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Raus aus der Zombie-Falle!
Als „Zombies“ gelten hoch verschuldete, unprofitable Unternehmen, die ihre Zinslast für Fremdkapital nicht durch ihren Gewinn abdecken können. 5 Tipps, wie Start-ups diese "Zombie"-Risiken minimieren.
Vor allem in Krisenzeiten gelten sog. Zombie-Unternehmen als ein Schrecken für das Wirtschaftssystem. Genährt vom gegenwärtigen Niedrigzins ziehen sie durchs Land: Als „Zombies“ gelten hoch verschuldete, unprofitable Unternehmen, die ihre Zinslast für Fremdkapital nicht durch ihren Gewinn abdecken können. Folglich müssen sie mit immer neuen Krediten die Zinsen der Altlasten bezahlen. Eigentlich können sie somit nicht am Markt bestehen, werden jedoch durch Kredite künstlich am Leben gehalten.
Gerade in Krisenzeiten müssen Unternehmer Vorsicht walten lassen, damit am Ende das eigene Start-up nicht selbst zum Zombie-Unternehmen wird. Eine ausgeklügelte Risikostrategie kann dieses Szenario verhindern – hier eine Übersicht über die wichtigsten Schritte.
1. Trends identifizieren und im Auge behalten
Die größte Gefahr für Unternehmen sind stets die Entwicklungen im wirtschaftlichen Umfeld, z.B. Wettbewerbsdruck, das Verhalten der Mitbewerber oder Schwankungen von Preisen auf dem Markt. Unternehmen haben nur eingeschränkte Möglichkeiten, auf diese äußeren Umstände Einfluss zu nehmen. Umweltfaktoren wie Gesetzgebung, Versorgungssicherheit und Aufrechterhaltung der Supply-Chain, Natureinflüsse oder die Bonität von Geschäftspartnern sollten daher intensiv beobachtet werden, denn so lassen sich Trends frühzeitig erkennen. Unternehmen mit ähnlichen Charakteristika – etwa Firmengröße, Branche oder Marktsituation – sind dabei tendenziell mit vergleichbaren Herausforderungen konfrontiert. Die Benchmarks der Branche sind somit unverzichtbar bei der Beurteilung der eigenen Situation:
- Gibt es ähnliche Unternehmen, die hochprofitabel sind?
- Welche Unterschiede lassen sich zu diesen finden?
- Wie ist es um die Innovationsfähigkeit bestellt, um sich den verändernden Gegebenheiten am Markt anzupassen?
In der Textilbranche ist eine bedeutende Herausforderung etwa der zunehmende Onlinehandel. Händler, die ihr Geschäftsmodell nicht der aktuellen Situation anpassen, sehen sich langfristig rückläufigen Umsätzen und hohen Kosten gegenüber. Unternehmen sollten ihre Branche daher gut kennen, die typischen Problemfelder und Entwicklungen genau im Blick behalten und einen Notfallplan erarbeiten, wie im Zweifelsfall mit der Herausforderung umgegangen werden kann.
2. Risikofaktoren im eigenen Unternehmen prüfen
Oft ist es ein unprofitabler Geschäftsbetrieb, der die wiederkehrende Aufnahme von Krediten notwendig macht. Um dem vorzubeugen, greifen gängige Maßnahmen, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Dazu gehören Kosteneinsparungen, die Erschließung bzw. Ausbau profitabler Geschäftsfelder, der Verkauf bzw. das Einstellen unprofitabler Geschäftsfelder und viele mehr. Grundsätzlich muss eine Finanzplanung langfristig und realistisch gedacht sein. Die Finanzierungshöhe und -Laufzeiten für Investitionen sind mit zukünftigen Ertragszuwächsen auszubalancieren.
Neben diesen Notfallmaßnahmen sollten jedoch sämtliche Risikofaktoren intensiv geprüft werden. Eine Befragung ausgewählter Mitarbeiter nach ihrer Einschätzung zu den größten Risikofeldern ist hierfür nicht ausreichend. Vielmehr gilt es, diejenigen Bereiche zu identifizieren, bei denen die größten Risiken zu erwarten sind. Dabei ist es empfehlenswert, auf Erfahrungswerte aus der Firmenhistorie oder von ähnlichen Branchen zurückzugreifen. Die Erkenntnisse können dann später dazu genutzt werden, ein intelligentes Frühwarnsystem einzurichten.
So werden mögliche Risiken und neue Trends rechtzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen können eingeleitet werden. Nach der Identifikation sind mögliche Zombie-Risiken zu klassifizieren und nach Wichtigkeit zu priorisieren. Die Bewertung muss dabei anhand objektiver und nachvollziehbarer Kriterien erfolgen. Höchste Priorität haben dabei Faktoren mit einem großen Einfluss auf die wirtschaftlichen Geschicke der Firma und einer hohen Eintrittswahrscheinlichkeit.
3. Mit Tools und Verfahren zusätzlich Produktivität und Profitabilität erhöhen
Die Risikoidentifikation und -analyse sollte gründlich durchgeführt und nachhaltig gedacht werden – schließlich geht es darum, ein langfristig gut funktionierendes System zu entwickeln und davon zu profitieren. Da sich das wirtschaftliche Umfeld ständig verändert, müssen jedoch auch die entwickelten Maßnahmen ständig angepasst werden. Die Zuhilfenahme verschiedener Tools oder Experten ist dabei ein wirkungsvoller Weg, um die Risikominderung fest in die unternehmerischen Abläufe zu integrieren. Externe Dienstleister wie Beratungsunternehmen bringen beispielsweise Expertise von außen in die Organisation und sorgen dafür, dass sich die Mitarbeiter nicht mit komplexen Themen wie etwa Bonitätsbewertungen von Geschäftspartnern befassen müssen. Eine nachhaltige Strategie gegen Zombie-Unternehmen beruht daher auf der Expertise der Fachkräfte im Unternehmen, spezifischem Expertenwissen von außen sowie wirkungsvollen Tools.
4. Im Unternehmen eine Risikokultur etablieren
Die Gefahr, zum Zombie zu werden, lauert in allen unternehmerischen Bereichen und Prozessen, weshalb das Risikomanagement zu einem wesentlichen Element in allen unternehmensinternen Prozessen werden sollte. Als eigenständiges, planerisches und organisatorisches System würde es allerdings zu Bürokratie und weniger Verständnis bei den Mitarbeitern führen. Letzteres ist das A und O: Viele Risikomanagement-Strategien existieren nur auf dem Papier, dabei werden sie erst wirkungsvoll, wenn sich alle Mitarbeiter inklusive der Geschäftsleitung für die Umsetzung engagieren. Bürokratische Hürden abzubauen sowie gute Briefings tragen dazu bei, dass sich im Unternehmen eine positive Risikokultur etabliert. Dies hat zur Konsequenz, dass alle Beteiligten tendenziell mit Risiko verbundene Aktivitäten mit Sorgfalt ausführen und Fehler sowie identifizierte Gefahren rechtzeitig melden.
5. Schadensbegrenzung, wenn die Zombie-Falle zuschnappt
Vor allem in der gegenwärtigen Corona-Krise sind Unternehmen mit Umsatzeinbrüchen konfrontiert und müssen aus diesem Grund nicht selten Kredite zur Überbrückung aufnehmen. Insbesondere Start-ups, die noch nicht über große Rücklagen verfügen, sind daher von der Zombie-Falle bedroht. Dies kann dazu führen, dass Firmen in den kommenden Jahren mit erhöhten Fremdkapitalkosten konfrontiert sind. Diese gilt es im Rahmen zu halten, um nicht in die Zombie-Falle zu tappen. Stehen trotz aller Maßnahmen der Risikoabwehr alle Zeichen auf Zombie, ist es Aufgabe des Unternehmens, Schadensbegrenzung zu betreiben. Es mag verlockend sein, ausstehende Forderungen mit der Aufnahme weiterer Kredite zu tilgen, aber nachhaltig ist diese Strategie nicht. So wächst das Risiko einer Überschuldung, gleichzeitig erschwert die Zinslast mögliche Rettungsmaßnahmen. Ist eine Besserung der Situation nicht in Sicht, muss ein umfassender Sanierungsplan her. Nur so bleibt dem Start-up Raum und Möglichkeiten, die Zombie-Falle wieder zu verlassen.
Der Autor Jens Junak ist Country Manager von Creditsafe Deutschland. Er verantwortet das Deutschlandgeschäft der international tätigen Creditsafe-Gruppe und konzentriert sich dabei insbesondere auf das strategische Wachstum.
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