiWin. Die Energiewende ist für viele Menschen ein emotionales Thema und so wollen sie ihr Kapital auch für eine gute Sache einsetzen. Der Intransparenz von alten Vermögensanlagen wird damit ein Ende bereitet und auch kleine Anleger erhalten ab 250 Euro tiefe Einblicke in die Unternehmen, in die sie selbst investieren.

"Die Investoren von ChargeX verkörpern den Pioniergeist, den wir für die Energiewende brauchen"

Nach viel Vorbereitung, langen Videodrehs und einigen Überstunden war es dann soweit: Am 30. Juli 2020 gingen wir mit unserer Crowdinvestment Kampagne auf GREEN ROCKET live. Nach nur 100 Minuten hatten wir bereits 100.000 Euro erreicht und bis heute mit fast 700 Anlegern die größte Crowd auf der Plattform in diesem Jahr.

Wir haben vor drei Jahren ChargeX gegründet, weil wir selbst ein Problem hatten: Zu wenig Ladepunkte für unsere Elektroautos. Und mit diesem Problem sind wir nicht alleine, sondern haben 150.000 weitere Menschen hinter uns, die jeden Tag mit ihrem Elektroauto das gleiche Problem haben. Gerade weil wir uns mit so vielen Menschen identifizieren, war die Finanzierung über die Crowd für uns mehr als naheliegend und im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung.

Die Energie- und Mobilitätswende muss schneller gehen. Wir brauchen somit eine Art Revolution, die ihre Wurzeln bei den Menschen hat. Ähnliches haben wir Anfang der 2000er Jahre bereits in der Solarbranche beobachten können, als sich Privatmenschen und Bürgergenossenschaften sich dem Problem selbst angenommen haben und auf niemand gewartet haben. Diesen Pioniergeist verkörpern wir als ChargeX, aber auch all unsere Investoren, die bis heute über 800.000 Euro in ChargeX investiert haben.

Die ChargeX-Funding-Kampagne läuft noch bis zum 15. Oktober 2020 - hier findest du alle Details.

Das Chance-Risiko Verhältnis muss stimmen

Bei einem Investment in ChargeX erhalten die Investoren eine hohe Verzinsung von aktuell 5,5 Prozent pro Jahr. Doch jeder sollte sich bewusst sein, dass dies nur eine Seite der Medaille ist. Egal ob Crowd oder großer Venture Capital Investor – es bleibt weiterhin ein Risikoinvestment. Auch wenn die Aussichten mit dem exponentiell wachsenden Markt für Ladeinfrastruktur sehr positiv sind, sollte ein Verlust des investierten Kapitals für den Anleger verkraftbar sein. Das zweite Wirecard wird unseren Investoren aber auf jeden Fall erspart bleiben.

Es gibt genug Kapital – es muss nur für die wichtigen Dinge wirken

Crowdinvestment ist für uns ein wichtiger Baustein und auch andere Start-ups sollten den Mut haben sich näher mit dieser Form der Unternehmensfinanzierung zu beschäftigen. Optimal ist eine Phase, in der der Kapitalbedarf sechsstellig ist und die ersten Umsätze vorliegen. Ein validiertes Produkt ist für die Investoren greifbarer und sie können genau sehen, wofür das Kapital verwendet wird.


Das Jahr 2020 brachte eine Krise inmitten einer bereits bestehenden Krise: Denn nach der globalen Pandemie wartet mit einer erschreckenden Geschwindigkeit der Klimawandel auf unsere Reaktion. Und wenn in unsicheren Zeiten eines klar ist, dann dass jeder aktiv werden muss und seinen Beitrag leisten muss. Sei es durch den Umstieg auf Ökostrom, den Kauf eines Elektroautos oder besser den Verzicht auf ein Auto, die Gründung eines Start-ups oder die Investition in ein nachhaltiges Unternehmen: gemeinsam wird das Unmögliche möglich.

Der Autor Tobias Wagner ist CEO & Mitgründer von ChargeX

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