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Wenn Sie in Ihrer angestammten Branche gründen, so fragen Sie (ehemalige) Kollegen aus dem Vertrieb. Bedenken Sie, dass junge Unternehmen meist nur einen niedrigeren Preis durchsetzen können als ein großes etabliertes Unternehmen. Oder vielleicht kennen Sie einen Kunden, für den Sie selbst nicht tätig werden können, dem Sie aber beim Angebotsvergleich helfen können. Auf diese Weise nehmen Sie gegenüber künftigen Wettbewerbern quasi die Kundenrolle ein, wodurch Sie viel über deren Preis- und auch Akquisitionsstrategie lernen können.

Sprechen Sie auch mit Branchenverbänden und spezialisierten Beratern. Lesen Sie deren Veröffentlichungen und recherchieren Sie, was in Fachzeitschriften über Ihre Wettbewerber geschrieben wird. Was Ihre künftigen Kunden zu zahlen bereit sind, wissen diese natürlich am besten selbst. Führen Sie eine Befragung durch, solange Sie selbst noch Ihre Gründung vorbereiten. Als Existenzgründer werden Sie auf Ihre Fragen sehr viel offenere Antworten erhalten, als wenn Sie sich bereits in konkreten Verkaufsverhandlungen befinden. Viele dieser Quellen können Sie auch zur Mengenkomponente befragen. Also nicht nur „Was wäre ein angemessener Preis?“, sondern auch „Wie oft würden Sie ... kaufen?“ oder  „Was ist das typische Auftragsvolumen?“

Marketing- und Vertriebsplanung

Wie viele Aufträge Sie erhalten, hängt ganz wesentlich davon ab, wie viele Kunden Sie besuchen, wie viele Passanten an Ihrem Laden vorbeigehen, wie viele Handzettel Sie verteilen, wie viele potenzielle Kunden Sie anrufen beziehungsweise anschreiben usw. Zur Umsatzplanung gehört deshalb auch eine Marketing- und Vertriebsplanung. Wenn Ihre Akquisemaßnahmen feststehen, können Sie zusammen mit einem Berater aufgrund von Erfahrungswerten abschätzen, wie viele Kontakte zu einem Auftrag führen.

Außerdem können Sie auf diese Weise auch die mit den Akquisemaßnahmen verbundenen Kosten genauer planen. Generell sollten Sie alle Marketingmaßnahmen zunächst im Kleinen testen, bevor Sie sie im großen Maßstab durchführen. Dadurch können Sie nicht nur die Maßnahme optimieren, sondern erhalten auch eine verlässliche Schätzung der Umwandlungsrate. Wenn diese Umwandlungsrate bekannt ist, können Sie recht genau kalkulieren, zu welcher Absatzmenge eine Akquisemaßnahme führt.

Zur seriösen Umsatzplanung gehört
auch eine Marketing- und Vertriebsplanung

Monats- und Jahresplanung

Ziel ist eine möglichst realitätsnahe Schätzung von Absatzmenge und Durchschnittspreis über die ersten zwölf Monate nach der Gründung. Die Multiplikation der beiden Werte ergibt dann direkt den Planumsatz für den jeweiligen Monat. Die Zuverlässigkeit der Planung können Sie zusätzlich dadurch erhöhen, dass Sie nach Kunden, Produkten oder Projekten getrennt planen. Beispiel: Als Webdesigner haben Sie drei größere Kunden, deren Beratungsbedarf Sie recht genau abschätzen können, des Weiteren zwei bis drei Aufträge wechselnder Kunden mit einem Volumen von durchschnittlich sechs bis acht Stunden und Kleinaufträge mit einem Gesamtvolumen von 20 Stunden.

Durch die Analyse wird die Planung anschaulicher. Wenn Sie mit Ihren potenziellen Kunden bereits in Verhandlungen stehen und angeben können, bis zu welchem Datum Sie mit welcher Wahrscheinlichkeit welches Auftragsvolumen abschließen werden, können Sie den Umsatz in den nächsten Monaten noch ein Stück genauer prognostizieren, indem Sie Wahrscheinlichkeit und Abschlussvolumen miteinander multiplizieren und dem Zeitraum zuordnen, in dem die Leistung erbracht und in Rechnung gestellt wird.

Wie entwickelt sich der Umsatz im Zeitablauf? Typischerweise werden Sie Monat für Monat zusätzliche Kunden akquirieren. Der wachsende Kundenstamm wird dazu führen, dass Sie einen immer größeren Teil Ihrer Akquiseanstrengungen dafür aufwenden müssen, die bestehenden Kunden zu halten und für verlorene Kunden Ersatz zu beschaffen.

Oder Sie erreichen Ihre persönliche Kapazitätsgrenze, und ein weiteres Mengenwachstum ist nicht mehr möglich. Dann müssen Sie Aufträge ablehnen und können vielleicht Preiserhöhungen durchsetzen – wiederum mit Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Umsatzplanung auch Urlaubszeiten, Impulse durch Messen, das Weihnachtsgeschäft usw. Auf diese Weise werden Sie mit großer Sicherheit zu einer realitätsnahen Umsatzplanung gelangen – und schon sehr früh Abweichungen vom Plan erkennen und diesen gegensteuern können.


Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Ausgabe 02/2006

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NOI Techpark – ein europäischer Playground of Opportunities

2017 an den Start gegangen, ist der in Südtirol beheimatete NOI Techpark ein synergiereicher Mikrokosmos aus Universität, Forschung, Unternehmen und Start-ups und hat sich als eine All-in-one-Anlaufstelle etabliert, die man in dieser Form europaweit kaum ein weiteres Mal findet. Mehr zum Selbstverständnis und den vielschichtigen Aktivitäten des NOI Techpark erfahren wir im Interview mit Pia-Maria Zottl, der Leiterin des Incubators im NOI.

StartingUp: NOI Techpark ist Südtirols Innovationsviertel. Was kann man sich darunter genau vorstellen?

Pia-Maria Zottl: Stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Ideen kurze Wege haben. Auf dem Gelände einer ehemaligen Aluminiumfabrik in Bozen wächst seit 2017 Südtirols Wissenschafts- und Technologiepark, der NOI Techpark. Hier arbeiten und forschen aktuell 2.400 Start-upper, Unternehmerinnen, Lehrende und Studierende. Hier wird täglich Wissen geteilt und gemeinsam an Lösungen für eine lebenswerte Zukunft gefeilt. Der Name NOI ist dabei Programm. Er steht für Nature of Innovation und verkörpert die Art, wie wir Innovation verstehen und leben: keine Innovation zum Selbstzweck, sondern eine, die eine positive Wirkung auf Mensch und Umwelt hat.

StartingUp: Was macht Bozen als Innovationsstandort so besonders?
Pia-Maria Zottl: Wir liegen in Südtirol an einem strategisch wichtigen Dreh- und Angelpunkt zwischen Italien und dem DACH-Raum und an der Achse zweier starker Start-up-Ökosysteme in Europa: München und Mailand. Bozen war schon immer ein zentraler Knotenpunkt zwischen Nord und Süd. Und genauso ist NOI ein strategischer Knotenpunkt zwischen Forschung und Unternehmen. Hier kommen die richtigen Partner schnell zusammen und arbeiten unkompliziert miteinander. Jungunternehmen aus dem deutschen Raum finden im NOI die nötigen Netzwerke und Rahmenbedingungen für den Sprung in den italienischen Markt und umgekehrt. Und wir sind auch ein Tor zu Europa, wenn es darum geht, passende Forschungs- oder Industriepartner zu finden und EU-Förderungen für die eigene Geschäftsidee zu mobilisieren.

StartingUp: Was bieten Sie Gründerinnen und Gründern, was diese anderswo nicht finden, sprich was unterscheidet NOI von anderen Gründerzentren?

Pia-Maria Zottl: Wir sind mehr als ein reines Gründerzentrum. Der NOI Techpark ist ein synergiereicher Mikrokosmos aus Universität, Forschung, Unternehmen und Start-ups. Eine All-in-one-Anlaufstelle, die enorme Vorteile bringt und ein Unikum ist, das man anderswo in Europa in dieser Form nicht so leicht findet. Zudem haben Gründerinnen und Gründer im NOI Techpark Zugriff auf Know-how und Forschungslabore in Feldern wie grüne Technologien, Lebensmittel und Gesundheit, Digital und Automation in Industrie und Landwirtschaft. Dieser Mischung ist es zu verdanken, dass NOI immer mehr zu einem internationalen Anziehungspunkt für innovationswillige Start-ups, Scale-ups und Spin-offs wird. Teams arbeiten hier Tür an Tür mit Forschungsgruppen und Fachleuten unterschiedlichster Branchen. Pilotprojekte, Prototypen oder Nutzerfeedback lassen sich so viel schneller organisieren. Start-ups können ihre Produkte in einem unserer 70 Labore testen, mit passenden Forschungspartnern verfeinern und zugleich den Marktzugang mit potenziellen Kunden vorbereiten. Kurz gesagt: Wir sind ein wahrer „playground of opportunities“.

StartingUp: Wie viele Start-ups betreuen Sie und welche Themen und Branchen sind vorherrschend?

Pia-Maria Zottl: Aktuell betreuen wir 43 Start-ups, fünf davon haben wir erst vor wenigen Wochen aufgenommen. Im NOI dominieren, wie bereits erwähnt, besonders die Technologiefelder Green, Food & Health, Digital und Automotive & Automation. Der NOI Techpark hat sich in diesen Bereichen eine hohe Glaubwürdigkeit aufgebaut, weshalb viele Start-ups in diesen Sektoren angesiedelt sind. Besonders KI-gestützte Lösungen, etwa im Agrarbereich, stehen im Trend. Nachhaltige Innovationen und der Fokus auf Kreislaufwirtschaft sind ebenfalls stark vertreten, was den regionalen Bezug zur Natur und den Ressourcen Südtirols widerspiegelt. Ein ganz großes Thema ist schließlich die Lebensmittelfermentation. Darin haben wir hier im NOI ein international anerkanntes Know-how, dank des ICOFF – International Centre on Food Fermentations und mehrerer Forschungsgruppen und Unternehmen. Start-ups wie Looops, das eine Zuckeralternative aus fermentierten Lebensmittelnebenprodukten entwickelt, haben sich genau aus diesem Grund im NOI angesiedelt und profitieren vom Wissen und dem vorhandenen Netzwerk.

StartingUp: Was bieten Sie Start-ups, die sich im NOI Techpark ansiedeln?

Pia-Maria Zottl: Wir begleiten Gründerinnen und Gründer ganzheitlich – von der ersten Validierung bis zum Skalierungsschub. Unsere drei aufeinander aufbauenden Programme führen zielgerichtet durch die wichtigsten Phasen der Unternehmensentwicklung: Wir schärfen Problem-/Solution- und Product-/Market-Fit, entwickeln gemeinsam belastbare Geschäftsmodelle und bereiten Teams systematisch auf Wachstum und Markteintritt vor. Ergänzt wird das durch ein starkes Alumni-Format sowie Initiativen wie Female Founders, die spezifisch auf weibliche Start-ups zugeschnitten sind, und Future Founders, die Nachwuchs-Talente früh abholen sollen. Zu unserem Service-Portfolio gehören Performance-Analysen, individuelle Coachings und Mentorings mit erfahrenen Unternehmern und Expertinnen, Workshops und Academies zu Themen von Go-to-Market bis Finanzierung – und vor allem der direkte Zugang zu einem außergewöhnlich dichten Netzwerk aus Forschung, Industrie, Universität und Investoren.

Sünde 6 & 7

Sünde 6: Kein Gespräch mit dem Kapitalgeber in der Krise

Frühzeitig muss ein offenes Gespräch mit der Hausbank oder anderen Finanziers im Falle einer Krise gesucht werden. „Wer hier zögert, verliert kostbare Zeit für mögliche rettende Maßnahmen wie Tilgungsaussetzungen, Krediterweiterungen oder Bürgschaftserhöhungen“, erläutert Kurt Müller, Partner von Target Partners.

Zögerlich eingeleitetes Krisenmanagement kostet
Sie Kopf und Kragen

Besonders hart kann es Kleinunternehmen treffen, wenn sie nicht auf ihre Hausbank zugehen. Sie haben in der Regel nur ein Konto bei der Bank, das regelmäßig beobachtet wird. Wenn Kontoumsätze zurückgehen, Kreditlinien ausgeschöpft und Überweisungen beispielsweise an den Stromversorger oder das Finanzamt nicht mehr ausgeführt werden, besteht die Gefahr der Pfändung. Diese Situation gilt es unbedingt zu vermeiden, weil die Überlebenschancen einer Firma damit auf Null sinken.