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Gründer der Woche: Laden Ein – das 14-Tage-Restaurant
Gründer der Woche, KW 17/16
Im Kölner Restaurant Laden Ein steht alle zwei Wochen nicht nur ein neues Menü auf der Karte, sondern die Köche, die Kellner und das Konzept werden gleich mit ausgewechselt. Über das pfiffige Konzept sprechen wir mit Till Riekenbrauk, Co-Gründer von Laden Ein.
Wann und wie bist du mit deinen Co-Gründern Vincent Schmidt und Mathes Robel auf die Idee zum Laden Ein gekommen? Stammt ihr selbst aus der Gastro-Branche?
Teils, teils. Wir können aber insgesamt schon auf einige Jahre Gastronomie-Erfahrung zurückblicken. Die Idee zum Laden Ein hat mehrere Einflüsse. Zum einen die Gastsicht: Für den Gast ist es spannend immer mal was anderes zu bekommen. Zum anderen die Gastgebersicht: Für den Gastgeber ist das die einzige Möglichkeit sein gastronomisches Konzept vor einer Gründung anzutesten.
Beschreibe uns doch bitte das Restaurant-Sharing-Konzept von Laden Ein.
Wir tauschen alle 14 Tage das komplette Team, die komplette Karte und sogar die Deko im Laden Ein.
Alle zwei Wochen wird euer Lokal also neu erfunden. Wie viel Aufwand müsst ihr zeitlich einplanen, um ein 14-Tages-Konzept vom Erstkontakt bis zur Ausgabe der ersten Essensportion organisatorisch zu stemmen?
Gute Frage! Die Organisation im Vorlauf zu dem Einzug ist mehr als die halbe Miete. Ich spreche immer davon, dass wir unsere Gastgeber einmal komplett „ausziehen“. Das bedeutet, wir holen uns alle Informationen, die wir brauchen, um eine perfekten Ablauf gewährleisten zu können.
Übernehmt Ihr auch das Organisieren der benötigten Lebensmittel und der Getränke?
Ja genau. Wir stellen alle nötigen Kontakte zu Verfügung und insbesondere die Getränke kaufen wir sogar selbst für die Anbieter ein.
Wie verdient ihr selbst an dem Konzept?
Wir bieten zwei verschiedene Mietmodelle an. Bei beiden Modellen gehen wir voll mit ins Risiko. Entweder beteiligen wir uns an dem Erfolg der Belegung, indem wir den Getränkeverkauf einbehalten, oder wir bieten ein Modell der Staffelmiete an.
Ihr versteht euch ja als Start-up, das potenziellen Gastro-Gründern beim Testen ihrer Food-Ideen hilft. Wie macht ihr in der Food-Szene auf euch aufmerksam?
Ich hoffe, wir machen durch unsere guten Ideen auf uns Aufmerksam. Und dann hoffe ich natürlich, dass wir durch die von uns abgelieferte gute Umsetzung und die Qualität, die wir versuchen zu garantieren, in der Food-Szene wahrgenommen werden. Unsere wichtigsten Kommunikationswege sind dabei natürlich die Sozialen Medien.
Wer kann sich bei euch bewerben und wer hat die besten Aussichten, sich und sein Essen 14 Tage lang präsentieren zu dürfen?
Im Prinzip kann sich jeder bei uns bewerben. Aber die Gastgeber müssen unsere Philosophie der Frische und des Selbstgemachten teilen. In unseren Info-Schreiben für Interessenten steht folgender Satz: „Wenn Du eine andere Philosophie zum Thema Frische und Selbstgemachtem vertrittst, ist eine Belegung des Laden Ein vielleicht nicht das Richtige für Dich.“ Das bedeutet, wir verzichten gänzlich auf Convenience-Produkte und wollen so viel wie möglich handgemacht auf den Teller bringen.
Steht Ihr euren „Test-Gastronomen“ dann in der heißen Phase auch als Backup zur Verfügung? Gab es dabei schon mal „kuriose“ Vorkommnisse, denn es sind ja nicht alles gelernte Köche, die euer Lokal in Anspruch nehmen.
Ja genau, neben der Planungsphase stehen wir auch die ersten paar Tage dabei, um zu helfen. Manchmal ist das nötig manchmal nicht. Kurioses ist uns dabei selten vorgekommen. Zwar passieren mal Planungsfehler, aber bisher hat es eigentlich immer gut geklappt, jeden Fehler nur einmal zu machen und daraus für die zukünftigen Belegungen zu lernen.
Für die Lokalbesucher ist die Idee ja so ungewöhnlich wie verlockend: Alle 14 Tage lerne ich neues Essen kennen, ohne dafür das Lokal wechseln zu müssen. Habt ihr vornehmlich Stammgäste, oder lebt das Konzept eher vom spontanen Laufkunden?
Unser Laden liegt alles andere als in einer Lauflage. Deswegen leben wir schon total von Gästen, die gezielt zu uns kommen.
Holt ihr gezielt Feedback von den Gästen ein, um den Gastro-Teams das Einschätzen ihrer Performance zu erleichtern?
Wir bekommen ständiges Feedback von Gästen. Nach den 14 Tagen führen wir dann auch ausführliche Nachbereitungsgespräche.
Sind ehemalige Food-Teams bereits mit einem eigenen Lokal durchgestartet?
Wir warten noch immer auf die erste Gründung. Allerdings weiß ich, dass mindesten drei Teams gerade aktiv nach einem geeigneten Standort suchen.
Was war das aus deiner Sicht vielleicht ungewöhnlichste kulinarische 14-Tages-Programm?
Also gewöhnlich ist eigentlich nichts was, wir anbieten. Allein, weil es nur für 14 Tage angeboten wird. Außerdem stehen die Gastgeber immer so hundertprozentig hinter Ihren Produkten, dass das Essen immer was besonders ist.
Wie weit im Voraus ist euer Lokal schon von Gastro-Teams gebucht?
Wir sind für dieses Jahr beinah voll. Es gibt nur noch wenig freie Termine. Demnächst steigen wir dann in die Planung für 2017 ein.
Das Konzept könnte auch in anderen Großstädten funktionieren. Plant ihr über Köln hinauszugehen?
Das Ganze ist nicht einfach so zu kopieren. Wir überlegen zwar auch in die Richtung, aber mal schauen, wie es sich entwickelt.
Last but not least: Was rätst du (Gastro-)Gründern aus eigener Erfahrung?
Plant gut und setzt auf Qualität. Am Ende setzt sich meiner Meinung nach Qualität immer durch.
Für alle, die jetzt Hunger bekommen haben: Den Laden Ein findet man in Köln in der Blumenthalstraße 66, Mo-Sa, 12-22 Uhr geöffnet.
Hier geht’s zum Laden Ein
Das Interview führte Hans Luthardt
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Logistik als Transformationshebel
Während der aktuelle Fokus auf der Elektrifizierung liegt, plant NexDash bereits die nächste Entwicklungsphase, in der autonome und datengetriebene Transportlösungen auf Basis der eigenen Ladeinfrastruktur umgesetzt werden sollen. Ziel ist der Aufbau einer skalierbaren und nachhaltigen Logistikplattform für die nächste Generation des europäischen Güterverkehrs.
Die 5 Millionen Euro Seed-Finanzierung soll dem Erwerb und der Integration kleinerer Logistikunternehmen, der Inbetriebnahme der ersten Elektro-Lkw sowie der Weiterentwicklung der digitalen Plattform für effizientes Flottenmanagement dienen. Zudem sollen die Mittel in den Ausbau der Ladeinfrastruktur, die Steigerung der betrieblichen Effizienz und den Teamausbau fließen – mit dem Ziel, das Null-Emissions-Logistiknetzwerk von NexDash europaweit zu skalieren.
Nullwachstum trotz KI-Boom
„Deutschland läuft Gefahr, von der Entwicklungs- zur reinen Anwendernation zu werden.“ Ein Kommentar von Frank Thelen, Gründer und CEO, TEQ Capital.
Der Sachverständigenrat rechnet für Deutschland mit nahezu Nullwachstum und gleichzeitig investieren die großen US-Techkonzerne dreistellige Milliardenbeträge in KI-Infrastruktur. Das zeigt sehr deutlich, wohin die Reise geht. Wenn wir Energie, Genehmigungen und unsere Sondervermögen nicht radikal auf Zukunft ausrichten, verlieren wir im globalen Produktivitätsranking dauerhaft den Anschluss.
0,2 Prozent Wachstum versus 600 Milliarden Dollar KI-Boom
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache – und sie passen nicht zusammen. Auf der einen Seite steht Deutschland mit einem erwarteten realen Wachstum von gerade einmal 0,2 Prozent für 2025 und 0,9 Prozent für 2026, wie der Sachverständigenrat prognostiziert. Auf der anderen Seite steht eine historische Investitionswelle in Künstliche Intelligenz und digitale Infrastruktur, die in den USA längst Fahrt aufgenommen hat.
Nach zwei Jahren Rezession und anhaltender Schwächephase steckt Europas größte Volkswirtschaft faktisch in einer Phase der Stagnation, während wichtige Wettbewerber dreistellige Milliardenbeträge in die nächste Produktivitätsstufe investieren. Deutschland verwaltet den Status quo – andere Länder kaufen sich gerade die Zukunft.
Allein Meta hat angekündigt, in den kommenden drei Jahren rund 600 Milliarden US-Dollar in Infrastruktur und Arbeitsplätze in den USA zu investieren – vor allem in neue Rechenzentren für KI-Anwendungen, Energie- und Netzinfrastruktur sowie spezialisierte Computertechnik. Auch Microsoft, Alphabet und Amazon drehen ihre Investitionsprogramme deutlich nach oben. Es geht dabei nicht um ein paar zusätzliche Serverhallen, sondern um eine weltweite Investitionswelle, die über Rechenzentren, Chipindustrie, Sensoren und Energienetze die industrielle Landkarte neu zeichnet. Wer jetzt baut, setzt die Maßstäbe für die Wertschöpfung der nächsten Jahrzehnte.
Die Diagnose der Wirtschaftsweisen ist unbequem – und zutreffend
Das Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen trägt den Titel „Perspektiven für morgen schaffen – Chancen nicht verspielen“. Tatsächlich aber leistet sich Deutschland den Luxus, genau diese Chancen auszubremsen. Statt Investitionshürden konsequent abzubauen, dominiert die Debatte, wie bestehende Sondervermögen verteilt werden sollen. Die strukturellen Bremsklötze sind bekannt: zu viel Bürokratie, zu hohe Kosten – allen voran bei Energie – und Genehmigungsprozesse, die eher an die analoge als an die digitale Epoche erinnern.
Rechenzentren sind im Kern riesige Maschinen, die Strom in Rechenleistung verwandeln. Ihr Geschäftsmodell steht und fällt mit günstiger, planbarer Energie und schnellen Entscheidungen der Behörden. Wer heute diese Voraussetzungen schafft, sichert sich einen dauerhaften Vorteil im KI-Zeitalter – bei Investitionen, hochqualifizierten Jobs und technologischer Souveränität.
Deutschland hingegen kombiniert hohe Energiepreise mit einem dichten Regelwerk und langwierigen Verfahren. Damit liefert der Standort die Begründung für schwache Investitionen und Wachstumsprognosen knapp über Null gleich mit. Die Frage ist daher nicht, ob die Prognosen des Sachverständigenrats zu pessimistisch sind – sondern wie lange sich eine Volkswirtschaft mit diesem Anspruch ein solches Politik-Setup noch leisten kann.
Der doppelte Rückstand
Die Konsequenz dieses Kurses ist ein doppelter Rückstand. Erstens droht ein Rückstand bei der Infrastruktur: Wenn Rechenzentren für KI, Chipfabriken und moderne Industriewerke vor allem dort entstehen, wo Energie preislich wettbewerbsfähig ist und Planungsprozesse Monate statt Jahre dauern, schrumpft der Kreis der Länder, die überhaupt noch als Standorte infrage kommen. Deutschland läuft Gefahr, von der Entwicklungs- zur reinen Anwendernation zu werden.
Zweitens entsteht ein Rückstand bei der Produktivität. Künstliche Intelligenz, Automatisierung und die systematische Nutzung von Daten erhöhen die Leistung pro Arbeitsstunde erheblich – und damit auch die Löhne, die sich langfristig darstellen lassen. Wenn aber der Zugang zu dieser Infrastruktur begrenzt bleibt oder deutlich teurer ist als anderswo, schlägt sich das unvermeidlich in niedrigeren Wachstumsraten nieder. Genau diese Entwicklung spiegeln die Prognosen des Sachverständigenrats bereits heute wider.
Ambivalente Aussicht für Investoren
Für Anleger ist der Befund eindeutig, aber nicht bequem. Der KI-Boom kommt, und die dafür notwendige Infrastruktur kommt ebenfalls. Die einzige offene Frage ist: mit oder ohne Deutschland.
Entscheidend wird sein, wo die nachhaltigen „Schaufelhersteller“ dieses Booms entstehen: von der Chipfertigung über hochpräzise Spezialmaschinen bis hin zu Energie- und Kühlungstechnik. Genau dort liegen die langfristig spannenden Chancen.
Aber diese Unternehmen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen: günstige Energie, schnelle Genehmigungen, klare Regulierung und ein Umfeld, das Wachstum nicht bestraft, sondern beschleunigt. Einige Länder liefern das bereits – und genau dort werden die nächsten Gewinner entstehen. Die große Frage ist, ob Deutschland dazugehören wird oder ob wir Investoren zusehen müssen, wie diese Wertschöpfung an uns vorbeizieht.
Deutschland bringt eigentlich alles mit: starke Exportbranchen, hoch spezialisierte Zulieferer und eine industrielle Basis, um die uns viele Länder in Europa beneiden. Aber wenn wir unsere Wachstumsbremsen nicht lösen und Zukunftsinvestitionen nicht konsequent priorisieren, bleibt dieses Potenzial weit unter seinen Möglichkeiten.
Der nächste Produktivitätssprung entscheidet darüber, wer die neuen Standards setzt und wer sie am Ende nur importiert. Deutschland steht jetzt vor der Wahl: Nutzen wir den KI-Boom, um unsere Rolle als führende Industrienation neu zu definieren? Oder reagieren wir darauf mit Nullwachstum, hoher Energiebelastung und einem bürokratischen Überbau, der Innovation ausbremst?
Im Moment sieht man sehr deutlich, dass andere Länder entschlossener um diese Zukunft kämpfen. Die Frage ist, ob wir bereit sind, aufzuholen.
KI-Plattform Cellbyte sammelt 2,75 Mio. US-Dollar ein
Das 2024 von Felix Steinbrenner, Daniel Vidal Moreira und Samuel Moreira gegründete KI-Start-up unterstützt Pharmaunternehmen dabei, neue Medikamente weltweit effizienter und schneller auf den Markt zu bringen.
Die unübersichtliche Datenlandschaft und viele zeitintensive manuelle Prozesse in der Pharmaindustrie führen dazu, dass es nach der Zulassung über ein Jahr dauern kann, bis neu entwickelte, lebensrettende Medikamente zu den Patientinnen und Patienten gelangen, die sie benötigen. Market Access-, Pricing-, HTA- und HEOR-Teams haben die mühsame Aufgabe, Unterlagen für die behördliche Zulassung sowie Strategien für die Preisgestaltung und Erstattung von Medikamenten zu erstellen. Vor diesem Hintergrund geben Pharmaunternehmen oft ein Vermögen aus, um Zugang zu wichtigen Preis- und Marktdaten zu erhalten, oder beauftragen Dritte mit der Vervollständigung dieser Daten.
Cellbyte hat eine KI-Plattform für Teams entwickelt, die an der Markteinführung von Medikamenten beteiligt sind. Diese ermöglicht es ihnen, mühelos Millionen von Datenpunkten aus klinischen Studien, der Preisgestaltung, HTA (Health Technology Assessments) und regulatorischen Vorgaben sowie aus internen Unternehmensquellen in Echtzeit zu analysieren. Durch die Bereitstellung schneller, zuverlässiger und qualitativ hochwertiger Erkenntnisse hilft Cellbyte dabei, Dokumente zu erstellen, Abläufe für die Markteinführung effizienter zu gestalten und Go-to-Market-Strategien in deutlich kürzerer Zeit zu entwickeln.
Felix Steinbrenner, Co-CEO und Mitgründer von Cellbyte, erklärt: „Der Erfolg des gesamten Lebenszyklus eines Medikaments entscheidet sich in der Einführungsphase. Um die besten Entscheidungen für die Markteinführung zu treffen, sind Erkenntnisse aus Gigabytes an genauen, aktuellen Informationen erforderlich. Die Aufmerksamkeit, die Cellbyte seit seiner Einführung bei einigen der weltweit größten Pharmaunternehmen erlangt hat, zeigt, dass die Branche bereit ist, die Workflows für die Markteinführung von Medikamenten neu zu denken und schnellere, kostengünstigere sowie qualitativ hochwertige Prozesse einzuführen.“
Daniel Moreira, Co-CEO und Mitgründer von Cellbyte, ergänzt: „Während meiner langjährigen Tätigkeit in der Life-Science-Beratung habe ich unzählige Innovationen erlebt, die die klinische Entwicklung verändert haben. Im Bereich Preisgestaltung und Marktzugang basieren Entscheidungen jedoch immer noch zu oft auf manuellen Tätigkeiten und anekdotischer Evidenz, obwohl Informationen im Überfluss vorhanden sind. Generative KI verändert dies nun, und wir sind stolz darauf, diesen Wandel voranzutreiben.“
Das Unternehmen verzeichnet ein rasantes Wachstum. Bereits wenige Wochen nach der Gründung erreichte es einen sechsstelligen Jahresumsatz (ARR) und expandierte in wichtige globale Märkte. Das Team hat bereits einige Verträge mit globalen Pharmaunternehmen wie Bayer abgeschlossen und gewinnt kontinuierlich neue Kund*innen hinzu.
Mit den zusätzlichen finanziellen Mitteln plant Cellbyte, die Anzahl seiner Mitarbeitenden zu verdreifachen und seine Plattform weiter auszubauen, um der wachsenden Kundennachfrage gerecht zu werden. Die Investition soll es ermöglichen, das beachtliche Umsatzwachstum fortzusetzen und das Ziel voranzutreiben, das bevorzugte System für die Einführung neuer Medikamente weltweit zu werden.
EY Startup Academy Award 2025 – the winner is …
Bereits zum neunten Mal hat EY seine EY Startup Academy erfolgreich durchgeführt und beim großen Finale am im TechQuartier Frankfurt das vielversprechendste Start-up gekürt.
Der 9. Jahrgang der EY Startup Academy ist erfolgreich zu Ende gegangen. Gesucht waren Tech-Start-ups und FinTechs, welche die Alpha-Phase durchlaufen haben, bereits ein Minimum Viable Product oder einen Proof of Concept vorweisen können und innerhalb der nächsten 12 Monate eine Finanzierung anstreben.
Die EY Startup Academy ist ein sechswöchiges Programm, bei dem Start-ups die einmalige Chance bekommen, ihr Geschäftsmodell und dessen Hauptkomponenten durch strukturierte Hilfe und Beratung von EY-Expert*innen verbessern zu können. Das Programm findet einmal jährlich von September bis November statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Beim großen Finale am 13.11. im TechQuartier Frankfurt traten die besten Start-ups mit ihren Pitches gegeneinander an – eines davon wurde von der Jury mit dem EY Academy Award ausgezeichnet und darf sich neben einem Preisgeld auch über ein kostenfreies Beratungskontingent freuen.
Den EY Startup Academy Award 2025 gewonnen hat ...
Herita Technologies
Herita Technologies ist ein Fintech-Unternehmen, gegründet von Finanzexperten, Branchenkennern und führenden Industriepartnern. Die gemeinsame Mission: Trade Finance vereinfachen, Abhängigkeiten reduzieren und nachhaltiges Wachstum in allen Branchen fördern. Durch die Verbindung bewährter Handelsinstrumente mit modernster Technologie gestaltet Herita Technologies die globale Handelsfinanzierung neu – digital, effizient und zukunftsorientiert.
Mentcape (zweiter Platz)
Jedes Jahr suchen Millionen von Menschen psychologische Hilfe. Dabei liegt die durchschnittliche Wartezeit für eine Therapie aktuell bei über fünf Monaten. Dies führt zu großem Leid unter den Betroffenen und ist ein echtes gesellschaftliches und ökonomisches Problem. Mentcape ist eine umfassende Psychotherapie-Plattform, die Patient*innen und Therapeut*innen über ein intelligentes, landesweites Ökosystem miteinander verbindet. Die Mission von Mentcape ist es, die psychische Gesundheitsversorgung für alle schneller, smarter und einfacher zugänglich zu machen – und gleichzeitig Therapeut*innen mit innovativen digitalen Tools zu unterstützen, damit sie ihre Arbeit effizienter gestalten können.
Confora Labs (dritter Platz)
Confora Labs entwickelt eine cloudbasierte SaaS-Plattform und erbringt Dienstleistungen für das systematische Testen und Compliance-Assessment von KI-Systemen (zum Beispiel hinsichtlich des EU AI Acts). Die Vision von Confora Labs ist eine Zukunft, in der Unternehmen KI-Systeme sicher, transparent und gewinnbringend einsetzen können – und in der neue Regulierung die aktuelle KI-Transformation nicht behindern, sondern auf ein vertrauenswürdiges Fundament stellen. Confora Labs bietet modulare, cloudbasierte Lösungen zur Bewertung der rechtlichen Konformität, Performance und Sicherheit sowie des tatsächlichen wirtschaftlichen Nutzens von KI-Systemen.
Das waren die übrigen Finalist*innen
CeraSleeve
CeraSleeve ist ein patentiertes Papieradditiv, das Abfall reduziert, Materialrückgewinnung maximiert und Ressourcen schont. Gleichzeitig unterstützt die preisgekrönte Technologie Partner in der Papierindustrie dabei, Kosten zu senken und Effizienzpotenziale optimal zu nutzen. CeraSleeve wird durch den exist-Forschungstransfer gefördert, ein Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, das vom Europäischen Sozialfonds mitfinanziert wird.
DataNXT
DataNXT verwandelt Informationsfluten in quellengeprüfte, auditierbare Finanzreports. Mit Multi-Agenten-KI, (zeitbewusstem) Wissensgraph und deterministischen Checks liefert DataNXT Ergebnisse ohne jegliche Halluzinationen. Auf Wunsch ist die Lösung auch im On-Premises- oder VPC-Betrieb für volle Datenhoheit einrichtbar. In Minuten entstehen interne Themenrecherchen, Kreditrisiko-Berichte und M&A- Analysen mit jeweils vollständigem Quellen- & Audit-Trail.
RagStore AI
RagStore ist ein Generative AI Insights Engine, welcher Wissensarbeiter*innen dabei unterstützt, KI zuverlässig zu nutzen – mit drastisch reduzierten Halluzinationen. Während die meisten KI-Piloten dabei scheitern, messbare Auswirkungen durch ungenaue Antworten zu liefern, stellt RagStore hoch qualitative Antworten durch die Verankerung der Ergebnisse in verifizierte Daten sicher. RagStores geschützte Technologie kombiniert Multi-AI-Faktenprüfung, Integration des Nutzer*innenkontextes und menschliche Überprüfung, um vertrauenswürdige Insights zu gewährleisten. Gegründet von einem Team mit über 25 Jahren Erfahrung in KI, Consulting und Venture Scaling, ist das Tool bereits im Einsatz; das Start-up bereitet derzeit seine Pre-Seed-Finanzierungsrunde vor.
RedGet.io
RedGet.io ist eine kollaborative Plattform zur Überwachung von Treibhausgasemissionen für Häfen und Terminals aller Größen. Sie automatisiert die Emissionsverfolgung über die Scopes 1, 2 und 3 mithilfe von KI-Agenten – und verwandelt fragmentierte Daten in umsetzbare Erkenntnisse.
R&B Brückenassistant
Das in Heilbronn ansässige AI-FinTech-Start-up unterstützt CFOs öffentlicher Organisationen – insbesondere Museen – bei datenbasiertem Finanzmanagement. Die Webanwendung automatisiert Budgetierung, Planung und Reporting anhand branchenspezifischer Kennzahlen und ermöglicht sektorweites Benchmarking. Durch sichere, anonymisierte Vergleiche zwischen Institutionen identifiziert sie Stärken, Risiken und Optimierungspotenziale – und fördert den Austausch bewährter Praktiken innerhalb des Kulturbereichs. Das Tool schafft Transparenz, erleichtert die Abstimmung mit Förderern und reduziert Verwaltungslasten. Das Gründungsteam vereint über 30 Jahre Erfahrung in Finanzanalyse, IT-Entwicklung und strategischem Kulturmanagement.
Talents2Germany
Die Talents2Germany GmbH möchte den IT-Fachkräftemangel in Deutschland lösen, indem es geprüfte Nicht-EU-Softwareingenieur*innen mit Start-ups und SMEs verbindet. Mit einer Datenbank von über 82.000 qualifizierten Ingenieur*innen kombinieren die Kernprodukte – die neunmonatige Vorbereitung und das Talents4Startups-Programm für Remote-Einstellungen – strukturiertes Training mit KI-gesteuerter Automatisierung, um eine echte Win-Win-Situation für Talente und Arbeitgebende zu schaffen. Ausgezeichnet mit dem BSFZ-Siegel für Innovation und einem BSFZ-Finanzierungsengagement von 1,2 Millionen Euro für die KI-Entwicklung, ist Talents2Germany in der Lage, die Monetarisierung für Arbeitgebende zu skalieren und die Integration globaler Talente in das Innovationsökosystem Deutschlands zu transformieren.
Zubs
Abonnemement-orientierte E-Commerce-Brands stehen weltweit vor einer Herausforderung: Die Abonnement-Technologie steckt in den Kinderschuhen, da bestehende Lösungen zu unflexibel, zu sehr auf den US-Markt ausgerichtet und zu sehr auf den Erstverkauf statt auf Kund*innenbindung fokussiert sind. Zubs bietet eine skalierbare, moderne Plattform für Abonnements und Kund*innenbindung, mit der E-Commerce-Händler*innen durch einzigartige, flexible und automatisierte ZUBScriptions (KI-gestützt, empathisch, nutzerzentriert) einen höheren Customer Lifetime Value erzielen und die Kund*innenabwanderung reduzieren können. Die Vision von Zubs ist es, Subscription-Programme und wiederkehrende Produktverkäufe auf Autopilot zu stellen, damit sich Händler*innen auf ihre Produkte konzentrieren können.
3BrainAI
3BrainAI ist eine AI-basierte Datenplattform und Marketplace Intelligence Suite für den Mittelstand, verwandelt fragmentierte Produktkataloge in konsistente, lokalisierte und prüfbare AI-bereite Daten und veröffentlichen sie sicher auf allen Kanälen über BridgeSync (diff-basiert, idempotent, rollback-fähig). Der Mehrwert entsteht in drei Phasen: Parameter & Kategorisierung, Bestseller & Merchandising sowie Virtuelle Lager & Buy-Box. Die Lösung wird lokal, herstellerneutral und auditierbar in EU-Rechenzentren betrieben. Ergebnis: schnellere und fehlerärmere Listungen, bessere Sichtbarkeit in Filtern, stabilere Margen – heute sichtbar auf Marktplätzen, morgen bereit für AI-Commerce.
Zu jedem Start-up findest du hier ein kurzes Vorstellungs-Video
Alle Infos zur EY Startup Academy findest du hier
Start-up H2 Power ’n’ Heat sichert sich Millionen-Finanzierung
Das 2021 von Herbert Clemens, Christoph Fiala und Volker Fortsch gegründete Potsdamer Start-up will mit seiner patentierten Brennstoffzellentechnologie Dieselgeneratoren überflüssig machen – sauber, leise und netzunabhängig.
H2 Power ‘n’ Heat liefert tragbare Brennstoffzellensysteme mit einer Leistung von 2 bis 7,2 kW. Sie versorgen Baustellen, Werkzeuge, Mobilfunkmasten oder Campinganlagen mit Strom ohne Abgase, Lärm oder Gefahrstoffe. Die speziell entwickelte Kartusche lässt sich ohne Werkzeug wechseln, ist langlebig und transportierbar ohne Gefahrgutklassifizierung. Damit bietet H2 Power n Heat eine skalierbare Lösung für mobile Energieversorgung in Industrie, Freizeit und Defense. Mit dem 5-kW-Modul im 19-Zoll-Format bietet H2 Power ’n’ Heat zusätzlich eine skalierbare Plattform, die sich zu Systemen mit bis zu 100 kW kombinieren lässt – flexibel einsetzbar für mobile wie stationäre Anwendungen.
Marktstart mit starken Partnern
Partner wie H2 Core Systems und Ostermeier Hydrogen Solutions setzen bereits auf die Technologie. Weitere OEMs befinden sich in fortgeschrittenen Gesprächen und planen Pilotprojekte. Mit der neuen Finanzierung soll die Produktion gemeinsam mit einem der größten Automobilzulieferer hochskaliert und der Markteintritt beschleunigt werden.
Erfahrenes Gründerteam mit klarer Vision
Die Gründer Christoph Fiala, Volker Förtsch und Herbert Clemens verfügen über jahrzehntelange Erfahrung in Wasserstoff- und Automobiltechnik. Ihr Ziel: Dieselgeneratoren weltweit durch saubere, wartungsarme Brennstoffzellensysteme ersetzen und damit die mobile Energiewende beschleunigen. „Wir entwickeln Systeme, die heute schon zeigen, wie effizient und robust Wasserstofftechnologie im stationären und mobilen Einsatz funktioniert. Damit bauen wir die Brücke zwischen Ingenieurskunst und Klimaschutz und dies mit einer Technologie, die sofort Wirkung entfaltet”, sagt CEO Christoph Fiala.
Kölner Start-up alangu sichert sich 400.000 Euro Investment
Das 2022 von Alexander Stricker, Elisabeth André, Norbert Helff und Patrick Gebhard gegründete Unternehmen bietet eine No-Code-Software, die geschriebene Sprache automatisiert in Gebärdensprache überträgt.
Das Kölner Start-up alangu entwickelt eine KI-Lösung, die digitale Inhalte automatisch in Gebärdensprache übersetzt – für echte Barrierefreiheit im Netz. Jetzt hat das Start-up über das Companisto Business Angel Netzwerk rund 400.000 Euro eingesammelt. Neben Companisto beteiligten sich mehrere Co-Investoren an der Finanzierungsrunde. Das Kapital dient der Weiterentwicklung der KI-basierten Übersetzungstechnologie für Gebärdensprache und der Skalierung auf dem europäischen Markt.
Alangu bietet eine No-Code-Software, die geschriebene Sprache automatisiert in Gebärdensprache überträgt. Digitale Avatare übersetzen Inhalte in Deutsche Gebärdensprache (DGS) und lassen sich als Videos direkt auf Websites einbinden. So werden digitale Informationen erstmals umfassend für gehörlose Menschen zugänglich. Bereits mehr als 175 Kommunen nutzen die Lösung. Seit der Gründung erzielte alangu nach eigenen Angaben rund eine Million Euro Umsatz.
Die gesellschaftliche Bedeutung ist groß, da für gehörlose Menschen die Gebärdensprache ihre Muttersprache ist, während die geschriebene Textsprache für sie eine Fremdsprache darstellt. Digitale Informationen sind für sie daher oft nur eingeschränkt zugänglich. Rund 80 Prozent der Gehörlosen können Texte gar nicht oder nur schwer verstehen, da Lesen in der Regel über Lautsprache vermittelt wird. Gleichzeitig verpflichtet die Europäische Union ihre Mitgliedstaaten, digitale Texte künftig auch in Gebärdensprache anzubieten – zunächst für öffentliche Institutionen, seit Juni 2025 auch für Unternehmen.
Mit dem Investment will alangu die Echtzeit-Übersetzung weiterentwickeln. Ziel ist eine automatisierte Gebärdensprach-Übersetzung ähnlich wie bei Text-Tools wie Google Translate oder DeepL. Langfristig sollen Avatare Dialoge in Echtzeit führen können. Zudem plant das Startup, seine Marktposition im öffentlichen Sektor und in der Privatwirtschaft weiter auszubauen.
Alangu hat sich bereits als Vorreiter für digitale Barrierefreiheit etabliert. Das Start-up überzeugte nicht nur in der VOX-Gründershow „Die Höhle der Löwen“, wo es seine KI-gestützte Lösung einem breiten Publikum präsentierte, sondern wurde auch mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem Corporate Digital Responsibility Award 2024 in der Kategorie Digitales Wohlbefinden und Inklusion sowie dem Digital Media Award 2024 in der Kategorie Digitale Innovation oder durch das „Seal of Excellence“, mit dem die Europäische Kommission herausragende Hightech-Unternehmen für ihre Innovationskraft auszeichnet. Erst vergangene Woche erhielt alangu außerdem den WiNa Tech-Award 2025 der Kölner Stadt-Anzeiger Medien für seine KI-basierte Gebärdensprach-Übersetzung – eine Auszeichnung für herausragende digitale Innovation und Inklusion.
„Der erfolgreiche Abschluss der ersten Runde auf Companisto zeigt das große Interesse an digitaler Inklusion. Wir sind begeistert vom Vertrauen und der Unterstützung der Companisto-Community. Hier entsteht nicht nur Finanzierung, sondern ein starkes Netzwerk, das unsere Vision einer barrierefreien digitalen Welt teilt und aktiv mitgestaltet“, so Alexander Stricker, alangu-CEO.
Maesn: 2,3 Mio. Euro Seed-Finanzierung für AI-gestützte Unified Accounting API
Das 2022 gegründete Düsseldorfer Software-Start-up ermöglicht SaaS-Unternehmen eine API-Integration für mehrere Buchhaltungssysteme, inklusive Daten-Normalisierung, Security Layer, Monitoring und Webhooks.
Maesn löst eines der größten Infrastrukturprobleme im europäischen SaaS-Ökosystem: Die Vielfalt nationaler Buchhaltungssysteme, Formatstandards und steuerlicher Logiken erschwert Integrationen erheblich. Statt für jedes System eigene, komplexe Schnittstellen zu entwickeln, nutzen Unternehmen mit Maesn eine einzige standardisierte API – inklusive Daten- Normalisierung, Echtzeit-Synchronisation und Developer-First Tooling. Die Plattform unterstützt unter anderem DATEV, Sage, Exact Online, Fortnox und Microsoft Business Central.
„SaaS-Unternehmen stoßen bei Accounting-Integrationen immer wieder auf dieselben technischen und regulatorischen Hürden,“ sagt Themo Voswinckel, CEO und Mitgründer von Maesn. „Wir schaffen einen skalierbaren Layer zwischen Anwendungen und Finanzsystemen. Damit werden Integrationen schneller, stabiler und länderübergreifend standardisiert.“ Bereits heute setzen schnell wachsende B2B SaaS-Anbieter wie Hubspot, Tipalti, clockin und HERO auf Maesn, um Finanzdaten sicher auszutauschen und Implementierungszeiten signifikant zu reduzieren.
„Maesn ist eine Lösung, die wir als Unternehmer selbst schon mehrfach gesucht haben,“ sagt Robin Tschöpe, Managing Partner bei GET Partners. „Durch das abstrahierte Datenmodell und den API-First-Ansatz lassen sich ERP- und Buchhaltungssysteme wie DATEV oder Exact Online einfach integrieren. Statt viele Systeme einzeln anzubinden, nutzen SaaS-Unternehmen die zentrale Maesn-API. Wir freuen uns darauf, das Team strategisch und operativ beim Wachstum zu begleiten.“
Mit der Finanzierung plant Maesn den Ausbau des Engineering-Teams, die Erweiterung auf zusätzliche europäische und internationale Märkte.
eventpage.ai: Münchner KI-Start-up sichert sich 320.000 € Pre-Seed-Finanzierung
Das 2024 von Lasse Schmitt und Julian Wendorf gegründete Start-up eventpage.ai ist ein KI-Tool für "die einfachste Eventplanung der Welt".
Jetzt erhält eventpage.ai frisches Kapital durch eine Pre-Seed-Finanzierung von Campus Founders Venture und D11Z. Ventures. Mit dem sechsstelligen Betrag soll die Skalierung des Geschäftsmodells ermöglicht und die Marktführerschaft im deutschsprachigen Raum gefestigt werden.
„Wir freuen uns sehr, dass wir so namhafte Investoren von unserem Geschäftsmodell und den Zukunftsperspektiven von eventpage.ai überzeugen konnten“, sagt Co-Founder Julian Wendorf.” „Unser Ziel ist es, die Art und Weise, wie Events geplant werden, grundlegend zu verändern. Mit diesem Investment kommen wir unserer Vision näher, Eventorganisation so einfach und zugänglich zu machen, wie Canva es für Design geschafft hat“, so Co-Founder Lasse Schmitt weiter.
WhatsApp-Gruppen und Excel-Listen waren gestern
Eventpage.ai vereint als KI-Plattform die Funktionen von bekannten Tools wie ChatGPT, Canva oder Mailchimp und erstellt auf Basis eines schnellen, individuellen Briefings personalisierte, individuell designte Eventseiten in nur vier Klicks. Damit können Ressourcen gespart und automatisiert Einladungen gemanagt sowie beworben werden - sowohl im beruflichen als auch im persönlichen Kontext. Und das ohne fehleranfällige Excel-Listen oder nervige WhatsApp-Gruppen.
Sechsstelliger Umsatz im Gründungsjahr
Im Januar 2024 gegründet, im Juli vergangenes Jahr gelauncht und im Dezember 2024 die Umsatzerwartung übertroffen: Während viele Software-Start-ups im ersten Gründungsjahr erst einmal Strukturen aufbauen und das eigene Produkt entwickeln, erzielt eventpage.ai nach eigenen Angaben bereits einen sechsstelligen Umsatz in den ersten sechs Monaten.
Dank ihres starken Netzwerks in der Branche und der überzeugenden Performance von eventpage.ai konnten die Gründer bereits von Beginn an namhafte Partner wie Mizuno Corporation, Munich Innovation Ecosystem GmbH und EHF Marketing (European Handball Federation) für eine direkte Zusammenarbeit mit dem Tool gewinnen - und damit Business-Accounts als zahlende Kunden sichern. Deren Feedback floss wiederum direkt in die Weiterentwicklung des Tools und so gelang eine dynamische Markteinführung. Aktuell sind bereits Tausende Nutzer mit der Plattform in Kontakt.
Gründer mit Events im Blut
Die Gründer Lasse Schmitt und Julian Wendorf haben Events im Blut. Lasse Schmitt, Sportökonomie-Alumni der Universität Bayreuth, ist im Schwarzwald aufgewachsen und Julian Wendorf, ehemaliger Absolvent der Hochschule Anhalt, kommt gebürtig aus Trier. Nach ihrem Kennenlernen bei einem Sport-Event während des Studiums haben sie 2016 gemeinsam die Sportmarketing-Agentur B2M Creative GmbH gegründet. Heute gehört B2M zu einer der führenden deutschen Agenturen im Sport- und Lifestyle-Bereich. In der Branche sind sie bekannte Gesichter und gelten durch ihre Erfahrung als Experten in der Kombination von Offline- und Digital-Welt.
octonomy AI sichert sich 20 Mio. USD in Seed-Runde
Mit der Plattform des 2024 gegründeten Kölner Start-ups octonomy lassen sich KI-Agenten schnell und flexibel für den Kundendienst bereitstellen.
Octonomy gab heute den erfolgreichen Abschluss einer neuen Seed-Runde in Höhe von 20 Millionen US-Dollar bekannt. Das Kölner Unternehmen bietet eine KI-basierte Workforce, die Support-Tätigkeiten hochqualifizierter Fachkräfte automatisiert – vom technischen Support über Produktberatung bis hin zum Field-Service-Support – und richtet sich an Mittelstands- und Enterprise-Kunden. Damit sichert sich das Unternehmen eine der höchsten Seed-Finanzierungen der letzten 24 Monate und zählt nur fünf Monate nach Markteintritt zu den vielversprechendsten deutschen Business-KI-Plattformen. Angeführt wurde die Runde von Macquarie Capital Venture Capital unter der Leitung von Elmar Broscheit, begleitet von Capnamic, der NRW.Bank und dem TechVision Fonds.
Technische Dokumentation, Produkthandbücher, Wartungsanleitungen, SOPs und Compliance-Richtlinien: Während herkömmliche KI-Systeme bei komplexem Unternehmenswissen halluzinieren, hat octonomy eine Technologie entwickelt, die selbst hochspezialisiertes Fachwissen versteht und anwendet. Damit automatisiert das Startup erstmals nicht nur einfache Aufgaben, sondern die Tätigkeiten hochqualifizierter Fachkräfte.
Mit dieser Seed-Runde sendet octonomy nur sechs Monate nach Bekanntgabe der letzten Pre-Seed-Runde in Höhe von über 5 Millionen USD ein klares Signal für den Erfolg seiner einzigartigen KI-Plattform. Damit beläuft sich die Gesamtfinanzierung von octonomy nur fünf Monate nach Markteintritt auf 25 Millionen US-Dollar.
Hinter octonomy steht ein erfahrenes Team aus Technologie- und KI-Experten: Sushel Bijganath (CEO) und Oliver Trabert (CPTO) haben gemeinsam mit den Co-Gründern Thorsten Grote, Markus Hanslik und Thomas Bollig bereits mehrere Tech-Unternehmen aufgebaut. Das 70-köpfige Team bringt umfangreiche KI-Expertise mit, unter anderem von Meta, Amazon, Aleph Alpha, sowie Unicorns wie Personio, Staffbase und Sosafe.
Digitale Workforce statt Pilotprojekte
Mit der octonomy-Plattform lassen sich KI-Agenten schnell und flexibel bereitstellen, um Teams aus dem Kundenservice zu assistieren und Teilprozesse zu automatisieren. octonomy geht dabei weit über einfache Automatisierungen hinaus. Die Plattform kann selbst komplexe technische Anfragen verarbeiten – etwa von IngenieurInnen oder MechanikerInnen.
Grundlage der Plattform ist eine Technologie, die unstrukturierte Daten intelligent verarbeitet und mit hoher Präzision antwortet. Octonomy setzt auf eine proprietäre Technologie, die selbst komplexes Fachwissen versteht und die Support-Tätigkeiten hochqualifizierter Fachkräfte zuverlässig automatisiert; weit über standardisierte RAG-Lösungen hinaus. Dank Hosting in Deutschland und voller DSGVO- sowie EU-AI-Act-Konformität bietet die Plattform außerdem höchste Datensicherheit und Transparenz.
„80 Prozent aller KI-Projekte scheitern, sobald es komplex wird. Genau da setzen wir an“, erklärt Sushel Bijganath, Gründer und CEO von octonomy. „Unsere Agenten liefern geprüfte 95+ Prozent Antwortqualität und entlasten Teams spürbar. Mit Macquarie an unserer Seite gewinnen wir einen internationalen Partner, um diese Stärke in Europa und den USA verfügbar zu machen.“
Kapital für Expansion und Produktführerschaft
Nur fünf Monate nach der Gründung bedient octonomy von seinen Niederlassungen in Köln, Denver und New York aus Unternehmens- und Mittelstandskunden in ganz Europa und Nordamerika. Die Mittel aus dieser neuen Finanzierungsrunde werden hauptsächlich dafür verwendet, die Marktführerschaft des Unternehmens auszubauen und die Vertriebs- und Marketingstrukturen in der DACH-Region und den USA zu erweitern.
E-Mobility-Start-up Aampere sichert sich 1,6 Mio. Euro Investment
Das 2022 von Florian Reister, Maximilian Rost und Niko Schmidt gegründete Aampere hat erfolgreich eine Finanzierungsrunde abgeschlossen, um das Wachstum seiner europaweiten, volldigitalen Verkaufsplattform für gebrauchte E-Autos weiter zu beschleunigen.
Der Markt für gebrauchte Elektrofahrzeuge in Europa ist bislang stark fragmentiert und vielerorts noch analog, geprägt von intransparenten Prozessen, manueller Abwicklung und nationalen Insellösungen. Aampere durchbricht diese veralteten Strukturen und schafft eine europaweite, volldigitale Verkaufsplattform für gebrauchte Elektroautos. Damit will das Start-up eine nachhaltige und effiziente Kreislaufwirtschaft für Elektromobilität etablieren, um die Elektrifizierung Europas aktiv voranzutreiben.
Der E-Auto-Verkaufsprozess: digital, sicher, schnell
Aampere bietet eine digitale Plattform, auf der private und gewerbliche Verkäufer ihr gebrauchtes Elektroauto innerhalb von 48 Stunden europaweit veräußern können. Möglich machen das ein selbstlernender Algorithmus zur Wertermittlung, ein digitaler Zustands- und Historiencheck sowie integrierte Fahrzeuglogistik. Über eine europaweite Händlerauktion wird der Bestpreis innerhalb von 48 Stunden ermittelt. Nimmt der Verkäufer/die Verkäuferin das Angebot an, überweist Aampere den Kaufbetrag noch vor der Abholung, das Fahrzeug wird anschließend direkt beim Verkäufer bzw. der Verkäuferin zu Hause abgeholt.
„Unsere Plattform ist der Gegenentwurf zu Papierkram, Standzeiten und Intransparenz. Wir automatisieren den Wiederverkauf und machen damit Elektromobilität für alle europaweit zugänglich und wirtschaftlich attraktiv“, so Florian Reister, Gründer & CEO von Aampere.
Die Plattform adressiert einen rasant wachsenden Markt: Laut Kraftfahrt-Bundesamt stiegen die Besitzumschreibungen gebrauchter E-Autos allein in Deutschland in den letzten drei Jahren durchschnittlich um rund 70 Prozent pro Jahr und das trotz politischer Unsicherheiten, Preisschwankungen und Herstellerrisiken.
„Aus unserer anfänglichen Mission, Elektromobilität in Europa zu pushen, ist in kürzester Zeit ein starkes Team geworden, das heute über 100 Elektrofahrzeuge pro Monat verkauft und jeden Tag weiterwächst“, sagt Florian Reister.
Auf Wachstumskurs in Europa
Mit dem frischen Kapital will Aampere die Produktentwicklung beschleunigen und seinen europäischen Marktzugang auch über Skandinavien und BeNeLux hinaus ausbauen. „Aampere entwickelt sich zur Nummer 1 Plattform für gebrauchte Elektroautos in Europa. Das frische Kapital und das Know-how unserer Investoren beschleunigen unseren Kurs, die Plattform europaweit zu skalieren“, so Florian Reister.
aevoloop sichert sich 8,25 Mio. Euro für zukunftssichere Kunststoffe
Das 2024 von Dr. Manuel Häußler und Philipp Kessler gegründete Leipziger Chemie-Start-up aevoloop hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, das Kunststoffe auf molekularer Ebene neu denkt – chemisch recycelbar, biologisch abbaubar und ohne Qualitätsverlust wiederverwertbar.
Aevoloop hat im Rahmen einer Seed-Investmentrunde rund 3,25 Millionen Euro eingeworben. Zusammen mit knapp fünf Millionen an Fördermitteln der EU und des Freistaats Sachsen kann das Unternehmen nun die nächsten großen Schritte in Richtung Markteinführung seiner Kreislauftechnologie gehen. Diese ermöglicht leistungsstarke, chemisch recycelbare und biologisch abbaubare Kunststoffe und verbindet erstmals die Vorteile konventioneller Polymerwerkstoffe – Performance, Vielseitigkeit und Preis – mit echter Kreislauffähigkeit.
Verpackungen, Textilien und Spritzgussteile sind Einbahnstraßenprodukte – konventionelle Kunststoffe wurden nie für das Recycling designed. Dabei hat sich mechanisches Recycling zwar etabliert, bringt jedoch inhärente Einschränkungen mit sich. Um einen entscheidenden Sprung in der Zirkularität zu machen, werden grundlegend neue Materialien benötigt, nicht nur neue Recyclingprozesse. Aevoloop ermöglicht dies: Upcycling statt Downcycling.
Das Start-up ersetzt bei klassischen Polyethylen- oder Polypropylen-Ketten einzelne Glieder durch Verbindungen, die sich gezielt öffnen lassen – durch eine Art “Sollbruchstelle”. Sie behalten alle Eigenschaften im Gebrauch, lassen sich am Ende des Lebenszyklus chemisch aber wieder in ihre Grundbausteine zerlegen und zu neuem Kunststoff verarbeiten. Dieser lässt sich wie herkömmliche Polyolefine verwenden und ist im Gegensatz zu anderen nachhaltigen Kunststoffen nicht auf Nischenanwendungen beschränkt. Die biologische Abbaubarkeit der neuartigen Kunststoffe schafft zudem perspektivisch eine Lösung für das Mikroplastikproblem.
Den Markteintritt im Visier
Um den Markteintritt dahinter zu beschleunigen, beteiligten sich renommierte Impact- und Technologiefonds an der Seed-Finanzierungsrunde: neben Leadinvestor Circulate Capital investieren auch Positron Ventures sowie bmp Ventures mit dem IBG Innovationsfonds.
Die staatliche Förderung wird wiederum durch Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie den Freistaat Sachsen im Rahmen einer F&E-Verbundprojektförderung der Sächsischen Aufbaubank (SAB) kofinanziert. Sie erfolgt im Zuge des Projekts “Saxy Plastics”, bei dem aevoloop mit dem Leibniz-Institut für Polymerforschung, der Universität Leipzig und dem Center for the Transformation of Chemistry (CTC) kooperiert.
Weiterentwicklung, Teamausbau und Pilotprojekte
Mit dem eingeworbenen Kapital von 3,25 Millionen Euro Seed-Investment und knapp fünf Millionen Euro an staatlicher Förderung verfolgt das Start-up einen klaren Fahrplan: Die Weiterentwicklung seiner Lösung, den Ausbau seines Teams und die Umsetzung weiterer Pilotprojekte mit Industriepartnern, beispielsweise um neue Produkte – wie Folien, Spritzgussteile und Fasern – zu entwickeln.
„Plastik ist nicht grundsätzlich schlecht, nur unser Umgang damit”, sagt Dr. Manuel Häußler, Mitgründer und wissenschaftlicher Kopf von aevoloop. „Mit unserer Technologie machen wir Kunststoffe vollständig wiederverwertbar. So kombinieren wir die Leistungsfähigkeit konventioneller Kunststoffe mit echter Kreislauffähigkeit. Unser Ziel ist eine Welt, in der nachhaltiges Plastik endlos oft eingesetzt werden kann – ohne Abfall und ohne Verschwendung.”
Wolfgang Hafenmayer, Gründungspartner vom Leadinvestor Circulate Capital, sagt dazu: „Die Technologie von aevoloop ist ein bedeutender Fortschritt für die Kreislaufwirtschaft bei Polyolefinen. Erstmals haben wir eine echte Material-Alternative – ohne die Kompromisse, die andere Lösungen aufweisen. Genau diese Art von skalierbarer Innovation kann einen systemischen Wandel in der gesamten Kunststoff-Wertschöpfungskette vorantreiben.“
Die zugrundeliegende Technologie ist auf bestehenden Extrudern und Spritzgussmaschinen sofort einsetzbar: Dazu kommt: Die Produktion ist vergleichsweise günstig – rein biobasierte Alternativen sind oft deutlich teurer. Erste Pilotlinien und -projekte sind gestartet, getragen von Partnern wie der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND), die eine Anschubfinanzierung von knapp einer Million Euro eingebracht hat und dem Center for the Transformation of Chemistry (CTC), mit welchem aevoloop in der Forschung eng zusammenarbeitet.
DeepTech etalytics erweitert Series-A-Finanzierung auf 16 Mio. Euro
Die Finanzierung, angeführt von M12, dem Venture-Fonds von Microsoft, soll den internationalen Rollout der KI-basierten Energieplattform etaONE® forcieren.
Das Darmstädter DeepTech-Unternehmen etalytics, Spezialist für KI-gestützte Energieintelligenz, hat eine Erweiterung seiner Series-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 8 Mio. Euro bekannt gegeben. Damit steigt das Gesamtvolumen der Series A auf 16 Millionen Euro.
Angeführt wird die Runde von M12, dem Venture-Fonds von Microsoft. Die bestehenden Investoren – Alstin Capital (Carsten Maschmeyer), ebm-papst und BMH – unterstützen das Unternehmen weiterhin und begleiten die strategische Expansion.
Das frische Kapital soll den Markteintritt in Nordamerika, den Ausbau internationaler Projekte in Europa und Asien sowie die Weiterentwicklung der KI-Plattform etaONE® ermöglichen.
Etalytics, 2020 als Ausgründung der TU Darmstadt gegründet, setzt auf einen konsequent softwaregetriebenen Ansatz für industrielle Energieoptimierung. Die Plattform etaONE® nutzt künstliche Intelligenz, digitale Zwillinge und prädiktive Analysen, um Energieverbräuche und Emissionen zu reduzieren – bei gleichzeitiger Sicherstellung von Anlagenzuverlässigkeit und regulatorischer Compliance.
Die neuen Mittel werden eingesetzt, um die Nordamerika-Aktivitäten mit einem eigenen Team im Bay Area-Standort (Kalifornien) aufzubauen, neue Installationen in den USA, Europa und Singapur umzusetzen, das Team innerhalb der nächsten zwei Jahre auf über 120 Mitarbeitende zu erweitern und die KI-Funktionalitäten für Energiesysteme in Rechenzentren, Pharma-, Automobil- und Fertigungsindustrien weiterzuentwickeln.
Diese Expansion soll eine dedizierte US-Präsenz erschaffen und die Mission von etalytics, weltweit skalierbare, softwarebasierte Lösungen zur Energieoptimierung bereitzustellen, unterstützen. „Wir freuen uns, M12 als strategischen Partner an Bord zu haben“, sagt Dr. Niklas Panten, CEO und Mitgründer von etalytics. „Das Investment ist ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg, industrielle Energiesysteme intelligenter, resilienter und nachhaltiger zu machen. Durch Microsofts globale Reichweite und Technologie-Ökosystem beschleunigen wir die digitale Transformation energieintensiver Branchen weltweit. Gemeinsam wollen wir neu definieren, wie Rechenzentren, Produktions- und Prozessindustrien Energie managen – effizient, transparent und mit vertrauenswürdiger KI.“
„Etalytics verändert, wie einige der energieintensivsten Industrien der Welt arbeiten“, erklärt Michael Stewart, Managing Partner bei M12, Microsofts Venture Fund. „Die KI-basierte Plattform adressiert eine der zentralen globalen Herausforderungen: industrielle Energieverbräuche im großen Maßstab zu optimieren und gleichzeitig messbare Nachhaltigkeitseffekte zu erzielen. Wir freuen uns darauf, etalytics bei der internationalen Expansion zu unterstützen und die nächste Generation von Energieintelligenz in Rechenzentren und Fertigungsbetrieben voranzubringen. Dieses Engagement spiegelt unseren Glauben an das Potenzial von KI und Infrastrukturtechnologien wider, reale, komplexe Probleme zu lösen.“
Die Erweiterung folgt auf den erfolgreichen Abschluss der ursprünglichen Series-A- Finanzierung im Jahr 2024, die von Alstin Capital (Carsten Maschmeyer) angeführt und von ebm-papst sowie BMH begleitet wurde. Die bestehenden Partner bringen langfristige Erfahrung und Fachwissen in den Bereichen Industrietechnologie, Automatisierung und CleanTech ein.
Gründer*in der Woche: Xiaojun Yang – gründen zwischen den (Tech-)Welten
2009 kam die Chinesin Xiaojun Yang nach Deutschland, absolvierte ihren Master in Maschinenbau an der Universität Paderborn und gründete dort 2021 zusammen mit ihrem Mann Alexander Pöhler das Fertigungs-Start-up assemblean. Über ihre Erfahrungen als „Gründerin zwischen den (Tech-)Welten“ sprechen wir mit Xiaojun im Interview.
Xiaojun, als du mit 21 Jahren nach Deutschland gekommen bist, führte die globale Wirtschaftskrise gerade zu einem starken wirtschaftlichen Einbruch. Im selben Jahr wurden auch 20 Jahre Fall der Berliner Mauer gefeiert. Wie war es für dich, in einem solch spannenden Umfeld anzukommen und ein „neues Leben“ zu beginnen?
Diese Mischung aus Unsicherheit und Aufbruch hat sich für mich damals sehr deutlich angefühlt. Die Finanzkrise war überall spürbar – auch für mich als junge Ausländerin, die neu in diesem Land war. Und gleichzeitig war da dieses Jubiläum des Mauerfalls, das überall präsent war. Es war kein rein historisches Gedenken, sondern ein Moment des Innehaltens und Weiterdenkens.
Ich bin allein gekommen, mit vielen Fragen im Kopf – und wurde mit einer Gesellschaft konfrontiert, die sehr anders funktionierte als das, was ich aus China kannte. Die Sprache war schwer, das Miteinander zurückhaltender, vieles wirkte streng. Aber genau in dieser Klarheit habe ich auch etwas Wertvolles gefunden. Ich habe ein Land erlebt, das sich verändert – und ich selbst war auch im Umbruch. Es war keine einfache Zeit, aber sie hat mich auf eine gute Weise herausgefordert.
Nach deinem Studium hast du assemblean, ein Unternehmen mit Fokus auf Supply Chain Management, gegründet. Was hat dich dazu bewogen, in Deutschland zu gründen? War China für dich keine Alternative?
Deutschland ist für mich nicht nur ein Studienort gewesen – es ist zu einem Raum geworden, in dem ich Ideen entwickeln konnte. Kein Ort für schnelle Hypes vielleicht, aber für solide Grundlagen. Ich habe hier ein Verständnis von Unternehmertum erlebt, das auf langfristiges Denken setzt.
In China hätte unser Konzept – eine digital organisierte, skalierbare Produktionsplattform – damals vermutlich wenig Anklang gefunden. Zu abstrakt, zu erklärungsbedürftig. In China zählt oft: Wie schnell könnt ihr wachsen? Wer investiert?
In Deutschland lautete die erste Frage: Wie stabil ist euer Modell? Und genau das hat uns ermöglicht, assemblean in Ruhe aufzubauen – ohne Druck schnell zu skalieren. Ich habe mich bewusst für Substanz entschieden – und das ging nur hier.
Unter deinen Kund*innen sind viele aus dem Mittelstand, also eher traditionell aufgestellte und vorsichtig agierende Unternehmen. Wie haben diese auf dich als Unternehmerin mit chinesischen Wurzeln reagiert? Hattest du zu Anfang Vorurteile bzw. Hürden zu überwinden?
Ja, die Hürden waren da – manchmal sichtbar, manchmal subtil. Ich entspreche nicht dem Bild, das man in der deutschen Industrie gewohnt ist. Eine junge Frau mit Tech-Fokus und Migrationshintergrund sorgt erstmal für Fragen, manche freundlich-neugierig, manche eher skeptisch.
Ich wurde oft gefragt, ob ich das wirklich hauptberuflich mache. Oder wie ich überhaupt in die Fertigung gekommen bin. Das hat nichts mit bösem Willen zu tun, zeigt aber, wie tief Rollenbilder verankert sind.
Was mir geholfen hat, war konsequente Transparenz. Wir zeigen offen, wie wir arbeiten, wo wir hosten, wie unsere Governance aussieht. Heute wissen unsere Kunden, dass sie sich auf uns verlassen können. Dieses Vertrauen musste wachsen – und es ist die Basis von allem, was wir tun.
Du bist sowohl mit China als auch mit Deutschland bestens vertraut. Welche Besonderheiten siehst du in den beiden Ländern, welche Missverständnisse nimmst du wahr, und was sollten wir in Sachen Innovationskraft von China lernen?
Was mir auffällt: Beide Länder sehen einander oft sehr einseitig. In Deutschland wird China mit Kopieren oder Überwachung assoziiert. In China gilt Deutschland als langsam und überbürokratisiert.
Aber die Realität ist komplexer. China ist unglaublich schnell, wenn es um Umsetzung geht – bei Infrastruktur, Plattformen, Anwendungen. Was dort in Monaten passiert, dauert hier Jahre. Was oft fehlt, ist der Fokus auf Nachhaltigkeit oder Datenschutz.
Deutschland hingegen setzt auf Gründlichkeit. Und ja, das braucht Zeit – aber es entstehen dabei Produkte und Systeme, die auf lange Sicht tragen.
Ich wünsche mir, dass beide Seiten voneinander lernen – nicht, um sich zu kopieren, sondern um sich besser zu verstehen. Mut und Tempo aus China, Tiefe und Qualität aus Deutschland – das wäre eine starke Kombination.
Dein Start-up assemblean ist nun seit rund vier Jahren am Markt. Wie gefragt sind deine Production-as-a-Services und wohin soll die unternehmerische Reise gehen?
Die Nachfrage ist da – und sie wächst. Viele Unternehmen, vor allem im Mittelstand, stehen vor der Frage, wie sie ihre Fertigung flexibler und resilienter gestalten können. Die klassische Logik von „alles inhouse“ stößt an Grenzen.
Unsere Plattform hilft dabei, Produktionsprozesse neu zu denken – dezentral, digital gesteuert, transparent. Besonders im Bereich Elektronik und mechanischer Bearbeitung spüren wir das ganz konkret.
Was als Pilotprojekt begann, ist heute ein echtes Netzwerk geworden. Unsere Kunden wollen keine Einzellösungen, sondern Partnerschaften. Und genau das ist unser Fokus: Wir bauen nicht nur Technologie, sondern Vertrauen.
Zukünftig wollen wir stärker in Europa wachsen, neue Funktionen integrieren – etwa für resilienzbasierte Beschaffung – und unsere KI-Kompetenz ausbauen. Das Ziel: eine Plattform, die industrielle Prozesse nicht nur abbildet, sondern aktiv mitgestaltet.
Was möchtest du anderen Gründer*innen – unabhängig von der Nationalität – aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?
Lasst euch nicht festlegen – weder auf ein Bild von euch selbst noch auf das, was andere in euch sehen. Es gibt nicht die eine Art, Gründer*in zu sein.
Ich habe gelernt: Was euch trägt, ist Vertrauen – in euch, in das Team, in die Idee. Nicht alles wird von Anfang an funktionieren. Aber wenn ihr klar bleibt, transparent und bereit, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen, dann entsteht Substanz.
Und vergesst nicht: Gründen verändert euch. Es ist ein Lernprozess – nicht nur über Märkte, sondern auch über euch selbst. Genau das macht es so spannend. Es ist herausfordernd, ja, aber auch unheimlich befreiend.
Xiaojun, Danke für deine Insights

