Shareconomy

Der neue Trend zum Teilen

Autor: Dr. Ricco Deutscher
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In immer mehr Geschäftsmodellen von Start-ups erhält die sogenannte Shareconomy mit den Prinzipien „nutzen statt besitzen“ und „pay-per-use“ eine große Bedeutung. Hier ein paar Beispiele von Unternehmen, die mit Shareconomy erfolgreich sind.

Besitz belastet – Teilen befreit

Geteilt werden kann so ziemlich alles, was sich im eigenen Besitz befindet und nur selten benötigt wird. Öffnet der Besitzer den Zugang zu diesen Dingen, kann er damit Geld verdienen, egal ob es sich um digitale oder physische Produkte handelt.

So liegt die Bohrmaschine die größte Zeit ihres Lebens nur herum, genau wie die einmal angeschaffte Heckenschere, der Hochdruckreiniger oder kaum bespielte Musikinstrumente ...

Selbst E-Books fristen oft ein digitales Schattendasein nach der einmaligen Lektüre. All diese Produkte stellen für die meisten Menschen, vom emotionalen Mehrwert einmal abgesehen, meist totes Kapital dar.

Das Portal Leihdirwas hat sich genau auf dieses Verleihen von Alltagsgegenständen spezialisiert. In der Schweiz soll demnächst mit Sharely ein ganz ähnliches Konzept an den Start gehen.

Einen starken Aufschwung erlebt die Shareconomy derzeit vor allem in den Bereichen Wohnen und Mobility. Wo Besitz seinen Glanz verliert, wird Teilen zum lukrativen Geschäft.

Ausgewählte Shareconomy-Beispiele aus unterschiedlichen Branchen sind:

Über den Autor:
Dr. Ricco Deutscher ist Geschäftsführer der Pactas GmbH (www.pactas.com) mit Niederlassungen in Frankfurt am Main und Berlin. Mit der Subscription-Management-Plattform "Pactas.Itero" hat sich das Unternehmen auf die Abo-Commerce- und Subscription-Abrechnung und -Verwaltung für Start-ups und mittelständische Unternehmen spezialisiert.

Daniel Ek und die Spotify-Story

Wie der Schwede Daniel Ek Spotify aufbaute und die Angriffe von Apple und der Musikindustrie kontert. 

„Eigentlich habe ich mich nie als Entrepreneur gesehen, sondern als jemand, der viele interessante Probleme in der Welt erkennt, und fortwährend davon genervt ist, dass es hierfür noch keine Lösung gibt. Und dann habe ich festgestellt, dass es noch mehr Leute gibt, die diese Defizite als störend empfunden haben. Ok, habe ich gesagt, was machen wir also? Und nachdem sonst niemand diese Dinge angepackt hat, dachte ich: Dann muss ich das eben selbst angehen.“ So äußerte sich Daniel Ek in einem Gespräch mit KPCB-Venture-Capitalist Chi-Hua Chien an der Stanford University im Mai 2012.

Im Jahr 1997, Daniel war 14 Jahre, und hatte gerade seine erste Firma in Ragsved, einem Stockholmer Arbeitervorort, gestartet, verlangten Beratungsfirmen in Europa bis zu 50.000 Dollar, um eine Webseite zu programmieren. Daniel dachte sich: Das ist nun wirklich nicht so schwer, und begann Webseiten für seine ersten Kunden zu bauen. Seinen Mitschülern, die gut in Mathe waren, brachte er HTML bei und jenen, die gut zeichnen konnten, Photoshop. Am Ende war fast die ganze Klasse nach Unterrichtsschluss damit beschäftigt, Webseiten für Daniels Kunden zu entwickeln. „Ich habe das gar nicht so sehr als Firma betrachtet, ich wollte nur gute Ergebnisse erzielen“, sagt Daniel heute. Gleichzeitig hatte er das erste Mal in seinem Unternehmerleben das gute alte Tom-Sawyer-Prinzip angewandt: Das Anstreichen von Gartenzäunen nicht mehr als Arbeit darzustellen, sondern als Privileg. Man könnte auch sagen: Daniel hat auf höchstem Niveau delegiert.

Daniels Gründermarathon

Eks Eckdaten genügen für eine lebenslange Unternehmer-Biographie, aber das erste große Kapitel spielt sich in weniger als zehn Jahren ab: Nach seiner ersten Firmengründung mit 14 Jahren, verkaufte er seine Webagentur mit 19 und stieg – bereits Millionär – mit 21 als CTO bei Stardoll ein, einem heute noch verbreiteten Dress-Up-Game für Teenies, die hier ihre virtuellen Puppen ankleiden. Im Alter von 22 wurde Daniel CEO von uTorrent, einer Filesharing- und Streaming-Technologie, die auch von Piratenportalen genutzt wurde. Dazwischen fielen noch die Gründung und der Verkauf von Advertigo, einer Online-Marketing-Firma. Für rund 1,2 Millionen Dollar ging das Unternehmen an Tradedoubler, dessen CEO Martin Lorentzon später Daniels Co-Founder bei Spotify wurde. Nicht zu vergessen, da gab es noch Tradera, eine Auktionsplattform, die später von Ebay übernommen wurde.

Tech-Veteran mit 23 Jahren

Als Daniel sich mit 23 Jahren, das war 2006, an Spotify machte, war er bereits Multimillionär – und quasi ein Tech-Veteran mit knapp zehn Berufsjahren auf dem Buckel. Dem US-Musikmagazin Billboard erzählte er: „Ich war eigentlich noch ein Kind, ließ den Champagner fließen, fuhr schnelle Sportwagen und machte einen Haufen unanständige Dinge. Eines Morgens wachte ich auf, neben mir eine Frau – ich wusste nicht, wer sie war – und ich hatte nicht die geringste Erinnerung an die letzten drei Tage. Ich fühlte mich völlig leer.“

Daniel musste wieder runterkommen, fokussieren und zog in ein kleines Haus in der Nähe seiner Mutter, die ihn allein erzogen hatte, spielte Gitarre und plante seinen nächsten Schachzug. Seine Gedanken drehten sich um Napster, das er ja selbst nutzte, um Metallica-Tracks zu suchen und seinen ersten Led-Zeppelin-Song zu hören, „Kashmir“. Napster hatte ihn schon mit 14 Jahren fasziniert. Auf der einen Seite erkannte er, wie sich der Musikkonsum immer mehr in Richtung Piraterie verschob, und dass bereits eine halbe Milliarde Menschen weltweit illegal Musik hörten. Gleichzeitig sah er, dass die Musiker ums Überleben kämpften, und nicht mehr von ihrer Musik leben konnten. Apple verkaufte damals im iTunes-Store kopiergeschützte Musikfiles mit einer Qualität von 160 kBit/sek, während man zu PirateBay oder Kazaa gehen konnte, und hier die gleiche Datei fast ebenso schnell ohne Qualitätseinschränkung und ohne Kopierschutz herunterladen konnte. Also war klar, dass erstmalig ein Piratenprodukt dem legalen Produkt überlegen war. Kein Wunder, dass die Leute Piratenseiten nutzten.

Der Weg zu Spotify

Daniels Idee: Einen Musik-Service zu entwickeln, der mindestens so groß und bedienungsfreundlich wie Napster sein sollte, der aber legal betrieben werden sollte und der für die Übertragung der Rechte Geld an die Musik­industrie bezahlt. „Mein Ziel war es, mit Spotify einen Service zu bieten, der besser war als all die Piratenprodukte. Es sollte einfacher sein, Musik zu entdecken und zu teilen. Ich erkannte, dass wir mit einem derartigen Service die Chance hatten, rund 500 Millionen Menschen zu erreichen. Und zwar alle die, die Musik illegal konsumierten. Gleichzeitig war es das Ziel, wieder Wachstum in die Musikindustrie zu bringen und den Künstlern damit die Chance zu geben, weiter ihre Musik zu machen, die uns allen Freude macht. Ich wollte mit der Musikindustrie arbeiten, nicht gegen sie.“

Das aber erwies sich als extrem schwer. Daniels Freemium-Geschäftsmodell, das vorsah, sämtliche Musik dieser Welt legal und kostenlos zur Verfügung zu stellen, löste größte Bedenken bei den Managern der großen Plattenlabels wie Universal Music Group, Warner oder Sony aus. Vergeblich versprach Daniel Einnahmen über Werbefinanzierung zu generieren und kostenpflichtige Premium-Accounts zu verkaufen. Vergeblich versprach er vor allem, die angeschlagene Musikindustrie mit diesem Konzept wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Das Trauma des Niedergangs und der Umsatzhalbierung der gesamten Sparte zwischen 1997 und 2005 in Folge der digitalen Veränderung war längst noch nicht verarbeitet, und Daniels Karriere bei uTorrent, dem Anbieter für illegale Streaming-Software, natürlich bekannt. Es musste so kommen: Daniel erhielt bei den großen Labels in New York zunächst eine Absage nach der anderen. „Ich war 25 und fühlte mich, als wäre mein Leben zu Ende“, erzählte er in einem Radio-Interview des schwedischen Rundfunks.

Dass er es doch schaffte, kann Daniel auch seiner Herkunft verdanken: Der Start in Schweden, einem vergleichsweise kleinen Musikmarkt, erwies sich als Vorteil für Spotify. Die schwedische Musikindustrie hatte nicht viel zu verlieren, war quasi am Boden durch die Piraterie, und so konnte Daniel seinen Proof of Concept in diesem kleinen Testmarkt erbringen, bevor er zunächst das übrige Europa und den US-Markt ins Visier nahm, Märkte in denen es für Spotify allerdings viel zu verlieren gab. Tatsächlich konnte der schwedische Musikmarkt, der infolge der Musikpiraterie praktisch tot war, ab ca. 2010 wieder zulegen, und sogar an die goldenen Zeiten vor 2001 anknüpfen. „Mehr und mehr andere Märkte wollten uns jetzt“ so Daniel.

Glücksfall Schweden – es gab noch weitere Gründe, die Daniel einen Standortvorteil einbrachten: Zum einen die starke Engineering-Tradition des Landes, zum anderen war der frühe Breitband-Ausbau der Netzinfrastruktur in Schweden ein wichtiger Faktor. Schon 2001 stand Daniel eine 100-Mbit-Download-Leitung zur Verfügung, also eine selbst nach heutigen Maßstäben hervorragende Infrastruktur. Dies inspirierte Daniel, er fragte sich: Wofür können wir dies nutzen? „Das Laden einer Webseite dauerte zwei Sekunden, also fingen wir an, größere Sachen zu laden, wie Videos und Musik, und das war neu.“

Eks Rezept: 95 Prozent Ausführung – 5 Prozent Idee

Was ist das Geheimnis, wenn man in komplexen „alten“ Branchen wie der Musikszene mit einem neuen Geschäftsmodell erfolgreich sein will? „Wenn ich von einer Sache überzeugt bin, gebe ich nie auf“, sagt Daniel. Ganz viel Geduld ist nötig, vor allem in Branchen, die von traditionellen Platzhirschen dominiert sind. Auch dass er all dies in so jungen Jahren gestartet hat, betrachtet Daniel heute als wesentlich für den Erfolg. „Ich war naiv, als ich Spotify startete. Zum Beispiel wusste ich am Anfang nicht, dass man zum Streamen Lizenzen von den Plattenfirmen brauchte, das habe ich erst später verstanden. Also sah ich nur die Lösungen, nicht die Schwierigkeiten auf dem Weg dahin, und dachte: Hey, das kann ja nicht so schwer sein. Leute mit entsprechender Erfahrung sagen über viele innovative Geschäftsideen, das funktioniert nicht, und zwar aus den Gründen XYZ. Tatsächlich aber stellt sich dann oft heraus, dass die meisten Sachen doch irgendwie möglich sind.“

Als Visionär oder Genie sieht sich Daniel dennoch nicht. „Immer wieder kommen Leute zu mir und fragen mich nach neuen Geschäftsideen, die sie umsetzen könnten, und ich sage: Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, was funktionieren wird und was nicht, ich bin nicht der Prophet, der voraussagt, was der nächste große Erfolg sein wird.“ Zum Beispiel hatte Daniel um 2004 die Chance, sich bei Skype zu engagieren, doch er dachte, das wird nie was und lehnte ab. Überzeugt ist er allerdings, dass die Ausführung alles ist, die Ideen hingegen fast nichts. 95 Prozent Ausführung gegenüber fünf Prozent Idee, so beschreibt Daniel die Verhältnisse.

Rasantes Streaming-Wachstum

Was macht ein Software-Produkt gut, nach welchen Grundsätzen werden Anwendungen bei Spotify entwickelt? „Ich habe zwar als Techniker gestartet, aber bin wohl heute eher ein lausiger Programmierer. Aber ich denke lösungsorientiert“, sagt Daniel. „Das half mir.“ Daniel äußert sich, wie er Interfaces beurteilt: „Ich frage mich: Wozu ist es da? Was ist der Zweck des Interfaces? Und ich denke viel darüber nach, welches der kürzeste Weg von Punkt A nach Punkt B ist.“ Das zwingt zu Iterationen, zu Wiederholungsschleifen im Design und zu Tests. Bei Spotify sind es oft drei bis vier Versionen, die den Usern vorgelegt werden, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Im Mittelpunkt steht die Frage: „Welches Problem will ich hier lösen, da muss man viel drüber nachdenken“, sagt Daniel.

Viele aktuelle Zahlen belegen, dass die meisten Überlegungen richtig waren. Der Wert von Spotify wird heute auf rund 8 Milliarden Dollar geschätzt. An den Standorten in neun Städten, u.a. London, New York und Stockholm, arbeiten knapp 1400 Leute und vor allem: Rund 75 Millionen Menschen in 58 Ländern nutzen den Streaming-Dienst, gut ein Viertel davon per kostenpflichtigem Abo zum Preis von 9,99 Dollar pro Monat. Von diesen Einnahmen sowie den Werbeerlösen aus den freien Accounts hat Spotify nach eigenen Angaben bislang mehr als drei Milliarden Dollar an die Musikindustrie ausbezahlt. Allein im ersten Jahresviertel 2015 betrugen demnach die Ausschüttungen für die Labels 300 Millionen Dollar.

Und so werden die Streaming-Umsätze für die Musikunternehmen immer wichtiger: Machten sie 2010 nur drei Prozent der globalen Gesamteinnahmen aus, stieg dieser Wert bis 2014 auf 15 Prozent. Gleichzeitig sank der Umsatz aus CD-Verkäufen von 54 Prozent auf 36 Prozent. Auch der Umsatz aus Downloads sinkt, wie eine Studie des Bundesverbands der Musikwirtschaft aus dem Jahr 2014 belegt. Hier heißt es: „Die Mutter des Digitalgeschäfts, der Downloadbereich, entwickelt sich tendenziell rückläufig.“ Streaming hingegen wächst rasant: In den letzten Wochen des Jahres 2014 wurden fast doppelt so viele Streams gezählt wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Derzeit nutzen rund 11 Millionen Menschen in Deutschland Streamingdienste für ihren Musikkonsum, bis 2018 sollen es nach einer GfK-Studie 22 Millionen sein.

Schwarze Zahlen – Fehlanzeige!

Trotz glänzender Aussichten: Schwarze Zahlen hat Spotify noch nie geschrieben: Bei Einnahmen von rund 1,25 Milliarden Euro im Jahr 2014 verbuchte das Unternehmen 165 Millionen Euro Verlust. Und auch bei den Künstlern bleibt wenig Zählbares hängen: Pro Stream erhält ein Musiker im besten Fall nur 0,164 Cent ausbezahlt – dies rechnete der Hessische Rundfunk 2013 aus. Für ein gesamtes gestreamtes Album sind es zwei Cent, während die Erlöse für ein klassisch verkauftes Album durchaus drei Euro erreichen können. Das bedeutet: Das Album eines Künstlers muss etwa 150 Mal gestreamt werden, bis es Erlöse in der Höhe eines Verkaufs einspielt.

Manche Künstler spielen da nicht mehr mit. Prominentestes Beispiel ist die US-Sängerin Taylor Swift, Darling des amerikanischen Publikums, die ihr Portfolio Ende 2014 bei Spotify entfernen ließ: „Spotify feels to me like a grand experiment. I’m not willing to contribute my life’s work to an experiment that I don’t feel fairly compensates the writers, producers, artists and creators of this music.“ Das hat natürlich geschadet, mancher fragt sich: was bringt mir ein Streaming-Abo, wenn die aktuellen Hits nicht zu hören sind?

Ganz klar, Daniel Ek steht unter Druck. Der Typ, der immer in der Vorwärtsbewegung war, der die Musikbranche wie kein anderer zur Disruption zwang, der Offensivspieler im Strafraum dieser Industrie, er muss plötzlich Defensivaufgaben vor dem eigenen Tor übernehmen. Denn da wären noch mehr Fronten: Nicht nur die Künstler, auch die Musikindustrie macht Druck. Das Freemium-Modell ist vielen großen Playern ein Dorn im Auge. Und schließlich ist da seit Sommer 2015 ein noch mächtigerer Gegner, der mächtigste und reichste unserer Zeit: Apple mit seinem neuen Streaming-Dienst Apple Music.

Die mächtigen Spotify-Gegner

Keine Frage: Der Entrepreneur Daniel Ek muss sich neu beweisen. Nicht mehr Disruption, ganz andere Fähigkeiten sind gefragt. Wie macht er das, wird er das schaffen, und wenn ja, wie? Beginnen wir mit dem Problem Taylor Swift: Was schreibt Daniel Ek in seinem Blog? „Taylor Swift hat Recht. Musik ist Kunst, Kunst hat hohen Wert, und Künstler verdienen es, bezahlt zu werden. Wir starteten Spotify, weil wir Musik lieben und weil die Piraterie die Musik killte. Der Vorwurf, Spotify würde auf dem Rücken der Künstler Geld machen, regt mich auf.“ Und weiter, adressiert an alle Künstler: „Unser ganzes Business ist darauf ausgerichtet, den Wert Ihrer Musik zu maximieren.“ Dass Taylor Swifts Titel nach Löschung aus Spotify ganz oben in den Rankings von PirateBay und YouTube standen, war natürlich Daniels Killer-Argument zum Schluss dieser Apologie.

Nächstes Thema – die großen Player der Musikindustrie. Sony, Warner, UMG – sie alle halten mittlerweile ihre Anteile an Spotify, dank ihrer Verhandlungsposition als Rechteinhaber, kein Wunder. Doch das hindert sie nicht daran, Spotify offen in Frage zu stellen: Auf der Code/Media Konferenz im Frühjahr 2015 musste Spotify zwei vernichtende Urteile seiner wichtigsten Rechtelieferanten einstecken: Lucian Grainge, UMG-Chairman, sagte, auf lange Sicht sei das kostenlose, werbefinanzierte on-demand-Streaming nicht nachhaltig, und Sonys Music Entertainment CEO Doug Morris meinte gar: „In general, free is death.“

Freemium-Debatte und Börsengeflüster

Spotifys Umsätze aus Werbung sind nach wie vor gering, entsprechend auch die Tantiemen daraus für Labels und Künstler. Folglich drängen die großen Anbieter auf eine Beschneidung des Gratis-Services, etwa durch Drosselung von Qualität oder Nutzungszeit. Doch Spotify verteidigt das Freemium-Modell, in der Hoffnung Free-User noch zu Bezahl-Usern zu konvertieren. Daniels Entgegnung auf diesen Punkt: Die Freemium-Debatte gab es „von Anfang an. Glauben Sie, dass es künftig auch kein kostenloses Radio mehr gibt?“ Und dann kommt natürlich – gebetsmühlenartig – der Hinweis auf die Piraten, Daniels stärkste Waffe. Aber er hat noch ein anderes Ass im Ärmel: Den möglichen Börsengang von Spotify, über den immer wieder spekuliert wird. Vor allem seit Barry McCarthy im Sommer 2015 neuer Finanzvorstand von Spotify wurde, ein Spezialist für IPOs, der auch schon Netflix an die Börse gebracht hatte. Daniel weiß: Beim Börsengang wollen die großen Labels auch Kohle machen, ganz hart werden sie ihn vorher nicht fallen lassen.

Apple Music contra Spotify

Tja, und dann Apple. Apple Music, gelauncht Anfang Juli 2015, ist die Antwort auf sinkende Download-Zahlen in iTunes und auf den wachsenden Streaming-Markt. Es ist eine mächtige Replik. Denn auch Apples Streaming-Dienst bietet von Anfang an 30 Millionen Songs, ebenfalls zum Preis von 9,99 Dollar bzw. Euro pro Monat und für Familien sogar für nur 14,99 Dollar bzw. Euro. Die ersten drei Monate kann man kostenlos testen, ein Angebot, das nach einem Bericht der New York Post ca. 15 Millionen User weltweit angenommen haben und das für viele im Herbst 2015 ausläuft. Jetzt entscheidet es sich: Zwei bezahlte Streaming-Dienste parallel ergeben keinen Sinn, daher stellt sich die Frage: Gibt es eine Kündigungswelle für Spotify?

Letztlich stimmen die User ab, welche Plattform ihnen sympathischer ist. Apple kann eine Menge Argumente ins Feld führen: Spannend ist vor allem die kuratierte Musikauswahl, die sich genau an den Geschmack und die Hörgewohnheiten des Users anpasst. Außerdem: Die App ist auf Apple-Geräten vorhanden, man muss sie nicht mehr installieren, im Gegensatz zu Spotify. Doch Spotify besitzt einen ansehnlichen Vorsprung, und Jeff Levick, Chief Revenue Officer von Spotify, äußerte sich Anfang Oktober positiv, das gesteckte Ziel, nämlich 100 Millionen User, bis Ende 2015 zu erreichen.

Das ist auch die Haltung von Ek: Skandinavisch cool federt er den Angriff ab. Bereits legendär ist seine Reaktion auf Twitter zu Apple Music: „Oh, ok.“ Und auf der IAB MIXX Konferenz Anfang Oktober 2015 ergänzte er: „Für uns ist es wirklich großartig, dass Leute in diesen Bereich investieren, um die Musik nach vorn zu bringen, und dass wir nicht die einzigen sind, die sagen: Streaming ist die Zukunft.“ Und er fügte hinzu, dass es genug „Platz am Tisch gibt, weil das Streaming von Musik ganz am Anfang“ stehe. Außerdem, so Daniel in einem Videointerview mit Jason Calacanis: „Der einzige Weg in dieser sich schnell drehenden Welt zu gewinnen – und sie bewegt sich jeden Tag schneller, es gibt soviel Innovation weltweit – besteht darin, super-fokussiert auf ein bestimmtes Problem zu sein und das besser und schneller zu lösen als alle anderen.“ Allerdings: Dieses Statement steht in gewissem Widerspruch zu Daniels Aussage, am Tisch sei genug Platz für mehrere Anbieter ...

Spotify in allen Lebenslagen?

Zum Schluss der Ausblick, nur einige Details: Spotify setzt auf die Kombi Musik und Shows und bindet zunehmend Videos ein, dazu gehören auch Nachrichten, Unterhaltungsclips und Podcasts. Anwendungen wie Spotify Running wollen ein noch individuelleres Nutzererlebnis ermöglichen und machen Musikvorschläge, die sich genau dem Lauftempo des Users anpassen. Auch das Auto spielt bei Spotifys Plänen eine große Rolle. In Apple CarPlay und Android Auto ist Spotify bereits integriert. Nun kommt eine Kooperation mit Uber hinzu. Als Fahrgast hörte man bislang die Musik, die der Fahrer hörte. In Uber-Autos soll der Fahrgast mit Spotify-Account seinen eigenen Sound auflegen. Überhaupt, das ist Daniels Vision: Spotify soll für uns alle zum Bestandteil des täglichen Lebens werden. Wir werden mit Spannung verfolgen, ob Daniels Plan aufgeht und ob tatsächlich genug Platz am Tisch für alle ist.

Fairtrade-Sprachkurse

Im Zeitalter des Internets muss man Sprachkurse nicht mehr persönlich vor Ort besuchen. Das ist nicht neu. Durchaus neu ist allerdings, dass man auf www.glovico.org Sprachkurse buchen kann, die von muttersprachlichen Lehrern aus Südamerika oder Afrika gehalten werden.

Der Frontalunterricht erfolgt über den Internettelefonanbieter Skype. Man sieht den Sprachlehrer in Echtzeit per Videoübertragung und kann sich über ein PC-Headset mit ihm unterhalten. Die Lehrer legen individuell ihren Preis fest, der derzeit im Schnitt bei sieben bis acht Euro pro Stunde liegt. Glovico erhält eine Vermittlungsprovision von zwei Euro pro Stunde.

Für den Unterricht greifen die Lehrer auf eigenes Unterrichtsmaterial zurück oder bauen die Stunden als Konversationskurse auf. Nach dem Unterricht kann der Schüler eine Bewertung vornehmen, die andere Interessierte einsehen können.

Glovico versteht sich als Social Business, d.h. es geht primär darum, Lehrern aus Lateinamerika und Afrika die bestmögliche Plattform zu bieten, um sich durch die Sprachkurse ein Einkommen zu verdienen. Das Ziel ist nicht, die Ärmsten der Armen zu erreichen, sondern vielmehr eine globale Mittelschicht zu unterstützen.

www.glovico.org

 

tickSAFE: die Zecke fest im Drehgriff

Der Mediziner Dr. Matthias Meinhold hat den tickSAFE Zeckengreifer erfunden, mit dem Zecken noch einfacher als bisher entfernt werden können.

Dr. med Dipl. Phys. Matthias Meinhold (71) weiß, Zecken sind sehr kleine, aber gefürchtete Tiere. Die Parasiten leben von fremdem Blut, ein Zeckenstich kann üble Folgen haben. Denn ein Teil der Zecken trägt gefährliche Erreger in sich, die Herz, Nervensystem und den gesamten Bewegungsapparat vielfältig schädigen können. Das erlebt der Allgemeinmediziner oftmals in seinem Praxisalltag: "Ich begleite häufig Patienten, die an Borreliose, mitunter auch an FSME leiden."

Um das Krankheitsrisiko zu reduzieren, muss die Zecke so schnell wie möglich entfernt werden. Dazu gibt es verschieden Möglichkeiten, z.B. mit Pinzetten, Zangen oder mit Daumen-Zeigfinger. "Häufig bleibt dann der Kopf in der Haut. Noch gefährlicher ist, dass die Zecke dadurch gequetscht wird. Damit besteht die Gefahr, dass der Krankheitserreger in den Wirt hineingepresst wird und sich die Erreger im Blutkreislauf ausbreiten", erklärt Dr. Matthias Meinhold.

Um genau das zu verhindern, hat der Gründer tickSAFE Zeckengreifer erfunden. Dieser Zeckenentferner in Form eines Druckstifts trägt an der Spitze weiche Greiferbacken, womit die Zecken schonend und ohne sie zu quetschen herausgedreht werden. Anwendbar ist der tickSAFE Zeckengreifer bei Mensch und Tier. Das Produkt ist bereits auf dem Markt, aber um die Vertriebswege auszubauen, wünscht sich Dr. Meinhold einen starken Partner an seiner Seite. In der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ pitcht er am 29.04.24 um 100.000 Euro und bietet im Gegenzug 25 Prozent der Firmenanteile.

Finizio – die Zukunft der Toilette

Mit Finizio veredelt Gründer Florian Augustin menschliche Ausscheidungen zu fruchtbarer Erde – hygienisch, geruchsneutral und effizient.

Wie sieht die Toilette der Zukunft aus? Eine mögliche Antwort darauf bietet Finizio-Gründer Florian Augustin. Der 31-Jährige stellt seine innovativen Trockentoiletten vor, die weder Chemie noch Abwasseranschluss benötigen. Stattdessen produzieren die nachhaltigen "Örtchen" einen Recyclingdünger aus den gesammelten Ausscheidungen. "Wir Deutschen spülen jedes Jahr über eine Milliarde Kubikmeter Wasser die Toilette hinunter. Das entspricht dem Volumen von 400.000 Olympia-Schwimmbecken. Gleichzeitig beinhalten unsere Ausscheidungen alle Nährstoffe, die die Landwirtschaft benötigt, um ihre Felder zu düngen. Die Herstellung künstlicher Düngemittel dagegen verbraucht absurde Mengen an Energie", erklärt der Gründer. Hinzu kommt, dass in den Klärwerken die Nährstoffe nicht recycelt, sondern mit noch mehr Energieaufwand vernichtet werden. Das möchte Florian Augustin ändern.

Die Finizio Trockentoiletten benötigen kein Wasser und keinen Kanalisationsanschluss. Der Clou: Aus den Ausscheidungen wird ein wasser- und nährstoffspeichernder Humusdünger produziert, "der so ziemlich für alle großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie Klimawandel, Energie- und Wasserknappheit eine handfeste Lösung bietet". Der Bestseller ist aktuell die Festival-Toilette – die Kabinen sind falt- und stapelbar, sodass in einem LKW bis zu 200 Stück zum Festivalgelände transportiert werden können.

In Eberswalde befindet sich die Recyclinganlage, dort werden die Feststoffe in einem qualitätsgesicherten Verfahren behandelt, so dass in wenigen Wochen ein hochwertiger Humusdünger entsteht. "Der ist absolut geruchsfrei und hygienisch unbedenklich und kann künstlichen Dünger auf dem Acker ersetzen", so der studierte Forstwirt. Neben der Festival-Toilette entwickelt das Unternehmen auch barrierefreie öffentliche Toiletten, die von immer mehr Kommunen genutzt werden.

Finizios neueste und wichtigste Entwicklung sieht der Gründer aber in der Rohrpost-Toilette: "Damit wollen wir es auch in die privaten Haushalte und in Mehr-Etagen-Wohnungen schaffen. Das Geniale ist, dass sie höheren Komfort und Hygiene im Vergleich zum Wasserklosett bietet, aber keinerlei Abwasser produziert, sondern die Humuswerke der Zukunft mit Rohstoffen versorgt." Um Finizio zu skalieren, benötigt Florian Augustin 500.000 Euro und bietet acht Prozent der Firmenanteile. Ob ihm dieser Deal gelingt, kannst du am 29. April 24 in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ auf Vox sehen.

Gründerinnen in der Tech-Branche

Frauen, die in technologieorientierten Branchen gründen, zählen – zumindest statistisch gesehen – zu den absoluten „Start-up-Exoten“. Wir stellen drei Tech-Gründerinnen und ihre Ideen vor.

Auf den ersten Blick sind die Zahlen ernüchternd: Der Deutsche Start-up Monitor weist für das vergangene Jahr 13 Prozent Gründungen durch Frauen aus. Immerhin: Das sind 2,3 Prozent mehr als noch 2014. Die „bundesweite gründerinnenagentur“ vermeldet, dass bei den Gewerbeanmeldungen in der IKT-Branche nur 16 Prozent durch Frauen erfolgen.

Frauen und Gründen – das scheint selten zusammenzugehen. Die Gründe für diese Zurückhaltung der Frauen sind Gegenstand aktueller Untersuchungen. Eine Studie des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn zeigt, dass die oft vermuteten Gründe Kinderwunsch oder Elternzeitunterbrechung der Erwerbsbiographie dabei keinen negativen Einfluss auf das Gründungsverhalten von Frauen haben.

Auf den zweiten Blick belegt die Zahl der Gründungen durch eine freiberufliche Tätigkeit, dass ein grundsätzliches Interesse von Frauen an der Selbständigkeit durchaus vorhanden ist. Laut Gründungsmonitor der KfW erfolgten im Jahr 2014 bei den freien Berufen 56 Prozent der Gründungen durch Frauen. Zu den freien Berufen zählen etwa publizistische Tätigkeiten sowie beratende und begutachtende Berufe – die meisten setzen eine akademische Bildung voraus, sind aber im geisteswissenschaftlichen Feld angesiedelt. Beim Schritt in die Selbständigkeit scheinen Frauen also gerade vor der technisch geprägten, innovationsgetriebenen Start-up-Szene zurückzuschrecken.

Garamantis: Klimawandel 360º

Das Start-up Garamantis macht den Klimawandel auf spektakuläre Weise „anfassbar“.

Messen, Ausstellungen und andere Events scheinen sich in den letzten Jahrzehnten nur wenig weiterentwickelt zu haben. Das 2014 gegründete Berliner Start-up Garamantis will das ändern, indem es mit seinen Hightech-­Installationen echte inter­aktive Erlebnisse schafft und dafür sorgt, dass auch komplexe und abstrakte Themen wie beispielsweise der Klimawandel „anfassbar“ werden.

Mit Virtual Reality auf Weltreise

Wie das geht, zeigt Garamantis zum Beispiel mit der Klima­kuppel, die es für das Bundesministerium für wirtschaftliche ­Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) entwickelt hat. In der großen Installation nehmen bis zu 12 Personen auf drehbaren Hockern Platz und setzen sich die Virtual-Reality-Brille Oculus Go auf. Die Besucher sehen dann einen fünfminütigen 360-Grad-Film, der sie nach Madagaskar führt – einen Inselstaat, auf dem die Auswirkungen des Klimawandels schon jetzt stark spürbar sind. Die Klimakuppel simuliert während des Films passend zu den gezeigten Bildern Wärme, Wind und sogar Gerüche und erzeugt damit das Gefühl, tatsächlich vor Ort zu sein.

Hightech für alle Sinne

„Unsere größte Herausforderung war es, ein gemeinsames Erlebnis zu schaffen. Wir wollten, dass mehrere Personen gleichzeitig den Klimawandel spüren können und durch die Verbindung verschiedener Technologien einen möglichst realis­tischen Eindruck davon bekommen“, sagt Mitgründer Oliver Elias. Sein Team hat die Klimakuppel technisch umgesetzt. „Unser Ziel war eine echte immersive Erfahrung. Man sollte nicht nur Zuschauer sein, sondern in das Thema eintauchen können“, ergänzt Mitgründer Marcus Dittebrand.

Erlebnisse zählen

Hinter der multisensorischen Erfahrung steckt ein klarer Grundgedanke: Interaktive Erlebnisse bleiben länger im Gedächtnis und sorgen dafür, dass man sich eher mit einem Thema beschäftigt. „Mit dem richtigen Einsatz innovativer Technologien kann man seine Zielgruppe gleichzeitig informieren und begeistern“, so Oliver Elias. Damit könne man sich auf Events auch deutlich von anderen Austellern abheben, die noch auf klassische Formate setzen.

Multi-Touch, 3D und Dinosaurier

Neben Virtual-Reality-Projekten setzt Garamantis unter anderem auch auf Berührungssteuerung, zum Beispiel mit einem Multi-Touch-Tisch. Der Screen auf dem LED-beleuchteten Tisch kann Informationen anschaulich und interaktiv aufbereiten sowie auch für spielerische Anwendungen genutzt werden. Für das Berliner Naturkundemuseum entwickelte Garamantis etwa eine Software, die Dinosaurier lebendig machte. Besucher konnten auf kleinen Karten einen T-Rex ausmalen, die Karte vom Tisch scannen lassen – und kurz darauf lief der bemalte Dino als buntes 3D-Modell über den Multi-Touch-Tisch. Das Start-up baut alle Hightech-Installationen in Berlin. Das Unternehmen hat eine Werkstatt auf dem EUREF-Campus, wo zahlreiche Start-ups und innovative Organisationen aktiv sind. Dort erprobt das Team moderne Technologien, programmiert neue Software und baut die ­passende Hardware dazu. Bei einigen Themen kooperiert ­Garamantis mit der Ars Electronica und hat unter anderem Projekte für die Europä­ische Weltraumorganisation ESA und das Bundespresseamt umgesetzt.

Die Klimakuppel ist nur der Anfang

Komplexe Installationen wie die Klimakuppel sind auch für die Berliner Technikprofis immer noch spannende Herausforderungen. Bei der IdeenExpo 2019 in Hannover hatte die Kuppel ihren ersten Auftritt und wurde dort ausgesprochen positiv aufgenommen. Die Unternehmer denken schon weiter – zukünftig könnte man noch weitere Virtual-Reality-­Erfahrungen erschaffen und damit viele weitere Themen ­illustrieren: „Grundsätzlich können wir mit dieser Technologie alle Orte der Welt erfahrbar und sogar Reisen in die Vergangenheit oder Zukunft möglich machen.“

Start-up-Quelle Klassenraum

Die Förderung junger Talente, die sich schon in der Schule fürs Gründen begeistern, wird hierzulande nach wie vor eher stiefmütterlich behandelt. Umso wichtiger ist es, Mut zu machen und erfolgreiche Schülergründer*innen zu präsentieren.

Ideen können überall entstehen, auch schon in der Schule. Das deutsche Bildungssystem macht es angehenden Gründer*innen allerdings nicht leicht – dennoch stehen einige Schüler*innen kurz vor dem Durchbruch. „Vom Bildungssystem kommt da leider nicht viel“, sagt Leonard Darsow, 17 Jahre alt, aus Freiburg im Breisgau. „Was gibt es für einen besseren Weg als die Schule?“, fragt Berit Allgeier, 18 Jahre, aus Achern (Baden-Württemberg). „Da muss mehr kommen, das verpflichtend zu unterrichten“, meint Edgar Schmidt-Narischkin, 19 Jahre, aus Berlin. Nein, gut steht Deutschland wirklich nicht da, wenn es darum geht, das Gründertum in der Schule zu vermitteln. Laut einer Untersuchung des Global Entrepreneurship Monitors liegt Deutschland gerade einmal auf Platz 36 von 54 in dieser Kategorie.

Hilfe von außerhalb

„Das Gründertum und das Handwerkszeug zum Gründen werden in unserem Bildungssystem kaum vermittelt“, kritisiert Hauke Schwiezer, Mitgründer und Geschäftsführer der Non-Profit-Organisation Startup Teens (s. StartingUp 02/2020 – Abonnent*innen können im Online-Heftarchiv gratis auf den Beitrag zugreifen). Besonders bei jungen Gründer*innen gehört Deutschland mit 3,4 Prozent zu den Ländern mit den niedrigsten Quoten. „Viele Jugendliche würden gern gründen, wissen aber noch nicht wie“, sagt Schwiezer. Mit Startup Teens adressieren er und sein Team dieses Problem. Ziel der Initiative ist es, jungen Menschen dabei zu helfen, ihre innovativen Ideen umzusetzen, damit es künftig wieder mehr Gründer*innen, Unternehmensnachfolger*innen und unter nehmerisch denkende Angestellte gibt. „Wir vermitteln dafür wichtige Skills, wie Coding, also Programmieren, und machen sie so fit für ihre berufliche Zukunft“, erklärt Schwiezer. Um das zu ermöglichen, bietet Startup Teens On- und Offline-Events, einen You­Tube-Kanal für Unternehmertum und Coding sowie ein Mentoren-Netzwerk mit fast 1000 Persönlichkeiten aus Start-up-Szene, Industrie und Mittelstand.

Außerdem wird jährlich ein deutschlandweiter Businessplanwettbewerb veranstaltet. Einen solchen jährlichen Wettbewerb veranstaltet auch Jugend gründet. Seit 2003 können Teilnehmende mithilfe einer Online-Eingabemaske einen markt­reifen Businessplan entwickeln. Dabei werden sie durch die JG-Business-Academy und über ein großes Mentoren-­Netzwerk unterstützt. Denn auch hier wurde das Problem an deutschen Schulen erkannt: „Unternehmen haben in unserer Gesellschaft eine große Bedeutung: Sie kreieren Werte mit ihren An­geboten, sie stellen Arbeitsplätze für die Mehrzahl aller Beschäftigten in Deutschland und sie sind Innovationstreiber“, sagt Projektleiterin Franziska Metzbaur. „Eine Beschäftigung mit diesen Themen bereits im Unterricht halte ich für höchst sinnvoll. Auch, weil es nötig ist, dass wir den Jugendlichen aufzeigen, dass in diesem Bereich eine große Chance besteht mitzugestalten, wie sich unsere Zukunft entwickelt.“ Und Jugend gründet bietet neben dem Businessplan noch ein weiteres Element: In der zweiten Phase des Wettbewerbs wird ein virtuelles Unternehmen in einer Com­puter­simulation für die ersten acht Jahre durch die Höhen und Tiefen der Konjunktur gesteuert. Die zehn Teams, die nach diesen beiden Runden die meisten Punkte haben, dürfen am Finale teilnehmen. Dem Gewinner winkt der Hauptpreis: Eine Reise ins globale Gründerparadies Silicon Valley.

Kein Rest bleibt zurück

Über diesen Preis konnte sich 2020 Edgar Schmidt-Narischkin aus Berlin freuen. Zusammen mit seinem Team bestehend aus Kilian Holle, Karl Weiss, Liv Jürgensen und Subonn Lee hat er ein Produkt entwickelt, dessen Ursprung auf einem Balkon mitten in Berlin liegt. Denn Edgar liebt die Gartenatmosphäre auf seinem Balkon und bepflanzt ihn deshalb jedes Jahr neu. Doch eine Sache stört ihn: Die Plastikblumentöpfe seiner Setzlinge, die sich hinter ihm auftürmen. „Es tut weh, dass sich jedes Mal so viel Müll ansammelt“, sagt der 19-Jährige.

Laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) landen hierzulande jährlich 116.000 Tonnen Plastik aus Verpackungen und Produkten in der Umwelt. Um diese Zahl zu senken, hat Schmidt-Narischkin mit seinen Freund*innen einen Blumentopf entwickelt, der sich selbst in der Erde kompostiert. Der sog. KomPot besteht aus Holzfasern, Stärke und Lignin. Er kann zusammen mit dem Setzling eingepflanzt werden und verschwindet nach einigen Monaten, während er dabei die Pflanze düngt. „Die Entwicklung geht gut voran“, erklärt der 19-Jährige zum KomPot, dessen Marktstart wegen geschlossener Blumenläden verschoben werden musste. „Die Schule hat uns bei diesem Projekt Mut gemacht“, sagt er. Über Workshops des Netzwerks „business@school“ sind sie in Berührung mit dem Unternehmertum gekommen. Dennoch: „Schön wäre es, wenn es auch im Unterricht entsprechende Module geben würde. Es kann so viel Innovation bringen, wenn Schüler im Unterricht etwas zum Thema Gründen lernen würden.“

Blockchain: Apps, DApps und HApps

Warum das Konzept von Blockchain-DApps wahrscheinlich scheitern wird und was HApps stattdessen leisten können.

Ein Rückblick auf Apps

Smartphones bestimmen seit mehr als zehn Jahren unser modernes, digitales Leben. Das Aufkommen von Smartphones brachte uns auch App-Ökosysteme. Und damit einen komplett neuen Weg der Softwarenutzung für den Nutzer. Das Apple iPhone hat bezüglich Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit von Anwendungen neue Meilensteine gesetzt. Quasi über Nacht. Dies war keine Evolution, sondern eine Revolution. Sogar Menschen die sich nicht für Software, Hardware und Technik interessierten wurde es ermöglicht, hochkomplexe Systeme durch das schlichte Benutzen eines Buttons und einiger Fingerbewegungen zu bedienen und zu nutzen.

Gehen wir einige weitere Schritte zurück in die Vergangenheit, um die grundlegenden Probleme von DApps zu verstehen. Bevor es Apps gab, gab es Software. Für gewöhnlich wurde diese mit einem Desktop-Computer mit Windows-Betriebssystem verwendet. Interessierte sich ein Nutzer für eine bestimmte Software, zum Beispiel um Bilder zu zeichnen, musste er diese selbst suchen – so etwas wie einen Marktplatz für Programme existierte schlichtweg nicht. Der Nutzer musste im Internet recherchieren, vergleichen und selbst entscheiden, welches Programm das richtige sein könnte. Nachdem er diese Recherche betrieben und eine Entscheidung getroffen hatte, begann der Download. Die Software musste (was auch immer noch der Fall sein kann) manuell vom Benutzer installiert werden. Der Prozess war zwar nicht allzu komplex, aber eben auch nicht so einfach wie heutige App-Systems. Ein Marktplatz, Kundenrezensionen, kein (oder zumindest weniger) Betrug und automatisch installierte Updates. Software wurde zu Apps wie Hardware zu Smartphones, Tablets und ähnlichem wurde.

Diese Veränderung hat auf beeindruckende Weise gezeigt, dass es, um die breite Masse zu erreichen, einer deutlichen Vereinfachung bedarf. Der gewöhnliche User interessiert sich nicht für Optionen, Konfigurationen, Update Logs, oder wie Apps im Kern technisch funktionieren. Die Masse wählt Benutzerfreundlichkeit über Kontrolle. So einfach ist es.
 
Die Idee von DApps

Wie ist dies mit dem Auftreten der Blockchain verbunden? Blockchain kam mit dem Versprechen, den Nutzern Kontrolle zurückzugeben. Dabei ignorierten sie die Tatsache, dass es überhaupt erst diese waren, die bereitwillig den Apps die Kontrolle überließen. Mit DApps sollen die Nutzer jedoch wieder im Besitz der eigenen Daten, Zugänge und Verantwortlichkeiten geraten. Neben dem Blockchain Konzept einer in Tokens migrierten und digitalisierten Wirtschaft, soll diese den Nutzern Kontrolle zurückbringen. Keine Mittelsmänner und Behörden mehr, denen der Nutzer vertrauen muss. Dieser Geist ist auch heute noch in der Blockchain Community gegenwärtig. So werden Kryptowährungen auf USB-Sticks oder Paper-Wallets gespeichert. Sicher, selbst kontrolliert und maximal komplex.

Obwohl es stichhaltige Argumente gegen die Lagerung von Kryptowährungen auf Handelsbörsen gibt, wäre eine pauschale Ablehnung zu einfach. Dies sollte differenzierter betrachtet werden. Die Blockchain ist eine junge Technologie, ebenso wie viele Akteure und Anbieter von Blockchain-Services. Daher wird häufig empfohlen, und das ist auch absolut richtig, keine Werte oder Kryptowährungen auf Plattformen zu speichern, die nicht in hohem Maße seriös und damit vertrauenswürdig sind. Dies ist jedoch nur der Status Quo. Neue Akteure betreten den Markt und bringen ein neues Level an Professionalität. Politische Maßnahmen und Regulationen bezüglich Blockchain werden weltweit festgelegt und Unternehmen mit entsprechender Erfahrung bieten ihre Dienste.

Deshalb die Frage: wie sollte man mit DApps nun umgehen? Die Eigenschaften von DApps sind ziemlich genau das Gegenteil von dem, was Apps so erfolgreich machte. Statt sich auf Benutzerfreundlichkeit und Einfachheit zu fokussieren, müssen sich Nutzer bei DApps aktiv mit der Blockchain-Technologie auseinandersetzen. Die eigenen Private Keys sicher aufzubewahren stellt eine riesige Verantwortung dar – zu viel Verantwortung und Arbeit, nur um ein einfaches Online-Game zu spielen. Damit lockt man vielleicht die Gruppe der Early Adopter und Technik-affinen aus der Ecke, aber sicherlich nicht den gewöhnlichen Nutzer. Das ist auch der Grund, warum weltweit immer noch weniger als 200.000 Menschen DApps regelmäßig benutzen. Deshalb ist CryptoKitties auch immer noch die bekannteste DApp (obwohl sie mittlerweile eineinhalb Jahre alt ist). Und das ist auch der Grund, weshalb dezentralisierte Handelsbörsen für Kryptowährungen im Vergleich zu zentralisierten weniger als 0,1% des Volumens ausmachen.

Blockchain ist nicht sexy. Normale Menschen werden sich nicht dafür interessieren ob im Hintergrund Ethereum oder Tron genutzt wird, oder ob die Gebühr pro Transaktion unter oder über einem Cent liegt. Blockchain ist nur eine Datenbank. Es wäre sehr verwunderlich wenn die Mehrheit der Leser sich schon mal aktiv mit der Datenbank von Facebook beschäftigt hätten. Vermutlich haben Sie noch nie darüber nachgedacht, geschweige denn Zeit dafür aufgewendet. Willkommen bei Blockchain.
 
Vorschlag von HApps

Der Standpunkt und das Konzept von DApps ist herausfordernd. Dies bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass DApps keine Zukunft haben. Es wird sicherlich einen kleinen DApp-Markt geben. Gleichzeitig brauchen wir aber einen deutlich pragmatischeren Weg Blockchain zu nutzen.

Das ist das Ziel von Hybrid-Apps (sogenannten HApps). HApps sind Apps, die aus zentralen und dezentralen Komponenten bestehen. Es geht nicht darum, puristisch für die eine der beiden Seiten zu sein, sondern darum, was dem Nutzer das beste Erlebnis ermöglicht.

App Marketing - Tipps und Tricks

Warum Engagement-Data so wertvoll für Targeting ist.

Beim App Marketing ging es lange Zeit nur um Volumen: Mit so geringen Kosten wie nötig so viele Nutzer wie möglich für eine App zu generieren. Doch die Technik hat sich weiterentwickelt und dementsprechend auch der Wettbewerb. Mit mehr als drei Millionen Anwendungen in den App-Stores scheint sich die Haltung Qualität vor Quantität zu bewähren.

User nutzen nur wenige Apps regelmäßig. Eine Umfrage von Millward Brown Digital ergab, dass nur 28 Prozent aller Mobile-Nutzer mehr als vier bis sechs Apps pro Tag verwenden, auch wenn durchschnittlich über 40 Apps auf Smartphones installiert sind.

Dabei verlangen Kunden nach einem immer besseren App-Erlebnis. Gleichzeitig erwarten sie auch ein besseres Kundenerlebnis, wenn es um Werbung geht. Der Nielsen Connected Device Report von Q1 2016 fand heraus, dass 65 Prozent der befragten Nutzer Mobile Anzeigen unangemessen und aufdringlich finden, insbesondere, wenn diese irrelevant sind. Werbetreibende und App-Entwickler verfolgen daher beide das gleiche Ziel: Die einschlägigen Anzeigen an die richtigen Nutzer bringen und somit ein besseres Targeting. Werbetreibende streben nach Kunden mit einer hohen Lifetime Value (LTV) und Entwickler wollen Ads, die relevant für die App-Nutzer sind und so zu einer höheren Konvertierungsrate führen.

Während Targeting auf seinem Höhepunkt ist, sollten Entwickler und Advertiser über den Tellerrand hinausblicken, um weitere starke, ungenutzte Möglichkeiten anzugehen. Viele Entwickler und Werbetreibende konzentrieren sich nur auf Targeting-Kriterien wie Alter, Geschlecht und Ort. Während diese Methode die Zielgruppe zwar eingrenzt, sagt sie nichts über die Qualität dieser aus. Hier kommt das Verständnis für Engagement Level ins Spiel.

Wie werden Engagement Level gemessen?

Klicks und Installationen
Die Engagement Level für Werbekampagnen werden hauptsächlich über Klick- und Download-Raten gemessen. Je mehr Nutzer auf eine Werbung klicken und die beworbene App installieren, desto stärker scheint ihre Nutzerbindung zu dieser spezifischen Kampagne oder diesem Produkt zu sein.

Diese Nutzer reagieren auf Anzeigen auf eine dieser Arten:

  • Durch einen Klick auf einen Banner zeigen User, dass sie entweder an diesem beworbenen Produkt interessiert sind, oder an einem ähnlichen Produkt aus derselben Kategorie.
  • Eine App-Installation, nachdem die Anzeige gesehen wurde, impliziert, dass der User an den Inhalten der App interessiert ist. Darüber hinaus zeigt dies, dass der Nutzer außerdem an ergänzenden Produkten interessiert ist, die die Kundenbindung an die installierte App verstärken.

In-App Aktivität
Außerdem ist es möglich, das Engagement anhand des Nutzerverhaltens in der App zu analysieren. Dies bedarf keiner weiteren Klicks auf Anzeigen oder Downloads. Allein die Tatsache, dass das Gerät signalisiert, dass Werbung angezeigt werden könnte, indem durch die App navigiert wird, macht die Interaktion des Nutzers deutlich. Dazu offenbaren Informationen, die nach der Installation eingeholt werden, wie zum Beispiel ergänzende Messgrößen zum User Engagement, bezogen auf In-App-Käufen und anderen Aktionen. Beispiele sind das Erreichen neuer Levels in einem Spiel, Produkte in den Warenkorb zu schieben oder andere Infos zur Customer Journey.

Diese Aktivitätsdaten können aggregiert werden, um eine differenzierte Persona für jedes Gerät zu schaffen – somit eine detaillierte Quelle an Targeting-Informationen für sowohl Werbetreibende als auch Entwickler. Dies hilft dabei, High-Value Kunden zu identifizieren und anzusprechen und so die App-Monetarisierung und Umsatzgenerierung zu steigern.

Targeting je nach Kundenbindungslevel
Die richtige Erfassung von Daten ist der Schlüsselfaktor: Demographische Attribute wie Geschlecht, Altersgruppe und Ort ändern sich selten, wenn überhaupt. Im Gegensatz zu diesen relativ statischen Infos ist das User Engagement Level dynamisch: Es baut sich über die Zeit auf und ist variabel. Eine hochentwickelte Daten-Management-Plattform (DMP) ist nötig, um diese Daten zu verstehen und im Laufe der Zeit zu revalidieren und anzupassen.

Advertiser können das User-Engagement-Level als ein zusätzliches Targeting-Kriterium verwenden, um die potentielle Qualität eines neu gewonnenen Nutzers zu bewerten. Ein Beispiel: Eine Fashion-App möchte junge Frauen ansprechen. Mit passenden Daten zum User Engagement kann über den Aspekt des Geschlechts hinaus speziell die Zielgruppe erreicht werden, die ein spezifisches Interesse an Fashion zeigt – sichtbar durch hohe Klickraten auf Fashion-Anzeigen oder eine hohe Aktivitätsrate mit anderen Mode-bezogenen Apps. Zusätzlich zu einem User-spezifischen Targeting können Entwickler ihre bestbezahltesten Anzeigen den aktivsten Nutzer anzeigen und so das Monetarisierungspotenzial der App verstärken.

Indem bereits existierende Targeting-Methoden intelligent erweitert werden, können durch User-Engagement-Level auch andere Indikatoren bestimmt werden, zum Beispiel die Absprungrate. Solche Messgrößen ermöglichen es Entwicklern, den User-Lifecycle in der App zu verstehen und neue Kunden zum richtigen Zeitpunkt zu akquirieren.

Daten-Management-Plattformen sind zusammen mit dynamischen Daten, wie User-Engagement-Level, zu einem unverzichtbaren Tool in der zielgenauen Ausspielung von Werbung geworden. Entwickler und Werbetreibende verstehen immer mehr, dass Quantität out ist und Qualität in. Bei den erfolgreichsten Apps kommen DMPs bereits weitreichend zum Einsatz, um Kunden so gezielt wie möglich anzusprechen. Wer nicht bald auf diese Welle aufspringt, wird es im Big-Data-Meer schwer haben.

Über den Autor: Freddy Friedmann arbeitet als Chief Product Officer bei der Glispa Global Group.

Gründen mit einer App, Teil 2: Die App als Einnahmequelle

In dieser Serie geben wir Gründern, die sich mit einer App selbständig machen wollen, Tipps und Tricks - von der Ideenfindung bis zur Vermarktung. Der erste Teil handelte von der Ideenfindung. In diesem Teil zeigen wir, welche Möglichkeiten Sie haben, die Entwicklungskosten Ihrer App wieder einzuspielen und darüber hinaus Geld einzunehmen.

Die Entwicklungskosten für eine mobile Anwendung bewegen sich in einem großen Rahmen: Mit Autos verglichen ist je nach Komplexität vom Corsa bis zum Cadillac alles drin. Doch zu Gunsten Ihrer späteren Nutzer und des Mehrwerts, den Sie mit Ihrer Anwendung bieten wollten, sollten Sie nicht an wichtigen Funktionalitäten sparen. Das könnte im Umkehrschluss wiederum einen negativen Einfluss auf Ihre Nutzerzahlen ausüben. Aus diesem Grund zeigen wir Ihnen auf, welche Möglichkeiten bestehen, mit denen Sie die Entwicklungskosten refinanzieren und darüber hinaus Geld einnehmen.

Laut einer Befragung des Unternehmens Millennial Media („State of the Apps, 2015 Industry Snapshot“) wollen 85 Prozent der befragten App-Entwickler und App-Herausgeber Geld mit der eigenen Anwendung verdienen.

Mit 82 Prozent setzt ein Großteil auf einen Klassiker des Mobile Marketing:
 

Anzeigen innerhalb der App

Neben Bannern, sind Display-füllende Anzeigen, Videos und auch native Werbung möglich. Damit Sie Ihre Nutzer allerdings nicht verärgern, sollten Sie auf seriöse Werbung achten, die nicht zu aufdringlich erscheint.
 

In-App-Käufen

Knapp die Hälfte der von Milennial Media Befragten bauen das Finanzierungskonzept auf In-App-Käufen auf. Hierbei ist die Basisversion der Anwendung kostenlos.
 

Freemium

Um zusätzliche Features oder Updates zu erhalten, fallen für den Nutzer Kosten an. Dieses Konzept wird auch als Freemium bezeichnet, was die Spanne zwischen kostenlos (free) und der Premium-Version verdeutlicht. Da die Nutzer ungern Geld für eine App ausgeben, die sie zuvor nicht testen konnten, sind In-App-Käufe sehr beliebt. Das macht sich auch in den Umfrage-Ergebnissen der „State of the Apps“-Studie bemerkbar: Nur gut ein Drittel möchte kostenpflichtige Apps in den Stores anbieten, um so Geld einzunehmen.

Neben diesen drei Möglichkeiten existiert eine Reihe alternativer Reinvestitionsmodelle, die Sie allerdings genau auf Ihr App-Konzept anpassen sollten.
 

Affiliate-Netzwerke

Affiliate-Netzwerke sind ein Beispiel dieser Kategorie. Sie verbinden App-Inhalte mit passenden Online-Shops und zeigen den Nutzern ähnliche Artikel zum Kauf an. Die Abrechnung erfolgt schließlich mittels Provisionen für die Vermittlung. Geht es in Ihrer App beispielsweise um Mode und Styling, so kann der Nutzer über die Affiliate-Schnittstelle zu geeigneten Artikeln und Shops weitergeleitet werden. Klickt er auf einen bestimmten Produkt-Link, so wird ihm ein Cookie angehangen. Damit wird der Kauf über Ihre App erfasst.
 

Provisionsmodell App Jobber

Ein ähnliches Provisionsmodell lässt sich umsetzen, falls Ihre App beispielsweise Dienstleistungen vermittelt. Die Plattform App Jobber vermittelt kleine Jobs zwischen Auftraggebern und -nehmern. Für jeden zustande gekommenen Auftrag behält sich die Plattform einen bestimmten Prozentsatz der Gage ein. Für diesen Zweck sind jedoch komplexere Buchungssysteme notwendig, da der gesamte Bezahlprozess über die App abgewickelt wird.
 

Lizenzverträge

Falls Sie mit Ihrer App eine Branchen-Lösung etabliert haben, die für viele Unternehmen wertvoll sein kann, lässt sich das Vertriebsmodell auf Lizenzverträgen aufbauen. Je nachdem, ob Sie über die eigentliche Anwendung hinaus noch Service- oder Support-Dienstleistung anbieten, gestalten sich die Preise-Modelle: ob Einmal-Zahlung, monatliche oder jährliche Beträge.
 

White-Label-Lösungen

Eine ähnliche Form sind White-Label-Lösungen. Hierbei bieten Sie ihre App anderen Firmen zur Nutzung an, die es jeweils in Ihrem eigenen Design verwenden und ihren Kunden auch als hauseigene App anbieten.

Für alle zuvor genannten Einnahmequellen gilt: Achten Sie bei der Auswahl auf ein stimmiges Gesamtkonzept: von der Thematik, dem Inhalt, der Zielgruppe bis hin zum Refinanzierungsmodell Ihrer App.
 

Innovation Profiling

Die Suche nach Innovationen gleicht häufig dem Ermitteln in einem Kriminalfall. Profiling ist dabei die Grundlage. Wie du dein Unternehmensprofil aufspürst und so die Basis für Innovationen legst.

Es herrscht, kurz gesagt, ein Innovationsfieber in Deutschland. Disruptive Technologien, Effizienzsteigerung, Wachstum und Erfolg: All das steht auf dem Fahrplan der Gründerinnen und Gründer. Gerade Produktinnovationen sind von hoher Bedeutung für den langfristigen Unternehmenserfolg; doch eine wirkliche Innovation zu schaffen ist schwer. Aus diesem Grund scheitern mehr als 70 Prozent der innovativen Ideen lange vor ihrem großen Marktdurchbruch. Ein häufiger Grund für dieses Scheitern ist die mangelnde Konzentration auf das Wesentliche im Innovationsprozess – den Nutzer. Gern wird dieser zwar nach seiner Meinung gefragt, aber am Ende siegen doch das Bauchgefühl und das dringende Verlangen, es genauso wie ursprünglich geplant durchzuziehen.

Lerne dich selbst kennen

Unternehmer brauchen für ihre Innovationen einen Fahrplan, ein Profil. Doch wie schafft man das? Innovationsmanagement hat sehr viel mit Profiling zu tun. Unter Profiling versteht man in der Kriminologie die Erstellung, Aktualisierung und Verwendung von sog. Profilen für die Sammlung, Analyse und Auswertung von Informationen. Der Profiler nimmt dabei die Perspektive des Täters ein, um dessen Verhalten zu rekonstruieren und zu interpretieren. Nichts anderes müssen Unternehmen in ihrem Ideenmanagement leisten. Sie müssen auf dem Markt (Tatort) die wesentlichen Signale (Hinweise) der Kunden (Täter) lesen und alles zu einem Bild zusammenfügen. Customer Centric ist das neue Pflichtprogramm. Aus diesem Grund wurde das sog. Innovation Profiling entwickelt.

Die Kernfrage lautet: Für was stehst du als Unternehmen? Die Frage klingt so banal und jeder Gründer hat mit Sicherheit auch die perfekte Elevator-Speech auswendig gelernt. Doch fragt man nach speziellen Facetten des Unternehmens, wird es häufig holprig. Was ist dein Unternehmenskern? Welche fünf Werte beschreibst du im Speziellen? Welche Merkmale lassen sich aus ihren Werten ableiten? Diese Art der Selbstreflektion funktioniert gut, bis verschiedene Personen aus dem Unternehmen getrennt voneinander diese Fragen gestellt bekommen. Innovations- und Start-up-Coaches machen diese Übung gern mit den Gründern und Unternehmern. Man nehme drei oder vier der Mitarbeiter oder die Founder und lasse sie ihr Unternehmen in bestimmten Bereichen detailliert beschreiben. Dafür gibt es Methoden, um sich selbst zu reflektieren.

Brand-Egg und Business Model Canvas

Eine bewährte Übung ist die Brand-Egg-Methode. Eigentlich aus dem Marketing stammend hilft sie Unternehmen ihre Markenpersönlichkeit zu entdecken. Vom Markenkern, wofür sie tief in ihrem Inneren stehen (z.B. bei BMW „Freude“ oder bei Mercedes „Das Beste oder nichts“), über die Markenwerte, also die wesentlichen Eigenschaften, die sich aus dem Kern ableiten (z.B. Sportlichkeit, Familienfreundlichkeit, Dynamik) bis zu den Markenfacetten, die die Werte noch weiter herunterbrechen (z.B. Qualität, Pünktlichkeit). Teste dich selbst, male ein Brand-Egg auf und versuche es getrennt voneinander auszufüllen. Die Erkenntnisse sind teilweise sehr beeindruckend. Der, dem das zu weit vom täglichen tun entfernt ist, kann auch das Business Model Canvas hernehmen und dieses getrennt voneinander auszufüllen versuchen. Die Summe der dortigen Ergebnisse ergibt eigentlich meist ein sehr gutes Selbstbild des Unternehmens.

Der Innovationskreislauf

Doch zu verstehen wer man ist, ist nur eine Seite der Medaille. Wenn wir uns wieder das klassische Profiling ansehen, sind wir nun an dem Punkt angelangt, dass wir den Tatort und die Details des Falls verstehen. Wer jedoch der Täter ist und was ihn zur Tat bewogen hat verstehen wir noch nicht. Im nächsten Schritt geht es also ums Lernen. Welche Motive hätte der Konsument den angebotenen Service zu nutzen? Wie fügt sich unsere Innovation in sein Tagesgeschehen ein und welchen Herausforderungen stellt sich unsere Zielgruppe Tag für Tag? Um dies herauszufinden, gibt es den sog. Innovationskreislauf. Abgeleitet aus den Grundgedanken des Design Thinking. Mit einem immer stärkeren Fokus auf die Bedürfnisse der Kunden sind solche Methoden nicht mehr aus dem Innovations- und Gründungsprozess wegzudenken.

Der Innovationskreislauf beruht auf den Phasen Observing, Inside, Ideation und Experiment und soll uns einen Einblick in die Lebenswelt unserer Zielgruppe geben. In der Observing Phase gilt es, im Idealfall, den Konsumenten einen Tag lang zu begleiten und herauszufinden, welchen Hürden er sich stellt. Man begleitet ihn beim Einkaufen, besucht ihn in seinem Haushalt und hilft ihm vielleicht sogar beim Kochen. Ziel ist es Informationen direkt beim Kunden zu sammeln und Nutzer so einzubinden, dass man Muster in ihrem Verhalten erkennt.

Es folgt die Inside-Phase, in der man mit den Leuten spricht. Was Start-ups und Innovationsmanager jedoch zuerst lernen müssen ist die Kunst zu Fragen. Die wenigsten Leute werden eine ehrliche Antwort geben auf die Frage: Würdest du dieses Produkt nutzen? Sie lügen. Nicht weil sie dem Interviewer Böses wollen, sie wollen eher sozialkonform antworten oder den Gegenüber nicht verletzen.

Daher gibt es für Innovationsinterviews gewisse Regeln. Eine davon ist, dass man den Kunden niemals direkt nach zukünftigen Ereignissen fragt, sondern ihn zum eigentlichen Thema hinleitet. Zum Beispiel durch Nachfrage, was ihn nachts wachhält, oder wie er bisher mit dem Problem, das unsere Innovation lösen wird, umgegangen ist. Man muss versuchen so viele Details wie möglich aus ihm herauszubekommen.

Ein kleines Beispiel: Angenommen, ich habe vor eine neue App auf den Markt zu bringen, die den Konsum von Nachrichten revolutionieren wird. Ich könnte nun im Gespräch fragen: „Würdest du diese App nutzen, sie wird die Art wie du Nachrichten konsumierst grundlegend verändern.“ Vorrausichtlich bekomme ich ein positives Feedback, doch mein Gegenüber kann sich gar nicht vorstellen, wie die App überhaupt aussieht und ist sich wahrscheinlich der Art, wie er aktuell Nachrichten aufnimmt, gar nicht so recht bewusst. Besser ist daher die Fragestellung: „Erzähl mal, wo holst du aktuell deine Informationen her?“ Aus all diesen Erkenntnissen kann ich schließlich meine Schlüsse in der Ideation Phase ziehen und diese in Form von Prototypen testen.

Das Innovationsprofil entsteht

Mit den Insides und der neuen Reflektion über das eigene Unternehmen entsteht zunehmend ein detailliertes Bild der eigentlichen Innovation. Das Innovationsprofil ist die Basis für Konzepte und Maßnahmen, die sich mit den Zielgruppen, der Positionierung und der  Implementierung beschäftigen. Die einzelnen Charakteristiken des Innovationsprodukts können geschärft und aus allen Perspektiven betrachtet werden. Auf diese Art können sich Unternehmen sehr viel Geld und Zeit sparen und ihre Konsumenten durchschauen und diese besser mit ihrer innovativen Idee abholen. Das ist mit Sicherheit ein geeigneterer Weg in die digitale Zukunft.

EXPERTEN-INTERVIEW:
T-shaped gefragt!

Interview mit Alexander Pinker, Gründer der Innovations- und Marketingberatung Medialist Group sowie Vorstand des Startup-Netzwerk SUN e.V., www.startupnetzwerk.org

Was sind die wesentlichen Ziele von Innovationen?

Ich würde nicht sagen, dass Innovationen zwingend einem Ziel folgen müssen. Es ist eher so, dass Innovationen eine Notwendigkeit darstellen. Unternehmen müssen sich neuen Markt- und Umweltsituationen anpassen. Bestehende Geschäftsmodelle geraten gerade in Zeiten der Digitalisierung in vielen Branchen ins Wanken. Deshalb müssen sie sich nach neuen Handlungsfeldern umsehen. Bei Start-ups sieht es etwas anders aus; sie widmen sich einer Innovation nicht, weil sie es müssen, sie sehen eher die Notwendigkeit, ein bestehendes Problem zu lösen.

Welche Innovationsfelder gibt es?

Es gibt viele Möglichkeiten im Innovationsbereich aktiv zu werden. Zum einen gibt es die unternehmerische Seite. Hier sind für Gründer, aber auch Unternehmen, in der Kreativität nahezu keine Grenzen gesetzt. Es gibt in fast allen Branchen das Potenzial für Innovationen. Man muss nur den Mut haben, mal etwas Neues zu versuchen und natürlich dabei die Zielgruppe nicht aus den Augen verlieren. Die andere Seite ist die des Arbeitnehmers. Auch hier gibt es spannende Berufsfelder, wie beispielsweise den Innovationmanager. Dieser muss sich gut im Marketing- und in der Marktforschung auskennen, aber auch technisch verstehen, was eine Innovation ausmacht. Man sagt dabei, dass Innovatoren T-shaped sein müssen. Sie brauchen ein breites Wissen über Unternehmertum, Innovation und Management; gleichzeitig ein tiefes Wissen über bestimmte Disziplinen, also einen Schwerpunkt.

Und welche Innovationstypen werden unterschieden?

Im Wesentlichen lassen sich Innovationen nach Unternehmensbereich und Innovationsgrad unterteilen. Zu den Innovationen, die sich aus einem bestimmten Bereich eines Unternehmens ableiten, gehören beispielsweise Produkt- oder Prozessinnovationen. Aber meistens unterscheidet man eher nach dem Innovationsgrad. Hier gibt es sog. Inkremental- und Radikalinnovationen. Erstere verwenden Technologien, die bereits eingesetzt wurden. Sie sind daher nicht vollkommen neu für den Nutzer. Radikalinnovationen hingegen sind völlig innovativ und eröffnen neue Märkte, kommen jedoch mit einem ziemlich hohen wirtschaftlichen und unternehmerischen Risiko.

Inwiefern ist die Marketingstrategie abhängig von der angestrebten Innovation?

Wegen des hohen Unsicherheitsfaktors von Innovationen ist eine vertrauensbildende Kommunikation in besonderem Maße gefragt. Gerade bei den verschiedenen Innovationsgraden lassen sich Unterschiede im Marketing erkennen. Schauen wir uns zum Beispiel Inkrementalinnovationen an. Da die Innovation den Nutzern und Kunden auf gewisse Art bekannt vorkommt, neigen sie dazu, spontane Urteile zu fällen und die Innovation mit anderen, bereits länger existierenden Produkten zu vergleichen. Aufgabe des Marketings ist es daher, eine Differenzierung zu bereits existierenden Produkten oder Produktkategorien vorzunehmen und die Neuartigkeit bzw. den Mehrwert ihrer Entwicklung oder ihres Produkts besonders hervorzuheben. Bei Radikalinnovationen ist es gerade andersherum. Da die Leute bei dieser Art der Innovation auf kein vorhandenes Wissen zurückgreifen können, haben sie wenige Erwartungen an das Produkt oder die Dienstleistung und teilweise sogar große Verständnisprobleme. Frustration und Unsicherheit müssen hier vom Marketing äußerst niedriggehalten werden. Kommunikative Maßnahmen wie Werbung, Webseite oder der allgemeine Markenauftritt müssen das Problem, welches die Innovationen lösen, deutlich darstellen und die damit verbundenen Mehrwerte kommunizieren.

Was gehört unbedingt zu einer innovationsfördernden Unternehmenskultur dazu?

Unternehmen sollten vor allem dem Neuen gegenüber offen sein. Es ist in festen Unternehmensstrukturen natürlich äußerst schwer, völlig umzudenken, wenn man es jedoch schafft, eine höhere Flexibilität in das Unternehmen zu bringen, steht der Innovation nichts mehr im Weg. Unternehmen müssen eine Innovationskultur schaffen. Das neue Gedankengut muss von der Geschäftsführerebene bis zum Praktikanten gelebt und verstanden werden. Der Blick über den Tellerrand und das Einbeziehen aller Mitarbeiter ist daher in meinen Augen einer der wichtigsten Faktoren für eine innovationsfördernde Unternehmenskultur.

Die 6P-Checkliste für neue Ideen

Wer seine Geschäftsidee vorab gründlich prüft, erkennt frühzeitig mögliche Schwachstellen und kann dadurch seine Erfolgschancen erhöhen. Ein Tool, das dabei hilft, ist die „6P-Checkliste", die wir im Folgenden vorstellen.

Die beiden Autoren haben die „6P-Checkliste“ entwickelt, um Studenten und Mitarbeitern an der Universität Magdeburg zu helfen, ihre Start-up-Ideen zu beurteilen. Sie haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht, da mit Hilfe der Checkliste Stärken und Schwächen schnell entdeckt und entsprechende Maßnahmen vorgeschlagen werden können. Die Liste hat sechs Einträge, die im Englischen mit dem Buchstaben „P“ beginnen. Jeder der Einträge umfasst viele, teilweise schwierige Fragen. Wir zeigen hier eine vereinfachte Darstellung der Checkliste:
 

1. PROBLEM: Das Kundenproblem, das wir lösen wollen

Die besten Start-up-Ideen lösen ein Kundenproblem. Es lohnt sich, eine Lösung für ein Kundenproblem zu entwickeln, wenn es die folgenden fünf Eigenschaften hat:

  • Unsolvable (unlösbar): Der Kunde kann sein Problem selbst nicht lösen.
  • Unavoidable (unausweichlich). Der Kunde kann dem Problem nicht aus dem Weg gehen.
  • Untenable (unhaltbar): Der Kunde kann das Problem nicht einfach aussitzen – er muss es lösen.
  • Urgent (dringend): Das Problem ist schmerzhaft – Der Kunde muss eine Lösung schnell finden.
  • Underserved (unterversorgt): Es gibt derzeit keine – oder keine ausreichend gute – Lösung auf dem Markt.

Kundenprobleme, die in allen fünf Kategorien hoch punkten, sind sehr selten. Andererseits wäre es aber für ein Start-up sehr schwierig, mit einem Kundenproblem, das in allen Kategorien schwach abschneidet, erfolgreich zu werden. Das File-Sharing-Unternehmen Dropbox (siehe StartingUp Ausgabe 02/16) machte es zum ersten Mal möglich, Dateien zwischen verschiedenen Computern und Menschen auf komfortable Weise zu teilen und hat damit ein sehr wertvolles Problem gelöst. Das Unternehmen aus Silicon Valley wird derzeit mit etwa 10 Milliarden Dollar bewertet.
 

2. PRODUCT: Die Lösung, die wir dem Kunden anbieten wollen

Nachdem ein gutes Kundenproblem gefunden worden ist, muss natürlich auch eine gute Lösung her. Was macht ein gutes Produkt aus? Die Antwort ist einfach:

  • Es muss eine einzigartige und einfache Lösung sein.
  • Es muss einen wesentlich höheren Kundennutzen bieten als alles, was es bisher gab.
  • Es begeistert seine Early Adopters und kann mit Hilfe von viralen Marketing-Strategien schnell wachsen.

Auch hier ist Dropbox Vorbild – der Software-Dienst erfüllt alle drei Kriterien in hohem Maße.
 

3. POTENTIAL: Wie viel können wir verdienen?

Je größer der Markt und der eigene Anteil daran sind, desto attraktiver ist ein Start-up für Investoren. Fragen Sie sich daher:

  • Wie groß ist der Markt für unser Produkt insgesamt?
  • Wer sind unsere Konkurrenten und worin genau wollen wir besser sein als sie?
  • Welche Alternativen stehen unseren Kunden zur Verfügung?

Für Start-ups, die Venture Capital suchen, sind die Anforderungen an der Marktgröße außerordentlich hoch.
 

4. PROFITABILITY: Können wir gewinnbringend arbeiten?

Gewinn ist ja der Unterschied zwischen Erlösen und Kosten. Wird das Start-up profitabel arbeiten können? Beantworten Sie folgende Fragen:

  • Welchen Verkaufspreis können wir für unsere Lösung erzielen?
  • Können wir alles, was wir zukaufen müssen (Rohstoffe, Teile ...) kostengünstig beschaffen?
  • Können wir alle Aktivitäten (produzieren, liefern usw.) effizient ausführen?

Gründer unterschätzen oft die Kosten für Aktivitäten, die nicht zum Kerngeschäft gehören, wie Infrastruktur, Kundensupport, oder Forderungsausfälle.
 

5. PATH: Wie kommen wir zum gewünschten Erfolg?

Der Weg zum Erfolg ist lang und birgt viele Herausforderungen. Ein Start-up muss plausibel zeigen können, wie es ans geplante Ziel kommen will. Wichtig ist hierbei zu erfragen:

  • Finanzierung: Was wird Wachstum kosten und wie wollen wir die notwendigen Finanzmittel bekommen?
  • Skalierbarkeit: Lässt sich unser Geschäftsmodell skalieren, oder enthält es einen Flaschenhals, der uns irgendwann bremsen wird?
  • Wer werden unsere Early Adopters sein – begeisterte Kunden, die über uns sprechen und unser Produkt weiterempfehlen?

Dieser Aspekt wird von den Gründern in der Aufregung des Starts am wenigsten beachtet, aber Investoren wollen ein überzeugendes Konzept hierfür sehen!
 

6. PEOPLE: Auf die Gründerpersönlichkeiten kommt es am meisten an

Auch die Gründer selbst sind ein Teil der Gründungsidee. Der berühmte israelische Start-up-Investor Yossi Vardi sagt über seine Strategie: „Das Wichtigste sind die Menschen.“ Gründen ist anspruchsvoll – nicht jeder hat das Zeug dazu.

Das Akronym DRIVER beschreibt die wichtigen Persönlichkeitseigenschaften eines Gründers:

  • Driven (getrieben): Er/sie drängt ständig nach vorn.
  • Resourceful (findig): Er/sie findet immer eine Lösung.
  • Initiative: Er/sie ergreift immer die Initiative und sitzt nie still.
  • Visionary (visionär): Er/sie hat ein großes Bild von der Zukunft, das auch andere motiviert.
  • Energetic (energisch): Er/sie wird nie müde, wenn es darum geht, das Start-up nach vorn zu bringen.
  • Relentless (unaufhaltsam): Er/sie überwindet jeden Widerstand.

Erfolgreiche Gründer müssen wie olympische Athleten sein: Sie sind bereit, jahrelang Tag und Nacht zu arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen. Hier dürfen sich Gründer auch nichts vormachen – wer der Aufgabe nicht gewachsen ist, sollte es nicht versuchen.

Über die Autoren:

Graham Horton ist Professor für Informatik an der Universität Magdeburg, wo er die Startup Engineering-Kurse für gründungsinteressierte Studenten hält.
Jana Görs ist Teamleiterin in der Gründerbetreuung der Universität Magdeburg.

Die beiden Autoren haben vor 10 Jahren die Zephram GbR gegründet, die Unternehmen bei ihren Innovationsprojekten unterstützt.

Produktideen mit Köpfchen

Als Gründer müssen Sie das Rad nicht zwingend neu erfinden, um innovativ zu sein. Im zweiten Teil unseres Workshops über Ideenmanagement stellen wir Ihnen kreative Techniken vor, mit denen Sie – Schritt für Schritt – bestehende Produkte weiterentwickeln und neue Produktideen entwerfen können.

Noch schwimmt das Schiff ruhig und friedlich vor sich hin. Doch dann passiert es: Wasser dringt ein, es bekommt Schlagseite, kentert und versinkt schließlich in den dunklen Fluten. Titanic Teil 2 in Ihrer Kaffeetasse. Der Hauptdarsteller: Das Zuckerschiffchen. Eine neue Produktidee von Reinhard Schröder, der mit seiner kleinen Spielerei – Zuckerwürfel in Form eines Segelschiffs – die Tassen dieser Welt erobern will. Christine und Sandra aus Stuttgart hatten eine ähnlich coole Idee: Sie erfanden Typolade, handgegossene Buchstabenblöcke aus Schokolade.

Ob für Events oder als ganz persönliches Geschenk: Die beiden Schwäbinnen liefern es exklusiv. Auch die Brüder Kaiser aus Berlin hatten eine pfiffige neue Produktidee, allerdings in einem ganz anderen Segment: Sie erfanden die Zahnputzpille namens Denttabs, die die Zähne noch besser putzen soll als herkömmliche Zahnpasta. Dafür erhielten sie eine Nominierung im Wettbewerb „Mutmacher der Nation“.

Wie entstehen Produktideen?

Die Legende sagt: Nimm ein paar Freunde oder Freundinnen, erweitere das Denken durch sinnesbetäubende Getränke („Lass uns mal ein Bier trinken gehen ...“) und habe viel Spaß. Dann kommen die Ideen von ganz allein. In vielen Fällen funktioniert das durchaus, aber der systematische Weg ist der zuverlässigere. Schauen Sie sich die drei Produkte einmal näher an. Was fällt Ihnen auf? Im Grunde genommen steckt drei Mal das Gleiche dahinter: Alle drei Produkte sind in ihrem Kern nichts weiter als einfache Kombinationen von Bestehendem: Reinhard Schröder hat weder Zucker noch Segelschiffe neu erfunden, auch Schokolade und Typografie gab es vorher genauso wie Zahnputzmittel und Pillen. Der Verdienst der Gründer lag nicht darin, das Rad neu erfunden zu haben. Sie haben „nur“ Bestehendes gekonnt miteinander kombiniert.

In diesem Workshop stellen wir Ihnen einen systematischen Weg vor, mit dem Sie neue Produkte entwickeln und bekannte Produkte weiterentwickeln können. Dazu nehmen wir als Beispiel eines der einfachsten Produkte, die es gibt: Wasser. Das Schöne an Wasser ist, dass es eines dieser Produkte ist, über die niemand so richtig nachdenkt: Wasser ist eben Wasser. O.K., vielleicht haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum Sie für eine Flasche Vulkansteinwasser an der Tankstelle eigentlich drei Euro zahlen. Aus dem Hahn gleich hinter dem Verkaufstresen gibt es Wasser kostenlos, aber weil das Vulkansteinwasser durch Granit und Basaltschichten gesickert ist, kostet es eben viel Geld. Und vielleicht haben Sie auch schon einmal von OGO gehört, dem reinsten Wasser der Welt, für das verwöhnte New Yorker 10 Dollar pro Liter zahlen. Aber ansonsten denken Menschen über Wasser nicht wirklich nach. Für unseren Workshop ist Wasser das perfekte Beispiel.

Wir zeigen Ihnen, wie Sie aus diesem langweiligen Nass coole neue Produktideen machen können. Gedanklich müssen Sie dazu einen wichtigen Schritt machen: Von der konkreten auf die abstrakte Ebene wechseln und wieder zurück. Und das mehrfach nacheinander. Einfacher geht es, wenn Sie es sich mit der Mäuse- und der Vogelperspektive merken. Momentan haben Sie die Mäuseperspektive: Sie sind auf dem Boden ganz nah bei Ihrem Produkt. Was Ihnen fehlt, ist der Überblick: Wechseln Sie in die Vogelperspektive und schauen Sie sich den Markt erst einmal in Ruhe von oben an. Dann geht es wieder runter.

E-Commerce-Trends in der Weihnachtszeit

Der Internethandel bereitet sich jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit auf die wichtigsten Wochen des Jahres vor. Um bis mehr als 100 Prozent steigen die Verkäufer in den Wochen vor Weihnachten an. Wir haben uns angesehen, welche Trends zu beobachten sind und welchen Einfluss das Corona-Virus auch in diesem Jahr auf das Kaufverhalten nimmt.

Black Friday und Cyber Monday

Als Startschuss für die Weihnachtszeit und damit die umsatzstärkste Zeit für den Einzel- und Online-Handel gilt der Black Friday. Der Tag, der in Amerika ins Leben gerufen wurde, funktioniert längst auch in Deutschland. Es locken diverse Schnäppchen und Sonderangebote in allen Bereichen: Egal, ob ein neues Handy oder ein hochwertiges Paar Schuhe – wer am Black Friday und Cyber Monday gute Angebote schaltet, hat gute Chancen auf fleißige Käufer*innen. Damit handelt es sich bei diesem Trend um keinen neuen, aber einen, den Händler*innen jedes Jahr unbedingt im Blick haben sollten.

Marketing-Kampagnen in den sozialen Netzwerken

In den letzten Jahren haben sich die sozialen Netzwerke zu wichtigen Tools für Händler*innen entwickelt. Mit der richtigen Werbung und den richtigen Influencern lässt sich das Weihnachtsgeschäft ordentlich ankurbeln. E-Commerce und die sozialen Medien sind in der Weihnachtszeit quasi verheiratet – das zeigen erfolgreiche Kampagnen großer Unternehmen, die wir in den letzten Jahren immer wieder beobachten konnten. Deshalb sollte die richtige Kommunikationsstrategie im Voraus geplant werden, um potentielle Kunden über alle relevanten Kanäle zu erreichen. Dabei werden die Strategien immer kreativer und der Content immer komplexer. Vorbei sind die Zeiten der plumpen Werbung in den sozialen Medien, heute möchten Kunden mit Emotionen gelockt werden und sich mit Produkten verbunden fühlen. Auch Automatisierungstechnologien können dabei helfen, eine Kampagne richtig zu planen und festzulegen, an welchen Tagen welche Beiträge online gehen sollen.

Mobile Webseite für unkomplizierte Käufe optimieren

Auch wenn viel Zeit und Liebe in die Website gesteckt wurde: Kund*innen lieben es, über ihre Mobilgeräte zu shoppen. Nachweislich steigen die Verkaufszahlen, wenn die mobile Website überzeugt und eine einfache Navigation gewährleistet. Jedes Jahr ist mehr und mehr zu beobachten, wie vom Laptop vom Handy oder Tablet gewechselt wird. Sogar unsere Steuern können wir mittlerweile über unser Mobilgerät abwickeln. Nicht nur auf dem Handy lassen sich Casinos ohne Steuer ansteuern. Auch Programme zur Steueroptimierung helfen dabei, mit wenigen Klicks ans Ziel zu gelangen.

Auch für den E-Commerce-Bereich gilt also: Online-Händler*innen müssen auf eine gute mobile Website setzen. Nicht nur kurze Ladezeiten und ein übersichtliches Menü müssen überzeugen, auch der erste Eindruck sollte stimmen. Kund*innen entscheiden in wenigen Sekunden, ob sie sich auf einer Seite wohlfühlen – denn eine Alternative ist im Zweifel schnell gefunden. Auch Kampagnen, die in den sozialen Medien geschaltet werden, führen den Kunden/die Kundin zum mobilen Online-Shop. Am besten werden hier also kreative Content-Strategien mit einem überzeugenden mobilen Auftritt kombiniert, sodass die Kaufwahrscheinlichkeit signifikant ansteigt.

Art der Geschenke verändert sich

Man kennt es vielleicht noch von der Großmutter, die gern Walnüsse und Orangen verschenkt. Lebensmittel zu verschenken, das erscheint heute aber oft aus der Zeit gefallen. Wenn es sich nicht gerade um eine trendige Gemüse- oder Kochbox handelt, verschenken wir mittlerweile lieber andere Dinge. Besonders digitale und haptische Geschenke sind heutzutage im Trend. Online-Gutscheine oder Abos für Hörbucher oder Musik werden immer häufiger verschenkt, sogar Kryptowährungen legt man gern virtuell unter den Weihnachtsbaum. Technik bleibt ebenfalls ein Dauertrend, vom Staubsaugerroboter bis hin zum neuen Handy wird alles gern verschenkt. Hier sind dann wieder der Black Friday und Cyber Monday wichtige Verkaufstage, denn in der Vorweihnachtszeit suchen Kund*innen vermehrt nach Angeboten.

Es muss aber natürlich nicht immer ein Gegenstand sein, der verschenkt wird: Das Verschenken gemeinsamer Zeit bleibt ebenfalls ein wichtiger Trend. Auch Portale, die romantische Abende, ein Luxuswochenende oder ein paar Tage mit Freund*innen als abwechslungsreiches Gesamtpaket verkaufen, haben in der Weihnachtszeit erhöhte Verkaufszahlen.

Paketzustellungen auf verschiedene Paketdienste verteilen

In der Weihnachtszeit stapeln sich die Pakete, Paketboten eilen im Dauerlauf durch die Straßen. Da ist Chaos fast vorprogrammiert, setzt man auf nur einen einzigen Zustelldienst. In den letzten Jahren hat es sich bewährt, auf mehrere Zusteller zu setzen – und auch in diesem Jahr sollten Händler*innen diesem Trend Beachtung schenken. Jeder Paketdienst hat nur eine bestimmte Kapazität, gerade in der Weihnachtszeit kommt es oft zu Verzögerungen. Daher lohnt es sich, im Vorfeld mehrere Dienste zu akquirieren, damit sind die Kundenbeschwerden nicht häufen.

Suchvolumen für Weihnachtsgeschenke steigt ab September

Frauen fangen früher an, Geschenke zu suchen, als Männer. Bei vielen Frauen gehen die Überlegung schon im September los, bei Google wird vermehrt nach Geschenkideen gesucht. Männer lassen sich statistisch gesehen etwas länger Zeit. Hier geht es oft erst im November los. Die ganz junge Generation braucht dann sogar noch länger, nicht selten beginnt die Suche bei den jungen Menschen erst im Dezember. Mit der richtigen Strategie, gutem Zeitmanagement und passender Werbung können hier also verschiedene Gruppen angesprochen werden, denen man schnelle Lösungen für ihre Überlegungen serviert.

Online-Geschäft boomt während der Corona-Krise

In den letzten Jahren war ein deutlicher Wandel zu spüren. Während man noch vor 20 Jahren in lokalen Geschäften auf die Jagd nach Geschenken ging, werden heute vermehrt der Laptop oder das Handy gezückt. Fachberatungen werden zwar weiterhin gern in Anspruch genommen, je nach Geschenk erweist sich der Online-Kauf für viele Menschen aber schlichtweg als praktischer. Nicht zuletzt war die Corona-Pandemie dann ein deutlicher Dämpfer für lokale Geschäfte, denn im letzten Jahr waren lokale Käufer gar nicht mehr möglich.

Auch in diesem Jahr ist die Pandemie noch in aller Munde. Die Geschäfte sind aktuell zwar noch offen, der nächste Lockdown ist aber nicht auszuschließen. Erschwerend kommt hinzu, dass Online-Käufe ohnehin schneller und unkomplizierter getätigt werden können. Einzelhändler*innen wünschen sich schon seit Jahren bessere Unterstützung. Von Extrasteuern für Online-Händler*innen bis hin zu Innenstadtfonds wurde bereits alles diskutiert. Doch auch eine Steueroptimierung wird Einzelhändler auf Dauer vermutlich nicht retten können, gerade in Kleinstädten sind Ladenschließungen an der Tagesordnung. Auch wenn uns Corona hoffentlich in ein paar Jahren nur eine schlechte Erinnerung sein wird, hat die Krise in jedem Fall dazu beigetragen, dem Internet offener gegenüberzutreten. So entscheidet man sich im nächsten Jahr dann vielleicht ganz automatisch für den schnellen Klick in ein passendes Online-Geschäft, war es doch im vorherigen Jahr so bequem.