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Gründer der Woche: KleePura – der Clou ist der Klee
Gründer der Woche 03/19
Torsten Mick und Simon Scheffler, die beiden Gründer der grünerdüngen GmbH, haben einen neuartigen biologischen Dünger entwickelt. Was das Besondere an KleePura ist, erfahrt ihr im Interview mit Torsten.
Wann und in welchem Kontext seid ihr auf die Idee gekommen, ein Düngemittel für den Bio-Anbau zu entwickeln?
Die Idee, ein zertifiziertes Düngemittel für den Bio-Anbau und speziell für den Bio-Gemüsebau zu entwickeln, gab es schon vor über 20 Jahren. Dabei ist zu beachten, dass Biodünger nicht gleich Biodünger ist. Ich versuche es mal kurz und bündig zu erklären: Ein wesentlicher Punkt ist die Definition von Biodünger. Ein Biodünger darf sich so nennen, wenn seine Inhaltsstoffe/Substanzen organischen Ursprungs sind. Das kann eine ganze Menge sein, wie zum Beispiel pflanzliche Abfälle (Treber, Malzkeime etc.), Abprodukte der Futter- und Lebensmittelindustrie, aber auch tierische Reststoffe (z.B. Horn-, Knochen- und Blutmehl) oder Klassiker wie Seevogelkot, Pferde- und Kuhdung usw. Dabei ist nicht wirklich wichtig, wo diese Reststoffe herkommen. Seevogelkot aus Südamerika, Horn, Knochen, Blut aus Massentierhaltung oder vom anderen Ende der Welt … Kurzum: Es war Zeit für einen Biodünger, der seinem Namen wirklich gerecht wird. Ein Biodünger aus 100 % bio-zertifizierten Zutaten sozusagen aus zertifiziert ökologischer Produktion!
Bis 2012 „traute“ sich keiner so richtig, dieses etwas schwierige Thema anzupacken, zumal auch Aspekte wie rein pflanzlich, Regionalität (Deutschland), Wirkungsgrad und Verträglichkeit standen dabei genauso im Fokus, wie eine unkomplizierte Anwendung sowie die dazugehörige umweltfreundliche Verpackung. Das Ganze begann als gefördertes Forschungsprojektes bei Prof. Schmidtke (HTW Dresden) mit Unterstützung des BÖLN und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und wurde 2017 unter der Marke KleePura BioDünger erfolgreich ausgegründet.
Und was ist das Besondere, das Innovative an KleePura? Das gute Gewissen des Benutzers und ...
Tatsächlich kann jeder Profi und jeder Hobbygärtner unseren KleePura BioDünger mit gutem Gewissen einsetzen. Denn nur KleePura besteht auf der Basis von Klee, welcher auf Ökoflächen von familiengeführten Biobetrieben (Naturland) wächst und über ein innovatives Verfahren zu unseren super wirksamen Düngepellets weiterverarbeitet wird. Wird begleiten alle Prozesse und zwar von der Ansaat der Kleeflächen bis zum fertigen Produkt. Das Besondere von KleePura ist zum einen die rein ökologische Produktion mit einem Rohstoff, der nahezu unendlich zur Verfügung steht, und zum anderen die beeindruckende Wirkung. Genauer gesagt, besitzt KleePura ein hervorragendes Nährstoffverhältnis aus Stickstoff (3,5 % N), Phosphor (1 % P2O5) und Kalium (3,4 % K2O) kurz NPK. Das ist für einen rein pflanzlichen Dünger vorzüglich.
Und warum Klee?
Ganz einfach, weil Klee ein sogenannter Stickstoffsammler ist, sprich zur Pflanzenfamilie der Leguminosen gehört und mit Hilfe von Sonnenlicht und den wurzelanhaftenden Rhizobien (Knöllchenbakterien) Stickstoff und andere Nährstoffe fixiert.
Wo kommt euer Dünger überall zum Einsatz?
Entwickelt wurde KleePura speziell für Gemüse, Obst und Kräuter, welche im Frühjahr als Jungpflanzen (Tomaten, Kohlrabi, Brokkoli, Blumenkohl, Zucchini, Kürbis, Melonen usw.) im eigenen Garten, auf dem Balkon oder im Hochbeet gepflanzt werden. Aber auch zu Kartoffeln oder speziellen Säkulturen wie Möhren, Spinat, Rote Beete etc. entfaltet KleePura seine optimalen Düngeeigenschaften.
Wir treffen aber auch immer öfter Menschen, die uns sagen, dass sie nicht düngen, da Düngung reine Chemie wäre. An diesem Beispiel sieht man, dass das Wort Düngung nicht wirklich gut wegkommt. Oft hört man in diesem Zusammenhang das Wort Glyphosat (Bayer/Monsanto), welches ein Totalherbizid ist und mit pflanzengerechter Düngung und erst recht mit KleePura rein gar nichts zu tun hat. Düngung ist nichts Schlimmes, ganz im Gegenteil. Alle Pflanzen brauchen Nährstoffe, vor allem Starkzehrer wie Tomaten, Zucchini, Kürbisse, Erdbeeren, aber auch Kräuter, Wein- und Rosenstöcke.
Wo erhalte ich KleePura?
KleePura findet man im Bio-Einzelhandel – pünktlich zum Beginn der Gartensaison, z.B. in den Alnatura Filialen oder in verschiedenen Bioläden in ganz Deutschland. Rein theoretisch kann jeder in seinen Bioladen der Wahl gehen und nach KleePura fragen. Die Bioläden können KleePura über den Großhandel individuell bestellen – auch eine Verpackung – denn über den Bio-Großhandel sind wir flächendeckend vertreten. KleePura gibt es natürlich auch in unserem Online-Shop und zukünftig auch über Naturbaumärkte.
Was waren die wichtigsten Meilensteine von der Forschung bis zur Gründung und weiter bis zum fertigen Produkt?
Alles begann mit dem Forschungsantrag 2012 und der Hoffnung, dass es bald losgehen kann. März 2013 kam der Zuwendungsbescheid und das war der Startschuss für 3 Jahre intensiver Forschung. Und wenn Simon einmal loslegen kann, dann bleibt kein Stein auf dem anderen. Dabei kamen vielfältigste Untersuchungsverfahren, wie überjährige Anbauversuche verschiedenster Kleearten sowie unzählige Düngeversuche in allerlei Gemüse- und Kräuterkulturen. Eine wichtige Frage war zudem, funktioniert die Anwendung auch in der Praxis und zwar im Gemüsebaubetrieb? Hierzu wurden weitere Versuche in Praxisbetrieben an zufällig ausgewählten Standorten durchgeführt. Und das war nur der Anfang, um am Ende den ersten zertifizierten Biodünger in der Hand halten zu können.
2017 erhielten wir ein EXIST-Gründerstipendium, um die Ausgründung und Weiterentwicklung zügig voran zu bringen. Im Rückblick war das Stipendium ein absoluter Segen und das nicht nur aus finanzieller Sicht. Bereits im April 2017 konnten wir die grünerdüngen GmbH gründen und den Fokus auf Verpackungsdesign und Vertrieb richten.
Wie finanziert ihr euch? Komplett über EXIST?
Für die Gründung und die ersten Investitionen haben wir neben dem Stipendium alle unsere Sparschweinchen „geopfert“. Ohne die privaten Einlagen wären wir nicht weitgekommen, da Investoren nicht wirklich in Sicht waren und auch die Banken erst einmal sehen wollten, in welche Richtung es mit KleePura geht. Aktuell und für die kommenden Jahre nutzen wir eine klassische Kreditfinanzierung bei der GLS Bank. Hinzukommen kleinere Förderprogramme, wie z.B. der Sächsischen Aufbaubank (SAB) und dem Bundesamt für Wirtschaft (BAFA).
Wer sind eure Unterstützer? Ihr seid ja bspw. nicht ohne Grund in der Gründungsschmiede der HTW Dresden angesiedelt, oder?
Durch das EXIST-Stipendium bekommt man gleichzeitig für 2 Jahre die Möglichkeit, die Infrastruktur der Hochschule weiter nutzen zu dürfen. In unserem Fall waren dies die Büroräume der Gründungsschmiede sowie der Zugang zu Laboratorien und technischem Equipment. Das hat uns unheimlich geholfen, da wir keine Büromiete oder teure Analysen bezahlen mussten.
Das ändert sich nun, da wir im Frühjahr aus der Gründungsschmiede ausziehen. In diesem Zusammenhang möchte ich ein großes Lob an die Mitarbeiter der Gründungsschmiede und von dresden-exists richten. So manche scheinbar unüberwindbare Hürde wurde mit deren fachkundiger Hilfe gemeistert – 1000 Dank dafür.
Was sind eure nächsten unternehmerischen Pläne?
Ein wichtiges Betätigungsfeld ist für uns immer noch die Forschung. Wir sind dabei, neue und vor allem ökologische Nährstoffdünger zu entwickeln. Damit soll unsere Produktpalette erweitert und auf individuelle Ansprüche unserer Kunden und Kundinnen eingegangen werden. Zukünftig wollen wir ein Primärproduzent für organische Düngemittel werden, der Lösungen für aktuelle und kommende Herausforderungen im Bereich der nachhaltig-ressourcenschonenden Pflanzenernährung bietet. Diese Thematik ist eng verbunden mit der Sicherstellung bzw. Produktion von Nahrungsmitteln für die menschliche Ernährung.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründern aus eigener Erfahrung?
Vieles steht und fällt mit den Vertriebsaktivitäten. Die Idee kann noch so innovativ oder das Produkt noch so toll sein, ohne der entsprechenden Akquise wird sich der unternehmerische Erfolg nicht einstellen. Auch wenn das Produkt oder die Verpackung oder was auch immer noch nicht perfekt sind, heißt das noch lange nicht, dass es den anderen da draußen nicht gefällt. Erst mit der Erfahrung im Vertrieb und dem Feedback eurer Kunden werdet ihr feststellen, was man noch besser machen könnte. Geht raus in die Welt und redet mit den Leuten!
Hier geht’s zu grünerdüngen bzw. zu KleePura
Das Interview führte Hans Luthardt
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AUDAVIS: Münchner KI-Start-up sichert sich 1,1 Mio.-Finanzierung
Das von Philipp Roebruck, Otrek Wilke und Benjamin Aunkofer gegründete AUDAVIS entwickelt eine KI-basierte Softwarelösung für die Jahresabschlussprüfung und die Qualitätssicherung von Finanztransaktionen.
Die 1,1-Mio.-Euro-Seed-Finanzierungsrunde wird vom High-Tech Gründerfonds (HTGF) als Lead-Investor angeführt. Neben Business Angel und Unicorn-Investor Martin Ostermayer beteiligen sich auch Privatinvestoren aus dem Investorennetzwerk von BayStartUP, einer der führenden Institutionen zur Unterstützung von Start-ups in der Frühphase.
Die Kapitalspritze ermöglicht AUDAVIS die Weiterentwicklung der Plattform „Artificial Auditor" und die Markterschließung im deutschsprachigen Raum. Außer Wirtschaftsprüfern sind auch große Unternehmen an der KI-gestützten Prüfung von Finanztransaktionen und Datenqualität interessiert. AUDAVIS hat mit seiner innovativen Cloud- und KI-Lösung bereits den Münchener Businessplan Wettbewerb 2024 von BayStartUP gewonnen.
Innovative Lösung für eine Branche im Umbruch
Die Wirtschaftsprüfungsbranche steht vor großen Herausforderungen: Strengere Regulierungen wie das FISG und die EU-APrR oder neue Nachhaltigkeitsanforderungen (ESG) treffen auf einen zunehmenden Fachkräftemangel. Ein Drittel der Wirtschaftsprüfenden ist älter als 60 Jahre. Sie tragen ein hohes Haftungsrisiko, müssen aber oft mit veralteten Tools wie Excel arbeiten und verbringen einen Großteil ihrer Zeit mit der Datenaufbereitung statt mit fachlichen Analysen. Gleichzeitig zeigt eine Umfrage des Instituts der Wirtschaftsprüfer, dass 91 Prozent der Expert*innen repetitive Tätigkeiten automatisieren oder durch KI unterstützen wollen, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
Finanzdatenprüfung mit mehr Transparenz und Effizienz
AUDAVIS begegnet dieser Entwicklung mit einer AI-as-a-Service (AIaaS)-Lösung und nutzt dafür modernste Cloud-Architekturen und künstliche Intelligenz, um vollständige Transparenz über Finanztransaktionen herzustellen.
Hinter AUDAVIS stehen drei erfahrene Gründer mit tiefgreifendem Branchen-Know-how: Philipp Roebruck (CEO) ist Wirtschaftsprüfer und war operativer Leiter eines deutschlandweiten Zentralteams für die Datenanalyse bei einer der so genannten Big4-Gesellschaften. Otrek Wilke bringt als CTO umfangreiche Erfahrung in Cloud-Architekturen, Data-Engineering und Cloud-Security mit. Benjamin Aunkofer verantwortet als Chief AI Officer sämtliche KI-Features und ist Experte für KI-Systeme – mit langjähriger Erfahrung in der Datenanalyse für die Jahresabschlussprüfung bei verschiedenen großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.
Die Plattform von AUDAVIS ermöglicht es Wirtschaftsprüfenden, Revisoren und CFOs, Risiken und Anomalien in Finanzdaten frühzeitig zu identifizieren und so regulatorischen Anforderungen besser gerecht zu werden. Der „Artificial Auditor“ fungiert dabei als ein KI-Co-Pilot, der die Prüfenden fachlich unterstützt und die Prüftiefe bis in jede einzelne Buchung signifikant erhöht.
Benjamin Aunkofer, Co-Founder von AUDAVIS: „Unser KI-System basiert auf mehreren Schichten und wird hochmodern als verteiltes Rechnen mit Federated Deep Learning umgesetzt. AUDAVIS ist damit ein wahres KI-Start-up, das echten volkswirtschaftlichen Nutzen und dank der Effizienzsteigerung der Prüfung auch betriebswirtschaftlichen Nutzen bringt.“ Johannes Dierkes, Investment Manager beim HTGF, ergänzt: „AUDAVIS hat großes Potenzial, sich zum Branchenstandard und Must-have-Tool für die Wirtschaftsprüfung mittels KI zu entwickeln. Wir freuen uns über solch spannende Deals aus dem starken Netzwerk von BayStartUP.“
AUDAVIS konnte auf dem Weg zur erfolgreichen Finanzierung auf die Unterstützung von BayStartUP zählen. „AUDAVIS zeigt eindrucksvoll, wie innovative Technologien bestehende Prozesse in einer Schlüsselbranche wie der Wirtschaftsprüfung revolutionieren können“, erklärt Dr. Carsten Rudolph, Geschäftsführer von BayStartUP. „Wir freuen uns, ein solches Startup auf seinem Weg unterstützen zu können und sind überzeugt, dass AUDAVIS mit seiner Lösung weitreichende Impulse setzen wird.“ AUDAVIS-CEO Philipp Roebruck ergänzt: „BayStartUP bietet jungen Start-ups in Bayern einen einzigartigen Zugang zum für sie relevanten Ökosystem. BayStartUP hat uns im Fundraising durch gezielte Intros und professionelles Coaching entscheidend auf unserem Weg zum Erfolg begleitet.“
Markteintritt steht bevor
Mit der Seed-Finanzierung wird AUDAVIS die erste Version seiner Cloud-und KI-Plattform auf den Markt bringen. Trotz seiner frühen Entwicklungsphase konnte das Start-up bereits Absichtserklärungen (LOIs) und Vorverträge im sechsstelligen jährlichen Umsatzwert (ARR) sichern. Darüber hinaus kooperieren die Münchner mit wichtigen Verbänden aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Revision und Finanzdaten-Transparenz.
Gründer*in der Woche: ApplyZ - Where is your Talk’n’Job?
Die ApplyZ-Gründer Markus Krampe und Philipp Mommsen wollen mit Talk‘n‘Job die Jobsuche durch sprachbasierte Bewerbungen vereinfachen – insbesondere für Mitarbeitende aus der Blue-Collar-Industrie.
In nur zwölf Monaten von null auf 150 Kund*innen bei rund einer Million Umsatz und monatlichen Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent. Schnell lernten Markus und sein Mitgründer Philipp auch die Schattenseiten von Hypergrowth kennen. Die Strukturen hielten dem explosiven Wachstum sowohl personell als auch infrastrukturell einfach nicht stand. Wie sie diese Phase gemeistert haben und welche Pläne sie mit ihrem Start-up verfolgen, liest du im Interview mit Markus.
Die traditionelle schriftliche Bewerbung samt Anschreiben und Lebenslauf hält sich hartnäckig. Wie entstand die Idee, einen anderen Weg zu gehen?
Ich war damals als Berater im Handel unterwegs und hörte auf einem Event, dass die Spracherkennungsgenauigkeit mittlerweile bei über 80 Prozent liegt – plötzlich war die Technik so weit, um ernsthaft eingesetzt zu werden. Gleichzeitig wusste ich, dass es Technologien gibt, die Lebensläufe und Jobprofile abgleichen, und dass KI-Tools, die mit Matching-Algorithmen die unstrukturiertesten Daten, auch gesprochene, verarbeiten können, immer besser werden.
Da kam Philipp und mir die Idee: Das könnte die Grundlage für das erste echte KI-Tool im B2C werden. Die Kandidaten können sich selbst vorstellen, das wird direkt mit Jobprofilen abgeglichen, und die Kandidaten können das Ergebnis mit ihrer eigenen Person abgleichen. Also keine Spielerei wie „Alexa, mach das Licht an“, sondern ein echtes Werkzeug für alle, das den gesamten Bewerbungsmarkt neu gestalten kann. Damals haben wir dann aber schnell gemerkt, dass die Blue-Collar-Industrie großes Potenzial hat und der Markt eine Lösung braucht, die auch ohne komplexe Lebensläufe und entsprechende Technologie auskommt. Es muss nur einfach sein und zu 100 Prozent funktionieren.
Wie sah die Reise mit Talk’n’Job bisher aus?
Zur Umsetzung unserer Idee zu Talk’n’Job kam es, als ich nach einem Radunfall in der Reha lag und nichts Weiteres tun konnte. Da hatten Philipp und ich uns dann entschlossen, dass wir den Moment ergreifen müssen: einfach machen, statt weiter zu warten. Unser erster großer Kunde war REWE, und das hat uns den Antrieb gegeben, den Markt weiterzuentwickeln. Anfang 2021 hatten wir gerade eine Seed-Finanzierung bekommen, kurz vor dem Lockdown.
Da standen wir nun: Sollen wir pausieren? Nein, wir haben die Organisation ausgebaut, unsere Technik entwickelt und nach dem Lockdown den vollen Fokus auf Marketing und Vertrieb gesetzt. Das große Ziel war von Anfang an, international zu skalieren, weil der Bedarf weltweit vergleichbar ist. Ende 2022 gingen wir dann direkt mit dem German Accelerator in die USA. Doch ohne weiteres Kapital mussten wir das bald zurückfahren und uns auf unsere deutschen Großkunden und die wichtigsten Channels konzentrieren. Heute profitieren wir von dieser Basis und integrieren uns verstärkt in Systeme wie SAP, um für die Zukunft breit aufgestellt zu sein und schneller wachsen zu können.
Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent monatlich sind außergewöhnlich. Was bedeutet eine solche Hypergrowth-Phase für ein junges Unternehmen?
Hypergrowth klingt immer toll, aber die Realität ist anspruchsvoll. Wir hatten Phasen mit Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent pro Monat – was auf Dauer natürlich unmöglich zu halten ist, vor allem als kleines Team mit nur 13 Leuten. Ende des ersten Jahres hatten wir die Millionenmarke erreicht, dann kam aber der Moment, in dem wir uns auf Bestandskunden fokussieren mussten, um die Qualität zu sichern. Wir waren plötzlich für 150 Kunden verantwortlich, und das geht nicht ohne Service und Kundenbetreuung, vor allem ohne zusätzliches Kapital.
Die schnelle Skalierung kam durch konsequente Vertriebs- und Marketingmaßnahmen. Nur mit diesen Maßnahmen und unserem sensationellen Investor Daniel Papst im Rücken, der an unsere Idee glaubt und uns unterstützt, konnten wir wachsen. Das Vertrauen von unserem Investor hat es uns jedoch auch ermöglicht, in den schwierigen Phasen die Ruhe zu bewahren und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Was würdest du anderen Gründer*innen als Learning aus dieser Zeit mitgeben?
Der einzige Weg ist nach vorne. Rückblickend gibt es wenig, das wir anders gemacht hätten. Man muss Erfolge liefern, sich beweisen und zeigen, dass das Geschäftsmodell tragfähig ist. Wichtig ist es, einen Investor zu haben, der den Rücken freihält – so jemanden zu finden, ist entscheidend.
Offensichtlich ist KI ein Teil eures Produkts, und ihr habt den Trend um Natural Language Processing früher als andere gesehen – wie positioniert ihr euch im aktuellen Hype Cycle?
Wir haben uns einen Anwendungsfall überlegt, der auf Natural Language Processing basiert und eine sprachgesteuerte Bewerbungsmöglichkeit bietet. Das Produkt ist einzigartig und setzt neue Standards. Ich sehe uns als Vorreiter, die einen Markt geschaffen haben, den es so noch nicht gab. Wichtig für uns ist, dass wir KI nur dort nutzen, wo es auch wirklich sinnvoll und es kein Selbstzweck ist. Das Ziel ist, dass unsere Lösung mittelfristig zum Synonym für einfache, barrierefreie Bewerbungen wird – wie E-Mails für die Kommunikation. Das wird sich langfristig durchsetzen, und wir sind dafür gut aufgestellt.
Ihr fokussiert euch auf Blue-Collar-Arbeitende, also Produzierende aus Industrie und Handwerk. Warum gerade diese Zielgruppe?
Für Blue-Collar gibt es einen echten Bedarf an einem unkomplizierten Bewerbungsprozess. Es geht hier weniger um Lebensläufe und Karrierestationen, sondern darum, schnell und einfach die notwendigen Informationen zu vermitteln. Der Markt ist riesig, und die Konkurrenz konzentriert sich überwiegend auf White-Collar. Daher wollten wir vorerst nicht in den überfüllten Markt für Knowledge Worker einsteigen. Ich zähle mich nicht zu den schlauesten Menschen der Welt, daher mache ich es mir auch gern einfach: Ein gutes Produkt entwickelt man dort, wo die Nachfrage groß ist und die Konkurrenz überschaubar.
Was siehst du im Hinblick auf Arbeitsmarkttrends, was andere Unternehmen und Unternehmer*innen vielleicht noch nicht verstanden haben?
Im Blue-Collar-Bereich darf es keine unnötigen Hürden geben. In Zeiten des Fachkräftemangels werden gute Arbeiter überall und in allen Ländern gesucht – Tendenz steigend. Um der immer weiterwachsenden Nachfrage entgegenzukommen, müssen Bewerbungsverfahren einfach und barrierefrei sein, sonst nutzt die Zielgruppe sie nicht. Wir durchbrechen durch unsere Technologie gleich mehrere Barrieren auf einmal – vor allem Sprachbarrieren. Unsere sprechenden Avatare sprechen jede Sprache und können in allen Branchen und Unternehmensgrößen eingesetzt werden.
Wohin entwickelt sich der HR-Tech-Markt und wie positioniert ihr darin Talk’n’Job?
Der Markt geht eindeutig in Richtung Konsolidierung. Es gibt immer mehr Start-ups im HR-Tech-Bereich, und die besten von ihnen werden in eine größere Struktur eingebunden werden. Unser Ziel ist es, in diesem Prozess ein Category Killer zu werden, das heißt, die führende Marke für sprachgesteuerte Bewerbungen und damit einen komplett neuen Markt zu schaffen.
Was ist dein Traum für Talk’n’Job?
Mein Traum? Wenn man in fünf Jahren in irgendeine Kneipe auf der Welt geht, um sich dort zu bewerben, und direkt fragt „Where is your Talk’n’Job?“, und damit eine einfache Bewerbungsmöglichkeit unterstellt. Wir wollen, dass sprachgesteuerte Bewerbungen so alltäglich und selbstverständlich werden, wie es früher die schriftliche Bewerbung war. Kurz gesagt, unser Ziel ist es, weltweit einen Standard für barrierefreie Bewerbungsverfahren zu setzen.
Markus, danke für deine Insights
Es gibt keine schlechten Zeiten für gute Ideen!
Welches sind die größten Hürden, die Gründer*innen und junge Start-ups aktuell zu meistern haben? Was muss jetzt an welcher Stelle geschehen, um unser Start-up-Ökosystem nachhaltig zu stärken?
Dazu im Interview: Prof. Dr. Tobias Kollmann – Entrepreneur, Inhaber des Lehrstuhls für Digital Business und Digital Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen sowie Speaker und Moderator für Digitale Transformation und Digital Leadership.
Welchen zentralen Herausforderungen haben sich Gründer*innen und junge Start-ups 2024 in Deutschland stellen müssen?
Nach dem stetigen Aufwärtstrend der letzten Jahre war das Jahr 2024 für viele junge Unternehmen in Deutschland eher durch eine Stagnation geprägt. Die durchschnittliche Anzahl an Mitarbeitenden pro Start-up ist gesunken, der Absatz stotterte im Zusammenhang mit einer lahmenden Konjunktur und die gesamtpolitische Unsicherheit beeinträchtigte das Finanzierungsumfeld für risikoreiche Ideen. Zudem sahen sich auch die Gründer*innen mit steigenden Betriebskosten konfrontiert, sei es durch Energiepreise, Löhne oder Softwarekosten. Auch der Fachkräftemangel war erneut ein Thema und gerade kleine Teams mussten kreative Lösungen finden, um qualifiziertes Personal zu gewinnen oder zu halten. Insgesamt war 2024 also eher ein Jahr der Konsolidierung und der Konzentration auf Effizienz und Profitabilität statt Marktwachstum.
Inwieweit hat sich die Lage des deutschen Start-up-Ökosystems dadurch verschlechtert?
Die Summe dieser Herausforderungen hat das deutsche Start-up-Ökosystem in seiner Dynamik etwas gebremst. Ohne dass es schon die genauen Zahlen für das Gesamtjahr gibt, waren es in 2024 gefühlt weniger Gründungen, mehr Insolvenzen und die Zahl der erfolgreichen Skalierungen ist zurückgegangen. Viele Start-ups mussten ihre Wachstumspläne reduzieren, da ihnen die finanziellen Mittel oder personellen Kapazitäten fehlten. Zudem zeigt sich, dass der internationale Wettbewerb für deutsche Start-ups, gerade auch in dem Zukunftsfeld der künstlichen Intelligenz, immer härter wird. DSGVO und der EU-AI-Act bremsen unsere Innovationsgeschwindigkeit, während die Konkurrenz aus den USA und Asien schon wieder die zentralen KI-Plattformen aufbauen, an denen wir dann nur noch schwer vorbeikommen werden. Die Geschichte scheint sich hier zu wiederholen.
Welche positiven Entwicklungen konnten Sie 2024 beobachten?
Trotz der genannten Schwierigkeiten gab es aber auch ermutigende Entwicklungen. Besonders hervorzuheben ist die zunehmende Bedeutung von Impact-Start-ups. Green Economy und Social Entrepreneurship haben 2024 die zugehörigen nachhaltigen und sozial-orientierten Geschäftsmodelle in den Fokus gerückt. Viele junge Unternehmen haben bzw. wollen innovative Lösungen entwickelt, um den Herausforderungen des Klimawandels und der gesellschaftlichen Ungleichheit zu begegnen. Das kann und muss man zwar begrüßen, nur müssen diese Lösungen auch wirtschaftlich tragbar sein und den Start-ups die Grundlage zum eigenen Überleben geben. Das wird sich noch ebenso zeigen müssen, wie die spannenden Impulse im DeepTech-Bereich. Wir haben eine starke Forschungslandschaft – wenn wir es schaffen, deren Ergebnisse in marktfähige Innovationen zu transformieren, ist das ein wertvolles Asset für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Damit zum Ausblick aufs neue Jahr: Was muss sich an welcher Stelle bewegen oder ändern, um weitere positive Entwicklungen in Gang zu setzen?
Laut dem Startup Monitor 2024 erwarten die Start-ups von der Politik, dass es Fortschritte bei der Digitalisierung der Verwaltung gibt und die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts vorangebracht wird, was u.a. auf die vereinfachte Beschäftigung von ausländischen Fachkräften abzielt. Ein Dauerbrenner ist aber auch weiterhin der Abbau von Bürokratie, damit sich die Start-ups mehr auf die Entwicklung ihrer Innovationen konzentrieren können. Ferner brauchen wir eine klare Überarbeitung und Vorgabe der Leitplanken aus der DSGVO und dem EU-AI-Act, um datenintensive Anwendungen und Entwicklungen für die künstliche Intelligenz auch in unseren Breitengraden zu etablieren. Gerade hier wird auch im Jahr 2025 eine zentrale Musik gespielt werden.
Wir brauchen zudem wieder eine ermutigende Förderpolitik, bei dem die Zuschüsse nicht wie zuletzt beim INVEST-Programm gekürzt, sondern erhöht werden. Wir brauchen steuerliche Anreize für die gemeinsame Entwicklung von Innovationen zwischen Start-ups und den großen Corporates.
Auch sollten wir endlich anerkennen, dass die Investitionen von Business Angels kein reines Privatvergnügen sind, sondern risikoreiche Investitionen in die Zukunft der Unternehmenslandschaft in Deutschland. Entsprechend sollten diese Investitionen in vollem Umfang vom Staat gespiegelt werden, um Anreize für die Mobilisierung dieses privaten Kapitals zu schaffen.
Wir brauchen aber auch einen Wandel bzw. Erkenntnisgewinn auf der Investorenseite, dass die ewige Suche nur nach dem einen vermeintlichen Unicorn nicht immer die einzig gewinnbringende Strategie für das Portfolio ist. Vielleicht sind Investitionen in die Horses, Cows und Zebras auch wertvoll und im Ausfallrisiko geringer und in den Renditen stabiler. Vielleicht sollte man hier also neben einem höher, schneller und weiter auch mal auf ein robuster, nachhaltiger und beständiger schauen.
Aber auch von den Gründer*innen wünsche ich mir einen resilienteren Umgang mit den Herausforderungen sowie die Bereitschaft, international zu denken und zu handeln. Die Generation Z kommt jetzt ins beste Gründungsalter und deren immer wieder unterstellte „Angst vor der Zukunft“ darf nicht zum Bremsklotz für die eigene Unternehmensgründung werden, sondern muss eher ein Antrieb sein, um diese unsichere Zukunft selbst zu gestalten.
Was wollen Sie Gründer*innen und jungen Start-ups für 2025 mit auf den Weg geben?
Auch für 2025 gilt: Es gibt keine schlechten Zeiten für gute Ideen! Innovation entsteht oft gerade in Zeiten der Unsicherheit oder sie können genau den Zeitgeist bedienen, der gerade gegeben ist. Wer also Risiken bewusst eingeht und sich auf kurzfristige Chancen und langfristige Werte konzentriert, kann weiterhin erfolgreich sein. Zudem sollten die Gründer*innen die vielfältigen Ressourcen nutzen, die auch das Start-up-Ökosystem in Deutschland zu bieten hat. Dabei braucht man keine Hemmungen zu haben, um auch um Hilfe oder Feedback zu bitten. Wir haben in Deutschland vielleicht gewisse Rahmenbedingungen, die nicht so start-up-freundlich sind wie in anderen Regionen der Welt, aber gemeinsam können und müssen wir wieder wirtschaftlich wachsen. Dafür brauchen wir gerade die Innovationen aus der Start-up-Szene! Auch wenn es woanders einfacher erscheint, nirgendwo ist es im Moment wichtiger als bei uns, ein neues Unternehmen zu gründen.
Danke, Prof. Kollmann, für Ihre Ein- und Ausblicke
Das Interview führte Hans Luthardt
vialytics: 8 Mio. Euro für intelligente Straßenmanagementsysteme
2018 gründeten Patrick Glaser, Achim Hoth und Danilo Jovicic-Albrecht ihr SaaS-Start-up vialytics und verfolgen seitdem mit ihren 100 Mitarbeitenden einen ambitionierten Wachstumskurs. Nächste Meilensteine sind das Erreichen der Gewinnzone und organisches Wachstum.
Vialytics, das international führende SaaS-Start-up für intelligente Straßenmanagementsysteme, sichert sich eine weitere Finanzierungsrunde. Insgesamt 8 Millionen Euro werden aufgelegt, mit Acton Capital als Lead Investor und weiterer Unterstützung der Bestandsinvestoren EnBW New Ventures, Statkraft Ventures und Scania Growth Capital.
Vialytics-CEO Patrick Glaser erklärt: „Es ist großartig, dass wir Acton Capital als neuen, starken Investor an unserer Seite haben. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit. Unser Ziel ist es, bis ins Jahr 2030 jeden Aspekt des ganzheitlichen Infrastrukturmanagements in einem System anzubieten und über 400.000 Straßenkilometer weltweit mit vialytics abzudecken. Diese Distanz entspricht ungefähr der Entfernung von der Erde zum Mond. Wir befinden uns auf einem vielversprechenden Weg.“
Mit vialytics können kommunale Straßen- und Tiefbauämter Straßenzustände und -inventar einfach und effizient per Smartphone-App im Vorbeifahren erfassen. Im Web-System werden dann alle notwendigen Maßnahmen zur Erhaltung und Unterhaltung der Straßen und Wege erfasst und geplant. „Vialytics bietet eine innovative Lösung, die fortschrittliche Bilderkennungsfunktionen mit moderner Software in einer ganzheitlichen Plattform für das Management von Straßeninfrastruktur vereint. Das Team hat bewiesen, dass es Kommunen in ganz Europa und den USA einen greifbaren Mehrwert bietet. Wir freuen uns darauf, vialytics auf dem weiteren Wachstumskurs zu unterstützen“, sagt Dominik Alvermann, Managing Partner bei Acton Capital. „Es gibt ein enormes Potenzial, den öffentlichen Sektor durch den Einsatz von guter Software und cleverer KI effizienter zu machen. Genau hier setzt vialytics an.“
Nach dem erfolgreichen Markteintritt in die USA im vergangenen Jahr will CEO Patrick Glaser mit seinen 100 Mitarbeitenden jetzt mit den neuen Mitteln die finanzielle Basis des Unternehmens stärken. Im nächsten Schritt soll vialytics in die stabile Gewinnzone gebracht werden und organisch wachsen. Das Kernprodukt der automatischen Straßenzustandserfassung werde stetig weiterentwickelt. Neue Funktionen, wie eine intelligente Haushaltsplanung oder die Erweiterung zur automatischen Schadensanalyse von Verkehrszeichen, sind jüngst implementiert worden.
Mithilfe der Smartphone-App werden komplexe Zustandsdaten generiert, die die integrierte künstliche Intelligenz (KI) auf Beschädigungen auswertet. Aus den Ergebnissen lassen sich im browserbasierten Web-System alle weiteren Abläufe zum Erhalt und Unterhalt der Infrastruktur planen und umsetzen. Statt Kommunikations-Wirrwarr mit Medienbrüchen bewegen sich alle beteiligten Ämter nun auf einer einzigen Plattform, mit der die erfassten Daten immer aktuell und in transparenten Prozessschritten verarbeitet werden.
Laut Angaben des Start-ups halten über 500 Kommunen in sieben Ländern ihre Straßen mit dem vialytics System instand. „Jede Bürgerin und jeder Bürger möchte in lebenswerten Städten und Gemeinden wohnen. Unser Straßenmanagementsystem hilft, Straßen effizienter zu verwalten und das meiste aus dem kommunalen Haushalt herauszuholen", erklärt Patrick Glaser. „Es gibt aktuell keine Software, die den kommunalen Anforderungen gerechter wird.“
Gen-Z-Studie zur Vier-Tage-Woche
Die Studie zeigt: 4 Tage arbeiten, 80 Prozent Gehalt: Die meisten Gen-Z-ler würden dafür den Job wechseln.
Drei von vier Gen-Z-Arbeitnehmer*innen würden ihren Job für eine Vier-Tage-Woche wechseln – selbst bei einem reduzierten Gehalt. Das zeigt eine neue Studie von BuchhaltungsButler in Zusammenarbeit mit DataPulse Research. Die Vier-Tage-Woche ist nicht mehr nur ein Zukunftsmodell, sondern gewinnt insbesondere bei der jungen Generation zunehmend an Bedeutung. 75 % der Gen Z wären bereit, ihren aktuellen Job für eine Vier-Tage-Woche aufzugeben – selbst bei einem Gehaltsrückgang auf 80 % des bisherigen Einkommens. Diese Ergebnisse verdeutlichen die wachsende Relevanz flexibler Arbeitszeitmodelle im Kampf um talentierte Fachkräfte.
Die Vier-Tage-Woche als Schlüssel zur Attraktivität für junge Talente
In Zeiten von verstärktem Fachkräftemängel und schwachem Wirtschaftswachstum in Deutschland müssen sich Unternehmen mehr denn je als attraktive Arbeitgeber*innen positionieren. Zeitgemäße Arbeitszeitmodelle werden dabei immer wichtiger. Unsere aktuelle Umfrage beleuchtet, wie viel Arbeit moderne Arbeitnehmer*innen wirklich möchten. Während frühere Studien darauf hinweisen, dass viele deutsche Arbeitnehmer*innen weniger arbeiten möchten bei gleichem Gehalt, zeigt unsere Studie deutliche Altersunterschiede in der Wertschätzung einer Vier-Tage-Woche auf:
- 75 % der Gen Z würden für eine Vier-Tage-Woche den Job wechseln – selbst bei 80 % des Gehaltes. Bei den über 45-Jährigen lag die Quote nur etwa bei 40 %.
- 24 % der Befragten arbeiten bereits in Unternehmen, die die Vier-Tage-Woche vollständig, teilweise oder auf Testbasis eingeführt haben. Unter Arbeitnehmer*innen zwischen 18 und 44 Jahren liegt der Anteil sogar bei einem Drittel.
- 60 % derjenigen mit praktischer Erfahrung berichten von einer positiven Wirkung auf das Betriebsklima.
“Wir sehen die 4-Tage-Woche als eine wichtige Voraussetzung, um im Wettbewerb die jungen Talente anzuziehen und zu halten”, bestätigt HR-Expertin Marie Møgelvang, CHRO beim dänischen Marktführer für Buchhaltungssoftware "e-conomic" und Beirat des deutschen Buchhaltungssoftware-Start-ups BuchhaltungsButler.
Wer wurde befragt?
BuchhaltungsButler hat im November 2024 über 1.000 deutsche Vollzeitbeschäftigte aus verschiedenen Branchen und Unternehmensgrößen zur Vier-Tage-Woche befragt. Die Teilnehmenden waren mindestens 18 Jahre alt und in Bereichen wie Einzel- und Großhandel, Produktion, Gesundheitswesen, Bauwesen, Finanzbranche, Dienstleistungen, IT, Bildung, Landwirtschaft und Medien tätig.
Positive Erfahrungen und hohe Testbereitschaft
Die Mehrheit derjenigen, die bereits eine Vier-Tage-Woche erleben, berichtet von einer verbesserten Stimmung im Betrieb. 86 % der insgesamt Befragten möchten die Vier-Tage-Woche zumindest testen, wobei der Wunsch in der Altersgruppe von 18 bis 24 Jahren mit 97 % am höchsten ist.
Die Zukunft der Arbeit liegt in flexiblen Modellen
Die Studie bestätigt, dass viele Arbeitnehmer*innen flexible Arbeitszeitmodelle attraktiv finden und bereit sind, dafür auch Gehaltseinbußen in Kauf zu nehmen. Besonders die Gen Z zeigt ein starkes Interesse an der Vier-Tage-Woche, was für Unternehmen bedeutet, dass sie ihre Arbeitsmodelle anpassen müssen, um im Wettbewerb um junge Talente bestehen zu können.
Gigs: 73 Mio. US-Dollar für Betriebssystem für Mobilfunkdienste
Gigs, das Betriebssystem für Mobilfunkdienste, gab heute den Abschluss einer Serie-B-Finanzierung in Höhe von 73 Mio. USD bekannt. Das Kapital soll Gigs Innovationen im Telekommunikationsbereich weiter vorantreiben.
Die Runde wurde von Ribbit Capital angeführt. Alle bestehenden Investoren, darunter Googles Gradient, YC und Speedinvest, beteiligten sich ebenfalls an der Runde. Mit der Finanzierung wird Gigs seine internationale Präsenz erweitern und das Produktangebot für Tech-Unternehmen weiter ausbauen. Dies soll es mehr Tech-Unternehmen ermöglichen, Innovationen im Telekommunikationsbereich voranzutreiben, ihren Kund*innen einen größeren Mehrwert zu bieten und neue, wiederkehrende Umsatzströme zu erschließen.
Gigs, 2020 von Hermann Frank und Dennis Bauer gegründet, ist ein Betriebssystem für Mobilfunkdienste, das es Technologieunternehmen ermöglicht, Konnektivität nahtlos innerhalb weniger Wochen in ihre Angebote zu integrieren. Durch die Bündelung von Mobilfunktarifen und Reisedaten mit ihren Kernservices können Gigs-Kund*innen die Kund*innenbindung erhöhen und mit digitalen Mobilfunkerlebnissen, die echten Mehrwert für Verbraucher*innen schaffen, eine neue, wiederkehrende Einnahmequelle erschließen.
Der „Walled Garden“ der Telekommunikationsbranche
Vor Gigs blieb die Telekommunikationsbranche aufgrund hoher Eintrittsbarrieren innovativen Markteinsteigern lange verschlossen. Neue Anbieter mussten jahrelang zähe Verhandlungen mit den Netzbetreibern auf sich nehmen und zehntausende Stunden Entwicklungszeit investieren, um sich im unübersichtlichen Flickenteppich aus Einzweck-Anbietern mit veralteten und fragmentierten Betriebssystemen zurechtzufinden. Entwicklerteams mussten sich mit umständlichen, instabilen und inkohärenten APIs von mehreren Netzbetreibern herumschlagen, das an die Entwicklung von Technologie aus den frühen 2000er Jahren erinnert. Und das alles, um nur in einem einzigen Markt zu starten.
Darüber hinaus mussten neue Anbieter Verbindlichkeiten von mehr als 100 Millionen US-Dollar im Voraus zusagen, um überhaupt wettbewerbsfähige Konditionen und priorisierten Netzwerkzugang zu erhalten, noch bevor sie einen einzigen Tarif verkauften. Diese operativen und Kapitalkosten ließen sich kaum amortisieren und banden Unternehmen an netzwerkspezifische Investitionen, was sowohl die Skalierbarkeit als auch die Gewinnmargen erheblich beeinträchtigte.
Selbst Unternehmen, die diese Herausforderungen bewältigen konnten, waren mit den schleppenden und bürokratischen Prozessen der Netzbetreiber konfrontiert, die langfristige Optimierungen verhinderten. Jegliche Ambitionen, das Angebot international zu expandieren, bedeuten, den gesamten Prozess mit jedem einzelnen Netzbetreiber zu wiederholen – eine unzumutbare Aufgabe für Technologieplattformen, die Telekommunikation nicht als ihr Kerngeschäft betrachten.
Infolgedessen fehlt der Tech-Branche die Infrastruktur und die Tools, um sich ans globale Telekommunikationsnetzwerk anzuknüpfen, wie es in anderen Bereichen wie Hosting und Zahlungsabwicklung längst selbstverständlich ist.
Demokratisierung des Mobilfunkmarktes
Gigs demokratisiert den Zugang zur Mobilfunkbranche grundlegend. Die Mission des Unternehmens ist es, sowohl die Start- als auch die laufenden Kosten eines Handyvertrages gen null zu senken. Das Betriebssystem von Gigs ermöglicht es Technologieunternehmen, ihre eigenen Handytarife auf Premium-Netzwerken weltweit innerhalb von Wochen zu starten – und das alles über eine einzige Integration. Dadurch entfällt der Aufwand, große Teams von Telekommunikationsingenieuren einzustellen, Compliance-Auflagen zu erfüllen oder mehrere Anbieter und Plattformen zu verwalten. Gigs End-to-End-Plattform stellt aus einer Hand alles bereit – einschließlich Premium-Netzzugang, einer erstklassigen API, einem gehostetem Checkout, einer Zahlungslösung mit integrierter Steuerberechnung, einer Vertragsmanagement- und Analyseplattform sowie KI-gestütztem Kund*innenservice. So eliminiert Gigs die Komplexität, die Time-to-Market und die Kosten für Tech-Unternehmen, die Mobilfunkdienste in ihre digitalen Produkte integrieren möchten.
Um sicherzustellen, dass Kund*innen einen Wettbewerbsvorteil behalten und modernste Tarife mit höchster Kund*innenzufriedenheit und niedrigsten Betriebskosten weltweit anbieten können, automatisiert Gigs kontinuierlich alle Aspekte seines Geschäfts. Damit wird Telekommunikation erstmals auch für Tech-Unternehmen zugänglich, die mit modernen Tools und leistungsstarken Plattformen arbeiten wollen.
Hermann Frank, Co-Founder und CEO bei Gigs: „Wir glauben, einen Handyvertrag abzuschließen sollte so einfach sein wie ein Uber zu bestellen, und nicht so kompliziert wie ein Auto zu leasen. Doch die Realität sieht anders aus: Handyverträge sind veraltet, eindimensional und schlichtweg unattraktiv. Extrem hohe Eintrittsbarrieren haben Innovationen in dieser Branche viel zu lange verhindert. Mit Gigs können Technologieunternehmen diese Innovationen ihren Nutzern zugänglich machen. Gigs beseitigt diese Hürden, indem es Unternehmen die Möglichkeit gibt, Handyverträge direkt über ihre Apps zu vertreiben und Mobilfunk zu einem zentralen, maßgeschneiderten Bestandteil jedes digitalen Produkts zu machen. Ribbit hat eine beeindruckende Erfolgsbilanz bei der Umwälzung von Märkten mit trägen Platzhirschen. Als die Gelegenheit kam, unsere Series-B-Runde zu anzuführen, war es für uns selbstverständlich, einzusteigen.“
Dennis Bauer, Co-Founder und President bei Gigs: „Seit unserem Start im Jahr 2020 hat Gigs seinen jährlich wiederkehrenden Umsatz signifikant gesteigert und sich als eines der am schnellsten wachsenden B2B-Unternehmen weltweit etabliert. Führende Technologieunternehmen mit großen, hochaktiven Nutzergruppen – darunter schnell wachsende Neobanken wie Nubank und Wealthsimple sowie einschlägige HR-Plattformen, Reiseunternehmen und Smartphone-Hersteller – nutzen die Plattform von Gigs, um Mobilfunkverträge in ihre Produktpalette zu integrieren und einzigartige, nahtlose Kundenerlebnisse zu schaffen. Mit spannenden Produktneuerungen und neuen Vorzeigekunden wird Gigs im Jahr 2025 weitere innovative Tech-Unternehmen dazu ermutigen, ihre eigenen Handytarife zu starten.“
Jordan Angelos, General Partner bei Ribbit Capital: „Mobile Kommunikation gehört, ähnlich wie Bankdienstleistungen, zu den weltweit am häufigsten genutzten Verbraucherservices, nimmt jedoch stets bei der Kundenzufriedenheit die hintersten Plätze ein. Gigs ergreift die einmalige Gelegenheit, den über 1 Billion Dollar schweren Mobilfunkmarkt zu revolutionieren. Handyverträge dienen als ultimatives Bindemittel, mit dem innovative Brands ihre Kundenerlebnisse digitalisieren und verbessern können. Wir sind beeindruckt von der Vision, der Umsetzung und dem globalen Momentum des Teams und freuen uns, Gigs auf dieser Reise zu begleiten.“
Gigs 2020 beschäftigt heute über 90 Mitarbeiter*innen in den USA und Europa.
NAO: WealthTech-Start-up erhält 3,4 Mio. Euro in Seed-Finanzierungsrunde
Das 2022 von Robin Binder, Philipp Nowakowski und Amel Hasanovic gegründete NAO ist eine App-basierte Co-Investment-Plattform für Alternative Investments. Das frische Kapital stammt von verschiedenen Family Offices, Privatinvestoren sowie Bestandsinvestoren, unter anderem von FinTech-Urgestein Jakob Schreyer vom VC ZEITGEIST X Ventures, und soll der Weiterentwicklung der Plattform sowie der Expansion dienen.
NAO, 2022 in Berlin gegründet, ist eine neuartige Co-Investment-Plattform – das "Family Office für die Hosentasche". Die Mission des Gründerteams um Robin Binder, Philipp Nowakowski und Amel Hasanovic ist es, die Geldanlage zu liberalisieren und Menschen beim langfristigen Vermögensaufbau zu unterstützen. In der NAO-App finden Anleger*innen Anlagemöglichkeiten, die bislang nur einer kleinen Finanzelite zugänglich waren. NAO kooperiert mit renommierten Banken und Assetmanager*innen wie der Baader Bank, Chartered Investments, FERI, UniCredit, UBS und Vontobel.
NAO-Mitgründer und CEO Robin Binder erklärt: „Jeder sollte so einfach in alternative Anlageklassen wie Private Equity investieren können wie in Aktien oder ETFs. Daher haben wir den ersten Broker für Private und Alternative Investments entwickelt. Das Vertrauen unserer Investoren hilft uns, unsere Vision wahr werden zu lassen. Mit der Finanzspritze wollen wir noch mehr Top-Assetmanager als Partner gewinnen, unsere Kundenbasis international ausbauen und mit unserer Technologie einen bisher illiquiden Markt liquide machen.“
„Alternative Investments sind das Brot-und-Butter-Geschäft erfolgreicher Investoren. NAOs Ansatz, Private-Market-Investments mit der Funktionalität und User Experience führender Neobroker zu kombinieren, ist eine geniale und überfällige Idee. Ich bin überzeugt, dass NAO mit seinem ‘digital-first’-Ansatz ein völlig neues Potenzial in der Generation der ‘finanziellen Selbstentscheider’ entfaltet“, erläutert Investor und FinTech-Urgestein Jakob Schreyer (orderbird) vom VC ZEITGEIST X Ventures. „Der bisherige Track Record des NAO-Teams ist wirklich beeindruckend. Ich bin stolz, diese Pionierarbeit seit der ersten Stunde mit ZEITGEIST X zu unterstützen und freue mich auf die nächsten Meilensteine.“
Ausbau der Plattform um neue Produkte und Europa-Expansion
Das auf Private- und Alternative-Market-Investments spezialisierte Berliner Unternehmen ist seit Mitte 2023 am deutschen Markt aktiv und seit August 2024 in Österreich. Mittlerweile nutzen laut Angaben des Start-ups mehrere tausend Kund*innen die Investment-App von NAO und legen im Schnitt zirka 10.000 Euro an. Das frische Kapital soll der Weiterentwicklung der Plattform, Vertiefung des Produktangebots und dem weiteren Kund*innenwachstum dienen. Auch die Expansion in weitere europäische Märkte steht auf der Roadmap.
Gründer*in der Woche: Anue – per perfect Match zum Studium
Das Berliner Start-up Anue ist angetreten, um angehende Studierende in nur zehn Minuten mit dem idealen Studienangebot zu matchen.
Angesichts der hohen Studienabbruchquoten in Deutschland stellt sich die Frage: Wie können angehende Studierende besser unterstützt werden? Das Berliner Start-up Anue hat eine Lösung entwickelt: Mit einem innovativen Matching-System finden angehende Studierende in nur zehn Minuten das für sie ideale Studienangebot in Deutschland.
Wie kann das funktionieren? Die Anue-Plattform durchforstet dabei die mehr als 26.000 Studienangebote in Deutschland. Entsprechend erscheint Nutzer*innen, bevor sie mit dem Fragebogen starten, über dem ersten Textfeld der Hinweis: 26.100 verbleibende Matches. Mit jeder beantworteten Frage reduziert sich die Zahl der Auswahlmöglichkeiten, und die Nutzer*innen kommen ihrem perfekten „Match“ näher. Der Fragebogen beginnt mit der Kategorie „Was und Wie?“:
Die Plattform stellt Fragen zum Schulabschluss, dem gewünschten Studienbeginn oder der Abiturnote. Anschließend folgen Fragen zur Umgebung (bevorzugt man eine ländliche Umgebung oder eine Großstadt), zum Standort (u.a. ob ein Ort mit viel oder wenig Nachtleben bevorzugt wird), sowie Fragen zur finanziellen Situation (z.B. wie viel Geld für die Miete zur Verfügung steht).
Der Prozess dauert etwa zehn Minuten. Sobald alles ausgefüllt ist, erhält man eine Übersicht der „Matches“ – inklusive des „besten Matches“, also des am besten passenden Studienangebots in Deutschland, maßgeschneidert auf die im Fragebogen angegebenen Präferenzen. Anue bereitet die Nutzer*innen anschließend auf die Bewerbung vor, erstellt Checklisten und Deadlines und begleitet sie bis auf das Bewerbungsportal der Hochschule.
Mehr Licht in den Uni-Dschungel
„Mit Anue machen wir den Unterschied und sorgen dafür, dass junge Menschen die bestmögliche Entscheidung für ihre Zukunft treffen – ohne endlose Pro- und Contra-Listen, ohne Zweifel“, sagt Gründer Marvin Zornig. Er ist der Kopf hinter der Plattform. Wie kam er zu dieser Idee? 2020 saß der damals 29-Jährige an seiner Masterarbeit für einen Marketing-Master an der Universität St. Gallen, während seine Partnerin nach einem passenden Masterstudiengang in Psychologie suchte.
Zehn Tage quälte sie sich, so beschreibt es Marvin, durch ein scheinbar unendliches Angebot – und kam ihrer Entscheidung keinen Schritt näher. Neugierig geworden, recherchierte
Marvin die Anzahl aller Masterstudiengänge in Psychologie in Deutschland: 334 Optionen gab es zu diesem Zeitpunkt. Kein Wunder, dass einem das die finale Wahl erschwert, dachte Marvin, und beschloss, einen effizienten Weg für Menschen zu finden, die zwar wissen, was sie studieren möchten, aber nicht wissen, wann, wie und vor allem wo. Also gründete er Anue.
Zum Traumstudium in der Traumstadt
Monatelang recherchierte Marvin Daten zu deutschen Hochschulen und deren Standorten und trug die Informationen händisch in Tabellen ein. Mehr als eine Million Datenpunkte sammelte er, um alle Bedürfnisse angehender Studierender, die seine Plattform nutzen werden, abzudecken. Die Vielfalt an Daten ermöglichte letztlich die Genauigkeit des perfekten Matches. Dann baute er die erste Version seiner Plattform, die auf einem Matching-Prinzip basiert. „Wie Dating-Apps, nur matchen wir Nutzer*innen nicht mit einem nächsten Date, sondern mit ihrem Traumstudium in ihrer Traumstadt“, sagt Marvin. Wie wichtig der Standort einer Hochschule bei der Wahl des Studiums ist, weiß der Gründer: Ein Viertel aller Studienabbrecher*innen gab 2021 in einer Studierendenbefragung in Deutschland an, ihr Studium wegen des Umfeldes abgebrochen zu haben – eine Statistik, die für Marvin besonders relevant ist.
Kein pay-to-play
Seinen ersten Durchbruch hatte Marvin im Jahr 2022, als es zur ersten Partnerschaft mit der Hochschule Fresenius kam. „Für Universitäten ist es besonders attraktiv, auf einer Plattform wie Anue präsent zu sein. Wir können garantieren, dass die Bewerber*innen, die sich via Anue an einer Hochschule bewerben, auch wirklich passend sind. Es gibt auf Anue kein ,pay-to-play‘ – man kann als Hochschule also kein Geld zahlen, um besser im Matching gelistet zu sein“, so das Credo des Gründers.
„So machen das aber viele andere Plattformen: Nutzer*innen bekommen Hochschulen empfohlen, die der Plattform am meisten Geld einbringen. Das hilft weder Studieninteressierten noch Hochschulen – und ist auch völlig konträr zur Philosophie von Anue“, verrät Marvin. Neben der Hochschule Fresenius zählen heute auch weitere Hochschulen zu seinen Partner*innen, darunter die IU, EBZ Business School und die Hochschule Macromedia.
Für Marvin ist Anue mehr als nur ein Schlüssel zum Traumstudium: Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sei die hohe Studienabbrecherquote in Deutschland alarmierend. So brechen jedes Jahr 135.000 Bachelor-Studierende ihr Studium ab, was unter anderem eine ‚massive Verschwendung‘ von 250 Millionen produktiven Arbeitsstunden für den deutschen Arbeitsmarkt darstelle. „Wir können es uns nicht leisten, dass junge Menschen falsche Entscheidungen treffen und darunter ihr ganzes Leben leiden“, so Marvin. Schließlich zeigen Studien, dass Studienabbrecher*innen auf lange Sicht 5,9 Prozent weniger Einkommen erzielen als diejenigen, die direkt nach dem Abitur in eine Ausbildung starten.
Auch nicht-akademische Ausbildungswege im Fokus
Aktuell hilft das Start-up bei der Wahl des richtigen Studienangebots, doch Marvin Zornig weiß, dass die Herausforderungen für junge Studierende damit nicht enden. Wie finanziert man sein Studium? Welche Job-Möglichkeiten gibt es? Wo findet man in den wenigen Monaten zwischen Immatrikulation und Studienbeginn eine Wohnung – in einer Stadt, die man vielleicht noch nicht kennt? Anue soll bald auch diese Fragen beantworten – und darüber hinaus nicht nur akademische, sondern auch nicht-akademische Ausbildungswege erschließen. Denn das Unternehmen plant künftig auch Ausbildungsberufe mit einem innovativen, inhaltlichen Matching in das Angebot zu integrieren, um die Studien- und Berufswahl noch zielgerichteter zu gestalten.
Marvin Zornig möchte die Art und Weise revolutionieren, wie junge Menschen ins Erwachsenenleben einsteigen. Nach vier Jahren als Solo-Gründer hat er dafür jetzt ein Team aufgebaut, das ihn dabei unterstützt – und ist seinem Ziel, für jeden Menschen den richtigen Bildungsweg zu finden, einen großen Schritt näher.
Start-up-Guide: Uni Hohenheim veröffentlicht Handbuch für Gründer*innen
Das Open-Access-Buch „Mastering Your Entrepreneurial Journey“ bietet wissenschaftsbasierte Methoden und Praxisbeispiele für alle Schritte der Gründungsreise – in Buchform oder als kostenloser Download.
Von der ersten Business-Idee bis zum Umgang mit Rückschlägen
Das Buch „Mastering Your Entrepreneurial Journey“ bietet Gründungsinteressierten das nötige Handwerkszeug für den Weg zum eigenen Start-up. Anhand echter Beispiele und Gründungsgeschichten vermittelt das Team des InnoGreenhouse der Universität Hohenheim in Stuttgart darin wissenschaftsbasierte Instrumente für alle Schritte der Gründungsreise. Das InnoGreenhouse unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Kuckertz und Prof. Dr. Bernd Ebersberger unterstützt Studierende und Forschende der Universität Hohenheim seit vier Jahren bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen. In dem Guide teilen die Expert*innen erstmals ihr Fakten- und Methodenwissen aus Gründungsforschung und -förderung in Buchform.
„Evidenzbasiert, aber nicht trocken-akademisch“, so beschreibt Prof. Kuckertz den Stil des neuen Buchs „Mastering Your Entrepreneurial Journey“. Die Idee für das Buch sei aus der jahrelangen Arbeit mit Start-ups und Gründungsinteressierten entstanden, so Prof. Dr. Kuckertz „Zu unseren Beratungen im InnoGreenhouse kommen Gründungsinteressierte aus allen Disziplinen der Uni Hohenheim zusammen. Das sind hochkompetente Menschen. Doch vor allem Natur- und Agrarwissenschaftler*innen fehlt häufig das wirtschaftliche Know-how, um innovativen Ideen erfolgreich umzusetzen.“
Dieses Problem lösen er und sein Team: „Ursprünglich wollten wir eine Art Starter-Paket mit nützlicher Literatur zusammenstellen. Dann haben wir aber schnell gemerkt: Das können wir selbst noch besser.“
Fakten- und Methodenwissen in Kombination mit echten Gründungsstorys
Das Ergebnis: „Ein Guide für die Anfangsphase des Gründens, der einerseits auf harter Evidenz und Fakten basiert, andererseits aber auch nützliche Strategien und Anekdoten aus der Gründungsszene bietet“, so Prof. Ebersberger. Jedes der Kapitel gebe Einblick in erfolgreiche oder weniger erfolgreiche Gründungsgeschichten. Die jeweiligen Anekdoten seien mit einzelnen Methoden und Tipps zum Gründen verknüpft: „Wir erklären zum Beispiel anhand einer studentischen Idee für eine Dating-App, warum es wichtig ist, nicht zu schnell in die Umsetzung zu springen – und wie man testet, ob ein Produkt auf dem Markt überhaupt eine Chance hat“, so Prof. Ebersberger.
Handwerkszeug für jeden Step der Gründungsreise
„Durch die langjährige Arbeit mit Start-ups an der Uni Hohenheim wissen wir, welche typischen Fehler Gründende in der Anfangsphase machen. Zum Beispiel hören wir im InnoGreenhouse immer wieder von Studierenden, dass sie gründen möchten, um reich zu werden. Beim Gründen geht es aber vor allem darum, ein relevantes Problem zu lösen. Das ist vielen gar nicht bewusst“, führt Prof. Ebersberger aus.
Hier setzt das Open-Access-Buch an: Vom Entwickeln einer Gründungsmentalität bis zum Aufbau eines eigenen Netzwerks – jedes der zehn Kapitel widmet sich einem Schritt auf der Gründungsreise.
Rückschläge als wertvolle Chance nutzen
Wer bereits im Gründungsprozess fortgeschritten sei, könne ebenfalls von der Lektüre profitieren. Denn nicht immer verlaufe alles nach Plan: „Auch für den Umgang mit Rückschlägen bietet unser Buch Taktiken und Konzepte“, sagt Prof. Kuckertz. „Solche Phasen können nämlich auch Chancen bieten.“ Auch hierzu gebe das Buch Einblick in außergewöhnliche Start-Up-Geschichten: „Wir haben z.B. einmal ein Start-up unterstützt, das spezielle Technologien für Banken entwickeln wollte.“ Dieses Projekt war jedoch zu herausfordernd.
Durch Zufall seien die beiden Gründer dann auf ungelöste technische Probleme bei der Abrechnung von Mieterstrom aufmerksam geworden: „Heute unterstützen sie mit ihrem Start-up metergrid Vermieter*innen, die ihren selbst erzeugten Solarstrom an Mietende weitergeben möchten. Dabei profitieren sie von den Kenntnissen, die sie sich durch ihre erste Start-up-Idee angeeignet haben.“
Er selbst würde ein Start-up deshalb nie als ‚gescheitert‘ bezeichnen: „Gründer*innen lernen immer etwas dazu.“
Tipp zum Weiterlesen und Durchstarten:
Mastering Your Entrepreneurial Journey. From Vision to Venture. Von Andreas Kuckertz, Thomas Leicht, Maximilian Scheu, Indra da Silva Wagner, Bernd Ebersberger. Springer-Verlag Cham, 2024, Softcover, 140 Seiten, 53,49 Euro, ISBN 978-3-031-71063-6
oder als kostenfreier Download: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-031-71064-3.pdf
Gründer*in der Woche: Box Inc – der Marktplatz für Kartons
Box Inc ist ein 2019 gegründeter digitaler B2B-Marktplatz zur Beschaffung von Verpackungen aus Wellpappe. Die Plattform macht es Unternehmen einfacher, erneuerbare und kunststofffreie Verpackungen zu kaufen. Mehr dazu im Interview mit Mikael Fristedt Westre, dem schwedischen Gründer und CEO von Box Inc.
Wann und wie bist du auf die Idee zu Box Inc gekommen?
Die Idee entstand zusammen mit einem kleinen Team im Jahr 2018. Ich bin bereits seit mehreren Jahren in der Verpackungsindustrie tätig und kenne sowohl Kund*innen als auch Verpackungslieferant*innen. Ein wichtiges Learning aus dieser Zeit war, dass die Kund*innen nach Möglichkeiten suchten, die Effizienz ihrer gesamten Geschäftsprozesse zu steigern und die Digitalisierung als Mittel zur Erreichung dieses Ziels zu nutzen. Ein zweites Learning war, dass Wellpappeverpackungen insgesamt ein Produkt mit geringem Aufwand sind. Betrachtet man andere Branchen, so brach der Beschaffungsprozess für ähnliche Produkte bereits mit den traditionellen Kaufprozessen. Wenn wir den Beschaffungsprozess für Verpackungen aus Wellpappe digitalisieren könnten, würde dies eine Win-Win-Win-Situation bedeuten: Die Kund*innen profitieren von einem einfachen Beschaffungsprozess, die Lieferant*innen können ihr Geschäft mit einem neuen Verkaufskanal ausbauen und Box Inc wird zu einem attraktiven Plattformgeschäft. So haben wir uns dazu entschlossen, Box Inc zu gründen.
Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum Go-live deiner digitalen B2B-Plattform?
Vor der Gründung haben wir eine entsprechende Marktanalyse durchgeführt und mit Käufer*innen und Händler*innen gesprochen, um uns ihre Einschätzung und ihr Feedback zu der Idee einzuholen. Dabei ist uns klar geworden, dass Deutschland aufgrund der Vielzahl an Lieferant*innen großes Potenzial bietet. Außerdem ist der deutsche Markt sehr divers und hat zusätzlich viele mittelständische Unternehmen, die Verpackung benötigen, aber nicht die Ressourcen haben, lange danach zu suchen und Händler*innen zu vergleichen. Das Thema E-Commerce rückt in deutschen Unternehmen immer mehr in den Fokus, auch im Zuge der Pandemie.
Die Expertise aus der Verpackungsindustrie war natürlich auch sehr hilfreich und mit Stora Enso als Mutterkonzern haben wir ein entsprechendes Partnernetzwerk an der Hand, das den Start unserer Plattform auch erleichterte.
Was ist das Besondere an deinem Angebot – wie unterscheidet sich Box Inc von anderen Anbieter*innen von Verpackungslösungen?
Viele Unternehmen haben weder die Zeit noch die Expertise, die richtige Verpackung und den richtigen Lieferant*innen zu finden. Mit Box Inc vereinfachen wir diesen Prozess, in dem auf der Plattform jeder einzelne Schritt – vom Design der Kartons bis hin zu Angeboten von Zulieferern und sogar dem Bestellvorgang – integriert ist. Infolgedessen sparen Unternehmen sowohl Zeit als auch Geld, und wählen gleichzeitig eine nachhaltige Verpackung von verifizierten Lieferant*innen. Das ist der Unterschied zu anderen Anbieter*innen, denn wir decken auf unserer Plattform den gesamten Prozess ab: Vom Anbieter*innenvergleich bis zur Bestellung des gewünschten Produkts.
Wer sind eure Kund*innen?
Der Großteil unserer Kund*innen sind kleine und mittlere Unternehmen. Ihr Produktportfolio ändert sich in regelmäßigen Abständen, sodass sie mit relativ kleinen Verpackungsserien arbeiten müssen. Trotzdem möchten sie, dass ihre Verpackungen für den Zweck geeignet sind und das richtige Design, die richtige Qualität und die richtigen Abmessungen haben. Box Inc macht ihnen das Leben sehr viel einfacher, indem es ihnen ermöglicht, auf derselben Plattform Anfragen für Verpackungen zu stellen, Angebote zu vergleichen und zu bestellen.
Eine weitere Besonderheit von Box Inc ist, dass ihr vollkommen remote agiert, ohne festes Büro und international aus vier Ländern heraus. War das von Anfang an dein Konzept und was sind deine Tipps für andere Start-ups, die ähnliche Strukturen planen?
Genau, unser Team arbeitet vollkommen remote aus Finnland, Schweden, Tschechien und Deutschland heraus. Das ist für uns in der gegenwärtigen Situation natürlich von Vorteil. Die Pandemie hat Unternehmen in allen Branchen dazu gezwungen, die Digitalisierung zu beschleunigen und das hat sich positiv auf Box Inc ausgewirkt. Wir sehen ein starkes Interesse von deutschen Verpackungsanbieter*innen sowie einen Boom im E-Commerce-Sektor.
Natürlich ist es eine Herausforderung, in einem neuen Markt die entsprechende Expertise mitzubringen und es war nicht von Anfang das Konzept, das Team remote aufzustellen. Das hat sich im Gründungsprozess dann so ergeben, weil das Team in verschiedenen Ländern sitzt und wir am Anfang kein gemeinsames Büro brauchten. Stattdessen haben wir alles digital koordiniert und aufgesetzt.
Am allerwichtigsten bei einem Remote-Konzept ist die Kommunikation. Das kann ich nur jedem anderen Start-up mitgeben: Legt Wert auf die kleinen alltäglichen Interaktionen und trefft euch regelmäßig als ganzes Team, auch wenn es nur online ist. Und: Vergesst nicht, Erfolge zu feiern, auch wenn sie noch so klein sind!
Als ersten Markt außerhalb Schwedens habt ihr Deutschland für euer Produkt gewählt – wie läuft das Business hierzulande? Gibt es große Unterschiede zu Schweden oder anderen Märkten?
Das ist richtig. Wir sind zuerst in Deutschland gestartet, weil es hier den größten Verpackungsmarkt in Europa gibt. Deutschland ist ein sehr vielfältiger Markt in Bezug auf Branchen, Unternehmen und Verpackungslieferant*innen. Viel mehr als in den nordischen Ländern, wo die Märkte kleiner und relativ konzentriert sind. Das bedeutet, dass es für Box Inc offensichtlich viel mehr Potenzial auf dem deutschen Markt gibt.
Was sind deine weiteren unternehmerischen Pläne?
Wir wollen in den nächsten Jahren unser Produkt sowie unseren Kund*innenstamm weiter ausbauen. Langfristiges Ziel ist, dass Box Inc in den wichtigsten Ländern auf dem europäischen Markt etabliert ist. Derzeit liegt unser ganzer Fokus darauf, unseren Kund*innen ein herausragendes Serviceerlebnis zu bieten und die Verpackungsbeschaffung so einfach wie möglich zu machen.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?
Gründerinnen und Gründern möchte ich gleich drei Tipps an die Hand geben. Erstens: Macht es zur Gewohnheit, aus allem, was ihr tut, Minimum Viable Products (MVPs), also eine erste minimal funktionsfähige Iteration eines Produkts zu schaffen. Diese Denkweise beschleunigt das Testen, das Scheitern und letztendlich den Erfolg.
Zweitens: Bleibt flexibel, denn es wird immer wieder Situationen geben, die schnelles Umdenken erfordern. Zuletzt hat uns das die Corona-Krise ganz deutlich gezeigt.
Und drittens: Ein großartiges Team ist entscheidend für den Unternehmenserfolg. Deshalb: Holt euch die besten Leute ins Boot und baut euer Team divers auf.
Hier geht's zur Website: https://boxinc.com/de
Das Interview führte Hans Luthardt
QuickSpeech – das schlaue Mobile-Learning-Tool
Experten prognostizieren, dass sich der Anteil von Mobile Learning im Bereich E-Learning in den kommenden Jahren verachtfachen wird. Corona hat hier eindeutig als Booster gewirkt. Das junge österreichische EdTech-Start-up QuickSpeech hat ein App-basiertes Tool entwickelt, das es Unternehmen ermöglicht, ihren Mitarbeitenden und Vertriebspartnern Inhalte und Wissen auf intelligente und spielerische Weise zu vermitteln. Mehr dazu im Interview mit Co-Founder Lukas Snizek.
Wann und wie bist du zusammen mit deinen Mitgründern Christian und Patrick auf die Idee zu QuickSpeech gekommen?
Das war in der Zeit, als wir während des Studiums in unterschiedlichen Unternehmen (Retail, Versicherung, Industrie) gearbeitet haben. Dort ist uns schnell klar geworden, dass speziell in dem Bereich der Mitarbeitenden ohne Schreibtisch (Verkaufsfläche) fast gar kein steter Informationsfluss (besonders über Produktwissen) an alle Mitarbeitenden passiert. Das wäre aber so wichtig, weil genau Leute auf der Verkaufsfläche direkten Kundenkontakt haben, verkaufen und für den Erfolg verantwortlich sind. Viele haben sich darüber beklagt, passiert ist aber in die Richtung wenig. Deshalb wollten wir eine digitale Lösung entwickeln, die es Unternehmen ermöglicht, einen täglichen Draht zu allen ihren Mitarbeitenden auf spielerische Weise zu haben und Anwendungswissen nachhaltig sicherzustellen. Wir kombinierten das Ganze mit Gamification (Mitarbeiter erreichen durch das Interagieren Punkte) und packten alles in eine App. QuickSpeech war geboren.
Was waren die wichtigsten Steps von der Idee über die Gründung bis hin zum ersten fertigen Produkt?
Eigentlich ging das relativ rasch. Die Idee wurde während der Studienzeit geboren und in einer Lehrveranstaltung designed. Als ich dann an einem Novemberabend im Jahr 2017 das Feedback des Vaters eines ehemaligen Schulkollegen (mit einem Unternehmen und 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) haben wollte, war ich extrem nervös. Als ich dann im Anzug auf Feedback wartete und mir der CEO mitteilte, er kaufe das Produkt vom Start weg, war ich sprachlos. Ich setzte mich ins Auto und wusste nicht, was da gerade passiert war. Wir hatten den ersten Kunden, bevor das Unternehmen gegründet war. Das zeigte, dass es enormen Bedarf an spielerischer Informationssteuerung und Schulung von Mitarbeitenden gibt.
Dann kam Corona – für euch als EdTech-Start-up die große Chance, da Mobile Learning jetzt besonders gefragt war?
Ja. Spätestens jetzt wussten Unternehmen, dass die Digitalisierung ihre einzige Chance war, mit Mitarbeitenden in Kontakt zu bleiben. Ich kann mich noch erinnern: Ein potenzieller Kunde aus dem Retail-Bereich (700 Mitarbeitende) rief mich Ende März 2020 an und sagte verzweifelt: „Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Home-Office, wir müssen sicherstellen, dass alle am neuesten Stand sind.“ Dann war schnelles Handeln gefragt. Wir hatten in der Zeit nicht nur ein Video, in dem sich der CEO daheim im Wohnzimmer mit dem Handy aufnahm und der Mannschaft Mut zusprach (lacht). Die Art und Weise, wie gelernt wird, wird aber auch nach Corona nachhaltig verändert bleiben. Plötzlich merkt auch der regionale Vertriebspartner, dass er sich durch mobiles Lernen sehr viel Wegzeit spart und schnelleres Feedback bekommt.
Wie hat sich euer Geschäftsmodell durch bzw. in der Corona-Krise konkret verändert?
Wir haben einen zusätzlichen Lerninhalte-Service eröffnet. Manchen Unternehmen fehlen entweder die zeitlichen Ressourcen oder das Know-how, aus veralteten PDFs oder E-Learnings ansprechende Mobile Learning-Inhalte zu erstellen. Deshalb bieten unsere Expertinnen und Experten allen unseren Kunden seit einigen Monaten die Möglichkeit, knackige Lerninhalte basierend auf deren bestehenden Unterlagen erstellen zu lassen. Das kommt an: 75 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Kunden nutzen unsere App jeden Werktag.
Dazu kommt, dass wir vermehrt Anfragen von Unternehmen erhalten haben, die Vertriebspartner mit der Software schulen und motivieren möchten. Hier gibt es nämlich das Problem, dass Unternehmen in den seltensten Fällen wissen, wie es um das Verkäuferwissen der Mitarbeitenden ihrer Vertriebspartner steht. Weil das aber so wichtig ist, bietet QuickSpeech seit einigen Monaten ein mehrstufiges Schulungs- und Trackingsystem, über das ein einheitliches professionelles und vor allem aktuelles Verkäuferwissen sichergestellt wird.
Und wo steht ihr heute? Was genau bietet ihr mit eurer intelligenten Mobile-Learning-Lösung? Für eure Vision eines umfassenden Mobil-Learning-Kommunikationstools nutzt ihr auch wissenschaftliche Erkenntnisse und setzt u.a. auf Machine Learning. Welche Vorteile bringt das?
Heute stehen wir mit unseren über 20 Kunden in einer sehr schönen Phase unseres Unternehmens. Wir entwickeln gemeinsam mit der FH St. Pölten einen intelligenten Machine Learning-Algorithmus, der anhand der anonymisierten Nutzerverhalten erkennt, welche Lerngewohnheiten (z.B. Zeit, Dauer, Intensität, Format) Lernende aufweisen. Daraufhin passt der Algorithmus bestehende Lerninhalte an die persönlichen Bedürfnisse an. Das Ergebnis: Jeder wird didaktisch so abgeholt, wie er es am besten benötigt.
Zusätzlich ist es so, dass die Produkt-Launch-Zyklen immer kürzer werden (siehe z.B. Apple) und der Markt ein enormes Bedürfnis hat, ständig neue Lernmaterialien zu erstellen. Deshalb entwickeln wir den Machine Learning-Algorithmus zusätzlich so, dass er aus bestehenden Verkaufsunterlagen neue mobile Lerninhalte erstellen kann. Also: der Kunde schickt ein Dokument (z.B. im Word-Format) in das Admin Dashboard von QuickSpeech und das System erstellt vollautomatisiert neue Quizfragen & Antworten. Das ergibt enorme Zeiteinsparungen (weil das System nicht nur Lerninhalte erstellt, sondern auch weiß, wie Leute Lerninhalte didaktisch am besten benötigen). Speziell in Branchen wie Automotive, Versicherungen oder Händlern per se – um nur ein paar zu nennen - ergibt sich enormes Potenzial.
Und wer sind eure Kund*innen?
Da arbeiten wir mit Kunden wie Skoda, Hornbach oder dem Arbeitsmarktservice. Das macht schon Spaß.
Nochmals auf den Punkt gebracht: Wie unterscheidet ihr euch von anderen Mobile Learning-Lösungen?
Unser Algorithmus erkennt anhand eines sechsdimensionalen Musters, nach welchen Gewohnheiten Nutzerinnen und Nutzer lernen. Dadurch, dass ein umfassendes Verständnis über Lernende geschaffen wird, kann auch wirklich zielgerecht geholfen werden. Der zweite Part, nämlich der der Lerninhalte-Erstellung, spart enorm Zeit und bereitet Lerninhalte didaktisch passend auf.
Was sind eure weiteren unternehmerischen Vorhaben? Man könnte sich doch vorstellen, euer Tool in vorhandene große Systeme zu integrieren?
Ja, das stimmt. Wir integrieren uns per Schnittstelle an bestehende Personalsysteme. Weiters bauen wir den Vertrieb speziell nach Deutschland immer mehr aus. Aktuell fragen auch einige Vertriebspartner bei uns an. Durch intensive Gespräche, in denen wir die Qualitätskriterien der Partner evaluieren, können wir sicherstellen, dass auch wirklich die gesamten Werte, die QuickSpeech allumfassend ausmachen, weitergegeben werden und unsere Kunden die Performance erhalten, für die wir so bekannt sind.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?
Geduldig sein. Man sieht in der Start-up-Welt sehr viel Glamour. Das kann für junge Leute schon einmal blendend wirken. Wenn man sich dann aber mit den Gründerinnen und Gründern selbst zusammensetzt, merkt man, dass viele dasselbe beschäftigt: Welche Schritte setze ich als nächstes, wo investiert man den Fokus? Auch wir sind ständig im Austausch mit Gründerinnen und Gründern, die dasselbe schon ein, zwei, drei Mal gemacht haben. Und da muss man wirklich sagen: Dadurch, dass die Start-up-Community nicht allzu groß ist, kennt man sich mit der Zeit und kann auch mit den CEOs der größten Start-ups einfach so quatschen. Die waren ja selbst schon einmal da, wo du gerade bist.
Hier geht's zu QuickSpeech
Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer*in der Woche: NumberX - die appbasierte Bezahlkarte
Claudio Wilhelmer und Matthias Seiderer bereiten mit ihrem Wiener Fintech-Start-up NumberX den Start einer appbasierten Mastercard nach dem Open-Banking-Prinzip vor – mehr dazu im Interview mit Claudio.
Wann und wie seid ihr beiden auf die Idee zu eurem gemeinsamen Business gekommen?
Wir haben die NumberX International GmbH gemeinsam gegründet. Matthias habe ich vor einigen Jahren in der Wiener Start-up-Szene kennengelernt und wir haben uns auf Anhieb super verstanden. Schlussendlich hat sich herausgestellt, dass wir nicht nur beide aus Tirol sondern auch noch aus demselben Bezirk kommen und sogar in derselben Gemeinde Teile unserer Kindheit bzw. Jugend verbracht haben. Nur haben uns unsere Wege bereits in frühen Jahren in andere Richtungen geführt. Nachdem wir uns dann in Wien zufällig über den Weg gelaufen sind, haben wir uns immer wieder ausgetauscht, Ideen besprochen und ausgearbeitet und letztendlich mitten in der Pandemie NumberX gegründet.
Und was habt ihr zuvor schon auf die unternehmerischen Beine gestellt?
Ich war schon immer unternehmerisch versiert. Parallel zum Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck habe ich in einer sehr frühen Phase an der Mobile-Payment-Lösung Bluecode mitarbeiten dürfen. Das war mein Einstieg in die Fintech-Welt. Danach bin ich zu Red Bull nach Salzburg gewechselt, habe im Anschluss selber gegründet, war in London bzw. Berlin für die Neobank Revolut tätig, und schlussendlich habe ich mich als Berater im Fintech-Bereich selbstständig gemacht. Das habe ich nun einige Jahre gemacht und viel gelernt.
NumberX ist ein Ergebnis all dieser Erfahrungen. Hier liegt nun mein Fokus darauf, das große Ganze zu sehen und in die Umsetzung zu bringen, also mitunter die Themen Operations, Marketing, Brand, Legal und Compliance zu verantworten. Der Fokus von Matthias liegt ganz klar auf den Bereichen Produktentwicklung und -design, Technologie sowie Security. Matthias war zuvor sieben Jahre bei Caeroscene und wechselte dann zum Wiener KI-Technologieunternehmen Anyline – in der ersten Phase als Mobile Engineer, später im Produktmanagement und zuletzt im Management mit Sales- und Marketing-Verantwortung. Als Gründer ergänzen wir uns also optimal.
Was waren dann die wichtigsten Steps von der Idee bis zum bevorstehenden Launch eurer Bezahlkarte?
Über die letzten Jahre haben wir gesehen, was es braucht, um ein solches Projekt aufzubauen. Vieles von unserer Arbeit fußt sicherlich auf der Erfahrung der Vorjahre und nicht zuletzt auf unserem Netzwerk. Wir haben uns die möglichen Partner angeschaut, den technischen Aufwand, die Regulatorik dahinter – schlussendlich immer mit dem Ziel, unser Produkt sinnvoll umsetzen zu können. Dazu haben wir viele Gespräche mit potenziellen Nutzer*innen geführt, unseren Case Investoren vorgestellt und schließlich mit diesem ganzen Backing gegründet. Mittlerweile ist die Produktentwicklung weit vorangeschritten und das Unternehmen wie auch das Team wächst. Der Großteil der Arbeit liegt aber noch vor uns, es ist wirklich eine spannende Aufgabe.
Das Besondere an eurer Karte ist das Open-Banking-Prinzip. Inwieweit unterscheidet ihr euch damit von anderen Anbietern und wo liegen die Vorteile?
NumberX ist die Finanzplattform, die für Endkunden das bewährte Alte mit dem innovativen Neuen verbindet, also ganz konkret die traditionelle Bankenwelt mit neuen Finanztechnologien. Neobanken haben eine tolle Benchmark in Bezug auf UI/UX geschaffen, aber nicht jeder Kunde will dort sein Bankkonto führen. Das Vertrauen ist weiterhin bei den klassischen Hausbanken und da setzen wir an. Wir verstehen uns als Zusatzservice zum bestehenden Bankkonto, damit Nutzer*innen ganz einfach Zugang zu einer modernen, appbasierten Bezahlkarte und weiteren Finanzservices erhalten - wie man es eben von Neobanken kennt. Im Grunde sind wir eine digitale Geldtasche und machen uns dazu das Thema Open Banking zunutze, ganz nach dem Motto: „Bleib gerne bei deiner Hausbank, aber hol’ dir von NumberX das Upgrade für dein Girokonto.“
Wie habt ihr die Startphase und damit auch euch selbst bislang finanziert?
Anfangs haben wir NumberX aus eigener Tasche finanziert und damit die Idee zum Konzept entwickelt und Feedback eingeholt, speziell von möglichen Nutzer*innen aber auch von Partnern. Der Finanztechnologie-Bereich ist ja stark reguliert und man muss schon recht früh wissen, unter welchen Bedingungen man so ein Produkt überhaupt umsetzen kann. Da müssen einerseits die Partner mitspielen, man muss es finanzieren können und schlussendlich muss es der Markt auch brauchen. Wir haben die Gespräche mit Investoren früh begonnen, dann recht schnell eine erste Finanzierung erhalten und uns Schritt für Schritt nach vorne gearbeitet.
Was sind eure weiteren unternehmerischen To Do's bis zum fertigen Produkt? Wann wird eure Karte im Einsatz sein?
Unser Start verlief sehr gut, derzeit haben wir bereits eine vierstellige Zahl an Interessent*innen auf der Warteliste für unsere kostenlose Beta-Phase. Ab April starten wir mit unserer Beta und werden dann die Plattform Schritt für Schritt öffnen. Unsere nächsten Schritte sind ganz klar: Team weiter aufbauen, Produkt zur Marktreife bringen und dann mit stetiger Innovation skalieren. Für die jetzige Phase ist es wichtig, Feedback direkt von interessierten Nutzer*innen zu bekommen, damit das Produkt den Erwartungen des Marktes gerecht wird.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Ich denke, man muss Unternehmertum leben, also wirklich atmen. Man hat das Privileg, zu gestalten, aber muss sich auch der Verantwortung stellen, vor allem gegenüber Nutzer*innen, seinem Team und Investoren. Dieses Risikos muss man sich auch ganz bewusst sein, denn Gründen ist wirklich eine Herausforderung mit vielen Ups und Downs. Es gibt keine normalen Arbeitszeiten und man ist permanent am Nachdenken. Aber wenn man der richtige Typ dafür ist, dann empfindet man das als positiven Stress, der einem sehr viel Kraft gibt. Das muss man wissen und wollen. Fehler macht man aber immer, das ist normal und auch wichtig. Man muss daraus lernen und generell auch konsequent bleiben, an seine Idee glauben, aber gleichzeitig auch Kritik verstehen und daraus lernen.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer*in der Woche: Erfahrungsbild.com – Bewertungen und Co. aus einer Hand
Das junge Portal Erfahrungsbild.com bietet die Möglichkeit, sich über ein Unternehmen oder Produkt zu informieren, ohne selbst sämtliche Erfahrungsberichte auf diversen Seiten durchlesen zu müssen. Dafür sorgt das Team rund um den Gründer Patrick Klein – mehr dazu im Interview mit Patrick.
Wann und wie bist du auf die Idee zu bumpli gekommen?
Die Idee ist mir Mitte vergangen Jahres (2020) während der Corona-Pandemie gekommen. Anfang 2021 konnte ich mit einem guten Freund die Website ins Leben rufen. Die Idee entstand, als ich auf der Suche nach Erfahrungsberichten über einen Internetshop immer wieder einzelne Bewertungsportale durchstöbern musste. Teilweise unterscheiden sich die Berichte auf den einzelnen Portalen deutlich. Während der Shop auf einer Seite ausgezeichnet abschnitt, hagelte es auf einem anderen Portal Kritik. Gern hätte ich eine Seite gefunden, welche all diese unterschiedlichen Berichte zusammenfasst. Genau dies soll unser Portal Erfahrungsbild.com ermöglichen.
Was waren die wichtigsten Steps von der Idee bis zum Go-live des Portals?
Am wichtigsten war es uns, sehr viel Zeit in die Recherche nach Erfahrungsberichten zu investieren. Auch die Analyse, ob ein Erfahrungsbericht als seriös angesehen werden kann oder nicht, hat viel Zeit beansprucht. Schließlich konnte die eigene Motivation mit in den Prozess einfließen und das Projekt somit im Frühjahr 2021 live schalten.
Was ist das Besondere an Erfahrungsbild.com, wie unterscheidet ihr euch von anderen Vergleichs- bzw. Bewertungsportalen?
Der Unterscheid ist ganz klar die Zusammenfassung der Berichte unterschiedlichster Bewertungsportale. Der Nutzer muss daher nicht verschiedene Seiten besuchen, sondern kann sich ein umfassendes Bild über alle Erfahrungsberichte machen. Die Quellen der Berichte werden bei uns stets angegeben. Bei der Auswertung der Berichte legen wir großen Wert auf die Echtheit der Bewertungen.
Manche Portale sind rein auf den Profit über Affiliate-Netzwerke aus und erfinden eigene, sehr positive Erfahrungsberichte. Von solchen Portalen möchten wir uns deutlich distanzieren. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass manche Portale nur Shops und Produkte bewerten, welche Teil eines Affiliate-Netzwerks sind. Dies ist bei uns ebenfalls nicht der Fall. Auch wenn wir keinen Profit machen können, verlinken wir die Anbieter im Falle von ausreichend positiven Erfahrungsberichten.
Wird ein Anbieter dagegen äußerst schlecht bewertet, warnen wir die Besucher vor diesem Anbieter und empfehlen Alternativen. Dies trifft vor allem auf zahlreiche Dating-Portale zu, bei denen sich die Nutzer oft über Abo-Fallen und schwierige Kündigungsmöglichkeiten beschweren.
Wie habt ihr die Startphase und damit auch euch selbst bislang finanziert?
Das Projekt finanziert sich bis heute aus meiner eigenen Tasche. Neben meiner Tätigkeit im Webhosting-Bereich konnte ich durch die Corona-Pandemie mehr Zeit für dieses Projekt aufbringen und es auch finanziell gut unterstützen.
Langfristig ist geplant, durch die Provision von Affiliate-Netzwerken oder über Einnahmen aus Google Ads die laufenden Kosten der Texterstellung zu decken. Da keine nennenswerten Kosten für Hosting und Pflege der Website anfallen, ist dies unproblematisch. Ich betreibe das Portal mit Leidenschaft und investiere gern meine Zeit in die Verwaltung der Website.
Wer sind die Userinnen und User?
Unsere Seite wird bisher ohne die Möglichkeit externer Bewertungen betrieben. Dies ist vor allem zu Beginn wichtig, da sonst bei nur einzelnen Beurteilungen ein unrealistisches Bild erzeugt werden würde. Für die Zukunft besteht die Option, bei sehr hohen Besucherzahlen auch Bewertungen von Besuchern mit ins Gesamtbild einfließen zu lassen. Dies ist allerdings noch nicht konkret geplant und steht noch in den Sternen.
Wie verdient ihr an eurem Geschäftsmodell? Zahlen die User*innen Gebühren?
Nein, aktuell kann unser Projekt vollkommen kostenfrei und werbefrei besucht werden. Unsere Einkünfte werden erst in Zukunft durch Affiliate-Kooperationen oder Google-Anzeigen finanziert werden.
Was sind eure weiteren unternehmerischen Vorhaben?
Bisher liegt der Fokus rein darauf, so viele Online-Shops, Portale und Produkte wie möglich auszuwerten. Dabei achten wir besonders auf die aktuellen Trends. Ist ein Produkt durch virales Marketing bekannt geworden, versuchen wir, so viel wie möglich darüber zu erfahren und ein faires Bild der Bewertungen zu erzeugen. Auch Shops, die besonders in der Kritik stehen, werden bei uns unter die Lupe genommen.
Langfristig liegt der unternehmerische Fokus darauf, Besuchern zu besonders schlecht bewerteten Shops und Produkten attraktive Alternativen anzubieten. Hierbei kommt dann das technische Know-how meines IT-Kollegen Gregor Zajac ins Spiel. Das Ziel ist, ein eigenes Filtersystem zu erstellen, welches entsprechende Empfehlungen automatisch gefiltert darstellt.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Geduld! Wenn ich im Bereich der Suchmaschinenoptimierung eines gelernt habe, dann ist es Geduld beweisen zu können. Unser Ziel ist es, organische Besucher zu erhalten, somit ist besonders viel Geduld gefragt.
Mein Ratschlag ist daher an alle Unternehmer, die sich zum Ziel gesetzt haben, ohne große Ausgaben echte Besucher auf die Website zu bekommen, sich in Geduld zu üben und eine Seite beim Wachsen zu beobachten. Projekte wie diese sollten wie das Wachstum eines Baumes betrachtet werden. In manchen Fällen kann es auch eine ähnlich lange Zeit benötigen.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: Shore – der digitale Booster für Dienstleister
Nikbin Rohany ist CEO des Münchner Software-Start-ups Shore, das sich – nicht erst seit Corona – der digitalen Transformation der Dienstleistungsbranche verschrieben hat. Mehr dazu im Interview mit Nikbin.
Wie ist es Shore in den vergangenen 24 Monaten ergangen? Als "Digitalisierer der Dienstleistungsbranche" hattest du bzw. hattet ihr mit Sicherheit mehr als genug zu tun. Außerdem habt ihr das Berliner Kassensystems Inventorum übernommen und eine millionenschwere Finanzierungsrunde eingefahren.
Unsere Hauptzielgruppe, die Friseur- und Beautysalons, mussten aufgrund der Corona-Pandemie nun innerhalb der letzten zwölf Monate zum zweiten Mal schließen. Das betrifft natürlich auch uns in gewisser Weise. Doch nur wenige Salons haben durch die damit einhergehenden finanziellen Schwierigkeiten auf digitale Tools verzichtet. Ganz im Gegenteil: Wir konnte sogar beoachten, dass Salons vermehrt Anfragen gestellt haben. Das liegt zum einen daran, dass die Corona-Pandemie eine Art “Warnschuss” zur digitalen Transformation abgegeben hat und zum anderen auch daran, dass Salonbetreiber nun auch die Zeit hatten, um sich mit der Digitalisierung ihrer Prozesse zu beschäftigen – sofern noch nicht geschehen. Außerdem konnten wir im Juni letzten Jahres unser Geschäftsmodell um ein digitales Kassensystem erweitern. In diesem Zuge haben wir das Berliner Kassensystem-Start-up Inventorum übernommen und die Lösung erfolgreich in das Bestandssystem implementiert. Eine digitale Kasse wird immer wichtiger – nicht nur im Einzelhandel, sondern auch für Dienstleister. Nicht zuletzt deshalb, weil ab dem 31. März aufgrund der Kassensicherungsverordnung jede Kasse fiskalisiert sein muss. Man kann also sagen, dass die letzten zwei Jahre insgesamt sehr gut für Shore liefen.
Eure Daten zeigten, dass bereits vor Corona 52 Prozent aller Kunden Dienstleistungen online buchten – und das außerhalb der Öffnungszeiten. Der Trend wird sich nach Corona wohl fortsetzen. Was muss hier in welchen Branchen jetzt geschehen, um künftig am Markt bestehen zu können?
Die Digitalisierung ist längst Teil unserer Gesellschaft. Die meisten Unternehmen haben dies erkannt und bereits reagiert. Corona hat diesen Effekt noch einmal verstärkt und die mangelnde digitale Transformation ins Bewusstsein gerufen. Die Friseurbranche hinkt bisher hinterher, hat aber noch die Chance, aufzuholen. Heutige Kunden fordern digitale Kontaktpunkte, wie beispielsweise via Social Media oder Webseiten, sehr stark ein. Doch auch der Gesetzgeber reagiert auf die Digitalisierung: So müssen sich durch Kassensicherungsverordnung auch die Salons, die bisher kein elektronisches System hatten, nun mit der Digitalisierung auseinandersetzen. Aus diesen Gründen ist es unabdingbar, dass Salons ihre alltäglichen Prozesse digitalisieren – und wenn möglich Routineaufgaben automatisieren. Nur so ist es ihnen möglich, am Puls der Zeit und damit langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Und wem bietet Shore dazu welche Art von Lösungen an?
Wir bieten unseren Kunden eine innovative Software-as-a-Service-Lösung zur digitalen Termin- und Kundenverwaltung sowie ein digitales Kassensystem. Unsere Kunden kommen aus dem Einzelhandel und Dienstleistungsbereich. Die Spannweite reicht vom Friseursalon über Kosmetikstudios bis hin zu Unternehmen im Bereich Gesundheit oder Coaching. Mittels der Software-Lösung können die Kleinstunternehmen ihre Prozesse nicht nur digitalisieren, sondern auch optimieren und damit wertvolle Zeit und Geld sparen. Gleichzeitig erhöht dies natürlich auch die Kundenzufriedenheit. Unsere Kunden können mit Shore unter anderem Online-Kalender mit Terminbuchungs- und Erinnerungs-Funktion nutzen. Außerdem sind Termin-Buchungen direkt über Google, Facebook und Instagram möglich. Das ist sehr wichtig mittlerweile. Mit inbegriffen ist auch eine Kundenmanagement-Software,ein Schichtplaner und diverse Marketing-Tools. So können beispielsweise individualisierte Newsletter oder Geburtstagsgrüße über unser System versandt werden. Zu guter Letzt bieten wir wie bereits angesprochen nun auch ein digitales Kassensystem. Den Kunden wird in diesem Zuge ein eigenes mobiles iPad-Kassensystem zur Verfügung gestellt.
Wie hebt ihr euch von anderen Lösungen ab? Kurzum: Was ist das Besondere an Shore?
Wir haben den Need im Markt frühzeitig erkannt und bieten eine umfassende Software-Lösung, die alles implementiert, was für unsere Kunden wichtig ist: Sei es Terminbuchungs- und Marketingfunktionen oder eben das digitale Kassensystem – und das alles aus einer Hand. So müssen die Unternehmen nicht verschiedene Systeme integrieren, sondern nutzen nur eines, das alles Relevante beinhaltet.
Was sind deine Pläne für bzw. mit Shore für das Jahr 2021?
Wir konnten im letzten Jahr ein starkes Wachstum erzielen und planen dieses auch 2021 fortzusetzen. Für uns steht dieses Jahr aber nochmal besonders im Zeichen der digitalen und zertifizierten Kasse, die nicht nur für Dienstleister, sondern auch für den Einzelhandel aufgrund der Kassensicherungsverordnung essentiell wird.
Und was ist darüber hinaus geplant?
Mobile Payment ist ein wichtiges Thema, das ebenso auf unserer Agenda steht. Zusätzlich dazu werden wir weitere Marketing-Funktionalitäten zur Verfügung stellen, so dass wir unsere Kunden bei der Umsatzsteigerung auch weiterhin bestmöglich unterstützen können.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Aus eigener Erfahrung ist es sicherlich wichtig, ein komplementär aufgestelltes Gründungsteam zu bilden. Idealerweise ist man auch nicht alleine, sondern gründet zusammen mit ein oder zwei weiteren Leuten, die sich in ihren Fähigkeiten ergänzen. Genauso essentiell ist es, die Ausgaben im Blick zu behalten, um so etwaigen finanziellen Schwierigkeiten vorzubeugen. Einer der wichtigsten Dinge in meinen Augen: Gründer und Gründerinnen sollten von Anfang an Prozesse aufsetzen und Tools implementieren, die auch einer Skalierung standhalten. So spart man sich letztlich nicht nur wertvolle Zeit und Geld, sondern auch Nerven.
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Das Interview führte Hans Luthardt