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Hat die NSA-Debatte Ihren Erfolg erst möglich gemacht?
Wir sind damals mit einem schlechten Bauchgefühl gestartet, das war noch lange vor dem NSA-Skandal. Uns war aber klar, dass das Internet sich in eine Richtung entwickelt, in der Datenhoheit und Datensicherheit eine zunehmend wichtige Rolle spielt.

Erklären Sie uns die Idee eines sozialen Server-Betriebssystems.
Heute arbeitet fast jeder von uns mit einem Computer, auf diesen Rechnern laufen Betriebssysteme und diese sind für einzelne Menschen geschaffen. Heutzutage arbeiten wir aber ganz anders, wir sind immer mit einander verbunden und diese Verbundenheit hat so viele Vorteile, dass sie in Zukunft die Basis aller Zusammenarbeit bilden wird. So wird natürlich auch das Betriebssystem der Zukunft dies widerspiegeln.

Welche Werte sind in Ihrem Team besonders wichtig?
Ich habe Werte nach denen ich lebe, nach denen ich Entscheidungen treffe, Dinge wie Unabhängigkeit, der Wunsch zu überraschen, Schönheit. Unser Team besteht aus einem Mosaik von Werten, in denen ich mich aber auch wiederfinden kann. Eine Übung die uns als Team sehr vorangebracht hat ist die Mountains and Values Übung von culturesync. (Anmerkung der Redaktion: http://www.culturesync.net/toolbox/mountains-and-valleys/).

Sie bezeichnen sich als CRO, also als „Chief Revolutionary Officer“. Was ist das für ein Job?
Mein Job ist es dafür zu sorgen, dass diese Revolution erfolgreich wird. Erfolgreich ist sie, wenn wir als Menschen auf eigenen Beinen stehen. Wenn wir nicht mehr nach fremden Regeln spielen müssen, sondern unsere eigenen, gemeinsamen bestimmen. 

Was ist Ihr Ziel: Wollen Sie einen Exit an einen der Großen?
Wir wollen ein Großer werden, gerne können dann andere Unternehmen an uns einen Exit machen ;).

Welchen Tipp haben Sie für andere Gründer, die sich per Crowdfunding finanzieren wollen?
Etwas finden, was einen selbst begeistert, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man andere damit begeistert, deutlich höher!

Sie sagen, Sie wollen „epische Produktkonzepte“ in die Welt entsenden?
Was bedeutet das?   Es bedeutet Produkte zu schaffen, auf die man zurückblicken kann und auch nach zehn Jahren noch sagt: das haben wir geschaffen, darauf sind wir richtig Stolz. Das bedeutet an den richtigen Stellen keine Kompromisse zu machen.

Das Interview führt Jeff Jennerwein

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Vom Online-Handel zum stationären Kunst-Store

 

Wie finanziert ihr euch? Werdet ihr gefördert?

Wir finanzieren uns durch Eigenkapital. Und wir haben das große Glück, dass sich zahlreiche Personen und Institutionen für eine Förderung von Pablo & Paul entschieden haben. Dazu gehören unter anderem das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, die Europäische Union, der Freistaat Bayern, das Entrepreneurship Center der LMU München, GründerRegio M, Mentoren mit großer Expertise in Gründungsthemen und Unternehmen aus der Wirtschaft. Darüber hinaus konnten wir bereits qualifizierte Personen aus Kunst und Wirtschaft für unseren Beirat gewinnen, die uns mit ihrem Netzwerk und ihrer unternehmerischen Erfahrung zur Seite stehen.

Wie ist das Konzept von Pablo & Paul aufgebaut?

Wir arbeiten direkt und persönlich mit unseren Kunden und Künstlern zusammen und agieren als Vermittler zwischen beiden. Zu den Künstlern pflegt unser Kuratorenteam ein sehr enges und persönliches Verhältnis. Dieser regelmäßige Austausch ist für eine gelungene Zusammenarbeit und unser Konzept entscheidend. Auch unsere Kunden betreuen wir persönlich und in unseren Stores steht jederzeit geschultes Personal für persönliche Beratung zur Verfügung.

Was ist euer Anspruch? Förderung zeitgenössischer Kunst? Eine Alternative zum konventionellen Kunstmarkt sein?

Beides. Zunächst einmal haben wir bemerkt, dass viele sehr gute Künstlerinnen und Künstler nicht die Möglichkeit oder das Netzwerk haben, ihre Arbeiten einem breiten Publikum zu zeigen. Auch ist es für viele nicht leicht, von ihrer künstlerischen Tätigkeit zu leben. Die Konkurrenz im Kunstfeld wächst und auch das traditionelle Galeriegeschäft wird zunehmend schwerer. Genau da setzen wir an. Wir wollen jungen und aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern eine Präsentations- und Verkaufsplattform bieten, damit sie ein größeres Publikum erreichen, Bekanntheit erlangen und internationale Sammler erreichen. Wir verbinden die Vorteile einer konventionellen Galerie mit dem schrankenlosen Medium Internet und einem neuen, digitalen Verkaufserlebnis.

Was unterscheidet Pablo & Paul von anderen (Online-)Kunsthändlern?

Inhaltlich sicherlich unsere breite Auswahl von Kunst internationaler Künstler und der Fokus auf Unikatskunst. Denn Pablo & Paul bietet zeitgenössische Unikate der Gattungen Malerei, Zeichnung und Mixed Media. Editionen gibt es bei uns nur in sehr exklusiver, limitierter Auflage. Bezogen auf unser Konzept stellt die Kombination von digitalen und analogen Präsentationswegen ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal dar. Wir bieten eine aktive Künstlerbetreuung und den Zugang zu einer breiten Kundengruppe. Auch die Werkauswahl spielt eine entscheidende Rolle, denn aus einer Vielzahl an Arbeiten übernehmen wir nur ausgewählte Kunstwerke in unser Portfolio. Für unser gesamtes Konzept ist der persönliche Austausch auf gleicher Augenhöhe mit Künstlern und Kunden entscheidend. Und natürlich wird der Kunstkauf bei uns zum multimedialen Erlebnis.

Nach welchen Kriterien wählt ihr Künstler und deren Werke aus?

Wir nutzen unterschiedliche Kanäle. Unsere Künstler entdecken wir über persönliche Kontakte, durch Empfehlungen von anderen Künstlern, auf Vernissagen und Abschlussausstellungen an den Akademien sowie im Internet. Anders als bei vielen Onlinegalerien trifft sich unser Kuratorenteam vor Vertragsabschluss mit jedem Künstler persönlich. Dieser direkte Kontakt und die persönliche Werkauswahl im Atelier sind ein Garant für die Qualität der bei Pablo & Paul präsentierten Arbeiten. Außerdem legen wir Wert darauf, dass jeder unserer Künstler einen besonderen Stellenwert in unserem Portfolio einnimmt und seine ganz eigenen Erkennungsmerkmale hat. Wir wollen eine Vielfalt an zeitgenössischer Kunst zeigen, unserer konzeptuellen Linie aber dennoch treu bleiben. Die Arbeiten sind dann exklusiv bei uns unter Vertrag, dürfen aber vom Künstler weiterhin ausgestellt werden. Denn es ist uns wichtig, dass die Künstler ihre Werke zeigen können und mit uns bekannter werden.

Was ist das günstigste Objekt, was das teuerste im Angebot?

Die Spanne liegt derzeit etwa zwischen 150 und 4000 Euro. Folglich ist für jeden Geldbeutel etwas passendes dabei.

Welche PR- und Marketingkanäle nutzt ihr?

Wir versenden Newsletter, verteilen Flyer, betreiben PR, nutzen Social Media Kanäle und sind auf diversen Messen mit unseren Displays und Banners vertreten. Schön ist es natürlich, dass wir mittlerweile von Künstlern und Kunden auch persönlich weiterempfohlen werden.

Das Konzept sieht die Verknüpfung von Online-Handel mit Stores vor. Ist das eine logische Konsequenz, um breit aufgestellt zu sein?

Definitiv. Einen reinen Online-Shop haben wir nie in Erwägung gezogen. Denn 90% der Käufe finden in Deutschland noch im stationären Geschäft statt. Aber auch das traditionelle Galeriegeschäft ist schwieriger geworden. Wir sprechen „digital natives“ und hybride Käufer an. Die Nutzung des Internets und die damit einhergehende digitale und internationale Verfügbarkeit von Informationen und Bildern werden in Zeiten einer globalisierten und mediatisierten Welt auch für die Kunst unabdingbar.

Immer wieder ist zu lesen: Bald wird der erste Laden in München eröffnet. Wann ist es so weit?

Unsere erste stationäre Präsenz eröffnet am 31. Juli in München in Form unserer Kooperation mit BoConcept (Buttermelcherstraße 2). Dort wird an diesem Abend eine Vernissage mit zwei unserer Künstlerinnen, der Malerin Yuliia Koval und der Fotografin Evelyn Dragan stattfinden. Die Werke der beiden werden anschließend sechs Wochen in den Räumlichkeiten von BoConcept zu sehen sein. Schaut vorbei!

Was ist "einfacher": Online-Shop oder Ladenlokal?

Einfacher zu Launchen ist sicherlich ein Online-Shop. Aber gerade für Kunst wollen wir auch eine direkte Auseinandersetzung mit dem Produkt sowie eine persönliche Beratung ermöglichen. Wir wollen Kunst dort zugänglich machen, wo unsere Kunden auch Shoppen gehen. Und wir sind der Überzeugung, dass wir in unseren Ladengeschäften ein einzigartiges Einkaufserlebnis für Kunst schaffen werden.

Wo seht ihr euch in 5 Jahren? Weltweit aktiv?

Unsere Vision ist es, dass irgendwann in jedem Haushalt ein Kunstwerk von einem unserer Künstler hängt. Wir wollen ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen und sowohl Nachwuchskünstlern als auch etablierten Künstlern eine Plattform bieten, ihre Kunst vielen Menschen zugänglich zu machen. In fünf Jahren wollen wir auf Künstler- und Kundenseite international aufgestellt sein und bereits mehrere Stores in und außerhalb Deutschlands eröffnet haben.

Was ratet ihr anderen Gründern?

Es ist wichtig, eine tolle Idee, ein anpackendes und inspirierendes Team, ein starkes Netzwerk und Ausdauer zu haben. Wenn man zusätzlich mutig ist und bereit, neue Wege zu gehen, dann braucht man nur noch ein wenig Glück.

Das Interview führte Hans Luthardt

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