Erfolg als regionaler Anbieter

Spezialisierung auf regionale Märkte

Autor: Sabine Korndörfer
44 likes

Mit Ideenvielfalt, großem Engagement und kleinen Vertriebswegen machen immer mehr „Unternehmer vom Land“ von sich reden. Vier erfolgreiche Gründer berichten, welche Chancen der Fokus auf regionale Märkte bietet.

Kennen Sie LOHAS? Wenn ja, dann haben Sie sich wahrscheinlich auch schon einmal mit regionalen Wirtschaftsformen auseinandergesetzt. LOHAS sind Konsumenten, deren Maxime der „Lifestyle of Health and Sustainability“ ist. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie als Konsumenten ihren Lebensstil sowie ihre Produktauswahl an den Prüfgrößen Gesundheit und Nachhaltigkeit ausrichten.

Nachhaltigkeit lässt sich in diesem Zusammenhang am Besten als eine bewusst schonende Nutzung von Umweltressourcen erklären, die darauf achtet, dass die erworbenen Produkte nicht umweltzerstörend wirken. Damit ist zunächst einmal der gesamte Bio-Markt abgedeckt.

Ein weiteres Merkmal nachhaltigen Wirtschaftens ist allerdings auch der Vertrieb vor Ort, da weite Transportwege den Einsatz von Brennstoffen wie Benzin und häufig auch die Konservierung der Produkte erfordern. LOHAS sind auch Menschen, die in Zeiten von BSE und Gammelfleischskandal, Analogkäse und Pestizidbelastungen wissen wollen, was auf ihren Tisch kommt und wie es produziert wurde. Dabei setzten einige ein Biosiegel voraus. Doch auch hier sinkt der Vertrauensvorschuss. Viele nutzen mittlerweile die Möglichkeit, sich bei regionalen Anbietern die Produktion mit eigenen Augen anzusehen, um sich zu vergewissern, dass hier nicht gepanscht und getrickst wird.

Mehr als Öko und Bio

An diesem Punkt wird es nun in Sachen Unternehmensgründung interessant: Einerseits steigt die Anzahl der Menschen, die nach diesem Prinzip leben und einkaufen. Andererseits aber wächst die Menge der Anbieter für entsprechende Produkte nicht in gleichem Maße. Das zeigt auch eine Studie der Uni Kassel, die belegt, dass der deutsche Öko-Markt stark wächst und auch keinerlei Zeichen eines Einbruchs zeigt, andererseits das einheimische Angebot aber nicht Schritt halten kann. Das alles hört sich zunächst nach einem Betätigungsfeld für Gründer an, die sich in der Lebensmittelbranche ansiedeln wollen. Unbenommen ist das auch in den meisten Fällen so.

Doch auch der Tourismusbereich und andere Branchen, die an die Landwirtschaft grenzen, etwa die Holzindustrie und -verarbeitung, sind jetzt schon in regionalen Wirtschaftsverbünden anzutreffen. Wer näher in das Thema einsteigt, erkennt schnell, dass es hier noch eine Menge Geschäftsfelder zu entdecken gibt, die wirtschaftlich vielversprechend sind. Die Bandbreite der regional ausgerichteten Unternehmungen ist nur begrenzt von der Phantasie der Unternehmer. Viele Geschäftsmodelle sind noch so neuartig, dass es kein Problem ist, sie in einer anderen Region ähnlich zu übernehmen.

Erfolgsstorys aus den Regionen

Doch wie kann nun das eigene Unternehmen, das sich dem Regionalitätsprinzip verschrieben hat, aussehen? Ist eine Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen notwendig oder kann auch ein Einzelkämpfer erfolgreich sein? Muss ein regionaler Anbieter zwangsläufig Ökoprodukte anbieten oder sind auch andere Wege denkbar?

Im Folgenden stellen wir Ihnen vier junge Unternehmen vor, die ihren Geschäftsbereich als regionale Anbieter gefunden haben. Wir haben die Verantwortlichen interviewt und nach Ihren Erfolgsrezepten gefragt:

Beispiel: Regionalmarke Eifel GmbH

(www.regionalmarke-eifel.de)
Als vor acht Jahren ein einzelner Kreis einer Eifelregion an einem Wettbewerb zur Stärkung und Entwicklung des Gebiets teilnahm, war noch nicht absehbar, was sich daraus entwickeln würde. Es war der Startschuss für die Entwicklung der Regionalmarke EIFEL GmbH, die heute erfolgreich lokale Produkte vermarktet. StartingUp sprach mit dem Geschäftsführer Markus Pfeifer:

Mit welchem Ziel wurde die Regionalmarke EIFEL GmbH gegründet?
„Wir setzen uns für Naturschutz, den Erhalt der Kulturlandschaft und den Ausbau des Wirtschaftskreislaufes innerhalb der Region ein. Im Sinne des Gedankens von Schutz durch Nutzung. Dazu vermarkten wir Regionalprodukte, die bestimmte Kriterien erfüllen. Das Ziel ist immer 100-prozentig Ursprung aus der Region, aber die Annäherung daran ist ein langer Weg. Abgesehen von der Markenführung wird immer die Vernetzung in der Region berücksichtigt, da die unter anderem für den weiteren Ausbau der Marke auch oft notwendig ist.“

Welche Produkte finden sich unter Ihrer Dachmarke?
„Das sind vorwiegend landwirtschaftliche Produkte der Region, i.d.R. regionale Lebensmittel und Lebensmittelverarbeitendes Handwerk, z.B. Metzgereien. Auch der Bereich Wald und Forstwirtschaft ist vertreten. Dieser Bereich soll auf jeden Fall weiter ausgebaut werden, nicht nur bezogen auf den Rohstoff, sondern speziell im Bereich der Verarbeitung. Außerdem haben wir angeschlossene Betriebe aus Tourismus und Gastronomie. Gern würden wir auch Handwerksbetriebe mit einer besonderen Dienstleistungsqualität aufnehmen, aber das ist noch Zukunftsmusik.“

Welchen Nutzen bieten Sie den Lizenz-Nehmern Ihrer Marke?
„Wir bieten unseren Markenpartnern ein übergeordnetes Marketing, eigene Vertriebsmöglichkeiten und ein einheitliches Qualitätsmanagement. Unsere Qualitätskriterien orientieren sich natürlich an der hohen Qualität der Ware, aber auch an dem möglichst vollständigen Ursprung eines Produkts in der Eifel, nicht nur bezogen auf den Rohstoff, sondern auch auf die Verarbeitung. Und natürlich muss dies alles im Sinne einer nachhaltigen Nutzung unserer Eifeler Ressourcen sein. Diese Qualitätskriterien vermitteln wir der Öffentlichkeit und erreichen damit eine besondere Wertschätzung unserer Produkte beim Verbraucher.“

Wie kann man Lizenz-Nehmer Ihrer Marke werden und gibt es eine Gründerförderung?
„Bei kleineren Betrieben ist es meist so, dass diese auf uns zukommen. Und dann wird natürlich geprüft, ob der Betrieb unsere Qualitätskriterien erfüllen kann. Aber wir prüfen nicht nur, wir unterstützen die Betriebe auch beim Qualitätsmanagement, um unsere Kriterien zu erfüllen und um erfolgreich zu vermarkten. Eine Gründerförderung gibt es noch nicht. Die Beratung findet meist bei unseren Partnern in der Zukunftsinitiative Eifel oder bei den Verbänden, z.B. der IHK statt. Da diese allerdings eng mit uns zusammenarbeiten, bestehen hier so viele Schnittstellen, dass eine Gründung direkt unter dem Dach der Regionalmarke EIFEL GmbH kein Problem wäre.“

Beispiel: Valentins Café

(www.valentins-cafe.de)
Das Café Valentins liegt direkt neben dem Bastorfer Leuchtturm, nahe dem beliebten Ostseebad Kühlungsborn. Der Leuchtturm ist der höchst gelegene in Deutschland – das beschert dem Café besondere Anziehungskraft durch einen einmaligen Blick. Doch Inhaber Frank Valentin betreibt nicht nur das Café, er ist auch Chef der angeschlossenen Eis- und Tortenmanufaktur. Und die beliefert das heimische Café ebenso wie Abnehmer der Region. Mit diesen Torten erhält das Café eine weitere Attraktion, denn sie sind alle ein bisschen anders, als das, was man üblicherweise in Cafés geboten bekommt: Sie sind hausgemacht und handwerklich hergestellt. Denn auch, wenn den Gästen vielerorts Anderes suggeriert wird, so schätzt Frank Valentin, dass die große Mehrheit von Torten und Eis aus der Küche einer handvoll Großlieferanten stammt – und zwar bundesweit. Dieser gängigen Praxis setzt Valentin sein lokales Nischendasein entgegen.

Herr Valentin, wie kamen Sie auf Ihre Geschäftsidee, kannten Sie die Branche bereits?
„Ja, ich habe zehn Jahre lang in der Nähe ein Unternehmen mit mehreren Cafébetrieben und einer Bäckerei zusammen mit einem Kompagnon betrieben. Die Gemeinde Bastorf bot mir die Chance, am Standort Bastorfer Leuchtturm eine Gastronomie zu eröffnen. Ich habe ein tragfähiges Konzept entwickelt, welches die Gemeinde überzeugte. Das Café ist zwar nach außen hin das Zugpferd und war natürlich auch der erste Anstoß, aber das wichtigste Merkmal meines Geschäftsmodells und ein notwendiges wirtschaftliches Standbein ist die Eis- und Tortenmanufaktur. In dieser Kombination ist es uns bereits im ersten Geschäftsjahr in beiden Betrieben gelungen, mit Gewinn abzuschließen.“

Wie differenzieren Sie sich von anderen Anbietern?
„Nun, zunächst einmal, indem wir selbst produzieren und nicht nur Vorbereitetes auftauen! Wir verwenden ausschließlich natürliche, hochwertige Rohstoffe, z.B. Butter statt Margarine etc., außerdem keine Geschmacks- und Farbstoffe. Von vornherein war es nicht unser Ziel, über den Preis zu verkaufen, sondern über die Qualität. Das gelingt uns auch – wir überzeugen die Gäste über Aussehen und Geschmack unserer Torten. Heutzutage ist es in der handwerklichen Eisherstellung leider immer öfter üblich, industrielle Fertigprodukte einzusetzen. Ich will das nicht verteufeln, aber so hat man in Bayern dasselbe Produkt wie in Friesland. Unser Eis schmeckt einfach anders.“

Wie überzeugen Sie Firmen, Kunden der Tortenmanufaktur zu werden?
„Neben den hochwertigen Zutaten differenzieren wir uns über Aussehen und Dekoration. Das sieht nicht einfach nach der üblichen Einheitsware aus. Da sieht und schmeckt man: Das ist wirklich Handarbeit, und die liefert immer Unikate. Unsere Kunden überzeugen wir oft auch über eine Verkostung. Dann liefern wir die Torten tiefgekühlt an unsere Kunden. Vorab überzeugen wir uns aber, dass mit unseren Produkten sachgemäß umgegangen wird. Ich fahre zum Kunden vor Ort und sehe mir die Präsentations-, Kühlungs- und Lagermöglichkeiten an. Wenn das nicht stimmt, liefern wir nicht. Wer nur das schnelle Saisongeschäft im Auge hat, mit dem werden wir nicht einig. Das macht die Akquisition aufwändiger, sichert aber langfristige Kundenbeziehungen.“

Erhielten Sie Gründerförderung oder sonstige Unterstützung?
„Wir wurden über Gründerförderung des Landes unterstützt. Es gab dabei die Bedingung, auch über 50 Kilometer vom Produktionsstandort hinaus zu liefern. Dabei wurde die Produktion gefördert, nicht das Café. Das ist okay, denn wir wollen natürlich in der näheren Umgebung einzigartig bleiben.“

Was steht bei Ihnen als Nächstes an?
Wir machen eine ständige Produktentwicklung. Wir fertigen für Gastronomen ganz besondere Sorten Eis, z.B. im Dessertbereich Tomateneis mit Knoblauch. Für die Wintersaison arbeiten wir gerade an Tartufos (kleine Eistörtchen) verschiedenster Geschmacksrichtungen als Dessertstrecken für Gastronomie und Hotels.“

Beispiel: Regionalwert AG

(www.regionalwert-ag.de)
Die Regionalwert AG am Kaiserstuhl ist zwar noch jung, aber schon eine von den Großen im Bereich Regionalisierung. Dahinter steht das findige Unternehmenskonzept einer Kapitalgesellschaft, die nach besonderen Prinzipien eine Zusammenarbeit verschiedener Produktionsbereiche entlang der Wertschöpfungskette organisiert. Vorstandsvorsitzender und Ideengeber ist Christian Hiß – hier im Interview:

Was war ausschlaggebend für den Bruch mit ihrem bisherigen Betriebskonzept, einer Gärtnerei?
„Einerseits stellte ich bei einem Finanzierungsgespräch über einen Kuhstall mit meiner Hausbank fest, dass die Kreditvergaberichtlinien, z.B. nach Basel II, die Kreditwürdigkeit der kleinräumigen und vielfältigen Landwirtschaft sehr gering einschätzen und damit Kredite zum Teil gar nicht erst zustande kommen. Außerdem hatte ich in den letzten Jahren den Betrieb – entgegen dem Trend in der Landwirtschaft – stark diversifiziert. Neben dem Gemüseanbau hatten wir bereits Milchvieh und eine Käserei sowie soziale Projekte. Das war in Form eines Familienbetriebes auf Dauer nicht mehr zu machen. Dazu kam die Idee von einer stärkeren Ausrichtung am Regionalbedarf und der Einbeziehung der Anwohner unter einem gesellschaftlichen Aspekt, um die Bürger auch in die Perspektiven der Landwirtschaft einzubinden. Ich habe daraufhin spezifisches Kapital bei den Bürgern gesammelt, in Form einer AG.“

Vom Gärtnereibesitzer zum AG-Vorstandsvorsitzenden – wie haben Sie das gemeistert?
„Ich habe noch einmal studiert, werde in den nächsten zehn Monaten meine Masterarbeit schreiben. Ab sofort habe ich auch die Betriebsleitung der Gärtnerei ganz abgegeben und widme mich dann komplett der Arbeit als Vorstand der AG. Das geht nicht beides.“

Wie fördern Sie regionale Projekte und Produkte?
„Die Regionalwert AG hat als Kapitalgesellschaft die Möglichkeit, stille Beteiligungen und Gesellschafteranteile außerhalb der Landwirtschaft in anderen Wertschöpfungsstufen zu erwerben. Diese haben normalerweise eine höhere Eigenkapitalrentabilität. Daraus finanzieren sich Erträge, die unseren Landwirtschaftsbetrieben besonders günstige Pachtkonditionen ermöglichen. Es kann allerdings auch sein, dass einige Betriebe etwas höhere Pacht zahlen. Das, was neuerdings als Nachhaltigkeitsbericht in der Wirtschaft auftaucht, machen wir immer schon. Wir erfassen anhand von über 64 Indikatoren die sozial-ökologische Wertschöpfung. Diese wird in den Betrieben, an denen die RWAG beteiligt ist, jährlich erfasst und als immaterielle Rendite den Aktionären ausgewiesen. Wer besondere soziale oder ökologische Projekte plant, z.B. in den Bereichen Ausbildung und Integration benachteiligter Menschen, Biodiversität etc., zahlt dann möglicherweise weniger Pacht, da gibt es Spielräume.“

Welche Produkte bieten Sie an?
„Das Produkt der Regionalwert AG sind nur die Aktien und die sozial-ökologische Wertschöpfung. Es sind die einzelnen Betriebe der AG, die ihre Produkte am Markt anbieten. Deren Angebotspalette besteht derzeit aus Fleisch, Käse, Brot, sämtlichen Gemüsearten. Die Sparten Obst, Geflügel und Gastronomie befinden sich derzeit im Aufbau. Wir haben eine Beteiligung an einem Bioladen und sprechen im Moment auch mit einem Biogroßhändler. Außerdem planen wir einen Biocatering-Betrieb für Schulen der Umgebung.“

Beispiel: Ziegenhof Palmzin

(www.ziegenhof-palmzin.de)
Der Ziegenhof Palmzin liefert feinsten Rohmilchkäse an Hotels und Gourmetmärkte der Region. Die Entstehung der kleinen Hofkäserei ist eng verbunden mit der Region, die an den Darß grenzt. Denn diese war das Wunschziel der beiden Ziegenhofinhaber, Andrea Kurschus und Günter Klebingat.

Frau Kurschus, wie ist Ihr Ziegenhof entstanden? Hatten Sie vorher bereits mit Ziegen zu tun?
„Nein, bevor wir den Ziegenhof eröffneten, haben wir als Team in der Produktionsleitung von Spielfilmen an ganz unterschiedlichen Orten gearbeitet. Wir hatten ein Haus in Ribnitz-Damgarten und wollten hier dauerhaft bleiben. Es war klar, dass in dieser Gegend nur Tourismus und Landwirtschaft eine Perspektive bieten. Die Entscheidung für einen Milchziegenhof war dann ziemlich rasch gefällt, und ich habe mir z.B. in Seminaren beim Verband für handwerkliche Milchverarbeitung im ökologischen Landbau (VHM) die notwendigen Fachkenntnisse angeeignet. Mein Mann arbeitete dann noch weiter beim Film, während ich den Hof aufbaute, aber mittlerweile trägt der Ziegenhof uns beide.“

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

3D-Technologie-Start-ups

Die Kosten sinken, die Anwendungsmöglichkeiten steigen – kein Wunder, dass sich das 3D-Druck-Business rasant entwickelt. Wir stellen vier Start-ups vor, die sich dem 3D-Druck auf unterschiedlichste Art verschrieben haben.

Man muss nicht unbedingt hinterm Mond leben oder total von gestern sein, um 3D-Druck im Reich von Science Fiction anzusiedeln. Tische, Stühle oder Kartoffelpüree sollen aus dem Drucker kommen? Und gar Organe? Der ein oder andere mag es noch nicht immer nicht so recht glauben.

Aber es stimmt. Produkte, die nicht zusammengebaut, sondern ausgedruckt werden, gehören immer mehr zur Normalität. Nicht mehr lange, dann soll es sogar Autos aus der grauen Kiste geben. Der US-amerikanische Automobilhersteller Local Motors hat Mitte letzten Jahres den ersten Entwurf für ein überwiegend 3D-gedrucktes Auto vorgestellt. Das Unternehmen rechnet 2017 mit der Markteinführung.


Industrie 4.0 als Motor

3D-Druck ist kein Nischenphänomen mehr. Industrie 4.0 ist das Thema der Stunde, die meisten großen Unternehmen experimentierten mit 3D-Druck. Firmen wie Google, Boing oder General Electrics sind sogar dabei, eigene 3D-Drucker zu entwickeln. Vorreiter in der Nutzung des 3D-Drucks ist die Autoindustrie. Laut dem Marktforschungsunternehmen Technavio Research war die Automobilindustrie im letzten Jahr der Hauptanwender, gefolgt von der Konsumgüterindustrie und dem Gesundheitssektor.

Auch in Zukunft gilt die Autoindustrie als einer der größten Wachstumstreiber. Und das gesamte Wachstum wird, so prognostizieren es Experten, zweistellig ausfallen. Das US-amerikanische Marktforschungsunternehmen IDC geht davon aus, dass die 3D-Druckindustrie 2019 knapp 27 Milliarden US-Dollar umsetzen wird. Angesichts von elf Milliarden im Jahr 2015 bedeutet das ein Umsatzwachstum von 27 Prozent pro Jahr. Die höchsten Wachstumsraten werden in Westeuropa, Asien und den USA erwartet.

Angetrieben werde das Wachstumspotenzial vor allem von Branchen, die stark individualisierte Anwendungen und komplexe Architekturen haben. Die Fertigung von 3D-Modellen erleichtert ihnen die Entscheidung, ob ein Projekt für die eigenen Bedürfnisse passend erscheint, ohne dass zusätzliche Kosten für Lagerhaltung oder Transportlogistik aufgebracht werden müssen. Außerdem lassen sich die Produktionsprozesse deutlich verkürzen. Weitere Gründe für den kommenden Boom sind sinkende Preise für Drucker und Materialien, die rasche Entwicklung neuer Produktionstechnologien und der Einsatz neuer Materialien von Polymeren bis hin zu biologischen Zellen. Und nicht zu vergessen: Auch die Verbraucher öffnen sich dem Thema, wie eine Umfrage der TNS Emnid im Auftrag von Reichelt Elektronik ergab.

Zwei Drittel der Deutschen, die noch keinen 3D-Drucker besitzen, können sich vorstellen, ein Gerät zur Herstellung von Dekoartikeln bzw. Hobbyartikeln einzusetzen. Zehn Prozent wollen unbedingt einen Drucker erwerben. Wo ein Trend ist, da sind auch die Start-ups. Sie heißen BigRep, Print2Taste oder Scope for Design, sie entwickeln 3D-Drucker, bieten 3D-Dienstleistungen an oder drucken dreidimensionale Produkte. Und sie sind, ganz egal, welches dieser Start-ups man sich genauer anschaut, alle immens spannend.


Beispiel Foodprinting

Zum Beispiel Print2Taste. Das im August 2014 als Ausgründung der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf gestartete Unternehmen gilt als Pionier im Bereich Foodprinting. Einzelne Spezialisten waren zwar schon vorher auf dem Markt, Firmen, die nur Schokolade oder lediglich Pfannkuchen drucken. Doch das am Institut für Lebensmitteltechnologie in Freising angesiedelte zehn Mann starke Team hat ein breites Angebot an druckbaren Lebensmittelmischungen zum Ausdrucken entwickelt. Ob Marzipan, Kartoffelpüree oder Leberpaté – mit der Print2Taste-Technologie kann man daraus im Nu dreidimensionale Figuren entstehen lassen. Der Kartoffel-Oktopus etwa dauert rund sieben Minuten.

Gerd Funk und Wolfgang Seibold, die beiden Print2Taste-Geschäftsführer, forschen seit vielen Jahren über Lebensmittel, sie beschäftigen sich mit ihrem Geschmack, mit Texturen, mit der Haltbarkeit. Irgendwann kamen sie auf die Idee, natürliche Lebensmittel druckbar zu machen. Denn damit, so der Gedanke, kann man Lebensmittel personalisieren. Wer jetzt kurz fragend die Stirn kraus zieht, denke nur an Hochzeitstorten. Bislang sieht die typische Torte zum Fest so aus, dass oben ein Marzipan- oder Plastikbrautpaar steht. Aber ein wirklicher Hingucker wäre der mehrstöckige Kuchen doch erst dann, wenn das Brautpaar eine Miniaturausgabe der echten Eheleute darstellt. Mit Print2Taste ist das ein Klacks.

Es ist naheliegend, dass das Start-up Konditoren zu seiner Zielgruppe zählt. Mit einem Konditor in München ist man schon handelseinig. Aber auch die Gastronomie, Cateringunternehmen, Hotels- und Betriebsrestaurants, gehören zu den potenziellen Kunden der Bayern. Mit dem Drucker können sie Objekte gestalten, die sie in Handarbeit gar nicht oder zumindest nicht so akkurat hinbekämen und sich somit „von ihren Mitbewerbern differenzieren“, wie Funk sagt. Es macht schließlich einen Unterschied, ob das Dessert hübsch aussieht, einem aber doch irgendwie bekannt vorkommt, oder ob es die totale optische Überraschung ist. Aber der Wow-Effekt ist nur das eine. Mit Hilfe des 3D-Druckers können Firmen ihr Logo aufs Buffett bringen, ihre Produkte oder den Chef. Funk denkt etwa an Automobilhersteller, die die Präsentation eines neuen Modells meist groß zelebrieren. Sie könnten das Auto, detailgetreu ausgedruckt, als Häppchen servieren.

Knapp zwei Jahre lang haben Funk, Seibold und ihre Mitarbeiter, hauptsächlich Lebensmitteltechnologen, bis in die Nächte hinein experimentiert. „Alleine 14 Monate haben wir am Marzipan geforscht“, sagt Funk. Doch jetzt steht der Verkauf unmittelbar bevor. Ab Juni können die Drucker bezogen werden. Da es aber schon länger die Möglichkeit zur Vorbestellung gibt, „haben wir einen schönen Auftragsbestand“, sagt Funk. Print2Taste liefert nicht nur die Drucker. Das Start-up liefert außerdem die Lebensmittel, die, vereinfacht ausgedrückt, oben in eine Kartusche und unten als Objekt herauskommen. Die Bedienung des Geräts läuft über ein Tablet, man benötigt also keine zusätzliche Software. Was der Kunde indes zur Verfügung stellen muss, ist die Vorlage des Objekts in Form einer Datei.

Noch generiert Print2Taste aus dieser eine 3D-druckfähige Datei. In Zukunft will das Unternehmen aber eine einfache Plug-and-Play-Lösung anbieten, sodass die Kunden die Umwandlung selbst per Knopfdruck erledigen können. Funk rechnet damit, dass diese Technologie in etwa einem Jahr zur Verfügung stehen wird. Am Ende mit der Forschung sind die Freisinger aber noch nicht. Ihr Ziel lautet, komplett neue Lebensmittel zu erfinden, Lebensmittel speziell für Senioren, Sportler oder Kinder.
 

Dies ist ein Auszug aus einem aktuellen Artikel unseres Print-Objekts StartingUp:
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der aktuellen StartingUp - Heft 03/16 - ab dem 25. August 2016 im Handel oder jederzeit online bestellbar - auch als epaper - in unserem Bestellservice-Bereich

Trendreport: Cleantech-Markt

Cleantech umfasst grüne Techno­logien, Produkte oder Dienstleistungen, die dabei helfen, Ressourcen zu schonen, Schadstoffe zu minimieren oder Prozesse zu optimieren. Wir zeigen die wichtigsten Trends und die Chancen für Gründer.

Cleantech ist eine sogenannte Querschnittsbranche, das heißt, dass sie viele Wirtschaftszweige bzw. Märkte in sich vereint. In dem Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland von 2014, den das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit herausgibt, liest man, dass im Jahr 2013 das Marktvolumen für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz (wie Cleantech hier umschrieben wird) in Deutschland bei 344 Milliarden Euro lag.

Anteilig verteilt sich dieses statt­liche Volumen auf diese Leitmärkte:

  • Energieeffizienz: 100 Mrd. Euro;
  • Umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energien: 73 Mrd. Euro;
  • Nachhaltige Mobilität: 53 Mrd. Euro;
  • Nachhaltige Wasserwirtschaft: 53 Mrd. Euro;
  • Rohstoff- und Materialeffizienz: 48 Mrd. Euro;
  • Kreislaufwirtschaft: 17 Mrd. Euro.


Bis zum Jahr 2025 prognostiziert der Umwelttechnologie-Atlas eine jahresdurchschnittliche Wachstumsrate der Umwelttechnik und Ressourceneffizienz in Deutschland von 6,6 Prozent. Besonders dynamisch entwickeln werden sich demnach die Leitmärkte Nachhaltige Mobilität, Rohstoff- und Materialeffizienz sowie Umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie. Vor diesem Hintergrund sollten Cleantech-Start-ups eigentlich eine sichere Zukunft haben. Zumal die Gründer und Macher oft top ausgebildete Ingenieure und Techniker sind. Aber nicht selten fehlen ihnen die Kompetenzen, ihre Ideen bis zur Marktreife zu entwickeln.

„Empfehlenswert ist daher, sich von Beginn an betriebswirtschaftliches Know-how an die Seite zu holen“, rät Severin Beucker, Gründer und Gesellschafter des Berliner Borderstep-Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit. Ihn fasziniert am Cleantech-Sektor, dass wirtschaftlich sinnvolle Produkte entstehen, die einen signifikanten Beitrag zum Umweltschutz leisten und gesellschaftlich anerkannt sind. Das war nicht immer so. In den 1990er Jahren hatte der Invest von Unternehmen in den Umweltschutz in Deutschland ein eher negatives Image.

Heute dagegen ist das Thema Umweltschutz auch international nicht mehr wegzudenken. Es gibt das ehrgeizige Klima-Ziel, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent zu senken. Das motiviert insbesondere auch junge Menschen, unternehmerisch aktiv zu werden, um an dem Erreichen dieses großen Ziels aktiv mitzuwirken. Doch wer hier aktiv mitmischen will, muss neben der inneren Einstellung und dem Know-how auch viel Durchhaltevermögen mitbringen.


Die Herausforderungen

Als Herausforderung für Cleantech-Start-ups ist zum einen der meist hohe technische Aufwand zu nennen, den man betreiben muss, zum anderen die oft langen Entwicklungszeiten der Technologien sowie der hohe Kapitalbedarf. Von der Idee bis zum Markteintritt vergehen nicht selten zehn Jahre, entsprechend schwer ist im Vergleich zu anderen Gründungen die Kapitalbeschaffung. Im Cleantech-Bereich ist man schnell bei 1 Mio. Euro und schnell bei 30 Mio. Euro, wenn man eine industrielle Umsetzung anstrebt. Zwar gibt es in Deutschland eine ausgeprägte Forschungslandschaft, in der Start-ups bei entsprechender Eignung Geld bekommen können. Investoren sind aber dennoch zumeist lieber dort aktiv, wo sie sich den schnellen Return on Invest erwarten.

Wichtig ist es für Gründer auch, auf den richtigen Trend bzw. Sektor zu setzen. Laut Experte Beucker ist vor allem der Energiesektor in Bewegung: „Erneuerbare Energien ins Netz zu integrieren, ist eine derzeitige Herausforderung.“ Und die Energiewirtschaft ist im Umbruch: „Hier ergeben sich Chancen für Start-ups. Sie füllen Nischen und probieren Dinge, an die man vor zehn Jahren noch gar nicht dachte.“ Beispiele, wie man hier auch mit weniger Kapital einsteigt, sind die Start-ups Next Kraftwerke oder Grundgrün, die sich mit virtuellen Kraftwerksmodellen und mit der Direktvermarktung von Strom beschäftigen. „Allerdings muss man sich im Energiemarkt gut auskennen, also vor allem mit der Gesetzeslage und mit der Marktsituation, um erfolgreich zu gründen“, mahnt Beucker. Ein Fehler wäre es seiner Meinung nach, in Deutschland Atomkraft- oder Fusionstechnologien etablieren zu wollen, da die Menschen hierzulande dagegen sind. Sein abschließender Rat: „Start-ups sollten sich auch Gedanken zur gesellschaftlichen Akzeptanz ihrer Idee machen sowie sich überlegen, ob es für das geplante Produkt wirklich eine Zielgruppe gibt.“

Cleantech-Ökosystem nutzen

Nicht nur die Zielgruppe zu kennen ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die optimalen Rahmenbedingungen verschaffen weitere Vorteile. „Sucht einen auf eure Branche spezialisierten Ort für euch und für euer Team, wo ihr langfristig bleiben und wachsen könnt. Dort trefft ihr Start-ups aus eurem Metier. Ihr könnt euch austauschen und euch wird ein entsprechendes Beratungs- und Netzwerkangebot geliefert“, rät Andrea Hötzeldt, Projektleiterin des CleanTech Innovation Centers (CIC) in Berlin, und ergänzt: „Gerade dieses Start-up-Ökosystem, der Peer-to-Peer-Austausch und der Brückenschlag zwischen Start-up-Kultur und etablierten Unternehmen ist wichtig.“

Das CIC gibt es seit 2014, aktuell sind dort sieben Start-ups angesiedelt: „Das Angebot ist einfach unschlagbar“, sagt Bernd Lau, Gründer und Geschäftsführer von Skypoint-e, der im letzten Jahr mit seinem Team ins CIC gezogen ist: „Ein Start-up bekommt im CIC alles, was es braucht. Eine große Werkstatt, moderne Coworking-Arbeitsplätze und Mentoren, auf die man individuell zurückgreifen kann.“ Skypoint-e ist auf „engineering airborne technology“ spezialisiert und arbeitet an der Entwicklung luftgestützter Systeme. Diese ermöglichen etwa den schnellen Aufbau einer autarken Ener­­gieversorgung, eines Funknetzes mit großen Reichweiten sowie die dauerhafte Geländebeobachtung aus Höhen von 300 bis 500 Metern.

Selbst wenn die Rahmenbedingungen ideal sind, ist stets langer Atem gefragt. Besonders, „wenn man nicht immer gleich mit seinem Start-up Anklang findet und für seine Idee ausgelacht wird, sollte man sich als Gründer der Cleantech-Branche nicht entmutigen lassen“, sagt der Berliner Physiker Alexander Voigt, der zu den Serien-Entrepreneuren Deutschlands im grünen Sektor zählt. Das Wichtigste sei das Überzeugtsein vom eigenen Produkt, ein gewisses Maß an Sturheit und die Erkenntnis, dass – wenn sich eine Idee nicht durchsetze – man immerhin die Learnings aus dem ersten Projekt in ein weiteres Projekt mit hinein nehmen könne.

Trendreport: Der Heimtier-Markt

Wir zeigen anhand erfolgreicher Start-ups und Experten-Know-how, worauf es ankommt, um in der als krisensicher geltenden und sehr dynamischen Heimtierbranche erfolgreich durchzustarten.

Viele Trends und gesellschaftliche Strömungen sprechen dafür, den Markt rund um die Haustiere aus Gründersicht genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei steht nicht das Tier im Vordergrund, sondern der Mensch, also der Tierhalter. Untersuchungen zeigen, dass Tierhalter häufig ihre eigenen Bedürfnisse auf das Tier übertragen (Humanization of the Animal). Dieses Phänomen spiegelt sich direkt im Konsumverhalten der Tierhalter wider. Deutlich wird dies in der Tiernahrung. Hier setzen Heimtierbesitzer zunehmend auf Natürlichkeit und entscheiden sich für artgerechte Rohkostfütterung (BARF). „Beim Materialverbrauch beobachten wir den Trend zu natürlichen Produkten“, bekräftigt Joost de Jongh, Präsident des niederländischen Heimtierverbandes Dibevo in Amersfort. Konsumenten wünschen sich ferner natürliche (Futter-)Produkte und technische Finessen für Aquarien- und Terrarienzubehör oder die Haltung von Ziervögeln.
 

Flexibilität und Digitalisierung

Für die Anbieter bedeutet dies ein  großes Maß an Flexibilität. Denn der Kunde sucht nach einfachen Lösungen und erwartet Komfort: „Wenn ein Produkt nicht vorrätig ist, muss der Einzelhändler über ein System verfügen, mit dem er das gewünschte Produkt nachträglich schnellstens besorgen kann.“ Außerdem wichtig geworden ist es, alle Produkte und Dienstleistungen für Haustiere an einem Ort zu bündeln: Zum Beispiel in einem Zoofachgeschäft oder einem Gartencenter mit einer Tierabteilung, wo noch zusätzlich eine Tierarztpraxis oder ein Trimmsalon zu finden sind. „Tierbesitzer erwarten ferner Fachkompetenz, sie wünschen sich durch Personal beraten zu werden, welches nachweislich über das entsprechende Wissen verfügt“, betont de Jongh. In diesem Zusammenhang erwirkte Dibevo eine gesetzliche Bestimmung über den Verkauf lebender Tiere, der ausschließlich über dazu ausgebildete Personen erfolgen darf.

Die zentrale Herausforderung –  vor allem im Einzelhandel – besteht darin, auf die sich ständig ändernden Wünsche der Tierhalter einzugehen: „Moderne Unternehmer, welche die vielen digitalen Möglichkeiten nutzen, sind dazu in der Lage. Diejenigen, die meinen, dass alles beim Alten bleiben soll, werden letztlich die Verlierer sein. Die Hersteller bzw. Großhändler sollten den Einzelhändlern, die flexibel und schnell reagieren wollen, daher gute Hilfestellungen leisten“, urteilt Joost de Jongh.

Und „Start-ups sollten vor allem zuerst schauen, was der Konsument will und nicht denken: ‚Ich habe ein tolles Produkt, das werde ich mal auf dem Markt positionieren.‘ Schließlich nützt es dem Unternehmer herzlich wenig, sein Produkt toll zu finden, wenn der Kunde ganz anderer Meinung ist“, so de Jongh. Start-ups sollten sich daher genau anschauen, wofür die Verbraucher ihr Geld ausgeben. „Ausführliche Untersuchungen vorab sind von entscheidender Wichtigkeit“, rät der Experte.
 

(Heim-)Tiervermittlung

Ehrenamtlich, auf eigene Kosten sowie teilweise unterstützt durch Stipendien, riefen die Münchner Daniel Medding, Christopher Waldner und Dennis Kirpensteijn zusammen mit den Freiburgern Moritz Weber und Stefan Graf im März 2013 die Plattform tierheimhelden.de ins Leben. Ziel ist es, dass Heimtiere die erste Wahl für jeden Tiersuchenden sind. Daher vernetzt die Plattform bundesweit Tierheime und Tiersuchende: „Über 300.000 herrenlose Tiere suchen jedes Jahr ein Zuhause“, erzählt Daniel Medding. „Die Online-Suche nach einem passenden Tierheimtier ist mühsam, bei uns finden Suchende mit wenigen Klicks das passende Familienmitglied.“

Seit dem Launch der Plattform 2013 hat sich Tierheimhelden als die zentrale Vermittlungsplattform für Tierheimtiere im deutschsprachigen Raum etabliert und ist Partner des Deutschen Tierschutzbundes e.V. Das Portal unterstützt mittlerweile einige hundert Partnertierheime bei der Vermittlung ihrer Schützlinge. Über 10.000 Tiere haben über diesen Weg bereits ein neues Zuhause gefunden. Sechsstellige Besucherzahlen pro Monat bestätigen, dass die fünf den richtigen Riecher hatten. Tierheimhelden.de ist gemeinnützig und sowohl für Tiersuchende als auch für Tierheime kostenfrei. Das Portal finanziert sich auch über Sponsoren und Spenden. Tiersuchende können über Patenschaften und das Teilen der Schützlinge in sozialen Netzen die Partnertierheime aktiv bei ihrer Vermittlung unterstützen. Das ist gelebter Tierschutz, der direkt den Tieren in Not zugute kommt: „Und wir werden noch viel mehr tun“, sagt Daniel Medding, der gemeinsam mit Dennis und Christopher auch hinter dem Start-up Vetizin  steckt. Gemeinsam digitalisieren sie den Tiermarkt. Stichworte sind etwa der Tierheimhelden-Club oder die App PetYouCare, ein mobiles Tiertagebuch für die Hosentasche.

Dies ist ein Auszug aus einem aktuellen Artikel unseres Print-Objekts StartingUp:
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der aktuellen StartingUp - Heft 04/15 - ab dem 5. November 2015 im Handel oder jederzeit online bestellbar  - auch als epaper - in unserem Bestellservice-Bereich

Trendreport: Single-Markt

Zwar steigt der Anteil an Singles bei uns stetig an, doch das Potenzial dieser attraktiven Konsumenten wird in vielen Branchen noch wenig genutzt.

Im Jahr 2013 lebten, laut dem statistischen Bundesamt, 15,8 Millionen Singles in Deutschland, und ihre Zahl nimmt zu. Der Single-Boom spricht somit dafür, dass es für Unternehmen lohnend ist, Lösungen speziell für diese Personengruppe anzubieten. Immerhin geben Singles laut Statistik monatlich im Durchschnitt 1418 Euro für den privaten Konsum aus. Erreicht ein Start-up Singles gekonnt, hat es somit gute Chancen, zusätzliches Einkommen zu generieren.

Hierbei gilt: Für Singles relevant sind fast alle Produkte und Dienstleistungen, die man mit dem Convenience-Gedanken verbinden kann. Und für die Preisfestsetzung ergibt sich bei den Singles ein weit größerer Spielraum als bei anderen Zielgruppen. Sie lassen sich Luxus gern etwas kosten und sind bereit, für Convenience-Produkte mehr Geld zu bezahlen, wenn die bessere Problemlösung den höheren Preis rechtfertigt. Der Beitrag zeigt, wie Sie es schaffen, etwas von diesem Kuchen abzubekommen.
 

Gründerideen gesucht

Die meisten Gründer, die rund um das Thema Singles gründen, konzentrieren sich aufs Dating, in anderen Bereichen finden sich hingegen noch wenige Start-ups, die Singles als ihre alleinige Zielgruppe angeben. Aber das könnte sich jetzt ändern: So möchte der vom Berliner Unternehmen Adamare SingleReisen in diesem Jahr erstmals ausgeschriebene Single-Award mehr Bewusstsein für die Bedürfnisse und Wünsche Alleinstehender schaffen: „Single sein ist eine Möglichkeit, kein Makel“, findet Geschäftsführer Steffen Butzko, der in der Gründungsphase seines Unternehmens selbst Single war und somit die Hochs und Tiefs des Alleinseins kennt. Für den Single-Award zugelassen sind daher Menschen, Firmen oder Projekte, die sich für Singles engagieren. Man darf gespannt sein, wen die Jury im Mai 2015 zum Sieger kürt, und es bleibt abzuwarten, ob der neue Wettbewerb dazu beiträgt, die Zahl der Gründer in der Single-Branche zu steigern.
 

Vielseitig und vielschichtig

Wer in Deutschland an Singles denkt, der hat meist das Bild des „Swinging-Single-Typs“ vor Augen: Dieser pflegt einen luxuriösen Lebensstil, befindet sich im mittleren Alter und ist finanziell unabhängig. Aber neben dem lebenslustigen Jet-Setter und dem auf Karriere ausgerichteten Yuppie gibt es den Stubenhocker-Single, der seine Freizeit vor dem Fernseher verbringt. Und es gibt die 80-jährige Witwe mit schmaler Rente genauso wie den 20-jährigen Studenten, der jobbt und in einer Studentenwohnung lebt.

Die Lebensgewohnheiten von Singles unterscheiden sich von denen anderer Personen in einer Beziehung: Die Ergebnisse der Elite-Partner-Studie 2015 zeigt, dass Singles häufiger neue Menschen kennenlernen, ihre Zeit stärker der eigenen Persönlichkeitsentwicklung widmen, eher mal ein neues Hobby beginnen, an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen und sich weniger vor einem Jobwechsel scheuen als Menschen mit Partner. Sie sehen darüber hinaus weniger fern, treffen sich öfter mit Freunden, kochen für sich oder für Freunde aber genauso häufig wie Paare. Außerdem hat jeder dritte Single einmal im Monat ein Date, Männer häufiger als Frauen. Und jeder elfte Single-Mann datet sogar mehrmals pro Woche.
 

Singles als Zusatzgeschäft

Ein Beispiel für ein junges Unternehmen, das mit seinem Angebot zur Lebenswelt von Singles passt, ist das Berliner Start-up HelloFresh, das Jessica Nilsson, Thomas Griesel und Dominik Richter Ende 2011 gegründet haben. Sie wollten einen Service anbieten, der es ermöglicht, zu Hause gesund zu kochen, ohne sich um Rezepte und Einkäufe kümmern zu müssen. Heute liefert HelloFresh seinen Kunden deutschlandweit Lebensmittel-Tüten mit Rezepten und den passenden frischen Zutaten für drei oder fünf abwechslungsreiche Mahlzeiten: „Nur Kochen müssen unsere Kunden selber, es dauert so um die 30 Minuten, dann ist eine Mahlzeit fertig“, sagt Thomas Griesel.

Dies ist ein Auszug aus einem aktuellen Artikel unseres Print-Objekts StartingUp:
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der aktuellen StartingUp - Heft 02/15 - ab dem 21. Mai 2015 im Handel oder jederzeit online bestellbar  - auch als epaper - in unserem Bestellservice-Bereich

Trendreport: Kids und Family

Obwohl es bei uns immer weniger Kinder gibt, wächst doch der Markt rund um Kids & Family unaufhörlich. Wir zeigen die wichtigsten Trends für Gründer.

Seit Julius Bertram und Sarah Seeliger Eltern sind, entwickeln sie sich zu Serien-Gründern. Nach Kirondo im Jahr 2011 und Librileo 2013 haben sie vor wenigen Monaten mit Badekind, einem Online-Versandhandel für Badezusätze, ihr drittes Unternehmen gestartet.

Wie bei den anderen beiden Firmen auch, richtet sich das Angebot an Kinder – beziehungsweise deren Eltern. Auf Kirondo.de können sie Second-Hand-Kleidung tauschen, auf Librileo.de Bücher im Abo bestellen, und auf Badekind.de Schaum- und Glitzerbäder. „Wer wie wir in der Großstadt lebt, kann die Sachen im Drogeriemarkt kaufen“, sagt Julius Seeliger.

„Aber auf dem Land ist das Angebot längst nicht so groß. Die Eltern freuen sich, wenn sie die Produkte im Internet bekommen.“

Im Visier: Kids und Family

Die Seeligers gehören zu der großen Zahl an Gründern, die sich mit ihrem Angebot an Kinder bzw. Familien richten. Wie viele Start-ups mit diesem Fokus jedes Jahr entstehen, ist mit exakten Zahlen nicht zu belegen. Das liegt auch daran, dass die Bandbreite sehr groß ist, sie reicht vom Buchhandel über die Entwicklung digitaler Spiele bis hin zu sozialen Netzwerken. Aber auch ohne die Statistik zu bemühen, ist der Trend seit Jahren erkennbar.

Kinder als interessante Zielgruppe?

Das klingt erst einmal unwahrscheinlich. Mit statistisch knapp 1,4 Kindern pro Frau ist Deutschland kein kinderreiches Land. Im Gegenteil. Seit Jahren wird der demographische Wandel mit Sorge betrachtet: Deutschland droht die Überalterung. Im Jahr 2030 werden voraussichtlich nur noch knapp 13 Millionen unter Zwanzigjährige in Deutschland leben, das sind 17 Prozent weniger als heute. Im Gegenzug wird die Zahl der Menschen ab 65 um rund ein Drittel ansteigen. Die vielversprechendste Zielgruppe ist folglich die der Senioren – und gerade nicht die der Kinder. Die Spieleindustrie hat aus diesem Grund schon vor Jahren umgedacht – und  bemüht sich seither verstärkt um die Älteren. Dass die Hersteller von Brettspielen und Kuscheltieren in Bedrängnis sind, liegt aber nicht nur an der schrumpfenden Zahl der Jungen, sondern auch daran, dass sich Kinder heute ein Smartphone wünschen. Und kein Mensch-Ärger-Dich-nicht.

Technik statt Teddybär

Diese Verschiebung ist eine Erklärung dafür, warum Kinder trotzdem ein interessanter Markt mit einer Menge Potenzial sind. Man muss eben das richtige Angebot haben, dann sind Kinder bzw. deren Eltern auch bereit, Geld zu investieren. Hinzu kommt, dass die Menschen zwar weniger Kinder haben, dafür pro Kind aber bedeutend mehr Geld ausgeben. So bekommen laut einer aktuellen Studie des Forschungs- und Beratungsunternehmens Iconkids & Youth Sechs- bis Dreizehnjährige heute im Schnitt 590 Euro pro Jahr (in Form von Taschengeld oder Geldgeschenken). Vor zehn Jahren erhielten sie „nur“ 400 Euro. Das entspricht einer Steigerung von fast 50 Prozent.

Die Eltern sind nicht nur spendabler. „Sie haben auch immer weniger Zeit“, sagt Marius Sternberg, Start-up-Experte bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG. Und genau dieser Umstand ist es, der den Markt erst richtig befeuert. Der den Markt vergrößert. Mit anderen Worten: Nicht allein Kinder sind die spannende Zielgruppe der Zukunft, sondern Familien. Denn je weniger Zeit die Eltern haben, um einkaufen zu gehen oder sich um die Kinder zu kümmern, desto mehr sind intelligente Geschäftsmodelle gefragt, die den Einkauf oder das Kinderhüten und Organisieren der Familie erleichtern bzw. abnehmen. Kurz: die den Eltern dabei helfen, Zeit zu sparen.

Online-Shops und Abo-Modelle

Viele Geschäftsmodelle der Internethändler setzen hier an. „E-Commerce ist ein großes Thema und es ist familienrelevant“, sagt Dr. Alexander von Frankenberg, Geschäftsführer beim High-Tech Gründerfonds in Bonn. Als Beispiel dafür führt er den Online-Versender Windeln.de an. „Weil es um ein vielfaches bequemer ist, sich die Pampers-Packungen nach Hause liefern zu lassen als sie im Drogeriemarkt zu kaufen – wo leider kein Parkplatz vor der Tür frei ist.“ Als Windeln.de vor gut vier Jahren startete, hatte der High-Tech Gründerfonds das Unternehmen mitfinanziert. Mittlerweile hat er die Anteile verkauft. Dennoch sagt von Frankenberg: „Windeln.de ist total spannend.“ Und das Unternehmen mit Sitz in München ist auch total erfolgreich. Windeln.de ist der größte Online-Shop für Babyprodukte des alltäglichen Bedarfs in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mehr als 55.000 Produkte hat man im Sortiment, von Windeln über Babynahrung bis hin zu Spielzeug. Mehr als 100 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen, der Umsatz betrug Ende 2013 mehr als 100 Millionen Euro – und damit doppelt so viel wie noch ein Jahr zuvor. Auch 2014 war das bayerische Start-up auf Wachstumskurs. Eine internationale Investorengruppe hatte im Frühjahr 15 Millionen Euro investiert. Mit dem Kapital sei Windeln.de dem Ziel, Europas führender Online-Händler für Baby- und Kinderartikel zu werden, ein gutes Stück näher gekommen, sagt Alexander Brand, einer der beiden Gründer und Geschäftsführer.

Dies ist ein Auszug aus einem aktuellen Artikel unseres Print-Objekts StartingUp:
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der aktuellen StartingUp - Heft 01/15 - ab dem 19. Februar 2015 im Handel oder jederzeit online bestellbar  - auch als epaper - in unserem Bestellservice-Bereich

Dossier Lebensmittel-Branche: Chancen satt?

Die Food-Branche ist durch zwei Strömungen gekennzeichnet: Zum einen sparen die Kunden bei ihren Lebensmittel-Einkäufen, andererseits wächst das Bewusstsein für Genuss und Qualität. Wir zeigen, wie erfolgreiche Gründer mit diesem scheinbaren Gegensatz umgehen und welche Trends auf dem Food-Markt Zukunft haben.

Präzise zieht der Extruder seine Bahnen über die Plexiglasplatte und hinterlässt Schicht für Schicht eine pastöse Spur. Grundlage der Paste mit einer wenig appetitlichen Farbe sind pulverisierte Insekten. Erdacht und konzipiert hat das als „Insects au Gratin“ betitelte Kunstwerk Susana Soares, vorgestellt wurde es im Rahmen des ersten World Food Festivals in Rotterdam.

Eine nahrhafte Mahlzeit aus dem Protein von Gliederfüßern, produziert von einem 3D-Drucker: Was momentan noch wie Science Fiction anmutet, könnte schon bald Teil unserer Lebenswirklichkeit sein – das wünschen sich zumindest Unternehmen wie Natural Machines aus Spanien, die kurz vor der Marktreife dieser technischen Wundergeräte stehen. Gleiches gilt wohl für Snack Insects oder Insectable New Food, die essbare Insekten züchten oder verkaufen. Weder werden 3D-Drucker in absehbarer Zeit Einzug in unsere Küchen halten noch Insekten westliche Speisepläne bereichern oder gar Fleisch und Fisch ersetzen, hält Trendforscher Andreas Steinle vom Zukunftsinstitut in Frankfurt/Main dagegen. Für ihn sind beides lediglich Phänomene aus der Nische für die Nische. Was die Food-Branche wirklich nachhaltig bewegt, welche Entwicklungen sich abzeichnen und voranschreiten, sei viel naheliegender und reflektiere nicht zuletzt die Sehnsucht vieler Verbraucher nach neuen Lebensstilen.

Status quo und Trendtreiber

Gerade mal knapp 14 Prozent ihres monatlichen Konsumbudgets haben die Deutschen 2012 für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren ausgegeben – lediglich Platz 3 im Ranking der Konsumausgaben. Das Discount-Paradies Deutschland mit seinem übersättigten Lebensmittelmarkt charakterisiert auf der einen Seite ein hohes Preisbewusstsein. Auf der anderen Seite lassen Entwicklungen wie Bio-Bewegung und Vegan-Welle auf ein langsam steigendes Bewusstsein für Qualität und Genuss schließen.

Die österreichische Food-Trendforscherin Hanni Rützler identifiziert in der jüngsten Ausgabe ihres Foodreports vier wesentliche Trends: Hybrid Food, Food Pairing, Soft Health und Do-it-yourself-Food. Hybrid Food als Gegentrend zu Local Food, so Rützler, entstehe durch Mischen und Kreuzen von (Länder-)Küchen und Rezepturen. Eines der populärsten Beispiele dafür aus der jüngsten Vergangenheit ist der Cronut. Der Zwitter aus Donut und Croissant, erfunden von einem New Yorker Bäcker, avancierte binnen kürzester Zeit vom Geheimtipp zum Hypeprodukt und schaffte sogar den Sprung über den Teich. Selbst Konzepte werden durchlässiger, die Grenzen zwischen Produktion, Retail und Gastronomie verschwimmen. Beispielhaft: der neue Supermarkttyp Albert-Hejn mit seinem Fokus auf Take-away-Mahlzeiten. Auch der Handelsriese Rewe experimentiert mit integrierten Gastro-Offerten. Nachdem die beiden Kölner Testbetriebe „Made by Rewe“ nicht den erwünschten Erfolg brachten, soll nun der Nachfolger „Oh Angie!“ in Berlin fruchten.

Auf der Manufakturebene spiegelt sich die Entwicklung, wenn Röster wie Elbgold in Hamburg oder Brauer wie Braustil in Frankfurt am Main ihre Produktions- und Verkaufsräume um Ausschankräume erweitern. Andersherum mehren sich To-go-Angebote in Gastro-Formeln, von hübsch verpackt bis gut gekühlt. Längst mehr als ein grünes Randphänomen: Urban Gardening – nicht nur auf dem privaten Balkon, in städtischen Gemeinschaftsgärten, auf dem Acker vor der Stadt, sondern neuerdings auch in Form kommerzieller Produktionsbetriebe auf Hochhausdächern. So hat im Dezember 2013 auf dem Dach des Whole Foods Market in Brooklyn das erste super-marktintegrierte Gemüsegewächshaus der Welt seinen Betrieb aufgenommen; in der Schweiz und in Berlin werden prototypische Dachfarmen getestet, die Aufzucht und Produktion von Fisch und Gemüse miteinander verschränken. 

Gesünder leben, gesund essen definiert sich zunehmend über Genuss statt über Verzicht. „Das wachsende Interesse an Lebensmittelqualität wird die Food-Branche in den kommenden Jahren deutlich verändern“, prognostiziert Rützler im Kapitel über die neue Marktmacht der Konsumenten. Mächtiger Treiber dieser Entwicklung ist das Internet: „Mit ihm sind Informations- und Kommunikationskanäle hinzugekommen, die es dem Endverbraucher ermöglichen, seine Kaufkraft auszuschöpfen und gezielt einzusetzen.“ Auch wenn der Online-Handel von Lebensmitteln zurzeit noch einen verschwindend kleinen Marktanteil hat – sein Potenzial sei enorm, untermauern Studien wie das Consumer Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG.

Hoffnung schürt unter anderem der Markteintritt von Amazon fresh. Noch in diesem Jahr will der amerikanische Versandriese deutschen Start-ups wie food.de, mit bislang 10 Liefergebieten in urbanen Ballungszentren, Konkurrenz machen. Das Sortiment soll sich am Angebot klassischer Supermärkte orientieren. Bisher agiert Amazon Fresh lediglich in den USA, seit 2007 beliefert es Kunden in Seattle, Nord- und Südkalifornien mit Waren des täglichen Bedarfs, von Milch bis Elektronik – insgesamt rund 500.000 Produkte.


Dies ist ein Auszug aus einem aktuellen Artikel unseres Print-Objekts StartingUp:
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der aktuellen StartingUp - Heft 04/14 - ab dem 6. November 2014 im Handel oder jederzeit online bestellbar  - auch als epaper - in unserem Bestellservice-Bereich

Teilen, Tauschen, Verleihen

Die Ideen des „use-per-use“ und „pay-per-use“ sind voll im Trend und bieten Gründern in fast allen Branchen neue Möglichkeiten.

Noch heute sieht man sie mit gestrecktem Daumen und Pappschild am Straßenrand stehen, um eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern. Doch der klassische Anhalter, wie man ihn von früher kennt, ist eine aussterbende Spezies. Dafür sieht man viel häufiger junge Leute in schicken BMWs, Minis, blauweißen Smarts oder pinkweißen Citroëns durch die Stadt flitzen.

Nur ein Logo kommerzieller Carsharing-Anbieter verrät, dass hier Menschen mit einem Auto unterwegs sind, welches sie sich mit vielen anderen mobilen Großstädtern teilen.

Das Carsharing-Prinzip ist die moderne, kommerzialisierte Form des Anhaltertums. Mit dem Unterschied, dass sich die Motive gewandelt haben und ein handfestes Geschäftsmodell dahintersteckt. Bereits 2000 hat der Vordenker Jeremy Rifkin in seinem Werk „Access“ das Verschwinden des Eigentums prognostiziert. Heute verliert Besitz zunehmend an Attraktivität. Teilen ist sexy und macht insbesondere der jungen Generation Y immer mehr Spaß. So schätzen Experten die globalen Umsätze der Shareconomy derzeit auf etwa 26 Milliarden Dollar. Ein Geschäftsfeld, in das etablierte Unternehmen genauso drängen, wie auch sehr viele Start-ups. Selbst die weltweit wichtigste Messe der digitalen Wirtschaft CeBIT hatte ihr Leitmotiv im Jahr 2013 der Shareconomy gewidmet: „Teilen statt Haben“ heißt die Losung für die Zukunft.

Besitz belastet – Teilen befreit
Geteilt werden kann so ziemlich alles, was sich im eigenen Besitz befindet und nur selten benötigt wird. Öffnet der Besitzer den Zugang zu diesen Dingen, kann er damit Geld verdienen, egal ob es sich um digitale oder physische Produkte handelt: Die Bohrmaschine liegt die größte Zeit ihres Lebens nur herum, genau wie die einmal angeschaffte Heckenschere, der Hochdruckreiniger oder kaum bespielte Musikinstrumente.

Selbst E-Books fristen oft ein digitales Schattendasein nach der einmaligen Lektüre. All diese Produkte stellen für die meisten Menschen, vom emotionalen Mehrwert einmal abgesehen, meist totes Kapital dar. Das Portal Leihdirwas hat sich genau auf dieses Verleihen von Alltagsgegenständen spezialisiert. In der Schweiz ist vor wenigen Monaten mit Sharely ein ganz ähnliches Konzept an den Start gegangen.

Wohnst du noch, oder teilst du schon?
Einen starken Aufschwung erlebt die Shareconomy derzeit vor allem in den Bereichen Wohnen und Mobility. Wo Besitz seinen Glanz verliert, wird Teilen zum lukrativen Geschäft. „Luftmatratze und Frühstück“ heißt Airbnb übersetzt. Hinter dem Kürzel steht das weltweit größte Peer-to-Peer-Portal für die temporäre Vermietung von Privatwohnungen. Der Wert des 2008 in Kalifornien gegründeten Unternehmens  wird nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters heute auf bis zu 2,5 Milliarden Dollar geschätzt. Ähnliche Modelle betreiben die deutschen Portale 9Flats und Wimdu. Auf Airbnb werden derzeit über 350.000 Gästezimmer in 192 Ländern der Welt angeboten.

Allerdings zeigt sich hier auch ein aktuelles Problem des Share-Prinzips: Das Peer-to-Peer-Portal ist global aufgestellt, trifft aber auf lokale rechtliche Bestimmungen. Während es in beispielsweise New York ein Gesetz gibt, das es Mietern verbietet, Zimmer für weniger als einen Monat unterzuvermieten, wurden in Hamburg im Sommer die Regelungen für die private Untervermietung gelockert.

Dies ist ein Auszug aus einem aktuellen Artikel unseres Print-Objekts StartingUp:
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der aktuellen StartingUp - Heft 02/14 - ab dem 15. Mai 2014 im Handel oder jederzeit online bestellbar in unserem Bestellservice-Bereich

Shareconomy

In immer mehr Geschäftsmodellen von Start-ups erhält die sogenannte Shareconomy mit den Prinzipien „nutzen statt besitzen“ und „pay-per-use“ eine große Bedeutung. Hier ein paar Beispiele von Unternehmen, die mit Shareconomy erfolgreich sind.

Besitz belastet – Teilen befreit

Geteilt werden kann so ziemlich alles, was sich im eigenen Besitz befindet und nur selten benötigt wird. Öffnet der Besitzer den Zugang zu diesen Dingen, kann er damit Geld verdienen, egal ob es sich um digitale oder physische Produkte handelt.

So liegt die Bohrmaschine die größte Zeit ihres Lebens nur herum, genau wie die einmal angeschaffte Heckenschere, der Hochdruckreiniger oder kaum bespielte Musikinstrumente ...

Selbst E-Books fristen oft ein digitales Schattendasein nach der einmaligen Lektüre. All diese Produkte stellen für die meisten Menschen, vom emotionalen Mehrwert einmal abgesehen, meist totes Kapital dar.

Das Portal Leihdirwas hat sich genau auf dieses Verleihen von Alltagsgegenständen spezialisiert. In der Schweiz soll demnächst mit Sharely ein ganz ähnliches Konzept an den Start gehen.

Einen starken Aufschwung erlebt die Shareconomy derzeit vor allem in den Bereichen Wohnen und Mobility. Wo Besitz seinen Glanz verliert, wird Teilen zum lukrativen Geschäft.

Ausgewählte Shareconomy-Beispiele aus unterschiedlichen Branchen sind:

Über den Autor:
Dr. Ricco Deutscher ist Geschäftsführer der Pactas GmbH (www.pactas.com) mit Niederlassungen in Frankfurt am Main und Berlin. Mit der Subscription-Management-Plattform "Pactas.Itero" hat sich das Unternehmen auf die Abo-Commerce- und Subscription-Abrechnung und -Verwaltung für Start-ups und mittelständische Unternehmen spezialisiert.

Was boomt, was floppt

Was sind die Themen der Zukunft, wo liegen die größten Chancen, welches sind die Trends, aus denen sich nachhaltige neue Geschäftsmodelle ableiten werden? StartingUp stellte die zehn wesentlichen Boom-Themen zusammen und bat 15 Professoren deutscher Entrepreneurship-Institute um ihr Ranking. Hier das Ergebnis:

 

 

  Das Trend-Ranking

 

1. Mobile Kommunikation kommt voran

 "Mobile" ist künftig nicht nur ein Schlagwort, sondern wird standardmäßig in alle strategischen und operativen Unternehmenstätigkeiten eingebunden. Trendthemen können sein: "Mobile Payment","Location Based Services" und Apps, die Suchfunktionen mit sozialen Netzwerken verknüpfen. Beispiele für entsprechende Anwendungen sind: Gowalla.com, Foursquare.com, Zillow Real Estate Search.

2. Der Markt für Senioren blüht

Der Markt für Senioren blüht. Die Gesellschaft wird immer älter, als nächstes werden die Babyboomer alt, also die geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis 1965. Gleichzeitig passen sich die Märkte und Technologien den Bedürfnissen der älteren Zielgruppe an. Beispiele: Supermärkte mit niedrigen Regalen und Rollstuhl-kompatiblen Einkaufswagen, telefonischer Tech-Support oder altersgerechtes Bauen. Da diese Generation länger berufstätig bleibt, müssen auch die Unternehmen entsprechende Arbeitsplatzbedingungen schaffen.

3. Soziale Netzwerke verbinden sich mit E-Commerce

Man diskutiert über Soziale Netze nicht mehr als neue, coole Instrumente, man implementiert sie vielmehr ganz selbstverständlich und schafft Strategien für einen ROI, d.h. E-Commerce und Soziale Netze verbinden sich. Shops wie HauteLook, Rue La La oder Best Secret zählen auf Online-Empfehlungen anderer Social-Media-Nutzer. Eng hiermit verknüpft ist der Trend, der auf Platz 5 gelandet ist: "Suchmaschinen werden sozial".

4. Energieeffizienz wird profitabel

Nach dem Cleantech-Boom der letzten Jahre kommt das Thema Energieeffizienz auch beim Endverbraucher voll an. Öko-Produkte werden begehrenswert und chic, Nachhaltigkeit wird profitabel gemacht. Cleantech-Unternehmen versuchen Geld zu verdienen, z.B. indem sie helfen, Energie einzusparen. Beispiel: Kofler Energies Club.

5. Suchmaschinen werden "sozial"

Surfer können zum Beispiel erkennen, wer in ihrem Sozialen Netzwerk den Makler kennt, den sie gerade engagieren wollen. Oder wer sich im Freundeskreis für die gleichen Schuhe interessiert, die Sie sich gerade kaufen wollen. Zu erwarten ist die volle Integration und Automatisierung des "sozialen Surfens".

6. Trusted Networks als Scouts

Trusted Networks helfen bei der Orientierung. Die gute Nachricht lautet nämlich: "Man findet alles im Netz", und die schlechte Nachricht lautet: "Man findet alles im Netz". Mit anderen Worten: Die Vielfalt der Offline-Welt lässt das Angebot immer unüberschaubarer werden. Somit werden "Trusted Networks" wichtiger, also Content-Anbieter, für deren Services – die zunehmend als Apps ausgeliefert werden – man bereit ist, einen Mehrpreis zu bezahlen.

7. Comeback der Tourismusbranche

Zahlreiche Studien sagen der Reisebranche das beste Jahr seit langem voraus. So hat die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) ermittelt, dass 23 Prozent der von ihr Befragten 2011 "mehr, also häufiger oder länger" Urlaub als im Vorjahr machen wollen. Fast ebenso gute Werte liefern Umfragen der GfK und von Emnid. Davon werden auch Apps in diesem Segment profitieren, wie etwa Flugstatus-Apps, Übersetzungs-Apps, Restaurant-Finder und Apps für Wandertouren und Stadtführungen.

8. Online- und Offline-Welt wachsen zusammen

Beide Welten stehen nicht länger im Wettbewerb zueinander, sie ergänzen sich vielmehr. Beispiele: Online-Medien bringen den Verbraucher dazu, offline zu handeln, d.h. einen Laden zu besuchen, an einer Veranstaltung teilzunehmen etc. Die erfolgreichsten lokalen Geschäfte werden diese Strategie in ihren Marketing-Mix implementieren und deren Conversion ganz einfach an der Zahl der geschüttelten Hände und Umarmungen messen. Ein aktuelles Erfolgsbeispiel ist groupon.com

9. Fitness wird noch wichtiger

Der Job fordert immer mehr, jeder Euro muss erkämpft werden. Dennoch steigt der Bedarf an einfachen, kostengünstigen Wegen des persönlichen Workouts. Beispiele: Kleingruppen bis zu sechs Leuten teilen sich einen persönlichen Fitnesstrainer, der Homefitness-Markt boomt.

10. Luxus wird günstiger

Das Verbraucherverhalten hat sich während der Rezession geändert – in Richtung eines gesteigerten Preis- und Wertbewusstseins. Der Handel hat dies durch immer ehrgeizigere Angebote zusätzlich begünstigt. Diese Erwartungshaltung gilt auch für die Post-Rezessionsära. Beispiel: Jil Sanders "Billig"-Kollektion "Navy".

Armbanduhren nach Maß

Vergleichbar mit einem Maßanzug "schneidern" die Spezialisten der jungen Uhrenmanufaktur Fischer&Cie. eine mechanische Armbanduhr fast ganz nach den Wünschen und Vorstellungen ihrer Kunden. Bei der Konzeption und der Herstellung solch einer Maßuhr ist fast alles möglich. Der limitierende Faktor ist in der Regel der Preis. Aus diesem Grund beschränken sich die meisten Kunden darauf, ihre persönliche Maßuhr auf Basis eines Grundgehäuses der Uhrenmanufaktur aufzubauen. Durch die unzähligen Individualisierungsmöglichkeiten, die nahezu jede Komponente der Uhr betreffen, entstehen so in jedem Fall sehr persönliche Uhren, die es kein zweites Mal gibt.

Das wichtigste Teil bei der Individualisierung ist das Ziffernblatt. Bei dessen Gestaltung können nahezu alle Ideen in die Tat umgesetzt werden, das Blatt kann mit Bildern, Texten, Grafiken und vielem mehr versehen werden. Es gibt Kunden, die das Design komplett eigenständig ausarbeiten, andere liefern Ideen und Inspirationen und wieder andere lassen sich von den Vorschlägen der Designer inspirieren. Die Entwürfe werden so lange verbessert, angepasst und verfeinert, bis die Kunden damit zufrieden sind. Im Durchschnitt dauert es vier bis sechs Wochen, bis die Unikat-Uhr fertig ist.

www.fischerundcie.com

Geschäftsideen Freizeitkleidung: der Wohlfühl-Strampelanzug

Babies fühlen sich sichtlich wohl in ihren Stramplern. Warum sollten Erwachsene an kühlen Tagen nicht auch diese Wohlfühlmode aus einem Stück tragen können? Eine Frage, die sich zur Geschäftsidee mauserte.

Die Geschäftsidee entwickelt haben Eike Sack und Geraldine Schindler nach einem Urlaub in Skandinavien, in dem sie den Einteiler wiederentdeckt haben. Seitdem versuchen die beiden Gründer, den Strampler für Erwachsene unter dem Namen "Strumplå" bekannt zu machen. Dabei vermarkten sie ihr Produkt nicht als Schlafanzug, sondern als Freizeitkleidung.

Geschäftsideen Kinderkleidung: das T-Shirt mit Lerneffekt

Andrea Zimmermann kam nach der Geburt ihres Neffen die Geschäftsidee, Kinderkleidung zu gestalten und damit eine eigene Existenz aufzubauen. Unterstützt durch Expertenrat fand sie eine lukrative Marktlücke, indem sie sogenannte "Lern-T-Shirts" unter der pfiffigen Marke Kleinstein anbietet.

Mit den Kleinstein-Lern-T-Shirts werden alltäglich aufkommende Fragen von Kindern auf dem T-Shirt spielerisch und kindgerecht beantwortet. Anhand von Beobachtungen und aktiver Entdeckung des Motivs lernt das Kind dank dieser Geschäftsidee die abgebildeten Zusammenhänge zu verstehen. Durch wiederholtes Betrachten des Motivs wird das Gelernte gefestigt.

Zu einem der beliebtesten T-Shirt-Motive gehört aktuell "Was zeigt mir die Ampel?" Durch die Mimik und Gestik der aufgedruckten Farbgesichter werden die Verhaltensregeln an einer Ampel bildlich erklärt. Eine perfekte Überraschung für kleine Straßenrowdys für die erste gemeinsame Fahrrad-Tour oder zur bestandenen Prüfung bei der Kinderverkehrsschule.

Dreifach hält besser

Haben Sie sich auch schon mal einen schicken Anzug gekauft und nach sechs Monaten war die Hose durchgescheuert, so dass Sie den ganzen Anzug wegschmeißen konnten? Und was haben Sie daraus gelernt? Ganz einfach: Sie haben beim nächsten Mal zwei Anzugshosen gekauft.

So ähnlich stellt sich das Edwin Heaven auch mit seinen künstlerisch gemusterten Socken vor. Denn er bietet unter der Marke Throx – das steht für three socks – drei Socken in einer Packung an. Wenn jetzt eine Socke verloren geht oder ein Loch bekommt, wird sie einfach durch die dritte Socke ersetzt und gut ist’s. Die Idee ist ausbaufähig.

Autor: Burkhard Schneider

www.throx.com