Gründer*in der Woche: Mondoo - die Cybersecurity-Experten

Gründer*in der Woche 45/21


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Mondoo ist ein junges DevOps-Sicherheitsunternehmen, das von Soo Choi-Andrews, Christoph Hartmann und Dominik Richter gegründet wurde. Das Start-up mit Sitz in Berlin und San Francisco will die Art und Weise, wie Cybersecurity in Unternehmen organisiert wird, vollkommen umkrempeln. Wie, das erklären uns Christoph Hartmann und Dominik Richter im Interview.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Mondoo zu gründen?

Die Idee hinter Mondoo basiert auf unserer über zehnjährigen Expertise beim Betreiben und Bereitstellen von sicheren Infrastrukturen. Durch unsere Erfahrung bei der Deutschen Telekom haben wir bereits 2014 das Open-Source Projekt https://dev-sec.io/ gegründet, welches Server automatisch und sicher konfiguriert.

Trotz Automatisierung ist es sehr komplex sich einen fundierten Überblick über die Sicherheitslage der eigenen Infrastruktur zu verschaffen. Nicht nur fehlt oft die notwendige Information über die Sicherheitsrisiken, vielmehr erschwert diese Situation auch die Abstimmung der Teams untereinander und die Priorisierung von Aufgaben, die das eigene Unternehmen zu bewältigen hat. Als Reaktion auf diese Situation haben wir Vulcano Security und InSpec – als Open-Source-Projekt – gegründet. Mit InSpec konnten wir Compliance-Anforderungen automatisch verifizieren. Damit etablierten wir neue Standards wie den Policy-as-Code in der Industrie. Insbesondere internationale Banken und Versicherungen nutzten unser Produkt, um kontinuierlich Compliance-Reports zu erstellen.

Allerdings hat sich die Welt in den letzten Jahren stark gewandelt. Wir sehen, wie Unternehmen unter der steigenden Komplexität und verschiedenartiger Tools begraben werden; gleichzeitig aber dennoch nichts gegen Schwachstellen im Sicherheitssystem tun können. Unsere Mission ist einfach: Entwickler und Sicherheitsteams zusammenzubringen, sie mit einem gemeinsamen Ziel vereinen, um skalierbare effiziente – und vor allem sichere Lösungen zu schaffen. Es gibt immer mehr Technologien und verschiedenste Cloud-Umgebungen, die es immer komplexer machen, die Heterogenität effektiv zu managen. Daher reichen spezielle Silo-Tools nicht mehr aus. Vielmehr ist es von größter Dringlichkeit, eine einheitliche Sichtweise über verschiedene Infrastrukturen hinweg bereitzustellen.

Was waren die wichtigsten Meilensteine seit der Gründung im Jahr 2020 bis zum Launch eurer Plattform?

Häufig sind existierende Tools für spezielle Umgebungen optimiert, helfen jedoch nicht einen gesamtheitlichen Überblick zu erhalten. Von Anfang an war unser Ziel, Nutzer dabei zu unterstützen, Informationen über Ihre IT-Infrastruktur zu erhalten. Dies ist ein komplexes Unterfangen und deshalb haben wir von Beginn an mit Design-Partnern zusammengearbeitet, um Mondoo als DevOps-Security-Platform für die gesamte IT-Flotte bereitzustellen.

Wir glauben, dass Produkte intuitiv nutzbar sein müssen. Daher haben wir im zweiten Schritt aktiv daran gearbeitet, Mondoo so einfach wie möglich zu gestalten. Dadurch können sich unsere Nutzer auf das Lösen von erkannten Schwachstellen fokussieren.

Was ist das Besondere an eurer Technologie, und was unterscheidet sie von bestehenden Konzepten?

Wir sehen zwei Trends in der Industrie: Zum einen den Trend zur immer schnelleren Bereitstellung von neuen digitalen Produkten. Zum anderen die wachsende Komplexität durch heterogene Technologien. Unternehmen wollen die beste Technologie für ihren konkreten Anwendungsfall nutzen. Daher sehen wir es als wichtig an, Sicherheit in existierenden DevOps- und Automatisierungsprozesse zu integrieren. Mondoo funktioniert perfekt mit Infrastructure-as-Code-Produkten wie Terraform oder Ansible und erlaubt daher eine sehr schnelle Einbindung.

Durch die flexible Auswahl der besten Technologien, nimmt eben auch die Komplexität zu. Mit Hybrid / Multi-Cloud, Virtual Machines, Container, von AWS über Kubernetes bis hin zu VMware ist alles vertreten und relevant. Wir wollen Unternehmen helfen diese Komplexität zu managen. Deshalb ist Mondoo darauf optimiert, sich in diese Produkte integrieren zu lassen.

Das Ziel ist, dass Nutzer sich auf die wichtigen Fragen konzentrieren können: Wie sicher ist meine Infrastruktur? Welche Risikoquellen muss ich im Auge behalten? Wie kann ich als Team den Sicherheits-Reifegrad verbessern?

Wer sind eure Kund*innen?

Wir arbeiten mit DevOps- und Security-Experten zusammen. Die Zusammenarbeit mit Pentestern und Zertifizierern hat uns geholfen, Mondoos Policy-Engine gegen typische Angriffsszenarien zu testen. Durch die Einbindung von Mondoo in CI/CD-Plattformen können Sicherheitsrisiken erkannt werden bevor sie in produktiven Systemen auftreten.

Ihr habt vor Kurzem den erfolgreichen Abschluss einer Series-A-Finanzierungsrunde in der Höhe von 12 Mio. US-Dollar bekannt gegeben. Was ist mit dem vielen frischen Kapital geplant?

Wir werden damit im Wesentlichen den Aufbau unseres Teams in Deutschland und den USA vorantreiben. Dies erlaubt uns, unser Produkt weiterzuentwickeln und auf dem Markt zu etablieren.

Euer Ziel ist es, ein neuer globaler Marktführer im Bereich der Cybersicherheit zu werden. Wann soll es so weit sein und was sind die größten To Do's auf eurer strategischen Roadmap?

Wir freuen uns vor allem eine Community aufzubauen, welche gemeinsam die schwierigsten Herausforderungen hinsichtlich sicherer Infrastrukturen angeht. Wir glauben, dass Information zum Konfigurieren von sicheren Infrastrukturen aktuell schwer zugänglich sind. Um Security-by-Design zu fördern, müssen Informationen frei verfügbar sein. Wir durften bereits in der Vergangenheit erfahren, was Wunderbares passiert, wenn man mit Menschen aus der ganzen Welt an einem gemeinsamen Ziel zusammenarbeitet. Wir wollen dies nun auch für Cybersicherheit aufbauen. Ihr könnt uns mithelfen und unserer Community auf Discord beitreten.

Und last but not least: Was ratet ihr anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?

Erstens: Die Frage wird nicht sein, ob ihr Fehler macht, sondern wie schnell ihr aus ihnen lernt. Dabei ist es immer hilfreich den Fokus auf Nutzer und Kunden des eigenen Produktes zu legen. Mit Kunden zu arbeiten, ihre Expertise in das Produkt einfließen zu lassen und dadurch wiederum die tägliche Arbeit der Kunden zu verbessern, dazu können wir nur raten.

Zweitens: Die Zusammenarbeit mit anderen klugen Köpfen erweitert immer den eigenen Horizont. Als Teil eines Teams etwas gemeinsam zu erschaffen, bereitet viel Freude und lässt einem auch schwierige Zeiten besser durchstehen. Wir haben über die Jahre viele Freunde fürs Leben gewonnen.

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Das Interview führte Hans Luthardt

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Prof. Kollmann als ein Pionier des dt. Start-up-Ökosystems geehrt

Prof. Dr. Tobias Kollmann von der Uni Duisburg-Essen wurde für seine Verdienste als Start-up-Pionier und Brückenbauer zwischen Wissenschaft, Politik und dem deutschen Start-up-Ökosystem geehrt.

Es war ein Moment der Anerkennung für mehr als ein Jahrzehnt Aufbauarbeit am Fundament der deutschen Start-up-Landschaft: Auf der jüngsten Mitgliederversammlung des Bundesverbands Deutsche Startups e.V. wurde Prof. Dr. Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen für sein herausragendes Engagement für den Verband und das deutsche Start-up-Ökosystem geehrt. Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Verbands, überreichte dem renommierten Wissenschaftler, Start-up-Pionier und politischen Berater eine Ehrenurkunde für seine Verdienste um das Unternehmertum in der digitalen Wirtschaft in Deutschland.

Die Auszeichnung würdigt die Rolle, die Kollmann insbesondere für den Verband gespielt hat. „2012 durfte ich zusammen mit 20 anderen politischen Start-up-Pionieren diesen Bundesverband gründen, der heute zur zentralen Stimme für die Start-up-Szene in unserem Land geworden ist“, erinnerte Kollmann in seiner Rede. Aus einem noch jungen Zusammenschluss ist in den vergangenen Jahren eine feste Institution geworden – mit erheblichem Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Deutscher Startup Monitor (DSM) – „Herzstück unserer und insbesondere meiner Arbeit für den Startup-Verband“

Ein zentrales Element dieser Arbeit war der Deutsche Startup Monitor (DSM). Kollmann bezeichnete ihn als „Herzstück unserer und insbesondere meiner Arbeit für den Startup-Verband“. Als größte und wichtigste Gründer*innenstudie Deutschlands habe der DSM „jährlich ein neues Fundament für ein lebendiges und zukunftsfähiges Start-up-Ökosystem in unserem Land“ gelegt. Die Zahlen unterstreichen diesen Anspruch: In Kollmanns Amtszeit wurden mehr als 30.000 Gründer*innen und aus über 10.000 Start-ups befragt.

Die Bedeutung dieses Engagements wurde in den Stimmen zur Preisverleihung deutlich. Verena Pausder dankte dem Geehrten „für das außergewöhnliche und leidenschaftliche Engagement, die fachliche Kompetenz und den unglaublichen und nachhaltigen Einfluss auf die Start-up-Szene in Deutschland“ und betonte: „Es war mir eine Ehre, die Auszeichnung an Prof. Kollmann überreichen zu dürfen.“

Verbindung von empirischer Tiefe und praktischer Relevanz

Die Wirkung dieser Daten reichte weit über die Szene hinaus. Die Ergebnisse fanden nicht nur Eingang in mehr als 1000 Presseberichte, sondern wurden auch von Politik und Wissenschaft intensiv genutzt. „Die hohe Qualität unserer Daten hat sich auch in weit über 30 wissenschaftlichen Artikeln und Publikationen bis hin zu internationalen Top-A-Journals gezeigt“, betonte Kollmann. Auch politische Entscheidungsträger griffen regelmäßig auf die DSM-Analysen zurück.

Inhaltlich deckte die Arbeit von Kollmann und seinem Team eine große Bandbreite ab: von praxisnahen Fragen wie Gründungsfinanzierung, Mitarbeiterbeteiligung, Start-up-Zentren an Hochschulen oder Kooperationen zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen bis hin zu wissenschaftlichen Themen wie Ambitionen, Resilienz, Teamkonflikten und Einflussfaktoren auf die Gründungsneigung. Diese Verbindung von empirischer Tiefe und praktischer Relevanz gilt vielen als Markenzeichen seines Werks.

Eine gesunde Szene brauche nicht nur Leuchttürme, sondern auch die Breite: die Horses, die Cows und die Zebras

Aus seiner langjährigen Arbeit leitete der Geehrte drei zentrale Erkenntnisse ab. Erstens: „Die Start-up-Szene ist in ganz Deutschland zuhause.“ Was einst stark auf Berlin fokussiert war, habe sich zu einem bundesweiten Phänomen mit erheblicher Wirtschaftskraft und vielen Arbeitsplätzen entwickelt – von München über Hamburg und Köln bis Aachen und zahlreiche weitere Regionen. Zweitens: „Nicht nur die großen und erfolgreichen Unicorns zählen.“ Eine gesunde Szene brauche nicht nur Leuchttürme, sondern auch die Breite: „die Horses, die Cows und die Zebras“, die den Mittelstand von morgen bilden. Drittens schließlich: „Die Hochschulen sind und bleiben die zentralen Keimzellen unserer Start-up-Szene.“ Sie bildeten Gründer*innen aus, führten Teams zusammen und stellten damit die Basis für das gesamte Ökosystem.

Auch Florian Nöll, Gründungsmitglied und ehemaliger Vorsitzender des Verbands, der ebenfalls vor Ort war, würdigte den Einsatz des Wissenschaftlers: „Tausend Dank an Prof. Kollmann für seinen unermüdlichen Einsatz für die Gründerinnen und Gründer in Deutschland und Europa. Er hat wahnsinnig viel für unser Start-up-Ökosystem bewegt. Gratulationen kamen aber auch aus anderen Regionen Deutschlands. Aus politischer Perspektive hob Johannes Velling, Abteilungsleiter „Digitalisierung, Start-ups und Dienstleistungen“ im nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium, die prägende Rolle Kollmanns hervor: „Nicht nur im Bund, sondern auch im Land NRW gehörte Prof. Kollmann zu den prägenden Figuren der Start-up-Szene.“

Die Ehrung in Berlin ist damit mehr als nur eine persönliche Auszeichnung. Sie steht exemplarisch für einen Ansatz, der Daten, Wissenschaft, Praxis und Politik miteinander verbindet – und für einen Akteur, der das deutsche Start-up-Ökosystem als Brückenbauer zwischen diesen Welten über Jahre hinweg entscheidend mitgestaltet hat.

QuantumDiamonds plant Werk für Chip-Inspektionsanlage in München

QuantumDiamonds – 2022 von Kevin Berghoff und Dr. Fleming Bruckmaier als Ausgründung aus der Technischen Universität München gestartet –, plant eine Investition von 152 Mio. Euro für eine hochmoderne, auf Quanten basierende Chip-Inspektionsanlage in München.

QuantumDiamonds entwickelt Quantensensor-Technologien und -Tools für die Fehleranalyse und Messtechnik einer neuen Generation von Halbleiterchips ein. Ziel ist es, herkömmliche Halbleitertestmethoden zu unterbrechen und die Fehlerlokalisierung tief in 3D-Halbleiterarchitekturen zu beschleunigen.

Durch die Nutzung von Stickstoff-Leerstands-Zentren in Diamanten kartieren die Systeme von QuantumDiamonds zerstörungsfrei elektrischen Strom mit Mikrometer-Pezipresion in Sekundenschnelle, auch in hochkomplexen Chippaketen. Diese Fähigkeit ist von zentraler Bedeutung für fortschrittliche 2.5D- und 3D-Architekturen, die KI, mobile und Automobilelektronik untermauern, wie das Unternehmen in einer Erklärung darstellt.

Das Unternehmen hat vor Kurzem eine zerstörungsfreie Fehleranalyse auf Apple A12-Chips veröffentlicht, die von TSMC hergestellt wurden. QuantumDiamonds verwendet Quantum Diamond Microscopy, um vergrabene Defekte in kommerziellen Paket-on-Package-Geräten zu lokalisieren.

Jetzt präsentiert QuantumDiamonds seinen Plan, 152 Millionen Euro zu investieren, um die weltweit erste Produktionsstätte für fortschrittliche Chip-Testsysteme zu bauen. Nach gründlicher Prüfung möglicher Standorte in den USA entschied sich das Unternehmen bewusst für Deutschland. Der Standort in München wird als "First-of-a-Kind-Fabrik" unter dem European Chips Act betrachtet.

„Diese Investition markiert unseren Übergang von der Forschung zur globalen Produktion. Wir bauen die Werkzeuge auf, die die Chipindustrie benötigt, um zu prüfen, was bisher unsichtbar war – und zwar in Deutschland, mit europäischem IP und Talent“, so Co-Founder Berghoff gegenüber EU-Startups. „Die frühzeitige Unterstützung, die wir von Programmen wie dem EIC Accelerator und dem SPRIN-D erhalten haben, legte den Grundstein für dieses Scale-up. Mit der erwarteten Finanzierung des Chips Act werden wir von Piloteinsätzen zur Serienproduktion übergehen und dazu beitragen, die Rolle Europas in der Zukunft der Halbleiterindustrie zu sichern."

Gründer*in der Woche: Ghazaleh Madani – Seid geduldig, aber beharrlich!

Im Interview: Wie Ghazaleh Madani, Mitgründerin und CEO des BioTech-Start-ups CanChip, personalisierte Krebstherapien mithilfe ihrer Tumor-on-Chips Wirklichkeit werden lassen will.

Ghazaleh, du bist 2020 aus dem Iran nach Deutschland gekommen, hast hier mehrere Studiengänge erfolgreich absolviert und 2023 CanChip gegründet. Wie hast du diese rasante Reise gemeistert und was treibt dich an?

Meine akademische Laufbahn begann mit einem Studium der Biotechnologie im Iran, immer mit dem Ziel, zur Krebsforschung beizutragen – eine persönliche Mission, die von der Krebserkrankung meiner Mutter geprägt war. Diese Motiva­tion blieb auch bestehen, als ich nach Deutschland kam und meinen Master in Biochemie und Molekularbiologie absolvierte.

Die Idee zu CanChip entstand, als ich meinen Mitgründer Dr. Omid Nejati traf und wir über das Potenzial von Tumor­on-chip-Technologien diskutierten. Das war ein Wendepunkt: Ich erkannte, wie wir Ingenieurskunst und Biologie kombinieren können, um etwas wirklich Wirkungsvolles zu schaffen.

Was mich antreibt, ist die Möglichkeit, Patient*innen einen schnelleren und präziseren Weg zur Behandlung zu ermöglichen und letztendlich die Art und Weise zu verändern, wie wir Krebs bekämpfen.

Welche Vision verfolgst du mit CanChip?

Bei CanChip wollen wir personalisierte Krebstherapien Wirklichkeit werden lassen, indem wir die Mikroumgebung von Tumoren auf einem Mikrofluidik-Chip simulieren. Unser Ziel ist es, die Arzneimittelprüfung von Tieren auf prädiktive Modelle mit menschlichen Zellen umzustellen. Wir möchten die Plattform der Wahl für Pharmaunternehmen und Forschungseinrichtungen werden, die bessere Werkzeuge für die Entwicklung von Krebsmedikamenten suchen. Über die Forschung hinaus ist es unsere langfristige Vision, patient*innenabgeleitete Tumore in unsere Chips zu integrieren, sodass Ärzt*innen Therapien vor ihrer Anwendung am Patient*innen in vitro testen können. Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der die Krebstherapie mit „Versuch und Irrtum“ durch Präzision und Zuversicht ersetzt wird.

Wie unterscheidet sich euer Ansatz von den bestehenden Methoden?

Traditionelle 2D-Zellkulturen und Tiermodelle können die Komplexität menschlicher Tumore oft nicht abbilden. Unsere Tumor-on-Chip-Modelle beinhalten mehrere menschliche Zelltypen – wie Krebszellen, Endothelzellen und Immunzellen – die in einer 3D-Matrix in einem dynamischen Mikroflüssigkeitssystem eingebettet sind. Diese Anordnung bildet die menschliche Tumorumgebung genauer ab als bestehende Plattformen.

Der Vorteil? Zuverlässigere Daten zur Arzneimittelwirkung, weniger Tierversuche und letztlich eine schnellere und sicherere Entwicklung von Therapien. Unser Modell ist besonders wertvoll für seltene oder therapieresistente Krebsarten wie Glioblastome. Derzeit schließen wir unsere Machbarkeits­studien ab und bereiten uns auf Kooperationen mit pharmazeutischen Partnern vor.

Künstliche Intelligenz verändert immer mehr Bereiche. Welche Rolle spielt KI in deinem Fachgebiet?

Künstliche Intelligenz wird in der personalisierten Krebsforschung immer wichtiger, insbesondere bei unseren Organ­-on-Chip-Modellen. Wir nutzen KI derzeit für die automatisierte Bildanalyse, um die Zellmorphologie und die Reaktion auf Medikamente objektiv zu bewerten. Wir werden die KI-Nutzung ausweiten, um komplexe Daten wie Genexpression und Bildgebung zu analysieren und Vorhersagemodelle für patient*innenspezifische Arzneimittelreaktionen zu erstellen. KI wird auch dazu beitragen, den Versuchsaufbau zu optimieren, beispielsweise die Zellkombinationen und die Mikrofluidik-Einstellungen. Langfristig wird KI für die präklinische Forschung und die personalisierte Medizin unerlässlich sein, indem sie Muster in der komplexen Biologie aufdeckt und die Arznei­mittelentwicklung durch datengestützte Entscheidungen beschleunigt.

Die Tumor-on-Chip-Technologie ist nicht unumstritten, und der Weg zu tierversuchsfreien Arzneimittelzulassungen nicht einfach. Was sagst du den Kritiker*innen?

Es stimmt, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen noch immer stark auf Tierversuche angewiesen sind. Aber die Wissenschaft entwickelt sich weiter.  Die Tumor­on-Chip-Technologie zielt nicht darauf ab, alle bestehenden Methoden über Nacht zu ersetzen, sondern ergänzt und verbessert sie. Kritiker*innen übersehen oft die Vorteile der Reproduzierbarkeit und der ethischen Vertretbarkeit von in-vitro-Modellen mit menschlichen Zellen. Zudem sind die Regulierungsbehörden zunehmend offen für alternative Methoden, wenn diese zuverlässige Daten liefern. Unsere Aufgabe ist es, zu zeigen, dass unsere Chips konsistente und biologisch aussagekräftige Ergebnisse liefern können. Skepsis ist bei Innovationen normal, aber wir sehen sie als eine Einladung, uns zu verbessern und zu beweisen, dass wir zuverlässige Ergebnisse liefern können.

Ihr seid gerade dabei, eure Chips zu validieren und zu zertifizieren. Welchen Herausforderungen habt ihr euch dabei zu stellen?

Die größte Herausforderung ist die Standardisierung eines hochkomplexen biologischen Systems. Wir müssen sicherstellen, dass unsere Chips reproduzierbare Ergebnisse liefern, unabhängig von Charge und Krebsart. Gleichzeitig müssen wir klare Protokolle für Qualitätskontrolle und Dokumentation entwickeln, die den regulatorischen Erwartungen entsprechen. Eine weitere Herausforderung ist die Skalierbarkeit: der Übergang von Laborprototypen zu robusten, benutzer*innenfreundlichen Plattformen für die industrielle Nutzung. Das betrifft Materialien, Automatisierung und Kostenoptimierung – und das alles bei gleichzeitiger Wahrung der biologischen Integrität.

Wann erwartest du die Zulassung und welche Aufgaben müssen bis dahin erledigt werden?

Die Zulassung ist ein mehrstufiger Prozess. Wir streben zwar keine direkte medizinische Zulassung an (noch nicht), aber unsere Chips müssen als valide Werkzeuge für die vorklinische Prüfung akzeptiert werden. In den nächsten 12 bis 18 Monaten wollen wir unter anderem Validierungsstudien veröffentlichen, die von Expert*innen geprüft wurden, wichtige pharmazeutische Kooperationen sichern und Qualitätssysteme einführen, die den ISO-Normen entsprechen.

Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit den Regulierungsbehörden: Wir sind aktiv in Netzwerken und Konsortien tätig, um uns über die neuesten Richtlinien zu informieren. Wir hoffen, innerhalb von zwei Jahren den Status einer akzeptierten vorklinischen Prüfung zu erreichen und kurz darauf mit der Anwendung an Patient*innen beginnen zu können.

BioTech-Start-ups benötigen langfristige Unterstützung und erhebliches Kapital. Wer sind eure Unterstützer*innen und Investor*innen?

Wir haben das Glück, ein starkes Netzwerk an Unterstützer*innen zu haben. Wir erhielten frühzeitig den Newcomer of the Year 2025 German Startup Award, den Sonderpreis des Brandenburg Innovation Awards, den Jurypreis beim Female Start-Aperitivo und viele weitere Auszeichnungen, was uns half, mehr Sichtbarkeit zu erlangen. Der Wissenschaftspark Potsdam hat uns mit Infrastruktur, Mentoring und einer lebendigen Start-up-Ökosystem-Umgebung unterstützt. Wir haben auch von Netzwerken wie der HealthCapital Berlin-Brandenburg profitiert. Obwohl wir derzeit selbst­finanziert sind und von Pilotstudien und Kooperationen unterstützt werden, bereiten wir uns aktiv auf eine Seed-Finanzierungsrunde vor, um unser Team zu erweitern und die Produktion zu skalieren.

Ein Blick in die Zukunft: Wie nah sind wir daran, eine wirklich personalisierte Krebstherapie für die Mehrheit der Patient*innen zu ermöglichen?

Wir sind näher dran, als wir denken. Fortschritte in der molekularen Diagnostik, der Einzelzellanalyse und der Organ-on-Chip-Technologie laufen auf ein gemeinsames Ziel hinaus. Was noch fehlt, ist die Integration, und hier sind Start-ups führend. Wir agieren schnell, wir gehen Risiken ein und schließen die Innovationslücken, die von größeren Institutionen hinterlassen werden. Personalisierte Krebstherapien werden zum Standard, wenn Plattformen wie unsere innerhalb der klinischen Fristen handlungsrelevante Ergebnisse liefern können. Wir sind davon überzeugt, dass Tumor­on-Chip-Modelle innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre zu Standardwerkzeugen in der Onkologie werden und Start-ups wie CanChip diese Transformation anführen werden.

Was möchtest du anderen (BioTech-)Gründer*­innen mit auf den Weg geben?

Aus wissenschaftlicher Sicht war die Gründung eines Start-ups ein großer, aber auch lohnender Schritt. Sprecht früh mit potenziellen Kund*innen. Diese Gespräche halfen uns, unser Produkt zu formen und wirkliche Bedürfnisse zu entdecken. BioTech braucht Zeit. Zellkultur, Qualitätskontrolle, Partnerschaften. alles bewegt sich langsamer als geplant.

Seid geduldig, aber beharrlich. Soft Skills wie Kommunikation, Resilienz und strategisches Denken sind genauso wichtig wie wissenschaftliche Expertise.

Vermeidet die Perfektionismusfalle: Beginnt mit dem, was ihr habt, und verbessert iterativ. Mein Rat: Baut ein starkes Team auf, bleibt fokussiert auf eure Mission und habt keine Angst vor Fehlern; sie sind Teil des Prozesses. Verbindet wissenschaftliche Exzellenz mit unternehmerischem Mut. Diese Mischung kann euch wirklich voranbringen, auch in einem komplexen Bereich wie BioTech.

Ghazaleh, Danke für deine Insights

MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2025

Insgesamt 60.000 Euro Preisgeld gehen an drei Gründungsteams aus Hürth, Münster und Solingen. Das sind die siegreichen Teams bei MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2025.

MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW zählt mit insgesamt 60.000 Euro Preisgeld zu den bundesweit höchstdotierten Wettbewerben seiner Art. Die Preisträgerinnen und Preisträger 2025 stehen fest. Die drei mit jeweils 20.000 Euro dotierten Auszeichnungen gehen an die Prinoa Dental GmbH aus Solingen, die Schreinerwehr GmbH aus Hürth und die Glowkitchen Food GmbH aus Münster.

Mit dem seit 2012 jährlich ausgelobten Preis würdigt die NRW.BANK besonders erfolgreiche und zukunftsweisende Gründungen in Nordrhein-Westfalen. Schirmfrau des Wettbewerbs ist Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur. Die Preisverleihung fand in der NRW.BANK in Düsseldorf statt.

Johanna Antonie Tjaden-Schulte, Vorständin der NRW.BANK: „Als Förderbank für Nordrhein-Westfalen setzen wir Impulse für die digitale und nachhaltige Transformation und unterstützen Gründende dabei, intelligente Ideen zu verwirklichen. Die Vielfalt und die Stärken der Gründungsszene werden auch bei den Preisträgerinnen und Preisträgern deutlich: Ob nachhaltige Bauweisen, digitale Zahntechnik oder moderne Ernährungskonzepte – der Erfolg aller drei Unternehmen beruht auf Mut, Innovationsgeist und einem klaren Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden. Dieses zukunftsfähige Unternehmertum würdigen wir mit MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2025.“

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: „Herzlichen Glückwunsch und meinen Respekt an die Gewinnerteams! Sie zeigen, was möglich ist, wenn man Mut beweist und gute Ideen in die Tat umsetzt. Die vielen engagierten Gründerinnen und Gründer in Nordrhein-Westfalen übernehmen Verantwortung, schaffen neue Arbeitsplätze und machen unseren Alltag digitaler, nachhaltiger und einfach besser. Mit MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2025 würdigen wir dieses Engagement, denn wer gründet, gestaltet aktiv die Zukunft und stärkt NRW als attraktiven Wirtschaftsstandort.“

Die Preisträgerinnen und -träger im Überblick

Das Team von Glowkitchen Food aus Münster zeigt mit Backwaren aus nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Zutaten, dass süße Snacks und bewusste Ernährung vereinbar sind. Statt Industriezucker, Palmfett und Weißmehl kommen viel echte Frucht, Rapsöl, reichhaltiges Dinkelvollkornmehl und andere hochwertige pflanzliche Zutaten in die Backform – beispielsweise für Bananenbrot.

60 Mio. Euro für DeepTech: U2V startet Uni-Spin-off-Fonds

Der Fokus des Fonds für DeepTech-Spin-offs aus Europas Technischen Universitäten liegt auf KI, Novel Computing, IndustrialTech einschließlich Dual Use und CleanTech.

U2V (University2Ventures) ist ein europäischer Frühphaseninvestor mit Fokus auf Spin-offs aus Forschung und Hochschulen. 2025 aus dem Earlybird-X-Team hervorgegangen, investiert U2V in Start-ups aus KI, Novel Computing, Industrial Tech und Clean Tech – und unterstützt Forscherinnen und Forscher beim Übergang in die Gründung. Von Berlin, Aachen und London aus kombiniert das Team über 30 Jahre Erfahrung im Tech-Bereich mit starken Verbindungen zu Europas Technischen Universitäten und einem Netzwerk von mehr als 500 Unternehmen.

Transfer innovativer Technologien aus Universitäten beschleunigen

Mit dem ersten Closing seines 60-Millionen-Euro-Fonds I startet U2V in eine neue Phase der Förderung wissenschaftsbasierter Gründungen. Der Fonds unterstützt Gründerinnen und Gründer, die auf Basis europäischer Spitzenforschung skalierbare DeepTech-Unternehmen aufbauen – und so Wissenschaft und Industrie enger miteinander verzahnen. Ziel ist es, den Transfer innovativer Technologien aus Universitäten zu beschleunigen und zugleich Europas technologische Souveränität langfristig zu stärken.

U2V investiert europaweit in Start-ups in der Pre-Seed- und Seed-Phase, mit Fokus auf KI, Novel Computing, IndustrialTech einschließlich Dual Use und Clean Tech. Insgesamt plant U2V bis zu 25 Beteiligungen.

Investitionen in Europas Gründerinnen und Gründer aus Wissenschaft und Forschung

U2V setzt auf wissenschaftsgetriebenes Unternehmertum. Das Modell baut auf der Erfahrung des Teams aus der Zeit bei Earlybird-X auf – einem der ersten europäischen Fonds, der sich auf DeepTech-Spin-offs spezialisiert hat. Der Ansatz bleibt derselbe, nur konsequenter: Forschende Gründerinnen und Gründer werden früh mit Industriepartnern vernetzt, um Produktentwicklung und Markteintritt deutlich zu beschleunigen.

„Europa ist führend in der Wissenschaft, aber zu selten entstehen daraus globale Unternehmen“, sagt Dr. Philipp Semmer, Founding Partner bei U2V. „Mit U2V wollen wir das ändern: Wir helfen Wissenschaftlern, Unternehmer zu werden – und verbinden Forschung, Kapital und Industrie, um Europas nächste Generation wegweisender Deep-Tech-Unternehmen aufzubauen.“

Das Team vereint wissenschaftliche, technische und unternehmerische Erfahrung und unterstützt die Start-ups mit Kapital, strategischem Sparring, Industrie-Access und operativer Begleitung – damit aus Forschung nachhaltige, resiliente Unternehmen werden.

Brücke zwischen Forschung und Industrie

U2V verbindet den direkten Zugang zu führenden europäischen Technischen Universitäten und Tech-Ökosystemen – darunter TU München, ETH Zürich, RWTH Aachen, École Polytechnique Paris, die Universitäten Oxford und Cambridge, Imperial College London, DTU Kopenhagen und Politecnico di Milano, mit über 500 Partnerunternehmen aus Wirtschaft und Industrie.

Diese Kombination schafft einen schnellen Marktzugang und ermöglicht den Portfoliounternehmen frühe Pilotprojekte und Kundenkontakte. In enger Zusammenarbeit mit Tech-Transfer-Centern der Universitäten und Corporate Innovation-Teams großer Unternehmen beschleunigt U2V so die Kommerzialisierung und Folgefinanzierungen.

„Unser Netzwerk gibt Gründern etwas, das vielen DeepTech-Start-ups in der Frühphase fehlt: direkten Zugang zu Kunden und echtes Feedback aus dem Markt“, sagt Dr. Johannes Triebs, Founding Partner bei U2V. „Ob KI-Anwendung, Quantensensorik oder Carbon-Capture-Prozess – wir sorgen dafür, dass aus Technologie echte Traktion wird.“

Das Gründungsteam, bestehend aus Philipp Semmer, Michael Schmitt und Johannes Triebs, bringt mehr als 30 Jahre kombinierte Venture-Erfahrung mit – und baut auf erfolgreiche Investments aus früheren Fonds wie Earlybird-X und Motu Ventures auf. Zu den bisherigen Portfolios zählen etwa Quantum Diamonds (Quantensensorik für die Halbleiterindustrie), Greenlyte (Carbon Capture), Ncodin (Photonikchips), Certivity (KI-basierte Regulierungsanalyse), Twaice (Batterieanalytik) und LiveEO (Risikoanalysen aus dem All). Insgesamt haben die Partner über 50 Start-ups finanziert und bereits mehr als zehn Exits erzielt.

Das Ziel: Europas führende Plattform für DeepTech-Spin-offs bauen

Mit dem ersten Closing – unterstützt von Unternehmen wie dem Ankerinvestor Jungheinrich über Uplift Ventures sowie mehreren Family Offices, Seriengründer*innen und Führungskräften aus der Industrie – verfolgt U2V das Ziel, Europas führende Plattform für DeepTech-Spin-offs aufzubauen. Ziel ist es, universitäre Forschung in industrielle Anwendungen zu überführen, die auch international Bestand haben.

Gründer*in der Woche: Giuseppe Leo – hier geht es um das große Geschäft

Wie Ex-Profi-Fußballer Giuseppe Leo mit seinem AIR CUBE erfolgreich Innovationen in der Bad-Hygiene anstößt.

Für jemanden, der seine Karriere auf dem grünen Rasen beginnt, ist der Weg auf gekachelte Badezimmerfliesen nicht zwingend vorgezeichnet. Und doch beweist einer, dass Innovationskraft auch zu einer Umsiedelung vom Stadion aufs stille Örtchen führen kann: Ex-Profi-Fußballer Giuseppe Leo, der sich mit seinem Start-up Bellaria und dem eigens entwickelten Produkt AIR CUBE anschickt, den Sanitärmarkt in Sachen Hygiene und Wohlbefinden zu revolutionieren. Diese technologische Lösung soll auf der Toilette entstehende Gerüche nämlich nicht nur kaschieren, sondern eliminieren – und dazu auch ungewollte Bakterien. Tausende Abnehmer hat er bereits gefunden und nun auch finanzkräftige sowie markterfahrene Unterstützung direkt aus der Löwenhöhle.

Ein ungewöhnlicher Weg

Giuseppe Leo war einst Jugend- und Profispieler bei namhaften Vereinen wie dem FC Bayern München, dem Karlsruher SC oder dem FC Ingolstadt. Ein Kreuzbandriss zwang ihn jedoch, frühzeitig die Stollenschuhe an den Nagel zu hängen. Doch statt Tristesse herrschte bei ihm Kreativität: „Ich habe immer gesagt: Wenn der Fußball mich verlässt, lasse ich nicht locker – der Sport ging zwar, aber der typische Ehrgeiz blieb“, erinnert sich Leo. Die Idee, die dem Stein den Anstoß gab, kam ihm jedoch bereits viel früher. Schon während seiner aktiven Zeit und unzähliger Auswärtsfahrten fiel dem Innenverteidiger auf, wie oft schlichte Notwendigkeiten im Mannschaftsbus oder in Hotelzimmern mit mangelhafter Hygiene verbunden waren. „Wenn du mit zwanzig Jungs in einem Hotel haust und nur zwei Toiletten verfügbar sind, wird das ganz schnell … interessant“, berichtet er lachend. Doch während sich die meisten einer solchen Situation einfach ergeben hätten, führte sie bei ihm zu einem Geistesblitz: Warum nicht ein Gerät entwickeln, das unangenehme Gerüche gar nicht erst in den Raum entlässt?

Neutralisieren statt nur überdecken

Die Idee mündete in dem Konzept für AIR CUBE: ein kleines Gerät, das direkt an die Toilettenschüssel montiert und automatisch aktiviert wird. Es nutzt eine Kombination aus Absaugtechnik und Ionisation, um Gerüche bereits während des Toilettengangs zu neutralisieren. Anders als klassische Duftsprays überdeckt der AIR CUBE nichts, sondern entfernt auf molekularer Ebene unangenehme Geruchspartikel. Zusätzlich reinigt ein Ionisationsmodus die Umgebungsluft – ganz ohne Chemie oder Filterwechsel.

„Uns geht es nicht darum, dass das Badezimmer anders riecht“, bringt Leo die Idee auf den Punkt. „Es soll einfach nicht mehr unangenehm sein.“ Diese Herangehensweise hebt das Produkt klar von traditionellen WC-Erfrischern ab, die Fäkalgerüche oft nur mit artifiziellen Düften übertünchen. Seit den COVID-Lockdowns 2020 arbeitete Leo intensiver als je zuvor. Eigenfinanziert und mit einem sechsstelligen Investment aus eigener Tasche entwickelte er Prototypen, testete, optimierte, bis der AIR CUBE marktreif war. Bis zu den ersten Einschätzungen durch Außenstehende war es ein langer Weg: „Ich habe Buchhaltung gemacht, Marketing, Entwicklung; alles selbst“, so der Ex-Profi heute. „Ich war mein eigener Körper, Kopf und Controlling.

„Heute geht es um das große Geschäft"

Als er seinen AIR CUBE in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ präsentierte, begann Leo seinen Pitch mit den Worten: „Heute geht es um das große Geschäft.“ Und da meinte er nicht nur Umsatz, sondern eine ganz persönliche Mission. Die Investor*innen waren beeindruckt – nicht nur von der Idee, sondern vom Gründer selbst: Ein Ex-Profisportler, der nach dem Ende seiner Karriere nicht resigniert, sondern visionär wurde. Den Deal machte am Ende Carsten Maschmeyer und die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Direkt nach der Ausstrahlung war der AIR CUBE „out of stock“; eine Bestätigung dafür, dass das Konzept Anklang findet.

„Wir haben mit so einer Resonanz nicht gerechnet“, gibt Leo offen zu. Gleichzeitig berichtet er von hektischen Wochen: „Wir müssen produzieren, liefern, nachlegen – aber am wichtigsten ist, dass wir unseren Qualitätsstandard nicht aus den Augen verlieren.“ Das hält den früheren Profisportler aber nicht davon ab, groß zu denken: Geplant sind bereits Markteintritte in Dubai sowie den USA und der AIR CUBE wurde schon für die Fachmesse CES Las Vegas 2026 nominiert.

Vorbild für andere Gründer*innen

Dass ein Ex-Fußballer sich heute, statt mit Bällen zu jonglieren, um Toiletten kümmert, mag manchen verwundern – genau darin liegt aber der Zauber dieser Geschichte. Giuseppe Leo steht für das, was eine gute Gründungsgeschichte ausmacht: aus der Situation eine Idee, aus der Idee ein Problem, aus dem Problem eine Lösung. Kein Hype, kein Gimmick, sondern echte Innovation. „Vielleicht klingt es komisch, wenn ein ehemaliger Kicker jetzt sagt, er kümmere sich um Klos. Aber für mich ist es mehr als das. Es geht darum, Lebenszeit zu verbessern – und davon verbringen wir nun einmal eine signifikante Zeit auf dem WC.“ Man glaubt Leo diese Worte, weil er sie mit echter Leidenschaft für sein Anliegen und sein Produkt vorträgt. Wenn es nach dem Gründer geht, darf der AIR CUBE bald in vielen Haushalten ganz unspektakulär seine Arbeit verrichten: hygienisch, geruchsfrei, unsichtbar.

Rail-Flow schließt Series A über 12,5 Mio. € für KI-getriebene Logistik

Das 2020 von Dominik Fürste und Osman Akdemir gegründete Rail-Flow ist eine führende Transport-Management-Plattform für Schienengüterverkehr und intermodale Logistik.

Rail-Flow, eine führende Transport-Management-Plattform für Schienengüterverkehr und intermodale Logistik, hat eine Series-A-Finanzierungsrunde über 12,5 Millionen Euro abgeschlossen. Die Runde wurde von Trill Impact und Bonsai Partners angeführt, unter Beteiligung von Climentum Capital sowie mehreren Business Angels und den bestehenden VC-Investoren Rethink Ventures und Futury Capital.

„Die Investition markiert den Beginn einer neuen Wachstumsphase, in der wir KI-Innovation und internationale Expansion kombinieren, um den Schienengüterverkehr effizienter, transparenter und nachhaltiger zu machen“, sagte Dominik Fürste, Mitgründer & Co-CEO von Rail-Flow, und unterstrich den Anspruch des Unternehmens, seine technologische Führungsrolle zu stärken und gleichzeitig international zu expandieren.

Die Plattform von Rail-Flow fungiert als Enterprise-Resource-Planning (ERP)-System für Logistik mit Bezug zur Schiene und digitalisiert Vertriebs-, Order-to-Cash- und Flottenmanagement-Prozesse für Eisenbahnverkehrsunternehmen, Intermodal-Operateure, Spediteure und Verlader. Zusammen mit dem Rail-Flow Marketplace bietet das Unternehmen einen integrierten digitalen Vertriebs- und Beschaffungskanal, der Transparenz, Auslastung und Zusammenarbeit im gesamten Ökosystem der Schienenlogistik erhöht.

Alexander Hedderich, Vorsitzender des Advisory Boards, unterstrich die strategische Bedeutung des Unternehmens: „Rail-Flow steht an der Spitze der Modernisierung der europäischen Schienenlogistik. Unterstützt von erfahrenen Investoren und mit einem bewährten Managementteam ist das Unternehmen bestens positioniert, um den Schienengüterverkehr wettbewerbsfähiger, digitaler und nachhaltiger zu machen.“

In den vergangenen Jahren hat Rail-Flow nach eigenen Angaben seine Umsätze jährlich verdoppelt, seine intermodalen Fähigkeiten durch die Fusion mit Simply Deliver gestärkt und ist auf ein Team von 170 Mitarbeitenden angewachsen.

Die Mittel aus der Series-A sollen eingesetzt werden, um Innovation zu beschleunigen und drei zentrale Wachstumssäulen zu stärken:

  • KI-getriebene Plattformintelligenz – Einbettung von KI in das Transport Management System (TMS), um manuelle Eingriffe in der Auftragsbearbeitung und Rechnungsstellung zu reduzieren, die Datenqualität zu verbessern, den Echtzeit-Transportstatus und die voraussichtliche Ankunftszeit (ETA) zu präzisieren, Probleme vor ihrem Auftreten vorherzusagen und die richtigen Aktionen auszulösen, um schneller zum Plan zurückzukehren.
  • Internationale Expansion – Eintritt in ausgewählte europäische und nichteuropäische Märkte mit lokalisierten Integrationen.
  • Skalierbarkeit und Stabilität – Ausbau von Team und Kapitalbasis, um skalierte Rollouts mit klaren Meilensteinen und Service Level Agreements (SLAs) zu unterstützen und großen Kund*innen zu ermöglichen, Prozesse zu standardisieren, die Servicekosten zu senken und verlässliche Zeitpläne sicherzustellen.

„Indem wir KI direkt in unsere Transport-Management-Plattform integrieren, können wir die Planung intelligenter, die Ausführung schneller und den Betrieb zuverlässiger machen und unseren Kunden die digitale Geschwindigkeit, Effizienz und Transparenz bieten, die sie für nachhaltige Logistik benötigen. Gemeinsam mit unseren Investoren sind wir bereit, diese Transformation anzuführen und die Schiene zum Rückgrat zukunftssicherer Logistik in Europa und darüber hinaus zu machen“, betonte Rail-Flow-Mitgründer & Co-CEO Osman Akdemir den strategischen Fokus hinter diesem Schritt.

CFO Marcel Hoeke ergänzt: „Wir haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich geliefert und dieses Vertrauen internationaler Investoren beweist das erhebliche Potenzial in einem Markt, der gegenüber anderen Verkehrsträgern noch zurückliegt, aber bereit für die Transformation ist.“

OroraTech schickt modulares Mini-Labor ins All

Das Münchner SpaceTech OroraTech meldet den Start des ersten GENA-OT-Satelliten an Bord der Transporter-15-Rideshare Mission von SpaceX.

Gemeinsam mit der Universität der Bundeswehr München und weiteren Partnern gibt das Münchner Raumfahrtunternehmen OroraTech – ein 2018 in München gegründetes globales Intelligence-as-a-Service-Unternehmen, das thermische Daten für die Erkennung und Bekämpfung von Waldbränden nutzt – den erfolgreichen ersten Raketenstart von GENA-OT bekannt. Als modulares `Mini-Labor im All´ bietet der kompakte Forschungssatellit mit Formfaktor 16U CubeSat Platz für verschiedene Nutzlasten, wie etwa Kameras oder Sensoren. Ziel des Projekts ist es, mehreren Drittanbietern – wie Universitäten, Forschungseinrichtungen oder Start-ups – eine gemeinsame Plattform zu bieten, um im Weltraum einfach, schnell und kostengünstig wissenschaftliche Experimente durchführen oder neue Technologien validieren zu können.

Die Mission wurde im Rahmen des sogenannten General Support Technology Programme (GSTP) der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) entwickelt und durch Mittel des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gefördert. Der Satellit startete an Bord der Transporter-15-Rideshare Mission von SpaceX auf der Vandenberg Space Force Base in den USA.

Professor Andreas Knopp von der Universität der Bundeswehr München hob hervor:

„Hohe Geschwindigkeit, modulare Bauweise und modernste Innovation: Mit GENA-OT zeigen wir, wie die Zukunft der Satellitenentwicklung aussieht. In einem beispiellos kurzen Zeitraum haben wir mehrere innovative Nutzlasten von der Universität sowie verschiedener StartUps integriert. Das Projekt verdeutlicht, wie Wissenschaft und Industrie mit gebündelten Kräften den NewSpace-Anforderungen schnell gerecht werden können.“

Martin Langer, Geschäftsführer (CEO) und Technologiechef (CTO) von OroraTech ergänzte: „Unsere Mission unterstreicht, wie kommerzielle Plattformen und öffentlicher Nutzen Hand in Hand gehen: GENA-OT ist das Ergebnis einer öffentlich-privaten Partnerschaft, in der wir weltraumtaugliche Hardware in Rekordzeit geliefert haben. Wir sind fest überzeugt: Gute Entscheidungen basieren auf guten Daten. Und unsere neue Satellitenplattform bietet die Möglichkeit für neue Infrastrukturen, um schnell und flexibel neue Daten zu gewinnen.“

Shahin Kazeminejad, Leiter des GSTP-Programms am DLR, rundete ab: „GENA-OT ist die erste rein deutsche Mission, die im Rahmen des GSTP-Elements 3 `FLY` finanziert wird. Die Mission ist ein hervorragendes Beispiel, wie öffentliche Investitionen und industrielle Innovationen intelligenter zusammenwirken können, um die europäische Raumfahrt gemeinsam voranzubringen und neuen Geschäftsmöglichkeiten den Boden zu bereiten.“

GENA-OT ist eine modulare Satellitenplattform, die eine einfache Integration verschiedenster Nutzlasten ermöglicht und deren Struktur für künftige Einsatzzwecke flexibel angepasst werden kann. So ermöglichen standardisierte Plattformen wie GENA-OT Regierungen, Forschung und Unternehmen schnellen und günstigen Zugang zum All und fördern Innovation sowie Europas technologische Unabhängigkeit.

Der erste GENA-OT Satellit trägt mehrere wissenschaftliche Nutzlasten. Hierzu zählt ein Modul zur Wiederaufnahme des seit 2022 pausierenden satellitengestützten Tierortungssystems ICARUS der Max-Planck-Gesellschaft. Weitere Nutzlasten umfassen unter anderem Technologiedemonstratoren der Universität der Bundeswehr für das SeRANIS-Programm (SeRANIS – Seamless Radio Access Networks for Internet of Space) sowie Technologien des Münchner Zentrums für Weltraumkommunikation. Die neue Plattform ermöglicht den beteiligten Programmen im Orbit schnell und unkompliziert wissenschaftliche Experimente durchzuführen und neue Technologien zu validieren, ohne hierfür jeweils eigene vollständige Satelliten zu benötigen.

GENA-OT wird in einer sonnensynchronen Umlaufbahn operieren und als Basis für weitere deutsche und internationale Projekte dienen. Als Grundlage für zukünftige GENA-Missionen ist die Plattform dafür ausgelegt, mit schnellen Innovationszyklen neue Technologie für Forschung, Industrie und technologische Souveränität in den Orbit zu bekommen.

Mit dem erfolgreichen Start setzen OroraTech und die Partner des Unternehmens ihre Bemühungen fort, die Technologien einer robusten und flexiblen Weltraum-infrastruktur stetig weiterzuentwickeln.

NutriUnited - ein Zuhause für familiengeführte Lebensmittelunternehmen

NutriUnited ist eine 2024 von Josef Brunner gegründete Unternehmensgruppe, die handwerklich geprägte Lebensmittelunternehmen aufbaut, verbindet und weiterentwickelt.

Mit dem frischen Kapital will NutriUnited seine Buy-and-Build-Strategie im Lebensmittelbereich weiter konsequent umsetzen. Bereits heute gehören Grasmehr und Morawitzky zur Gruppe, die gemeinsam über 140 Mitarbeitende beschäftigen.

„Wir wollen ein Zuhause für familiengeführte Lebensmittelunternehmen schaffen“, sagt Josef Brunner, Gründer und Geschäftsführer von NutriUnited. „Wir stehen für echtes Unternehmertum, Liebe zum Handwerk und ehrliche Produkte und sehen uns als Anti-Konzern. Selbst wenn wir wachsen, wollen wir klein, agil und nah an unseren Kunden bleiben. Als Sohn eines Bäckers ist es für mich ein ganz persönlicher Antrieb, zu meinen Wurzeln zurückzukehren und mich mit NutriUnited der wichtigsten Mission meines Lebens zu widmen: Mit NutriUnited die Zukunft des mittelständischen Lebensmittelhandwerks zu sichern.”

Mit dem eingeworbenen Kapital finanziert NutriUnited weiteres Wachstum, um neue Unternehmen zu integrieren und die gemeinsame Mission weiterzuentwickeln. Das Ziel ist dabei klar definiert: familiengeführte Betriebe zu stärken, Nachfolgelösungen zu schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit handwerklich geprägter Lebensmittelhersteller langfristig zu sichern. „Das ist aus unserer Sicht nicht nur für die Food Branche relevant, sondern hat auch eine enorme volkswirtschaftliche Relevanz, da viele Unternehmen ohne eine Nachfolgeregelung keine Zukunft haben werden“, sagt Josef Brunner.

Die Investor*innen bringen geballtes unternehmerisches Know-how mit und begleiten das Unternehmen nicht nur finanziell, sondern auch strategisch und operativ – über alle unternehmerischen Bereiche hinweg.

Arnd Hungerberg (ServiceNow): „Ich habe in NutriUnited investiert, weil ich an nachhaltige Lebensmittelinnovationen glaube, die Tradition und Zukunft verbinden und echten Mehrwert für Menschen und Unternehmen schaffen.“

Finn Wentzler (Atlantis Ventures): „Hinter jedem starken Unternehmen stehen außergewöhnliche Menschen. Josef und sein Team sind erfahren, visionär, umsetzungsstark und gleichzeitig bodenständig. Ich freue mich über diesen Meilenstein.“

Leon Mann (Direkt Gruppe): „Der Beitrag, den NutriUnited für die Lebensmittelbranche leistet, ist wichtiger denn je – nicht nur im Sinne von qualitativen Produkten, sondern auch zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit von KMU.“

Timo Seggelmann: „Ich freue mich sehr, Teil der NutriUnited-Reise zu sein. Die Klarheit, mit der Josef Brunner und sein Team dieses Unternehmen strategisch aufbauen – kombiniert mit echter operativer Exzellenz und Unternehmergeist – ist beeindruckend.“

„Ich bin stolz auf unseren besonderen Gesellschafterkreis. Die erfahrenen Investoren stehen für echten Unternehmergeist und unterstützen NutriUnited aktiv mit Rat und Tat, persönlicher Erfahrung und persönlichen Netzwerken“, so Brunner weiter. „Gemeinsam wollen wir beweisen, dass Wachstum, Handwerk und Qualität kein Widerspruch sind und kleine Familienunternehmen eine echte Alternative für den Lebensmittelhandel sein können.“

Gründer*in der Woche: Christiani.AI – ein System, das dich kennt

Wie die Christianis mit KI, Storytelling und Haltung die Kommunikation kleiner Unternehmen neu denken.

Die Idee kam ihnen nicht in einem Gründerzentrum, nicht in einer Loft-Küche mit Whiteboard, sondern zwischen Kaminfeuer und Käsefondue: Bei einem Familientreffen in den Schweizer Bergen saßen drei Männer zusammen, die mehr verbindet als ihr Nachname Christiani. Alexander, Constantin und Raphael, Vater und Söhne, reden über viel, wenn sie sich sehen. Aber immer wieder landen sie bei einem Thema: Warum tun sich so viele Menschen damit schwer, ihr Wissen verständlich zu kommunizieren?

„Wir kannten das aus der Praxis“, sagt Alexander, Storytelling-Experte mit über 20 Jahren Erfahrung. „Wir haben jahrzehntelang Unternehmen geholfen, gute Geschichten zu erzählen, aber je mehr Substanz jemand hatte, desto schwerer war es oft, diese nach außen zu bringen.“ Und dann war da dieser Satz von Constantin, der blieb: „Vielleicht liegt es nicht am Menschen. Vielleicht fehlt einfach das System.“ Ein paar Monate nach diesem Statement war das Start-up Christiani.AI geboren.

Zwischen Genialität und Sprachlosigkeit: Das Expert*innen-Paradox

Es ist ein vertrautes Problem, besonders in der Start-up-Welt: Du kannst etwas, du weißt etwas, du baust etwas mit echtem Wert. Aber sobald es darum geht, es in Worte zu fassen, geht das Stottern los und viele kommunizieren weit unter ihrem Potenzial. „Das ist das Experten-Paradoxon“, erklärt Raphael, der Technikexperte im Trio. „Den Menschen mit der größten fachlichen Tiefe fällt es am schwersten, sich einfach auszudrücken. Weil sie mit mehr Informationen arbeiten, anders differenzieren und abwägen. Und genau da setzt unsere Lösung an.“

Was die Christianis bauen wollten, war nie ein weiteres KI-Tool, das automatisiert Blogbeiträge ausspuckt. Ihr Ziel war größer und zugleich leiser: ein System, das Menschen in ihrer Tiefe versteht, ihre Haltung erfasst, ihre Sprache kennt und daraus glaubwürdige Kommunikation entwickelt. Ein KI-gestütztes Framework, das wie ein strategisches Marketingteam arbeitet, nur eben ohne Agenturhonorare.

Die Haltung hinter dem „Christiani-Code“

Christiani.AI ist kein Kind des KI-Hypes unserer Tage. Die Christianis kommen aus dem Storytelling. Sie denken in (Spannungs-)Bögen, nicht in Features. „Wenn wir ehrlich sind, geht’s heute doch überall nur darum, lauter zu sein“, sagt Constantin. „Lautere Claims, lautere Ads, lautere Versprechen. Wir glauben nicht, dass das nachhaltiges Marketing ist.“ Für ihn ist Kommunikation ein Dienst am Gegenüber, nicht bloß Mittel zum Zweck. „Deshalb haben wir ein Tool entwickelt, das hilft, die richtige Geschichte zu finden und sie authentisch zu erzählen. Das ist selten die lauteste.“

Im Gegensatz zu anderen arbeitet die komplexe Anwendung mit einem strategischen Unterbau, der sonst nur in High-­End-Agenturen verfügbar ist. Sie analysiert nicht nur Keywords, sondern auch Werte. Nicht nur Produkte, sondern Perspek­tiven. Wer Christiani.AI nutzt, liefert der KI zunächst keine Themenliste, sondern Antworten auf tiefere Fragen wie: Wofür stehst du? Was willst du verändern? Was kannst du besser als andere und warum?

Ein ganzes Team im Taschenformat

Im Inneren von Christiani.AI arbeiten mehrere KI-Instanzen parallel: Eine extrahiert Expertise aus Gesprächen und Notizen. Eine zweite strukturiert diese entlang der Customer Journey. Eine dritte übersetzt sie in die gewünschten Formate: Social Posts, Website-Texte, LinkedIn-Serien, Mailings. Alles abgestimmt, alles im persönlichen Stil der Person, nicht der Maschine.

„Wir haben ein System geschaffen, das so denkt wie ein kleines Marketingteam“, erklärt Raphael. „Nur eben eines, das nie krank ist, nie Urlaub braucht und dein Unternehmen besser kennt als du selbst, wenn es gut läuft.“

Ein Pilotnutzer beschreibt es wie folgt: „Ich bin einfach begeistert ... Habe schon viel ausprobiert, aber hier die besten Möglichkeiten gefunden. Die Betreuung und die Umsetzung von Anregungen sind emphatisch und schnell. Hier sind drei wirklich helle Köpfe am Werk, die ihr Handwerk voll und ganz verstehen. Herzlichen Dank.“

Die Plattform ist modular aufgebaut und speziell auf Start­ups, Selbständige, KMUs und Expert*innen zugeschnitten, also auf diejenigen, die oft das größte Wissen und den kleinsten Kommunikationsapparat haben. Für sie soll Christiani.AI keine Software, sondern eine strukturelle Entlastung sein.

Der stille Anspruch: Kommunikation demokratisieren

„Es geht uns um mehr als Effizienz“, sagt Alexander. „Wir wollen Kommunikation demokratisieren.“ Es geht nicht um die Weltrevolution, sondern um handwerkliche Fairness: Darum, dass ein(e) gute(r) Steuerberater*in aus Kiel dieselben kommunikativen Chancen hat wie ein Berliner Start-up mit 50.000 Euro Monatsbudget für Paid Ads. „Christiani.AI ist unser Versuch, Kommunikation nicht länger davon abhängig zu machen, wie laut oder teuer jemand sein kann“, sagt Constantin, „sondern davon, wie gut seine Geschichte ist.“

Ein System mit Seele?

Kann man Software mit Haltung bauen? Die Christianis glauben daran. Sie sagen, Christiani.AI sei keine künstliche Intelligenz im klassischen Sinn, sondern eher eine strukturierte Erweiterung echter Intelligenz. Eine Brücke zwischen Wahrhaftigkeit und Sichtbarkeit. Ein Tool für alle, die kein Marketing machen, sondern einfach sagen wollen, was Sache ist. Klar. Ehrlich. Solide. „Dein Durchbruch ist nur eine Geschichte entfernt“, ist auf der Website des Unternehmens zu lesen. Wenn man mit den Christianis spricht, mutet der Claim weniger wie ein Werbeversprechen an, sondern wie eine klare Vision sowie ein tief in der „Christiani-DNA“ verwurzelter Wunsch und Auftrag.

Gründen in Deutschland: Fast 60 % empfinden es als schwierig

In einer repräsentativen Umfrage unter Unternehmer*innen zum Gründungsprozess in Deutschland empfinden diesen mehr als 58 % als schwierig – besonders aufgrund von Regulierungen und bürokratischem Aufwand.

Die Gründungsbereitschaft in Deutschland steigt: Rund zehn Prozent der 18- bis 64-Jährigen haben in den letzten dreieinhalb Jahren ein Unternehmen gegründet oder es zumindest versucht. Gleichzeitig stoßen Unternehmer*innen hierzulande auf so manche Hürden: Mehr als 58 Prozent empfinden den Gründungsprozess als schwierig und sehen Regulierungen sowie den Aufwand bei Behörden als ihr größtes Hindernis.

Das zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage der Neobank bunq. Für die Erhebung wurden im Oktober 2025 insgesamt fast 1.000 Unternehmer*innen in Deutschland von Pollfish zu ihren Gründungserfahrungen befragt.

Freiheit motiviert – Bürokratie bremst

Unternehmer*in zu sein, bedeutet für viele vor allem eins: Freiheit. Für fast die Hälfte der Gründer*innen in Deutschland war die Freiheit, der eigene Chef bzw. die eigene Chefin zu sein, der größte Antrieb für die Selbständigkeit. Rund 30 Prozent der Befragten wurden durch eine innovative Geschäftsidee oder den Wunsch motiviert, ein konkretes Problem zu lösen bzw. einen positiven Beitrag für Gesellschaft und Branche zu leisten. Für etwa 15 Prozent ist die Selbständigkeit eine Notwendigkeit gewesen.

Gründungsprozess: zwischen Regulierungen, Steuern und Finanzierungsbedarf

Der Weg in die Selbständigkeit bringt so manche Herausforderung mit sich. Besonders beim Finanzierungsbedarf verschätzen sich viele Unternehmen: 40 Prozent der Deutschen unterschätzen, wie viel Kapital sie tatsächlich benötigen. Häufig werden zudem bürokratische Hürden (39 Prozent) und der Aufwand durch externe Dienstleister*innen wie Berater*innen und Fachleute (29 Prozent) verkannt. Mehr als jede(r) Vierte (24 Prozent) schätzt zudem die anfallenden Steuern zu niedrig ein.

Die größten Hürden sehen Unternehmer vor allem in Regulierungen und Verwaltung (26 Prozent), Finanzierungsfragen (24 Prozent) sowie in der Kund*innengewinnung (22 Prozent). Zudem hat fast ein Drittel der befragten Unternehmer*innen ihr Geschäft international ausgeweitet. Hier gehören Steuern, administrative Hürden und Sprachbarrieren zu den größten Stolpersteinen bei der Gründung.

Unternehmer*innen empfinden Selbständigkeit als insgesamt positiv

58 Prozent der Befragten empfinden den Gründungsprozess in Deutschland als schwierig. Dennoch bewerten die meisten die Gesamterfahrung als positiv (70 Prozent). Besonders spürbar sind die positiven Effekte bei den persönlichen Finanzen (53 Prozent), der mentalen Gesundheit (51 Prozent) und einer besseren Work-Life-Balance (41 Prozent). Auch das Umfeld der befragten Gründer*innen reagierte überwiegend positiv: Etwa 23 Personen gaben an, dass ihr engster Kreis ihre Idee von Anfang an großartig fand. Die Hälfte der Befragten äußerte, dass ihr Umfeld sie zwar unterstützte, jedoch auch Zweifel aufkamen.

„Unabhängig davon, in welchem Land man lebt: Unternehmertum ist nichts für schwache Nerven. Es bedarf nicht nur finanzieller Mittel, sondern vor allem Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen“, sagt Joe Wilson, Chief Evangelist bei bunq. „Unternehmer verdienen es, ihr Unternehmen so zu führen, wie es zu dem eigenen Lebensstil passt – und nicht umgekehrt. Wenn Gründer ihre Finanzen im Blick behalten, gewinnen sie ihr wertvollstes Gut zurück: Zeit – Zeit, um ihr Unternehmen voranzubringen und ihr Privatleben zu genießen.“

Kölner EdTech-Start-up skulio sichert sich sechsstelliges Funding

Das EdTech-Start-up skulio hat sich ein sechsstelliges Funding im Rahmen des exist Programms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) und der Europäischen Union gesichert.

Die skulio-Gründer Elias Perez und Teoman Köse möchten mithilfe von künstlicher Intelligenz Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung entlasten und Schüler*innen individuell fördern.

Mit der Finanzierung wird das Start-up aus Köln nun bei der Weiterentwicklung seiner KI-Lösung für Schulen unterstützt. Das Ziel der Gründer ist es, jede Lehrkraft dabei zu unterstützen, das Beste aus sich herauszuholen, Schüler*innen individuell und inklusiv zu fördern und die Bildung zu verbessern.

„Die Heterogenität in Schulklassen ist enorm groß und dennoch wird kaum individuell gefördert. Mit unserer Lösung ermöglichen wir es Lehrkräften viel Zeit zu sparen und ihre Schüler*innen gezielt auf ihre Bedürfnisse zu fördern. Das ist ohne unsere KI in der Praxis momentan gar nicht umsetzbar”, sagt Elias Perez, Mitgründer von skulio.

Der offizielle Launch von skulio ist für das Frühjahr 2026 geplant. Schulen haben die Möglichkeit, eine Schullizenz für ihr Kollegium zu erwerben, während Lehrkräfte auch Einzellizenzen nutzen können. Bereits jetzt führt Elias Perez Gespräche mit interessierten Schulen aus ganz Deutschland, die ihre innovative KI-Lösung künftig einsetzen möchten. Schulen aus jedem Bundesland können sich bei Interesse direkt an Elias Perez wenden.

Das exist Programm fördert innovative, technologieorientierte und wissensbasierte Gründungsvorhaben aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Ziel des Programms ist es, die Gründungskultur in Deutschland zu stärken und den Transfer von Forschung in marktfähige Produkte zu beschleunigen.

voize erhält 50 Mio. US-Dollar Series A für KI-Assistenz für die Pflege

2020 von den Brüdern Fabio und Marcel Schmidberger sowie Erik Ziegler in Berlin gegründet, entwickelt voice die führende sprachbasierte KI-Assistenz für die Pflege.

Der globale Fachkräftemangel in der Pflege hat einen historischen Höhepunkt erreicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prognostiziert bis 2030 ein Defizit von 4,5 Millionen Pflegekräften – getrieben durch steigende Arbeitsbelastung und eine alternde Gesellschaft mit wachsendem Pflegebedarf.

In Europa fehlen derzeit rund 1,2 Mio. Pflegefachkräfte, in den USA sind es jährlich etwa 450.000 Pflegekräfte zu wenig. Hinzu kommt, dass Pflegekräfte bis zu 30 Prozent ihrer Arbeitszeit für administrative Aufgaben aufwenden. Das verursacht allein in Europa und den USA Arbeitskosten von rund 246 Mrd. US-Dollar, mit gravierenden Folgen: Überlastung, hohe Fluktuation und weniger Zeit für die direkte Betreuung.

Digitale Gesundheitslösungen richten sich meist an Ärzt*innen, während Pflegekräfte oft außen vor bleiben. Dabei ist ihre Dokumentationsbelastung oft noch höher. Sie erfassen dutzende Beobachtungen pro Schicht und tragen maßgeblich die Verantwortung zur guten Betreuung der Pflegebedürftigen.

Noch immer werden viele Notizen hastig auf Zetteln oder dem Handrücken festgehalten und später am PC ins System übertragen, ein Aufwand, der Zeit kostet und stresst.

Voize ändert das: Die KI versteht gesprochene Inhalte, strukturiert sie automatisch und erstellt die passenden Dokumentationseinträge – von Vitalwerten über Berichte bis hin zu Trinkprotokollen und Pflegemaßnahmen.

Aus persönlicher Erfahrung zur praxisnahen Innovation

Gegründet 2020 von den Brüdern Fabio und Marcel Schmidberger sowie Erik Ziegler, entstand voize aus einer persönlichen Erfahrung, die vielen vertraut ist: Als ihr Großvater in ein Pflegeheim kam, sahen sie, wie wenig Zeit Pflegekräfte für echte Zuwendung blieb, weil Bürokratie den Alltag bestimmte.

Voize wurde über zehntausende Stunden hinweg direkt im Pflegealltag und in enger Zusammenarbeit mit Pflegekräften entwickelt, um eine Lösung zu schaffen, die sich an die Realität der Pflege anpasst – nicht umgekehrt. Mit der App können Pflegekräfte Beobachtungen am Smartphone einsprechen. Die KI versteht das Gesprochene, verarbeitet es automatisch und erstellt strukturierte Einträge in Echtzeit. Über eine Schnittstelle werden diese direkt in bestehende Dokumentationsysteme übertragen. Das Ergebnis: Zeitersparnis, bessere Dokumentationsqualität und entlastete Pflegekräfte.

KI, die Pflege versteht – jederzeit

Voize setzt auf eine eigens entwickelte, domänenspezifische KI, die unabhängig von generischen Large Language Models ist. Die KI erkennt medizinische Fachsprache, versteht Dialekte und hilft auch Nicht-Muttersprachler*innen Sprachbarrieren zu überbrücken, indem sie Gesprochenes in Echtzeit korrekt verarbeitet.

Anders als die meisten KI-Systeme funktioniert voize auch offline – ohne permanente Internetverbindung. Das sorgt für hohe Datensicherheit und zuverlässige Unterstützung, selbst bei instabiler Netzabdeckung – ein Novum in der Sprach-KI.

30 Prozent Zeitersparnis bei der Dokumentation

Über 1.100 Pflegeeinrichtungen in Deutschland und Österreich nutzen voize bereits heute.  Mehr als 75.000 Pflegekräfte nutzen die KI und sparen damit, rund 30 Prozent Zeit bei der Dokumentation. Dies wurde jüngst durch eine Studie mit der Charite belegt.

„Pflegekräfte haben ihren Beruf gewählt, um für Menschen da zu sein – nicht, um Stunden mit Dokumentation zu verbringen. Unsere KI entlastet sie spürbar im Alltag und übernimmt das, was sonst wertvolle Zeit kostet.” sagt Fabio Schmidberger, Mitgründer und CEO von voize, “KI soll Menschen in der Pflege nicht ersetzen, sondern ihnen Zeit zurückgeben – Zeit für Menschlichkeit. Genau das sehen wir jeden Tag: mehr Nähe, mehr Freude, mehr Sinn in der Pflege. Mit der Unterstützung von Balderton Capital und unseren Investo*:innen bauen wir auf unserem starken Fundament in Deutschland auf. Wir investieren in die Weiterentwicklung unserer KI und wachsen nach Europa und in die USA – mit einem klaren Ziel: Pflegekräfte von Bürokratie zu befreien.”