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Wie habt Ihr eure Gründung bis jetzt finanziert und wie stellt Ihr auch in Zukunft eure Liquidität sicher?  
Wir haben über unser Netzwerk Kontakte angebahnt und selektiv Gespräche geführt. Erfreulicherweise hatten wir dabei auch verschiedene Optionen und haben uns in der Phase für einen starken, erfahrenen Partner entschieden der uns Gründern den nötigen Freiraum für die weitere Entwicklung lässt. 

Regensburg ist nicht gerade das Mekka der Start-Up-Szene, hat sich dieser Standort schon einmal negativ auf Eure Arbeit ausgewirkt?  
Das stimmt. Verglichen mit Berlin fällt Regensburg etwas ab ;) Durch die Hochschulen mit rund 30.000 Studenten haben wir jedoch eine, gemessen an der Stadtgröße, sehr vitale und erfolgreiche Gründerszene. Vor allem sorgen die Hochschulen dafür, dass wir immer ausreichend qualifizierte Köpfe bekommen, um wachsen zu können. Die sehr gute Infrastruktur und die günstige Verkehrsanbindung tun ihr übriges.  Wenn es jedoch darum geht ein Startup zu finanzieren, dann ist vermutlich Berlin der attraktivere Standort. 

Welche Marketingstrategien bieten sich für Euch am besten an?  
Letztlich die im Segment bewährten Kanäle, wobei man eben die Besonderheiten des Produkts berücksichtigen muss. Eine Herausforderung dabei ist die Kommunikation der doch komplexeren Leistung. Die Kunden sind es bisher nicht gewohnt auf diese Weise einzukaufen.  

Wie unterscheidet Ihr euch von anderen Curated-Shopping-Unternehmen wie zum Beispiel Modomoto?  
Wir werden häufig mit Anbietern wie Modomoto verglichen, die sich stark an dem US-Anbieter Trunkclub orientiert haben. Was uns jedoch grundlegend unterscheidet ist der „Überraschungscharakter“ der Outfit-Boxen, wie sie die Trunkclub-Modelle versenden. Wir zeigen unserem Kunden vorab die für Ihn zusammengestellten Empfehlungen in seinem virtuellen Showroom. Damit ermöglichen wir dem Kunden die bei dem anderen Modell im Grunde fest eingeplante Auswahlretoure zu umgehen.
Mit u. a. dem virtuellen Showroom und dem ergänzenden personalisierten Shop haben wir ein eigenständiges Modell entwickelt, dass als One-Stop-Shop den gesamten Bekleidungsbedarf abdeckt. Es geht uns dabei vordergründig nicht um Outfit-Inspirationen die unsere männlichen Kunden überraschen sollen, sondern ganz nüchtern um die nachhaltige und umfassende Lösung des Shopping-Problems in alle Bekleidungskategorien. Unabhängig davon haben wir Respekt davor, was Corinna Powalla an Curated-Shopping-Pionierarbeit geleistet hat. 

Welchen Tipp habt Ihr für andere Gründer?  
In der Gründungs- und Aufbauphase stürmen sehr viele Aufgaben auf einen ein. Es ist wichtig, dass man dabei die richtigen Prioritäten setzt und sich nicht in Details verliert. Auch wenn das etwas nach Allgemeinplatz klingt, aber die richtige Priorisierung kann über Sieg oder Niederlage entscheiden. Am Anfang eines neuen Tages z.B. hilft es sich zu überlegen, was man erledigen würde, wenn nur eine einzige Aufgabe angehen könnte.  
Und zuletzt gilt natürlich: Man sollte sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Die werden ganz sicher kommen und manchmal heftig sein, aber jeder überwundene Rückschlag macht einen auch wieder ein Stück schlauer und besser.

Das Interview führt Corbinian Büchner

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Hat die NSA-Debatte Ihren Erfolg erst möglich gemacht?
Wir sind damals mit einem schlechten Bauchgefühl gestartet, das war noch lange vor dem NSA-Skandal. Uns war aber klar, dass das Internet sich in eine Richtung entwickelt, in der Datenhoheit und Datensicherheit eine zunehmend wichtige Rolle spielt.

Erklären Sie uns die Idee eines sozialen Server-Betriebssystems.
Heute arbeitet fast jeder von uns mit einem Computer, auf diesen Rechnern laufen Betriebssysteme und diese sind für einzelne Menschen geschaffen. Heutzutage arbeiten wir aber ganz anders, wir sind immer mit einander verbunden und diese Verbundenheit hat so viele Vorteile, dass sie in Zukunft die Basis aller Zusammenarbeit bilden wird. So wird natürlich auch das Betriebssystem der Zukunft dies widerspiegeln.

Welche Werte sind in Ihrem Team besonders wichtig?
Ich habe Werte nach denen ich lebe, nach denen ich Entscheidungen treffe, Dinge wie Unabhängigkeit, der Wunsch zu überraschen, Schönheit. Unser Team besteht aus einem Mosaik von Werten, in denen ich mich aber auch wiederfinden kann. Eine Übung die uns als Team sehr vorangebracht hat ist die Mountains and Values Übung von culturesync. (Anmerkung der Redaktion: http://www.culturesync.net/toolbox/mountains-and-valleys/).

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Welche Gründe haben den Ausschlag für die Plattform deutsche-mikroinvest.de gegeben?
Nach der Analyse der verschiedenen Crowdfunding-Plattformen entschieden wir uns für die DMI. Sie hat ein sehr seriöses Konzept und arbeitet auch nicht mit wagen Unternehmensbewertungen. Ich war viele Jahre im Aufsichtsrat in einem Venture-Capital-Unternehmen und weiß wie schwierig die Bewertung von Unternehmen ist. Wir bieten unseren Investoren unabhängig vom jetzigen Unternehmenswert einfach eine Beteiligung an zukünftigen Wertsteigerungen an. Wie hoch auch immer sie sind. Ich habe aber ein sehr gutes Gefühl, dass unser Unternehmen mit seiner neuen Technologie recht wertvoll werden könnte.  

Wie stellen Sie neben dem Crowdfounding Ihre Finanzierung sicher und inwiefern spielen Subventionen dabei eine Rolle?
Ich bin gestern wie bereits erwähnt aus China zurückgekommen und kann Ihnen versichern, dass auch dort einen extrem hoher Bedarf an erneuerbarer Energie besteht. Ich habe unter anderem auch mit dem Forschungsminister Herrn Wan persönlich sprechen können und er war spontan sehr von unserer Idee angetan. Wir sind auch mit vier weiteren Ländern und einer deutschen Energiegenossenschaft zum Bau einer Großanlage im Gespräch. Wir gehen davon aus, schon innerhalb der näheren Zukunft einen Auftrag für eine Großanlage unterzeichnen zu können. Wir haben noch einige weitere Pfeile im Köcher, über die ich aber noch nicht sprechen möchte.

Der Markt für erneuerbare Energien ist hart umkämpft. Wie wollen Sie sich global etablieren?
Wenn er denn mal so hart umkämpft wäre, würden unsere Umweltprobleme sicherlich schneller zu bewältigen sein. Hart umkämpft ist eigentlich im Moment nur die Höhe der Subventionen für die verschiedenen Formen der erneuerbaren Energien, weil einfach noch keine Gerechtigkeit bei der Bewertung der Energieerzeugungskosten vorhanden ist. Wir nehmen natürlich gerne jegliche Form von Subventionen an, aber eigentlich sind wir davon unabhängig, da unsere Gestehungskosten jetzt schon wettbewerbsfähig sind.

Andere Länder, andere Kedit-Sitten

Wer sind Ihre Kunden?

Lendico hat ein Produkt für den Mainstream entwickelt. Die Nutzerstruktur ist daher vielfältig. Interessant ist vielleicht die Quote der von Frauen gestellten und finanzierten Kreditprojekte, die bei knapp 40 Prozent liegt, außerhalb Deutschlands sogar teils noch höher. Gerade Frauen haben es immer wieder schwer, einen Bankkredit zu bekommen.

Welche Rolle spielt der Internet-Inkubator Rocket Internet?

Lendico ist für Rocket Internet das Vorreiterprojekt im Finanzbereich. Aus Lendico ist zum Beispiel Zencap hervorgegangen. Der Support von Rocket fällt folglich weniger stark ins Gewicht als bei E-Commerce Startups zum Beispiel.

Sie sind auf Expansionskurs. Lässt sich das Geschäftsmodell so einfach skalieren? Gibt es nicht für jedes Land eigene Kreditrichtlinien und Gesetze?

Das ist absolut richtig. Wir müssen tatsächlich in jedem Land das Modell an die Gesetzgebung anpassen. Die Vertragsstrukturen mit den Kreditnehmern und Anlegern müssen angepasst werden – so auch das Backend. Für die Nutzer sind diese Änderungen kaum spürbar. In jedem Land hat Lendico einen strengen Prozess der Kreditprüfung. In jedem Land erfolgt die Zuordnung der Kreditnehmer in fünf Risikoklassen – A bis E. Damit können wir Standards setzen und somit der weltweit größte P2P-Anbieter werden.

Welches Land war bislang am schwierigsten zu knacken?

Deutschland. Die Anforderungen der Nutzer sind hier am höchsten. Das Vertrauen der deutschen Anleger zu gewinnen, war kein einfaches Unterfangen. Aber auch gute Kreditnehmer zu erreichen, ist nicht so einfach wie in zum Beispiel in Spanien. Hier profitiert Lendico von der Finanzkrise, weil sich die Banken noch immer mit der Kreditvergabe zurückhalten. Der Malus des schwierigen Heimatmarktes wird zum Bonus, wenn man auf die in Deutschland gemachten Erfahrungen bei der Internationalisierung zurückgreifen kann.

Worin führt die rasante Reise von Lendico?

Wir werden vorerst beim Onlinemodell bleiben, denn das ist das, was wir kennen und können. Aber perspektivisch will ich nicht ausschließen, dass wir auch Offlinekanäle besetzen. In regionaler Hinsicht werden wir sicher die Expansion in weitere Länder vorantreiben und so unsere Vision eines global integrierten Kreditmarktplatzes verwirklichen.

Was raten Sie anderen Gründern?

Spezifisch bei Financial Services ist die Professionalisierung und auch die Akzeptanz für neue Produkte auf Kundenseite in den USA oder UK einfach weiter als im deutschen Markt vorangeschritten. Wenn wir über Finanzprodukte sprechen, ist die deutsche Mentalität nicht wirklich innovationsfreudig. Der deutsche Sparer bringt sein Geld am liebsten noch zur Sparkasse auf das Sparbuch. Das Sparbuch und somit in gewisser Weise auch die Risikoaversion und Trägheit sind die größten Feinde der Finanz-Startups. Diese Gegner darf man nicht unterschätzen.

Das Interview führt Hans Luthardt

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