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KI-Start-up VITAS erhält sechsstellige Wachstumsfinanzierung
Das 2018 von Thomas Abend, René Straub und Tobias Bäumler gegründete KI-Start-up VITAS bietet eine NoCode-Plattform, über die sich Unternehmen ihren eigenen, auf KI basierenden Telefonassistenten konfigurieren können.
Das KI-Start-up VITAS bietet seit rund einem Jahr eine NoCode-Plattform, über die sich Unternehmen jeder Branche und Größe ihren eigenen, auf künstlicher Intelligenz basierenden Telefonassistenten konfigurieren können. Dieser beantwortet repetitive Standardanfragen auf menschenähnlichem Niveau und bereitet die automatisiert erfassten Gesprächsinformationen strukturiert auf. Zur individuellen Konfiguration sind weder technische Vorkenntnisse noch ein hoher Zeitaufwand erforderlich, weshalb die Plattform vielseitig einsetzbar ist.
Mit dieser Lösung entlastet VITAS bereits Hunderte Unternehmen und Gesundheitseinrichtungen, die einen enormen zeitlichen Aufwand in die Annahme und Bearbeitung von Anrufen investieren, anstatt sich auf wertschöpfende Tätigkeiten zu konzentrieren. Der nächste Schritt ist der Ausbau des Geschäfts, vor allem mit Konzernen, wo die VITAS-Plattform als Alternative für langwierige Großprojekte angeboten werden soll. Folglich liegt der Fokus des Investments auf den letzten Meilensteinen zur geplanten Skalierung.
Das exponentielle Wachstum der letzten Monate hat nun zu Folge, dass die fränkische INTRO-Verwaltungs GmbH die Chance nutzte, in das KI-Start-up zu investieren. Darüber hinaus setzen sowohl die Unternehmensfamilie Müller Medien als auch die Kybernautik Investments GmbH weiterhin auf den Erfolg von VITAS, wobei Letztere ihre Beteiligung sogar verdoppelte.
Durch die neue Wachstumsfinanzierung im mittleren sechsstelligen Bereich kann VITAS seine Wachstumspläne beschleunigen und sich auf den weiteren Ausbau der innovativen Technologielösungen konzentrieren.
„Die VITAS Plattform ist nun seit fast einem Jahr auf dem Markt und wir können kaum glauben, wie viele neue Funktionen und Optimierungen wir in dieser kurzen Zeit implementiert haben. Die Entscheidung, eine intuitiv nutzbare Software-as-a-Service-Plattform für Telefonassistenten zu setzen, hat sich als richtig erwiesen, was die positive Marktresonanz und der stetig wachsende Kundenstamm zeigen. Mithilfe unserer Lösung wirken wir dem in nahezu allen Branchen fortschreitenden Fachkräftemangel entgegen und entlasten das gestresste Team, indem es nicht mehr alle zwei Minuten die gleiche telefonische Anfrage beantworten muss. Mit der abgeschlossenen Wachstumsfinanzierung können wir das enorme Potential der Plattform weiter ausschöpfen und den Enterprise-Markt erobern“, so Thomas Abend, Co-Gründer und Geschäftsführer der VITAS GmbH.
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Terminbuchungs-Plattform Zeeg sichert sich 1,1 Mio. Euro Pre-Seed-Finanzierung
Das 2023 von Mohammad Moghaddas und Florian Horbach gegründete Start-up Zeeg ist eine Terminbuchungs-CRM-Plattform, die Terminplanung und Kundenmanagement vereint.
Das Berliner SaaS-Start-up Zeeg schließt seine Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 1,1 Millionen Euro erfolgreich ab. Leadinvestor ist der HTGF, der gemeinsam mit Backbone Ventures in das 2023 gegründete Unternehmen investiert. Mit der Finanzierung will Zeeg die Entwicklung seiner KI-gestützten Buchungs-CRM-Plattform vorantreiben.
Die Debatte um digitale Souveränität erreicht deutsche Unternehmen: Laut einer aktuellen BARC-Studie überdenkt mehr als die Hälfte ihre Cloud-Strategie, getrieben durch neue gesetzliche Vorgaben, geopolitische Entwicklungen und Cybersecurity-Bedenken. Während bei Infrastruktur der Innovationsvorsprung der Hyperscaler noch groß ist, können europäische Anbieter bei Business-Software technologisch mithalten.
Zeeg liefert genau das: Die Plattform kombiniert Terminbuchung und CRM Funktionen in einem Tool. Aus jeder Terminbuchung wird automatisch ein vollständiger Eintrag im CRM erstellt, inklusive aller Kontaktdaten, Unternehmensinformationen und Interaktionshistorie. Die Lösung wird in Berlin entwickelt und ausschließlich auf deutschen Servern gehostet, ohne Umwege über Drittländer.
KI-gestützte Lead-Qualifizierung
Mit dem frischen Kapital entwickelt Zeeg KI-basierte Assistenten für den Pre-Sales-Prozess. Die KI-Agenten qualifizieren eingehende Leads bereits bei der Terminbuchung, verkürzen die Zeit bis zum Abschluss und senken gleichzeitig die Kosten pro gewonnenem Kunden. Das Ziel: Vertriebsteams sollen durch intelligente Automatisierung, die im Hintergrund arbeitet, mehr Deals aus denselben Terminen generieren.
„Europäische Unternehmen brauchen Lösungen, die ihre technologischen und regulatorischen Anforderungen ernst nehmen", erklärt Mohammad Moghaddas, Mitgründer von Zeeg. „Unsere Vision ist ein Terminbuchungs-CRM, das nicht nur auf deutschen Servern läuft, sondern auch durch KI echten Mehrwert schafft."
„Wir haben Zeeg zunächst komplett gebootstrapped und dabei gelernt, worauf es ankommt: Unternehmen wollen keine Tool-Inseln, sondern durchgängige Prozesse", ergänzt Florian Horbach, Mitgründer von Zeeg. „Mit der Finanzierung können wir jetzt in die nächste Wachstumsphase eintreten und unsere Vision umsetzen."
„Zeeg vereint Scheduling, CRM und KI in einer europäischen, souveränen Lösung und ist tief in verschiedene Workflows integrierbar. Die hohe Relevanz in sämtlichen Branchen und innerhalb zahlreicher Teams, verdeutlicht das enorme Marktpotenzial - realisiert von einem exzellenten Team", sagt Björn Sykora, Principal beim HTGF.
„Florian und Mohammad haben ein außergewöhnliches Gespür dafür, was Kunden wirklich brauchen – das zeigt schon ihre Bootstrap-Phase. Mit Zeeg bauen sie nicht nur ein Produkt, sondern eine europäische Alternative mit klarem Wettbewerbsvorteil: Datensouveränität ohne Feature-Kompromisse", ergänzt Philippe Bernet, Managing Partner bei Backbone Ventures.
GEM-Länderbericht Deutschland 2024/25 zu Nachhaltigkeit und Gründung
Der aktuelle GEM zeigt u.a.: Gründerinnen beziehen Nachhaltigkeitsaspekte häufiger in ihr Geschäftsmodell ein als Männer und erzielen so öfter positive ökonomische Effekte als diese.
Im Rahmen der aktuellen GEM-Bevölkerungsbefragung – erstellt vom RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Johann Heinrich von Thünen-Institut für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen – wurden die Gründerinnen und Gründer neuer als auch etablierter Unternehmen dazu befragt, inwiefern sie soziale und ökologische Nachhaltigkeit priorisieren. Bei dem Vergleich von Neu-Gründerinnen und -Gründern mit etablierten Unternehmerinnen und Unternehmern fällt auf, dass Erstere sowohl soziale als auch ökologische Aspekte stärker priorisieren:
Innerhalb des letzten Jahres haben 64,8 Prozent der Neu-Gründerinnen und -Gründer Schritte zur Minimierung der Umwelt-Effekte ihres Unternehmens unternommen. Dazu gehörten beispielsweise Energiesparmaßnahmen, die Verwendung von umweltfreundlicheren Materialien sowie die Reduzierung von Emissionen. Bei den etablierten Unternehmerinnen und Unternehmern haben nur 54,8 Prozent derlei Maßnahmen eingeleitet. Zur Maximierung von sozialen Effekten, wie der Gewährleistung von fairen Arbeitsbedingungen und Löhnen bei den Zulieferern oder der Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Menschen, waren im Untersuchungszeitraum 61,9 Prozent der Neu-Gründerinnen und -Gründer in den letzten 12 Monaten diesbezüglich tätig. Hier ist der Abstand zu den etablierten Unternehmerinnen und Unternehmern (47,6 Prozent) noch größer, er beträgt 14,3 Prozentpunkte.
Gründerinnen fokussieren sich häufiger auf das Thema Nachhaltigkeit
Weiterhin fällt bei den Ergebnissen des GEM auf, dass sowohl Gründerinnen als auch Gründer bereits (seit längerem) umweltbewusst agieren. Bezüglich der Frage, ob im vergangenen Jahr (vor Befragungszeitpunkt im Sommer 2024) Maßnahmen ergriffen wurden, um die Umweltauswirkungen des Unternehmens zu minimieren, zeigen sich allerdings Unterschiede zwischen Frauen und Männern: Diese Frage beantwortete 71,7 Prozent der gründenden Frauen mit „Ja“, bei den Männern hingegen waren es rund zwölf Prozentpunkte weniger (60,2 Prozent). Auch Maßnahmen bezüglich der sozialen Effekte wurden von Gründerinnen (64,4 Prozent) etwas häufiger als von Gründern (59,8 Prozent) umgesetzt. Die Differenz zwischen den Geschlechtern ist hier jedoch geringer und beträgt knapp fünf Prozentpunkte.
Frauen erzielen mit nachhaltigem Handeln bei Gründungen positivere ökonomische Effekte als Männer
Nachhaltiges Wirtschaften, hier definiert als die Berücksichtigung von Umwelt-Aspekten, hat generell positive ökonomische Effekte – für alle Gründungen. Die genauen Zahlen zeigen jedoch, dass Gründerinnen häufiger als Gründer positive ökonomische Effekte für ihr Unternehmen erzielen, wenn sie Umweltauswirkungen berücksichtigen. Dies betrifft fast jede abgefragte Kategorie. Insbesondere der Aussage, dass sich der Gewinn durch die Minimierung von Umweltauswirkungen erhöht, stimmten 62,8 Prozent der Gründerinnen und lediglich 42,5 Prozent der Gründer zu. Weiterhin sind 64,3 Prozent der Gründerinnen und 49,3 Prozent der Gründer der Meinung, dass sich auch der Umsatz erhöhen wird. Ein weiterer Unterschied zwischen den befragten Zielgruppen bezieht sich auf die Aussage einer erhöhten Anzahl an Arbeitsplätzen, die aus einer Berücksichtigung von Umwelteffekten resultiert: hier stimmen 50 Prozent der Gründerinnen sowie 42,3 Prozent der Gründer zu.
Diese Beobachtungen können laut Studie damit zusammenhängen, dass Gründerinnen grundsätzlich stärker am Thema Nachhaltigkeit interessiert sind und es deshalb konsequenter in ihre Geschäftsmodelle integrieren.
Mehr Infos unter www.gem-deutschland.de
smartbax sichert sich 4,7 Mio. Euro in Pre-Series-A-Finanzierung
Smartbax, 2021 von Dr. Robert Macsics, Marco Janezic und Prof. Dr. Stephan Sieber als Spin-off der Technischen Universität München gegründet, entwickelt eine neue Generation von Antibiotika, um die zunehmende Ausbreitung multiresistenter Bakterien zu bekämpfen.
Das bayerische BioTech-Start-up smartbax, das Antibiotika der nächsten Generation entwickelt, gab heute den erfolgreichen ersten Abschluss seiner Pre-Series-A-Finanzierungsrunde über 4,7 Millionen Euro bekannt. Die Runde wurde von den neuen Investoren Anobis Asset und Bayern Kapital angeführt, mit Beteiligung von UnternehmerTUM Funding for Innovators sowie den bestehenden Investoren HTGF – High-Tech Gründerfonds und Boehringer Ingelheim Venture Fund (BIVF).
Mit dem frischen Kapital will smartbax seine proprietäre Pipeline niedermolekularer Antibiotika weiterentwickeln, die darauf ausgelegt sind, bakterielle Resistenzen mit innovativen Ansätzen und neuartigen Wirkmechanismen zu überwinden. Der am weitesten fortgeschrittene Kandidat ist ein Inhibitor, der einen bislang ungenutzten Schritt in der Synthese von Lipopolysacchariden (LPS) blockiert, wichtigen Strukturkomponenten der äußeren Membran gramnegativer Bakterien. Dieser neue Inhibitor konnte bereits in vivo seine Wirksamkeit, auch gegen multiresistente Stämme, demonstrieren. Er zeigt Potenzial für eine orale Anwendung und soll nun bis zur präklinischen Entwicklung gebracht werden.
Parallel entwickelt smartbax seine Plattform niedermolekularer Aktivatoren bakterieller Hydrolasen weiter. Im Gegensatz zu traditionellen Antibiotika, die bakterielle Funktionen hemmen, stimulieren diese Verbindungen die Hydrolase-Aktivität, wodurch die Bakterien sich von innen selbst verdauen. Dieser innovative Wirkmechanismus wurde bislang in kommerziellen Antibiotika nicht genutzt und bietet eine vielversprechende Strategie zur Überwindung etablierter Resistenzmechanismen.
Mit den aktuellen Finanzmitteln wird das Unternehmen diese Aktivatoren weiterentwickeln, um Leitkandidaten auszuwählen und den in vivo Wirksamkeitsbeweis zu erbringen.
„Niedermolekulare Antibiotika bleiben eines der wirksamsten Werkzeuge im Kampf gegen die rapide wachsende Bedrohung durch antimikrobielle Resistenzen. Smartbax ist derzeit das einzige deutsche Biotech-Unternehmen, das sich ausschließlich der Entwicklung dieser entscheidenden Wirkstoffklasse widmet. Wir sind stolz darauf, komplementäre Ansätze voranzutreiben, sowohl mit einem klassischen Inhibitor gegen ein neuartiges Ziel als auch mit Enzymaktivatoren, die einen völlig neuen Wirkmechanismus im Bereich der Antibiotika nutzen“, sagt Dr. Robert Macsics, CEO von smartbax. „Unsere Programme konzentrieren sich auf WHO-Prioritätserreger und zielen darauf ab, neue Behandlungsmöglichkeiten für kritisch kranke Patienten zu schaffen, die derzeit nur begrenzte Optionen haben. Wir freuen uns sehr über dieses starke Investorenkonsortium, das unser Engagement teilt und mit uns diese dringende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit angehen wird.“
Gründer*in der Woche: Xiaojun Yang – gründen zwischen den (Tech-)Welten
2009 kam die Chinesin Xiaojun Yang nach Deutschland, absolvierte ihren Master in Maschinenbau an der Universität Paderborn und gründete dort 2021 zusammen mit ihrem Mann Alexander Pöhler das Fertigungs-Start-up assemblean. Über ihre Erfahrungen als „Gründerin zwischen den (Tech-)Welten“ sprechen wir mit Xiaojun im Interview.
Xiaojun, als du mit 21 Jahren nach Deutschland gekommen bist, führte die globale Wirtschaftskrise gerade zu einem starken wirtschaftlichen Einbruch. Im selben Jahr wurden auch 20 Jahre Fall der Berliner Mauer gefeiert. Wie war es für dich, in einem solch spannenden Umfeld anzukommen und ein „neues Leben“ zu beginnen?
Diese Mischung aus Unsicherheit und Aufbruch hat sich für mich damals sehr deutlich angefühlt. Die Finanzkrise war überall spürbar – auch für mich als junge Ausländerin, die neu in diesem Land war. Und gleichzeitig war da dieses Jubiläum des Mauerfalls, das überall präsent war. Es war kein rein historisches Gedenken, sondern ein Moment des Innehaltens und Weiterdenkens.
Ich bin allein gekommen, mit vielen Fragen im Kopf – und wurde mit einer Gesellschaft konfrontiert, die sehr anders funktionierte als das, was ich aus China kannte. Die Sprache war schwer, das Miteinander zurückhaltender, vieles wirkte streng. Aber genau in dieser Klarheit habe ich auch etwas Wertvolles gefunden. Ich habe ein Land erlebt, das sich verändert – und ich selbst war auch im Umbruch. Es war keine einfache Zeit, aber sie hat mich auf eine gute Weise herausgefordert.
Nach deinem Studium hast du assemblean, ein Unternehmen mit Fokus auf Supply Chain Management, gegründet. Was hat dich dazu bewogen, in Deutschland zu gründen? War China für dich keine Alternative?
Deutschland ist für mich nicht nur ein Studienort gewesen – es ist zu einem Raum geworden, in dem ich Ideen entwickeln konnte. Kein Ort für schnelle Hypes vielleicht, aber für solide Grundlagen. Ich habe hier ein Verständnis von Unternehmertum erlebt, das auf langfristiges Denken setzt.
In China hätte unser Konzept – eine digital organisierte, skalierbare Produktionsplattform – damals vermutlich wenig Anklang gefunden. Zu abstrakt, zu erklärungsbedürftig. In China zählt oft: Wie schnell könnt ihr wachsen? Wer investiert?
In Deutschland lautete die erste Frage: Wie stabil ist euer Modell? Und genau das hat uns ermöglicht, assemblean in Ruhe aufzubauen – ohne Druck schnell zu skalieren. Ich habe mich bewusst für Substanz entschieden – und das ging nur hier.
Unter deinen Kund*innen sind viele aus dem Mittelstand, also eher traditionell aufgestellte und vorsichtig agierende Unternehmen. Wie haben diese auf dich als Unternehmerin mit chinesischen Wurzeln reagiert? Hattest du zu Anfang Vorurteile bzw. Hürden zu überwinden?
Ja, die Hürden waren da – manchmal sichtbar, manchmal subtil. Ich entspreche nicht dem Bild, das man in der deutschen Industrie gewohnt ist. Eine junge Frau mit Tech-Fokus und Migrationshintergrund sorgt erstmal für Fragen, manche freundlich-neugierig, manche eher skeptisch.
Ich wurde oft gefragt, ob ich das wirklich hauptberuflich mache. Oder wie ich überhaupt in die Fertigung gekommen bin. Das hat nichts mit bösem Willen zu tun, zeigt aber, wie tief Rollenbilder verankert sind.
Was mir geholfen hat, war konsequente Transparenz. Wir zeigen offen, wie wir arbeiten, wo wir hosten, wie unsere Governance aussieht. Heute wissen unsere Kunden, dass sie sich auf uns verlassen können. Dieses Vertrauen musste wachsen – und es ist die Basis von allem, was wir tun.
Du bist sowohl mit China als auch mit Deutschland bestens vertraut. Welche Besonderheiten siehst du in den beiden Ländern, welche Missverständnisse nimmst du wahr, und was sollten wir in Sachen Innovationskraft von China lernen?
Was mir auffällt: Beide Länder sehen einander oft sehr einseitig. In Deutschland wird China mit Kopieren oder Überwachung assoziiert. In China gilt Deutschland als langsam und überbürokratisiert.
Aber die Realität ist komplexer. China ist unglaublich schnell, wenn es um Umsetzung geht – bei Infrastruktur, Plattformen, Anwendungen. Was dort in Monaten passiert, dauert hier Jahre. Was oft fehlt, ist der Fokus auf Nachhaltigkeit oder Datenschutz.
Deutschland hingegen setzt auf Gründlichkeit. Und ja, das braucht Zeit – aber es entstehen dabei Produkte und Systeme, die auf lange Sicht tragen.
Ich wünsche mir, dass beide Seiten voneinander lernen – nicht, um sich zu kopieren, sondern um sich besser zu verstehen. Mut und Tempo aus China, Tiefe und Qualität aus Deutschland – das wäre eine starke Kombination.
Dein Start-up assemblean ist nun seit rund vier Jahren am Markt. Wie gefragt sind deine Production-as-a-Services und wohin soll die unternehmerische Reise gehen?
Die Nachfrage ist da – und sie wächst. Viele Unternehmen, vor allem im Mittelstand, stehen vor der Frage, wie sie ihre Fertigung flexibler und resilienter gestalten können. Die klassische Logik von „alles inhouse“ stößt an Grenzen.
Unsere Plattform hilft dabei, Produktionsprozesse neu zu denken – dezentral, digital gesteuert, transparent. Besonders im Bereich Elektronik und mechanischer Bearbeitung spüren wir das ganz konkret.
Was als Pilotprojekt begann, ist heute ein echtes Netzwerk geworden. Unsere Kunden wollen keine Einzellösungen, sondern Partnerschaften. Und genau das ist unser Fokus: Wir bauen nicht nur Technologie, sondern Vertrauen.
Zukünftig wollen wir stärker in Europa wachsen, neue Funktionen integrieren – etwa für resilienzbasierte Beschaffung – und unsere KI-Kompetenz ausbauen. Das Ziel: eine Plattform, die industrielle Prozesse nicht nur abbildet, sondern aktiv mitgestaltet.
Was möchtest du anderen Gründer*innen – unabhängig von der Nationalität – aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?
Lasst euch nicht festlegen – weder auf ein Bild von euch selbst noch auf das, was andere in euch sehen. Es gibt nicht die eine Art, Gründer*in zu sein.
Ich habe gelernt: Was euch trägt, ist Vertrauen – in euch, in das Team, in die Idee. Nicht alles wird von Anfang an funktionieren. Aber wenn ihr klar bleibt, transparent und bereit, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen, dann entsteht Substanz.
Und vergesst nicht: Gründen verändert euch. Es ist ein Lernprozess – nicht nur über Märkte, sondern auch über euch selbst. Genau das macht es so spannend. Es ist herausfordernd, ja, aber auch unheimlich befreiend.
Xiaojun, Danke für deine Insights
Libra: Berliner LegalTech-Start-up knackt 3 Mio. Euro ARR
Libra, die 2023 von Viktor von Essen und Dr. Bo Tranberg gegründete europäische KI-Workspace-Plattform für Jurist*innen, hat die Marke von drei Millionen Euro Annual Recurring Revenue (ARR) überschritten – nur wenige Wochen nach dem Erreichen der Zwei-Millionen-Grenze.
Mit seiner KI-Workspace-Plattform unterstützt Libra nach eigenen Angaben heute über 9.000 Jurist*innen in fast 800 Kanzleien und Rechtsabteilungen weltweit. Die Plattform bietet maßgeschneiderte, KI-gestützte Anwendungen für Recherche, Analyse und Dokumentenerstellung, die sich nahtlos in bestehende Prozesse integrieren. Dazu gehören teamfähige Workflows für die gemeinsame Mandats- und Dokumentenbearbeitung sowie die Integration juristischer Fachinhalte des Dr. Otto Schmidt Verlags und Handelsregisterdaten, die durch Anbindung an OpenRegister direkt via Chatfunktion verfügbar sind. Mit Hosting in der EU, ISO 27001-Zertifizierung sowie DSGVO-, BRAO- und § 203 StGB-Konformität gewährleistet Libra höchste Sicherheitsstandards und den vertraulichen Umgang mit sensiblen Daten.
Mit dem jüngsten Update hat Libra seine Integrationstiefe weiter erhöht. „Das Tempo, mit dem sich Libra entwickelt, zeigt, wie schnell sich juristische Arbeit verändert“, sagt CEO Viktor von Essen. „Wir wachsen nicht, weil KI gerade Trend ist, sondern weil wir reale Herausforderung täglicher juristischer Arbeitsabläufe wirklich verstehen und sie zukunftsfähig gestalten – sicher, integriert und nah an der Praxis.“ Libra steht für eine neue Kultur juristischer Arbeit – digital souverän, kollaborativ und technologieoffen.”
CTO Dr. Bo Tranberg ergänzt: „Wir entwickeln Libra so, dass sich KI wie ein organischer Teil juristischer Arbeit anfühlt – nicht wie ein zusätzliches Tool, das man erst verstehen muss. Libra kommt dorthin, wo Jurist*innen bereits arbeiten: in ihre vertrauten Systeme und Workflows. Wir stehen für nahtlose Integration, maximale Sicherheit und passgenaue Nutzung im juristischen Alltag.“
GameChanger des Monats: Plankton - für unabhängiges digitales Publizieren
Plankton ist eine von Gerd Stodiek und Benjamin Birkner gegründete Community-Plattform für unabhängige Online-Publizist*innen und Content-Macher mit Haltung, die ihre Inhalte sichtbar machen wollen – jenseits von Plattformlogiken, Werbung und algorithmischer Kontrolle.
In jedem Blog, Newsletter, Online-Artikel fließt viel Arbeit, Zeit und Anstrengung. Vieles davon bleibt jedoch unsichtbar und erreicht nur wenige oder sogar gar keine Menschen. Die neue Plattform Plankton versteht sich als Infrastruktur für digitales Publizieren und will die Sichtbarkeit zurück in die Hände der Community legen. Ganz ohne Werbung, ohne Algorithmen und unabhängig von Silicon-Valley-Konzernen. Im Kampf gegen toxische Algorithmen, die die Aufmerksamkeit monopolisieren und gegen Content-Diebstähle durch KI-gestützte Chatbots, Agenten und Co-Piloten geraten individuelle Stimmen zunehmend ins Abseits. Die Sichtbarkeit im Netz wird heute von Plattformen diktiert, nicht von der Qualität oder Relevanz der Inhalte.
Ein lebendiges Ökosystem, basierend auf Kooperation
Mit dem offiziellen Launch will Plankton die Türen für alle öffnen, die ihre Inhalte unabhängig publizieren und sichtbar machen wollen. Von Blogger*innen über Journalist*innen bis zu zivilgesellschaftlichen Akteur*innen. Plankton bietet eine dezentrale und community-getriebene Infrastruktur. Jede Stimme stärkt die andere. Die Inhalte werden über automatische Vorschauen sichtbar gemacht und die Leser*innen von Blog zu Blog und von Website zu Newsletter weitergeführt. Ohne dass sie sich den Regeln von Plattformen unterwerfen müssen. Diese Vorschauen lassen sich auf den eigenen Seiten integrieren und passen sich nahtlos an das Design dieser an. Die individuelle Steuerung der Vorschauen soll für frische Inhalte ohne zusätzlichen redaktionellen Aufwand sorgen. Benjamin Birkner, Mitgründer von Plankton: „Wir stärken unabhängige Inhalte und machen sie gemeinsam sichtbar – mit einem System, das auf Kooperation statt Konkurrenz setzt.“
Gegenmodell zur Plattformisierung des Internets
Der entscheidende Unterschied ist der konsequente Verzicht auf klassische Plattformlogiken, wie algorithmische Feeds, Like-Zwang, Klickkosten oder Werbeeinbindungen. Stattdessen bleiben die Publizist*innen komplett autonom und behalten die Kontrolle über Inhalte und ihre digitale Präsenz. Die Mission von Plankton ist ebenso technologisch wie politisch. Wer heute publiziert, sieht sich mit zentralisierten Strukturen konfrontiert, die technisch wie gesellschaftlich problematisch sind. Plattformen wie Meta, X oder Amazon Web Services bestimmen nicht nur, wie Inhalte sichtbar werden, sondern auch, wer überhaupt Zugang zur digitalen Öffentlichkeit hat. Plankton sieht sich als Gegenentwurf dazu und will die Technologie im Dienst der Gemeinschaft stellen. Mitgründer Gerd Stodiek: „Wir geben Blogs und Webseiten die Macht des Eigentums zurück: Mit Sichtbarkeit, Kontrolle und einem echten Publikum.“
Die Plattform steht für digitale Selbstbestimmung und kollektive Verantwortung mit einer klaren Haltung. Die Entwicklung von Plankton erfolgte ehrenamtlich. Das Team rund um die Gründer Gerd Stodiek und Benjamin Birkner vereinen technische Kompetenz mit gesellschaftspolitischen Perspektiven und kommunikativer Erfahrung. Plankton wurde über mehrere Jahre ehrenamtlich entwickelt und versteht sich nicht als Start-up mit Exit-Strategie, sondern als langfristige Infrastruktur für die digitale Öffentlichkeit. Mit aktuell über 250 aktiven Nutzer*innen zeigt Plankton, wie ein freies, unabhängiges und menschenfreundliches Internet aussehen kann.
KI-Start-up OSPHIM schließt erfolgreich erste Finanzierungsrunde ab
OSPHIM stellt spezialisierte Lösungen für die kunststoffverarbeitende Industrie bereit und hat rund eineinhalb Jahre nach der Gründung seine erste Finanzierungsrunde mit STS Ventures als Lead-Investor erfolgreich abgeschlossen.
Insgesamt konnte OSPHIM, 2024 von Dr. Louisa Desel, Yannik Lockner, Mauritius Schmitz und Jakob Pesch gegründet, in der Early-Stage-Finanzierungsrunde die Unterstützung von neun Investor*innen gewinnen. Bisher hat sich das Start-up aus öffentlichen Investitionen wie dem exist-Gründungsstipendium und den eigenen Umsätzen finanziert.
Um den nächsten Wachstumsschritt zu gehen, öffnet sich OSPHIM jetzt für private Investoren. Lead-Investor STS Ventures ist ein Early-Stage-Venture-Capital aus Köln, das von dem Serienunternehmer Stephan Schubert gegründet wurde. Neben STS Ventures beteiligt sich auch die NRW.BANK an der Runde, ergänzt durch Business Angels aus der Kunststoffbranche, Industrieexpert*innen sowie Serial Founder. Über die Höhe des Investments wurden keine Angaben kommuniziert.
„Mit dem Investment können wir nun unsere nächsten Schritte verfolgen: Wir möchten weitere Fertigungsverfahren integrieren, neue Features auf der Plattform ergänzen und den Kundenstamm erweitern“, betont Dr. Louisa Desel, CEO und Mitgründerin von OSPHIM.
Das Start-up hat eine Softwareplattform entwickelt, die Produktionsprozesse in der kunststoffverarbeitenden Industrie intelligent optimiert. Die KI-basierte Technologie kombiniert Datenvisualisierung, präzise Anomalieerkennung und intelligente Prozesseinrichtung bei Spritzgussprozessen. Damit hat OSPHIM bereits mehrfach Auszeichnungen in nationalen Innovationswettbewerben und internationalen Start-up-Pitches gewonnen – unter anderem bei High-Tech.NRW, Rice Business Plan Competition, dem Future Tech Festival und dem Gründungswettbewerb – Digitale Innovation des BMWK.
Gründer*in der Woche: GIFTD – die verbindende Kraft des Schenkens
Im Jahr 2022 von Hannah Kromminga und Michael Gegg gegründet, verfolgt das Berliner Circular-Fashion-Start-up die Mission, unverkaufte Produkte und überschüssige Ressourcen sinnvoll zu nutzen, um Markenbindung und Nachhaltigkeit zu vereinen. Mehr dazu im Interview mit Hannah Kromminga.
2022 seid ihr als B2C-Second-Hand-Plattform an den Start gegangen; 2024 erfolgte dann die Transformation in ein B2B-Modell. Wie ist die Idee entstanden und welches waren die wichtigsten Meilensteine und Learnings bis zum B2B-Pivot?
Die Ursprungsidee war, Second-Hand-Mode, die sich nicht leicht verkaufen lässt, zu verschenken – zunächst über eine B2C-Second-Hand-Plattform als Zusatz zu Vinted. In den Jahren 2021 bis 2023 haben wir viel über Nutzer*innen-Bedürfnisse und die Herausforderungen im Fashionmarkt gelernt. Unsere Plattform hat super funktioniert, aber uns fehlte ein funktionierendes Business-Modell, um die Idee zum Fliegen zu bringen. Der entscheidende Schritt war 2024, der Pivot ins B2B-Geschäft. Da kamen die ersten Fashion Brands auf uns zu und haben uns gefragt, ob sie GIFTD nicht für Mikro- und Nano-Influencer-Seedings nutzen können, um effektiv übrig gebliebene Samples unter der Fanbase zu verteilen.
Zu den wichtigsten Meilensteinen zählen unter anderem die Auszeichnungen als bestes Female-led Startup Berlins und als Best Sustainable Startup Germany. Der nächste große Durchbruch kam mit dem ULTRA VC Accelerator, den wir im Frühling 2024 von 300 Bewerber*innen gewonnen haben, dann die ersten Kampagnen mit s.Oliver, Liebeskind Berlin und Fabletics. Diese erfolgreichen Proof-of-Concepts haben uns darin bestärkt, dass unser B2B-Ansatz die perfekte Verbindung aus Nachhaltigkeit und Marketing schafft, da ein echter Mehrwert für die Brands durch unseren Marketingkanal entsteht.
Was genau macht GIFTD heute und welche Mission/Vision verfolgt ihr mit eurem Geschäftsmodell?
GIFTD ist heute eine Plattform für Circular-Marketing. Wir helfen Marken dabei, unverkaufte Produkte gezielt einzusetzen, um ihre Fan- und Kunden-Communitys zu begeistern und nachhaltige Markenerlebnisse zu schaffen – mit exklusiven Giveaways und Sample Pieces, digital gesteuert und emotional inszeniert.
Unsere Mission: Wir glauben an die verbindende Kraft des Schenkens. Sie kann Marken und Menschen näherbringen – und dabei gleichzeitig einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. Unser Ziel ist es, Markenkommunikation neu zu denken: persönlicher, nachhaltiger, effizienter. Dabei sind wir ein Partner für Fashion Brands, um unverkaufte Ware effizient einzusetzen, um den Umsatz von Kollektionen insgesamt zu steigern.
Wie profitieren Marken von GIFTD?
Marken erschließen mit uns einen neuen Marketingkanal, der wirtschaftliche Effizienz mit ökologischer Ressourceneffizienz verbindet.
Marken setzen ihre unverkaufte Ware gezielt für Nano- und Mikro-Influencer-Seedings sowie Loyalty-Kund:innen-Boni ein. So begeistern und binden sie ihre Fanbase an sich und schaffen gezielt nicht-rabattierte Kaufanreize für die wichtigsten Kundengruppen.
Der große Vorteil: Statt Produkte zu lagern, können sie kreativ für Community-Building und nachhaltige Kundenbindung genutzt werden – mit messbarem Impact. Fabletics beispielsweise konnte durch unsere Kampagne die Click-Through-Rate ihres Nano-Influencer-Contects bis um das Zehnfache steigern.
Und wie profitieren die User*innen?
Unsere Nutzer*innen – echte Brand-Lover – erhalten Zugang zu exklusiven Produkten, Insights und Aktionen ihrer Lieblingsmarken. Das sorgt für Begeisterung und ein persönliches Markenerlebnis, das deutlich über klassische Werbung hinausgeht.
Für viele ist es mehr als ein Geschenk – es ist ein Zeichen, dass ihre Loyalität gesehen und belohnt wird. Dieses Gefühl schafft Verbindung, Vertrauen und im besten Fall echte Markenliebe.
Im Oktober 2024 habt ihr eure erste Finanzierungsrunde abgeschlossen. Welche Erfahrungen hast du dabei sammeln können?
Unsere erste Runde über 660.000 Euro wurde von Ultra VC, mehreren Family Offices wie QuantumR und dem Thies Network sowie ausgewählten Business Angels getragen. Wir haben dabei viel gelernt – besonders wie wichtig es ist, Investor*innen zu finden, die unsere Vision nicht nur verstehen, sondern aktiv mittragen.
Was sind eure nächsten unternehmerischen To-dos?
Hannah: Als nächstes steht für uns an, unsere Plattform und unser Kampagnen-Modell mit den ersten Kund*innen und gesammelten Daten voll auszureifen, um dann schnell auch größere Kampagnenvolumen Europaweit abbilden zu können.
Und last, but not least: Was rätst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?
Ich denke, dass das Timing in der Startup-Entwicklung alles ist. Timing kann man nicht planen, man kann nur am Ball bleiben und sichtbar sein mit seiner Idee. Das dauert oft länger, als man sich ohne entsprechende Erfahrung so denkt. Davon sollte man sich aber in keiner Weise entmutigen lassen. Ein Start-up entwickeln heißt ein Potenzial zu sehen, was noch nicht da ist, man muss sich trauen als Pionier nach vorne zu gehen und was Neues zu machen.
Das Interview führte Hans Luthardt
PartSpace sichert sich rund 13. Mio. Euro Finanzierung
Das 2020 von Sebastian Freund, Robert Hilmer und Michael Neuhauser gegründete PartSpace bietet eine Data-Analytics-Softwareplattform für die KI-gestützte Optimierung des Einkaufs von zeichnungsgebundenen Komponenten an.
Die Wachstumskapitalgeber Armira Growth und Bayern Kapital investieren gemeinsam bis zu 13 Millionen Euro in den aufstrebenden KI-Softwareanbieter PartSpace. Die Lösung PartSpace AI analysiert technische Zeichnungsdaten und macht so Einsparpotenziale in der industriellen Beschaffung sichtbar. Die Finanzierung zählt zu den größten in Niederbayern; die Gründer behalten weiterhin die Mehrheit am Unternehmen. Ziel ist es, die Technologie international auszurollen und das Wachstum zu beschleunigen.
In der industriellen Beschaffung müssen jährlich Hunderttausende technische Bauteile entwickelt, kalkuliert und beschafft werden – meist über komplexe Liefernetzwerke hinweg und mit wachsendem Kostendruck. Genau hier setzt PartSpace an: Die Software bringt künstliche Intelligenz in einen Bereich, der bislang kaum digitalisiert ist. Sie analysiert per Schnittstelle zu bestehenden IT-Systemen Millionen von Einkaufs- und Konstruktionsdaten, macht Marktpreise transparent und schlägt konkrete Maßnahmen vor, etwa Preisverhandlungen, alternative Lieferanten oder die Standardisierung von Bauteilen. So entstehen für den/die Kund*in innerhalb kürzester Zeit spürbare Einsparungen und deutlich mehr Transparenz.
Um die KI-Technologie weiter zu skalieren und das Unternehmenswachstum auszubauen, arbeitet PartSpace jetzt mit Armira Growth und Bayern Kapital zusammen. „Unsere Software schafft Transparenz in einem Bereich, der für Industrieunternehmen geschäftskritisch ist und bislang kaum digitalisiert wurde“, sagt Robert Hilmer, Geschäftsführer und einer der Gründer von PartSpace. „Mit der Unterstützung der neuen Investoren wollen wir unsere KI weiterentwickeln und unseren Kunden ermöglichen, bessere Einkaufsentscheidungen zu treffen – schnell, datenbasiert und mit signifikanten Einsparungen.“
„Das Team von PartSpace hat uns mit seinem unternehmerischen Ansatz und tiefem Know-how in KI und Fertigungsindustrie stark beeindruckt“, sagt Christian Figge, Managing Partner bei Armira Growth. „Die Lösung ist ein herausragender KI-Anwendungsfall in einer unserer wichtigsten Industrien in Deutschland und schafft innerhalb kürzester Zeit messbaren Kundennutzen. Wir freuen uns, das Team beim weiteren Wachstum zu unterstützen.“
Augmented Industries erhält 4,5 Mio. € in Pre-Seed-Finanzierung
2021 von Dr. Elisa Roth und Dr. Mirco Roth gegründet, bietet Augmented Industries’ KI-Plattform Flow Tool Industriefachkräften die Möglichkeit, komplexes Wissen zu dokumentieren, Arbeitsanweisungen und Schulungen zu erstellen und Probleme effizienter zu lösen.
Weltweit arbeiten rund 500 Millionen Industriefachkräfte in komplexen, sich stetig wandelnden Umgebungen. Eine Vollautomatisierung ist in vielen Fabriken und Serviceeinsätzen praktisch nicht möglich. Gleichzeitig steigt die Komplexität der Anlagen – wodurch gut ausgebildetes Montage-, Instandhaltungs- und Servicepersonal zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil wird. Vor allem Servicetechniker*innen sind kaum durch KI ersetzbar (Microsoft-Studie, 2025), denn ihre Arbeit erfordert feinmotorisches Geschick, situationsbezogenes Know-how und vielfältige Problemlösungskompetenzen.
Augmented Industries wurde 2021 von Dr. Elisa Roth und Dr. Mirco Roth gegründet, beide promovierte Wirtschaftsingenieur*innen. Mit seinem Flow Tool bietet Augmented Industries eine KI-gestützte Plattform, die Industriefachkräfte unterstützt und Herstellenden sowie Industriedienstleister*innen hilft, Qualität zu verbessern und Ausfälle zu reduzieren – indem Wissen schneller erfasst, Schulungen effizient erstellt und Teams flexibler eingesetzt werden können. Die Vision von Augmented Industries: die nächste Generation industrieller Exzellenz – mit Techniker*innen im Zentrum der digitalen und nachhaltigen Transformation.
„Aktuelle Schulungs- und Wissensmanagementtools werden den Anforderungen von Technikern nicht gerecht“, sagt Dr. Elisa Roth, Mitgründerin und CEO von Augmented Industries. „In der Praxis geht es darum, Aufgaben sicher, effizient und mit höchster Qualität zu erledigen. Mit Flow Tool schließen wir die Lücke zwischen Qualifizierung, Problemlösung und operativer Exzellenz – unterstützt durch nahtlose KI.”
Jetzt hat das Unternehmen in einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde 4,5 Mio. € eingesammelt. Angeführt wurde die Runde von b2venture, beteiligt sind außerdem 1st Kind (Peugeot Familie), xdeck, DnA Ventures sowie Business Angels von BMW und Siemens sowie aus dem deutschen Mittelstand. Darüber hinaus erhielt Augmented Industries eine der renommiertesten und wettbewerbsstärksten EU-Förderungen – den EIC Accelerator.
Mit der Finanzierung will das Unternehmen seine KI-Plattform weiterentwickeln und die Markteinführung beschleunigen – mit dem Ziel, die führende Plattform für zuverlässige und skalierbare, wissensbasierte Industrie-Workflows zu werden.
Gründer*in der Woche: RNMS Studios – „Rhythmus nimm meine Seele“
Wie sich Emirhan Sahin seinen Traum erfüllt und sich als Künstler und Musikproduzent mit eigenem Studio selbständig gemacht.
Alles fing an mit Avicii. Emirhan Baran Sahin war zehn, als er das erste Mal einen Song des schwedischen DJs und Produzenten hörte. „Ich war direkt hooked“, sagt er. „Jeder Song von ihm wurde mein Lieblingssong, noch bevor ich überhaupt wusste, dass er von Avicii war. Dann fand ich es heraus, und meine Obsession begann. Ich hatte immer meine Kopfhörer drin, auf dem Weg zur Schule, in jeder kleinen Pause. Ich habe jede Melodie analysiert und alles auswendig gelernt.“ Der Song „Liar Liar“ vom ersten Avicii-Album „True“ gab schließlich den Ausschlag. „Ich sagte mir, ich will genau solche Musik machen.“
Zwölf Jahre später sitzt Emir, wie ihn alle nennen, in seinem eigenen Musikstudio RNMS Studios. Sein erstes Album, unter dem Künstlernamen BaranBeatzz, erscheint nächstes Jahr. Er verdient auf einmal Geld als Produzent. Das hat viel mit Bielefeld und seiner lebendigen HipHop-Szene zu tun. Aber auch mit dem Center for Entrepreneurship (CFE) der Hochschule Bielefeld (HSBI). Und mit seiner Mutter.
„Sie hat mich einfach mein Ding machen lassen“
Emir kam in Lörrach zur Welt, aber schon zwei Jahre darauf zogen seine Eltern mit ihm nach Bielefeld. Als er acht war, trennten sie sich, und er lebte fortan bei seiner Mutter. „Wir hatten nie viel Geld, aber sie hat mich immer unterstützt und mir das Equipment finanziert, das ich irgendwann brauchte, um Musik machen zu können“, sagt er. „Sie hat mich einfach mein Ding machen lassen.“
Nach dem Abitur will Emir etwas mit Wirtschaft und Praxisbezug machen, um sich Grundlagen fürs Musikbusiness anzueignen. So kommt er an die HSBI. In einer BWL-Erstsemestervorlesung zum Wirtschaftsprivatrecht erzählt der Dozent von den Angeboten des CFE. „Das habe ich mir sofort in mein Notizbuch geschrieben“, erinnert sich Emir. „Noch während der Vorlesung habe ich recherchiert und direkt einen Termin mit Stefanie Pannier vom CFE vereinbart. Von da an habe ich eigentlich nur noch an meiner Selbstständigkeit gearbeitet.“
Das Lernen fällt Emir leicht. Vor allem, wenn er den Stoff unmittelbar anwenden kann. Er zählt auf: Persönlichkeitsentwicklung, Steuern, Leadership, Buchhaltung, Rechtliches bei der Unternehmensgründung, Vertrieb, Marketing, Controlling, digitale Infrastruktur. „Das habe ich mir alles im Start-up-Zentrum der HSBI angeeignet“, sagt er. „Ich bin den Leuten vom CFE so dankbar dafür. Und sie haben mir viele Türen geöffnet.“Mithilfe von YouTube-Tutorials bringt er sich den Rest bei: Beat-Programmierung, Aufnahmetechnik, wie man Kompositionssoftware richtig nutzt. Das Songwriting liegt Emir im Blut. „Als Kind habe ich zwar kein Musikinstrument gespielt, aber mir sind immer mal wieder Melodien in den Kopf gekommen“, sagt er. „Und nachdem ich meinen ersten Beat gebaut hatte, war mir klar, dass ich Talent und ein Gehör dafür habe. Ich habe sofort gewusst, dass ich das kann.“
„Rhythmus nimm meine Seele“ – auch ein Statement gegen die Musikindustrie
2023 stürzt sich Emir in die künstlerische Produktion. Ein Jahr lang entsteht ein Song nach dem anderen. Sie handeln von Kapitalismus und von Liebe und vom Musikmachen selbst. Unter seinem Künstlernamen BaranBeatzz gehen immer wieder Stücke online – säuberlich durchgetaktet mit dem Ziel, 2026 das Debütalbum zu veröffentlichen und mit ihm auf Tour zu gehen. Die Marketingstrategie sitzt. „Mir war es wichtig, alles im Voraus fertig aufzunehmen und zu mastern, damit ich mich danach anderthalb Jahre lang nur auf das Geschäftliche fokussieren konnte“, erklärt Emir. „Als Artist bin ich so für alles, was ich meinen Kunden anbiete, quasi das Testsubjekt.“
Im Frühjahr 2025 ist Emirs RNMS Studios an den Start gegangen. Das Akronym steht für „Rhythmus nimm meine Seele“ – das ist nicht nur ein Appell an die Leidenschaft fürs Musikmachen, sondern auch ein Statement gegen die Musikindustrie. Ein funktionierendes Business aufzuziehen und trotzdem zu 100 Prozent authentisch zu sein, ist für Emir essenziell. „Wir bei RNMS sind nicht nur ein multiprofessionelles Team, sondern auch eine Freundesgruppe, eine Community – ich vertraue diesen Jungs“, sagt der Gründer. „Es gilt: radikale Transparenz, radikale Aufgeschlossenheit. Unser Geschäftsmodell ist halt im Branchenvergleich sehr besonders, unsere Kunden sind anders, alles ist viel emotionaler.“
„Ich werde von vielen in der Szene als eine Art Mentor gesehen“
Wer zu RNMS Studios kommt, kann vom Songwriting über das live Einspielen-Lassen von Musik und den fertig gemasterten Mix samt Video bis hin zur Vermarktungsstrategie via Spotify eine vollständige Palette an Dienstleistungen nutzen. Viele Deutschrapper finden ihren Weg zu Emir. „Bielefeld hat eine interessante und sehr vielfältige Hip-Hop-Szene, was die meisten gar nicht denken würden“, sagt er. Aber auch Pop und Dance produziert er mit Vorliebe.
Besonderes Engagement zeigt Emir für die Nachwuchsförderung. So bietet er etwa im Bielefelder Jugendzentrum Stricker den Kids dort an, ihre eigenen musikalischen Ideen zu verwirklichen. Nimmt sie an die Hand, schärft ihnen ein, dass sie „auf der Straße keine Scheiße bauen sollen“. „Die Mehrzahl von denen sind geflüchtet, manche erst 12, 13 Jahre alt“, erzählt er. „Einer der Jungs hat mir mal gesagt: Du weißt gar nicht, wie viel Einfluss du auf uns hast.“ Positiven Einfluss auszuüben, ist für Emir eine starke Motivation in seiner Arbeit. „Ich werde von vielen in der Szene als eine Art Mentor gesehen, und diese Figur möchte ich auch weiterhin sein.“
Woran erkennt er, dass ein angehender junger Artist es zu etwas bringen könnte in der Musikbranche? „Arbeitsmoral“, sagt Emir. „Talent haben viele, und ich habe so einige Charaktere kennengelernt: Möchtegern-Gangster, richtige Gangster und Leute, die sich von Anfang an gefühlt haben wie Michael Jackson. Aber man muss es eben umsetzen können.“
Auch was den nötigen Fleiß angeht, will Emir ein Blueprint sein. „Sich diese ganzen Sachen in kurzer Zeit mehr oder weniger selbst beizubringen, Ergebnisse zu produzieren, und das Know-how dann gleich wieder an meine Kunden weiterzugeben – das war wirklich ein Kampf“, sagt er. Ein weiterer großer Baustein ist gerade hinzugekommen. „Ich habe jetzt eine Ausbildung angefangen im Bereich Marketingkommunikation bei einer SEO-Agentur. Das Search-Engine-Optimization-Know-how hilft mir, meine eigenen Websites zu pushen und weiter nach oben zu bringen bei den Suchergebnissen.“ Allein damit hat Emir eine 40-Stunden-Woche. „Samstags produziere ich mittlerweile nur noch Kunden. Sonntagfrüh arbeite ich dann an der Infrastruktur und den Rest des Tages chille ich, damit ich auch ein Leben habe.“
Die Klickzahlen steigen, das Studio arbeitet kostendeckend
Was sieht er als seine größte Gabe? „Wahrscheinlich, dass ich so ein Allrounder bin und Dinge manifestieren kann. In meinem Kopf gibt es wirklich nichts, was ich nicht könnte.“ Dazu gehört auch seine veränderte Rolle in der Familie. „Ich trage da mittlerweile sehr viel Verantwortung“, sagt Emir. „Ich unterstütze meine Mutter, wo ich kann, und habe ein Auge auf meine Schwester, die sechs Jahre jünger ist als ich.“
Erfolg stellt inzwischen ebenfalls ein. Die Klickzahlen auf Spotify und YouTube steigen. „Das Studio arbeitet bereits kostendeckend, und das schließt meine Marketingkosten mit ein“, sagt Emir abschließend.
Gründer*in der Woche: GEMcore – SEO ist out, die Zukunft promptet
Alexander Leist und Amir Gdamsi entwickeln mit GEMcore eine SaaS-Plattform, die Unternehmen dabei hilft, nicht bei Google, sondern in KI wie ChatGPT oder Gemini sichtbar zu werden.
Hinter GEMcore stehen Alexander Leist und Amir Gdamsi, Letzterer erlangte mit 15 Jahren als einer von Deutschlands jüngsten Unternehmern mediale Bekanntheit. Heute – mit fünf Jahren Erfahrung im digitalen Marketing, überstandener Insolvenz und erfolgreichem unternehmerischen Neustart – hat Gdamsi eine klare Vision: Die Zeit der Keywords ist vorbei. Künstliche Intelligenz (KI) wird zur primären Informationsquelle. „SEO ist tot – die Zukunft promptet. Wer in den Antworten von GPT & Co. nicht vorkommt, wird im digitalen Raum unsichtbar“, so Gdamsi.
Früh erkannten Alexander Leist und Amir Gdamsi den Trend, dass generative KI-Systeme das Nutzer*innenverhalten grundlegend verändern wird. Ihre Antwort: ein Tool, das genau dort ansetzt, wo klassische SEO versagt – bei der strukturierten Optimierung von KI-Relevanz. Das Tool von GEMcore analysiert, wie gut Marken, Produkte oder Services heute bereits in KI-Antworten vorkommen – und zeigt, wie sich diese Sichtbarkeit strategisch steigern lässt.
Wir bauen Substanz – kein Pitchdeck
Trotz intensiver Gespräche mit internationalen Investor*innen – darunter auch VCs aus dem Silicon Valley und der EU – entschieden sich die Founder bewusst gegen externes Kapital – bis jetzt. „Wir hatten von Tag eins eine klare Linie: Wir bauen Substanz – kein Pitchdeck. Das Geld war da, die Türen waren offen. Aber wir wollten volle Kontrolle, volle Konzentration auf das Produkt – keine Meetings mit Partnern, die auf schnelles Exit-Denken aus sind“, erklärt Gdamsi. „Jede Stunde, die wir nicht mit Term Sheets verschwenden, fließt ins Produkt.“
Die Nachfrage ist spürbar
Gestartet mit einem Team von vier Leuten, alle Studierende an der privaten Hochschule ISM in Dortmund, wächst GEMcore schnell. Aktuell laufen konkrete Gespräche mit internationalen Marktführern, u.a. aus der Kosmetik- und Automobilindustrie. Die Nachfrage ist spürbar, so Gdamsi, da viele Unternehmen merken: Klassische SEO funktioniert nicht mehr. KIs liefern die Antworten – nicht Google.
Mit dem Begriff GEO – Generative Engine Optimization definiert GEMcore eine neue Disziplin. Es geht nicht mehr um Ranking bei Google, sondern um Relevanz bei KI-Modellen. Dabei analysiert die Plattform die semantische Struktur, Datenqualität, Content-Formate und Auffindbarkeit eines Unternehmens – und macht KI-Sichtbarkeit messbar. „Wir sind das erste Tool weltweit, das sich ausschließlich auf KI-Reichweite fokussiert. Es gibt keinen zweiten Anbieter, der das auf diesem Niveau abbildet“, so Gdamsi selbstbewusst.
Wir werden der Kompass, der Marken sichtbar macht
Wo steht GEMcore aktuell? Die Plattform zeigt live, wo man in KI-Antworten erscheint, optimiert Inhalte automatisch (Text, Bild, Video, Audio) und korrigiert Fehler in Echtzeit. Der nächste Schritt sind Modellvergleiche, automatisierte Strategiepläne sowie tägliche KI-Wettbewerbsanalysen. „Unser Ziel: In einer Welt voller generativer Antworten werden wir der Kompass, der Marken sichtbar macht – egal, welche KI gefragt wird“, ist sich Gdamsi sicher.
DeepTech-Start-up Futurail sichert 7,5 Mio. Euro, um autonome Züge auf die Schiene zu bringen
Das 2023 von Maximilian Schöffer, Alex Haag und Dr. Patrick Dendorfer gegründete Futurail entwickelt eine ganzheitliche Autonomie-Plattform für selbstfahrende Züge und verfolgt damit das Ziel, Marktführer im Bereich autonomer Züge werden.
Futurail wurde 2023 von Maximilian Schöffer, Alex Haag und Dr. Patrick Dendorfer – ehemalige Führungskräfte von Tesla, Argo AI und Edge Case – gegründet, die den Aufstieg des autonomen Fahrens in der Automobilindustrie mitgeprägt haben. Nun bringen sie ihr Know-how auf die Schiene, mit einer klaren Mission: Züge zum attraktivsten Verkehrsmittel zu machen.
„Als ich das Autopilot-Team bei Tesla leitete, habe ich gesehen, wie Autonomie eine ganze Branche komplett tranformieren kann“, erklärt Alex Haag, CEO und Mitgründer von Futurail. „Mit Futurail übertragen wir dieses Potential auf den Schienenverkehr und machen eine 200 Jahre alte Branche fit für die Zukunft.
Entwicklung des ersten zertifizierten Systems für fahrerlose Züge
Das Unternehmen adressiert mit seiner KI-gestützten Technologie die zentralen Herausforderungen des Schienenverkehrs: den zunehmenden Lokführermangel und die zu hohen Betriebskosten die den weiteren Ausbau des Schienenverkehrs limitieren. Mit dem Autonomie-Stack FUTURAILDriver können Betreiber bestehende Flotten nachrüsten oder Zughersteller Neufahrzeuge ausstatten. Neben höherer Effizienz, Sicherheit und Flexibilität ermöglicht die Lösung auch die Wiederinbetriebnahme bislang unrentabler Linien und Nerbenstrecken – ein wesentlicher Beitrag zur regionalen Anbindung.
Strategische Partnerschaften unterstreichen die Marktrelevanz: In Europa arbeitet Futurail mit der Lohr Group zusammen, einem weltweit führenden Entwickler von Transportsystemen. In den USA kooperiert das Unternehmen mit Parallel Systems, einem von ehemaligen SpaceX-Ingenieuren gegründeten Startup für automatisierte, batteriebetriebene Güterwagen.
„Autonomie ist ein echter Game-Changer für die Bahn“, betont Maximilian Schöffer, CCO und Mitgründer von Futurail. „Betreiber können mehr Züge häufiger und kostengünstiger einsetzen und so Wachstum und Effizienz gleichermaßen realisieren.“
Letztendlich soll die Technologie die Verlagerung von Millionen Passagieren und Tonnen Fracht von der Straße auf die Schiene ermöglichen. Das geschätzte Einsparpotenzial: über 10 Mio. Tonnen CO₂ jährlich. „Dies ist kein Forschungsprojekt“, ergänzt Dr. Patrick Dendorfer, CTO und Mitgründer. „Wir arbeiten an einem zertifizierten, sicheren System, das die Art und Weise, wie Menschen und Güter transportiert werden, grundlegend verändern wird.“
Die Vision: Marktführer im Bereich autonomer Züge
Die Finanzierungsrunde wurde von Asterion Ventures (Paris) und Leap435 (München) angeführt und durch EIT Urban Mobility sowie die US-Investoren Zero Infinity Partners und Heroic Ventures komplettiert.
Die Investoren sehen in Futurail eine einzigartige Chance, führend im Markt für autonome Züge zu sein. „Futurail verbindet technologische Exzellenz mit einer klaren Vision und nachweislichen kommerziellen Anwendungen“, sagte Alexandre Sauvage, Partner bei Asterion Ventures. „Ihre Technologie hat das Potenzial, die Schiene zum Rückgrat einer nachhaltigen Mobilität in Europa und darüber hinaus zu machen.“
Dr. Matthias Kempf, Gründungspartner bei Leap435, fügte hinzu: „So wie die elektrische Traktion die Dampflokomotive ablöste, ist Autonomie die Schlüsseltechnologie dieses Jahrhunderts für die Bahn. Futurail sorgt dafür, dass Europa bei diesem Technologiesprung ganz vorne dabei ist. “
Mit der Finanzierung in Höhe von 7,5 Millionen Euro, bestehend aus 5,5 Millionen Euro Seed-Finanzierung, 1 Million Euro öffentlichen Zuschüssen und 1 Million Euro aus einer Pre- Seed-Umwandlung, will Futurail den Ausbau seines Teams beschleunigen, wichtige Projekte mit führenden Zugherstellern und -betreibern vorantreiben und die behördliche Genehmigung für seinen ersten Anwendungsfall erhalten: die Autonomie in Endhaltestellen und Rangierbahnhöfen.
Gründer*in der Woche: Kiosk Scout – Automatenlandschaft digital vernetzen
Andreas Schubert ist ein erfahrener Unternehmer und Versicherungsmakler. Im Juni 2025 gründete er im Alter von 61 Jahren die Plattform Kiosk Scout. Mehr dazu und zum Gründen mit 60plus erfahrt ihr im Interview mit Andreas.
Was hat dich dazu motiviert, im Alter von 61 Jahren ein Start-up zu gründen, und welche Erfahrungen aus deinem bisherigen Berufsleben haben dich dabei besonders inspiriert?
Mich hat schon immer die Frage bewegt, wie man Versorgung im Alltag einfach und verlässlich organisieren kann. Als Versicherungsexperte und Unternehmer habe ich gelernt, Chancen zu erkennen, wenn andere vor allem Probleme sehen. Die Idee zu Kiosk Scout kam aus einer Mischung aus persönlicher Beobachtung – wie sehr Automaten mittlerweile Teil unseres Lebens geworden sind – und dem Wunsch, meine Erfahrung im Bereich Kommunikation und Netzwerke in ein zukunftsgerichtetes Projekt einzubringen. Mit über 30 Jahren Berufserfahrung habe ich gelernt: Krisen sind Chancen, wenn man bereit ist, Neues zu wagen.
Spielt für dich das Alter somit keine wirkliche Rolle als Gründer?
Nein – im Gegenteil. Mit 60plus bringt man Gelassenheit, Erfahrung und ein Netzwerk mit, das vielen Jüngeren fehlt. Ich sehe mein Alter nicht als Hürde, sondern als Vorteil. Ich weiß, was ich kann, was ich nicht mehr will, und wo ich meine Energie am besten einsetze. Gründergeist hat nichts mit Geburtsjahr zu tun, sondern mit Haltung.
Nun zu Kiosk Scout: Kannst du uns mehr über die Idee erzählen? Was war der Auslöser für die Gründung der Plattform?
Ich habe während meiner Reisen mit dem Wohnmobil festgestellt, wie oft Automaten in Deutschland Versorgungslücken schließen – ob Snacks, Getränke, Blumen oder Bücher. Gleichzeitig gibt es keine zentrale Plattform, die diese Automaten sichtbar macht, sie vernetzt und auch Aufstellern Mehrwert bietet. Daraus ist die Idee entstanden: Kiosk Scout als digitale Brücke zwischen Menschen, die Automaten nutzen, und Unternehmen, die Automaten betreiben.
Wie hast du dann den Markt für Kioske und ähnliche Dienstleistungen analysiert, und welche Trends hast du dabei festgestellt?
Wir haben uns intensiv mit dem Vending-Markt beschäftigt und schnell erkannt: Automaten sind nicht mehr nur Snackspender, sondern entwickeln sich zu echten Mini-Nahversorgern. Trends wie bargeldloses Bezahlen, nachhaltige Produkte, regionale Versorgung und die steigende Bedeutung von 24/7-Zugänglichkeit treiben den Markt. Gleichzeitig fehlt vielen Betreibern die digitale Sichtbarkeit. Genau da setzt Kiosk Scout an.
Welche Herausforderungen hast du bei der Gründung und dem Aufbau von Kiosk Scout erlebt und wie hast du diese gemeistert?
Die größte Herausforderung war, ein neues Thema mit wenig Vorbildern am Markt zu entwickeln. Viele Hersteller und Aufsteller waren anfangs zurückhaltend. Hier hat mir meine Erfahrung geholfen: dranbleiben, Gespräche führen, Vertrauen aufbauen. Dazu kam natürlich das Thema Finanzierung – das lösen wir durch kreative Modelle wie Vorzugsaktien, mit denen wir Investoren und Community beteiligen, ohne die Kontrolle aus der Hand zu geben.
Wer ist die Zielgruppe bzw. sind die Zielgruppen von Kiosk Scout, und welchen konkreten Nutzen bietet ihnen deine Plattform?
Wir haben zwei Zielgruppen: Zum einen Endverbraucher, die über unsere App Automaten in ihrer Nähe finden können – transparent, schnell, verlässlich. Zum anderen Aufsteller, Hersteller und Dienstleister, die ihre Standorte sichtbar machen, neue Märkte erschließen und über unsere Analysen bessere Entscheidungen treffen können. Kiosk Scout bringt also Anbieter und Nutzer auf einer Plattform zusammen.
Du verbindest also letztlich Technik mit Alltagsnutzen – welche Automaten lassen sich über die App aktuell wo finden und welche Infos erhält man durch die Suche?
Über die App findet man klassische Snack- und Getränkeautomaten, aber auch immer mehr besondere Standorte – etwa Blumen-, Buch- oder Spielzeugautomaten. Nutzer sehen Standort, Öffnungszeiten, Bezahlmöglichkeiten und können Automaten bewerten oder neue melden. Für Betreiber bedeutet das: mehr Sichtbarkeit, für Nutzer: echte Orientierung.
Welche Pläne hast du für die Zukunft von Kiosk Scout? Gibt es bestimmte Funktionen oder Erweiterungen, die du in naher Zukunft einführen möchtest?
Ja – wir denken deutlich größer. Mit Scoti24 bauen wir ein eigenes Marken-Netzwerk von Automaten auf, das europaweit skalierbar ist. Parallel entwickeln wir mit „Scoti OS/Core“ eine eigene Softwarelösung für Telemetrie und Standortmanagement. Und mit der geplanten Kiosk Scout AG wollen wir Investoren, Community und Partner aktiv am Wachstum beteiligen. Unser Ziel: Automaten nicht nur sichtbar machen, sondern als festen Bestandteil moderner Nahversorgung etablieren.
Und last but not least: Welche Ratschläge willst du anderen geben, die darüber nachdenken, mit 50-/60plus ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Mein Rat: Lasst euch nicht von der Zahl im Pass abschrecken. Mit 50plus oder 60plus habt ihr genau das, was viele Start-ups brauchen – Lebenserfahrung, Ausdauer und Netzwerke. Wichtig ist, ein Projekt zu wählen, das euch begeistert, und Menschen um euch zu versammeln, die eure Stärken ergänzen. Man ist nie zu alt, um Gründer zu sein – aber man ist zu alt, um Chancen vorbeiziehen zu lassen.
Andreas, danke für deine Insights
Das Interview führte Hans Luthardt

