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Oktober 2008

Der Entschluss wird zementiert: Angelika Eder kündigt. Sie trennt sich im besten Einverständnis mit ihrem Arbeitgeber. Als eine Kollegin, die selbst freie Trainerin ist, flapsig bemerkt: „Und wer bringt dann jetzt meine Seminare unters Volk?“, entwickelt sich daraus ein wichtiger Teil des Angebots: Als Trainerlotse wird sie auch Einzelakquisition für freie Trainer anbieten. Die Geschäftsidee mit den beiden Standbeinen Einzelakquisition und Trainerpool wird in einem einseitigen Exposé niedergelegt, das als Basis für den Businesspan und für die Ansprache weiterer Coaches dient. Mit dem Gründungsberater von next move entwickelt sie nun eine erste Einschätzung zur finanziellen Tragfähigkeit ihres Konzeptes.

Welche Unterstützung ist notwendig? Im Marketing und Vertrieb ist sie selbst Profi – da hat sie einen klaren Vorsprung. Dafür benötigt sie Schützenhilfe bei formalen Angelegenheiten gegenüber Arbeitsagentur und Finanzamt. Auch betriebswirtschaftlich, z.B. bei der Erstellung des Businessplans, lässt sich die 42-Jährige beraten: Der Zahlenteil des Businessplans steht zu Eders größtem Erstaunen innerhalb von vier Stunden. „Damit hätte ich mich alleine sicher wochenlang herumgeschlagen!“, glaubt Eder, und freut sich, dass sie sich so frühzeitig Unterstützung gesucht hat. Die soliden Marktkenntnisse, die sie mitbringt, haben die Erstellung des Businessplans sehr erleichtert. Eine Hürde, die vielen Gründern schwer fällt, bleibt Eder erspart: Da es sich bei ihrem Angebot um eine Dienstleistung handelt, die sie erbringen kann, ohne dass eine Vorfinanzierung nötig wird, braucht sie keinen Kredit. Sie beginnt nun mit der Bekanntmachung ihres zukünftigen Angebotes. An dieser Stelle setzt sie auf Netzwerke: Sie besucht Treffen von zwei Unternehmerinnen-Verbänden, mit denen sie bereits vorher losen Kontakt hatte. Ihre Geschäftsidee trifft auf Begeisterung – und auf Interessenten. „Das war mein gefühlter Markteintritt!“, sagt Angelika Eder glücklich.

November 2008

Angelika Eder konkretisiert ihre Gespräche mit interessierten Trainern: Ihre Angebote kann sie detailliert darstellen und auch über Preise sprechen: Was dürfen, können bzw. müssen die Leistungen kosten? „Es gab mir viel Sicherheit, dass ich den Businessplan bereits gerechnet hatte. So kannte ich meine Zahlen und konnte dezidiert verhandeln.“ Potenzielle Kunden werden aus der Menge gefiltert und kleine „Schnupper-Aufträge“ ausgeführt – als Probelauf noch honorarfrei. Das Interesse scheint ungebrochen, aber die Gespräche überschreiten das Stadium von Vorverhandlungen noch nicht. Denn so klar das Angebot bereits ist, so sehr fehlt es noch an organisatorischen „Kleinigkeiten“: Ein aussagekräftiger Name fürs Geschäft muss her, ein Logo soll auch sein, und um dem ganzen den letzten Schliff zu geben, befindet sich bereits ein Internetauftritt in Konzeption.

Außerdem läuft im November die bürokratische Maschinerie an, die jeder Gründer durchlaufen muss: Die Prüfung über Freiberuflichkeit oder Gewerbe steht an, sie besucht das Pflichtseminar von der Arbeitsagentur für Gründer, der Antrag auf eine Steuernummer geht ans Finanzamt und nicht zuletzt geht auch die Suche nach einem Steuerberater los. In dieser Phase ist der Gründerberater oft der Retter in der „Schlacht der Formulare und Anträge“.

Dezember 2008

Das Arbeitsamt bewilligt den Gründungszuschuss mit der dreimonatigen Sperre wegen der eigenen Kündigung. Ein Vertragsrechtler entwirft den Vertrag für den Trainerpool. „Meine spannendsten Fragen Ende Dezember waren: Wer unterschreibt meinen Vertrag? Und: Hat die Umschaltung der Telefonleitungen funktioniert oder muss ich am ersten Tag als Unternehmerin improvisieren?“ Da die wichtigsten Arbeitsmittel Computer, Internet und Telefon sind, ist eine bessere Ausstattung notwendig geworden. Angelika Eder kennt bereits Horrorgeschichten von monatelang toten Leitungen – aber alles funktioniert reibungslos.

Januar 2009

Der Geschäftsbetrieb beginnt, um Kosten zu sparen, vorerst im Homeoffice. Eine Web-Visitenkarte unter www.trainerlotse.de ist online. Sie hat noch nicht den Umfang der endgültigen Webseite, aber sorgt bereits für Auffindbarkeit im Internet. Als entscheidendes Tool für die Bekanntmachung des Angebotes und zur Akquise entpuppt sich XING. Eder wird Mitglied in einigen Foren, die thematisch passen und stellt sich und ihre neue Leistung dort vor. Das verschafft ihr rasch einige Anfragen, die ihr die ersten „richtigen“ Aufträge bescheren. Highlight im Januar: Sie schreibt erste Rechnungen! Einer Idee ihres Gründerberaters folgend, sollen auch Akquise-Beratungen für Gründer ins Portfolio aufgenommen werden. „Diese Idee für ein drittes Standbein finde ich sehr interessant, aber die Ausarbeitung wird noch einige Wochen warten müssen, denn bereits jetzt habe ich einiges abzuarbeiten“, freut sich Angelika Eder.

Februar 2009

Einem Hinweis ihres Gründungsberaters folgend, weitet Angelika Eder ihr Dienstleistungsangebot aus. Ein drittes Standbein kommt hinzu: Eder wird jetzt selbst zum Coach für den Bereich Akquisition für Gründer und Jungunternehmer. Dieses Angebot richtet sie als Kooperationspartnerin ihres eigenen Gründungsberaters, „next move“, an Unternehmer, die eine Einzelschulung in diesem Bereich benötigen. Angelika Eder muss sich besonders sorgfältig vorbereiten, denn sie hat wenig Erfahrung als Coach. „Mein Ansatz lag von Anfang an in der Umsetzung der Akquisition. Vor dem ersten Coaching hatte ich noch ziemliches Lampenfieber“, räumt Trainerlotse Eder ein. Doch es zeigt sich, dass ihre operative Erfahrung ihr über die erste Nervosität souverän hinweg hilft. Systematisch findet Sie mit den Kunden heraus, ob eher Hilfe in der Vorbereitung, bei der Auswahl der Arbeitsmittel wie z.B. der Datenbank oder Hilfe beim Kundengespräch benötigt wird. Denn das gemeinsame Telefonieren mit ihr als Feuerprobe ist der Höhepunkt des Coachings. So erhält sie auch bei diesem Angebot sehr gutes Feedback. Und das, obwohl die Dienstleistung für ihr Portfolio zwar logisch erschien, sie aber anfangs ihre Zweifel hatte, ob das Angebot zu ihr passt. Aber diese Erkenntnis teilt sie sicher mit vielen Gründern: Probieren geht über studieren!

Leider läuft im Februar nicht alles so glatt: Ein freundliches Schreiben ihrer Krankenkasse bittet sie, mitzuteilen, bei welchem Arbeitgeber aktuell ihre Beiträge eingezogen werden könnten. An diesem Punkt stellt Angelika Eder fest, dass sie selbst versicherungspflichtig gewesen wäre und nun drei Monate nachzahlen muss. Sie räumt ein: „Es ist zum Glück kein echter Schaden entstanden, aber die Nachzahlung ist sehr ärgerlich. Ich verbuche das als Anfängerfehler.“ Auch das ist eine Lektion, die die meisten Gründer lernen: Egal, wie gut die Planung ist – irgendetwas übersieht man immer. Zum Glück war die Finanzplanung so umsichtig, dass nicht von vorneherein der letzte Cent verplant war, und so wirkt sich dieser Rückschlag wenigstens nicht als Katastrophe aus.
Die Bilanz dieses Monats ist trotzdem positiv: Auch weil nach Erscheinen des ersten Teils dieses GründerTagebuchs eine Menge Auftragsanfragen von StartingUp-Lesern eingehen, die sich größtenteils positiv entwickeln. „Ich war von diesem Echo angenehm überrascht. Sogar aus Österreich gab es einen Interessenten!“, freut sich die Norddeutsche.

Wie Gründer*innen die ViennaUP 2024 fürs Fundraising nutzen können

Die von der Wirtschaftsagentur Wien initiierte ViennaUP 2024 wird dieses Jahr vom 3. bis 9. Juni in Wien über die Bühne gehen. Das Startup-Festival bietet Gründer*innen zahlreiche Möglichkeiten, um mit Investor*innen in Kontakt zu treten. Wir haben im Vorfeld mit der österreichischen Investorin Laura Raggl von ROI Ventures gesprochen, welche Events man nicht verpassen sollte.

Die Vorbereitungen für Österreichs größtes Startup-Festival laufen bereits auf Hochtouren. Zum mittlerweile vierten Mal wird die ViennaUP vom 3. bis 9. Juni in Wien über die Bühne gehen. Auch in diesem Jahr tragen über 35 Partnerorganisationen aus der lokalen und internationalen Startup-Community das dezentrale Startup-Festival.

Das Programm bietet über 50 Veranstaltungen, die an bekannten Orten in der ganzen Stadt stattfinden werden – angefangen von Co-Working-Spaces über Konferenzsäle bis hin zur weltbekannten Hofburg. Neben Gründer*innen, Technikbegeisterten und Vertreter*innen aus der Kreativ-Szene sind auch in diesem Jahr wieder Investor*innen aus dem In- und Ausland mit am Start.

Laura Raggl gibt Tipps für Gründer*innen

Unter den Investor*innen ist auch Laura Raggl, die mit ihrer 2022 gestarteten Angel-Investoren-Gruppe ROI Ventures aktuell über 18 Startup-Beteiligungen hält. Dazu zählen bekannte Startups wie Magic.dev, das erst im Februar den Abschluss einer Finanzierungsrunde in Höhe von 117 Millionen US-Dollar bekannt gab.

“Mit der Teilnahme an der ViennaUP verfolge ich in erster Linie das Ziel, mich mit internationalen Investor*innen zu connecten und spannende Startups zu treffen. Ich habe mir bereits für jeden Tag ein Event ausgesucht”, so Raggl über ihre bevorstehende Teilnahme.

Ihren ganz persönlichen Start der ViennaUP macht sie mit der Veranstaltung Conversations with Calm/Storm Ventures. Das Event wird von Europas aktivstem HealthTech-Investor Calm/Storm Ventures organisiert und bietet neben Networking-Session auch ein inhaltliches Rahmenprogramm. So wird beispielsweise Carina Roth in einer der Sessions ihre Learnings teilen, wie sie von einer Gründerin zu einer Investorin wurde.

Connect Day und Investors Breakfast

Gründer*innen, die sich gerade im Fundraising befinden und mit Investor*innen in Kontakt treten wollen, sollen sich laut Raggl unbedingt auch für den Connect Day anmelden. Dieser zählt zur größten Networking-Veranstaltung des Startup-Festivals und wird am 4. Juni stattfinden. Traditionsgemäß ist der Corporate Reverse Pitch im Rahmen des Connect Day ein starker Anziehungspunkt für viele Teilnehmer*innen. Corporates präsentieren dabei ihre Lösungen, nach denen sie suchen.

Zudem empfiehlt Raggl Gründer*innen auch das 1:1 On-site-Matchmaking zu nutzen. “Gründer*innen sollten natürlich keine Events verpassen, wo Investor*innen vor Ort sind. Der Connect Day eignet sich dafür natürlich ideal. Bereits im Vorfeld des Events kann man eine Vorauswahl treffen und sich über eine Plattform vernetzen”, so Raggl. Mehr über die Teilnahmemöglichkeiten könnt ihr auch hier nachlesen.

Den Auftakt zum Connect Day bildet übrigens das Investors Breakfast, das von invest.austria organisiert wird und auf die Zielgruppe der Investor*innen zugeschnitten ist. Bei einem traditionellen Wiener Frühstück treffen sich Business Angels und Vertreter*innen aus der VC und PE-Community. Im Zentrum steht der Austausch, um sich unter anderem für künftige Co-Investments zusammenzuschließen.

Bayrisch-österreichische Finanzierung

Bayrisch-österreichische Finanzierung

Für Eder öffneten sich dadurch neue Türen, hatte er nun doch das nötige Werkzeug für seinen Besuch bei den Banken. Dennoch gab es zunächst Absagen. Bei einer österreichischen Bank hatte er schließlich Erfolg. Gemeinsam mit dem Startkredit der LfA und einem Engagement der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft war die Finanzierung seines Projekts gesichert.

Inzwischen war auch das Unternehmenskonzept weiter gereift: Haseneders Vorschlag, die Geschäftsidee zum Franchise-System weiterzuentwickeln, wurde verfolgt. Dazu wandte sich Eder an den Deutschen Franchise-Verband. Gemeinsam mit einem Berater des Verbandes arbeitet Eder derzeit an dem Franchise-Handbuch, der Voraussetzung für die Mitgliedschaft im DFV. Und die Eröffnung der ersten Parks steht unmittelbar bevor. Es ist nur noch eine Frage des Wetters, wann die letzten Arbeiten abgeschlossen werden können.

Eders Alltag? Zwar gibt er nach wie vor als Motorradprofi Schulungen, doch beschäftigt er sich mittlerweile überwiegend mit dem Aufbau des Quantya-Konzepts. Er sucht geeignete Grundstücke und trifft potenzielle Franchise-Nehmer, also Parkeröffner. Selbstverständlich für ihn ist: „Es wird kein Park eröffnet, dessen Standards nicht von mir persönlich geprüft sind. Wichtig ist der Spaß für den Kunden. Bei uns soll kein einziger Kunde ohne ein Lächeln auf dem Gesicht nach Hause gehen.“ Einen großen Beitrag hierzu leistet auch seine Frau. Beide teilen sich die Geschäftsleitung, was, entgegen der Meinung, man solle Privates und Geschäftliches trennen, hervorragend funktioniert: „Meine Frau ist diejenige, die mich am Besten versteht. Zudem ist unsere Arbeitsteilung perfekt: Während ich mit meiner Begeisterung die Kunden anstecke, sorgt sie dafür, dass alles ein System hat – wir gehen sozusagen Hand in Hand.“

Der abschließende Tipp des energetischen Neugründers: „Es gibt für jedes Problem eine Lösung. Wie oft habe ich gehört, dass das nicht gut gehen würde. Aber ich wusste, dass es klappt. Ich finde, mit vielen Geschäftsideen ist es, als würde man bei Dunkelheit Auto fahren. Im Stehen sieht man vielleicht 100 Meter weit. Erst wenn man los fährt, weitet sich die Sichtweise und damit ergeben sich neue Wege. Viele aber bleiben einfach stehen.“ Aber das gilt nicht für Meister Eder: Mittlerweile gibt es die Quantyas sogar mit Straßenzulassung für den öffentlichen Verkehr und deren Scheinwerfer leuchten direkt Richtung Zukunft!