Ressourcenplanung für Start-ups: Die wichtigsten Tipps für Gründer*innen


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In jedem Unternehmen sind die Ressourcen zwischen Geld und Personal limitiert – in den allermeisten Start-ups aus naheliegenden Gründen noch deutlich stärker als in anderen Betrieben. Daher ist es nötig, das Wenige, das vorhanden ist oder beschafft werden kann, maximal effizient einzusetzen. Doch wie?

Jeder Tag hat nur 24 Stunden. Und selbst, wenn fast jeder Mensch zu einem gewissen Grad multitaskingfähig ist, so kommt doch irgendwann der Punkt, an dem einfach nicht mehr im gleichen Zeitraum erledigt werden kann. Ebenso kannst du jeden Euro nur einmal ausgeben.

Das alles sind Beispiele für limitierte Ressourcen, die in jedem Start-up ungeachtet seiner Ausrichtung vorhanden sind. Und weil es sich eben um ein frisch gegründetes Unternehmen handelt, sind die allermeisten Ressourcen deutlich limitiert – selbst, wenn sie kostenlos sind, wie etwa die Zeit. Eine Ressourcenplanung hilft dir dabei, ein Maximum aus dem Vorhandenen herauszuholen. Wir zeigen dir nicht nur, warum das so wichtig ist, sondern ebenso, wie du es angehen kannst.

Was Ressourcenplanung ist und warum sie so wichtig für dich ist

Stell dir vor, du möchtest gerade in eine Videokonferenz mit potenziellen Geldgeber*innen einsteigen. Gleichzeitig möchte dein*e einzige*r Mitarbeiter*in jedoch ein sehr großes Datenpaket zum Hoster eurer Website hochladen, weil die darin steckenden Bilder schnellstmöglich in die Site integriert werden müssen.

In diesem Fall hättest du es mit gleich zwei limitierten Ressourcen zu tun: Internet-Bandbreite und Zeit. Solche Kollisionen sind immer zumindest ärgerlich. In einigen Fällen, so in diesem Beispiel, können sie jedoch sogar wirtschaftliche Probleme verursachen. Stell dir vor, wie es bei diesen potenziellen Investor*innen wirkt, wenn dein Konferenz-Bild samt Ton dauernd ruckelt und vielleicht sogar abbricht.

Ressourcenplanung ist hiergegen dein wirksamstes Mittel. Stets analysierst du zunächst,

  1. was du für eine Aufgabe realistisch benötigst,
  2. vergleichst es dann damit, was du hast bzw. aufwenden kannst und
  3. versuchst dann, beides miteinander in Einklang zu bringen.

Ressourcenplanung hat also zwei „Wichtigkeits-Ebenen“:

  • Ebene 1: Du weißt stets, was du für ein Projekt oder eine Aufgabe realistisch zur Verfügung hast.
  • Ebene 2: Du vermeidest sämtliche Formen von Mehrfachbelegung oder Überstrapazierung und alle damit vorhandenen Risiken.

Zusammen ergibt das eine stark reduzierte Wahrscheinlichkeit von Störungen und somit ein insgesamt einfacheres Operieren – was wiederum deine wirtschaftlichen Erfolgschancen deutlich verbessert.

Wo Ressourcenplanung für dich von besonderer Relevanz ist

Im Beispiel aus dem vorherigen Kapitel hast du bereits zwei unternehmerisch bedeutende Ressourcen kennengelernt: Zeit und Internetbandbreite. Sie sind allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Insgesamt gibt es für Start-ups eine ganze Reihe von wichtigen Ressourcen, die dementsprechend geplant werden müssen, etwa:

  • Personal: Jeder Mensch kann in einem Zeitraum X nur eine Leistung Y erbringen (nicht zuletzt aus arbeitsrechtlichen Gründen). Außerdem schwankt die Leistungsfähigkeit abhängig von zahlreichen Faktoren zwischen Tagesform und Zu- bzw. Abneigung gegenüber einer bestimmten Tätigkeit. Es ist also eine Ressource, bei der sowohl die reine Menge als auch beispielsweise Know-how eine Rolle spielt.
  • Rohstoffe: Hierbei handelt es sich sowohl um Rohstoffe im klassischen materiellen Sinn als auch um Dinge wie beispielsweise die Anzahl von Computern, Art und Leistungsfähigkeit von Software, Internetverbindungen oder Speicherplatz.
  • Zeit: Jede Aufgabe benötigt mit dem, was dir zur Verfügung steht, einen bestimmten Zeitraum. Manchmal lässt sich hier etwas justieren, bei anderen Dingen hingegen nicht. Wenn du etwa um 14:00 Uhr einen Termin mit einem*r Geldgeber*in hast, kannst du einfach nicht gleichzeitig Kund*innen betreuen.
  • Raum bzw. Platz: Ist im unternehmerischen Kontext sowohl aus menschlicher als auch rohstofflicher Sicht wichtig. Beispielsweise kannst du qua Gesetz nur eine bestimmte Anzahl Mitarbeiter*innen auf einer beliebigen Bürofläche arbeiten lassen – oder nur soundso viele Kartons in einem Lager stapeln.
  • Kapital und Kosten: Du als Gründer*in hast höchstwahrscheinlich aktuell nur sehr geringen finanziellen Spielraum. Dem gegenüber stehen jedoch verschiedene Ausgabenpunkte, die schlichtweg unternehmerisch notwendig sind.

In der Praxis gibt es noch sehr viel mehr Ressourcen. Sie teilen sich ein in materielle und immaterielle Ressourcen. Aber für das Grundverständnis der Wichtigkeit und Umsetzung von Ressourcenplanung genügt es völlig, diese fünf „Kern-Ressourcen“ in einem typischen Start-up zu nennen.

Wie du eine Ressourcenplanung betreibst

Du kannst es dir vielleicht schon vorstellen: Was das Thema anbelangt, sind detaillierte Informationen nicht nur für sich selbst eine Ressource, sondern vielleicht die wichtigste von allen. Denn sie sind der Kern, um den sich bei der praktischen Ressourcenplanung alles dreht.

Grundsätzlich spricht man bei dieser Planung häufig von „Projekten“. Lass dich jedoch nicht von diesem Begriff verwirren. Denn in diesem Sinn kann ebenso das ganze Betreiben eines Start-ups ein großes Projekt sein. Die Herangehensweise bei der Planung ist immer die gleiche:

1. Ermittle deinen Ressourcenbedarf

Längst nicht für jedes Projekt ist jede Ressource in derselben Menge nötig. Das heißt also, im ersten Schritt findest du zunächst heraus …

  • … welche Ressourcen alle für dieses Projekt überhaupt erforderlich sind.
  • … in welche Menge bzw. Umfang die jeweiligen Ressourcen benötigt werden.

Anders gesprochen ermittelst du eine Soll-Menge.

Wichtig dabei ist, a) sehr detailliert vorzugehen und b) alles sauber niederzuschreiben. Es geht definitiv auf Papier oder Whiteboard. Ebenso findest du jedoch im Netz verschiedene Tools für die Ressourcenplanung – nicht unbedingt die schlechteste Investition. Wenn du dir selbst nicht sicher bist, dann hole dir unbedingt Unterstützung oder lass zumindest jemanden deine Zusammenfassung nochmals prüfen.

Tipp: Wenn du dir bei der Menge einer Ressource nicht sicher bist, dann kalkuliere sicherheitshalber stets höher, damit ein Puffer verbleibt.

Am Ende dieses Schrittes besitzt du eine umfassende Liste von Ressourcen, die du für das Projekt definitiv benötigst. Beispielsweise X Stunden benötigte Zeit, Y nötige Euros, Z notwendige Werkzeuge und Leute, die sie bedienen können.

2. Ermittle deinen Ressourcenbestand

Mit dem Soll-Wert vor Augen ist es jetzt nötig, den Ist-Zustand herauszufinden. Du vergleichst also Punkt für Punkt, was du von den benötigten Ressourcen hast. Einerseits zeigt dir das Ergebnis an, was du aus eigenem Antrieb leisten kannst. Andererseits siehst du exakt, was du in welcher Menge noch zusätzlich beschaffen musst.

Einmal angenommen, deine Bedarfsplanung hat ergeben, du benötigst drei Vollzeit-Mitarbeiter*innen, um das Bestellaufkommen in den kommenden Monaten sicher bearbeiten zu können. Du hast aber nur zwei Teilzeitkräfte. Dann bedeutet das, du musst jetzt noch zwei zusätzliche Leute beschaffen – oder das Projekt wird Schwierigkeiten bekommen.

Um zwei zusätzliche Mitarbeiter*innen anzuheuern, benötigst du über den Zeitraum das, was dafür entweder eine Zeitarbeitsfirma aufruft oder was du diesen Menschen hinsichtlich des Mindestlohnes zahlen musst. Damit wären wir bereits beim nächsten Schritt angelangt:

3. Ermittle deine Ressourcenquellen und mögliche Optionen

Spätestens, wenn es darum geht, zusätzlich notwendige Ressourcen zu beschaffen, musst du meistens verschiedene Möglichkeiten dafür überprüfen. Einen Computer etwa kannst du von verschiedenen Händler*innen und Marken zu unterschiedlichen Preisen kaufen – neu und gebraucht.

Dabei solltest du stets versuchen, die für dich langfristig günstigste und flexibelste Möglichkeit zu nutzen und dabei schwierig zu beschaffende Ressourcen gegen tragfähigere Alternativen tauschen. Nehmen wir an, deine Planung zeigt, du benötigst verschiedene digitale Ressourcen zwischen Speicherplatz und IT-Sicherheit.

In dem Fall könnte es schon aus Kostengründen schwierig sein, die entsprechenden Elemente anzukaufen (und zu betreiben) respektive die benötigten Fachkräfte zu finden (und zu bezahlen). Da viele Firmen vor derartigen Herausforderungen stehen, hat sich unlängst das hochflexible und sehr vielfältige Prinzip namens XaaS etabliert – Everything (X) as a Service.

Dahinter steht im digitalen Bereich der Grundgedanke, solche Ressourcen (zeitweilig) von Dienstleistern durchführen zu lassen. Zumindest reduziert das deinen persönlichen Ressourcenbedarf für diesen Punkt auf das Thema Kapital. Längerfristig ermöglicht es dir jedoch, mehr Ressourcen zu nutzen, wodurch du wiederum umfassendere Projekte durchführen kannst.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt vieles andere zwischen Zeitarbeitsfirma und kurzfristig gemietetem LKW – statt einem, der längerfristig geleast oder gar gekauft wird. Aber: Erneut musst du immer sehr genau rechnen. Denn nicht jede Form der Ressourcenbeschaffung ist automatisch für jedes Projekt die optimale Wahl. Daraus ergeht zudem die Notwendigkeit, all diese Planungsarbeit für jedes Projekt neu durchzuführen.

Fazit: Ressourcenplanung macht deinen Job leichter

Fast alle Ressourcen, die für ein Unternehmen und seine Tätigkeit bzw. Projekte wichtig sind, sind in einem Start-up meistens deutlich limitiert. Gerade deshalb solltest du als Gründer*in besonders viel Aufwand in eine wirklich detaillierte Ressourcenplanung investieren. Denn wo Pläne schnell gemacht sind, kann dir nur eine gut durchgeführte Planung zeigen, ob sie auch in der Realität funktionieren – und nicht mittendrin womöglich an Nebensächlichkeiten hängenbleiben.

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Vorsicht, Wachstum!

Wenn das Wachstum deutlich schneller bzw. früher einsetzt als geplant und du ad hoc expandieren musst, ohne darauf vorbereitet zu sein, ist guter Rat teuer. Diese To-do‘s helfen dir, unerwartete Wachstumsschübe besser zu antizipieren und Schieflagen zu vermeiden.

Start-ups sind bei Entstehung zunächst sehr auf ihr Produkt und ihre Angebots­palette fokussiert, insbesondere auf ihre Finanzierung. Kaum jemand legt zu diesem Zeitpunkt bereits ein Augenmerk auf ein mögliches, zügiges Wachstum. Der Businessplan ist in der Regel zwar auf mehrere Jahre und damit auch auf Wachstum ausgelegt, doch ist man in Hinblick auf Zukunftspläne, Visionen und mögliche Aussichten in der Regel eher vorsichtig und verhalten.

Was aber, wenn das Wachstum schneller einsetzt als geplant? Was ist in dieser Situation zu beachten? Was kann ggf. schon vorbereitet und eingeleitet werden, auch zu einer Zeit, in der noch Unsicherheit über dieses Szenario herrscht? Hier die Antworten:

Gegenwart statt Zukunftsmusik

Zu Beginn legen zahlreiche Start-ups weniger Wert auf eine bilderbuchmäßige Organisationsstruktur. Auch ist (Team-)Führung weniger von Relevanz, da die Anfangseuphorie und die Dynamik überwiegen. Diese Faktoren sind jedoch im weiteren Verlauf des Unternehmensauf- und -ausbaus maßgeblich und ausschlaggebend für langfristigen Erfolg.

Eine weitere wesentliche Komponente für Start-up-Erfolg in der Anfangsphase sind die Kapitalgeber*innen und deren Zufriedenheit mit der Gesamtentwicklung des Unternehmens und damit einhergehend ihrer Investitionen.

Weniger bedeutsam hingegen scheint es, ein zukunftsorientiertes, organisch-gesundes Wachstum im Blick zu behalten, dieses entsprechend vorzubereiten und umzusetzen. Die anfänglich vorhandenen Ressourcen werden in der Regel gezielt für die ersten realen Schritte des Unternehmens eingesetzt; die Gegenwart ist primär im Fokus, Zukunftsmusik steht zumeist hintan.

Nun kann es durchaus geschehen, dass das Wachstum schneller eintritt als auf dem Papier geplant wurde. Dann besteht die Gefahr, sich plötzlich an einem Punkt in der Unternehmensentwicklung zu verzetteln, an dem ein klarer Kopf und Plan hilfreich bzw. vonnöten wäre. Denn jetzt fehlt es an verfügbaren Ressourcen, die für die Expansion notwendig, aber nicht immer direkt verfügbar sind.

Je nach Technologie oder Branche sind in diesem Moment beispielsweise besondere Fachkompetenzen dringend gefordert. Produktions-, Büro- und Lagerflächen können zu einem limitierenden Faktor werden, sodass zügig neue Standorte zu erschließen und Kooperationspartner*innen hinzuzunehmen sind, die zusätzliches Material und Rohstoffe liefern können. Zudem muss der Vertrieb erweitert, verändert und auf neue Anforderungen angepasst werden. Und dies alles ist nur ein kleiner Auszug aus möglichen Engpässen oder neuen Herausforderungen, mit denen man als kleines, junges Unternehmen nicht direkt, das heißt ohne Unterstützung einfach so umgehen kann. Manchmal fehlt auch schlichtweg die Erfahrung, wie man ein Unternehmen in einer Wachstumsphase mit wichtigen Entwicklungen und Erweiterungen in die Zukunft führt.

Dieses Stadium ist besonders kritisch und deshalb für das Unternehmen so wichtig, da bei einer Verzögerung oder gar Verhinderung einer anstehenden Expansion erhebliche Ressourcen verschwendet werden und im schlimmsten Fall den Verlust des hart erarbeiteten Images kosten kann. Sollten die notwendigen Kompetenzen für den nächsten Entwicklungsschritt fehlen, kann dies sogar das kurz- bis mittelfristige Aus für die gesamte Unternehmung bedeuten.

Praxiserprobte To-do’s in der Anfangsphase

Was bedeutet das jetzt für dein Start-up in der Anfangsphase? Natürlich können keine wertvollen Ressourcen für Themen entbehrt werden, die zu weit in der Zukunft liegen. Dennoch solltest du an die Idee, den Markt und den steigenden Umsatz glauben; haben doch auch die Kapitalgeber*innen deine Vision geteilt und dir dafür ihr Geld zur Verfügung gestellt. Es gilt gerade an diesem Punkt, die goldene Mitte zu finden, um allen Eventualitäten gerecht zu werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich frühzeitig mit dem Thema Expan­sion auseinanderzusetzen, ohne wichtige Ressourcen zu vereinnahmen und den Unternehmensalltag unnötig zu belasten.

Start-ups haben hierbei den Vorteil, dass sie ohnehin Flexibilität und Anpassungsfähigkeit leben, dadurch oft agiler als Bestandsunternehmen sind und Marktbeobachtungen aufgrund der frühen Marktphase das A und O der Unternehmensentwicklung sind. Damit ist bereits ein gutes Umfeld für die Implementierung weiterer Instrumente zur kurzfristigen und zukünftigen Expansion gegeben.

Folgende sieben praxiserprobte Instrumente und Methoden helfen dir, deine Expansion bestmöglich vorzubereiten:

1. Implementierung einer Sonderfunktion

Sinnvoll ist es, für diesen Bereich der Vorbereitung auf zukünftiges Wachstum entweder eine eigene Position einzurichten oder – sofern hierfür kein Budget vorhanden ist oder der Arbeitsumfang keiner vollen Stelle bedarf – eine(n) Berater*in oder eine(n) deinem Start-up-nahestehende(n) Spezialist*in temporär hinzuzuziehen. Wichtig ist, dass diese Tätigkeiten keinem deiner Mitarbeitenden als Zusatzaufgaben zum normalen Arbeitsbereich aufgebürdet werden. Die Relevanz dieser Recherchen, der Weitblick für Trends und Entwicklungen sowie die daraus abzuleitenden Analysen sind nicht zu unterschätzen und bedürfen absoluter Fokussierung und Konzentration. Diese To-do’s nebenbei abzuarbeiten, wird den Herausforderung nicht gerecht und stellt insbesondere die Ergebnisse, Ableitungen und Aussagen infrage.

2. Detailpläne inklusive Szenarioanalysen und Screening

Die Früherkennung ist für eine unerwartete, kurzfristige Expansion von enormer Bedeutung. Sie bezieht sich auf die Fähigkeit deines Unternehmens, potenzielle Chancen und Risiken frühzeitig festzustellen, um strategische Entscheidungen zu treffen und nachhaltiges Wachstum zu fördern. Hierbei sind alle wesentlichen Bereiche in die Betrachtung mit einzubeziehen und entsprechend zu planen. Wesentliche Instrumente sind unter anderen die kontinuierliche Analyse von Markttrends, um nicht nur frühzeitig Chancen, sondern auch Trends und deren Umkehr zu identifizieren. Als Basis für aussagekräftige Analysen sind Daten aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen, um Muster und Zusammenhänge für zukünftige Chancen oder Risiken zu erkennen und Handlungsalternativen abzuleiten. Eine wunderbare Quelle für die Ableitung zukünftiger Entwicklungen ist zudem das Feedback und Verhalten deiner Kund*innen.

Ein wichtiger Aspekt für Unternehmenswachstum ist natürlich die Liquidität. So sind für relevante, technologische Entwicklungen immer genügend finanzielle Ressourcen vorzuhalten, um die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere in der Anfangsphase zu erhalten und zu steigern.

Auf dem Weg zur Expansion sind strategische Partnerschaften und Kooperationen parallel aufzubauen und ggf. Allianzen zu schließen, um kurzfristigen Zugang zu notwendigen Ressourcen, Märkten und Know-how zu erleichtern.

Die Entwicklung deiner Mitarbeitenden und die Identifizierung ihrer Talente fördern und etablieren eine stabile Mitarbeitendenbindung. Insbesondere in der Anfangs- und Wachstumsphase ist es maßgeblich, eine überschaubare Fluktuation aufzuweisen. So ist eine wohlwollende, angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die eine agile Unternehmenskultur unterstützt. Eine gute Möglichkeit, im Bilde zu bleiben und Früherkennung zu fördern, sind regelmäßige Screenings der jeweiligen, für dein Start-up bedeutsamen Parameter und Bereiche.

3. Einführung eines Frühwarnsystems

Die aus der Früherkennung gewonnenen Daten und Trends sind die Grundlage für das nachgelagerte Frühwarnsystem. Denn nur über eine Auswertung der Erkenntnisse und deren Einordnung kannst du Maßnahmen zielgerichtet ableiten. So ist die Identifizierung und Festlegung von quantifizier- und messbaren Frühindikatoren, wie beispielsweise branchenspezifische KPIs, maßgeblich. Für die Entwicklung eines möglichen Action Plans gilt es, Leitplanken für diese Indikatoren zu definieren. Welche Wertvorgaben bestimmter Parameter sind unter- oder überschritten? Wer ist in welchem Fall für was verantwortlich und zuständig? Welche Maßnahmen sind anzuwenden?

Die automatisierte Überwachung und Analyse der Frühindikatoren ist wesentlich für Wachstum, um frühzeitig finanzielle, markt- und unternehmensbezogene Herausforderungen zu erkennen und eine schnelle Reaktionsgeschwindigkeit zu gewährleisten. Eine klare Methodik zur Bewertung von Risiken und Chancen sichert dir eine konsistente Entscheidungsgrundlage. Die Anwendung von Szenarioanalysen gewährleistet dir die ganzheitliche Einschätzung der Ergebnisse und Ableitung proaktiver Verhaltensoptionen.

Um kurzfristig Entscheidungen einzuleiten und wertvolle Zeit zu gewinnen, ist eine klare Definition der internen Kommunikations- und Meldewege notwendig. So sind relevante Entscheidungsträger*innen regelmäßig über die Auswertungen zu informieren.

Es gilt gleichfalls zu gewährleisten, dass dein Frühwarnsystem mit genügend Flexibilität ausgestattet ist. Sich ändernde Geschäftsbedingungen, neue Entwicklungen und Risikoprofile bedürfen einer unkomplizierten Systemanpassung.

Sind diese Parameter weitgehend berücksichtigt und in deinem Unternehmen implementiert, steigt die Sicherheit, über ein gutes Screening jener Faktoren, die rechtzeitig Entwicklungen ankündigen, die notwendigen Entscheidungen herbeizuführen.

4. Vorlage für eine effiziente Organisationsstruktur

Wie bereits erwähnt, verfügen Start-ups zu Beginn zumeist über wenig Strukturen und Hierarchien. In weiser Voraussicht ist in Abstimmung mit möglichen Berater*innen, internen Kompetenzträger*innen und ggf. auch den Investor*innen eine Organisationsstruktur aufzustellen, die bei Erreichen einer bestimmten Größe eine Anpassung der Organisation ermöglicht. Das Recruiting sollte in diesen frühen Entwicklungsphasen permanent nach geeigneten Talenten und Fachkräften Ausschau halten.

5. Sicherung der Flexibilität

Die Unternehmensführung und -entwicklung sollte jederzeit befähigt sein, flexibel und agil auf Veränderungen zu reagieren. Zu schnell ist man auf festgefahrenen Wegen, und über den normalen Alltagswahnsinn und Ad-hoc-Herausforderungen gerät die eigene Anpassungsfähigkeit gern in den Hintergrund. Deshalb ist sie als fester Bestandteil in deine Unternehmensphilosophie und -politik zu implementieren.

6. Regelmäßige Strategie-Reviews und erforderliche Anpassungen

Hierbei können insbesondere feste Strategiemeetings, Off-Campus-Workshops oder auch regelmäßige Perspektivenwechsel durch gemeinsames Brainstorming und Kreieren von Zukunftsvisionen spielerisch etabliert werden, um die Strategie zu überprüfen, mögliche Anpassungen zu diskutieren und generell „state-of-the-art“ zu bleiben.

7. Sensibilisierung der Mitarbeitenden

Ein wichtiger Baustein für den Erhalt der Flexibilität und die Umsetzung zukünftiger Expansion sind deine Führungskräfte sowie alle Mitarbeitenden. Diese sollten den Sinn und die Idee hinter Veränderungen und Neuerungen verstehen, diese mitgestalten und sich diesen verpflichten. Eine transparente, wertschätzende und frühzeitige Kommunikation ist von Beginn an wichtig. Eine starke Bindung zum Unternehmen und zu dessen Spirit garantiert die Stabilität für den nachhaltigen Aufbau eines langlebigen, gesunden Unternehmens.

Fazit und Ausblick

Die effektive Kombination der angesprochenen Ansätze und Instrumente kann dich bzw. dein Unternehmen dabei unterstützen, Chancen und Risiken frühzeitig zu erkennen sowie die Strategie entsprechend anzupassen, um kurzfristiges, aber auch nachhaltiges Wachstum unkompliziert zu ermöglichen. Wichtig: Das Thema ist mit diesem Beitrag natürlich nicht abschließend behandelt, und die vorgestellten Maßnahmen sind auf die jeweilige Branche, Entwicklungsphase und Größe des Start-ups auszurichten und anzupassen. Eine Grundvoraussetzung für die Expansion, unabhängig vom Zeitpunkt des Wachstums, sind die Agilität deines Unternehmens, die Motivation deiner Mitarbeitenden und der Zugang zu notwendigen Ressourcen. So kann eine stabile Unternehmensentwicklung auf einer gesunden Basis gewährleistet und gesichert werden.

Die Autorin Nicole Dildei ist Unternehmensberaterin, Interimsmanagerin und Coach mit Fokus auf Organisationsentwicklung und Strategieberatung, Integrations- und Interimsmanagement sowie Coach•sulting.

Effizientes Zeitmanagement für Start-ups

Wir stellen dir erprobte Zeitmanagement-Methoden vor, die dir dabei helfen, Prioritäten zu setzen, Ablenkungen zu minimieren und dein Start-up noch besser zu führen.

Effizientes Zeitmanagement ist in der schnelllebigen Welt der Start-ups einer der Schlüssel zum Erfolg. Als Gründer weißt du, dass jede Sekunde zählt und dass es entscheidend ist, die vorhandene Zeit optimal zu nutzen. In diesem Artikel stellen wir dir verschiedene Methoden des Zeitmanagements vor, die sich besonders für die Anforderungen von Start-ups eignen. Diese Techniken helfen dabei, Prioritäten zu setzen, Ablenkungen zu minimieren und dein Unternehmen besser zu führen.

Vorteile von Zeitmanagement

Effizientes Zeitmanagement ist mehr, als nur eine Liste von Aufgaben abzuarbeiten. Es geht darum, den Wert jeder Arbeitsstunde zu maximieren. Und du stellst sicher, dass jeder Mitarbeiter sich auf die Aktivitäten konzentriert, die dem Unternehmen den größten Nutzen bringen – denn es ist nachgewiesen, dass sich fast jeder am Arbeitsplatz schnell ablenken lässt.

Die Vorteile eines guten Zeitmanagements sind umfangreich und können den Unterschied zwischen Erfolg und Stillstand bedeuten. Hier sind einige Schlüsselvorteile des Einsatzes von Zeitmanagement-Methoden, die besonders für Start-up-Gründer relevant sind:

  • Gesteigerte Produktivität und Effizienz: Mehr Arbeit in weniger Zeit zu schaffen – das ist in einer Welt, in der Ressourcen oft begrenzt sind, sehr wertvoll. Die klare Strukturierung des Tages und das Priorisieren der Aufgaben führen dazu, dass Ziele schneller erreicht werden. Zeitfresser werden vermieden.
  • Verbesserte Arbeitsqualität: Zeitmanagement fördert nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Arbeit. Durch die Zuweisung angemessener Zeitblöcke für jede Aufgabe stellst du sicher, dass du jeder Aufgabe die Aufmerksamkeit und Sorgfalt widmest, die sie verdient. Dies verringert die Wahrscheinlichkeit von Fehlern und steigert die Gesamtqualität des Outputs.
  • Reduzierter Stress: Gründer stehen oft unter enormem Druck, ihr Start-up zum Erfolg zu führen. Effektives Zeitmanagement kann helfen, diesen Stress zu mindern. Indem du Überarbeitung vermeidest und für ausreichend Pausen und Pufferzeiten sorgst, reduzierst du das Risiko von Burn-out und hältst dich und dein Team langfristig motiviert und produktiv.
  • Bessere Entscheidungsfindung: Mit einer klaren Vorstellung davon, wie deine Zeit genutzt wird, kannst du bessere Entscheidungen darüber treffen, welche Projekte oder Aufgaben Priorität haben. Dies ist entscheidend für Start-ups, da Ressourcen klug eingesetzt werden müssen, um Wachstum und Entwicklung voranzutreiben. Zeitmanagement hilft dir, den Überblick zu behalten und strategische Entscheidungen zu treffen, die dein Start-up voranbringen.

Die besten Zeitmanagement-Methoden

Die folgenden bewährten Techniken für effizientes Zeitmanagement eignen sich besonders für die Bedürfnisse und Herausforderungen von Start-ups:

Das Eisenhower-Prinzip

Diese Methode ist auch bekannt als Eisenhower-Matrix und hilft insbesondere bei der Priorisierung von Aufgaben. Hierzu werden To-do‘s in vier Kategorien eingeteilt: dringend und wichtig; wichtig, aber nicht dringend; dringend, aber nicht wichtig und weder dringend noch wichtig. Für Start-ups ist dieses Prinzip besonders wertvoll, weil es hilft, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist, und nicht nur auf das, was dringend erscheint. Dies fördert das strategische Denken und die Entscheidungsfindung. Das Eisenhower-Prinzip verdeutlicht, welche Aufgaben sofortige Aufmerksamkeit benötigen und welche du delegieren oder sogar ignorieren kannst. So unterstützt es Start-up-Gründer dabei, ihre begrenzten Ressourcen effektiv einzusetzen und ihre langfristigen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.

Die ABC-Analyse

Die ABC-Analyse ist eine Methode zur Kategorisierung von Aufgaben basierend auf ihrer Wichtigkeit. 'A'-Aufgaben sind sehr wichtig, 'B'-Aufgaben sind wichtig, aber weniger kritisch, und 'C'-Aufgaben sind diejenigen mit der geringsten Wichtigkeit. Für Start-ups bietet das Zeitmanagement durch die ABC-Analyse eine einfache und effektive Möglichkeit, Prioritäten zu setzen. Sie zwingt Gründer dazu, über die relative Bedeutung jeder Aufgabe nachzudenken. So wird sichergestellt, dass das Team seine Energie auf die Aufgaben konzentriert, die den größten Einfluss auf das Unternehmen haben. Dies kann besonders nützlich sein, um Ressourcen sinnvoll zu verteilen und Schlüsselinitiativen voranzutreiben. Weniger wichtige Aufgaben kannst du dagegen entsprechend delegieren oder zurückstellen.

Die Pomodoro-Technik

Die Pomodoro-Technik ist eine Zeitmanagement-Methode, bei der die Arbeit in kurze, fokussierte Intervalle (traditionell 25 Minuten), gefolgt von kurzen Pausen (in der Regel 5 Minuten), unterteilt wird. Dieser Ansatz ist ideal für Start-ups, da er hilft, die Konzentration zu maximieren und Ermüdung zu vermeiden. Indem man die Arbeit in „Pomodori“ aufteilt, wird ein Gefühl der Dringlichkeit geschaffen, das dazu motiviert, in den festgelegten Zeiträumen so viel wie möglich zu erledigen. Für Start-up-Teams kann die Pomodoro-Technik auch eine einfache Möglichkeit sein, die Zusammenarbeit zu synchronisieren und sicherzustellen, dass alle regelmäßige Pausen einlegen, was langfristig zur Produktivität und zum Wohlbefinden beiträgt.

Getting Things Done (GTD)

Die Getting-Things-Done-Methode ist ein umfassendes Zeitmanagement-System, das darauf abzielt, den Geist zu klären und die Produktivität zu erhöhen. Hierzu werden alle Aufgaben in einem externen System erfasst und organisiert. Für Start-ups ist GTD besonders wertvoll, weil es hilft, den Überblick über multiple Projekte und Verantwortlichkeiten zu behalten. Durch das Erfassen aller Aufgaben außerhalb des Kopfes und das Festlegen des nächsten konkreten Schrittes für jede Aufgabe können Gründer und ihre Teams sich auf die Ausführung konzentrieren, anstatt Zeit damit zu verschwenden, sich zu erinnern, was als Nächstes zu tun ist. GTD fördert eine proaktive Haltung gegenüber Aufgaben und Projekten und kann dabei helfen, die Komplexität des Start-up-Lebens zu bewältigen.

Einfacher, schneller und billiger: Warum Deutsche angesichts der schwerfälligen Bürokratie ihre Start-ups in Estland gründen

Warum immer mehr Deutsche ihre Start-ups in Estland gründen. Ein Gastbeitrag von Katrin Vaga, Head of PR von e-Residency of Estonia.

Während Deutschland versucht, seine Start-up-Strategie umzusetzen, blicken viele deutsche Gründer bereits über die Landesgrenzen hinaus. Ein Land, das in Sachen Digitalisierung und Unternehmertum besonders auffällt, ist Estland mit seinem zu 100 Prozent digitalen Programm e-Residency. Unternehmer auf der ganzen Welt profitieren hierbei von den Maßnahmen einer Regierung, die Anreize für Wachstum und Innovation schafft und einen Pool von Investoren und Partnern erreicht, die ihnen bei der Skalierung helfen. Daher entscheiden sich immer mehr Deutsche dafür, eine e-Residency in Estland zu beantragen. Warum? Und was können wir daraus lernen?

Die aktuelle Situation für Existenzgründer in Deutschland

In Deutschland ist die Gründung eines Start-ups oft ein bürokratischer Marathon. Die Digitalisierung der Verwaltung hinkt hinterher, Gründer müssen sich durch einen wahren Dschungel von Formularen und Vorschriften kämpfen. Das führt oft zu Verzögerungen und erhöht die Hürden beim Zugang zu Risikokapital.

Die Situation hat sich im Zuge der Pandemie noch verschärft, da es auch die Politik angehenden Unternehmern nicht leicht macht, wenn es um die Gründung eines Unternehmens geht. Zudem sind viele Besuche bei Behörden nötig, was zeitaufwendig und teuer ist. Die Bearbeitung von Anträgen dauert oft Monate, während denen Jungunternehmer immer wieder aufgefordert werden, noch mehr Nachweise und Belege einzureichen. Geld verdienen sie in dieser Zeit mit ihrer Geschäftsidee nicht.

Vor einem Jahr hat die Bundesregierung eine neue Start-up-Strategie angekündigt. Doch hat sich dadurch die Situation bei den digitalen Dienstleistungen verbessert?

Die deutsche Start-up-Strategie im Überblick

Im September 2023 wurden die Fortschritte der Start-up-Strategie im Deutschen Bundestag vorgestellt. Offensichtlich ist: Es gibt noch viel zu tun, es geht nur langsam voran. So ist die Zahl der Gründungen deutscher Start-ups das dritte Halbjahr in Folge zurückgegangen.

Während Deutschland sich abmüht, ist das Geschäftsumfeld in Estland schon seit 20 Jahren voll digital.

So macht es Estland: e-Residency

Estland hat die Digitalisierung seiner Verwaltung schon vor Jahren abgeschlossen. Als erste Maßnahme führte das Land eine digitale ID-Karte ein - für seine eigenen Bürger. Mit diesem Ausweis können Esten ihre Steuern und alle anderen behördlichen Angelegenheiten digital erledigen, ohne Anträge ausfüllen oder ein Amt aufsuchen zu müssen. Das Gleiche gilt für alle staatlichen Dienstleistungen, die in Estland angeboten werden.

Im Dezember 2014 wurde dieses Konzept auch auf Nicht-Bürger Estlands übertragen. Jetzt bietet das Land mit seinem e-Residency-Programm eine digitale Identität für Unternehmer weltweit an. Jeder angehende Unternehmer kann damit also ein Unternehmen in der EU gründen - und zwar vollständig online und zu jeder Tageszeit. Die Vorteile liegen auf der Hand: Schnelligkeit, Effizienz und ein direkter Zugang zum EU-Markt.

Auch Unternehmer, die in EU-Ländern leben, profitieren von der e-Residency und den Vorteilen, die sie ihnen bietet. Derzeit gibt es über 108.000 sogenannte e-Residents. Mehr als 7000 von ihnen leben in Deutschland. Damit ist Deutschland das Land mit den meisten E-Residents der Welt.

Stimmen deutscher E-Residenten in Estland

Viele deutsche Gründer, die den Schritt nach Estland gewagt haben, berichten von erheblichen Zeit- und Kosteneinsparungen. "Die Einfachheit des estnischen Systems war für mich ein echter Gamechanger", sagt Sabrina Renz, die eine Beratungsfirma im Bereich Human Resources besitzt. "Als ich in Deutschland ein Unternehmen gründete, musste ich vier Monate lang warten, bis es offiziell registriert war und ich meine Dienstleistungen anbieten konnte. Mit e-Residency of Estonia war meine Firma innerhalb von zwei Wochen startklar."

Luke Seelenbinder, Inhaber eines IT-Beratungsunternehmens, das er als e-Resident in Estland gegründet hat, sagt, ihm gefalle vor allem der innovative Geist, den die estnische Regierung zeige, indem sie die Programme für Unternehmer aus aller Welt anbiete. Er ergänzt: "Es verschafft mir berufliche Freiheit, denn ich kann mein Unternehmen von jedem Ort der Welt aus leiten und vergrößern."

Eine Blaupause für Deutschland

Die estnische e-Residency bietet ein digitales Modell, von dem Deutschland einiges lernen kann, insbesondere wenn es darum geht, Dienstleistungen für Gründer effizient, kostengünstig und benutzerfreundlich anzubieten. Natürlich spielte die Größe Estlands eine wichtige Rolle, als das Land die ID-Card für alle Bürger einführte - Estland hat gerade mal rund 1,3 Millionen Einwohner. Aber jedes Konzept lässt sich skalieren. Die Frage ist also nicht, ob deutsche Gründer von der heimischen Bürokratie frustriert sind, sondern vielmehr, wie schnell Deutschland aufholen kann, um nicht den Anschluss zu verlieren und die eigene Start-up-Community weiter wachsen zu lassen.

Deutschland hat viel Potenzial

Die deutsche Start-up-Landschaft hat zwar viel Potenzial, aber bürokratische Hürden und der Mangel an digitalen Dienstleistungen bremsen ihre Entwicklung. Estlands Programm zeigt, wie es besser und effizienter für alle Beteiligten geht. Deutschland muss aus diesen Erfahrungen lernen und handeln, bevor noch mehr talentierte Gründer in andere Länder abwandern.

Die Zeit für Veränderungen ist jetzt. Estland hat bereits eine Blaupause dafür geschaffen. Es liegt an Deutschland, ob es diesem Beispiel folgen oder weiterhin im digitalen Schatten stehen will.

Die Autorin Katrin Vaga ist Head of PR von e-Residency of Estonia.

Wie Start-ups von Business Ökosystemen profitieren

Von der ersten Idee über die Entwicklung bis zur Skalierung: Start-ups stehen auf dieser Reise vor vielen Herausforderungen. Da hilft es, sich an eine(n) erfahrene(n) Partner*in anzudocken und Teil eines weit verzweigten Ökosystems zu werden, um Lösungen zügig in die Anwendung zu bringen. Welche Möglichkeiten es dazu gibt und was Jungunternehmer*innen erwartet, zeigt das Beispiel des weltweiten Systemintegrators VINCI Energies.

Viele Gründer*innen leben den Geist der Innovation – geprägt von neuen Ideen und unbeschrittenen Pfaden. Das zeichnet sie aus. Sobald sie die ersten Hürden der Unternehmensgründung genommen haben und ihre Produkte und Services ausgereift sind, kommt es darauf an, sich am Markt zu etablieren. Für den mittel- und langfristigen Erfolg müssen Umsätze erzielt werden, die es dem Start-up ermöglichen, weiter zu wachsen. Doch stellt gerade für Tech-Start-ups der Zugang zu zahlenden Kund*innen eine Herausforderung dar.

Insbesondere digitale Technologien leiten in immer kurzfristigeren Intervallen einen Wandel ein. Daher müssen vor allem auch etablierte Unternehmen offen sein für aufstrebende neue Technologien und eine agile Geschäftsentwicklung. Unerlässlich dafür sind vertiefte Kooperationen mit Start-ups, bei denen sich die beteiligten Partner*innen gegenseitig ergänzen und so voneinander profitieren.

Eine fruchtbare Umgebung dafür stellen auf die gemeinsame Umsetzung fokussierte Business Ökosysteme dar. Sie entstehen durch Zusammenarbeit und den Willen aller Beteiligten, die passenden Partner*innen und Lösungen miteinander zu verbinden, um so gemeinsam Mehrwerte für Kund*innen zu stiften. Dazu braucht es Konnektoren wie „Startup Connect“ von VINCI Energies. Es nimmt die Aufgabe wahr, aktiv als Andockstation für Start-ups am Konzern, dessen verschiedener Marken und Business Units sowie schließlich deren Kund*innen und Partner*innen zu fungieren. Dabei werden junge innovative Unternehmen mittels verschiedener Maßnahmen Teil des wachsenden Ökosystems, das selbst als ergänzendes Kompetenznetzwerk agiert.

Der multi-technische Systemintegrator VINCI Energies unterstützt Kund*innen im Umfeld der Energiewende und Digitalisierung mit technischen Infrastrukturdienstleistungen. Unter seinem Dach vereint er die vier Marken Actemium, Axians, Building Solutions und Omexom. In der DACH-Region teilen sie sich in über 400 regionale Business Units auf und bilden so bereits ein internes Kompetenznetzwerk. Neben Energie-, IT- und Elektro- gehört auch die Automatisierungstechnik zum Dienstleistungsportfolio. Die Digitalschmiede, das konzerneigene Digital Lab, hauseigene Programme innerhalb der VINCI Energies Academy sowie die Anbindung an konzernweite Förderprogramme wie VINCI Leonard helfen, innovative Ansätze zu skalieren. Zudem bestehen Kooperationen mit externen Partner*innen wie dem Startup Accelerator SpinLab oder Forschungs- und Lehreinrichtungen wie dem Schwarzwald Campus.

Blick auf die aktuelle Situation

Laut Bundesverband Deutscher Startups e.V. gab es rund 1.300 Neugründungen im ersten Halbjahr 2023 – 16 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2022. Mittelfristig entstehen daraus wieder Startups auf dem Sprung in die Growth-Phase – spannende Kandidat*innen für eine Zusammenarbeit in Projekten. Besonders interessant: der Bereich Digitalisierung und hier vor allem Green Start-ups mit Lösungen zur Energiewende. Gerade bei Letztgenannten wächst das Interesse von Investoren. Laut der Unternehmensberatung Oliver Wyman steckten diese 2022 weltweit über 12,3 Milliarden US-Dollar in Greentech-Lösungen – 2015 waren es dagegen nur 0,7 Milliarden.

Der Onboarding Prozess

Auch VINCI Energies möchte den Einsatz neuer Technologien in der Praxis beschleunigen. So werden bei Startup Connect nach dem Venture-Clienting-Ansatz Pull- und Push-Faktoren genutzt: Während die Business Units von VINCI Energies neue Technologien und Lösungen nachfragen (Pull), sind Start-ups auf der Suche nach Zugang zu Kund*innen (Push). Das Programm bringt beide Seiten punktgenau zusammen. So scannt es die Start-up-Landschaft aktiv nach interessanten Kandidat*innen für Kooperationen und ist damit erster Ansprechpartner für sie. Diese verfügen beispielsweise über einen ersten Prototypen oder können bereits erste Referenzkund*innen mit obendrein skalierbaren Lösungen vorweisen. Um noch schneller die Aufmerksamkeit von VINCI Energies zu wecken, haben Start-ups zwei Möglichkeiten:

1. Das „VINCI Energies Startup Speed Dating“

Gemeinsam mit den Business Units verfolgt Startup Connect einen Portfolioansatz. Auf dieser Basis entstehen Challenges, auf die sich Start-ups mit Interesse an der Zusammenabeit in diesem Themenfeld aktiv anmelden können. Sie treten so auf dem jährlich stattfindenden Start-up Speed Dating direkt in Kontakt mit Entscheider*innen der Marken.

2. Aktiv bei Startup Connet melden

Junge Unternehmen können selbst direkt auf das Programm zukommen, wenn sie an einer konkreten Zusammenarbeit interessiert sind. Sie haben so die Chance, ihre Lösung vorzustellen und im Startup-Pool aufgenommen zu werden. Das Team von Startup Connect prüft die Passgenauigkeit und stellt bei Eignung den direkten Kontakt zu einer Business Unit her.

Gemeinsam Wert stiften

Kerngedanke einer Ökosystem-orientierten Organisation ist das Verständnis, in einer immer komplexeren Welt nicht alle Expertisen selbst vorhalten zu können. Daher werden seitens VINCI Energies drei Formen der Venture-Client-Kooperation angeboten.

  • Ein Start-up wird unmittelbar Partner eines laufenden oder geplanten Kund*innenprojekts: Indem dessen Lösung direkt genutzt wird, erfolgt die Anwendung auf eine reale Anforderung, was zu Umsätzen und neuen Impulsen für die weitere Entwicklung führt.
  • VINCI Energies integriert die Lösung eines Start-ups bei sich und den Marken: Neben den so erzielten Umsätzen kann sie zudem innerhalb des Netzwerks skaliert werden.
  • Eine Lösung stellt eine kluge Ergänzung des Porfolios von VINCI Energies oder einer ihrer Marken dar: Know-how und Ressourcen werden in einer Go-To-Market-Partnerschaft gebündelt, über die Kund*innen eine gemeinsame Lösung angeboten wird.

Auch stehen die VINCI Energies Experten*innen mit ihrem Infrastruktur-Know-how als Sparringspartner und Venture Supplier, also Dienstleistungspartner*innen zur Verfügung, wenn Start-ups konkrete Anforderungen bzw. Anfragen auf dem Tisch haben.

Im Verlauf der vergangenen drei Jahre sind bereits mehr als 50 Onboarding-Prozesse mit Start-ups erfolgt, aus denen eine Zusammenarbeit in zahlreichen und jeweils ganz unterschiedlichen Konstellationen entstanden ist. Um die eigenen Chancen zu erhöhen, sollten sich Start-ups zunächst einen genauen Überblick über die Aktivitäten eines möglichen Partners verschaffen. Anhand konkreter Projekte können sie dann selbst Anknüpfungspunkte deutlich machen, was auch den Entscheidungsprozess im Netzwerk des Systemintegrators erleichtert.

Im Ökosystem weiterwachsen

Zu den fruchtbaren Partnerschaften gehören unter anderem die zwei folgenden Unternehmen: Enapter stellt hocheffiziente Elektrolyseure zur nachhaltigen Erzeugung von grünem Wasserstoff etwa zur Nutzung als Energiespeicher oder Treibstoff her. Neben einem gemeinsamen Marktangang unterstützten Actemium und Omexom das Start-up im Bereich Engineering und Inbetriebnahme der Enapter-eigenen Produktionsstätte in Saerbeck bei Münster. Das Start-up Instagrid entwickelt tragbare Akkusysteme für die Stromversorgung etwa von Elektrogeräten – von Sägen bis hin zu Schweißgeräten. Business Units und Marken aus dem VINCI Energies-Netzwerk setzen die Lösung selbst ein, um die Arbeit auf Baustellen effizienter, umweltschonender und nachhaltiger durchzuführen.

Neben Lösungen für die Energiewende bietet auch die Digitalisierung ein weiteres spannendes Feld für die Zusammenarbeit mit Start-ups. So hilft Narrowin, ein Schweizer Cybersecurity-Start-up, Unternehmen, Transparenz in ihre IT- und OT-Netzwerke zu bringen. Ihr Produkt „lightweight Network Explorer“ erstellt automatisiert einen Digital Twin des Netzwerks und verschafft Unternehmen so eine schnelle und genaue Übersicht über die Netzwerktopologie und die Geräte im Netzwerk. Der innovative Ansatz erleichtert die Umsetzung von regulatorischen Sicherheitsstandards und die Identifizierung von Sicherheitslücken und potenziellen Bedrohungen. Der Managed-Services-Anbieter Axians wiederum erweitert durch die Partnerschaft seine Dienstleistungen rund um das Cyber Security Operations Center (SOC).

Ökosysteme als Beschleuniger der Transformation

Alle Organisationen werden ihre internen wie externen Strukturen nach dem Ökosystem-Prinzip umgestalten müssen, wollen sie auch in Zukunft erfolgreich sein. Die zunehmende Komplexität der Herausforderungen – ob Energiewende oder Digitalisierung – bedingt umfangreiche und engmaschige Netzwerke mit Partner*innen auf Augenhöhe: Nur aus Ökosystem-basierten Business-Infrastrukturen heraus, in denen sich Synergien multiplizieren, lassen sich Ideen für die Infrastrukturen der Zukunft entwickeln und praktisch umsetzen – von der Energie bis zur Mobilität. Start-ups, etablierte Unternehmen und große Konzerne sind darin Impulsgebende und Resonanzkörper gleichermaßen.

Für Start-ups ergeben sich daraus große Chancen – genauso wie für etablierte Unternehmen. Gehen sie beide aktiv aufeinander zu, beteiligen sich an Ökosystemen oder bauen eigene auf, können große Potenziale erschlossen werden. Nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche, um die Transformation zu einer sektorübergreifenden nachhaltigen Infrastruktur zu forcieren.

Die Autorin Katharina Hickel ist Head of Digital Ecosystem bei VINCI Energies

Unternehmensverkauf: darauf kommt es an

Das richtige Timing spielt in vielen Lebensbereichen eine entscheidende Rolle, sei es in der Karriereplanung, der Vermögensbildung, im Privatleben oder im unternehmerischen Kontext. Obwohl nicht alle Faktoren kontrollierbar sind, können insbesondere bei Unternehmensverkäufen oder Finanzierungsrunden einige Variablen beeinflusst werden.

Für ein erfolgreiches Liquiditätsereignis in deinem Unternehmen ist es nützlich, zwischen "internem" und "externem" Timing zu unterscheiden.

  • Das "interne Timing" bezieht sich auf Faktoren, die direkt mit der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Zustand deines Unternehmens zusammenhängen.
  • Das "externe Timing" ist komplexer und bezieht sich auf den Zustand des Marktes und seine Dynamik.

Indem du diese beiden Timing-Aspekte harmonisierst, schaffst du die Voraussetzungen, den Transaktionswert für dein Unternehmen zu maximieren.

Wichtige Faktoren aus Sicht des Unternehmens

1. Die Abstimmung und einheitliche Motivation der Eigentümer*innen und Entscheidungsträger*innen bei einem Verkauf

Auch wenn dieser Punkt klar erscheint, so ist dieser im Verlauf des Prozesses ein oft unterschätztes Hindernis für einen maximalen Verkaufserlös. So können interne Konflikte den Verkaufsprozess erheblich verlangsamen oder bei anhaltenden Differenzen in den Gremien sogar gänzlich zum Scheitern bringen.

2. Die wirtschaftliche Verfassung des Unternehmens

Die wichtigsten Faktoren sind dabei sicherlich der Umsatz, das Umsatzwachstum und das operative Ergebnis. Vor allem die Profitabilität rückt wieder verstärkt in den Fokus. Natürlich sind cash-burn-rates auch heute noch valide, denn junge Unternehmen sind weiterhin angehalten, Wachstum vor Profitabilität zu zeigen, und doch ist die bottom-line wieder im Bewusstsein von Käufer*innen.

3. Bewertungs- und prozessrelevante Determinanten, die direkten Einfluss auf eine Transaktion haben

Ein wesentlicher Faktor für eine grundsätzlich positive Transaktionsperspektive ist neben den wirtschaftlichen Faktoren vor allem ein ausreichender Liquiditätspuffer, der für mindestens sechs Monate reichen sollte, da Transaktionsprozesse oft länger dauern als ursprünglich angenommen. Dies gibt euch mehr Flexibilität und Verhandlungsmacht, denn Käufer*innen können sehr genau einschätzen, wo der „wahre“ Verkaufsgrund liegt.

Marktbedingungen

1. Zustand des makro-ökonomischen und branchenspezifischen Umfelds

Diese Perspektive ist eine für den Moment gut einschätzbare Größe, sie setzt den Kontext und das Sentiment für jede Transaktion und kann Chancen wie auch Risiken bergen. Die externen Faktoren vorherzusehen ist dabei von vielen Faktoren abhängig, am besten können dies Berater*innen einschätzen, die damit Erfahrung haben. Aber sicherlich helfen Indikatoren wie die Entwicklung langfristiger Zinssätze, Inflationsraten, Einkaufsmanager- und Erzeugerpreisindex oder Voranmeldungen zur Arbeitslosenversicherung. Dennoch bleibt der Blick in die Zukunft schwierig und du solltest deine Einschätzungen durch Expert*innengespräche verifizieren.

2. Trends im branchenspezifischen Umfeld

Branchenspezifische Einflüsse sind häufig die Grundlage für kurzfristige Hypes oder Bewertungsblasen. Es ist daher essenziell, die wichtigsten Trends der Branche zu verstehen und sie im Business Case vor einer Transaktion zu berücksichtigen. Zudem sollten mittelfristige Entwicklungen, die potenziell das eigene Geschäftsmodell bedrohen könnten, vor jeder Transaktionsplanung antizipiert werden. Falls das nicht möglich ist, sollte dein Unternehmen zumindest überzeugende Strategien haben, um mit diesen Herausforderungen umzugehen.

3. Optimale Selektion der „Trading-Multiples“ und vergleichbare Transaktionsmultiples

In diesem Zusammenhang muss in einem klar definierten Kontext gedacht werden. Bei der Auswahl von Trading-Multiples ist es entscheidend, die richtige Vergleichsgruppe unter Berücksichtigung von Faktoren wie Wachstumsrate, Marktposition, Unternehmensgröße und Profitmarge zu identifizieren. Bei der Analyse vergleichbarer Transaktionen sind ähnliche Kriterien relevant. Allerdings stellt der begrenzte Zugang zu öffentlichen Informationen ein Hindernis für die Bildung einer vollständig passenden Vergleichsgruppe dar.

Fazit

Zusammengenommen bilden diese Faktoren ein komplexes Netzwerk von Variablen, durch das sorgfältig navigiert werden muss, um den bestmöglichen Verkaufserlös zu erzielen. Deshalb ist es wichtig, eine(n) Berater*in frühzeitig als Sparringspartner*in zu engagieren, da dessen/deren Erfahrungen Eingang in die Vorbereitung finden sollten.

Die Autorin Lisa Groiß ist die Gründerin und CEO von Decroix. Seit über 15 Jahren berät sie als M&A Beraterin, Sparringspartnerin und Coach ihre Kunden*innen bei M&A Transaktionen und gründete daneben ihr eigenes HR-Tech-Start-up.

10 entscheidende Kriterien für die Wahl eines seriösen Online-Casinos: Ein umfassender Leitfaden

Zehn Punkte, die bei der Auswahl eines Online-Casinos berücksichtigt werden sollten, um eine positive und geschützte Spielerfahrung zu gewährleisten.

In der dynamischen Welt der Online-Casinos ist es unerlässlich, eine sichere und faire Spielumgebung zu gewährleisten. Da Online-Glücksspiele immer beliebter werden, steigt auch die Anzahl der Online-Casinos, und leider sind nicht alle von ihnen vertrauenswürdig. Es gibt verschiedene Aspekte, auf die Spieler*innen achten sollten, um sicherzustellen, dass sie eine informierte Wahl treffen und in Casinos ohne Anmeldung sofort online spielen können.

In den folgenden zehn Punkten werden wichtige Kriterien vorgestellt, die bei der Auswahl eines Online-Casinos berücksichtigt werden sollten, um eine positive und geschützte Spielerfahrung zu gewährleisten.

1. Lizenzierung

Stellen Sie sicher, dass das Online-Casino eine gültige Lizenz von einer anerkannten Regulierungsbehörde wie der Malta Gaming Authority oder der UK Gambling Commission hat. Die Lizenznummer und -informationen sollten leicht auf der Casino-Website zu finden sein. Eine Lizenz garantiert, dass das Casino bestimmten Betriebsstandards entspricht und reguliert wird.

2. Sicherheit

Überprüfen Sie, ob das Online-Casino moderne Sicherheitsmaßnahmen wie SSL-Verschlüsselung verwendet, um die persönlichen und finanziellen Daten der Spieler zu schützen. Eine sichere Website zeigt in der Regel ein kleines Schlosssymbol in der Adressleiste des Browsers an.

3. Fairness der Spiele

Achten Sie darauf, dass das Casino Spiele von bekannten und vertrauenswürdigen Softwareanbietern anbietet. Diese Anbieter verwenden zertifizierte Zufallszahlengeneratoren, um sicherzustellen, dass die Spiele fair und unvoreingenommen sind. Einige Casinos lassen ihre Spiele auch von unabhängigen Prüforganisationen wie eCOGRA überprüfen.

4. Kundensupport

Ein seriöses Casino sollte über einen zuverlässigen Kundenservice verfügen, der leicht erreichbar ist und schnell auf Anfragen reagiert. Idealerweise sollte der Support 24/7 über verschiedene Kanäle wie Live-Chat, E-Mail und Telefon verfügbar sein.

5. Positive Bewertungen und Rezensionen

Recherchieren Sie im Internet nach Erfahrungen anderer Spieler mit dem Casino. Positive Bewertungen und Erfahrungsberichte können ein Indikator für die Vertrauenswürdigkeit und Qualität des Casinos sein. Seien Sie jedoch vorsichtig mit übermäßig positiven Bewertungen, da diese gefälscht sein könnten.

6. Transparente Geschäftsbedingungen

Ein vertrauenswürdiges Online-Casino zeichnet sich durch klare, transparente und leicht zugängliche AGB aus. Diese sollten auf der Website des Casinos leicht auffindbar sein und alle wichtigen Informationen über die Rechte und Pflichten der Spieler enthalten. Achten Sie darauf, die AGB sorgfältig zu lesen, um sicherzustellen, dass keine unfairen oder irreführenden Klauseln enthalten sind.

7. Vielfältige und sichere Zahlungsmethoden

Ein seriöses Online-Casino sollte eine breite Palette von sicheren und bequemen Zahlungsoptionen für Ein- und Auszahlungen anbieten. Dazu gehören in der Regel Kredit- und Debitkarten, E-Wallets, Banküberweisungen und andere anerkannte Zahlungsmethoden. Stellen Sie sicher, dass das Casino moderne Sicherheitsstandards einhält, um Ihre Finanztransaktionen zu schützen, und überprüfen Sie, ob es keine unangemessenen Gebühren für Transaktionen erhebt.

8. Klare und faire Auszahlungsbedingungen

Informieren Sie sich ausführlich über die Auszahlungsrichtlinien des Casinos. Prüfen Sie, wie und wann Sie Ihre Gewinne abheben können, und achten Sie auf mögliche Auszahlungslimits oder -gebühren. Ein gutes Casino sollte den Auszahlungsprozess so einfach und transparent wie möglich gestalten, ohne unnötige Verzögerungen oder Hindernisse.

9. Verantwortungsbewusstes Spielen

Ein verantwortungsbewusstes Casino sollte Maßnahmen zum Schutz der Spieler vor Spielsucht ergreifen, einschließlich Einzahlungslimits, Selbstsperre und anderen Selbstschutzmechanismen. Informationen und Ressourcen zur Prävention von Spielsucht sollten ebenfalls leicht zugänglich sein.

10. Realistische und transparente Bonusangebote

Achten Sie bei den Bonusangeboten des Casinos auf Realismus und Transparenz. Ein vertrauenswürdiges Casino sollte klare Informationen über alle angebotenen Boni, Promotionen und andere Anreize bieten, einschließlich der damit verbundenen Bedingungen und Anforderungen. Vermeiden Sie Casinos, die unrealistisch hohe Boni mit unerreichbaren Umsatzbedingungen anbieten, da dies oft ein Zeichen für Unseriosität ist.

Fazit

Die Auswahl eines seriösen Online-Casinos ist entscheidend für eine sichere und angenehme Glücksspielerfahrung. Indem Sie sicherstellen, dass das gewählte Casino in allen oben genannten Bereichen gut abschneidet, minimieren Sie das Risiko von Betrug, Datendiebstahl und anderen unerwünschten Problemen. Ein vertrauenswürdiges Online-Casino zeichnet sich durch Transparenz, Sicherheit, faire Spielbedingungen und exzellenten Kundenservice aus. Nehmen Sie sich die Zeit, um gründliche Recherchen durchzuführen, und zögern Sie nicht, zusätzliche Fragen zu stellen oder weitere Informationen einzuholen, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Ihre Sicherheit und Zufriedenheit sollten immer an erster Stelle stehen.

Wie fit ist dein Start-up?

Eine medizinisch-unternehmerische Checkliste für Start-ups mit wichtigen Krankheitssymptomen und erprobten Therapievorschlägen.

Mit einer guten Portion Humor verpackt, erkennt man unschwer, dass Start-ups und der menschliche Körper einiges gemeinsam haben. Und es zeigt sich: Diese Analogien können helfen, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie ein Start-up funktioniert, welche Rollen und Verantwortlichkeiten jeder Teil des Unternehmens hat und wie Krankheiten bzw. Probleme bekämpft werden können.

Welche Organe gibt es im Start-up-Körper?

Das System Start-up besteht aus verschiedenen Organen, die sich gegenseitig brauchen und unterstützen. Starten wir mit dem Wichtigsten: Das Team bildet das Herz eines Start-ups. Als einer der stärksten Muskeln im Körper, pumpt das Herz das Blut durch die Adern des Start-ups, hält es am Laufen und ist die Grundvoraussetzung dafür, zu wachsen und Muskeln aufzubauen. Apropos Muskeln: Die meisten Start-ups starten mit kleinen Muskeln, also kleinen Budgets, einem Kernteam und der Basis-Büroausstattung. Durch Finanzierungsrunden und Umsatzsteigerungen können diese Muskeln Stück für Stück aufgebaut werden.

Das Geschäftsmodell ist das Skelett des Start-ups: Wie das menschliche Skelett gibt auch das Geschäftsmodell Struktur und Stabilität. Es ist die Basis des Unternehmens, mit der der gesamte Kreislauf steht und fällt. Dabei ist ein Skelett jedoch nicht starr, sondern kann sich je nach Situation beugen – ohne dabei seine ursprüngliche Form zu verändern. Diese Flexibilität ist wichtig, um Veränderungen und Herausforderungen zu bewältigen, dabei die ursprüngliche Geschäftsidee aber nicht zu vergessen.

Zu guter Letzt: Die Kommunikationskanäle, sprich Website, Social Media und Marketing, symbolisieren das Gesicht eines Start-ups. Sie sind in der Regel die ersten Berührungspunkte, die ein(e) Kund*in oder Nutzer*in mit einem Start-up hat. Sie spiegeln somit die Identität des Start-ups wider und kommunizieren das Angebot, also die Dienstleistung oder das Produkt, sowie die Unternehmenswerte nach außen. Ein offenes und freundliches Gesicht ist eine wichtige Voraussetzung, um mit Kund*innen, Talenten und Investor*innen in Kontakt zu kommen.

Gängige Krankheitssymptome und Therapien

Je nach Krankheitsbild können verschiedene Heilmethoden angewendet werden:

  • Nährstoffmangel: Ein Nährstoffmangel kann über einen Bluttest festgestellt werden. Wie beim Menschen gibt es dabei Richtwerte, die möglichst nicht über- oder unterschritten werden sollten. Bei einem Start-up kann ein „Bluttest“ über eine Analyse des Soll- und Ist-Zustands durchgeführt werden. Der Soll-Zustand zeigt den Richtwert an und der Ist-Zustand, wo auf der Skala sich das Start-up aktuell befindet. Bei großen Abweichungen der Werte kann man von einer Mangelerscheinung sprechen. Diese kann dann zum Beispiel über frisches Kapital, personelle Verstärkung oder neues Equipment behoben werden.
  • Entzündungswerte: Wenn der Bluttest mit einem Negativ-Befund zurückkommt, sollten auch die Entzündungswerte gecheckt werden. Das bedeutet: Hat sich der Mangel bereits auf das Team ausgewirkt? Gibt es Unstimmigkeiten, weil beispielsweise Zuständigkeiten nicht klar aufgeteilt sind? Hier hilft es dann einerseits, den Mangel (s.o.) zu beheben und andererseits gleichzeitig die Symptome zu behandeln – sprich: aktiv auf das Team zuzugehen und seine Bedürfnisse zu besprechen bzw. umzusetzen.
  • Rückenschmerzen: Durch falsche Bewegungen oder unnatürliche Haltung können Rückenprobleme entstehen. In der Start-up-Welt bedeutet das: Das Skelett, also das Geschäftsmodell, wurde womöglich zu sehr oder zu schnell verbogen. Da es buchstäblich das Rückgrat des Start-ups ist, muss man hier besonders vorsichtig vorgehen und besser nicht zum Knochenbrecher gehen. Veränderungen innerhalb des Geschäftsmodells sind ganz natürlich, müssen aber in kleinen Schritten vollzogen werden – ansonsten tut es weh.
  • Blässe und Augenringe: Beides ist keine richtige Krankheit, aber dennoch Ausdruck davon, dass etwas nicht ganz optimal läuft. Das Erscheinungsbild eines Start-ups sollte jedoch vor Kund*innen, Investor*innen und potenziellen Talenten gepflegt und frisch wirken. Entdecken Gründer*innen, dass dies nicht der Fall ist, sollten sie auf die Suche nach dem Problem gehen.

Vorbeugende Therapien

Natürlich ist es am besten, Krankheitssymptome gar nicht erst aufkommen zu lassen. Wie so häufig, hilft es auch dem Start-up-Körper, regelmäßig Sport zu treiben. Nur wer sich anstrengt, kann etwas erreichen. Und ja, auch Schwitzen und Muskelkater gehören dazu. Geduld ist dabei jedoch ein wichtiges Attribut, um das Herz bzw. Team nicht zu überanstrengen oder das Skelett bzw. das Geschäftsmodell durch falsches Trainieren so zu belasten, dass es nicht mehr standfähig ist. Langsamer Muskelaufbau ist ohnehin gesünder und langfristig erfolgreicher.

Aktiv zu sein, heißt aber nicht nur, Sport zu machen. Wertvolle soziale Verbindungen können im Sportverein, auf Veranstaltungen oder über gemeinsame Kontakte geknüpft werden. Rege Gespräche erweitern nicht nur den Horizont, sie halten auch den Kopf fit.

Gegen viele Erkrankungen kann man sich zudem impfen lassen. Die beste Impfung ist dabei Know-how. Dieses lässt sich auf drei Arten ins Unternehmen holen: entweder durch Fortbildungen für das Bestandsteam, durch das Einstellen von qualifizierten neuen Mitarbeitenden oder über externe Berater*innen wie Business Angels und Frühphaseninvestor*innen. Letztere stärken dabei nicht nur mit ihrem Wissen, sondern auch mit ihren finanziellen Mitteln die Abwehrkräfte des Start-ups.

Gesundheits-Checkliste für Start-ups

  • Laufanalyse: Wie performt euer Geschäftsmodell auf dem Markt? Sind die Umsätze und der Cashflow stabil? Reagiert das Unternehmen flexibel auf Veränderungen?
  • Sporttest: Macht ihr regel­mäßig „Sport“? Dazu zählt nicht nur Gehirnjogging, also die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells, sondern auch die Unterstützung der Mitarbeitenden in Fortbildungen – damit sie gesund und stark bleiben.
  • Blutwerte checken: Gibt es Mangel­erscheinung und/oder erhöhte Entzündungswerte?
  • Vereinsamung: Seid ihr ausreichend unter Menschen, knüpft Kontakte und tauscht euch aus?
  • Der Blick in den Spiegel: Repräsentieren die Website, Social-­Media-Kanäle und das Marketing die Produkte und Werte des Unternehmens noch korrekt? Schließlich ist bei Start-ups in diesem Bereich viel Bewegung. Für Außenstehende muss jederzeit die aktuelle Identität ersichtlich und verständlich sein.
  • Vorbeugung: Ist der Impfschutz aktuell?

Auf gute Gesundheit

Um die Gesundheit seines Start-ups zu prüfen, gilt es also, internes und externes Feedback für sämtliche Bereiche rund um das Unternehmen einzuholen und seinen Status einzuschätzen. Wie wichtig das ist, wurde hoffentlich durch den Vergleich mit Krankheiten deutlich.

Der Autor Maximilian Block ist Geschäftsführer des Frühphaseninvestors ESB Invest sowie Gründer und Landessprecher des Bundesverbands Deutscher Startups sowie Digitalisierungsbotschafter.

Co-Founder Break-Up

Was tun, wenn das Gründungsteam zerbricht? Insights und Learnings.

Über die Hälfte aller gescheiterten Start-ups lösen sich aufgrund von Streitigkeiten im Team auf. Die Dunkelziffer liegt sogar noch höher. Als Gründercoach weiß ich, dass nur wenige darüber sprechen. Umso wertvoller, dass Christian Schiller, CEO von cirplus, über die Trennung mit seinem Co-Gründer Rede und Antwort steht.

Der Psychologe Howard Markman und die Therapeutin Esther Perel unterteilen die Gründe für Konflikte im Team in folgende drei Gruppen:

  • Die erste Gruppe ist Macht und Kontrolle. Wer hat das Sagen in Fragen rund um Geld, Mitarbeitende oder Zukunftspläne? Wer spricht primär mit Investor*innen in Meetings? Wer lässt andere außen vor?
  • Die zweite Gruppe ist Fürsorge und Vertrauen. Vertrauen ist die Grundlage für eine funktionierende Beziehung. Esther Perel erklärt: „Konflikte, die auf Fürsorge und Nähe beruhen, gehen immer auf gebrochenes Vertrauen zurück, auf Aussagen der Art ,Ich dachte, ich könnte mich auf dich verlassen‘. Wenn das Vertrauen gebrochen ist, erschüttert das alle unsere Annahmen über die Beziehung und unseren Wert in ihr.“
  • Die dritte Gruppe ist jene des Respekts und der Anerkennung. Jahrelang haben beide Gründer*innen Überstunden gemacht. Jetzt wird nur eine(r) in der Presse erwähnt, zu Podiumsdiskussionen auf die Konferenz eingeladen oder in den Vorstand berufen. Da fragt sich der/die andere: Sind ich und meine Arbeit wichtig?

So hat das auch Christian Schiller, CEO von cirplus, erlebt: 2022 hat er sich von seinem Mitgründer Volkan getrennt.

Christian, wie sind die Konflikte entstanden?

„Vorab: Volkan und ich hatten stets eine gute Konfliktkultur. Rückblickend entstanden die Probleme eigentlich erst, als das offene Austragen von Konflikten weniger wurde. Dazu muss man wissen: Volkan und ich haben cirplus von Anfang an Remote aufgebaut – er war in Berlin, ich in Hamburg. Der Druck des Fundraisings im Jahr 2021 lastete schwer auf unserer Beziehung. Unsere Gesprächsintensität bzw.  -qualität nahm im Laufe des Jahres 2021 ab. Wir hatten zwar einen Daily Check-in, aber der war letzten Endes wenig mehr als ein obligatorisches Ritual.

Richtig ernst wurde es dann zum ersten Mal, als ich nach dem erfolgreichen Fundraise das Gespräch mithilfe einer Mediatorin suchte, um den meiner Ansicht nach entscheidenden Grund für unsere zunehmenden Kommunikationsprobleme zu beheben: Volkans abnehmendes Engagement für die Firma – und damit eben genau ein ,Aus-dem-Weg-Gehen‘ von Konflikten, einem ,Loslassen‘ bei wichtigen strategischen Fragen, sodass mir mein wichtigster Sparringspartner abhanden kam. Also entwickelten wir einen Plan.

Wir wollten nach dem erfolgten Seed Fundraise nochmal ganz von vorne starten. Doch Volkan hatte andere Prioritäten. Was war passiert? Wir wurden von der indischen Regierung eingeladen, cirplus bei den versammelten Kunststoffverarbeitern zu repräsentieren. Ich war verhindert, weswegen ich Volkan bat, diese große Gelegenheit für cirplus zu nutzen. Ich spürte den Widerwillen und vorgeschobene Argumente. Kern des Widerwillens war, dass der Termin genau mit dem Besuch eines Festivals zusammenfiel, auf das Volkan sich seit Ausbruch von COVID-19 gefreut hatte. Diese unterschiedliche Priorisierung störte mich massiv und brachte mich final zur Überzeugung, dass wir in dieser Teamkonstellation nicht mehr weitermachen konnten.

Zusammenfassend war die unterschiedlich ausgeprägte Fürsorge für die Firma aufgrund unterschiedlicher intrinsischer Motivation die Ursache all unserer Konflikte. Nicht falsch verstehen: Füreinander waren wir immer da, wenn persönlich etwas schieflief.“

Menschliche Beziehungen haben also immer unterschiedliche (intrinsische) Motivationen, die sich auch dynamisch ändern können. Konflikte werden entstehen. Wie ausgeprägt diese sind, kann man jedoch beeinflussen.

Was tun in Konfliktsituationen?

  • Reden. Die Zusammenarbeit mit einem/einer Coach*in oder Mediator*in kann helfen. Aber hier muss sichergestellt werden, dass beide Parteien ein Mitspracherecht haben, mit wem sie arbeiten. Ich habe mit Teams gearbeitet, in denen ein oder mehrere Mitgründer*innen sich nicht wirklich auf den Coaching-Prozess eingelassen haben. Das war für alle eine Verschwendung von Zeit, Emotionen und Energie.
  • Raus. Manchmal ist es nicht gut, sich in einen Konflikt zu stürzen. Man kann noch so viel meditieren und atmen, man ist immer noch von Emotionen umgeben. Dann ist es am besten, sich von der emotionalen Situation zu entfernen. Ich spreche nicht von einem Spaziergang um den Block. Ich spreche von einem dreiwöchigen Urlaub ohne E-Mails, einem Besuch bei den Großeltern und der Möglichkeit, sich zu erden.
  • Revidieren. Konflikte entwickeln sich stufenweise: Wenn man tief in einem Konflikt steckt, der sich schon manifestiert hat, dann ist Trennung eine echte Option. Ein Freund und erfahrener Coach von mir sagt immer: „Trennung ist auch Konfliktlösung.“ Ich sage nicht, dass es in jedem Konflikt einen Punkt gibt, an dem es kein Zurück mehr gibt, aber man muss diese Balance berücksichtigen: Wie viel Energie werden die Trennung und ihre möglichen Nachwirkungen kosten? Wie viel Energie wird es im Vergleich dazu kosten, zu einer produktiven, inspirierenden und energiegeladenen Partnerschaft zurückzukehren?

Christian schildert seine Erfahrungen wie folgt:

„Im Mai 2021 hatten Volkan und ich ein gemeinsames Gespräch – das war die Kehrtwende. Nur weil wir uns auf das Gespräch eingelassen hatten, konnten er und ich den nun folgenden Prozess des Co-Founder-Exits so positiv und kons­truktiv gestalten.

Für Volkan und mich war das wie eine Befreiung. Unmittelbar nach der Aufsichtsratssitzung im Juni, bei der wir diese Entscheidung allen Investor*innen bekannt gaben, fuhren Volkan und ich zu den Leadership Days des RESPOND Programms nach Südfrankreich. Wir hatten besprochen, dass wir den Teilnehmenden mitteilen, dass wir uns trennen würden.

Was dann aber – unabgesprochen – folgte, hat uns emotional tief bewegt. Der Zufall wollte es, dass die mentale Gesundheit in Gründerteams im Fokus einer der Sessions stand. Die Coaches gaben das Mikrofon an die Teilnehmenden  – ca. 50 versammelt im Raum – und Volkan stand auf und öffnete sich komplett, was für ihn als Introvert keine Selbstverständlichkeit war.

Er erzählte, wie leicht er sich jetzt fühlt, dass es für ihn mehr als ok sei, auch ,sein‘ Projekt loszulassen, dass er dankbar dafür sei, dass wir diesen anfänglich schmerzhaften Prozess angestoßen hatten, der ihn zunächst in große Verunsicherung und Selbstzweifel führte. Ich saß im Publikum mit Gänsehaut: Hier sprach sich einer den ,Struggle‘ von vier Jahren Früh­phasen-Start-up von der Seele und man konnte Volkan beim Aufatmen und Aufleben förmlich zuschauen. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die anderen Anwesenden zu inspirieren und klarzumachen, dass ,Start-up-­Verlassen‘ nicht gleich „Scheitern“ bedeutet, im Gegenteil. Eine Botschaft, die ­insbesondere mission-driven Gründungsteams wirklich verinnerlichen sollten.“

Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

„Zwei Monate später schloss sich das Kapitel des gemeinsamen Unternehmensaufbaus, auch wenn Volkan Mitglied des Boards bleibt. Für alle Angestellten war es eine Erleichterung zu sehen, in welch positiver Stimmung Volkan die Firma verließ und dass er und ich keine verbrannte Erde hinterließen. Ich habe nach seinem Abgang erstmal den Kontakt vermieden, auch um den Schnitt wirklich durchzuziehen. Volkan folgte einem seiner großen Träume und ging auf ein vierwöchiges Yoga-Retreat in Indien, ein zweiwöchiges Vipassana Medita­tion Retreat in Nepal und wanderte sich die Haken wund in den Bergen des Himalayas. Zwischen den Jahren traf ich ihn dann zum ersten Mal: Acht Kilo leichter und befreit von den Zwängen der Unternehmensführung saß er vor mir – mein Mitgründer und enger Freund –, dem anzusehen war, dass er eine der besten Entscheidungen für sich getroffen hatte.“

Klar ist: Konflikte sind ein Zeichen dafür, dass Veränderung notwendig ist. Sie können also eine Chance für persönliches und strukturelles Wachstum sein. In einer gesunden Gründer*innenbeziehung erkennen beide Seiten die Ursache eines Konflikts und arbeiten an seiner Lösung.

Wie kann diese Fähigkeit trainiert werden?

  • Communication is key. Sprecht über die möglichen Konflikte und überlegt von Beginn an, wer die Person ist, die ihr im Konfliktfall zu Rate ziehen könnt. Und findet heraus, was den einzelnen Gründer*innen am meisten am Herzen liegt. Es gibt einen Unterschied zwischen der Position des Mitgründenden und seinem/ihrem wirklichen Interesse. Es gibt einen Unterschied zwischen Interessen und Positionen. Frag dich selbst: Was ist wichtig, um deine Situation zu verstehen? Was ist die eigentliche Herausforderung? Das Erforschen der Motive und Wahrnehmungen deines/deiner Mitgründer*in hilft dir, eine neue Perspektive zu gewinnen. Sie hilft dir, den Ursachen auf den Grund zu gehen.
  • Triggerauslöser. Gründer*innen stehen ständig unter Stress, der Unsicherheit auslösen kann. Unsicherheit löst Konfliktverhalten aus, das von unserem Unterbewusstsein gesteuert wird. Wir alle werden von anderen Menschen getriggert. Wenn wir getriggert werden, löst eine Handlung ein unbewusstes Protokoll aus. Ausgelöst zu werden ist Teil unseres Reptiliengehirns. Wir müssen uns unsere Triggerpunkte also bewusst machen. Wenn du weißt, wie du und dein(e) Partner*in sich in einer Konfliktsituation verhalten, kannst du Verständnis schaffen. Konflikte äußern sich normalerweise in Form von Kampf, Flucht oder Erstarrung. Zu verstehen, woher dein Konfliktverhalten kommt, kann dir helfen, deine Beziehung zu Konflikten besser zu verstehen. Wir lernen unser Konfliktverhalten in der frühen Kindheit. Der wichtigste Schritt ist jedoch die Bewusstwerdung: Du musst lernen zu erkennen, wann dein Gehirn in den „Konfliktmodus“ schaltet.
  • Bereitet euch vor. Wenige Gründungsteams setzen sich präventiv mit der Frage auseinander, wie sie im Konfliktfall miteinander umgehen wollen. In Beteiligungsverträgen sind meist nur Leaver-Klauseln enthalten, die der/die Gesellschafter*in ziehen kann. Wie ein guter Ehevertrag sollte auch ein Gründungsvertrag in guten Zeiten geschrieben werden. Hier sollten alle Eventualitäten festgehalten und mit den Investor*innen besprochen werden. Und macht es euch zur Gewohnheit, Konflikte zu lösen. Macht einen Rückblick, der euch zu beurteilen hilft, ob ihr in eurer Beziehung auf dem richtigen Weg seid. Ein Format, das ich gern in Sitzungen verwende, ist: Ich mag, ich wünsche, ich frage (I like, wish, wonder). Mit diesem Ansatz bringt man ganz natürlich konstruktiven Redefluss in Teams.

Am Ende kann ich allen Gründer*innen nur ans Herz legen: Eure gemeinsame Reise als Gründende ist wahrscheinlich lang und entbehrlich. Ihr verbringt mehr Zeit miteinander als mit anderen Menschen. Wenn ihr auf diese Zeit zurückblickt, werden das die wertvollsten Erinnerungen sein.

Der Autor Julius Bachmann hat profunde Erfahrungen als Investor, CFO, Gründer und Berater. Als Executive Coach arbeitete er mit über 150 Gründer*innen, Angel Investor*innen und VCs in ganz Europa zusammen. Sein Ziel: ein menschlicher Führungsstil während unternehmerischer Hochs und Tiefs.

Erfolg ist kein Zufallsprodukt

Warum Strategieentwicklung im Start-up von Anfang an ein Must-have ist.

Wer träumt nicht davon, mit seiner Geschäftsidee innerhalb kürzester Zeit erfolgreich zu sein, vom schnellen Wachstum, einem geglückten Börsengang und satten Gewinnen? Dass es solche Erfolgsstorys gibt, beweisen Start-ups immer wieder. Ist ein solcher Erfolg ein reines Zufallsprodukt? Wohl kaum. „Et hätt noch emmer joot jejange“ – dieser rheinische Glaubenssatz mag für viele Lebenslagen taugen. In Unternehmen ist er generell fehl am Platz. Dies gilt auch für Start-ups. Stattdessen ist Strategiearbeit ein Schlüssel zum Erfolg.

Oftmals erscheinen einem Erfolgsgeschichten von Unternehmern, bei denen nur wenige Jahre zwischen Gründung und geglücktem Börsengang liegen, rückblickend so, als hätten diese lediglich einen aufkommenden Trend intelligent für sich zu nutzen gewusst. Geht die Betrachtung jedoch tiefer, wird offenkundig, dass alle erfolgreichen Gründungen eines gemeinsam haben: Ihnen liegt eine gute Strategie zugrunde. Doch was ist überhaupt eine Strategie? Die wohl einfachste Antwort darauf lautet: Strategie ist der Weg, auf dem du vom Heute zu deinem Wunschziel in der Zukunft gelangst. Wenn du keine Idee davon hast, wo du hinwillst, wirst du deinen Wunschort wohl kaum erreichen – und wenn, dann nur mit sehr viel Glück.

Eine Strategie hilft, begrenzte Ressourcen und Dynamik des Umfelds in Einklang zu bringen

Warum sich Unternehmer*innen mit der Strategieentwicklung befassen sollten, lässt sich auf zwei Gründe reduzieren. Einer davon ist die Knappheit vorhandener Ressourcen. Jede(r) Unternehmer*in – egal ob jung oder am Markt etabliert –, ist gezwungen, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln auszukommen. Effizienz ist gefragt, insbesondere bei Start-ups: Die Zahl der Mitarbeitenden ist oft (noch) sehr klein, die zahlreichen Aufgaben auf wenigen Schultern verteilt. Die Banken halten sich darüber hinaus mit der Vergabe von Startkapital zurück. Und auch die ersten Investor*innenrunden liegen meistens noch in weiter Ferne. Trotz dieser Restriktionen – oder gerade deswegen – ist es für dich als Gründer*in umso wichtiger, deine Zeit und Energie auch in die Strategieentwicklung zu investieren.

Eine Strategie zu entwickeln, erfüllt jedoch noch einen anderen wichtigen Zweck: Sie dient als Kommunikationsplattform – sowohl nach innen betrachtet als auch nach außen hin. Wenn sie für alle Beteiligten verständlich formuliert, nachvollziehbar und überzeugend ist, wird sie dein Team begeistern und entsprechend umsetzen. Sie dient darüber hinaus als Kommunikationsmittel, um das Kapital zu gewinnen, das du zur Weiterentwicklung deiner Geschäftsidee dringend benötigst. Eine Strategie muss deine Stakeholder*innen zu 100 Prozent überzeugen, damit sie deiner Idee und dir als Person ihr Vertrauen schenken und Geld in dich investieren. Ohne Vertrauen kein Kapital.

Der zweite Grund, dich intensiv mit der Strategie zu befassen, lautet Wettbewerb. Kein Unternehmen bewegt sich im luftleeren Raum. Das gilt selbst für jene Start-ups, die Märkte komplett neu erschließen und nach deren Gründung zunächst auf der Erfolgswelle surfen. Auch sie werden irgendwann angreifbar. Hinzu kommt die Dynamik unserer heutigen Welt, in der das einzig Beständige der permanente Wandel ist. Man denke nur an die Entwicklung der letzten drei Jahre zurück: Corona, unterbrochene Lieferketten, Krieg in Europa, Rekordinflation und Energiekrise. Zu diesen makro­ökonomischen Faktoren kommen weitere Trends und Ereignisse hinzu, von denen heute noch niemand so recht weiß, wann und in welcher Form sie eintreten werden, beispielsweise die nächste Pandemie, disruptive Technologien, geopolitische Konflikte, Terroranschläge oder verheerende Naturkatastrophen.

Flexibel agieren und die Strategie immer wieder hinterfragen

Diese Dynamik zu beherrschen – und dies alles mit sehr begrenzten Mitteln –, ist nicht nur für Start-ups, sondern für alle Unternehmen eine komplexe und schwierige Aufgabe. Was die Sache jedoch speziell für Gründer*innen heikel macht: Oftmals fehlt es ihnen an Erfahrungswerten aus der Vergangenheit, da einige Märkte bisweilen komplett neu erschlossen werden. Zwar sind Start-ups häufig sehr agil – und müssen es auch sein! Sie können im Gegensatz zu großen Unternehmen meist viel schneller auf kurzfristige Entwicklungen reagieren. Es mangelt ihnen jedoch nicht selten an einer organisch gewachsenen Organisationsstruktur. Das Start-up-Team ist entweder erst noch am Entstehen oder so schnell gewachsen, dass von Struktur kaum die Rede sein kann. Daraus folgt, dass Gründer*innen sowohl ihre strategischen Ziele als auch ihre Organisationsstruktur an die äußeren Rahmenbedingungen besonders flexibel anpassen müssen. Auch du solltest die Bedürfnisse deiner Kund*innen, das Marktumfeld und nicht zuletzt den Wettbewerb im Blick behalten, um deine Strategie im Bedarfsfall schnell nachjustieren zu können. Das alles natürlich, ohne deine ursprüngliche Geschäftsidee über Bord zu werfen.

Gut gemachte Strategiearbeit setzt durchdachte Planung voraus

Doch wie und wann mit der Strategiearbeit beginnen? Eine nachhaltig tragende Strategie zu entwickeln, funktioniert am besten, wenn du die Entwicklung als einen Prozess begreifst. Damit dir der Einstieg in diesen Prozess gelingt, ist eine gute Planung das A und O. Dazu solltest du dir zunächst die folgenden fünf Fragen beantworten:

  • Was willst du erreichen?
  • Wer legt in deinem Start-up fest, wonach ihr strebt? Wer trifft die zielrelevanten Entscheidungen und führt sie aus?
  • Warum und für wen willst du gerade diese Ziele erreichen?
  • Wo und wann willst du deine Ressourcen und Kompetenzen einsetzen?
  • Wie sollen Ressourcen und Kompetenzen eingesetzt werden?

Beginnen solltest du mit der Entwicklung deiner Strategie dann, wenn deine Geschäftsidee ausgereift ist, wenn du beispielsweise einen Prototyp fertig entwickelt hast. Spätestens loslegen ist dann angesagt, wenn von Investor*innenseite das erste Geld fließen soll und du Banken oder sonstige Investor*innengruppen mit ins Boot holst.

Nimm deine Strategieentwicklung selbst in die Hand und binde dein Team mit ein

Wichtig ist, dass du den Prozess der Strategieentwicklung selbst gestaltest und keine externen Berater*innen damit beauftragst. Betrachte zunächst deine Ausgangslage, trage quantitative und qualitative Daten zusammen und analysiere diese intensiv. Setze dich mit den für dich relevanten Märkten, deinen Wettbewerber*innen und den Bedürfnissen deiner Kund*innen aus­einander. Reflektiere die Ergebnisse, fokussiere dich auf das Wesentliche und entwickle die Maßnahmen, mit denen du dein Ziel am besten erreichst. Indem du dich dabei an fest definierte Prozessschritte hältst, gibst du dem Prozess deiner Strategieentwicklung eine Struktur. Dies sorgt für Klarheit, Transparenz und zudem für ein gemeinsames Verständnis bei allen Beteiligten. Das wiederum hilft dir, die Strategie zu verinnerlichen und sie in deinem Start-up zu implementieren. Natürlich ist die Entwicklung einer Strategie immer mit Arbeit und Mühen verbunden. Aber es macht auch sehr viel Spaß, wenn ihr die Sache gemeinsam und zielgerichtet anpackt. Und es spart obendrein Geld, wenn euch keine Flut an PowerPoint-Folien und Excel-Tabellen von externer Seite präsentiert wird, mit der letztendlich niemand so recht etwas anzufangen weiß.

Strategiearbeit endet nie

Bis zur Formulierung deiner fertigen Strategie solltest du mit einem Zeitraum von mindestens drei Monaten rechnen. Diese umzusetzen, wird hingegen sehr viel länger dauern. Und wirklich fertig wirst du mit der Strategiearbeit nie, da sie ein in sich geschlossener Prozess ist. Die Welt dreht sich weiter, sodass du auch in Zukunft deine Strategie immer wieder hinterfragen und nachschärfen solltest. Indem du diesen Workflow in den operativen Alltag deines Start-ups integrierst und ihn nicht als notwendiges Übel, sondern als Chance betrachtest, legst du den Grundstein zu deinem Erfolg.

Die Autoren

Christian Underwood ist Gründer mehrerer Start-ups. Gemeinsam mit Prof. Jürgen Weigand hat er 2022 das Düsseldorfer Unternehmen StrategyFrame aus der Taufe gehoben. Dieses bietet Strategiemacher*innen mit dem gleichnamigen Produkt eine Strategy-as-a-Service-Lösung auf analoger und digitaler Ebene, www.strategy-frame.com

Prof. Jürgen Weigand ist Professor für Ökonomie und Akademischer Direktor des Instituts für Industrieökonomie sowie des Instituts für verantwortungsvolle Unternehmensführung an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar

Change Management: Keine Angst vor Veränderungen

Wir zeigen, wie gutes Change Management effizient gelingen kann.

Auf das Thema Change Management reagieren viele mit Abwehr oder Angst vor Veränderung. Dabei ist Veränderungsmanagement vielfach der Schlüssel für den Erfolg eines Unternehmens und zufriedenere Mitarbeitende. Wie kann also Change Management zur Zufriedenheit aller beteiligten Stakeholder eingesetzt werden und warum sind Kommunikation und Empowerment dabei die entscheidenden Erfolgsfaktoren?

Der richtige Zeitpunkt für Veränderung

Change Management ist die systematische Anpassung eines Unternehmens an sich wandelnde Umstände. Es ist deswegen so wichtig, weil es Unternehmen mittels einer Reihe von Methoden und Prozessen dabei unterstützt, sich an Veränderungen anzupassen, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen. Durch ein gutes Veränderungsmanagement können Firmen den inneren Widerstand verringern, der bei Umgestaltungen häufig aufkommt. Deswegen hängt auch der Zeitpunkt, wann ein Unternehmen spätestens einen Change-Management-Prozess anstoßen sollte, von verschiedenen Faktoren ab, je nachdem, was das Unternehmen konkret verändern möchte: Ein guter Zeitpunkt ist, sobald firmenintern eine signifikante Änderung der Strukturen, Prozesse oder Technologien erfolgen soll. Damit ist beispielsweise eine Umstrukturierung einer Abteilung, eine neue Unternehmensstrategie oder die Einführung einer neuen Technologie gemeint.

Wichtig ist, dass der Prozess so früh wie möglich angestoßen wird. Das Schöne am Change Management ist, dass es ein universelles Werkzeug für wirklich jedes Unternehmen ist, das die eben genannten Veränderungen in seinem Geschäftsbetrieb umsetzen möchte. Dabei hängt die Dauer der Umstellung stark von der Komplexität und dem Umfang des Veränderungsprozesses ab. In der Regel kann man aber von einer Zeitspanne von mindestens einigen Monaten ausgehen, in einigen Fällen sogar bis zu mehreren Jahren.

Erfolgreich wandeln in fünf Phasen

Für die Durchführung eines Change-Management-Prozesses gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Frameworks. Bekannte Modelle sind beispielsweise das nach Lewin, nach McKinsey, Kübler-Ross oder der Psychotherapeutin Virginia Satir. Gemeinsam ist all diesen Frameworks, dass sie von unterschiedlichen Phasen ausgehen, die eine tiefgreifende Veränderung normalerweise begleiten, wie etwa Schock, Widerstand, Angst, Verleugnung etc. Am Ende eines gelungenen Change-Management-Prozesses steht immer die Akzeptanz des Neuen, das dann wertstiftend in die eigene Persönlichkeit und das eigene Umfeld integriert werden kann.

Da Unternehmen in der Mehrzahl hierarchisch organisiert sind und wenn die Veränderung ein klar definiertes Ergebnis und einen bekannten Lösungsweg hat (Leitfragen: „Was wollen wir erreichen?“ sowie „Wie erreichen wir es?“), empfehle ich das Phasenmodell des traditionellen Projektmanagements, das fünf folgende Phasen umfasst:

Phase 1: Analyse und Initiierung

Hier geht es um eine Bestandsaufnahme und die Ermittlung des Ist-Zustands im Hinblick auf die Frage, ob ein Prozess oder eine Aktivität geändert werden müssen.

Phase: 2 Planung

Im zweiten Schritt steht die Entwicklung eines Change-Konzepts und die Erstellung eines entsprechenden Plans im Vordergrund.

Phase 3: Umsetzung

In dieser Phase wird das Change-Konzept implementiert und der Change-Plan umgesetzt.

Phase 4: Kontrolle

Diese Phase dient der Überwachung des Change-Prozesses und stellt die Ermittlung von Abweichungen sicher.

Phase 5: Abschluss

In der letzten Phase wird der Change-Prozess in der Rückschau bewertet, die neuen Prozesse und Systeme werden überwacht und es wird ein Abschlussbericht erstellt.

Selbst in diesem traditionellen Modell gibt es den so genannten „Change Request“, der Veränderungen berücksichtigt. Bei Veränderungsanliegen, bei denen das Ergebnis sich im komplexen Raum (siehe Stacey-Diagramm) befindet, also das „Was“ und „Wie“ eher unbekannt sind, kann es helfen, ein agiles Framework zu nutzen. So können Veränderungen in kleinen Teilabschnitten umgesetzt und im Nachgang kontrolliert werden, bevor der nächste Schritt erfolgt.

Vollständig agil beispielsweise mittels SCRUM in Sprints zu arbeiten, ist insbesondere bei vielen Ungewissheiten der neuen Umgebung ein hilfreiches Vorgehen. Der Plan-Do-Check-Act-Kreislauf, auf dem SCRUM letztendlich basiert, ist vielen Unternehmen im Bereich der Qualitätssicherung bereits bekannt. Dem Artefakt „Check“ des PDCA-Kreislaufs oder in SCRUM das „Review“ und die „Retrospektive“ sind dabei von besonderer Bedeutung, da sie alle Stakeholder einbeziehen und den Veränderungsprozess prägen.

Das Ziel und die Umwelt diktieren also die richtige, nämlich erfolgversprechende Taktik.

Impulse der Führungsebene

Gutes Veränderungsmanagement beginnt mit einer klaren Vision des Führungskreises, wie und wohin sich das Unternehmen in der Zukunft entwickeln möchte. Wenn sich die Verantwortlichen dafür einsetzen, schaffen sie ein Umfeld, in dem sich die Mitarbeitenden auf die anstehenden Veränderungen innerlich vorbereiten können. Denn wer die Chancen von Veränderung nachvollziehen kann, akzeptiert sie leichter. Um alle beteiligten Unternehmensbereiche wertstiftend in den Veränderungsprozess zu integrieren, sollte zunächst ein Change-Management-Team oder ein Change Management-Beauftragter ausgewählt werden, das oder der die Verantwortung für die Umsetzung des Veränderungsprozesses übernimmt. Handelt es sich dabei um ein ganzes Team, sollte es aus Personen aller beteiligten Unternehmensbereiche gebildet werden und interdisziplinär aufgestellt sein. Es hilft den involvierten Abteilungen, wenn es Zeitpläne erstellt, Ressourcen bereitstellt und den Fortschritt überwacht.

Drei Basisregeln für die Zusammenstellung eines Change-Management-Teams:

1. Fähigkeiten erkennen: Die Beteiligten eines Change-Management-Prozesses sollten bestimmte Skills haben, damit der Wandel gelingen kann. Dazu zählen – neben dem technischen und organisatorischen Wissen – Attribute wie Kommunikationsstärke, Stakeholdermanagement, Geduld und Führungsvermögen. Natürlich müssen sich diese Fähigkeiten nicht in einer einzelnen Person bündeln – besser noch ist es, wenn das Team möglichst verschiedene Blickwinkel abbildet.

2. Ressourcen gewähren: Veränderungsmanagement ist durchaus anstrengend, was nicht nur an der anstehenden Veränderung als solcher liegt, sondern auch am zeitlichen Aspekt. Daher ist es wichtig, dass die beteiligten Akteure während des Prozesses auf die oben genannten Ressourcen zurückgreifen können. Tun sie das nicht, kommt es zu Verzögerungen, Frust und Fehlern.

3. Vertrauen schenken: Denn das ist die Basis, um sich überhaupt auf die Veränderung innerlich einzulassen und sie dann im Außen auch erfolgreich durchziehen zu können.

Negative Abwehrhaltung durchbrechen

Wichtig sind dabei vor allem regelmäßige Feedbackschleifen zwischen den Abteilungen und dem Change-Management-Team, weil nur so sichergestellt werden kann, dass sich die gemeinsam beschlossenen Änderungen erfolgreich implementieren lassen. Neben diesen formalen Aspekten ist eine wertschätzende und kooperative Haltung aller Teammitglieder ungemein hilfreich.

Dass man dabei nicht immer von Anfang an bei allen Beteiligten auf Akzeptanz stößt, darf nicht verwundern. Meist hängt eine Abneigung damit zusammen, dass Change-Management-Prozesse eine Veränderung einleiten, die einen Abschied bedeutet von Gewohntem, das Sicherheit suggeriert. Das kann dann bei manchen Beteiligten zu negativen Gefühlen führen, die mit der Angst vor dem Unbekannten zusammenhängt. Letztlich ist diese menschlich und auch bis zu einem gewissen Ausmaß normal. Jede und jeder von uns war sicherlich schon einmal in einer völlig neuen Situation, die nicht steuerbar schien und auf die wir dann mit Abwehrmechanismen reagiert haben. Bei Veränderungsprozessen in Unternehmen können solche Gefühle besonders dann ausgelöst werden, wenn sich die Mitarbeiter durch das Neue bedroht oder überrumpelt fühlen und ihnen nicht genügend Informationen oder Zeit gegeben wurde, um die Veränderungen zu verstehen. Führungskräften kommt die wichtige Aufgabe zu, Sicherheit und klare Ziele zu vermitteln und als Vorbild voranzugehen.

Wertschätzung und Kooperation

Ein gelungenes Change Management bindet alle ein. Denn wer die Notwendigkeit von Veränderung nachvollziehen kann, ihre Chancen, aber auch die damit verbundenen Risiken sehen darf, kann einen Change auch akzeptieren. Ein solches Einbeziehen kann beispielsweise über Workshops oder Schulungen geschehen. Wichtig ist, jegliche Bedenken und Zweifel, aber auch alle Ideen und Meinungen der Mitarbeiter aufzugreifen und ernst zu nehmen und alle ganz aktiv in den Veränderungsprozess einzubinden. Empathie zu den Beteiligten ist entscheidend und vermittelt Verständnis und Akzeptanz. Dies bedeutet nicht, dass Einigkeit beim Vorgehen herrschen muss oder Entscheidungen demokratisch getroffen werden. Zudem ist es hilfreich, positionsunabhängig diejenigen Mitarbeitenden einzubinden, die einen starken positiven Einfluss auf ihre Teammitglieder haben. Denn diese Personen haben meist eine Vorbildfunktion und beeinflussen, vergleichbar mit „Influencern“ in den sozialen Medien, mit ihrem Standpunkt und Verhalten ihr Umfeld.

Geduld ist die Mutter jeder Veränderung

Wichtig ist, nicht davon auszugehen, dass die angestoßenen Veränderungsprozesse sofort für alle sichtbare Endergebnisse liefern. Gutes Veränderungsmanagement ist nachhaltig und daher braucht es Zeit, bis sich die erwarteten Ergebnisse zeigen. Es bietet sich an, Erfolgskriterien auf dem Weg dahin zu schaffen, die sich messen lassen. Auch vier von fünf Sterne in einer Umfrage sind ein solches Messergebnis.

Der Autor Rafael Koch ist Head of Customer Success bei Operations1. Zusammen mit seinem Team führt er die Operations1-Software bei den Kund*innen ein und hat schon viele Change-Management-Prozesse erfolgreich begleitet.

Gründen als Crowd-Company

Was unterscheidet das Gründen im Web3 von einer klassischen Gründung und welche Vor- und Nachteile bietet eine Crowd-Company?

Klassischerweise funktioniert eine Gründung wie folgt: Zunächst benötigst du eine Idee und (zumeist) ein Team, welches bereit ist, diese Idee umzusetzen. Wichtig ist es zudem, die rechtlichen Rahmenbedingungen einzuhalten. Dann kann dein Team anfangen, die Idee umzusetzen und das Unternehmen zu skalieren. Hierzu werden besondere Ressourcen benötigt, die du selten aus eigener Kasse bewältigen kannst. Entsprechend ist eine Finanzierung durch Beteiligungen gefragt, um die Skalierung schneller auszuführen. Genau an diesem Punkt lassen sich Strukturen und Technologien aus dem Web3 einsetzen.

Gründen im Web3

Die Gründung im Web3 verläuft ähnlich wie die zuvor geschilderte klassische Gründung. Allerdings wird deine Idee in einem Whitepaper festgehalten. Der Plan, wie die Idee erreicht werden soll, wird zudem in Form von einzelnen Schritten in einer Roadmap aufgeschrieben. Natürlich kannst du einen Businessplan oder technische Berichte hinzufügen, um das Vertrauen deiner Investor*innen zu stärken. Ist das erledigt, ist dein Unternehmen bereit, eine Crowd-Company zu werden.

Auf der Suche nach Investor*innen für deine Crowd-Company können dir Venture-Capital-Unternehmen wie beispielsweise CryptoSpaceFleet helfen. Diese sind in der Regel selbst Crowd-Companys, die sich aktiv für eine dezentrale Zukunft einsetzen und jungen Unternehmen mit Marketing, Finanzierungen und Expertise zur Seite stehen. Zudem besteht die Möglichkeit, dezentrale Plattformen, die so ähnlich wie Kickstarter funktionieren, in Anspruch zu nehmen. Eine solche ist DAO-Maker. Sie ist selbst eine Crowd-Company und bietet einen eigenen Token an, dessen Besitzer*innen mit abstimmen können, welche Crowd-Companys sich bei DAO-Maker präsentieren dürfen.

Crowd-Company und Anteilseigner*innen

Was geschieht nach dem Kauf eines Anteils an deiner Crowd-Company, sei es nun in Form von NFTs, also Non Fungible Token, oder Token? Die Käufer*innen werden Mitglieder eines DAOs. Noch ein neuer Begriff: DAO steht für dezentrale autonome Organisation. Diese Organisation funktioniert ähnlich wie eine Aktiengesellschaft, mit dem entscheidenden Vorteil der Dezentralität. Die Investitionen der Anteilseigner*innen werden in einem gemeinschaftlichen Wallet, einem Konto für Kryptowährungen, gesammelt. Entscheidungen für die Zukunft des Unternehmens werden durch eine dezentrale Wahl bestimmt. Es gilt: Je mehr Token oder NFTs Investor*innen halten, desto höher ist ihr Stimmrecht.

Jede(r) Anteilseigner*in kann Ideen und Vorschläge zur Abstimmung einreichen. Im Gegensatz zu Aktienunternehmen lassen sich diese Abstimmungen auch kurzfristig und häufiger als einmal im Jahr durchführen. Jede(r) Investor*in kann zugleich Teil deines Teams werden und so deinem Unternehmen nicht nur mit Geld, sondern auch mit Wissen, Netzwerk und Fähigkeiten zur Seite stehen. Dadurch entsteht ein adhokratisches Unternehmen. Die Adhokratie wird als das Gegenteil der Bürokratie betrachtet. Sie hat eine organische Struktur, ist dezentralisiert und bietet flexiblere und schnellere Reaktionsabläufe.

Dank der Durchsichtigkeit der Blockchain kann jederzeit von jedem/jeder eingesehen werden, wer wie viele Anteile an deinem Unternehmen hält. Außerdem lassen sich mithilfe der Blockchain Dividenden zahlen, die nachvollziehbar bei jedem/jeder einzelnen Investor*in ankommen. Sollte ein(e) Investor*in Anteile veräußern, werden die Dividenden automatisch an den oder die neue Besitzer*in der Anteile ausgeschüttet. Ohne bürokratischen Aufwand und ohne Mittelsleute. Dank der Blockchain sind auch alle Daten fixiert und es können keine neuen Anteile inflationär auf den Markt gebracht werden.

Ein Positivbeispiel aus der deutschen Blockchain-Community für eine erfolgreiche Crowd-Company ist INUKO. Das Start-up wurde durch ein Kernteam aufgebaut, welches sich Vertrauen durch die eingehaltene Roadmap erarbeitete. Das Produkt der Crowd-Company ist ein Zahlungssystem, welches es Onlineshops ermöglichen soll, Kryptowährungen zu akzeptieren. Der INUKO Token wurde durch einen sogenannten stillen Launch veröffentlicht. Wer Interesse an dem Projekt hatte und dem Team vertraute, konnte sich sehr günstig einkaufen.

In einer demokratischen Abstimmung wurde ein Vertreter für die deutsche Gruppe gewählt und gemeinsam ein Administratorenteam aufgebaut, das die deutsche Community von aktuell über 1300 Mitgliedern verwaltet und Marketingaktionen plant. Die Mitglieder sind ein Teil der Investor*innen, die zu einem großen Team zusammengewachsen sind. So entstanden allein aus der Community heraus Produkte wie beispielsweise vergoldete Münzen, Energy Drinks oder Feuerzeuge mit dem INUKO-Logo.

Zwischenzeitlich betrug der Market Cap von INUKO knapp sieben Millionen Euro. Einige Investor*innen haben ihre Gewinne realisiert, aktuell zählt INUKO über 2500 Investor*innen, die mithilfe von Gewinnspielen, sogenannten Memes, und Social-Media-Aktionen gemeinsam internationale Marketingstrategien fahren.

Eine Crowd-Company hat aber auch Nachteile. Aktuell ist das Web3 nahezu ungeregelt. Das bedeutet, alles steht und fällt mit dem Team. Wenn dieses nicht vertrauenswürdig ist, kann es sich mit dem Geld aus dem Staub machen und die Investor*innen prellen. Für dich als Gründer*in ist es nur schwer nachvollziehbar, wer deine Investor*innen überhaupt sind.

Lohnt das Gründen im Web3 als Crowd-Company?

Das Gründen als Crowd-Company bietet dir als Start-up-Gründer*in viele Chancen, das eigene Unternehmen rasch zu skalieren. Du profitierst von neuen Learnings, einem riesigen Netzwerk, einer schnellen Finanzierung und einem durchsichtigen Gesamtkonstrukt – das Ganze abseits von Crowdfunding-Plattformen, die deinen Umsatz schmälern.

Außerdem ist eine Crowd-Company für Investor*innen jeder Größenordnung zugänglich. Diese haben allerdings im Web3 verstärkt die Aufgabe, das Team hinter dem Produkt zu analysieren. Denn mit dem Team steht und fällt die Crowd-­Company. Und nicht zu vergessen: Durch die fehlende Reglementierung ist es möglich, einen Totalverlust mit einer Investition zu erleiden, wenn die Recherche nicht ausreichend ausgefallen ist.

Die Autoren
Roman Engel ist Gründer von Daubit, einem App-Entwicklungsunternehmen, das App-Lieferant für viele DAX-notierte Unternehmen ist. 2021 gründete er zudem den Venture Capital Club CryptoSpaceFleet. Dieser zählt über 500 aktive Investor*innen, die gemeinsam auf der Suche nach frischen Ideen im Blockchain-Bereich sind.

Philemon Duhm arbeitet gemeinsam mit Roman Engel an der CryptoSpaceFleet und vertritt die Interessen des Venture Capital Clubs international.

Was hätten Wirtschaftsvordenker*innen zur Arbeit in Start-ups gesagt?

Diese Frage war eine von vielen auf der Fachkonferenz „Arbeit geben – Arbeit nehmen“ diesen Monat in München. Hier die spannenden Antworten und Erkenntnisse aus Start-up-Sicht.

Zur Fachkonferenz eingeladen hatten Experten in Sachen Arbeitsverhältnisse: Die Connect Neustadt GmbH hat bereits 5.000 Menschen wieder in Arbeitsverhältnisse integriert und fast 8.000 für neue Positionen qualifiziert. Neben Start-ups und Datenspezialist*innen war der Bereich Wissenschaft prominent vertreten: Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher, Präsident der Münchner Hochschule für Philosophie ordnete ein, wie der berühmte Wirtschaftstheoretiker Adam Smith die heutige Arbeitswelt sehen würde.

Start-ups bezeichnen sich selbst gern als dynamisch, hierarchiefrei und sozial. Ein kurzer Ausflug zu den Twitter-Accounts von Start-up-Beschäftigten macht deutlich, dass diese Versprechen nicht immer eingelöst werden: "Dynamisch ist, wenn du keinen eigenen Schreibtisch hast und dein Feierabend sich ständig verschiebt“ - "Vollzeit-Anstellung in dynamischer Start-up-Atmosphäre heißt Obstkorb, aber wenig Gehalt, oder?“.

Wer mit großen Gehaltserwartungen in ein Start-up kommt, so Amelie Binder, die Gründerin von CargoKite und eine der Sprecherinnen auf dem Podium, hat tatsächlich die falsche Entscheidung getroffen. Die meisten Menschen, so Amelie Binder von CargoKit, könnten mit einer 35-Stundenwoche in einem traditionellen Unternehmen mehr verdienen als bei einem Newcomer. Aber welche traditionelle Firma entwickelt schon Drachensegel, mit denen kleine Containerschiffe in Zukunft klimaneutral über die Meere fahren sollen? Und einen Entwicklungsschritt weiter sogar ohne Mannschaft und Kapitän. Bei solch spannenden Themen eng mitzuarbeiten und schnell Verantwortung zu übernehmen sei für viele Bewerberinnen und Bewerber wichtiger als ein hohes Gehalt. Anders als bei den großen Playern sind Design und Marketing nicht abgeschottet in einer anderen Etage der Firmenzentrale, sondern arbeiten mitten im Team. So ist die Entwicklung von Produkt und Firma für jeden Mitarbeitenden im Joballtag unmittelbar erlebbar.

Dazu kommt, dass Start-ups fast immer etwas garantieren können, was bei alteingesessenen Betrieben gerade erst mühsam erlernt wird: Der genderneutrale Umgang mit allen Mitarbeitenden und der sensible Blick auf das Thema Gleichbehandlung. Blickt man auf die Arbeitsbelastung in vielen jungen Unternehmen, so Amelie Binder, sei aber die Frage „Warum tust Du Dir das an?“ trotzdem naheliegend. Bei CargoKit kommt noch eine wichtige Antwort auf diese Frage hinzu: Containerschiffe sind nicht gerade umweltfreundlich. In einem Start-up mit daran zu arbeiten, den Seegüterverkehr nachhaltiger zu machen, nützt dem Klima und damit der ganzen Gesellschaft.

Wer gibt denn Arbeit? Und wer nimmt sie? Was bedeutet es, dass die Arbeit mit Marktmechanismen konfrontiert ist? Wer sind die Handelnden in diesem Feld und welche Verantwortung haben sie? Vor allem die Frage nach der Verantwortung in Arbeitsverhältnissen und schon davor, nämlich im Umgang mit Bewerber*innen, beschäftigt die Diplom-Statistikerin Katharina Schüller von STAT-UP. Katharina Schüller, die sich in ihrem Unternehmen intensiv mit den Gebieten Datenethik und Datenkultur beschäftigt, verwies auf die zunehmende Auswahl von Bewerber*innen durch Methoden der künstlichen Intelligenz. Wenn in einem Unternehmen solche KI-Werkzeuge verwendet werden, so die Statistikerin, müssen in solch sensiblen Bereichen Mitarbeitenden mit sehr guten technischen, kognitiven und sozio- emotionale Kompetenzen vorhanden sein. Denn, so die Chefin von STAT-UP, eine softwarebasierte Analyse müsse als Fundament universelle moralische Werte berücksichtigen. In den Bereichen Datenverarbeitung und Datenanalyse unterstützt ihr 2003 in München gegründetes Statistik- und Analyseunternehmen Kunden und war bereits für die Hälfte aller DAX-Unternehmen tätig.

Anhand dieser unterschiedlichen Beispiele aus der praktischen Arbeitswelt ging es um die Frage, die der Wirtschaftswissenschaftler Adam Smith vor mehr als 200 Jahren gestellt hat: Wie ist eigentlich das Verhältnis zwischen dem eigenen Interesse und dem der Gesellschaft, wenn es um Arbeit und Arbeitsverhältnisse geht? Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher, Präsident der Münchner Hochschule für Philosophie, erinnerte daran, dass die Frage des berühmten Ökonom Adam Smith immer noch aktuell ist: „Wie ist eine gesellschaftliche Interaktion freier Individuen in arbeitsteiligen Gesellschaften möglich, in der das private Interesse des einzelnen Bürgers untrennbar mit dem Gemeinwohl verbunden und von diesem abhängig ist?“ Adam Smith, der die Arbeitsteilung als Grundlage für die Spezialisierung und Steigerung der Produktivität menschlicher Arbeit und als Quelle des Wohlstandes ansah, wäre mit STAT-UP und CargoKit vermutlich sehr zufrieden gewesen: Beide Unternehmen haben sich hochgradig spezialisiert und dienen dem Gemeinwohl: Durch einen sensiblen Umgang mit Daten das eine, mit der Entwicklung einer klimaneutralen Technologie das andere.

Start-ups und Corporates: die Kluft überwinden

Illai Gescheit – Partner bei Siemens Energy Ventures, Risikokapitalgeber, Unternehmer, Mentor und Autor – über die Herausforderungen und die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Start-ups und Corporates, um gemeinsam die Dekarbonisierungsziele erreichen zu können.

Start-ups und Konzerne stellen völlig unterschiedliche Welten dar, und die Beziehung zwischen ihnen ist kompliziert. Große Unternehmen verfügen über zahlreiche Strategien und Verfahren, um Risiken zu minimieren, und Entscheidungen und Maßnahmen können Zeit in Anspruch nehmen. Auf der anderen Seite müssen Start-ups agil sein und schnell Änderungen vornehmen.

Um die Herausforderungen der Dekarbonisierung zu meistern, sind jedoch weder Corporates noch Start-ups exklusiv in der Lage, Antworten zu liefern. Wenn wir die ökologischen Herausforderungen, vor denen wir stehen, erfolgreich bewältigen wollen, müssen die Denkweisen dieser beiden Unternehmenswelten weiterentwickelt werden, damit sie schneller und effizienter zusammenarbeiten können. Nur so werden wir die Dekarbonisierungsziele rechtzeitig erreichen.

Corporates, die mit Start-ups zusammenarbeiten wollen, müssen sich auf Start-ups konzentrieren und sich die Zeit nehmen, eine Beziehung aufzubauen und zu verstehen, was Start-ups brauchen: sei es Kapital, Mentoring oder Zugang zu Kund*innen. Ohne dieses Verständnis ist es schwierig, innerhalb des Corporates den richtigen Partner für eine konkrete Partnerschaft zu finden, was im Worst Case zum Fehlstart oder zumindest zu Verwirrung führt und gleich zu Beginn der Beziehung mangelndes Vertrauen und die Verschwendung von Energie und Ressourcen zur Folge hat.

Corporates sind darauf ausgelegt, auf Nummer sicher zu gehen, und ihre Prozesse sind so gestaltet, dass hohe Risiken vermieden werden. Neugründungen hingegen bewegen sich von Natur aus in einem risikoreichen Umfeld, müssen schnell Fehler machen und aus ihnen lernen, wenn sie erfolgreich sein wollen. Diese unterschiedliche Mentalität hat zur Folge, dass mit Misserfolgen ganz anders umgegangen wird. Damit Start-ups und Corporates erfolgreich zusammenarbeiten können, muss diese Kluft verstanden und überbrückt werden.

Auch denken Corporates zu Beginn eines Projekts oft in großen Dimensionen, während Start-ups erst einmal in kleinen Dimensionen agieren und ihre Marktanpassung finden müssen, da sie sonst Gefahr laufen, viel Geld zu verbrennen, wenn sie sich schnell in die falsche Richtung bewegen, oder zu langsam, um die richtige Lösung zu finden.

Wie kann vor diesem Hinterrtrund die Beziehung zwischen Corporates und Start-ups gelingen?

1. Die richtige Mentalität entwickeln

Corporates müssen sich von einer „Start-up-taker“-Organisation zu einer „Start-up-giver“-Organisation wandeln. Auch wenn der Schwerpunkt des Corporates auf der Frage liegt, welches Potenzial ein Start-up mitbringt, muss das Corporate zunächst einen Mehrwert für die Beziehung schaffen, wenn eine solide, auf Vertrauen basierende Beziehung entstehen soll. Es gilt zu fragen, wie das Corporate helfen kann, die Bedürfnisse des Start-ups zu verstehen, und sich einen Ruf als guter Partner für Start-ups aufzubauen. Es gibt einige gute Beispiele von Corporates, die sich das „Start-up-Geber“-Denken zu eigen gemacht haben: Google for Startups, Nvidia VC Alliance, Intel Ignite und natürlich Siemens Energy Ventures.
Eine der offensichtlichen Gelegenheiten zum "Geben" ist, wie bereits erwähnt, das Mentoring. Es bietet eine Quelle von Wissen und Unterstützung, die Gründer*innen hilft, ihre ersten Schritte selbstbewusster zu unternehmen und ihre Positionierung zu verbessern. Die Erfahrung, die ein Mentor aus der Welt der Corporates mitbringt, und die Zeit, die er mit dem Start-up verbringt, tragen dazu bei, eine Brücke zwischen den beiden Welten zu schlagen und sicherzustellen, dass die Beziehung wachsen kann.

Die Zusammenarbeit mit Start-ups erfordert Geduld und Verständnis. Corporates müssen hierbei einen anderen Ansatz wählen als im normalen Tagesgeschäft. Wenn sie ein erfolgreicher Partner sein wollen, müssen sie langfristig denken und bereit sein, kurzfristige Misserfolge in Kauf zu nehmen, während beide Parteien wachsen und lernen.

2. Aufbau von Mechanismen

Mechanismen sind sich wiederholende Prozesse, die skaliert werden können. Mentoring und Schulungen sind Mechanismen, die dem Start-up mit nur begrenztem Aufwand und Unternehmensressourcen einen großen Mehrwert bringen. Sie sind eine Möglichkeit für das Corporate, zu Beginn einer Beziehung einen Mehrwert zu schaffen, und bieten einen Weg, die Bedürfnisse des Start-ups zu verstehen und Vertrauen aufzubauen. Abgesehen von den Mechanismen, um ein erstes Verständnis für die Bedürfnisse und die Eignung eines Start-ups zu erlangen, muss das Betriebsmodell des Corporates in der Lage sein, diese Anforderungen zu erfüllen. Nicht alle Start-ups wollen Kapital und nicht alle brauchen Unterstützung für Pilotprojekte.

Bei Siemens Energy Ventures haben wir drei Abteilungen mit spezifischen Mechanismen geschaffen, um den unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Start-ups gerecht zu werden: Venture Building, Venture Clienting und Venture Capital.

Venture Building hilft internal entrepreneurs beim Aufbau neuer, wachstumsstarker Unternehmen, die entweder in das Unternehmensportfolio aufgenommen oder in eigene kommerzielle Unternehmen ausgegliedert und sich als eigenständige Unternehmen entwickeln können. Venture Clienting untersucht die Lücken im Portfolio, um betriebliche Probleme zu identifizieren und Start-ups zu finden, die zur Lösung des Problems beitragen können. Neue Lösungen werden erprobt und können bei Erfolg in das Portfolio aufgenommen werden. Venture Capital basiert auf langfristigen strategischen Investitionen und einer engen Zusammenarbeit zur Erforschung neuer Technologien und neuer Märkte.

War der Ansatz von Siemens Energy Ventures erfolgreich?

Wir wissen noch nicht, ob die Investitionen rentabel sein werden, aber es weist in diese Richtung. Wir sehen, dass sich die Visionen der Companies, mit denen wir zusammenarbeiten, geändert haben, und entwickeln neue Strategien zur Dekarbonisierung und zur Erzielung einer echten Wirkung. Derzeit haben wir vier Investitionen (mit dem Ziel, in fünf weitere pro Jahr zu investieren), zehn laufende Pilotprojekte und acht aktive interne Unternehmen in unserem Start-up-Portfolio.

Wir haben festgestellt, dass die Mechanismen zur Unterstützung von Start-ups einen Mehrwert schaffen. Wir haben ein aktuelles Beispiel für ein Start-up-Unternehmen, mit dem wir eine Partnerschaft anstreben. Es wurde von einem Mitarbeiter von Siemens Energy gescoutet und als Mentor betreut. Wir haben zudem ein Beispiel für ein internes Projekt im Bereich Blockchain und Clean Energy Certification system, das wir unterstützt haben, um diesen Ansatz auf den eines externen Start-ups zu transformieren. Dies trug dazu bei, die Agilität und Innovation zu fördern, und das Team spricht nun mit Kund*innen, baut eine Demo auf und erzielt eine starke kommerzielle Wirkung.

Das Clean Energy Certification system ermöglicht den Vergleich und die Überprüfung von Quellen "grüner" Energie und bietet die Rückverfolgbarkeit, welche die Hersteller*innen benötigen, um ihren CO2-Fußabdruck zu ermitteln. Ein offenes und rückverfolgbares Zertifizierungssystem bedeutet, dass künftige Energieanwendungen und -produkte mit einem Zertifikat versehen werden können, welches die Energieherkunft des Produkts entlang der gesamten Wertschöpfungskette identifiziert. Das offene System, das sektor- und grenzübergreifend eingesetzt werden kann, nutzt die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und verbindet physische Vermögenswerte mit dem Blockchain-Netzwerk, um die Ausstellung von Zertifikaten auf staatlich genehmigte Weise zu ermöglichen.

Monika Sturm, Head of Incubation and Strategy bei Digital Solutions Siemens Energy, sagt: „Die Bereitstellung von Energie und ihre Verwendung in der Produktion von Produkten sind für uns normalerweise unsichtbar. Deshalb wollen wir sie mit einem Label versehen, das auf ihre Nachhaltigkeit hinweist.“

Eine Straße in beide Richtungen

Als Gründer habe ich immer gedacht, dass Corporates Start-ups nicht verstehen. Als ich anfing, Corporate-Venturing-Einheiten und -Teams aufzubauen, wurde mir klar, dass es sich um ein doppeltes Problem handelt und dass auch Start-ups die Corporates nicht verstehen bzw. nicht wissen, wie sie mit ihnen zusammenarbeiten sollen.

Jede Beziehung erfordert Einfühlungsvermögen und Verständnis für die andere Partei, und sowohl Start-ups als auch Corporates sollten sich gegenseitig zuhören und verstehen, wie der andere arbeitet, um einen Mittelweg zu finden, bei dem sie zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen können.

Das Potenzial für die Zusammenarbeit zwischen Corporates und Start-ups ist riesig, nicht nur im Energiesektor, sondern auch in anderen Bereichen wie dem Bildungs- und Gesundheitswesen. Der Erfolg erfordert jedoch Durchhaltevermögen, Fleiß und Geduld bei Investitionen und Ressourcen. Es ist zu einfach, ein Corporates als zu langsam oder ein Start-up als zu schnell und zu riskant zu bezeichnen. Beide sollten davon überzeugt sein, dass die Zusammenarbeit mit dem jeweils anderen zu positiven Auswirkungen führen wird.

Ein gegenseitiges Verständnis und eine Kommunikation in beide Richtungen bringen auch einen weiteren potenziellen Vorteil mit sich: den Talentfluss. Wenn Corporates und Start-ups enger zusammenarbeiten, führt dies auch zu einem größeren Personalfluss, da Gründer*innen in Corporates wechseln und Mitarbeitende von Corporates in Start-ups. Dies kann nur dazu beitragen, den Wissensaustausch zu verbessern, das Verständnis zu fördern und unsere Erfolgschancen zu erhöhen.

Die Notwendigkeit zu scheitern, wenn wir gewinnen wollen ...

Wenn wir mit unserer Mission, Netto-Null zu erreichen, Erfolg haben wollen, müssen wir Risiken eingehen und bereit sein, Klima- und Energieunternehmen aufzubauen, die scheitern werden. Bei der Gründung von Start-ups besteht eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass sie scheitern. Aber ohne die damit einhergehenden Misserfolge können wir nicht lernen, was wir aufbauen müssen, um bei unserer allgemeinen Netto-Null-Mission erfolgreich zu sein.

Letztendlich müssen mehr Corporates und Start-ups versuchen, zusammenzuarbeiten, wenn wir die heutigen Umweltprobleme lösen wollen. Selbst wenn ein Vorhaben scheitert, werden beide Parteien daraus lernen und langfristig profitieren. Wir können die Entwicklung dadurch beschleunigen, wie wir auf Misserfolge reagieren und wie schnell wir aufstehen und weitermachen, um zu lernen, Fortschritte zu machen und schneller voranzukommen. Wir brauchen das Scheitern – aber wir müssen schnell scheitern, damit wir lernen und zum nächsten Schritt übergehen können. Wenn wir versuchen, Misserfolge gänzlich zu vermeiden, werden wir unser Ziel, Netto-Null zu erreichen, nicht erreichen.

Es ist wichtig, die Notwendigkeit, in einer Beziehung Risiken einzugehen, voranzutreiben, aber dies muss mit der richtigen Einstellung einhergehen, um Misserfolge zu akzeptieren. Wenn wir Angst vor dem Scheitern haben, werden wir die vor uns liegenden Herausforderungen nicht meistern. Ein Start-up, das gescheitert ist, hat auch gelernt und hat mit Unterstützung des Corporates eine viel bessere Chance, beim nächsten Mal erfolgreich zu sein. Das Scheitern mit dem gesamten Ökosystem zu teilen, wird auch anderen helfen, die gleichen Fallstricke zu vermeiden, und wird uns letztendlich helfen, die Dekarbonisierungsziele zu erreichen.

Wir stehen bei den Herausforderungen, die die globale Erwärmung mit sich bringt, nicht alleine da, sondern wir sitzen alle im selben Boot! Ich habe beide Welten erlebt, als Gründer und Investor in Start-ups und heute als Partner in einem Corporate Venture Capital. Eine der spannendsten und herausforderndsten Aufgaben bei meiner Arbeit ist es, diese beiden Welten zu verbinden und ihnen zu helfen, schneller und besser zusammenzuarbeiten.