Gründer der Woche: Landpack – Innovationen aus Stroh

Gründer der Woche, KW 48


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Das bayerische Start-up entwickelt und produziert klimaneutrale Isolierverpackungen speziell für Lebensmittel-Versender. Stroh ist das Material, auf dem das Business aufbaut. Über die Idee und die Umsetzung der grünen Innovation sprechen wir mit dem Landpack-Gründer und Geschäftsführer Dr. Thomas Maier-Eschenlohr.


Stroh statt Styropor – zumindest in Sachen Versandverpackungen ist das Ihre Devise. Wann und wie sind Sie auf die Idee gekommen, mit Stroh als Verpackungsmaterial zu arbeiten?

Unser Ziel war es, eine umweltfreundliche Alternative zu Styroporverpackungen zu entwickeln. Wir haben Mitte 2013 damit begonnen, zunächst mit ganz anderen Konzepten. Als uns die Idee kam, Stroh zu verwenden, wir erste Tests gemacht hatten, war uns sofort klar – das ist es!
 

Was ist das Besondere an Stroh? Wurde es nicht schon vor Jahrhunderten bei Transporten zum Schutz von Lebensmitteln wie Obst oder Wein vor Stößen und Temperaturschwankungen eingesetzt?

Stroh ist ein bewährtes Dämmmaterial – ganz klar. Wir verwenden Strohfasern möglichst in Reinform, um die Struktur nicht zu zerstören. Stroh an sich weist eine wirkliche High-tech Biopolymerstruktur auf mit einem ganzen Bündel an Vorteilen – Dämmung, Feuchtigkeitsregulierung, Rückstellkraft, etc.
 

Was ist das Besondere, das Innovative an Ihrem Produkt?

Wir haben einen Prozess entwickelt, mit dem wir formstabile Isolierteile aus reinem Stroh herstellen können. Wir verwenden dabei keine Zusatzstoffe, keine Klebstoffe und keine Bindemittel. Das macht das Produkt preislich wettbewerbsfähig zu Styropor und ermöglicht die Entsorgung im Biomüll oder die Verwendung im Haushalt, beispielsweise als Einstreu für Tiere.
 

Welche Waren bieten sich zum Verpacken bzw. Versand mit Ihrer Landbox besonders an?

Alle Waren, die derzeit in Styroporboxen oder mit Styroporformteilen verschickt werden und gegenüber Stößen und Temperatureinflüssen geschützt werden müssen. Beispielweise Lebensmittel, Elektronikartikel, zerbrechliche Gegenstände, etc.
 

Welches waren die größten Herausforderungen bei der Umsetzung Ihrer Idee?

Die Entwicklung und der Bau der Produktionsanlagen war bislang unsere größte Herausforderung. Da Produkt und Prozess neu sind, mussten wir auch die Produktion selbst entwickeln. Nach knapp zweijähriger Entwicklungszeit ist die erste Produktionslinie nun in Betrieb. Die zweite wird bereits gebaut.
 

Jetzt, nach zweijähriger Entwicklungs- und Bauzeit steht Ihre Anlage und die Produktion läuft – wie haben Sie diese Zeit finanziell gestemmt? Haben Sie Investoren und Förderer?

Wir haben eine Mischfinanzierung aus Eigenkapital, Fremdkapital und öffentlichen Fördermitteln. Wir werden u.a. über das Technologieförderprogramm BayTOU des Bayerischen Wirtschaftsministeriums finanziert. Zum Ausbau der Produktionskapazitäten und um unsere IP-Strategie konsequent umzusetzen, sind wir derzeit mit Investoren in konkreten Verhandlungen.

 

 

Gibt es vergleichbare Lösungen am Markt?

Eine Isolierverpackung aus pflanzlichen Naturfasern, die zudem auch nur annähernd so leistungsfähig wie Styropor ist, gibt es derzeit nicht.
 

Ihre Landbox ist umweltverträglicher als herkömmliche Lösungen. Das ist ein klares Plus – doch wie sieht es mit dem Preis aus?

Unsere Preise entsprechen denen von vergleichbaren Styroporboxen.
 

Auf der Fachpack 2015, der Messe für Verpackungen, haben Sie sich vor kurzem der Branche präsentiert – wie war das Feedback?

Die Landbox wurde am Stand unseres Kooperationspartners Klingele, einem der führenden Wellpappe-Unternehmen, präsentiert. Das war der Startschuss für uns zur Markteinführung. Wir haben sehr interessante Gespräche geführt, vor allem auch mit vielen Großabnehmern – das Feedback war großartig.
 

Wie machen Sie über die Messe hinaus auf sich bzw. Ihre Landbox aufmerksam? Haben Sie Vertriebs- oder Kooperationspartner?

Wir haben in den letzten zwei Jahren sehr viele Kontakte geknüpft. Jetzt geht es uns darum, die bestehenden Kontakte zu beliefern und parallel die Kapazitäten auszuweiten. Mit Klingele haben wir einen starken Kooperationspartner, unter anderem auch im Vertrieb.
 

Welches sind die nächsten konkreten Ziele? Weitere Märkte bearbeiten, vielleicht auch mit weiteren Produkten?

Gemeinsam mit der Hochschule Stuttgart entwickeln wir derzeit eine Verpackung, mit der sich kühlungspflichtige Flaschen (beispielsweise Smoothies) sicher verschicken lassen. Aktuell werden diese häufig in Blisterfolie einzeln eingewickelt und in Styroporboxen verschickt. Das kann nicht die Lösung sein.
 

Was raten Sie anderen Gründern?

Einfach machen. Sich trauen, anfangen und dann möglichst schnell die Kundenakzeptanz testen. Wenn die nicht überwältigend ist, dann sollte man sich lieber wieder früher als später von einem Projekt trennen. „Geht nicht“ muss aus dem Wortschatz gestrichen werden. Es geht alles.

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Das Interview führte Hans Luthardt

Vorschläge für diese Rubrik an redaktion@starting-up.de

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Gründer*in der Woche: Darmwunder – Darm trifft Psyche

Wie sich die ehemalige Polizistin Jana Müller mit dem Tabuthema Verdauungs­beschwerden im E-Health-Bereich erfolgreich selbständig gemacht hat.

Jana Müller sitzt an ihrem Schreibtisch und führt eine Online-Coaching-Session durch. Dabei spricht sie über Themen, die für viele mit Scham behaftet sind: Blähungen, Verstopfung, Durchfall. Ihre Zuhörer*innen: Menschen mit Reizdarm und anderen, teils „unerklärlichen“ Verdauungsbeschwerden. Vor fünf Jahren war sie noch eine von ihnen. Ihr Alltag war stark ein­geschränkt, verschriebene Behandlungen schlugen nicht an. „Mir wurde bereits als junger Mensch die Hoffnung genommen, wieder gesund zu werden“, erinnert sich Jana. Die Zeit voller Ängste geht ihr heute noch nah.

Zwölf bis fünfzehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter Reizdarmsymptomen, Betroffene müssen laut Aussage vieler Ärzt*innen „einfach damit leben“. Warum ist das so? Die Ursache des Problems sieht Jana in unserem Gesundheitssystem: „Die meisten Ärzt*innen behandeln nur die Symptome, die in ihr Fachgebiet fallen. Der komplexe menschliche Körper wird dabei selten ganzheitlich betrachtet.“

Heute ist Jana wieder vollständig genesen. Den Weg dorthin und das Wissen über den menschlichen Körper hat sie sich in verschiedenen Aus- und Weiterbildungen selbst erarbeitet. Eine Selbständigkeit war zunächst nicht geplant. Der Bedarf an einer Wissensvermittlung in diesem Bereich und die Lücke im Gesundheitssystem, die nach wie vor nicht gedeckt ist, haben Jana zum Umdenken bewogen: Sie gründete ihr Start-up Darmwunder und setzt sich seitdem – basierend auf den drei Bereichen Nervensystem, Emotion und Ernährung – intensiv mit den Betroffenen auseinander.

Von der Polizistin zur Gründerin

Vor ihrer Gründung war Jana Polizistin. Während ihrer kompletten Ausbildung war sie sich sicher, ihren Traumberuf gefunden zu haben. Doch dann begannen die geschilderten gesundheitlichen Probleme. Anfangs führte sie diese auf eine nicht auskurierte Grippe und einen stressigen Umzug zurück. Auch der Eintritt in den Schichtdienst verlangte ihr körperlich einiges ab. Als junger, bis dahin gesunder Mensch bekam sie Verdauungsprobleme, die sie stark einschränkten und chronisch wurden. Zusätzlich traten Hautprobleme, Schwindel, starkes Kälteempfinden und Schlaflosigkeit auf.

Für Jana begann ein Marathon an ärztlichen Sprechstundenbesuchen. Bei jedem Arzt bzw. jeder Ärztin bekam sie eine andere Diagnose ausgestellt, die verschriebenen Medikamente und Behandlungen schlugen allerdings nicht an. Ihr wurde immer häufiger nahegelegt, dass sie lernen müsse, ihre Beschwerden zu akzeptieren. „Damit müssen Sie jetzt leben! Dieser Satz hat mich zutiefst erschrocken und treibt mich immer noch an“, sagt Jana.

Schon während dieser Zeit fragte sie sich kritisch, warum ihr immer wieder einzelne Diagnosen ausgestellt wurden, die ihr nicht halfen. Eine Möglichkeit, dass ihre Beschwerden von den Ärzt*innen in einen ganzheitlichen Zusammenhang gebracht werden, gab es schlichtweg nicht. „Die ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Körpers kann unser aktuelles Gesundheitssystem nicht abdecken“, weiß Jana heute. Die Gründe hierfür liegen in der limitierten Zeit, die Ärzt*innen pro Patient*in aufbringen können, und in der einseitigen Betrachtung, die auf das spezifische Fachgebiet beschränkt ist.

Eine große Vision und kein Plan B

Dem Rat der Ärzt*innen, die Beschwerden zu akzeptieren, folgte Jana nicht. Neben ihrer Arbeit als Polizistin absolvierte sie eine Ausbildung zur zertifizierten Ernährungs- und Gesundheitsberaterin, eine Coaching-Ausbildung und verschiedene Fortbildungen zum komplexen Thema Nervensystem. Mit ihrem Wissen stellte sie sodann nicht nur ihre Ernährung um, sondern grub nach den tieferliegenden Ursachen für ihre Beschwerden.

Spontan meldete sie sich während dieser Zeit bei Instagram an und teilte dort ihr Wissen und ihren eigenen Heilungsprozess. Das Feedback und die Nachfrage nach Informationen waren enorm. Deshalb entschloss sich Jana, 1:1-Coachings neben ihrer Tätigkeit im öffentlichen Dienst anzubieten. 2023 kündigte sie und gründete Darmwunder. Mit ihrem Online-Coaching-Programm schließt sie seitdem eine Lücke, die sich für all diejenigen auftut, die bei Reizdarm und weiteren „unerklärlichen“ Symptomen eine ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Körpers benötigen.

„Ich habe eine große Vision und keinen Plan B“, so Jana – zwei Umstände, die sie als Gründerin immer wieder antreiben. Ob es eine große Hürde war, aus dem vermeintlich sicheren öffent­lichen Dienst in die Selbständigkeit zu gehen? „Der Schritt war nicht einfach“, so Jana. Sie kommt aus einer Familie voller Polizist*innen, niemand in ihrem Umfeld ist selbständig. Mit dem Schritt in die Selbständigkeit schloss sich für Jana zugleich auch ein Kreis. Denn während ihrer gesundheitlichen Genesung wurde ihr klar, dass der Beruf der Polizistin einfach nicht der richtige für sie ist.

Gesundheits-Coaching mit hohen Ansprüchen

Bei chronischen Verdauungsbeschwerden spielen die Psyche und die ganzheitliche Betrachtung des Körpers eine entscheidende Rolle. Stress, Angst und Wut aktivieren unser Nervensystem dauerhaft. „Mit dem richtigen Wissen muss sich kein Mensch mit chronischen Verdauungsbeschwerden abfinden“, ist Jana zutiefst überzeugt.

Die Frage, die für sie lange Zeit im Raum stand, war: „Wie schaffe ich es, möglichst vielen Betroffenen einen Zugang zu den richtigen Informationen zu geben?“ Durch die gesammelten Erfahrungen der 1:1-Coachings entstand die Idee zu ihrem Online-Coaching-Programm im Gesundheitsbereich. Grundlage dafür ist die sogenannte Darmwunder-Erfolgsformel, die die Bereiche Nervensystem, Emotion und Ernährung betrachtet.

„Menschen, die unter chronischen Verdauungsproblemen leiden, drehen meistens nur an der Stellschraube Ernährung. Das ist aber zu kurz gedacht“, erklärt Jana. Darmwunder setzt den Fokus gezielt auf den ganzheit­lichen Ansatz und unterscheidet sich so von vielen Coaching-­Angeboten auf dem Markt.

Die qualitativen Ansprüche an das eigene Online-Coaching-­Programm sind von Jana sehr hoch gesetzt. Aus diesem Grund arbeitet sie nicht allein, sondern hat sich Expertinnen in ihr Team geholt, um verschiedene Bereiche abzudecken. Schwarze Schafe im Coaching-Bereich gibt es immer wieder, vor allem wenn es um das Thema Gesundheit geht. „Wer im Gesundheits-Coaching ein Heilversprechen gibt, ist absolut unseriös“, stellt Jana klar. Selbstverständlich kann auch sie keine „Heilung“ versprechen, bzw. distanziert sich ganz klar von solchen Versprechungen. Zudem ersetzt das Darmwunder-­Programm keine Therapie und stellt keine Diagnosen. Es ergänzt die ärztliche Betreuung, indem es ein tiefgreifendes Wissen über den Zusammenhang zwischen Körper und Psyche vermittelt und passende Werkzeuge für Veränderungen des eigenen Lebens aufzeigt.

Damit können sich die Teilnehmer*innen eigenverantwortlich und selbstwirksam helfen. Ganz bewusst haben sich Jana und ihr zehnköpfiges Team für ein Online-Programm entschieden. Denn es setzt genau dort an, wo die klassische Schulmedizin nicht mehr greift, und ist für alle nutzbar, unabhängig vom jeweiligen Wohnort.

Die Sprache des eigenen Körpers wieder erlernen

Das Online-Coaching ist für Jana erst der Anfang. Eine Erweiterung der Produktpalette ist bereits geplant. Betroffenen soll damit die Möglichkeit eines niederschwelligen Einstiegs in das Thema geschaffen werden. Zudem soll es ein Angebot zur Prävention geben. „Die Sprache des eigenen Körpers können wir alle wieder erlernen. Es ist aber noch viel Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft vonnöten, damit ein breites Bewusstsein für die enge Verbindung zwischen Psyche und Körper entsteht“, ist die ambitionierte Gründerin überzeugt.

Event-Start-up COPETRI vor Insolvenzeröffnung

COPETRI wurde 2021 von Ralf Hocke mit dem Ziel gegründet, Zukunftsfähigkeit von Mitarbeitenden, Teams und Organisationen durch Event-, Content-, Learning- und Networking-Angebote zu fördern

Die COPETRI GmbH hat einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Im Rahmen dessen wurde am 01.04.2025 die vorläufige Insolvenzverwaltung und ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Infolgedessen wurde nach eingehender Prüfung gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter entschieden, dass die für den 3. und 4. Juni in Mainz geplante COPETRI CONVENTION 2025 (COCON25) nicht stattfinden kann.

Das Frankfurter Start-up hat sich seit 2021 vergangenen Jahren mit Eventformaten wie der COPETRI CONVENTION, der DIGICON, den Frankfurt Future Talks, sowie digitalen Formaten wie Masterclasses und weiteren Content-Angeboten, eine engagierte Community aufgebaut.

Trotz eines erfolgreichen Markteintritts und großem Zuspruch aus dem Netzwerk, haben es die sich stetig wandelnden und zunehmend anspruchsvolleren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der letzten Jahre – von einer weltweiten Pandemie über geopolitische Krisen, einer hohen Inflation bis hin zur Zurückhaltung bei Investitionen – extrem erschwert, ein junges Unternehmen wie COPETRI langfristig tragfähig zu entwickeln.

„Die Entscheidung, den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen, gehört zu den schwersten in unserem unternehmerischen Wirken. Wir haben bis zuletzt für COPETRI gekämpft – für die Idee, für das, was wir gemeinsam aufgebaut haben. Was bleibt sind starke Impulse, eine lebendige Community und die Überzeugung, dass Zukunftsfähigkeit als Aufgabe aktueller ist denn je“, sagt Ralf Hocke, Gründer und CEO von COPETRI.

Vor der Gründung von COPETRI war Ralf Hocke CEO der spring Messe Management GmbH und hat dort die Zukunft Personal-Reihe mit der Leitmesse Zukunft Personal Europe in Köln und ihren Ablegern in Stuttgart, Hamburg und München, zu den führenden Events für das Personalmanagement und die Arbeitswelt in Europa ausgebaut. Zugleich war er Mitglied der Unternehmensleitung der Deutschen Messe AG.

Wie es mit der Idee von COPETRI weitergeht, wird nun geprüft.

23 Mio. Euro für Aachener MedTech-Start-up Clinomic

Das 2019 gegründete MedizinTech-Start-up aus Aachen entwickelt intelligente Assistenzsysteme für Intensivstationen. Investoren der Series B Finanzierungsrunde sind der Deep Tech & Climate Fonds (DTCF) und ein privates Family Office.

Die Zahl der Daten im Krankenhaus steigt rasant, die Pflichten zur Dokumentation werden schärfer – nur das Pflegepersonal wird immer knapper. Insbesondere auf den Intensivstationen führt dieser Mangel zunehmend zu Problemen und stellt die Kliniken vor wachsende Herausforderungen.

Die Clinomic GmbH, 2019 von Dr. med. Arne Peine, Prof. Gernot Marx und PD Dr. med. Lukas Martin als Spin-off der RWTH Aachen University gegründet, entwickelt intelligente Assistenzsysteme für Intensivstationen. Ihr Hauptprodukt „Mona“ nutzt künstliche Intelligenz und Sprachverarbeitung, um medizinische Daten zu analysieren und das Pflegepersonal zu unterstützen. Mit „Medical on-site assistant“, kurz Mona, können Kliniken auf eine außergewöhnliche Verbündete setzen: das vielfach preisgekrönte und zertifizierte Assistenz- und Telemedizinsystem übernimmt unter anderem zeitintensive Routinetätigkeiten. Damit entlastet das System bestehende Teams und bringt dadurch mehr Zeit für Menschlichkeit an das Krankenbett.

Gebündelt in einem einzigen Gerät unterstützt Mona das Klinikpersonal von der Aufnahme bis zur Entlassung des/der Patient*in. Mona behält den Überblick über alle klinischen Maßnahmen und reduziert den Dokumentationsaufwand erheblich. Gerade auf Intensivstationen sind relevante Laborwerte und Vitaldaten oft in einer Flut irrelevanter Datenpunkte versteckt, sodass Ärzt*innen oftmals unter hohem Zeitdruck die wichtigen von unwichtigen Parametern unterscheiden müssen.

„Pro Stunde und Patient:in entstehen auf einer Intensivstation etwa 1.000 Datenpunkte, aus denen die Kolleg*innen ihre Schlüsse ziehen müssen“, erklärt Dr. Peine, Intensivmediziner und CIO von Clinomic. Das intelligente und gut strukturierte PDMS ermöglicht die Anzeige, Aufbereitung und Dokumentation von Patient*innendaten, um das Klinikpersonal in seinem täglichen Arbeitsablauf zu unterstützen.

Unser Ziel war es, Intensivmedizin neu zu denken und den Alltag auf der Intensivstation radikal zu vereinfachen“, erklärt Gründer und CMO Priv. Doz. Dr. med. Lukas Martin. Mit der Gründung der Clinomic Group im Jahr 2022 macht das Unternehmen den nächsten Entwicklungsschritt, um das Krankenhaus zu digitalisieren. Clinomic gestaltet die Entwicklung des Gesundheitswesens hin zu einer intelligenten, effizienten und ressourcengesteuerten digitalen Transformation aktiv mit.

10-Mio.-Euro-Fonds für Tech-Start-ups gestartet

Das Start-up-Innovationszentrum BRYCK aus Essen, der Gründerfonds Ruhr und die RAG-Stiftung starten gemeinsam einen 10-Mio.-Euro-Fonds für Deutschlands Tech-Zukunft.

BRYCK, das von der RAG-Stiftung initiierte Gründungs- und Innovationszentrum mit Sitz im Ruhrgebiet, verfolgt die Mission, eines der führenden Gründungszentren in Europa zu werden. Seit seiner Gründung 2022 hat BRYCK mit seinen Programmen das Wachstum von über 100 Start-ups aus 20 Ländern durch einen schnelleren Zugang zu Kapital, Markt und Talenten beschleunigt. Das Gründungszentrum konzentriert sich gezielt auf B2B-Tech-Start-ups, die einen Beitrag zur Lösung großer globaler Herausforderungen wie der Energiewende, der Dekarbonisierung der Industrie und einem zukunftsfähigen Gesundheitswesen leisten.

Mit einem durch die RAG-Stiftung finanzierten 10-Millionen-Euro-Fonds wollen BRYCK und der Venture-Capital-Investor Gründerfonds Ruhr gezielt B2B-Tech- und insbesondere DeepTech-Start-ups in Deutschland unterstützen. Das Kapital fließt künftig in frühphasige Unternehmen, die erfolgreich ein BRYCK-Programm durchlaufen haben und wegweisende Technologien entwickeln, welche das Potenzial haben, Industrien langfristig zu transformieren. Der Fonds ist ein weiterer Meilenstein im Aufbau der BRYCK Startup Alliance und für deren Bewerbung im Leuchtturmwettbewerb Startup Factories der Bundesregierung.

Ziel des neuen Fonds ist es, jährlich in zehn bis 20 vielversprechende Start-ups mit jeweils bis zu 300.000 Euro zu investieren, um ihre Entwicklung in Richtung Marktreife zu beschleunigen und ihre innovativen Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln. Verantwortet wird der GF BRYCK Ventures Fonds vom Gründerfonds Ruhr unter der Leitung von Ann-Christin Kortenbrede und Jan Gräfe.

Bernd Tönjes, Vortandsvorsitzender der RAG-Stiftung: „Mit der Finanzierung des GF BRYCK Ventures Fonds versprechen wir uns als RAG-Stiftung perspektivisch interessante Investmentmöglichkeiten in junge vielversprechende Tech-Unternehmen. Gemeinsam mit dem durch uns initiierten Gründungszentrum BRYCK und dem Gründerfonds Ruhr setzen wir damit ein starkes Signal für innovative Technologie- Start-ups in Deutschland und positionieren das Ruhrgebiet als Modellregion für industrielle Transformation.“

Kapital für forschungsintensive Technologien und wissenschaftliche Ausgründungen

Ein Investitionsschwerpunkt des Fonds werden Ausgründungen aus den drei Universitäten im Ruhrgebiet sein (Ruhr-Universität Bochum, TU Dortmund, Universität Duisburg-Essen), die forschungsintensive Technologien entwickeln, sogenannte DeepTech-Start-ups. Diese haben aufgrund langer Forschungs- und Entwicklungszyklen einen höheren Kapitalbedarf als weniger technologiegetriebene Start-ups. Für viele Investor*innen sind sie in frühen Phasen daher häufig unattraktiv. In Deutschland sind nur elf Prozent der Start-ups im DeepTech-Bereich aktiv, lediglich zwei Prozent des globalen DeepTech-Fundings fließen laut Startup Verband in deutsche Start-ups und nur drei der 100 weltweit am höchsten finanzierten DeepTech-Start-ups haben ihren Sitz in Deutschland. Gleichzeitig haben gerade diese jungen Tech-Unternehmen ein enormes Potenzial, ganze Industrien zu transformieren und langfristig erfolgreich zu sein.

„DeepTech-Innovationen brauchen Wachstumskapital, um sich zu entfalten. Mit dem GF BRYCK Ventures Fonds, unserem internationalen Investoren-Netzwerk, sowie der Kombination aus Wissenschaft, Wirtschaft und unserer Start-up-Kompetenz bieten wir Gründer*innen die bestmöglichen Voraussetzungen, um alle Phasen der Unternehmensgründung erfolgreich zu durchlaufen – von Pre-Seed bis Later Stage", erklärt Tobias Grün, Mitglied der Geschäftsleitung von BRYCK.

Kapital aus dem neu aufgelegten Fonds zu erhalten, wird für die DeepTech-Start-ups ein entscheidender Baustein in ihrer Startphase sein. Hieran kann sich ein Seed Investment durch den 2024 aufgelegten Gründerfonds Ruhr II anschließen – die Investitionskette kann sich im Idealfall also nahtlos fortsetzen. Der Gründerfonds Ruhr II umfasst aktuell ein Fondsvolumen von 31 Mio. Euro und soll bis Ende 2025 noch auf 50 Mio. Euro anwachsen. Für anschließende Wachstumsinvestitionen ab der Series A stellen sowohl der Gründerfonds Ruhr als auch BRYCK zusätzlich ein großes Netzwerk an Investor*innen zur Verfügung, welches den Start-ups bei Anschlussfinanzierungen bis zur Later Stage zur Seite steht.

„Das Ruhrgebiet hat mit seinen sehr guten Universitäten, Hochschulen und vielen weiteren Forschungs- und Entwicklungszentren exzellente Möglichkeiten, um der Treiber für Innovation und Transformation in Deutschland zu sein. Der GF BRYCK Ventures Fonds setzt gezielt dort an, wo Kapital fehlt, und unterstützt junge Tech-Start-ups mit hohem Potenzial und enger Anbindung an die regionale Forschungslandschaft", sagt Ann-Christin Kortenbrede, Managing Partner des Gründerfonds Ruhr.

Hawk: 52 Mio. Euro für Geldwäsche- und Betrugserkennung

Hawk, 2018 in München von Wolfgang Berner und Tobias Schweiger gegründet, entwickelt KI zur Geldwäsche- und Betrugserkennung und hat ein Serie-C-Investment in Höhe von 52 Mio. Euro erhalten.

Weltweit vertrauen bereits mehr als 80 Kund*innen auf die Technologie von Hawk – von mittelgroßen Finanzinstituten über FinTechs bis hin zu Großbanken, darunter einige der am stärksten regulierten Unternehmen der Branche. Die neuen Mittel unterstützen sowohl die Weiterentwicklung der Plattform als auch die globale Expansion – insbesondere in den USA.

Angeführt wurde die Finanzierungsrunde von One Peak, die damit Teil des bestehenden Investorenkreises werden, zu dem auch die Rabobank, Macquarie, BlackFin Capital Partners, Sands Capital, DN, Picus und Coalition zählen.

Der Ansatz von Hawk geht über den traditionellen, regelbasierten Ansatz zur Bekämpfung von Geldwäsche und Betrug hinaus, der bei Banken häufig zu riesigen Mengen an falsch-positiven Warnmeldungen führt, die von Compliance-Teams händisch überprüft werden müssen. Gleichzeitig finden Kriminelle immer neue Wege, die Regeln zu umgehen, und illegale Aktivitäten zu verschleiern. Hawk erhöht drastisch die Genauigkeit bei der Aufdeckung von Straftaten, während die KI-gestützte Technologie auch die Anzahl der falsch-positiven Ergebnisse reduziert.

„Finanzinstitute, die Risiken frühzeitig erkennen wollen, kommen an KI nicht vorbei – sie reduziert die manuelle Prüfung und erhöht die Genauigkeit.“, so Tobias Schweiger, CEO von Hawk. „Dabei sind die Ergebnisse sehr überzeugend: Wir konnten die Vorhersagegenauigkeit in einigen Fällen auf fast 90 Prozent erhöhen und gleichzeitig die Anzahl der Fehlalarme halbieren. Außerdem decken wir doppelt so viele bisher unentdeckte Fälle von neuartigen kriminellen Aktivitäten gegenüber traditionellen Systemen auf.“

„KI ist Teil unserer DNA. Unsere Mission ist es, Finanzinstituten dabei zu helfen, das Potenzial von maschinellem Lernen und generativer KI im Kampf gegen Finanzkriminalität voll auszuschöpfen. Dafür bieten wir die passende Technologie, Expertise und Unterstützung“, ergänzt Schweiger. „Mit dem frischen Kapital treiben wir unsere Mission weiter voran. Unser Dank gilt One Peak für die Unterstützung und unseren bestehenden Investoren für ihr fortwährendes Vertrauen.“

„Der Wert, den Hawk für Compliance-Teams auf der ganzen Welt schafft, ist wirklich bemerkenswert. Finanzinstitute jeder Größe bestätigen, dass Hawk beeindruckende Ergebnisse, außergewöhnliche Zuverlässigkeit und partnerschaftlichen Support bietet“, kommentiert David Klein, Managing Partner bei One Peak. „Die Technologie von Hawk ermöglicht es Banken, Finanzkriminalität viel effizienter zu bekämpfen, und wir freuen uns sehr, das Weltklasseteam von Hawk auf dem nächsten Abschnitt des Wachstums zu unterstützen.“

Rebranding: Aus heynanny wird heycare

Die 2021 von Julia Kahle und Anna Schneider gegründete Care-Plattform heynanny wird zu heycare. Der neue Name soll sichtbar machen, was sich längst etabliert hat: eine Plattform für umfassende Employee Assistance.

Großunternehmen nutzen bereits heycare-Module wie Mental Health, Elder Care und haushaltsnahe Services – jetzt ergänzt um Pet Care. Mitarbeitende wünschen sich echte Unterstützung – nicht nur im Job, sondern auch im Alltag. Ob Kinderbetreuung, psychische Gesundheit, Pflege von Angehörigen, haushaltsnahe Aufgaben oder die Versorgung von Haustieren: Viele Lebensbereiche lassen sich nicht klar von der Arbeit trennen.

Heycare – 2021 als heynannyly GmbH / heynanny von Julia Kahle und Anna Schneider gegründet – ist eine führende Plattform für Employee Assistance, die diese Realität aufgreift und eine zentrale Plattform bietet, über die Mitarbeitende passgenaue Services für jede Lebenslage erhalten – flexibel, digital und rund um die Uhr.

„Better care, better work – unser Ziel ist es, Mitarbeitende in allen Care-Bereichen zu entlasten und ihnen ein starkes Support-System an die Seite zu stellen“, sagt Julia Kahle, Mitgründerin von heycare.

Zum Weiterlesen: Hier geht's zur StartingUp-Gründungsstory von heynanny / heycare

Neuer Name, erweiterter Fokus

"Es sind nicht nur soziale Gründe, die für Lösungen wie heycare sprechen – auch wirtschaftlich machen sie einen spürbaren Unterschied“, sagt Benjamin Visser, Gründer und CEO von allygatr, dem Company Builder im HR-Tech-Sektor, zu dessen Portfolio heycare gehört. „Wenn in einem Unternehmen mit 1000 Mitarbeitenden allein durch Betreuungslücken jährlich 657.000 Euro an Produktivität verloren gehen, zeigt das den Handlungsbedarf. Und wenn eine Fachkraft wegen familiärer Verpflichtungen das Unternehmen verlässt, kostet die Nachbesetzung im Schnitt 50.000 Euro. Heycare setzt genau hier an – und hilft, solche Kosten zu vermeiden.“

„Der neue Name unterstreicht unsere Mission, Unternehmen in allen Care-Bereichen zu unterstützen“, ergänzt heycare-Mitgründerin Anna Schneider. „Das macht heycare zur führenden Plattform für ganzheitliche Benefits für Mitarbeitende.“

Mit dem Rebranding zu heycare erweitert das Start-up seinen Fokus. Gleichzeitig bleibt das, was heycare auszeichnet, erhalten: eine hohe Servicequalität, persönliche Ansprechpartner*innen und die einfache Anbindung an bestehende HR-Prozesse. Unternehmen können die Plattform weiterhin nahtlos integrieren – und ihren Teams rund um die Uhr Zugang zu allen Leistungen ermöglichen.

Gründer*in der Woche: DeepEn - tiefe Blicke ins Gehirn

Tiefe Einblicke in das Gehirn und andere Organe – mit einer bislang unerreichten Auflösung bei minimaler Invasivität: Das ermöglicht das junge MedTech-Start-up DeepEn aus Jena.

Die DeepEn GmbH – 2024 von Sergey Turtaev, Tomáš Čižmár, Hana Čižmárová, Jiri Hofbrucker und Patrick Westermann als Spin-Off des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) in Jena gegründet – hat das weltweit dünnste Mikroskopie-Gerät entwickelt, das neue Chancen für die neurowissenschaftliche Forschung und die Medizin eröffnen soll.

Haardünne Endoskope als Booster für neue klinische Geräte

Mithilfe präziser holografischer Lichtsteuerung können optische Glasfasern mit dem Durchmesser eines menschlichen Haares als leistungsstarke Bildgebungsgeräte in tiefliegenden Körperregionen genutzt werden. Diese ultraminimal invasiven Instrumente sollen zunächst die neurowissenschaftliche und biomedizinische Forschung beschleunigen und insbesondere zum Verständnis von Alterungsprozessen, degenerativen Veränderungen und Neuroplastizität beitragen.

„Unsere fortschrittliche Bildgebungstechnologie soll Forschenden helfen, neue therapeutische Strategien für neuronale Störungen zu entwickeln“, erklärt DeepEn-CEO Sergey Turtaev. „Langfristig, sobald weitere technische Hürden überwunden sind, könnten diese haardünnen Endoskope eine neue Generation klinischer Geräte prägen.“

Basis für die Entwicklung ist die international führende Forschungsarbeit der Gruppe für Holographische Endoskopie unter der Leitung von Tomáš Čižmár am Leibniz-IPHT: In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Karls-Universität Prag, dem Institut für Wissenschaftliche Instrumente der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brno, dem Leibniz-Institut für Neurobiologie sowie dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg entwickelte das DeepEn-Team den Prototypen eines hochauflösenden holografischen Endoskops.

Multipler Geldsegen für ambitionierte Vorhaben

Für diesen Erfolg wurde das Start-up jetzt mit dem Leibniz-Gründungspreis 2025 ausgezeichnet. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird für Gründungsvorhaben aus Leibniz-Instituten in der Vorbereitungs- und Start-up-Phase vergeben, die sich durch besondere Leistungen bei der Entwicklung von innovativen und tragfähigen Geschäftsideen und beim Aufbau neuer Unternehmen auszeichnen. Das Preisgeld ist zweckgebunden für die Unterstützung der Vorhaben bei der Überprüfung und praktischen Umsetzung ihrer Unternehmenskonzepte.

Das Preisgeld plant das Team für die Vorbereitung der Markteinführung seines Mikroendoskops NeuroDeep® Ende 2025 zu verwenden. „Wir planen eine große Marketingkampagne sowie die Teilnahme an Messen in Europa, Asien und den USA“, sagt Mitgründerin Hana Čižmárová. „Dafür können wir das Preisgeld hervorragend einsetzen.“

Das Start-up wurde bereits über EXIST-Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Im Frühjahr 2025 schloss es zudem erfolgreich eine Seed-Investitionsrunde in Millionenhöhe ab. Und last but not least erhielt DeepEn für sein Projekt NEUROGATE – eine Kooperation des Start-ups mit europäischen Forschungsinstituten, im Januar dieses Jahres eine 2,5 Millionen-Euro-Förderung des „EIC Transition“-Programms von Horizon Europe.

mo:re: Hamburger Life-Science-Start-up sichert sich 2,3 Mio. Euro

Das 2020 gegründete mo:re entwickelt eine Laborplattform, die neue Standards in der tierversuchsfreien Medikamentenentwicklung setzt.

In der Wissenschaft herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass sog. Organoide einen bedeutenden Schritt auf dem Weg zu einer repräsentativeren Modellierung von Krankheiten darstellen. Der Weg zu einer schnelleren Zulassung von relevanteren Medikamenten führt über moderne Organoidmodelle. Dies wurde auch von FDA erkannt, der amerikanischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (Food and Drug Administration). In ihren neuen Richtlinien macht sie den Weg frei, Tierversuche durch relevante Organoidmodelle zu ersetzen. In diesem Bereich fehlen noch die Mittel für eine breite Anwendung von Organoiden mit höherem Durchsatz, um reproduzierbare Ergebnisse in einer standardisierten Umgebung zu erzielen.

Laborplattform ersetzt Tierversuche

Vor diesem Hintergrund hat das Life-Science-Start-up mo:re eine Laborplattform entwickelt, die Automatisierung und Software für die Planung, Durchführung und Analyse von Zellkulturstudien kombiniert. Die Plattform zielt darauf ab, die Zellkultur zu vereinfachen, Organoide als Standard-Labortechnik zugänglich zu machen und verifizierbare Ergebnisse zu liefern.

Die Plattform aus Laborroboter und Software ersetzt letztlich Tierversuche durch KI-gestützte Kultivierung von Krankheitsmodellen, an denen neue Wirkstoffe standardisiert und im Hochdurchsatz getestet werden können und setzt damit einen neuen Maßstab für Skalierbarkeit, Reproduzierbarkeit und Standardisierung von 3D-Zellkulturmodellen.

2,3-Mio.-Finanzierung zur Kommerzialisierung

Jetzt hat mo:re auf der SLAS 2025 in San Diego, der weltweit führenden Messe für Laborautomation, die Markteinführung seines ersten Produkts bekannt gegeben. Die Kommerzialisierung wird durch eine Seed-Finanzierung in Höhe von 2,3 Millionen Euro durch internationale Investoren unter Führung des HTGF unterstützt. Ebenfalls beteiligt sind der Innovationsstarter Fonds Hamburg (IFH), Gilson Inc., NEDGEX, Nidobirds Ventures sowie die Privatinvestoren R&R Medical und Martin Blüggel.

„Mit dieser Finanzierung wollen wir unsere Präsenz auf dem Markt etablieren und unser Team weiter ausbauen. Jetzt ist es an der Zeit, unsere Ressourcen auf die Entwicklung weiterer wissenschaftlicher Anwendungen zu konzentrieren, um das Potenzial unserer Plattform gemeinsam mit unseren Kunden und unserem internen Labor für Forschung und Entwicklung zu erschließen“, so Lukas Gaats, CEO bei mo:re.

„Das Team von mo:re ist auf dem besten Weg, seine Vision zu verwirklichen, Forschern weltweit einen einfachen Zugang zu einer standardisierten Methode zur Durchführung von 3D-Zellkulturen und reproduzierbaren Ergebnissen zu ermöglichen“, ergänzt Dr. Christian Kannemeier, Senior Investment Manager beim HTGF.

Verus Digital: 3D-Digitalisierungspionier erhält 750.000 Euro Pre-Seed-Finanzierung

Die Verus Digital GmbH, ein führender Anbieter auf dem Gebiet der autonomen 3D-Digitalisierung von Objekten, sichert sich ein Pre-Seed-Investment. Das Business-Angel-Netzwerk Gateway Ventures und die Fraunhofer Gesellschaft investieren 750.000 Euro in die weitere Entwicklung der Fraunhofer-Ausgründung.

Die 2023 von Matevz Domanjko, Reimar Tausch und Martin Schurig als Spin-off des Fraunhofer-Instituts für Grafische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt gegründete Verus Digital GmbH bietet mit CultArm3D die erste mobile All-in-One-Lösung für die 3D-Digitalisierung von Objekten, sowie passgenaue Digitalisierungsdienstleistungen, Beratung und Schulung für kund*innenorientierte Lösungen an.

Die 3D-Scanner von Verus Digital nutzen modernste Technologie, um Kund*innen weltweit smartes digitales Scannen und Modellieren von Objekten zu einem Bruchteil der Kosten und des Zeitaufwandes bisheriger Verfahren anzubieten. Das Unternehmen hat mit der Produktlinie CultArm3D eine autonome 3D-Scanstation erfolgreich eingeführt, die die Dokumentation und digitale Konservierung von Kunstobjekten und historischen Artefakten mit wissenschaftlicher Präzision ermöglicht.

Hierfür arbeitet Verus Digital mit internationalen Partnern wie Phase One, einem führenden Hersteller von digitalen High-End-Kamerasystemen, Universal Robots, einem international tätigen Hersteller von kollaborativen Leichtbaurobotern und weiteren namhaften Partnern in Industrie und Forschung zusammen.

Mit der Pre-Seed-Finanzierung von Gateway Ventures und der Fraunhofer-Gesellschaft will das junge Tech-Unternehmen seine führende Position im Bereich der smarten 3D-Digitalisierung in Museen sowie das neue Geschäftsfeld der 3D-Virtualisierung in der Forensik weiter ausbauen. Zudem sollen durch Weiterentwicklungen und strategische Partnerschaften die Marktposition ausgebaut und weitere Märkte erschlossen werden.

Mit Unterstützung von Fraunhofer Venture wurde im Rahmen des AHEAD-Programms das Geschäftsmodell für den Markteintritt ausgearbeitet. Direkt nach Gründung brachte Verus Digital CultArm3D auf den Markt – die ersten smarten und autonomen 3D Scanning Stationen für Visualisierungen von wissenschaftlicher Qualität.

Matevz Domanjko, CEO bei Verus Digital, erklärt zur erfolgreichen Finanzierungsrunde: „Unsere Technologie verändert bereits heute die Art und Weise, wie führende Institutionen historische Artefakte und forensische Beweise mit unübertroffener Präzision digitalisieren und analysieren. Mit einem voll ausgereiften Produkt und einer wachsenden Marktnachfrage sind wir für die weitere Skalierung unseres Geschäftsmodells hervorragend aufgestellt. Die Investition von Gateway Ventures und Fraunhofer Venture ermöglicht es uns, Innovationen zu beschleunigen, unser Produktangebot zu verbessern und noch schneller in Schlüsselmärkte zu expandieren.“

Markus Kainz, CEO Gateway Ventures, ergänzt: „Die profunde Technologie hinter Verus Digital bietet weltweit einen einzigartigen Vorsprung gegenüber ähnlichen Lösungen. Wir sind überzeugt, dass das Produkt bereit ist in vielen Ländern zum Einsatz zu kommen und freuen uns gemeinsam mit dem Team von Verus Digital und Fraunhofer Venture die nächsten Schritte zu gehen.“

Matthias Unbescheiden, Institutsleiter des Fraunhofer IGD, kommentiert: „Die Gründung der Verus Digital GmbH als Spin-off des Fraunhofer IGD ist ein herausragendes Beispiel für unsere Innovationskraft im Bereich der autonomen 3D-Digitalisierung. Mit der erfolgreichen Finanzierung und dem Engagement für präzise digitale Lösungen unterstützen wir nicht nur die Erhaltung unseres kulturellen Erbes, sondern eröffnen auch neue Anwendungsmöglichkeiten in der Forensik und darüber hinaus.“

LMU-Spin-off RNhale erhält 2,5 Mio.-EU-Förderung

RNhale hat sich einen hochdotierten Grant des Europäischen Innovationsrates (EIC) gesichert. Das 2023 gegründete Münchner Start-up will einen neuen Ansatz zur Behandlung von Asthma praxisreif machen.

Der Firmenname bereits beschreibt das angestrebte Produkt in kürzester Form: RNhale - sogenannte RNA-Therapeutika zum Einatmen. Jetzt bekommt das 2023 gegründete Münchner Start-up einen sogenannten Transition Grant des European Innovation Council (EIC) in Höhe von 2,5 Millionen Euro, um ein solches neuartiges Medikament gegen Asthma an die Praxis heranzuführen.

RNhale ist eine Ausgründung der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU): Die Pharmazeutin Olivia Merkel, Inhaberin des Lehrstuhls für Drug Delivery, hat mit ihrem Team das nötige Know-how über lange Jahre erarbeitet. Sie forscht an neuartigen Nano-Transportsystemen, mit denen Medikamente gezielt an ihren Wirkort im menschlichen Körper gebracht werden können. Ihr besonderer Fokus liegt auf dem therapeutischen Einsatz kurzer RNA-Abschnitte, die an der Krankheitsentstehung beteiligte Gene in bestimmten Zelltypen stilllegen können.

Auf dieser Basis entwickelten Olivia Merkel und ihr Team Ansätze für neue Asthma-Therapien, unter anderem gefördert mit einem millionenschweren Starting Grant des Europäischen Forschungsrat (ERC). Die Forscherinnen und Forscher packten spezifische sogenannte siRNA in Nano-Carrier, die sich mittels Sprühtrocknung stabilisieren lassen und zu einem atemgängigen Trockenpulver verarbeiten lassen.

Um für ein solches Präparat die Probe aufs Exempel machen zu können, erhielt Olivia Merkel einen Proof of Concept Grant des ERC. Nach einer weiteren Förderung aus dem Knowledge Transfer Fund der LMU schlug 2023 auch die Geburtsstunde des Spin-offs RNhale, bei dem Olivia Merkel als Scientific Advisor firmiert. Zum Gründungsteam gehören einige ihrer LMU-Mitarbeitenden wie CEO Benjamin Winkeljann.

Nächster logischer Baustein der Förderung aus Brüssel

Der neue Grant des EIC ist in dieser Förderkette aus Brüssel der nächste logische Baustein: RNhale will damit die Technologie für die Prüfung in klinischen Studien bereit machen und die Geschäftsentwicklung für den Marktrelease vorantreiben. Dazu gehört eine Vorbereitung der nötigen präklinischen Studien. Als erste Anwendung plant das Unternehmen ein Präparat, mit dem sich die bei allergischem Asthma auftretende Expression des Zytokins TSLP in den Atemwegen reduzieren lässt. Mit diesen Arbeiten hofft RNhale, am Ende nicht nur ein hochwirksames Therapeutikum gegen Asthma auf den Markt bringen zu können, sondern auch eine Plattform zu schaffen, die sich auch für Entwicklungen zur Behandlung anderer Atemwegserkrankungen nutzen lässt.

theion: Batterie-Start-up meldet 15 Mio-Euro-Finanzierung

Das Berliner Start-up theion entwickelt Kristallbatterien für mobile, tragbare und stationäre Anwendungen und schließt seine Series A- Finanzierungsrunde in Höhe von 15 Mio. Euro ab.

Die Finanzierungsrunde von theion wird von Team Global angeführt, außerdem partizipieren Enpal und Geschwister Oetker Beteiligungen.

„Wir freuen uns sehr darüber, dass Team Global, Geschwister Oetker Beteiligungen und Enpal in theion investieren. Damit können wir die Entwicklung unserer Technologie deutlich vorantreiben“, erklärt Dr. Ulrich Ehmes, CEO von theion. „Deutschland kann auf eine lange Tradition von Pionierarbeit in Wissenschaft und Ingenieurwesen zurückblicken. Wir haben noch ein Stück Weg vor uns, aber diese Innovation kann die Welt verändern: In naher Zukunft sind CO2 -neutrale Elektroflüge möglich, auch der Durchbruch der E-Autos auf der Straße rückt in greifbare Nähe, wenn die Reichweite sich signifikant erhöhen lässt. Effiziente stationäre Energiespeicher lösen die letzten Bedenken in Sachen Energiewende auf. Wir halten den Schlüssel zur Zukunft in der Hand.“

Lukasz Gadowski, CEO und Gründer von Team Global, fügt hinzu: „Ich bin mir sicher, dass die Kristallbatterietechnologie Mobilität und stationäre Energiespeicherung revolutionieren kann – und theion steht an der Spitze dieser Technologie-Revolution. theion wird der Welt helfen, ein ganz neues Niveau für sichere, nachhaltige und kosteneffiziente Elektrifizierung zu erreichen. Diese Zellchemie kann nicht nur die Kosten in der Automobil- und Mobilitätsbranche drastisch senken, sondern auch ein Impulsgeber für die elektrifizierte Luftfahrt sein.“

Sven Wiszniewski, verantwortlich für Risiko- und Wachstumskapitalanlagen der Geschwister Oetker Beteiligungen, ergänzt: „Wir sehen enormes Potenzial in der Technologie von theion, um die Batterieleistung erheblich zu verbessern und gleichzeitig die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen zu reduzieren. Dieses Investment steht im Einklang mit unserer Vision, bahnbrechende Innovationen zu unterstützen, die eine grünere und effizientere Energiezukunft vorantreiben.“

Großes Marktpotenzial für die Exportindustrie

Basierend auf Marktbeobachtungen geht theion davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Batterien sich bis 2030 verdreifachen wird. Das würde einem Gesamtvolumen von 8 TWh oder 500 Milliarden Euro pro Jahr entsprechen, das die Bereiche E-Mobilität an Land (340 Milliarden Euro), dem stationären Energiespeicher-Sektor (175 Milliarden Euro) und elektrifizierten Flugzeugen (20 Milliarden Euro) umfasst. Europa kann eine führende Rolle in diesem milliardenschweren Batteriemarkt einnehmen, indem es Schwefel nutzt. Das upgecycelte Abfallmaterial mit einer resilienten Lieferkette macht Batterien für alle erschwinglich und treibt die Energiewende an Land, in der Luft und auf See voran.

Bahnbrechende Innovation: Ein neuer Ansatz der Batteriefertigung

Theion entwickelt eine komplett neue Batterie-Technologie, welche bisherige Schwächen von Lithium-Ionen-Batterien überwindet. Sie basiert auf dem Element Schwefel. Dieses upcyclingfähige Abfallprodukt ersetzt Nickel und Kobalt – es ist nahezu unbegrenzt verfügbar und stellt damit eine nachhaltige Lösung ohne Entsorgungsrisiken dar. Im direkten Vergleich mit Lithium-Ionen-Batterien weist die patentierte Kristallschwefel-Batterie einen deutlich geringeren CO2 -Fußabdruck auf und verbessert die Resilienz der Lieferkette. Zudem hat Schwefel eine signifikant höhere Energiedichte. Das macht zukünftige Batterien dreimal leichter als aktuelle Lithium-Ionen-Batterien. Führende Wissenschaftler und Experten bestätigen dieses Potenzial. Der limitierende Faktor ist bisher die Zyklen-Lebensdauer solcher Batterien: Um wirtschaftlich rentabel zu sein, müssen Schwefelbatterien über 1000 Zyklen erreichen. Genau hierfür hat theion eine Lösung entwickelt. Die innovative Technologie von theion basiert auf der monoklinischen Gamma-Kristallstruktur von Schwefel. Mit Hilfe von patentierten Verfahren legt sie den Grundstein für die Verlängerung der Lebensdauer der Batterie.

Weltweit arbeiten zahlreiche Start-ups an Schwefel-Technologien für Batterien. Theion ist der einzige Player, der auf die Kristallform von Schwefel setzt. „Wir verstehen Forschung und Entwicklung als Intelligenz und nicht als Ressourcenspiel. Ähnlich wie Deepseek mit nur einem Bruchteil der Ressourcen die Qualität von stark finanzierten amerikanischen Unternehmen erreicht hat, setzen wir auf kleine Teams, die aus Genies bestehen“, so Ulrich Ehmes abschließend.

mogenius: DevOps-Anbieter erhöht Seed-Runde auf 3 Mio. Euro

Mogenius wurde 2021 in Köln von Behrang Alavi, Benedikt Iltisberger, Herbert Möckel, Jan Lekspy und Gerrit Schumann gegründet. Das Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Softwareteams durch innovative Lösungen bei der Entwicklung und dem Betrieb von cloudnativer Software zu unterstützen.

Jetzt hat mogenius den erfolgreichen Abschluss einer weiteren Finanzierung mit D11Z Ventures bekanntgegeben. Das Investment erweitert die Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 2,5 Millionen Euro, die im Juli des vergangenen Jahres mit Conceptum, seed + speed Ventures und Smart Infrastructure Ventures abgeschlossen wurde. Das Unternehmen plant mit dem Investmentkapital den Ausbau des Partnernetzwerks in Europa und die Weiterentwicklung der Lösung durch weitergehende Monitoring-, Observability- und KI-Funktionen.

Wachstumsmarkt DevOps-Lösungen

Der Markt für DevOps-Lösungen („Development Operations“) lag im vergangenen Jahr laut einer Studie von IMARC bei über US$ 10 Milliarden und soll bis 2023 auf über US$ 60 Milliarden wachsen. Durch die zunehmende Nutzung von Cloud- und hybriden Infrastrukturen hat sich die Komplexität des Betriebs von Software in den letzten Jahren massiv erhöht. Unternehmen brauchen dafür viel Fachwissen und größtenteils manuellen Support, um diese Herausforderung zu meistern. Entwickler und DevOps-Teams verbringen oftmals mehr als die Hälfte ihrer Zeit mit Infrastruktur- und Verwaltungsaufgaben. Damit Entwicklungsteams aller Erfahrungsstufen deutlich einfacher die komplexe cloudnative Kubernetes-Technologie nutzen und in ihrem Unternehmen skalieren können, hat mogenius den Kubernetes Manager entwickelt.

In den Kubernetes-Workspaces können Ressourcen und Objekte gruppiert und einzelnen Teams zur Überwachung und Verwaltung zugewiesen werden. Die Teams erhalten wichtige Kennzahlen, Protokolle und den Status aller Ressourcen in ihren Kubernetes-Clustern und können mit umfassenden Self-Service-Funktionen bei Problemen eingreifen. Ein(e) Entwickler*in mit entsprechenden Zugriffsrechten kann beispielsweise eigenständig Probleme beheben und Konfigurationskorrekturen durchführen. Dadurch entfallen manuelle Prozessschritte, der Supportaufwand sinkt und die Betriebssicherheit erhöht sich. Zudem sparen die Teams so bis zu 60 Prozent der Zeit, um Fehlerquellen zu identifizieren und zu beheben.

„Wir freuen uns sehr, dass wir mit D11Z Ventures einen weiteren Investor für die Finanzierungsrunde gewinnen konnten. D11Z, mit ihrem langfristigen Fokus auf Digitalisierung, Cloud und KI, passt sehr gut zu unserer Vision, den Einsatz von cloudnativen Technologien in Unternehmen wirtschaftlicher zu machen. D11Z wird mogenius mit seinem breiten Netzwerk in der europäischen Tech-Szene und seiner Expertise im Bereich Cloud-Technologien aktiv beim Wachstum unterstützen“, so Gerrit Schumann, CEO von mogenius.

Steuereinnahmen durch Glücksspiel

Woran und wie viel verdient Deutschland wirklich am Glücksspiel?

Der Staat generiert seine Einnahmen zu einem großen Teil durch Steuern. Gezahlt werden sie von Unternehmen, aber auch von Bürger*innen. So zahlen Menschen Steuerbeträge, wenn sie Genussmittel wie Zigaretten erwerben, Unternehmen zahlen beispielsweise für Glücksspiele.

Zuletzt sind die Einnahmen aus Glücksspielsteuern nach Jahren des Anstiegs jedoch im Jahr 2023 erstmals gesunken und scheinen den Steuerschätzungen zufolge auch im Jahr 2024 stagniert zu haben. Was könnten die Gründe dafür sein?

Steuereinnahmen im Online-Glücksspiel deutlich gesunken

Die Steuerzahlungen für Online-Glücksspiele und hier insbesondere Spielautomaten im Internet sind im Jahr 2023 erstmals zurückgegangen – so fasst es das Statistische Bundesamt offiziell im Januar 2025 zusammen. Besonders auffällig ist das Minus von 38,5 % bei den virtuellen Automatenspielen. Nur noch 264 Millionen Euro wurden 2023 auf diese Weise erzielt. Die Schätzung für 2024 geht gar nur noch von 213 Millionen Euro aus, sodass sich der Sinkflug der Einnahmen dramatisch fortsetzt.

Inzwischen ist gibt es zudem bereits Steuerschätzungen für das Jahr 2024 aus denen hervorgeht, dass die gesamten Einnahmen aus Glücksspielsteuern in Deutschland bei etwa 2,48 Milliarden Euro gelegen haben. Damit scheint sich die Stagnation fortzusetzen.

Zur Zahlung dieser Steuern sind Glücksspielbetriebe verpflichtet, die eine Lizenz der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder besitzen und somit Steuern direkt an das Land Deutschland abführen. Nicht nur die Steuerabgaben sind gesunken, sondern auch die Einnahmen für die Betriebe selbst.

Angebote in Deutschland müssen bestimmte Voraussetzungen für die Lizenzerteilung erfüllen. So müssen Sie beispielsweise die Einsatzlimits von LUGAS einhalten und sich an die OASIS-Spielersperrdatei anschließen. Casinos, die auf LUGAS verzichten, setzen mehr um, zahlen allerdings in Deutschland meist keine Steuern. Sie haben ihre Firmensitze in der EU und werden von dortigen Behörden (wie z.B. der Malta Gaming Authority) geprüft. Dort müssen dann auch die Steuern entrichtet werden – wenn überhaupt welche erhoben werden.

Viele Spieler*innen scheinen diese Angebote zu bevorzugen, was die steuerlichen Einnahmen in Deutschland schwächt. Es scheint mehrere Gründe zu geben, warum EU-Anbieter ohne deutsche Lizenz oft noch den Vorzug bekommen.

Dazu gehören beispielsweise:

  • Weniger strenge Vorgaben bei Einsätzen
  • Keine Zwangspause nach 60 Minuten Spiel
  • Keine Spindauer von mindestens fünf Sekunden
  • Teilnahmemöglichkeiten an Jackpotauslosungen

Es stellt sich die Frage, ob das Interesse an Glücksspielen im Allgemeinen zurückgegangen ist, oder ob die einbrechenden Steuerzahlungen durch mehr aktive Teilnahme in der EU zu begründen ist. Hier hilft es, einen Blick auf andere Bereiche und Einnahmen des Glücksspiels zu werfen.

Steuereinnahmen durch Lotterien steigen an

Die wohl bekannteste Lotterie in Deutschland ist „6 aus 49“. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekannt gab, war die Lotteriesteuer im Jahr 2023 am einträglichsten. 1,77 Milliarden Euro wurden 2023 eingenommen. Im Jahr 2024 sollen es rund 1,80 Milliarden Euro sein. Damit sind die Steuereinnahmen in diesem Teilbereich des Glücksspiels in Deutschland nicht rückläufig und stellen eine Besonderheit dar.

Einnahmen bei Poker und Sportwetten schwanken

Während die Lotteriesteuer ein Plus in die Staatskasse spülte, sackten Automatenspiele, wie oben beziffert, am stärksten ab. Doch auch andere Glücksspiele wie Sportwetten und Poker brachten weniger Geld in die Kasse.

Seit dem 1. Juli 2021 sind auch die Betreiber*innen von Sportwetten und Poker zur Einhaltung des Glücksspielstaatsvertrags verpflichtet. Auch hier werden die stellenweise strengen Regulierungen kritisiert. So dürfen Sportwettenanbieter beispielsweise keine Live-Wetten anbieten und auch keine Tipps auf E-Sportarten zulassen. Ausländische Anbieter nutzen genau diese Möglichkeiten, um Spieler*innen aus Deutschland zu ködern.

Die Steuereinnahmen aus Sportwetten lagen 2023 bei 409 Millionen Euro und konnten sich im letzten Jahr wieder auf 423 Millionen Euro erholen. Online-Poker verlor 2023 rund 7,5 % der Einnahmen und landete bei 33 Millionen Euro. 2024 sollen es wieder 35 Millionen sein.

Die Steuereinnahmen von Glücksspielen im Zehnjahresvergleich

2023 sanken die Steuereinnahmen aus Glücksspielen erstmals wieder ab, nachdem sie sich in den zehn Jahren zuvor immer weiter erhöht hatten. Für 2024 liegen zwar erst Schätzungen vor, aber die lassen auch keinen starken Anstieg der Einnahmen erwarten.

Der Blick auf die Schwerpunkte zeigt, dass diese Tendenz primär durch das Online-Glücksspiel und hier die Automatenspiele ausgelöst wird. Der Lotteriesektor freut sich hingegen weiterhin über rege Teilnahme und hohe steuerliche Umsätze.

Schauen wir uns den Zehnjahresvergleich an wird klar, dass die Steuereinnahmen aus Glücksspielen seit zehn Jahren konsequent steigen:

  • 2014 erzielte das Land Einnahmen in Höhe von 1,67 Mrd. Euro
  • 2015 wurden Einnahmen in Höhe von 1,71 Mrd. Euro generiert
  • 2016 lagen die Steuererträge bei 1,81 Mrd. Euro
  • 2017 erzielten Glücksspiele 1,84 Mrd. Euro Steuereinnahmen
  • 2018 erzielte das Land Einnahmen in Höhe von 1,89 Mrd. Euro
  • 2019 wurden 1,97 Mrd. Euro an Glücksspielsteuern eingenommen
  • 2020 setzten Glücksspiele im Land 2,04 Mrd. Euro an Steuern um
  • 2021 spülte Glücksspiel 2,33 Mrd. Euro an Steuergeldern in die Kasse
  • 2022 erwirtschafteten Glücksspiele einen Steuerbetrag von 2,57 Mrd. Euro
  • 2023 erzielte man 2,48 Mrd. Euro an Steuereinnahmen durch Glücksspiele
  • 2024 wird mit einem Ergebnis von wieder rund 2,48 Mrd. Euro gerechnet

Trotz der eingetretenen Stagnation ist damit klar, dass Glücksspieleinnahmen für den Staat kontinuierlich angestiegen sind. Selbst während der Corona-Pandemie gab es keine rückläufigen Zahlen, sondern weiterhin ein Plus.

Steuerprobleme im Automatensektor durch Spieleinsatzsteuer verursacht?

Bei grundlegend steigendem Interesse an Glücksspielen stellt sich die Frage, warum der Spielautomatenbereich so stark abweicht und an Einnahmen verliert. Ein Problem könnte die Spieleinsatzsteuer sein, die Deutschland als einziges EU-Land noch immer am Leben hält.

Zum Vergleich: In sämtlichen anderen EU-Ländern zahlen Glücksspielanbieter bei Automatenspielen eine Bruttoumsatzsteuer. Sie entrichten Steuern auf die erzielten Bruttoumsätze.

Deutschland hingegen erhebt 5,3 % Steuern auf die geleisteten Einsätze von Spieler*innen. Das hat für Betreiber*innen zur Folge, dass sie sogar jene Einsätze versteuern müssen, aus denen am Ende ein Gewinn für die spielende Person resultierte und damit ein Verlust für den Anbieter.

Beispiel: Setzen Spieler*innen einen Betrag von 1.000 Euro und gewinnen 5.000 Euro, bedeutet das für das anbietende Unternehmen zunächst einen Verlust. Da nun die 1.000 Euro Einsatz auch noch versteuert werden müssen, steigt der Verlust deutlich.

Beim Angebot von Glücksspielen geht es um Geld und Einnahmen. Die Spieleinsatzsteuer ist ein finanzielles Risiko für die Anbietenden von Glücksspielen und wird indirekt an die Spieler*innen weitergegeben. Man senkt den RTP (Return to Player), um die Auszahlungschancen zu verringern. Das wiederum wirkt auf interessierte Spieler*innen unattraktiv und sie wenden sich EU-Anbietern mit besseren Gewinnchancen zu.

Gibt es einen Lösungsansatz für die Zukunft?

Um die rückläufigen Steuereinnahmen aus Glücksspielen aufzufangen, scheint eine Neuregulierung des Online-Glücksspiels insbesondere in Hinblick auf die Spieleinsatzsteuer, aber auch die Attraktivität des Angebots sinnvoll. 2026 steht die Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags an, für 2028 ist dann die neue Version geplant. Bleibt abzuwarten, ob sich hier nachhaltig etwas ändert und die Steuereinnahmen dann wieder steigen.