Gründer der Woche: MOQO - Shared Mobility Services

Gründer der Woche 14/19


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MOQO ist eine junge, Cloud-basierte Plattform, die jeden dazu befähigen will, Shared Mobility Services anzubieten. Wie, das erfahren wir im Interview mit CEO Michael Minis.

Wann und wie bist auf die Idee zu MOQO gekommen und wann hast du dann gegründet?

Wir haben die Vision, dass unsere Kinder jederzeit via Smartphone auf ein Fahrzeug vor ihrer Haustüre zugreifen können. Daher haben wir bereits 2010 die P2P-Sharing Plattform tamyca – take my car entwickelt und eine Community von 150.000 privaten Carsharern in Deutschland aufgebaut. Die privaten Angebote sind allerdings nicht jederzeit verfügbar und deshalb haben wir 2016 mit MOQO eine Shared Mobility-Plattform entwickelt, die professionellen Anbietern die Bereitstellung von Fahrzeugen in Wohngebieten und für Unternehmen ermöglicht.

Was waren die größten Herausforderungen bis vom Go-live der Plattform?

Autos sind ein sehr emotionales Thema. Obwohl viele Menschen Car2go und Drivenow aus den Großstädten kannten, war die Vorstellung, auf das eigene Auto zu verzichten und einen solchen Service in ihrer Tiefgarage zu haben, sehr neu. Die ersten Piloten zu akquirieren war daher schwieriger als wir erwartet haben.

Wie hast du den Unternehmensstart finanziert? Und hattest bzw. hast du dabei Unterstützer?

Wir haben die P2P-Plattform verkauft und den Erlös vollständig für den Aufbau von MOQO genutzt. Dieser Schritt hat uns finanziellen Spielraum verschafft und dem Team geholfen, sich vollständig zu fokussieren.

Im letzten Jahr haben wir zudem eine Serie-A Finanzierung aufgenommen, um unser Wachstum weiter voranzutreiben.

Zusätzlich sind wir in den E.ON :agile Accelerator aufgenommen worden, was uns einen sehr wertvollen Austausch mit Experten, Mentoren und Coaches bietet und unser Team inhaltlich und persönlich beflügelt.

Nun zu MOQO: MOQO ist eine Mobilitätsplattform, die sich an Unternehmen aus der Energie-, der Automobil- und der Immobilienbranche richtet. Was genau bietest du an und warum dieser "Branchen-Mix"?

MOQO liefert eine Plug-and-Play Lösung, die einen Partner innerhalb von 4 Wochen zum Shared Mobility Anbieter macht. Dazu liefern wir alle benötigten Komponenten aus einer Hand: Telematik-Einheiten, Sharing-Software und Kundenservice. Gestartet sind wir mit Partnern aus dem Automobil-Umfeld, der Branchen-Mix hat sich über die Zeit entwickelt. Durch die MOQO Plattform können nun auch Anbieter, die nicht aus dem Automobil/Mobilitätssektor stammen, zum Sharing-Anbieter werden.

Wer sind deine Kunden und was sind die größten Vorteile, die sie haben?

Neben Autohäusern, Autovermietern und Leasinggesellschaften zählen Immobiliengesellschaften und zahlreiche Stadtwerke zu unseren Kunden. Der größte Vorteil aus Sicht unserer Kunden ist das Full-Service Paket. Wir liefern die notwendigen Komponenten für das Setup und den Betrieb eines Sharing-Services. MOQO ist mehr als eine Software, sondern ein Service, der den Kunden vollständig begleitet.

MOQO ist Partner des Projekts “Urban Move” - was steht hinter diesem Engagement?

Urban Move ist ein Forschungsprojekt, in dem wir gemeinsam mit der e.GO Mobile AG, der Dialego AG sowie der Stadt Aachen und der RWTH Aachen eine Mobilitätsplattform für autonome On-Demand Shuttles entwickeln.

Basierend auf der MOQO-Plattform laufen bereits erste Piloten. Für uns ist dieses Projekt der nächste Schritt in Richtung unserer Vision, dass Carsharing-Fahrzeuge im besten Fall in Zukunft nicht mehr an einer Station „warten“, sondern als Teil einer On-Demand-Flotte in einer Stadt unterwegs sind.

Gibt es aktuell diskutierte bzw. verfolgte Mobilitätskonzepte, die du eher kritisch siehst? Oder ist erst einmal alles gut, was Bewegung in das wichtige Zukunftsthema bringt?

Grundsätzlich leben wir aus meiner Sicht in der spannendsten Epoche, seit Berta Benz sich auf den Motorwagen gesetzt hat. Endlich verändert sich Mobilität sowohl in Bezug auf Geschäftsmodelle, als auch auf die angebotenen Vehikel. Dabei betrachten wir sowohl Kick-Scooter, als auch autonome Busse mit dem notwendigen Respekt und legen den Fokus auf die Customer Journey und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. Unsere Sicht ist in diesem Zusammenhang nur dahingehend kritisch, dass die Sicherheit und Nachhaltigkeit (auch im Bezug auf Geschäftsmodelle) dieser Modelle gewährleistet sein soll.

Was sind deine kommenden unternehmerischen Pläne?

In den letzten Jahren durften wir vieles über Mobilitätsangebote und die Wünsche der Kunden lernen. Unser unternehmerischer Plan ist daher, unser Team aus Mobility- und Tech-Experten immer weiter zu verstärken und die MOQO Plattform soweit auszubauen, dass wir unsere Vision, jederzeit Zugriff auf ein Fahrzeug vor der Haustüre via Smartphone zu haben, bis 2025 erreichen!   

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründern aus eigener Erfahrung?

Never stop moving!

Hier geht’s zu MOQO

Das Interview führte Hans Luthardt

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Insolventes HealthTech-Start-up MedKitDoc gerettet

Investorenlösung für die auf digitale Fernbehandlung spezialisierte Unternehmen BDS Digital Health Solutions GmbH: die GoMedicus Group übernimmt den Geschäftsbetrieb der BDS Digital Health Solutions-Tochter MedKitDoc – über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Die BDS Digital Health Solutions GmbH musste im November 2024 Insolvenz anmelden. Am 1. Februar 2025 eröffnete das Amtsgericht Charlottenburg das Verfahren und bestellte Sebastian Laboga von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH zum Insolvenzverwalter, nachdem er zuvor bereits als vorläufiger Verwalter tätig war. Der Investorenprozess wurde von den Transaktionsexperten der WMCF GmbH um Alexej Koslov begleitet. Sie unterstützten unter anderem dabei, den passenden Partner für MedKitDoc, das Tochterunternehmen von BDS Digital Health Solutions, zu identifizieren.

Jetzt wurde für die BDS Digital Health Solutions GmbH eine Investorenlösung erreicht. Die GoMedicus Group GmbH übernimmt den Geschäftsbetrieb mit Wirkung zum 1. Februar 2025 im Rahmen einer übertragenden Sanierung.

Über den Kaufpreis vereinbarten die Parteien Stillschweigen. BDS Digital Health Solutions wurde 2020 gegründet und bietet mit MedKitDoc eine innovative Lösung für ärztliche Fernbehandlungen: Neben klassischen Video-Sprechstunden erlaubt die Plattform durch die Integration vernetzter Medizingeräte auch präzisere Untersuchungen auf Distanz – ein zukunftsweisendes Konzept in Zeiten zunehmender Digitalisierung des Gesundheitswesens.

Der Geschäftsbetrieb wurde seit der Antragstellung im November 2024 fortgeführt. Im Zuge des strukturierten Investorenprozesses ist es dem Sanierungsteam um Rechtsanwalt Michael Bohnhoff gelungen, eine tragfähige Lösung zu realisieren. GoMedicus bietet ärztliche Versorgung in verschiedenen Regionen an – vor Ort und per Online-Sprechstunde. Der Investor plant, die Technologieplattform von MedKitDoc weiterzuentwickeln und den operativen Betrieb mit einem fokussierten Geschäftsmodell fortzuführen.

Rechtsanwalt Sebastian Laboga erklärt: „Die BDS Digital Health Solutions GmbH verfügt mit MedKitDoc über ein hohes Maß an technologischer Innovationskraft und großes Marktpotenzial. Es freut mich sehr, dass wir eine zukunftsfähige Lösung für das Unternehmen, seine Kunden und Partner erzielen konnten. Die Fortführung durch einen erfahrenen Investor bietet die Chance, die Entwicklung des digitalen Gesundheitswesens mitzugestalten.“ Durch die Übernahme ist auch die technologische Weiterentwicklung des MedKitDoc-Systems gesichert.

4 Mio. Euro für Münchner BioTech-Start-up AATec Medical

Das 2022 gegründete BioTech-Start-up AATec Medical entwickelt eine Produktplattform basierend auf rekombinantem Alpha-1-Antitrypsin (AAT) zur Bekämpfung von Atemwegserkrankungen.

Jetzt hat sich das von einem erfahrenen interdisziplinären Team mit langjähriger Erfahrung in der klinischen Forschung, biopharmazeutischen Entwicklung und Produktindustrialisierung gegründete Start-up AATec im Rahmen einer Pre-Series-A-Finanzierungsrunde 4 Mio. Euro gesichert. Zu den Investor*innen gehören die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) sowie Privatinvestor*innen, Industrieexpert*innen und Single Family Offices.

Mit dem Erlös wird die Weiterentwicklung von ATL-105, dem Hauptkandidaten von AATec im Bereich chronisch-entzündlicher und infektiöser Atemwegserkrankungen vorangetrieben. ATL-105 wird zunächst für die Behandlung von nicht-zystischer Fibrose-Bronchiektasie (NCFB) entwickelt, einer chronisch entzündlichen Atemwegserkrankung, für die es momentan keine gezielten Therapien gibt. Die derzeitige Behandlung von NCFB beschränkt sich auf eine symptomatische Therapie mit Antibiotika, Makroliden und physiotherapeutische Maßnahmen. Die im Rahmen der Finanzierungsrunde eingeworbenen Mittel werden für Entwicklungsaktivitäten für die Vorbereitung der Zulassung klinischer Studien verwendet, um ATL-105 für den Eintritt in die klinische Entwicklung bis 2026 zu positionieren.

Dr. Rüdiger Jankowsky, Mitbegründer und CEO von AATec, kommentierte: „Diese Finanzierung ist ein wichtiger Schritt, um ATL-105 für klinische Studien vorzubereiten. Die nicht-zystische Fibrose-Bronchiektasie beeinträchtigt die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten erheblich und die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Wir sind überzeugt, dass ATL-105 das Potenzial hat, Millionen von Patienten weltweit einen bedeutenden therapeutischen Fortschritt zu bieten. Allein in westlichen Ländern leiden mehr als 3 Millionen Patienten an NCFB. Mit unserem innovativen Protein-Inhalationsansatz bringen wir ATL-105 direkt in die Lunge, den zentralen Ort des Krankheitsgeschehens. So lässt sich die Wirksamkeit maximieren und das Risiko systemischer Nebenwirkungen minimieren. Die Unterstützung durch SPRIND validiert unseren innovativen Ansatz und unterstreicht das transformative Potenzial unserer Technologie.“

Sigrid Koeth, Innovationsmanagerin bei SPRIND, ergänzt: „Bei SPRIND suchen wir nach Ideen, die das Potenzial haben, Dinge grundlegend zum Besseren zu verändern. Wir sind überzeugt, dass der Ansatz von AATec Medical mit rekombinantem Alpha-1-Antitrypsin großes Potenzial für ein breites Spektrum an Atemwegserkrankungen und Infektionen bietet. Solche Innovationen können entscheidend zur öffentlichen Gesundheit beitragen und die Widerstandsfähigkeit unserer Gesundheitssysteme stärken.“

Der Hauptkandidat von AATec Medical, ATL-105, basiert auf rekombinantem Alpha-1-Antitrypsin (AAT), einem humanen Serinprotease-Inhibitor mit immunmodulatorischen, entzündungshemmenden und breitbandigen anti-infektiven Eigenschaften. Robuste präklinische Daten belegen das ausgezeichnete Sicherheitsprofil sowie das breite therapeutische Potenzial von ATL-105, das durch die gezielte Adressierung zentraler pathologischer Prozesse bei entzündlichen Lungenerkrankungen erreicht wird.

MedTech-Start-up REMATIQ erhält 5,4 Mio. Euro Seed-Finanzierung

Das 2023 von David Boutellier und Florian Scherer gegründete REMATIQ ist die erste KI-native Plattform für automatisierte Product Compliance in der Medizintechnik.

Das Berliner Start-up REMATIQ unterstützt Medizintechnik-Unternehmen dabei, den Aufwand regulatorischer Bürokratie zu reduzieren. Die Plattform nutzt künstliche Intelligenz, um Compliance-Prozesse bei der Entwicklung von Medizintechnik-Produkten radikal zu vereinfachen. Sie übersetzt komplexe Regularien wie FDA- und MDR-Richtlinien in klare, anwendbare Anforderungen und integriert sie direkt in bestehende Unternehmensprozesse. Das spart Unternehmen bis zu 90 Prozent der Zeit, die sonst für regulatorische Dokumentation und Abstimmungen nötig wäre – und gibt Ingenieur*innen die Freiheit, sich auf lebensverändernde Innovationen zu konzentrieren.

Finanzierung zur Skalierung und technologischen Weiterentwicklung

Jetzt hat REMATIQ in einer Seed-Finanzierungsrunde 5,4 Millionen Euro eingesammelt. Die Runde wird angeführt von Project A Ventures mit Beteiligung von Amino Collective und HelloWorld sowie ergänzt durch renommierte Business Angels wie SaaS-Gründer Boris Lokschin (Spryker Systems) sowie Branchenveteran Timo Fleßner.

Das frische Kapital soll vor allem in die KI-Technologie investiert, das Entwicklerteam stark ausgebaut und die internationale Expansion in Europa und den USA vorangetrieben werden.

„Regulatorische Anforderungen sollten Innovation nicht bremsen, sondern beschleunigen. Mit REMATIQ machen wir Compliance von einer Hürde zu einem Wettbewerbsvorteil. Unser Ziel: lebensrettende Medizintechnik – vom Pflaster bis zum CT-Scan – schneller zu Patient*innen bringen. Wir sind unseren Investoren dankbar, dass sie an diese Vision glauben und uns dabei unterstützen, die Branche nachhaltig zu verändern“, sagt David Boutellier, Co-Founder & CEO von REMATIQ.

Anton Waitz, General Partner bei Project A, ergänzt: „REMATIQ trifft genau den Nerv der Branche. Während regulatorische Hürden viele Unternehmen ausbremsen, bietet REMATIQ eine Lösung, die Effizienz drastisch steigert, ohne Kompromisse bei Qualität und Sicherheit einzugehen. Das Team hat uns mit seiner tiefen Branchenkenntnis und Technologievision überzeugt – wir freuen uns sehr, sie auf dieser Reise zu begleiten.“

GameChanger des Monats: Eileen Liebig - dein Unternehmen, deine Regeln

Eileen Liebig ist Seriengründerin. „Gründen macht glücklich“ ist der Titel ihres Buchs und zugleich ihr Business-Motto. Doch Eileen weiß auch: Wachstum ist harte Arbeit. Hier ihre Lehren nach zwei Jahren Bootstrapping.

Ich darf mich kurz vorstellen: Ich habe die B2B-Wertschätzungsplattform clap gegründet, vier Kinder und keine Investor*innen. Und da sehe ich sie schon, die Stirn runzelnden Bedenkenträger*innen: Wie kann sie nur? Wie will sie das schaffen, gerade jetzt in diesem wirtschaftlichen Umfeld?

Es ist ja auch richtig: Die vergangenen zwei Jahre waren nicht immer leicht. Zwei Jahre, in denen ich mir monatlich 1200 Euro ausgezahlt habe. Selbst mein Azubi verdiente mehr. Und doch will ich keinen Tag davon missen, denn die Lernkurve war und ist extrem steil. Und es lohnt sich, darüber zu berichten, wie es ist, ohne fremde Geldgeber*innen ein Unternehmen wie clap hochzuziehen.

2023: Das Jahr der Produktentwicklung

Anfang 2023 ging clap an den Start. Clap versteht sich als „die Wertschätzungs-Lösung für Unternehmen“. Der Name ist dabei Programm – es geht wie beim Klatschen um die bewusst zur Schau gestellte Wertschätzung für eine bestimmte Person. Das kann eine Kund*in sein oder ein(e) langjährige(r) Mitarbeiter*in. Anlässe, Danke zu sagen und damit Wertschätzung zu zeigen, gibt es viele. Gerade gegenüber Kund*innen ist das wichtig. Dabei reichen die Formen der Wertschätzung heute weit über das hinaus, was früher auf Messen etwa bedruckte Kugelschreiber oder eigens gebrandete Kaffeetassen waren. Wir haben eine Plattform geschaffen, die den Prozess der Geschenkauswahl und -versendung auto­matisiert, personalisiert und effizienter gestaltet.

Wir möchten gerade größeren Unternehmen dabei helfen, den Geschenkprozess einerseits zu automatisieren und andererseits zugleich so persönlich wie möglich zu gestalten. Denn gute Geschenke sollten vor allem immer eines sein: möglichst individuell. Wertschätzung von der Stange wäre das genaue Gegenteil: unpersönlich, unaufrichtig, letztlich unwirksam. Gerade bei der Wertschätzung der eigenen Beschäftigten gibt es nach vielen Studien in Deutschland Luft nach oben. Das gilt im Besonderen für das Onboarding von Mitarbeiter*innen.

Stichwort Onboarding: Im ersten Jahr nach der Gründung kümmerten sich mein Co-Founder Konrad und ich ausschließlich um die Produktentwicklung. Das war sehr zäh und anstrengend: Ich agierte nicht in meinem Energie­bereich, war schon in der Mitte des Jahres total ausgebrannt und hatte starke Erschöpfungserscheinungen.

Wenn mich jemand fragt „Was soll ich beruflich machen?“, dann frage ich nie zurück „Was macht dir Spaß?“, sondern „Was fällt dir leicht?“

Produktentwicklung ist definitiv nicht meine Stärke. Ich arbeite lieber strategisch. Hätten wir zu Beginn mehr Kapital gehabt, hätten wir noch mehr in Dienstleistungen investiert, statt alles selbst zu machen. Immerhin: Wir haben dabei viel gelernt – über das Business und über uns selbst, unsere Stärken und Schwächen. Das schadet ja nie.

2024: Das Jahr der Automatisierung

Zufrieden mit dem Produkt (aber noch lange nicht am Ziel) starteten wir ins zweite Jahr mit dem großen Thema Automatisierung. Unser Ziel hieß: Wir wollen mit clap Wertschätzung so persönlich wie möglich machen – und das möglichst automatisiert im Hintergrund. Also wurde fleißig programmiert. Wir wollten die Prozesse noch smarter machen, die Kund*innen selbst die Boxen zusammenstellen und versenden lassen, weil die Plattform genau dafür gemacht ist. Die Versand­prozesse wurden so optimiert, dass eine Label-Erstellung nach Südafrika nur noch einen Klick benötigte statt zuvor 20 Minuten manueller Arbeit. Auch das Retouren­management gestalteten wir so smart, dass die Kommuni­kation in­k­lusive Retourenerfassung nur wenige Sekunden benötigte.

Viele Details, viel Arbeit, die dann aber auch eines klar zeigten: Bei vielen Dingen gingen die Ansichten über die Zusammenarbeit zwischen Konrad und mir immer weiter auseinander. Während ich mich sehr auf das Thema Marketing und Vertrieb im Jahr 2025 freute, fühlte es sich für Konrad so an, als würde sich eine Tür schließen. Er wollte gern neue Projekte angehen, als Freelancer gebucht werden, einfach wieder eintauchen ins Programmieren. Ihm fehlte der Spaß, mir fehlte seine mitreißende Energie.

Im Herbst fiel die Entscheidung, dass wir ab 2025 beruflich getrennte Wege gehen. Seit 2025 bin ich alleinige Geschäftsführerin. Wir trennen uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Privat und geschäftlich bleiben wir für­einander da. Keine bösen Worte, keine negativen Gedanken. Darauf sind wir beide sehr stolz und ich ihm sehr, sehr dankbar.

2025: Das Jahr des Wachstums

Bereits im Oktober 2024 hatten wir eine SEO- und SEA-Agentur beauftragt, damit wir ab Januar 2025 besser sichtbar sind. Schon jetzt kommen erste große Kampagnenanfragen von Konzernen. Gleichzeitig muss unsere Website noch intuitiver werden.

Pustekuchen – es ist die Königsdisziplin. Daran scheitern viele Firmen. Fragen, die ich mir immer und immer wieder stelle, sind etwa die folgenden:

  • Ist der Kunden*innen-Support stark genug?
  • Funktioniert das Projektmanagement?
  • Wie robust sind unsere internen Prozesse?
  • Ist genügend Liquidität vorhanden, um in Vorleistung zu gehen?
  • Sind Zahlungsmodalitäten klar geregelt?

Obwohl clap mein viertes Unternehmen ist (ich habe ja auch vier Kinder), ist jedes Start-up wie ein Kind – komplett anders, auch wenn die Eltern die gleichen sind.

Ich bin jetzt alleinige Geschäftsführerin und fühle mich gut dabei. Für mich ist das Führen als Solo-Person ein sehr schöner Zustand. Dennoch schließe ich weder Finanzierungsrunden noch eine erneute Partnerschaft aus. Mein Plan ist es, dass ich die Firma operativ in verantwortungsvolle Hände gebe, sobald die Zeit dafür reif ist. Ich möchte gern strategisch an clap teilhaben. Aktuell optimieren wir die UX der Homepage, danach erfolgt eine Optimierung der UX der Plattform, auf der man sich die Boxen zusammenstellt.

Eileens Tipps – von Gründerin zu Gründer*in

  • Vereinbarkeit von Gründung und Familie: Struktur und Prioritäten sind essenziell. Meine Familie steht an erster Stelle, mein Business baue ich darum herum. Mein Mann und ich sind ein starkes Team – wir unterstützen uns gegenseitig und achten auf uns als Paar und Eltern. Das gibt unseren Kindern Stabilität. Dein Unternehmen wächst mit dir – lebe im Hier und Jetzt.
  • Angst vor dem Scheitern: Jede Gründung ist ein Experiment. Fehler sind Lernstationen. Frage dich: „Was, wenn es funktioniert?“ Als mein Co-Founder ging, war ich traurig; doch jede Tür, die sich schließt, öffnet eine neue. Neuanfang ist oft ein zweiter Frühling.
  • Gründen im Team vs. als Solist*in: Ein(e) Co-Founder*in kann helfen – oder einschränken. Setzt früh klare Erwartungen. Fühlt sich eine Partnerschaft nicht richtig an, kauf dir lieber die Skills ein und bleib Solopreneur*in. Du arbeitest täglich eng zusammen – das ist wie eine Ehe.
  • Finanzierung: Bootstrapping gibt Freiheit, aber Kapital sichert Wachstum. Willst du schnell skalieren, prüfe Finanzierungsmöglichkeiten wie Vorverkäufe oder strategische Partner.
  • Resilienz: Dein Business braucht dich langfristig. Finde Routinen, die dich mental und körperlich stärken. Bei mir: Krafttraining, Tanzen, Yoga, Lachen und Zeit mit der Familie. Was gibt dir Energie?

Learnings aus vier Gründungen

Starte lieber unperfekt als gar nicht; dein Business muss zu deinem Leben passen, nicht umgekehrt; Veränderungen gehören dazu – sei flexibel und wachse mit; lass dich nicht von äußeren Erwartungen steuern. Dein Unternehmen, deine Regeln!

Hawk: 52 Mio. Euro für Geldwäsche- und Betrugserkennung

Hawk, 2018 in München von Wolfgang Berner und Tobias Schweiger gegründet, entwickelt KI zur Geldwäsche- und Betrugserkennung und hat ein Serie-C-Investment in Höhe von 52 Mio. Euro erhalten.

Weltweit vertrauen bereits mehr als 80 Kund*innen auf die Technologie von Hawk – von mittelgroßen Finanzinstituten über FinTechs bis hin zu Großbanken, darunter einige der am stärksten regulierten Unternehmen der Branche. Die neuen Mittel unterstützen sowohl die Weiterentwicklung der Plattform als auch die globale Expansion – insbesondere in den USA.

Angeführt wurde die Finanzierungsrunde von One Peak, die damit Teil des bestehenden Investorenkreises werden, zu dem auch die Rabobank, Macquarie, BlackFin Capital Partners, Sands Capital, DN, Picus und Coalition zählen.

Der Ansatz von Hawk geht über den traditionellen, regelbasierten Ansatz zur Bekämpfung von Geldwäsche und Betrug hinaus, der bei Banken häufig zu riesigen Mengen an falsch-positiven Warnmeldungen führt, die von Compliance-Teams händisch überprüft werden müssen. Gleichzeitig finden Kriminelle immer neue Wege, die Regeln zu umgehen, und illegale Aktivitäten zu verschleiern. Hawk erhöht drastisch die Genauigkeit bei der Aufdeckung von Straftaten, während die KI-gestützte Technologie auch die Anzahl der falsch-positiven Ergebnisse reduziert.

„Finanzinstitute, die Risiken frühzeitig erkennen wollen, kommen an KI nicht vorbei – sie reduziert die manuelle Prüfung und erhöht die Genauigkeit.“, so Tobias Schweiger, CEO von Hawk. „Dabei sind die Ergebnisse sehr überzeugend: Wir konnten die Vorhersagegenauigkeit in einigen Fällen auf fast 90 Prozent erhöhen und gleichzeitig die Anzahl der Fehlalarme halbieren. Außerdem decken wir doppelt so viele bisher unentdeckte Fälle von neuartigen kriminellen Aktivitäten gegenüber traditionellen Systemen auf.“

„KI ist Teil unserer DNA. Unsere Mission ist es, Finanzinstituten dabei zu helfen, das Potenzial von maschinellem Lernen und generativer KI im Kampf gegen Finanzkriminalität voll auszuschöpfen. Dafür bieten wir die passende Technologie, Expertise und Unterstützung“, ergänzt Schweiger. „Mit dem frischen Kapital treiben wir unsere Mission weiter voran. Unser Dank gilt One Peak für die Unterstützung und unseren bestehenden Investoren für ihr fortwährendes Vertrauen.“

„Der Wert, den Hawk für Compliance-Teams auf der ganzen Welt schafft, ist wirklich bemerkenswert. Finanzinstitute jeder Größe bestätigen, dass Hawk beeindruckende Ergebnisse, außergewöhnliche Zuverlässigkeit und partnerschaftlichen Support bietet“, kommentiert David Klein, Managing Partner bei One Peak. „Die Technologie von Hawk ermöglicht es Banken, Finanzkriminalität viel effizienter zu bekämpfen, und wir freuen uns sehr, das Weltklasseteam von Hawk auf dem nächsten Abschnitt des Wachstums zu unterstützen.“

Female Founders Monitor 2025

Die aktuelle Studie des Startup-Verband und der Bertelsmann Stiftung zeigt einmal mehr, wie groß der Gendergap im Start-up-Ökosystem nach wie vor ist – und warum bzw. wo wir ansetzen müssen, um mehr Frauen fürs Gründen zu gewinnen.

Drei zentrale Erkenntnisse des Female Founders Monitor 2025

  • Gründen beginnt im Kopf: Nur 43 Prozent der Gründerinnen fassen den Entschluss zur Gründung bereits in Jugend oder Studium – bei Männern sind es rund zwei Drittel.
  • Vereinbarkeit bleibt Schlüsselthema: 81 Prozent der Gründerinnen und 60 Prozent der Gründer sehen strukturelle Hürden bei der Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum als größten Hebel für mehr Diversität.
  • Investitionen in Gründerinnen steigen – aber die Schieflage bleibt: Seit 2017 hat sich das investierte Wagniskapital in Start-ups mit mindestens einer Gründerin vervierfacht. Dennoch fließen weiterhin 91 Prozent des Kapitals an rein männliche Teams.

Die Kernergebnisse im Überblick

1. Erstmals sinkt der Gründerinnenanteil im deutschen Startup-Ökosystem: Nachdem der Wert in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gestiegen ist, liegt er aktuell bei 18,8 Prozent. Die Zurückhaltung im privaten Konsum trifft besonders Business-to-Consumer-Geschäftsmodelle (B2C), indenen Frauen stärker vertreten sind.

2. Der Gendergap zeichnet sich schon im Studium ab: Während 60 Prozent der Studentinnen größeren Wert auf Arbeitsplatzsicherheit legen, sind dies unter Männern nur 32 Prozent. So können sich 40 Prozent der Studenten vorstellen, ein Unternehmen zu gründen oder in einem Startup zu arbeiten – unter Frauen nur 21 Prozent.

3. Frauen entdecken das Unternehmertum später: 65 Prozent der Startup-Gründer haben bereits in der Jugend oder im Studium das Karriereziel Unternehmertum für sich entdeckt – bei den Gründerinnen 43 Prozent. Gesellschaftliche Prägungen und Rollenvorstellungen beeinflussen berufliche Entscheidungen also bereits früh.

4. Gründer sehen Gendergap seltener als Problem: 87 Prozent der Gründerinnen sehen die Ungleichheit im Startup-Ökosystem als Problem, jedoch nur jeder zweite Gründer. Wenn Gründer aber in Mixed Teams arbeiten und mindestens eine Mitgründerin haben, steigt das Problembewusstsein auf 64 Prozent.

5. Bei Investments gibt es einen positiven Trend: Die Zahl der Venture-Capital-Finanzierungen (VC) für Start-ups mit mindestens einer Gründerin hat sich seit 2017 fast verdoppelt – das investierte Kapital fast vervierfacht. Dennoch fließen immer noch 91 Prozent des Kapitals in reine Männerteams.

6. Vereinbarkeit und Vorbilder sind die wichtigsten Hebel: Sowohl Frauen (81 Prozent) als auch Männer (60 Prozent) im Startup-Ökosystem sehen die Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum als entscheidenden Faktor für den Abbau des Gendergaps – darüber hinaus wird die Bedeutung von Role Models betont.

Mehr Gründerinnen, mehr Innovationskraft

„Die Stärkung von Frauen im Start-up-Bereich ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern am Ende auch eine kluge strategische und politische Entscheidung. Wer sie trifft und die richtigen Maßnahmen ergreift, sorgt dafür, dass wir unser volles wirtschaftliches Potenzial ausschöpfen. Wir müssen Barrieren abbauen, die Frauen zurückhalten und ihnen die gleichen Chancen bieten – nur so können wir Innovationen in Deutschland auf das nächste Level heben“, kommentiert Zoé Fabian-Frey, General Partner Noteus und Vorstand Startup-Verband.

Hier geht's zum vollständigen Female Founders Monitor 2025

Gründer*in der Woche: DeepEn - tiefe Blicke ins Gehirn

Tiefe Einblicke in das Gehirn und andere Organe – mit einer bislang unerreichten Auflösung bei minimaler Invasivität: Das ermöglicht das junge MedTech-Start-up DeepEn aus Jena.

Die DeepEn GmbH – 2024 von Sergey Turtaev, Tomáš Čižmár, Hana Čižmárová, Jiri Hofbrucker und Patrick Westermann als Spin-Off des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) in Jena gegründet – hat das weltweit dünnste Mikroskopie-Gerät entwickelt, das neue Chancen für die neurowissenschaftliche Forschung und die Medizin eröffnen soll.

Haardünne Endoskope als Booster für neue klinische Geräte

Mithilfe präziser holografischer Lichtsteuerung können optische Glasfasern mit dem Durchmesser eines menschlichen Haares als leistungsstarke Bildgebungsgeräte in tiefliegenden Körperregionen genutzt werden. Diese ultraminimal invasiven Instrumente sollen zunächst die neurowissenschaftliche und biomedizinische Forschung beschleunigen und insbesondere zum Verständnis von Alterungsprozessen, degenerativen Veränderungen und Neuroplastizität beitragen.

„Unsere fortschrittliche Bildgebungstechnologie soll Forschenden helfen, neue therapeutische Strategien für neuronale Störungen zu entwickeln“, erklärt DeepEn-CEO Sergey Turtaev. „Langfristig, sobald weitere technische Hürden überwunden sind, könnten diese haardünnen Endoskope eine neue Generation klinischer Geräte prägen.“

Basis für die Entwicklung ist die international führende Forschungsarbeit der Gruppe für Holographische Endoskopie unter der Leitung von Tomáš Čižmár am Leibniz-IPHT: In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Karls-Universität Prag, dem Institut für Wissenschaftliche Instrumente der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brno, dem Leibniz-Institut für Neurobiologie sowie dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg entwickelte das DeepEn-Team den Prototypen eines hochauflösenden holografischen Endoskops.

Multipler Geldsegen für ambitionierte Vorhaben

Für diesen Erfolg wurde das Start-up jetzt mit dem Leibniz-Gründungspreis 2025 ausgezeichnet. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird für Gründungsvorhaben aus Leibniz-Instituten in der Vorbereitungs- und Start-up-Phase vergeben, die sich durch besondere Leistungen bei der Entwicklung von innovativen und tragfähigen Geschäftsideen und beim Aufbau neuer Unternehmen auszeichnen. Das Preisgeld ist zweckgebunden für die Unterstützung der Vorhaben bei der Überprüfung und praktischen Umsetzung ihrer Unternehmenskonzepte.

Das Preisgeld plant das Team für die Vorbereitung der Markteinführung seines Mikroendoskops NeuroDeep® Ende 2025 zu verwenden. „Wir planen eine große Marketingkampagne sowie die Teilnahme an Messen in Europa, Asien und den USA“, sagt Mitgründerin Hana Čižmárová. „Dafür können wir das Preisgeld hervorragend einsetzen.“

Das Start-up wurde bereits über EXIST-Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Im Frühjahr 2025 schloss es zudem erfolgreich eine Seed-Investitionsrunde in Millionenhöhe ab. Und last but not least erhielt DeepEn für sein Projekt NEUROGATE – eine Kooperation des Start-ups mit europäischen Forschungsinstituten, im Januar dieses Jahres eine 2,5 Millionen-Euro-Förderung des „EIC Transition“-Programms von Horizon Europe.

experial: DeepTech-Start-up sichert sich 2 Mio.-Euro-Finanzierung

Das 2022 von Dr. Tobias Klinke und Nader Fadl gegründete Start-up mit Sitz in Köln und Wuppertal ermöglicht es Unternehmen, mithilfe von Digital Twins Markttests, Kampagnenanalysen und Produktfeedback in Echtzeit durchzuführen.

Das DeepTech-Start-up experial hat eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 2 Millionen Euro abgeschlossen, angeführt von Capnamic. Unterstützt wurde die Runde zudem von xdeck und Angel-Investoren, darunter Professor Bernd Schmitt von der Columbia University.

KI macht Marktforschung schneller und präziser

Dr. Tobias Klinke, Mitgründer und Geschäftsführer von experial, erklärt: „Unsere Vision ist es, datengetriebene Konsumentenforschung für jedes Unternehmen zugänglich zu machen. Statt teurer und zeitaufwendiger Umfragen liefern unsere KI-gestützten digitalen Zwillinge schnelle, präzise und skalierbare Marktanalysen.”

Gegründet wurde experial von Dr. Tobias Klinke und Nader Fadl, die beide ihren wissenschaftlichen Hintergrund an der Bergischen Universität Wuppertal haben. Ihre Machine-Learning-gestützte Technologie simuliert Konsumentenverhalten, demografische Muster und Kaufentscheidungen, ohne personenbezogene Daten zu verwenden. Unternehmen können so Markttests, Kampagnenanalysen und Produktfeedback in Echtzeit durchführen.

Marktforschung in Minuten statt Wochen

Klassische Befragungen sind fehleranfällig – Teilnehmende geben ungenaue Antworten oder sind wenig motiviert. Experial eliminiert diese Verzerrungen mit simulationsbasierten Zielgruppenanalysen, die laut dem Start-up bis zu 100-mal günstiger als herkömmliche Methoden sind. Während klassische Studien Wochen dauern, liefert experial belastbare Erkenntnisse in Echtzeit. So können Unternehmen ihre täglichen Entscheidungen eng an den Bedürfnissen und Vorlieben der Kund*innen ausrichten, was langfristig die Rentabilität erhöht.

Expansion und Weiterentwicklung der Technologie

Mit der neuen Finanzierung konnte experial bereits sein Team erweitern und mit Dr. Nils Rethmeier einen neuen Co-Founder und CTO gewinnen. Nun folgt der nächste Schritt: die Weiterentwicklung der Plattform mit spezialisierten Marktforschungs-Agents, die qualitative Datenanalysen durchführen, Interviews führen und Surveys erstellen. Zudem wird die Twin-Technologie optimiert – mit einem Validitätsscore zur Bewertung synthetischer Aussagen und der Fähigkeit, visuelle Stimuli wie Social-Media-Inhalte oder Werbeanzeigen zu analysieren. So erhalten Unternehmen noch präzisere Marktanalysen.

Olaf Jacobi, Managing Partner bei Capnamic, kommentiert: „Experial zeigt eindrucksvoll, wie künstliche Intelligenz die Marktforschung revolutionieren kann. Die Technologie hat das Potenzial, eine völlig neue Ära datengetriebener Entscheidungsprozesse einzuleiten. Wir freuen uns, das Team auf diesem Weg zu begleiten.“

2,1 Mio.-Euro-Seed-Finanzierung für KI-Start-up amberSearch

Das 2021 von den RWTH-Aachen-Absolventen Bastian Maiworm, Igli Manaj und Philipp Reißel gegründete Tech-Start-up bietet KI-gestützte Suchlösungen und FirmenGPT-Lösungen für KMU an.

Mit dem frischen Kapital – die Finanzierungsrunde wurde von Ventech, einem europäischen Risikokapitalgeber mit Wurzeln in Deutschland sowie von Business Angels ermöglicht – will amberSearch sein Kernprodukt – eine eigenständige KI-Lösung bestehend aus Suchmaschine und FirmenGPT – weiterentwickeln, die es Mitarbeitenden ermöglicht, internes Wissen schnell zu finden, aufzubereiten und produktiv zu nutzen. Das Start-up entwickelt zudem einen unternehmenseigenen KI-Assistenten, der Prozesse vereinfacht, Daten effizient verwaltet und damit die Basis für eine umfassende KI-gestützte Automatisierung schafft.

KI-Nutzung im Mittelstand vorantreiben

AmberSearch bringt rund fünf Jahre Erfahrung im Bereich künstlicher Intelligenz mit. Nach Angaben des Unternehmens nutzen mittlerweile mehr als 200 mittelständische Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz die KI-Lösung von AmberSearch, die unabhängig von externen Anbietenden oder fremdbetriebenen KI-Modellen arbeitet. Sie verbindet dabei verschiedene KI-Anwendungen, die ein Unternehmen nutzt und sorgt so für einen nahtlosen Datenaustausch, nicht nur mit US-amerikanischen Softwaresystemen, sondern auch mit europäischen. Somit können Firmen ihre Daten unternehmensweit ohne Einschränkungen einsehen, aufbereiten und nutzen. Zudem verbindet amberSearch On-Premise- und Cloud-Systeme, was besonders für Unternehmen mit hybriden IT-Strukturen von Vorteil ist, um Prozesse plattformunabhängig zu optimieren.

Philipp Reißel, Mitgründer und CEO von amberSearch: „Unsere Mission ist es, Künstliche Intelligenz im Mittelstand voranzutreiben und nutzbar zu machen – besonders in traditionellen Branchen wie dem verarbeitenden Gewerbe. Dort gibt es riesige Datenmengen, aber die Einführung von KI ist oft schwierig. Unternehmen kämpfen mit komplexer Technik, knappen Ressourcen und Datenschutzbedenken. AmberSearch bietet diesen Unternehmen eine einfach bedien- und integrierbare Lösung, welche kaum IT-Kenntnisse erfordert und somit die Einstiegshürden für KI-Anwendungen deutlich senkt.“

Automatisierte Workflows durch KI-Agenten

Mit der neuen Finanzierung will amberSearch über klassische Suchfunktionen hinauswachsen und zur zentralen KI-Plattform für mittelständische Unternehmen werden. Ziel ist, die KI-gestützte Automatisierung als KI-Assistenz auszubauen, indem KI-Agenten Zugang zu Unternehmenswissen ermöglicht wird.

Bastian Maiworm, Mitgründer und CRO von amberSearch, sagt: „Für ein Unternehmen sind KI-Agenten nur dann wirklich nützlich, wenn sie auf das interne Wissen eines Unternehmens zugreifen und Prozesse in Gang setzen können. Dafür braucht es Schnittstellen, die genau das ermöglichen – das bietet amberSearch. Unser Ziel ist es, Unternehmen zu helfen, ihre Prozesse zu automatisieren und KI nahtlos in ihre bestehende Umgebung zu integrieren. Am Ende geht es darum, Betriebe effizienter und wettbewerbsfähiger zu machen.“

Nicolas Barthalon, Investor bei Ventech, fügt hinzu: „In nur wenigen Monaten hat amberSearch bereits seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, KI in großem Maßstab zu implementieren und geschickt durch das komplexe Geflecht an Unternehmensdaten zu navigieren, um unstrukturierte Prozesse und das Fachwissen der Mitarbeiter nutzbar zu machen. Dies hat zu einer beeindruckenden Akzeptanz und Nutzung innerhalb von Organisationen geführt und amberSearch im Zentrum der Arbeitsabläufe von KMUs positioniert. Wir sind begeistert, mit diesem erstklassigen Team zusammenzuarbeiten und die globalen Ressourcen von Ventech zu nutzen, um das rasante Wachstum des Unternehmens zu unterstützen.“

Flexvelop: FinTech sichert sich 44 Mio. Euro Wachstumskapital

Das 2018 von Dr. Hans-Christian Stockfisch, Dr. Ephraim Robbe, Timo Küsel und Marvin Nelle gegründete Flexvelop bietet Unternehmen eine innovative Alternative zu althergebrachten Leasing- und Kreditmodellen und hat sich mit der neuen Kapitalrunde vom Start-up zum Grown-up entwickelt.

2018 startete Flexvelop mit der Vision, Unternehmen eine innovative Alternative zum Kauf und Leasing von Geräten anzubieten. Die neue Finanzierungsform des Hamburger FinTechs mit dem Namen „Fle-xen“ vereint die klassischen Vorteile von Miete, Leasing und Kredit in einer Lösung. Durch den gezielten Einsatz digitaler Prozesse und maßgeschneiderter Konditionen ist Flexen heute eine der schnellsten, kosteneffizientesten und flexibelsten Finanzierungslösung für Business Equipment.

Was einst mit dem Flexen von Geräten für Selbständige begann, umfasst heute auch Großprojekte mit bis zu 1.000 Geräten pro Unternehmen in diversen Branchen. Nun gelang es dem FinTech, 44 Millionen Euro frisches Kapital für weiteres Wachstum zu akquirieren: Kreditlinien von insgesamt 40 Millionen Euro stammen von diversen Refinanzierungspartnern und weitere 4 Millionen Euro Eigen-kapital stammen von den bestehenden Partnern InnoVentureFonds und Seventure Partners.

Der InnoVentureFonds (IVF) der Innovationsstarter Fonds Hamburg GmbH – ein Finanzierungs- in-strument für Start-ups aus Hamburg mit erfolgreich abgeschlossener Seed Phase, mit dem Ziel, das Eigenkapital innovativer Start-ups zu stärken und sie bei ihrem weiteren Wachstum zu unterstützen – investiert in das Unternehmen. Die Senior Investmentmanagerin des IVF, Stefanie Höhn, zeigt sich zuversichtlich: „Flexvelop bietet eine dringend benötigte Finanzierungsalternative für kleine und mittlere Unternehmen“, sagt sie. „Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sind flexible Finan-zierungsmodelle gefragter denn je – und wir sind überzeugt, dass Flexvelop in diesem Bereich eine Schlüsselrolle einnehmen wird. Nachdem wir bereits mit dem Seedfonds IFH II investiert haben, freuen wir uns, das Team mit dem IVF auf dem guten Weg Ihrer Entwicklung weiter zu unterstützen“, so die Senior Investmentmanagerin weiter.

In dieselbe Richtung gehen die Prognosen eines weiteren bestehenden Kapitalgebers: „Flexvelop hat bewiesen, dass sein innovatives Mietmodell für Unternehmen deutschlandweit funktioniert – und das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. Als überzeugter Bestandsinvestor freuen wir uns, die nächste Wachstumsphase mit unserer Finanzierung zu unterstützen“, fasst Julien Cazor, Venture Partner von Seventure Partners zusammen.

Flexvelop will das frische Kapital nutzen, um weitere große Partnerschaften mit Händlern und Herstellern aufzubauen. Zudem möchte das Unternehmen mit der neuen Finanzausstattung künftig auch größere Auftragsvolumina finanzieren. Darüber hinaus soll der Wachstumskurs konsequent fortgesetzt werden.

„Wir bedanken uns bei allen Investoren und Banken für das entgegengebrachte Vertrauen“, betont Dr. Hans-Christian Stockfisch, CEO von Flexvelop. Die Finanzierung sei von hoher Bedeutung für die Ex-pansion und Weiterentwicklung des Unternehmens. Zudem habe Flexvelop seine Transformation vom Start-up zum „Grown-up“ durch die Aufstockung der Kapitalausstattung nun endgültig abgeschlossen.

Parallel zur Kapitalaufstockung präsentiert Flexvelop ein neues Corporate Design. Die neue Markenidentität – mit modernisiertem Logo, neuer Website und klaren Designlinien – unterstreicht die Entwicklung vom agilen Start-up zur etablierten Finanzierungsplattform. „Insgesamt ist das Rebranding ein logischer Schritt, um unsere Positionierung als führende Mietfinanzierungslösung für Unternehmen zu verdeutlichen“, so das Resümee von Stockfisch.

Kaiko Systems sichert sich 6 Mio.-Euro-Finanzierung

Die 2020 von Eddy del Valle und Fabian Fussek in Berlin gegründete, KI-gestützte maritime Operations Platform Kaiko Systems sichert sich eine 6 Mio.-Euro-Finanzierung zur Steigerung der Sicherheit und Effizienz in der globalen Seeschifffahrt.

Die jüngsten geopolitischen Spannungen und Lieferkettenstörungen haben Schwachstellen in der maritimen Logistik offengelegt und machen Echtzeit-Betriebsintelligenz sowie vorausschauende Wartung unverzichtbar. Das 2020 von Eddy del Valle und Fabian Fussek gegründete Kaiko Systems bietet KI-gestützte Frontline-Intelligence-Lösungen für die Schifffahrt und andere Schwerindustrie-Branchen. Durch die Kombination von mobiler Datenerfassung, prädiktiver Analytik und intelligenter Automatisierung ermöglicht das Unternehmen Betreiber*inne, die Sicherheit zu erhöhen sowie die Einhaltung von Vorschriften und die Wartung zu optimieren.

Jetzt hat Kaiko Systems eine Serie-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 6 Mio. Euro abgeschlossen. Die Runde wurde von Hi inov und Flashpoint Venture Growth angeführt, mit fortgesetzter Unterstützung durch Motion Ventures. Damit steigt das Gesamtinvestment auf 9 Mio. Euro. Die neue Finanzierungsrunde soll die Expansion von Kaiko Systems in neue, insbesondere asiatische Märkte beschleunigen den Ausbau seiner KI-gestützten Produktfunktionen inkl. der Erweiterung auf Branchen wie Offshore-Windkraft und Infrastrukturwartung ermöglichen. Damit will das Unternehmen seine Rolle als Treiber für mehr Sicherheit, Compliance und Effizienz in anlagenintensiven Industrien stärken – ein entscheidender Faktor angesichts zunehmender geopolitischer Unsicherheiten und Lieferkettenstörungen.

„Die Seeschifffahrt steht unter enormem Modernisierungsdruck inmitten globaler Unsicherheiten und operativer Herausforderungen“, sagte Fabian Fussek, Co-Founder & CEO von Kaiko Systems. „Diese Finanzierungsrunde ermöglicht es uns, unsere KI-gesteuerten Fähigkeiten zu verbessern, in neue Regionen zu expandieren und technische Teams mit den Werkzeugen auszustatten, um sicherer und effizienter zu arbeiten.“

mogenius: DevOps-Anbieter erhöht Seed-Runde auf 3 Mio. Euro

Mogenius wurde 2021 in Köln von Behrang Alavi, Benedikt Iltisberger, Herbert Möckel, Jan Lekspy und Gerrit Schumann gegründet. Das Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Softwareteams durch innovative Lösungen bei der Entwicklung und dem Betrieb von cloudnativer Software zu unterstützen.

Jetzt hat mogenius den erfolgreichen Abschluss einer weiteren Finanzierung mit D11Z Ventures bekanntgegeben. Das Investment erweitert die Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 2,5 Millionen Euro, die im Juli des vergangenen Jahres mit Conceptum, seed + speed Ventures und Smart Infrastructure Ventures abgeschlossen wurde. Das Unternehmen plant mit dem Investmentkapital den Ausbau des Partnernetzwerks in Europa und die Weiterentwicklung der Lösung durch weitergehende Monitoring-, Observability- und KI-Funktionen.

Wachstumsmarkt DevOps-Lösungen

Der Markt für DevOps-Lösungen („Development Operations“) lag im vergangenen Jahr laut einer Studie von IMARC bei über US$ 10 Milliarden und soll bis 2023 auf über US$ 60 Milliarden wachsen. Durch die zunehmende Nutzung von Cloud- und hybriden Infrastrukturen hat sich die Komplexität des Betriebs von Software in den letzten Jahren massiv erhöht. Unternehmen brauchen dafür viel Fachwissen und größtenteils manuellen Support, um diese Herausforderung zu meistern. Entwickler und DevOps-Teams verbringen oftmals mehr als die Hälfte ihrer Zeit mit Infrastruktur- und Verwaltungsaufgaben. Damit Entwicklungsteams aller Erfahrungsstufen deutlich einfacher die komplexe cloudnative Kubernetes-Technologie nutzen und in ihrem Unternehmen skalieren können, hat mogenius den Kubernetes Manager entwickelt.

In den Kubernetes-Workspaces können Ressourcen und Objekte gruppiert und einzelnen Teams zur Überwachung und Verwaltung zugewiesen werden. Die Teams erhalten wichtige Kennzahlen, Protokolle und den Status aller Ressourcen in ihren Kubernetes-Clustern und können mit umfassenden Self-Service-Funktionen bei Problemen eingreifen. Ein(e) Entwickler*in mit entsprechenden Zugriffsrechten kann beispielsweise eigenständig Probleme beheben und Konfigurationskorrekturen durchführen. Dadurch entfallen manuelle Prozessschritte, der Supportaufwand sinkt und die Betriebssicherheit erhöht sich. Zudem sparen die Teams so bis zu 60 Prozent der Zeit, um Fehlerquellen zu identifizieren und zu beheben.

„Wir freuen uns sehr, dass wir mit D11Z Ventures einen weiteren Investor für die Finanzierungsrunde gewinnen konnten. D11Z, mit ihrem langfristigen Fokus auf Digitalisierung, Cloud und KI, passt sehr gut zu unserer Vision, den Einsatz von cloudnativen Technologien in Unternehmen wirtschaftlicher zu machen. D11Z wird mogenius mit seinem breiten Netzwerk in der europäischen Tech-Szene und seiner Expertise im Bereich Cloud-Technologien aktiv beim Wachstum unterstützen“, so Gerrit Schumann, CEO von mogenius.

Steuereinnahmen durch Glücksspiel

Woran und wie viel verdient Deutschland wirklich am Glücksspiel?

Der Staat generiert seine Einnahmen zu einem großen Teil durch Steuern. Gezahlt werden sie von Unternehmen, aber auch von Bürger*innen. So zahlen Menschen Steuerbeträge, wenn sie Genussmittel wie Zigaretten erwerben, Unternehmen zahlen beispielsweise für Glücksspiele.

Zuletzt sind die Einnahmen aus Glücksspielsteuern nach Jahren des Anstiegs jedoch im Jahr 2023 erstmals gesunken und scheinen den Steuerschätzungen zufolge auch im Jahr 2024 stagniert zu haben. Was könnten die Gründe dafür sein?

Steuereinnahmen im Online-Glücksspiel deutlich gesunken

Die Steuerzahlungen für Online-Glücksspiele und hier insbesondere Spielautomaten im Internet sind im Jahr 2023 erstmals zurückgegangen – so fasst es das Statistische Bundesamt offiziell im Januar 2025 zusammen. Besonders auffällig ist das Minus von 38,5 % bei den virtuellen Automatenspielen. Nur noch 264 Millionen Euro wurden 2023 auf diese Weise erzielt. Die Schätzung für 2024 geht gar nur noch von 213 Millionen Euro aus, sodass sich der Sinkflug der Einnahmen dramatisch fortsetzt.

Inzwischen ist gibt es zudem bereits Steuerschätzungen für das Jahr 2024 aus denen hervorgeht, dass die gesamten Einnahmen aus Glücksspielsteuern in Deutschland bei etwa 2,48 Milliarden Euro gelegen haben. Damit scheint sich die Stagnation fortzusetzen.

Zur Zahlung dieser Steuern sind Glücksspielbetriebe verpflichtet, die eine Lizenz der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder besitzen und somit Steuern direkt an das Land Deutschland abführen. Nicht nur die Steuerabgaben sind gesunken, sondern auch die Einnahmen für die Betriebe selbst.

Angebote in Deutschland müssen bestimmte Voraussetzungen für die Lizenzerteilung erfüllen. So müssen Sie beispielsweise die Einsatzlimits von LUGAS einhalten und sich an die OASIS-Spielersperrdatei anschließen. Casinos, die auf LUGAS verzichten, setzen mehr um, zahlen allerdings in Deutschland meist keine Steuern. Sie haben ihre Firmensitze in der EU und werden von dortigen Behörden (wie z.B. der Malta Gaming Authority) geprüft. Dort müssen dann auch die Steuern entrichtet werden – wenn überhaupt welche erhoben werden.

Viele Spieler*innen scheinen diese Angebote zu bevorzugen, was die steuerlichen Einnahmen in Deutschland schwächt. Es scheint mehrere Gründe zu geben, warum EU-Anbieter ohne deutsche Lizenz oft noch den Vorzug bekommen.

Dazu gehören beispielsweise:

  • Weniger strenge Vorgaben bei Einsätzen
  • Keine Zwangspause nach 60 Minuten Spiel
  • Keine Spindauer von mindestens fünf Sekunden
  • Teilnahmemöglichkeiten an Jackpotauslosungen

Es stellt sich die Frage, ob das Interesse an Glücksspielen im Allgemeinen zurückgegangen ist, oder ob die einbrechenden Steuerzahlungen durch mehr aktive Teilnahme in der EU zu begründen ist. Hier hilft es, einen Blick auf andere Bereiche und Einnahmen des Glücksspiels zu werfen.

Steuereinnahmen durch Lotterien steigen an

Die wohl bekannteste Lotterie in Deutschland ist „6 aus 49“. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekannt gab, war die Lotteriesteuer im Jahr 2023 am einträglichsten. 1,77 Milliarden Euro wurden 2023 eingenommen. Im Jahr 2024 sollen es rund 1,80 Milliarden Euro sein. Damit sind die Steuereinnahmen in diesem Teilbereich des Glücksspiels in Deutschland nicht rückläufig und stellen eine Besonderheit dar.

Einnahmen bei Poker und Sportwetten schwanken

Während die Lotteriesteuer ein Plus in die Staatskasse spülte, sackten Automatenspiele, wie oben beziffert, am stärksten ab. Doch auch andere Glücksspiele wie Sportwetten und Poker brachten weniger Geld in die Kasse.

Seit dem 1. Juli 2021 sind auch die Betreiber*innen von Sportwetten und Poker zur Einhaltung des Glücksspielstaatsvertrags verpflichtet. Auch hier werden die stellenweise strengen Regulierungen kritisiert. So dürfen Sportwettenanbieter beispielsweise keine Live-Wetten anbieten und auch keine Tipps auf E-Sportarten zulassen. Ausländische Anbieter nutzen genau diese Möglichkeiten, um Spieler*innen aus Deutschland zu ködern.

Die Steuereinnahmen aus Sportwetten lagen 2023 bei 409 Millionen Euro und konnten sich im letzten Jahr wieder auf 423 Millionen Euro erholen. Online-Poker verlor 2023 rund 7,5 % der Einnahmen und landete bei 33 Millionen Euro. 2024 sollen es wieder 35 Millionen sein.

Die Steuereinnahmen von Glücksspielen im Zehnjahresvergleich

2023 sanken die Steuereinnahmen aus Glücksspielen erstmals wieder ab, nachdem sie sich in den zehn Jahren zuvor immer weiter erhöht hatten. Für 2024 liegen zwar erst Schätzungen vor, aber die lassen auch keinen starken Anstieg der Einnahmen erwarten.

Der Blick auf die Schwerpunkte zeigt, dass diese Tendenz primär durch das Online-Glücksspiel und hier die Automatenspiele ausgelöst wird. Der Lotteriesektor freut sich hingegen weiterhin über rege Teilnahme und hohe steuerliche Umsätze.

Schauen wir uns den Zehnjahresvergleich an wird klar, dass die Steuereinnahmen aus Glücksspielen seit zehn Jahren konsequent steigen:

  • 2014 erzielte das Land Einnahmen in Höhe von 1,67 Mrd. Euro
  • 2015 wurden Einnahmen in Höhe von 1,71 Mrd. Euro generiert
  • 2016 lagen die Steuererträge bei 1,81 Mrd. Euro
  • 2017 erzielten Glücksspiele 1,84 Mrd. Euro Steuereinnahmen
  • 2018 erzielte das Land Einnahmen in Höhe von 1,89 Mrd. Euro
  • 2019 wurden 1,97 Mrd. Euro an Glücksspielsteuern eingenommen
  • 2020 setzten Glücksspiele im Land 2,04 Mrd. Euro an Steuern um
  • 2021 spülte Glücksspiel 2,33 Mrd. Euro an Steuergeldern in die Kasse
  • 2022 erwirtschafteten Glücksspiele einen Steuerbetrag von 2,57 Mrd. Euro
  • 2023 erzielte man 2,48 Mrd. Euro an Steuereinnahmen durch Glücksspiele
  • 2024 wird mit einem Ergebnis von wieder rund 2,48 Mrd. Euro gerechnet

Trotz der eingetretenen Stagnation ist damit klar, dass Glücksspieleinnahmen für den Staat kontinuierlich angestiegen sind. Selbst während der Corona-Pandemie gab es keine rückläufigen Zahlen, sondern weiterhin ein Plus.

Steuerprobleme im Automatensektor durch Spieleinsatzsteuer verursacht?

Bei grundlegend steigendem Interesse an Glücksspielen stellt sich die Frage, warum der Spielautomatenbereich so stark abweicht und an Einnahmen verliert. Ein Problem könnte die Spieleinsatzsteuer sein, die Deutschland als einziges EU-Land noch immer am Leben hält.

Zum Vergleich: In sämtlichen anderen EU-Ländern zahlen Glücksspielanbieter bei Automatenspielen eine Bruttoumsatzsteuer. Sie entrichten Steuern auf die erzielten Bruttoumsätze.

Deutschland hingegen erhebt 5,3 % Steuern auf die geleisteten Einsätze von Spieler*innen. Das hat für Betreiber*innen zur Folge, dass sie sogar jene Einsätze versteuern müssen, aus denen am Ende ein Gewinn für die spielende Person resultierte und damit ein Verlust für den Anbieter.

Beispiel: Setzen Spieler*innen einen Betrag von 1.000 Euro und gewinnen 5.000 Euro, bedeutet das für das anbietende Unternehmen zunächst einen Verlust. Da nun die 1.000 Euro Einsatz auch noch versteuert werden müssen, steigt der Verlust deutlich.

Beim Angebot von Glücksspielen geht es um Geld und Einnahmen. Die Spieleinsatzsteuer ist ein finanzielles Risiko für die Anbietenden von Glücksspielen und wird indirekt an die Spieler*innen weitergegeben. Man senkt den RTP (Return to Player), um die Auszahlungschancen zu verringern. Das wiederum wirkt auf interessierte Spieler*innen unattraktiv und sie wenden sich EU-Anbietern mit besseren Gewinnchancen zu.

Gibt es einen Lösungsansatz für die Zukunft?

Um die rückläufigen Steuereinnahmen aus Glücksspielen aufzufangen, scheint eine Neuregulierung des Online-Glücksspiels insbesondere in Hinblick auf die Spieleinsatzsteuer, aber auch die Attraktivität des Angebots sinnvoll. 2026 steht die Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags an, für 2028 ist dann die neue Version geplant. Bleibt abzuwarten, ob sich hier nachhaltig etwas ändert und die Steuereinnahmen dann wieder steigen.